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Das Leben geht weiter

von

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Heilung

„Leonie, was machst du denn hier?“

„Matthias ist krank. Er ist schon seit einer Woche im Krankenhaus, aber die Ärzte wissen nicht, was ihm fehlt. … Bitte besuch ihn. Er will dich sehen.“

Ihr Herz sagte ihr, sie soll alles stehen und liegen lassen, zu ihm gehen, doch ihr Kopf hielt sie zurück.

„Was soll ich bei ihm? Er hat doch nur mit mir gespielt.“

„Lea, als ich von dem Plan der Jungs gehört habe, war ich total sauer auf sie. Doch ich habe gemerkt, dass es Matthias ernst mit dir meint. Weißt du noch, als wir im Freibad waren?“ Lea nickte. „Am Abend hat er mich angerufen und mir erzählt, dass er mehr für dich empfindet, dass dieser Plan hinfällig ist. Seine Zuneigung zu dir ist noch stärker geworden mit der Zeit. Er liebt dich! … Und du liebst ihn doch auch.“

Lea sah Leonie mit einem leeren Blick an und schwieg. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis sie „Ich komme mit“, sagte.

 

Leonie brachte Lea zu dem Krankenzimmer, in dem Matthias lag, ließ sie aber allein hineingehen. Die Jalousien waren zugezogen, nur das Notlicht war angeschaltet. Neben dem Bett standen mehrere Apparaturen, die blinkten und die Medikamentenzufuhr regulierten. Matthias lag in dem Bett und schlief. Lea trat zu ihm, er war ganz blass und abgemagert. Sie betrachtete ihn und Tränen traten in ihre Augen. Matthias war immer voller Lebensfreude. Und jetzt? Sie nahm seine Hand in ihre, drückte sie sanft und streichelte darüber.

„Matthias…“

Leise zog sie sich einen Stuhl an das Bett und setzte sich. Eine Stunde verging, eine weitere ebenfalls. Am Abend betrat eine Schwester das Zimmer. Sie kontrollierte die Einstellungen und nahm das Tablett mit dem Abendessen mit, es war nichts angerührt worden.

„Die Besuchszeit ist bereits vorbei, ich muss Sie bitten zu gehen.“

„Bitte. Kann ich nicht hierbleiben?“

Lea sah sie mit ihren tränenverschwommenen Augen an und die Schwester hatte Mitleid mit ihr.

„Na gut, ausnahmsweise.“

„Danke.“

Als sie zwei Stunden später erneut nach dem Patienten sah, saß Lea noch in der gleichen Position. Sie hielt seine Hand und betrachtete ihn. Beim nächsten Kontrollgang lag sie jedoch mit dem Oberkörper auf dem Bett und schlief, sie hielt noch immer seine Hand. Die Schwester holte eine Decke aus dem Schrank und legte sie um Lea.

 

 

„Guten Morgen, Matthias!“, begrüßte die Schwester ihn am nächsten Morgen.

Sie trug das Tablett mit dem Frühstück.

„Du siehst heute…“ Er legte den Zeigefinger auf die Lippen und sie ging in den Flüsterton über. „… ja schon viel besser aus.“

„Weil Lea bei mir ist“, sagte er mit einem Lächeln. Das erste, das die Schwester überhaupt auf seinen Lippen sah.

„Sie ist gestern Nachmittag hergekommen und hat bis spät in die Nacht hier gesessen, deine Hand hält sie ja immer noch.“

Die Krankenschwester stellte das Tablett auf den kleinen Tisch, den man sich auch über das Bett ziehen konnte, doch Matthias trank nur etwas von dem Tee. Sanft streichelte er über Leas weiches, braunes Haar, es fühlte sich genauso an wie immer.

„Meine Süße...“

Als die Krankenschwester die Tür hinter sich schloss, begann Lea sich zu regen. Sie öffnete langsam die Augen und musste sich erst einen Moment orientieren, bevor sie wusste, wo sie war.

„Matze, du bist wach!“, ruckartig richtete sie sich auf.

„Ja, und ich bin sehr froh, dass du hier bist.“

Er zog sie an sich und drückte sie. Sanft hauchte er ihr einen Kuss auf die Stirn.

Im selben Moment öffnete sich die Zimmertür und eine Schar Ärzte betrat den Raum. „Guten Morgen, Matthias!“

„Guten Morgen, Doktor.“

„Okay, ich geh mich kurz frisch machen und mir einen Kaffee holen. Bis gleich“, sagte Lea und verließ den Raum, damit die Visite durchgeführt werden konnte.

 

„Es tut mir alles so schrecklich leid. Ich weiß selbst nicht, wie ich so dumm sein konnte. … Ja, es hat als böses Spiel angefangen, aber als ich dich kennenlernte, da verliebte ich mich in dich - von Minute zu Minute mehr. Ich konnte es dir nicht erzählen, ich hatte Angst, du verlässt mich, wenn du es erfährst und ganz unberechtigt war diese Annahme ja nicht.“ Er hielt kurz inne. „Max konnte ich es aber auch nicht erzählen, er ist wie ein Bruder für mich und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Wenn wir zusammen gezogen wären, hätte er schon mitbekommen, dass es mir ernst ist. … Und so kam eins zum anderen.“

Er seufzte, doch Lea, die sich an ihn gekuschelt hatte, streichelte sanft seine Wange.

„Solange du wieder gesund wirst, ist alles vergessen und vergeben. Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Es tut mir leid, dass ich deine und Max‘ Anrufe ignoriert habe, ich wäre doch sonst schon viel früher hier gewesen.“  

 

 

„Deine Werte haben sich wieder normalisiert. Ich habe wirklich keine Ahnung, was die Ursache für deinen Zusammenbruch in der letzten Woche war“, sagte der Arzt. „Wir haben ja alle möglichen Tests gemacht, aber nichts gefunden.“

„Kann man denn auch an einem gebrochenen Herzen erkranken?“

„Es gibt verschiedenste Herzerkrankungen, aber ich kenne keinen Fall, bei dem die Werte aus Liebeskummer heraus so schlecht waren. Jedoch sagte die Schwester, dass es dir wieder besser geht, seit dieses Mädchen dich besuchen kommt.“

„Anscheinend bin ich der erste Liebeskummerpatient mit so starken Symptomen“, witzelte Matthias. „Wissen Sie, meine Mutter verstarb nach dem Tod meines Vaters sehr schnell. Sie wollte nicht ohne ihn leben. Vielleicht ist es mir genauso ergangen. Der Gedanke, Lea nie wieder zu sehen oder im Arm halten zu können, ließ mich verzweifeln und mein Körper hat es gezeigt.“

„Interessante Theorie. Wir werden dich noch zwei Nächte hierbehalten, um zu sehen, ob du wirklich wieder okay bist, dann kannst du nach Hause.“

„Danke.“

 

 

„Der Junge aus der 403 hat eine interessante Theorie über seine Krankheit.“

Lea war auf dem Weg zu Matthias am Schwesternzimmer vorbeigekommen, doch als sie Matthias‘ Zimmernummer hörte, blieb sie stehen.

„Er meinte, es war ihm durch seinen Liebeskummer so schlecht gegangen. Wenn er nicht bei ihr sein konnte, so wollte er gar nicht mehr sein. Bei seinen Eltern war es wohl ähnlich“, berichtete die Schwester. „Seit dieses Mädchen ihn besuchen kommt, bessert sich sein Zustand von Stunde zu Stunde.“

Ein Lächeln schlich sich auf Leas Gesicht und sie setzte ihren Weg fort. Seine Eltern symbolisieren für ihn die wahre Liebe. Wenn er sich seine Krankheit so erklärt, dann liebt er mich wirklich. Mit schnellen Schritten erreichte sie das Krankenzimmer. Matthias stand gerade am Fenster und öffnete es, als sie eintrat.

„Hey…“

Doch bevor er weitersprechen konnte, umarmte Lea ihn stürmisch und hielt ihn ganz fest.

„Ich liebe dich!“

„Ich liebe dich auch, mein Schatz“, sagte Matthias und schlang seine Arme um sie.

 

 

„Kann mir bitte jemand die Kiste abnehmen? Sie rutscht mir gleich weg“, rief Lea und Matthias nahm sie ihr ab. „Danke.“

„Wo soll sie denn hin?“

„Ins Schlafzimmer.“

Er durchquerte den kleinen Flur und trat in den Raum, der als Schlafzimmer dienen sollte. Unter dem Fenster standen bereits drei Umzugskartons.

„Wir sollten langsam anfangen, das Bett aufzubauen“, meinte Matthias und umarmte Lea, die ihm gefolgt war. „Sonst müssen wir heute Nacht auf dem Fußboden schlafen und das muss ja nicht sein.“

„Solange du bei mir bist, ist mir egal, wo ich schlafen muss.“

Sie lächelte und er zog sie noch näher an sich heran, um sie zu küssen.

„Hey! Ihr knutscht hier rum und wir müssen uns mit euren Kisten abschleppen, oder wie?“

Max war mit einer weiteren Umzugskiste in den Raum getreten.

„Sind schon fertig“, erwiderte Matthias und grinste.

Die Drei liefen die Stufen hinunter, um die letzten Kisten aus dem Transporter zu holen. Anne und Leonie kamen ihnen bereits entgegen. Als alle Kartons in der Wohnung waren, begannen Max, Matthias, Leonie und Anne die Möbel aufzubauen, während Lea in der Küche bereits die Schränke einräumte und Pizza für das Abendessen bestellte.

Etwa zwei Stunden später sah es fast wohnlich aus. Die Schränke waren aufgebaut, auch das Bett und die Schreibtische.

„Es ist echt toll, dass ihr uns geholfen habt. Danke!“

Matthias hob sein Glas und sie stießen auf den erfolgreichen Umzug an.

 

Als ihre Freunde gegangen waren, ließen sich die beiden erschöpft auf das Bett fallen.   

„Ich bin nie bei Max ausgezogen, weil ich Angst hatte, dann alleine zu sein. Sie waren, sie sind wie meine Familie und ich wollte mich nicht einsam fühlen.“

„So habe ich mich auch gefühlt. Ich habe gedacht, wenn ich bei Anne wohne, wird diese Leere verschwinden, aber es war nicht so. Ich habe mich nur noch elender gefühlt, als ich die Lebensfreude sah und habe mich mehr und mehr zurückgezogen… bis ich dich traf.“

„Aber jetzt werden wir beide nie wieder einsam sein, denn wir haben uns.“

Matthias lächelte und streichelte sanft ihr Gesicht, an seiner rechten Hand steckte ein einfacher, silberner Ring, genau wie an Leas Hand.

„Nun fängt unser gemeinsames Leben erst an.“

Er zog ihren Körper an den seinen, als wäre sie ganz leicht, und küsste sie. Sie genoss seine Küsse, erwiderte sie in der gleichen Leidenschaft, spürte seine Hände auf ihrem Körper und gab sich ihm voll und ganz hin.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe Leser!

Hiermit haben wir das letzte Kapitel erreicht. Ich hoffe, euch hat die Geschichte gefallen und ihr hattet Freude beim Lesen. Falls das der Fall war oder ihr den einen oder anderen Kritikpunkt habt, schreibt doch einfach einen Kommentar. :-)

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