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Kleiner Rotauge ganz Groß

Eine kleine Drachengeschichte
von

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nächtliche Überraschung

Joey schreckte aus seinem Schlaf hoch und rieb sich die Augen, bis das Bild vor ihm etwas weniger verschwommen erschien. Müde schaute er sich in seinem Zimmer um und suchte nach dem Grund, der ihn aufgeweckt hatte. Bis auf das Gewitter, das draußen vor dem Fenstern tobte, konnte er nichts Ungewöhnliches feststellen, aber eigentlich wachte er wegen so etwas auch nicht auf, denn gerade bei diesem ungemütlichen Wetter, wurde es doch erst so richtig schön kuschelig im eigenen Bett und noch drei Mal behaglicher wenn man sich in die warme Decke einrollen konnte. Also drehte er sich wieder auf seine Schlafseite und wollte einfach weiter schlafen, was ein minimaler Luftzug verhinderte, der über seine Wangen strich. Er war sich sicher, dass er irgendetwas gespürt hatte, das durch sein Zimmer gehuscht war.

Er stutzte und der Gedanke ans Einschlafen war vorläufig vergessen. Aber da er weder erneut etwas spürte, noch eine Bewegung wahrnahm oder hörte, gab er es schnell auf weiter zu lauschen und zog sich die Decke über die Ohren.

„Nein da war nichts“, murmelte er in Gedanken, er musste sich lediglich getäuscht haben.

Mürrisch zog er die Decke ein wenig enger um sich und versuchte wieder einzuschlafen. Es war auch fast geglückt, als er beim nächsten Donnergrollen wieder einen Lufthauch spürte der über sein Gesicht hinweg glitt. Er war sich sicher, da musste sich doch etwas in seinem Zimmer befinden. Noch etwas grummeliger über die erneute Störung und weil es definitiv noch viel zu früh zum Aufstehen war, setzte er sich leise auf und versuchte im Düsteren etwas zu erkennen. Da Blitzte es erneut und als das Donnergrollen die Umgebung erschütterte, spürte er es wieder. Diesen Lufthauch. Tatsächlich, es war demnach keine Einbildung.

Die Müdigkeit war vergessen, langsam schob er einen Fuß aus dem Bett und setzte sich auf der Bettkante auf die Lauer, bereit beim nächsten Donnerschlag dieses Etwas aufzuspüren, oder besser noch, es gleich einzufangen und vor die Tür zu setzten, damit er in Ruhe schlafen konnte. Er musste nicht lange warten, bis sich der nächste Donner mit einem hellen Blitz ankündigte, der für kurze Zeit das Zimmer erhellte. Aber diesmal bewegte sich nichts in seiner Umgebung. Auch nicht bei den nächsten Blitzten die das Dunkel der Nacht zerrissen, so wartete er vergeblich, dass sich etwas tat.

Joey schalt sich einen Narren, das er so lange im Finstern verharrt hatte und schaltete das Licht auf seinem Nachttisch an, wohl weißlich, wenn da etwas in seinem Zimmer gewesen wäre, das er es dann damit endgültig verscheuchen würde. Ganz wie erwartet, konnte er nichts ungewöhnliches Finden. Weder war alles plötzlich aufgeräumt, dass er von ein paar Heinzelmännchen geweckt wurde, die sich zufällig zu ihm verirrt hatten und freundlicher Weise noch seine Hausaufgaben mit erledigt hatten, noch konnte er etwas anderes Ungewöhnliches entdecken, was in seinem Zimmer herum wuselte. So schob er seine Beine wieder unter die flauschige Decke, knipste das Licht aus und rollte sich seufzend ein.

„Au... ahh, verdammt!“, er zuckte zusammen und fuhr in die Höhe, irgendetwas hatte ihn in die Fußzehe gebissen.

Seine Hand schnellte zum Lichtschalter, gleichzeitig zog er die Beine an und in der fließenden Bewegung schlug er die Decke auf. Sofort flüchtete sich ein schwarzer, aufgeschreckter Schatten in seine Arme und klammerte sich an seiner Brust fest. Joey war zwar überrascht und keuchte, aber das kleine, zitternde Wesen kam ihm auf eine spezielle Weise so vertraut vor, dass er nicht mal in Erwägung zog es abzuwehren. Er wunderte sich nicht einmal darüber und legte stattdessen schützend seinen Arm um es, damit es sich geborgen fühlte und machte sich dann weiter auf die Suche nach diesem Etwas, das ihm in die Zehe geknappt hatte. Er war sich sicher, dass dieses Ding es war, dass wohl auch den Kleinen in seinen Armen verschreckt haben musste.

„Moment, hier stimmt doch etwas nicht“, überlegte er noch ganz überrumpelt und senkte langsam seinen Blick nach unten.

Joey war sprachlos als er erkannte, was – oder eher wen er da in Armen hielt. Verwundert blinzelte er, aber der kleine, schwarze Rotaugendrache war nicht verschwunden, stattdessen zupfte er ungeduldig an Joeys Oberteil und wies in die Richtung, wo er sich eben noch unter der Decke versteckt hatte.

„Menschen...“, beschwerte er sich kopfschüttelnd über die unnötige Verzögerung der Jagd. „Auf los, nicht schlafen“, fauchte er aufgeregt und ungeduldig, „schau endlich nach wo das Monster steckt, das uns angegriffen hat und vor dem ich dich heldenhaft verteidigt habe.“

Jetzt schaute Joey noch ungläubiger und so überrumpelt wie er gerade war, beugte er sich tatsächlich vor und hob die Decke vorsichtig an, um nachzusehen, ob sich hier doch noch etwas in seinem Zimmer versteckt hielt, dabei lag sein Arm wie selbstverständlich, schützend um den kleinen Drachen.

Joey hielt bei der Suche inne. „Wie, du hast dich verteidigt?“, forschte er nach.

Mit Stolz gerecktem Köpfchen prahlte der Kleine: „Ich hab diesen fiesen, hinterhältigen Angreifer todesmutig gebissen und in die Flucht geschlagen. Da hat es den Schwanz eingezogen und ist drachenfurchtbarschnell, ganz schnell abgezischt. Jetzt musst du es nur noch aufspüren und dann kann ich es für dich erledigen.“

Allmählich sickerte bei dem Blonden die Erkenntnis durch, was der Drache angefallen haben musste. Überlegend zog er die Augenbrauen zusammen und schielte zu seiner pochenden Fußzehe, die kleinen roten Male darauf könnten wirklich Zahnabdrücke von dem Babydrachen sein. Er Grinste und zog die Decke gänzlich vom Bett.

„Sah der Eindringling in etwa so aus?“, dabei wies er nach unten und wackelte mit den Zehen.

Sofort wollte sich der kleine Schwarze mit gespreizten Krallen voraus und drohend aufgestellten Flügeln auf Joeys Fuß stürzen. Der Blonde konnte ihn gerade noch so fangen und zurück halten, was dem unfügsamen Bündel natürlich ganz und gar nicht in den Kram passte und es nun wild in seinen Armen strampelte und aufgeregt mit dem Schwanz schlug.

„Du hast es gefunden, du hast es gefunden“, grollte es übermütig, „lass mich los, ich muss dem Monster zeigen, dass sich keiner mit uns anlegen sollte.“

Wieder versuchte er sich tollkühn loszureißen und sich auf das Monster zu stürzen. Joey begann zu lachen, bei dem Übermut, den der Kleine hatte. Der drehte ungläubig seinen Kopf zu Joey und begann zu schmollen, niemand sollte sich so etwas bei einem stolzen, schwarzen Rotaugendrachen wagen.

„Frechheit!“ Schnaubend ließ er sich auf Joeys Beine plumpsen, verschränkte die kurzen Ärmchen vor dem Brustpanzer und sah demonstrativ in eine andere Richtung. „Ich setz hier meine schönen, unversehrten Schuppen aufs Spiel, um dich zu Beschützten und du lachst mich einfach aus?“

„Nicht beleidigt sein.“ Joey streichelte ihm über den Kopf. „Ich kenne das Monster ziemlich gut und man braucht gewiss keine Angst davor zu haben.“

Misstrauisch öffnete der Drache ein Auge und schielte von dem Monster das sich gerade Tod gestellt hatte, da es ängstlich und regungslos vor ihm auf dem Bett lag zu Joey und wieder zurück.

„Wirklich?“, fragte er lauernd.

Genauso langsam und in einem ähnlichen Tonfall widerholte er: „Wirklich!“

Irgendwie war das ja schon niedlich und brachte Joey erneut zum schmunzeln, was er sich versuchte zu verkneifen um das Rotaugenbaby nicht zu verärgern.

„Pff, beweis es“, schnaubte der Kleine, der sich wohl sehr in seiner Drachenehre angekratzt fühlte.

„Wirklich, dieser Fuß gehört ganz sicher zu mir?“

„Fuss?...“, murmelte er verstohlen.

Die Haltung des Schwarzen änderte sich minimal und er zog unmerklich den Kopf ein Stück tiefer, zwischen seine Schulterschuppen. Ganz langsam betrachtete er das Monster noch einmal und schaute dann, ob das wirklich mit Joey verbunden war.

Tatsächlich.

Jetzt doch ziemlich kleinlaut geworden, drehte er sich wieder zu Joey und tappte vom einen aufs andere Bein. „Das hab ich natürlich gewusst, ich wollte nur sehen, ob du es auch merkst... Wirklich.“

„War das jetzt eine Entschuldigung dafür, dass du mich gebissen hast“, Joey konnte sich das Grinsen nicht mehr verkneifen.

„Ey, man lacht keine großen, mächtigen, schwarzen Rotaugendrachen aus“, beschwerte sich das kleine Möchtegern Ungeheuer.

„Tschuldigung“, Joey versuchte sich wirklich zusammen zu reißen, aber ganz bekam er das nicht hin und so wie sich die Handvoll Drachen auf seinem Schoß versuchte aufzuplustern, sah es einfach nur zu witzig aus und er musste dann doch lachen.

„Ich beweis es dir...“, grummelte der Schwarze und tappte ungeduldig mit dem Fuß auf und ab, bis sich der Blonde endlich wieder beherrschen konnte und ihm seine volle und vor allem ernste Aufmerksamkeit schenkte.



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