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Kleiner Rotauge ganz Groß

Eine kleine Drachengeschichte
von

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waghalsiger Sturzflug

...

„Ich beweis es dir...“, grummelte der Schwarze und tappte ungeduldig mit dem Fuß auf und ab, bis sich der Blonde endlich wieder beherrschen konnte und ihm seine volle und vor allem ernste Aufmerksamkeit schenkte.

...

 

Um Joeys Bett herum begannen kleine Lichter aufzusteigen und in der Luft herum zu wirbeln. Bis ein strudelnder Tanz begann, der immer schneller und schneller wurde. Schon bald konnte Joey nichts mehr von seinem Zimmer erkennen. Nur die flackernden Lichter um sich herum sah er noch und es wurde ihm schier schwindelig, bei dem farbenprächtigen, leuchtenden Reigen. Er staunte und versuchte die Lichter zu greifen, diese glitten jedoch einfach durch seine Hände hindurch und schienen zu kichern und unbekümmert weiter zu tanzen. Sie Kreisten und schwirrten so schnell, das ein hohes Pfeifen ertönte von der Geschwindigkeit die sie bekamen und Joey musste sich die Hände auf die Ohren pressen, das seine Trommelfelle keinen Schaden nahmen von dem hohen Ton, der dadurch entstand. Er kniff die Augen zusammen und fühlte einen immensen Druck auf seinem Kopf, der ebenso plötzlich wieder verschwand, wie er gekommen war, als der Schwarze ein lautes, röhrendes Gebrüll ausstieß. Joey öffnete vorsichtig die Augen und sah noch, wie die kleinen Flämmchen auseinander stoben und er hatte das Gefühl zu fallen.

Er wollte schreien, doch die Geschwindigkeit mit der er stürzte schnürte ihm die Kehle zu und der Schrei blieb ihm im Halse stecken. Er klammerte sich an etwas Festes, Warmes, das sich unter ihn schob. Das leichte Gurren verursachte Vibrationen auf der Oberfläche, an die er sich krallte. Die sanften Schwingungen übertrugen sich und erzeugten eine angenehme Ruhe die sich auch auf seinen Körper positiv auswirkte, es löste den Klos in seinem Hals und er erhielt seine Stimme zurück.  Auch hatte er den Mut und öffnete vorsichtig die Augen, die er sogleich wegen dem schneidenden Wind wieder zusammenkneifen musste. So betrachtete er aus den kleinen Schlitzen unterhalb seiner Lider die Umgebung. Alles war lila hier. Über ihm lila, unter ihm ein dunkleres violett und von links und rechts wurde die blaurote Farbe immer heller. Das einzige was nicht diesen Violetten Ton hatte, war der Schwarze unter ihm, er auf einmal riesig groß war. So Groß das er auf ihm reiten konnte.

„Wie hast du das gemacht?“, fragte er erstaunt, „du bist ja auf einen Schlag ein richtiger Drache.“

Das Gurren des Drachen wandelte sich zu einem kehligen Lachen, was Joey ganzschön durchschüttelte, und er langsam realisierte, dass er auf dessen Schultern saß und durch die Lüfte segelte.

„War ich den zuvor nur ein halber Drache?“ Ein riesiger Kopf drehte sich zu ihm.

Joey hob abwehrend die Hände. „Nein, nein“, meinte er schnell. „Ich war nur erstaunt.“

Wieder musste der Drache lachen.

„Dann ist ja gut. Willkommen im Reich der Schatten“, begrüßte ihn das Rotauge schließlich.

„Ähm... okay?!“, Joey schaute recht ungläubig aus der Wäsche, was den Drachen erneut zum glucksen brachte.

„Kannst es mir ruhig glauben, dass du hier bist“, grinste er und setzte noch ein langgezogenes, „Wirklich“, hintendran, was diesmal aber sehr viel erwachsener klang, als das von dem Babydrachen zuvor.

Bei der Erinnerung an die kleinere Version des Drachen, musste Joey auch etwas grinsen.

 

Der Drache hatte nun eine für ihn scheinbar angenehme Flughöhe erreicht und schien auf den Aufwinden zu Segeln.

„Das ist schon angenehmer, als der vorige Sturzflug, wenn es den ein Sturzflug war“, überlegte Joey und langsam entkrampften sich seine Arme und Beine, mit denen er sich mehr unbewusst und panisch an seinen Rotauge geklammert hatte, und er saß jetzt locker auf dessen Rücken ohne sich festhalten zu müssen.

Die Beiden schwiegen eine ganze Weile, der Drache wollte Joey etwas Zeit lassen, die ganzen Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Er hatte schon lange keinen Menschen mehr mit in ihre Dimension bringen können, niemand hatte seit langem fest genug an seine Karten geglaubt. So konnte sich der Duellant mit der er in der anderen Welt verbunden war an die Umgebung gewöhnen und seine Gedanken sammeln.

Joey schaute sich wie erwartet auch mit großen Augen um und sog die Eindrücke in sich auf. Langsam begann er unter sich einen Landstriche zu erkennen, sie mussten wohl über ein Meer geflogen sein, oder zumindest über einen ziemlich großen See und folgten jetzt der Küstenlinie, die sich deutlich von dem dunklen Türkis abhob. Hohe, felsige Klippen ragten aus dem Wasser und zerklüftete Felsen mit Höhlen und Eingängen konnte er ausmachen.

„Faszinierend“, schwärmte Joey und seine Augen wiederstrahlten den lila Glanz des Himmels.

Das Rotauge lächelte, aber ließ ihm noch weiter Zeit. Erfahrungsgemäß, würden seinem Besucher bald schon eine Menge Fragen in den Sinn kommen, bei Joey hatte er da auch schon eine Vermutung, was er ihn als erstes Fragen würde. Er war gespannt, wie gut er ihn einschätzen konnte.

Joey fasste immer mehr Vertrauen zu der neuen Situation. Er hatte sich schnell an den stetigen Wind gewöhnt, der ihm um die Nase wehte und schon bald erhob er seine Arme. Öffnete die Handflächen, spreizte die Finger und fühlte sich noch freier, als wenn er selbst fliegen würde. In seinem Magen begann es zu kribbeln, als er sich so weit in den Wind reckte, wie er sich mit den Oberschenkeln noch sicher an den Drachenkörper pressen konnte um nicht zu fallen.

„Wuhuuuuu... ich fliege.“

Das Rotauge schmunzelte. Joey war eben ein Chaot wie er im Buche stand und nicht zu berechnen, aber eigentlich war es ja auch egal, ob er jetzt mögliche Fragen beantwortete über die er sich wunderte oder ob sie zuvor noch eine Menge Spaß hatten, oder nicht?! Zumindest war ihm gerade die zweite Option lieber.

„Lust auf ein paar Kunststücke?“, fragte er herausfordernd.

„Klar“, rief Joey begeistert.

„Gut, dann halt dich fest!“

Noch bevor Joey reagieren konnte, schlug der Drache kräftig mit den Schwingen und Joey klammerte sich erschrocken von dem rasanten Aufstieg an ihm fest. Die Schrecksekunde hielt natürlich nicht lange an, da Joey noch immer die Vertrautheit zwischen ihnen spürte und es für ihn so war, als wenn sie sich schon ewig kennen und er sicher war, das sein Rotauge es nicht zulassen würde, das er sich verletzen würde. So siegte schließlich die Abenteuerlust und er genoss die Freiheit, den unbegrenzten Raum, den Wind in den Haaren und das Gefühl, das es hier oben keine Grenzen gab.

„Yeeeaahh...“, er streckte die Arme wieder aus, stemmte sich auf den ausgestreckten Armen des Drachen nach oben und es war so, als wenn er wirklich selbst fliegen würde. „Schneller!“ Sein Herz schlug Saltos, die Kälte hier oben spürte er nicht, nur die absolute Freiheit.

Das Rotauge schmunzelte, den Wunsch könnte es Joey leicht erfüllen. „Halt dich fest“, riet er ihm. Schlug ein letztes Mal kraftvoll mit den Schwingen und schmiegte sie dann eng an seinen Körper. Er streckte die Hinterläufe gerade nach hinten und spannte jeden Muskel seines Körpers an.

Joey jauchzte vor Begeisterung, als der Drache in den Sturzflug glitt. Hier über den dichten Wolken konnte er den Boden nicht sehen, nicht abschätzen, wie schnell sie waren und das Gefühl schwerelos zu sein war vollkommen.

„Mehr, mehr“, rief er gegen den Wind an und seine Haare flatterten wild.

Die Freude und jugendliche Begeisterung sprang auf den Schwarzen über und er klappte ein klein wenig seine Schwinge auf. Und die beiden durchpflügten übermütig die Wolken im Spiralflug und wirbelten die Wattebausche durcheinander. Joey lachte hell und klar.

„Das ist das beste was ich je erlebt habe“, ließ er den Drachen wissen, als er erneut gegen Himmel strebte, und das Tempo des rasanten Falls für den Aufstieg nutzte.

Joey quickte vor Enthusiasmus als sie sich im nächsten Sturzflug befanden.

„Na dir macht das wohl wirklich Spaß?“, erkundigte sich der Drache nach dem was doch so offensichtlich war.

Joey nickte und rief gleich darauf ein lautes: „JA! Das ist genial.“

Aus lauter Dankbarkeit für das einzigartige Erlebnis, schmiegte er sich eng an den Hals des Schwarzen und legte seine Wange an die warmen Schuppen.

„Hast du keine Angst?“

„Nein, absolut nicht“, und das war ehrlich gemeint, Joey fürchtete momentan gar nichts mehr. „Das ist besser als die größte Achterbahn im Kaibaland.“

Kurz stutzte der Drache, hakte es dann aber doch als Kompliment ab. „Willst du noch mehr?“

„Geht das denn?“, fragte Joey mit erwartungsvollem Unglauben, da er keine Idee hatte, wie man das noch toppen konnte.

„Klaro!“, der Rotaugendrache klang verschmitzt und setzte zum nächsten Sturzflug an. „Vertraust du mir.“

Der Blonde legte den Kopf schief, da er mit der Frage nichts anfangen konnte. „Natürlich“, rief er aber dann doch, ohne weiter darüber nachzudenken.

„Gut, dann Spring von meinem Rücken ab, spann alle Muskeln an und halt die Arme weit auseinander, wenn ich dir ein Zeichen gebe.“

Joey zögerte kurz, aber er hatte ja gesagt, er vertraute seinem Rotauge. – Also, was sollte schon passieren? Er zog die Beine an, um auf dem Schulterpanzer zu knien und machte sich bereit.

Der Drache legte die Flügel an und im beginnenden Sturz rief er Joey zu: „Jetzt.“

Der Blonde folgte unvermittelt und sprang sogleich ab.

„Streck dich, spann deinen Körper an“, erinnerte ihn der Drache, der gleich gesehen hatte, das Joey seine Tipps vergessen hatte.

Sofort gehorchte der Junge und beide stürzten der Erde entgegen. Der Schwarze drehte sich halb um die eigene Achse, sodass sie sich ansehen konnten. Er legte gemütlich die kurzen Ärmchen hinter den Kopf, so als ob er auf dem Wasser treiben würde und sah Joey belustigt an, der noch etwas damit kämpfte stabil in der Luft zu bleiben und nicht zu trudeln.

Grinsend, weil jedes Drachenbaby den Sturzflug schon instinktiv beherrschen konnte, korrigierte er Joeys unbeholfene Haltung und siehe da, der Blonde jagte mit ihm sicher durch die Lüfte. Kurz nachdem sie die Wolken durchbrochen hatten, schob er sich vorsichtig unter ihn, das Joey den Flügel zu packen bekam und wieder auf den sicheren Rücken klettern konnte.

„Wow, das war sooo genial, können wir das noch mal machen?“, er konnte es nicht in Worte fassen, wie unglaublich dies Erlebnis war.

„Nichts leichter als das.“

Die Freude war durchaus ansteckend und so befanden sich die zwei kurzdarauf wieder im Sturzflug und Joey hatte es jetzt auch allein geschafft nicht zu trudeln, nachdem er wieder abgesprungen war.

„Pass mal auf“, warte ihn der schwarze vor und gab Joey einen leichten Schubs, während er selbst seine Flügel leicht öffnete. Nun wirbelten beide wie bei einem Kinderreigentanz um ihre gemeinsame Achse und lachten sich gegenseitig an.

Sie durchbrachen die Wolkengrenze und Joey konnte unter ihnen das Meer erkennen. Der Anblick war überwältigend. Leider schaute er zulange auf das Wasser und seine Augen fixierten sich auf einen festen Punkt, das ihm die eigene Drehbewegung zu viel wurde und es ihm schwindelig wurde. Er konnte den Blick nicht vom Wasser abwenden, da sich alles um ihn herum so schnell drehte und der Boden so unglaublich schnell näher kam.

Er vergaß alles was ihm der Drache gezeigt hatte und wurde panisch, dadurch vernachlässigte er die Spannung in seinen Gliedern und er begann unkontrolliert zu schlingern. Woraufhin er noch mehr Angst bekam und schlug unkoordiniert mit den Armen und ruderte mit den Beinen, was seine Situation leider noch verschlimmerte und er sich drehte und Saltos schlug. Er verlor die vormals stabile Flugbahn und wirbelte unbestimmt herum. So konnte ihn der Schwarze unmöglich fangen, ohne dass sich der Junge verletzen würde. Was er ihm als gut gemeinten Rat zurief, hörte Joey nicht, da er immer mehr zappelte. Die Wasseroberfläche kam immer näher und wenn der Schwarze nicht bald handeln konnte, würde sich Joey so oder so schlimm verletzten.

Er musste dessen Aufmerksamkeit bekommen, so sammelte er heißen Atem in seinen Nüstern und spie einen mäßig großen Feuerball, einige Yard unter Joey. Die plötzliche Hitze erschreckte Joey, als er mitten durch das Feuer fiel und so war seine Aufmerksamkeit kurz von dem Fall abgelenkt.

Genau diesen Augenblick passte der Drache ab.

„Mach dich lang“, befahl er streng, „sonst kann ich dich nicht fangen.“

Einen Moment brauchte es bis Joey verstand und er sah, wie nah er dem Wasser schon gekommen war, das würde weh tun. Er spannte seinen Körper an, kniff die Augen zusammen und verkrampfte sich. Aber dadurch wurde wenigst sein Sturz wieder stabiler. Im letzten Moment gelang es dem Rotauge das er unter Joey tauchen konnte und mit seinem Bauchschuppen schlitterte er über das Wasser, das einer Fontäne gleich links und rechts in die Luft wirbelte, bevor er sich wieder sanft in die Lüfte erhob.

Joey hatte sich fest an ihn geklammert und immer noch die Augen geschlossen. Der Schwarze ärgerte sich über seinen Leichtsinn, zu dem er sich hatte anstecken lassen. Es war wohl doch etwas zu viel, was er dem Jungen beim ersten Freiflug seines Lebens zugemutet hatte. Gemäßigter segelte er weiter und wartete bis Joey sich beruhigt hatte.

„Bitte erwürg mich nicht“, versuchte er einen vorsichtigen Scherz.

„Tschuldigung, wollte ich nicht.“

Doch daran, wie schnell Joey seinen Griff um dessen Hals löste und wie verschreckt zurück wisch erkannte der Drache, das ihm der Schreck noch gehörig in den Gliedern saß.

„Hey, war nicht so gemeint, gegen meine starken Schuppen hättest du eh keine Chance.“

Erleichtert sank Joey wieder an den sicheren Leib des Drachen und schmiegte sich eng an ihn.

„War ein bisschen viel oder?“, erkundigte er sich leise. „Aber sonst ist noch alles dran an dir?“

„Ja, ist alles okay... Tut mir leid das ich deine Anweisungen vergessen habe“, meinte Joey, da er sich auch seines eigenen Fehlers bewusst war.

Der Schwarze schwieg, wie er mit einem schlechten Gewissen des Jungen umgehen sollte, wusste er gerade nicht. Er flog zurück zur Küste und landete behutsam auf einem Felsvorsprung, hinter dem eine kleine Höhle im Fels eingebettet lag. Über seinen Flügel ließ er Joey zur Erde gleiten und suchte dann etwas Reisig und Hölzer zusammen.

„Komm, setz dich und entspann ein wenig.“

Joey gehorchte und ließ sich an dem Feuer nieder, dass sein Rotauge mit den gesammelten Zweigen entzündet hatte. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Kleidung ganz feucht war, da tat das Lager feuer gut und er wärmte seine klammen Finger an der Flamme. Joey kam zur Ruhe und da meldete sich auch schon sein Magen, was ihn peinlich berührt ob des Grummelns sein Gesicht verziehen ließ.

„Hunger?“, lachte der Drache, der es mit den geschärften Sinnen natürlich laut und deutlich vernommen hatte. Erleichtert atmete er auf. Joey war doch härter im nehmen, als man dachte und Hunger war immer ein gutes Zeichen. „Warte einen Augenblick.“

Sofort war er über die Klippe gesprungen und verschwunden.

Joey starrte ihm mit offenem Mund hinterher, klappte ihn wieder zu und rutschte etwas dichter ans Lagerfeuer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2014-09-22T18:44:57+00:00 22.09.2014 20:44
Niedliche ff muss ich sagen
Antwort von:  Yami-XINI
22.09.2014 21:15
vielen Dank. freut mich, das es dir gefällt :D


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