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Getäuscht

Nichts ist, wie es scheint
von

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Zwiespalt

Sasuke schrie panisch auf, als Beniko das Kunai nach ihm warf.
 

Überrascht wandte sich Kakashi um und brauchte eine halbe grausame Sekunde, um zu begreifen, dass das Kunai den Unterleib des Jungen durchbohren würde. Sofort streckte er seinen Arm nach dem Kind aus und war froh, den Saum des Shirts zu fassen. Verzweifelt zerrte er das Kind an sich, aus der Wurflinie.

Das Messer bohrt sich in eine Bodenfliese vor Sasuke.
 

Zitternd und verstört klammerte sich das Kind an seinen Retter, der selbst kaum glauben konnte, was gerade passiert war. Dann erst nahm er Beniko wahr, die leichenblass in der Tür stand und ihr Mündel anstarrte. Sie ließ kraftlos ihre Hand sinken und lief zu den Beiden. Fest drückte Kakashi Sasuke an sich und wies die junge Frau wortlos an, nicht zu ihnen zu gehen.

Sie hörte nicht auf ihn.

Offensichtlich war sie völlig überfordert und maßlos verwirrt. Er sah Tränen in ihren Augen und ihren bebenden Körper und wie sie nach dem Jungen in seinen Armen griff.

„Sasuke“, hörte er sie flüstern. „Sasuke, ist alles in Ordnung mit dir? Habe ich dir wehgetan?“

Er beobachtete, wie sie das Kind an sich presste und vorsichtig hin- wie her wog. Wie bei einem weinenden Baby.

„Es tut mir so leid“, ertönte ihre tränenschwere Stimme.

Der grauhaarige Shinobi erkannte, dass sie dem Kind nichts tun würde. Wahrscheinlich war das alles ein dummer Zufall, ein beinahe-Unfall. Er war nur froh, eingegriffen zu haben. Sasuke hätte sterben können. Und Beniko war das ebenso klar wie ihm.

Noch immer presste sie den weinenden Sasuke an sich, der allmählich begriff, wie viel Glück er eben gehabt hatte.
 

Irgendwann riss sich die Uchiha zusammen und schaffte es, das Abendessen, dass sie für sie zubereitet hatte, aufzuwärmen. Beim Essen erklärte sie auf Kakashis Frage hin unsicher, dass sie sich Sorgen um Sasuke gemacht habe, als er und Kakashi nicht heimkamen. Tröstend legte der Hatake ihr die Hand auf die Schulter und bat um Verzeihung, während Sasuke erklärte, dass er neue Waffen mit seinem Trainer kaufen wollte und sich im Laden nicht entscheiden konnte.
 

Itachi nickte als Beniko getarnt, und verhielt sich den restlichen Abend über schweigsam. Er brachte Sasuke etwas früher als üblich ins Bett und legte sich bald schlafen. Zumindest behauptete er das Kakashi gegenüber.

In Wahrheit lag er die ganze Nacht wach und fragte sich, wieso er seinen Bruder nicht erkannt hatte.

Wieso er nur auf den Trainingsplätzen gesucht hatte.

Und wieso er Akatsuki fast aus seinem Gedächtnis gestrichen hatte.
 

Er wusste, es war Glück gewesen, dass sie Sasuke noch nicht entführt hatten. Und er fürchtete, dass das nur noch eine Frage der Zeit war.

Ihm blieb nur die Rückkehr.
 

Aber wie sollte Sasuke das verstehen? Er hing an Beniko. Er brauchte jemanden, der für ihn da war und ihn liebte, wie er war. Selbst, wenn sein Vater noch leben würde, könnte der sich nicht um ihn kümmern. Er war zu unbeholfen im Umgang mit seinem jüngeren Sohn. Zu engstirnig und verbohrt und ahnungslos. Wie hätte Fugaku Sasuke nach einem Albtraum trösten können? Wie sollte Kakashi das ohne Benikos Beistand schaffen?

Noch immer war es Itachi selbst, der seinen Bruder tröstete. Kakashi gab sich zwar Mühe, aber er war in dem Punkt ziemlich erfolglos. Itachi fiel es einfacher, weil er Sasuke kannte. Er wusste, wie er ihn trösten musste, wusste, wann sein Bruder nicht mehr reden wollte und wann er nur so tat, als ob.

Wie sollte Itachi den Kleinen denn alleine lassen?

Sasuke war doch erst acht Jahre alt!
 


 

Drei Wochen ging alles gut.

Drei endlose Wochen lang fragte sich Itachi, wie lange ihm noch Gnadenfrist gewährt wurde, bevor man ihm drohte. Es war doch nur eine Frage der Zeit.

Vielleicht wollte Madara ihm ein paar schöne Tage mit Sasuke lassen, bevor er ihn zur Rückkehr aufforderte?
 

Gerade weil er um die knappe Zeit mit Sasuke wusste, begleitete er ihn und Kakashi zum Training. Sein kleiner Bruder strahlte, weil er Beniko so mochte, und der Hatake hoffte, so ein bisschen mehr auf den Jüngsten einwirken zu können. Beniko unterstützte es doch sicherlich, dass ihr Cousin Freunde fand und Teamgeist entwickelte?

Doch Kakashi wurde enttäuscht. Sobald Sasuke der Meinung war, dass er alleine besser dran wäre, unterstützte sie ihn auch noch und begründete es damit, dass der Junge auch alleine kämpfen können und er sich noch früh genug mit anderen auseinandersetzen müsse. Kakashi solle zusehen, dass Sasuke gefördert würde, sonst übernähme sie wieder den Privatunterricht.

Der Jonin gab es zwar nicht offen zu, aber in diesen Momenten konnte er sie nicht ausstehen. Sie wirkte dann auf ihn wie eine überbehütende Mutter, die glaubte, dass keine zwei Meter entfernt im Wald ein Monster lauerte, das ihrem Baby einen Kratzer zufügen könnte.

Beniko übertrieb wirklich.

Sasuke lebte immerhin in Konoha. Ihm konnte doch zu Friedenszeiten nicht viel zustoßen- außer einer Cousine, die ein Kunai nach ihm warf!
 

Itachi spürte diese Abneigung. Er verstand und akzeptierte sie, denn er konnte dem Hatake unmöglich alles erklären. Wieso er wieder in Konoha war, sich um seinen Bruder kümmerte. Wie er überhaupt in diese Lage gekommen war. Wieso er seine Eltern umgebracht hatte und alle außer Sasuke.

Wieso er seinen kleinen Bruder nicht einfach wieder zurückließ, damit dem Kind nichts zustoßen konnte. Damit Madara nicht zu einer Bedrohung wurde.
 

Der Ältere der Brüder wusste, wie dumm seine Vorgehensweise war. Wie egoistisch von ihm, noch bei Sasuke zu bleiben! Er wusste doch, was passieren würde. Irgendwann würde Madara nicht mehr warten, sondern ihn holen. Und dafür würde er auch Sasuke als Druckmittel zu nutzen wissen…

Er war dumm. Er war nachlässig geworden und wollte Sasuke nicht alleine lassen. An seinen durch das Jutsu erhöhten Chakraverbrauch hatte er sich gewöhnt. An das Zusammenleben mit Sasuke und Kakashi hatte er sich gewöhnt.

Es war schön, durch Konoha gehen und seinem Bruder ein Eis kaufen zu können, ohne eine Festnahme zu fürchten.

Itachi genoss es, abends Sasuke ins Bett zu bringen, ihm Rat geben zu können.

Er wollte das nicht mehr aufgeben. Musste es.

In seinem Egoismus beschloss der ältere Uchiha, es drauf ankommen zu lassen. Er wusste, bald würde sich Madara zeigen. Vielleicht mitsamt Akatsuki. Itachi würde kaum eine Chance haben, aber vielleicht konnte er den Älteren anders überzeugen, ihn in Ruhe zu lassen?

Es musste eine Lösung geben!
 

Über diese Lösung grübelte Itachi noch, als er auch fast drei Wochen später nichts von Akatsuki gehört hatte.

Und nach drei Monaten.
 

Dann kam das, wovor er sich so sehr gefürchtet, was er erwartet hatte.
 

Er hatte für das Mittagessen eingekauft. Sasuke war noch in der Schule, dort würde ihm wohl nichts zustoßen. Zur Sicherheit hatte Itachi es sich angewöhnt, den Jungen von der Schule abzuholen. Danach aßen sie gemeinsam zu Mittag und gingen mit Kakashi trainieren, der wieder gelegentlich eine Mission annahm. Wenn der Grauhaarige nicht da war, trainierten sie ohne ihn. Sasuke musste so schnell wie möglich so stark wie möglich werden.

Itachi wollte sein Ziel, Sasuke so weit zu bringen, dass niemand ihm mehr wehtun konnte, nicht aus den Augen verlieren.
 

Der Ältere stellte die Papiertüte mit den Einkäufen auf den Küchentisch, bevor die Sachen in den Schränken verstaute.

Mittlerweile hatte er sich so sehr an das Kochen gewöhnt, dass es ihm kaum noch Mühe bereitete. Es war für ihn normal geworden.

Früher hatte er nur gekocht, wenn seine Eltern nicht dagewesen waren und seine Großeltern nicht für ihn und Sasuke mitgekocht hatten.

Er wollte gerade das Gemüse putzen, als er etwas hinter sich wahrnahm. Eine Gestalt. Er spürte fremdes Chakra und erkannte es. Erschrocken drehte er sich um, das Küchenmesser fest in der schmalen Frauenhand und die Augen blutigrot funkelnd.
 

Die Gestalt, das Chakra… weg.

Da war niemand. Mit gerunzelter Stirn blickte er sich in der Wohnung um, nahm aber nichts Ungewöhnliches mehr wahr.

Hatte er sich geirrt?

Kopfschüttelt deaktivierte er sein Sharingan und entspannte sich wieder. Wollte sich wieder dem Gemüse zuwenden, als ihm ein Zettel auf dem Schneidebrett auffiel.

Der hatte vor wenigen Sekunden nicht dagelegen.
 

Itachi wurde übel. Mit zitternden Händen nahm er den Zettel und las ihn sich durch. Ließ ihn fast wieder fallen, schluckte schwer und steckte das Küchenmesser wieder in den Messerblock zurück.

Hatte kein Gemüse geschnitten und würde das so bald auch nicht tun.

Rasch eilte er in den Flur, schlüpfte in seine Sandalen und lief in sein Zimmer.
 

Unter dem Bett hatte er seine Waffen versteckt. Die Waffen, die er sich im Laufe der wenigen Wochen hier zugelegt hatte.

Die Nachricht zerriss er, bevor er aus der Wohnung stürmte.
 

Er wusste nicht, dass wenig später ein Zettel wieder auf dem Küchentisch liegen würde, mit derselben Nachricht darauf:
 

´Komm zu eurem Trainingsplatz im Wald, wenn dir Sasuke so wichtig ist.´
 

Itachi war außer Form, hatte lange nicht mehr richtig trainiert. Er brauchte zehn ewige Minuten, um zum Trainingsplatz zu rennen. Auf dem alten Weg, den Sasuke und er früher immer genommen hatten, nicht durch das Dorftor.

Sein kleiner Bruder war nirgends zu sehen, was den Uchiha aber nicht beruhigte.

Hatte Madara es wirklich gewagt, Hand an Sasuke zu legen?

Er wusste, wie wichtig der Junge für Itachi war…
 

Aber da war kein Sasuke. Einzig Madara war da, lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an einem der Bäume und blickte ihn überheblich durch seine Maske an. Itachi kannte die Arroganz des anderen. Er konnte sie in seinen Blicken spüren, selbst durch die das gesamte Gesicht überziehende, gestreifte Maske war sie überdeutlich wahrnehmbar.

„Du bist wirklich hergekommen“, grüßte ihn der Ältere kühl.

Er war wütend.

Erneut schluckte Itachi schwer, versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Kurz musste er husten. Sein Herz raste, ihm war heiß und kalt und er hatte Angst.

„Wo ist Sasuke?“, fauchte er, obwohl das Dummheit war.

Madara sollte man nicht reizen. Itachi hatte alleine keine Chance gegen ihn und war schwach geworden. Wenn Sasuke etwas zugestoßen war…
 

Sein Gegenüber lachte. Er lachte! Der ältere Bruder hatte das Gefühl, brechen zu müssen, konnte sich jedoch zusammenreißen.

Madara schwieg nun. Itachi stellte sich das überhebliche, breite Grinsen im Gesicht seines Ahnen vor. Er kannte den Älteren- und viel Mächtigeren.

„Tja, wo könnte der kleine Sasuke nur sein?“, spielte er den Unwissenden, legte überlegend die Hand an die Maske unterhalb der Stelle, wo sein Mund sein sollte, schüttelte dann den Kopf. „Nun, das muss mir doch glatt entfallen sein! Sag, Itachi, wieso siehst du denn aus wie deine kleine Freundin? Wie hieß sie noch gleich? Die, die du doch so sehr geliebt hast…“

Itachis Augen brannten. „Ihr Name geht dich nichts an! Sie ist tot wie alle anderen!“

Madara lachte. „Ich weiß. Du bist ihr nur gerade wie aus dem Gesicht geschnitten“, witzelte der Überlegenere und wusste genau, wie sehr er seinen Schüler damit verletzte. „Genauso, wie du es eigentlich auch dem kleinen Balg bist. Nur, dass du dafür kein Chakra verschwenden musst.“

„Bitte“, presste Itachi schwerfällig hervor. „Wo ist Sasuke? Was hast du mit ihm gemacht?“



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