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Getäuscht

Nichts ist, wie es scheint
von

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Madara

Madara schnaubte. „Immer nur dieses Kind! Ich wüsste lieber, wieso du in Konoha geblieben bist. Wir hatten eine Vereinbarung, Itachi. Weißt du noch, welche es war?“ Diese Worte waren Drohung genug. Itachi erinnerte sich nur zu gut daran, was er hatte versprechen müssen, als der Mord geplant wurde: ´Wenn du willst, dass ich deinen Bruder am Leben lasse, wirst du mich begleiten. In meiner Organisation könntest du mir von Nutzen sein.´ Und Itachi war darauf eingegangen, natürlich. Er wäre für Sasuke gestorben.

Itachi konnte sich denken, was mit Sasuke geschehen war- er hatte sich nicht an die Vereinbarung gehalten, war in Konoha geblieben. Bei Sasuke. Sein kleiner Bruder lief nicht einfach von zuhause weg- Madara musste ihn entführt haben! Wenn er dem Jungen irgendetwas angetan hatte oder er tot war…

Madara würde dafür bezahlen, seinen kleinen Bruder verschleppt zu haben! Irgendetwas würde dem Wunderkind dafür einfallen- es ging schließlich um Sasuke.

„Ich wurde aufgegriffen und musste mich tarnen. Du weißt, wie krank ich war“, antwortete Itachi, versuchte, sich zu beruhigen. Sich entspannt zu geben. Sein Herz schlug noch genauso schnell wie bei seinem Sprint und er hatte einen dicken Kloß im Hals aus Angst. Seine Augen brannten und er hatte Schwierigkeiten beim Luftholen.

Sasuke durfte nicht sterben!
 

Der Ältere schnaubte erneut. „Das war doch bloß eine Erkältung.“

„Ich lag im Krankenhaus, wie du sicher weißt. Sie hätten mich verhaftet, wäre ich aufgeflogen! Und Sasuke hat sich sofort an mich gehängt. Ich konnte ihn nicht einfach alleine lassen!“, zischte Itachi, wusste sich nicht anders zu helfen.

Madara lachte boshaft: „Als du eure Eltern umgebracht hast, konntest du das aber. Also lüg mich nicht an!“

Itachi zitterte. „Wo ist Sasuke?“, wollte er wissen.

Er hatte keine Möglichkeiten, Madara zu erpressen. Was hätte er denn schon als Druckmittel?

„Hast du gedacht, dich für immer in Konoha verkriechen zu können?“, verhöhnte ihn sein Verwandter, ignorierte die verzweifelte Frage. „Zusammen mit deinem Bruder leben zu können, bis ihr alt und grau seid? Ihm zu helfen, unser Massaker allmählich zu verarbeiten und wieder glücklich zu werden ohne Albträume?“

„Nein“, zischte Itachi. Er hatte es nicht gedacht. Das war seine Hoffnung gewesen.
 

Das Wunderkind konnte nicht einmal reagieren, so schnell bohrte sich Madaras Faust in seinen Magen. Der ehemalige Anbu prallte hart gegen einen Baum und musste schwer husten. Er bemerkte nicht, wie sich seine Illusion auflöste, als er einen kurzen Moment lang das Bewusstsein verlor und zu Boden sank.
 

„Du hast es wirklich geglaubt, oder?“, schnarrte Madara. „Dein Wort gilt! Wir hatten eine Vereinbarung, Itachi, und daran wird Sasuke nichts ändern. Der Junge ist groß genug, um nicht mehr an deinem Rockzipfel zu hängen!“

Itachi stöhnte. „Er ist mein Bruder.“

Boshaft grinste Madara, hockte sich zu seinem wehrlosen, am Boden liegenden Opfer. Itachi war sich zumindest sehr sicher, dass Madara grinste. Er kannte dessen Sadismus.

Ohne dem Jüngeren auch nur eine Angriffsmöglichkeit zu bieten, blickte er auf einmal an diesem vorbei. Etwas war da hinter Itachi- irgendetwas, das ihm nicht gefallen würde. Er ahnte es.

„Und genau deshalb hat er von alleine hierher gefunden“, säuselte er beinahe zärtlich und genoss das Entsetzen und die Angst in Itachis Augen. Diese Panik, die zeigte, wie es in Itachi aussah, obwohl er sonst nie seine Gefühle zeigte. Niemandem. Nichts ließ er an sich herankommen- nichts außer Sasuke.
 

Madara hatte sich schon lange gefragt, wie Itachi so kalt hatte werden können. Ob ihm seine Familie, seine Eltern und Freunde, denn nichts bedeutet hatten. Seine Freundin. Dieses halbe Kind vor ihm hatte seinen besten Freund, seine Freundin und die eigenen Eltern umgebracht. Und noch weit mehr Verwandte. Er, Madara, hatte zugesehen, wie sein Nachfahre dabei vorgegangen war, und ihm dabei geholfen.

Im Gegensatz zu dem Alten hatte Itachi keines seiner Opfer leiden lassen. Sie waren so schmerz- und lautlos wie möglich gestorben. Nur seine Eltern hatte er nicht sofort umgebracht. Er hatte gewartet, und als Madara alle anderen Uchiha umgebracht hatte, die Itachi auf seinem Weg nicht gesehen hatte, war dieses Kind aufgetaucht.

Madara hatte gewusst, dass der Junge am Leben bleiben sollte. Und in diesem Fall verstand er den älteren Bruder noch immer. Er selbst hatte zu seinem kleinen Bruder, dem toten Izuna, auch eine sehr enge Bindung gehabt. Zusammen waren sie stark geworden. Sein Tod hatte den Alten, der damals noch jung gewesen war, schwerer getroffen als irgendetwas sonst. Dabei hatte Izuna ihm nur seine Augen geben wollen, nicht auch noch sein Leben. Es war die Schuld der operierenden Verwandten gewesen. Sie hatten einen Fehler gemacht. Als Madara aufgewacht war, hatte er seinen kleinen Bruder bestatten müssen. Und dann kamen die Gerüchte, er habe Izuna dazu gezwungen…

Er war froh, Konoha verlassen zu haben. Konoha, das ein friedliches Dorf werden sollte, die Senju, dieser verlogene Clan, und seine Familie. Nicht ein einziges Mal war er zurückgekehrt, um nach seinen Söhnen, seiner Frau zu schauen. Sie hatten ihm nicht beigestanden, sondern geschwiegen. Sie waren zu schwach.

Ob Madara wohl ebenso ausgesehen hatte wie Itachi? Mit dieser Panik im Blick, eine dunkle Ahnung, die nicht wahr werden sollte? Die Ahnung, den kleinen Bruder für immer verloren zu haben?

Er wusste es nicht. Und nun spielte es keine Rolle mehr.
 

Als der alte Uchiha aus seinen Gedanken wieder in die Realität fand, hatte Itachi seinen Blick abgewandt und Sasuke entdeckt. Der Junge stand an einen Baum gedrängt und starrte ihn an. Itachi hatte sein Auftauchen nicht bemerkt, bis Madara seinen Blick auf das Kind gerichtet hatte.
 

Der ehemalige Clanführer hatte ganze Arbeit geleistet, Sasuke die Wahrheit sehen lassen. Itachi erkannte es sofort. Sein Körper fühlte sich dumpf an. Ob Madara eine ihm unbekannte Technik angewendet hatte? Oder war es das Ungewohnte? Er hatte lange nicht mehr gekämpft, und gegen Madara noch nie. Er hatte keine Chance. Aber für Sasuke würde er kämpfen müssen. Der Alte blickte ebenfalls zu Sasuke. Zumindest wandte sich das Maskengesicht dem Waisen zu.

Sein kleiner, hilfloser Bruder. Er stand da, und Itachi konnte sehen, wie es dem Jungen ging. Es tat weh, dieses Entsetzen, diese Verwirrung. Das Unverständnis. Sasuke weigerte sich, zu begreifen.

Madara machte einen Schritt auf Sasuke zu. In Itachi keimte reine Angst auf- seine größte Angst. Schwerfällig griff er nach vorne und bekam den Knöchel des Stärkeren zu fassen. „Lass ihn in Ruhe! Das war die Vereinbarung“, keuchte er schwerfällig und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen mit seinem viel zu schwachen Körper. Doch Madara schüttelte ihn ab wie eine lästige Fliege. „Zu unserer Vereinbarung gehörte auch, dass du Akatsuki beitrittst. Und wo treibst du dich rum? In diesem Dorf. Du schmust mit deinem kleinen Bruder und beharrst jetzt auf unsere Vereinbarung? Das ich nicht lache!“ Mit diesen Worten trat er Itachi gegen den Kopf. Gegen die aufkommende Bewusstlosigkeit konnte sich der junge Anbu nicht mehr wehren.
 


 

Sasukes Atem ging schwer. Er verstand nicht, was er da vor sich sah, was Beniko wirklich war. Er wollte es nicht begreifen und glaubte, zu halluzinieren.

Sicher hatte er hohes Fieber und würde bald wieder in seinem neuen Bett aufwachen. Beniko würde ihm über das Gesicht streichen und Kakashi wie ein großer Bruder neben dem Bett stehen und ihn besorgt anschauen. Zumindest hatte es sich Sasuke so vorgestellt. Krank war er schon seit einiger Zeit nicht mehr gewesen, die beiden Älteren hatten sich nicht um ihn kümmern müssen. Und das hier…

Das war unmöglich. Es konnte nur ein Fiebertraum sein!
 

Vielleicht war er ja beim Training in der Schule zusammengebrochen. Es war möglich.

Kakashi und Beniko hatten ihn sicher sofort zu einem Arzt gebracht und dann ins Bett. Ihm Suppe eingeflößt und Tee gekocht, ihn umgezogen und sich um ihn gekümmert. Und nun saßen sie sicher an seinem Bett und hofften, dass er nicht schlecht träumte. Sie mochten ihn beide, und besonders seine Cousine sorgte sich so um ihn, wie es Itachi vor dem Massaker getan hatte.

Es musste so sein!
 

Doch er spürte die dicke Rinde des Baumes, an den er sich haltsuchend klammerte, deutlich. Der Boden war nachgiebig und es roch nach Tannen und Holz und Moos und kühler Erde. Er war unweigerlich im Wald.

Und vor ihm war Beniko, die sich so aufgeführt hatte, als läge er –Sasuke- im Sterben. Noch immer hielt das Kind den Zettel fest umklammert, den es in der Wohnung gefunden hatte. Sasuke hatte Angst gehabt, dass Itachi Beniko wehtun würde.

Aber jetzt…
 

Er hatte sie gefunden. Hatte gesehen, wie ein maskierter Mann sie schlug und ihre Angriffe wie Luft verpuffen ließ. Und dann hatte sie am Boden gelegen, ganz plötzlich. Sasuke hatte gar nicht alles wahrgenommen, wirklich realisiert. Er wusste nur, dass der Mann nicht Itachi war. Den würde er unter allen anderen Menschen erkennen. Er hatte sein Leben zerstört.
 

Beniko lag da, stöhnte schwer. Das war etwas, womit Sasuke eigentlich wissen müsste, wer hier der Feind war- der Mann. Doch ihr Körper schien in sich zusammen zu sacken und zu verformen- und dann sah sie plötzlich aus wie ein erschöpfter Itachi und klang auch so.

Sasuke erinnerte sich an ihren ungewöhnlich hohen Chakraverbrauch und ihre kurzzeitig tiefe Stimme und sein eigenes Misstrauen auf ihrem Weg ins Krankenhaus damals, aber das war doch Beniko!

Der ihm unbekannte, maskierte Mann hatte eben, als Sasuke dazugekommen war, von einem Bruder gesprochen, mit dem Beniko in Konoha leben wollte. Beniko hatte aber keinen Bruder gehabt.

Sasuke konnte und wollte nicht begreifen, was das bedeuten musste. Dabei hatte er es doch gesehen. Wie Itachis Tarnung in sich zusammenfiel.

Der unbekannte Shinobi ließ Beniko -oder Itachi?- nach einem Tritt gegen ihren Kopf liegen und ging auf das überforderte Kind zu.

Langsam hockte er sich vor Sasuke und legte eine Hand auf die Schulter des Jungen.

„Hallo, Sasuke“, sagte er freundlich. „Sag deinem Bruder bitte, wenn er wieder aufwacht, dass er eine Woche Bedenkzeit hat. Dann komme ich wieder. Machst du das für mich?“

Sasuke konnte nicht antworten. Er starrte den Maskierten nur mit leicht offenstehendem Mund an, was diesem zu genügen schien. Er ließ Sasuke los und richtete sich wieder auf.

„Dein Bruder hat dich belogen, Sasuke. Wie du eben mitbekommen hast, will er dich schützen. Findest du das nicht auch etwas ungewöhnlich dafür, dass er zu dir sagte, du seist es nicht wert, zu sterben?“ Mit diesen Worten schien sich der Körper des Fremden zu verformen. Ein Luftwirbel entstand, der den Mann mit sich zog und Sasuke mit der am Boden liegenden, bewusstlosen Gestalt allein zurückließ.
 


 

Kakashi war verwirrt, als er am Nachmittag von einem Gespräch mit dem Hokagen zurückkehrte und niemand in der Wohnung wartete. Das war ungewöhnlich. Aber vielleicht waren Beniko und Sasuke schon trainieren gegangen. Zumindest war das seine Vermutung, bis er die Waffen in Sasukes Zimmer fand.

Es waren echte Kunai und Shuriken, die sie dem Jungen gekauft hatten. Darauf hatte Beniko bestanden. Kakashi hatte nicht widersprochen, es gar nicht erst versucht, denn Sasukes Cousine ließ sich da nicht beirren. Was sie verlangte, bekam Sasuke. Und es war bisher ja auch alles gut gegangen.

Aber noch immer standen Wurfübungen auf Benikos militärisch anmutenden Trainingsplan. Beniko und Sasuke würden die Waffen also nicht hier zurücklassen.

Besorgt verließ der Grauhaarige die Wohnung, nachdem er seinen vertrauten Geist gerufen hatte. Ein kleiner Mops namens Pakkun war nun an seine Seite und hatte die Fährte Benikos und Sasukes aufgenommen. Und gesagt, dass Beniko nicht wie eine Frau riechen würde, sondern wie ein Mann, was Kakashi nachdenklich stimmte.

Der Hund führte Kakashi in den Wald. Wie lange sie unterwegs waren, konnte Kakashi nicht sagen. Er achtete auch gar nicht darauf, weil ihm etwas anderes auffiel: Pakkun führte ihn zum Trainingsplatz.

Für eine kurze Zeit spürte er etwas. Etwas Altes, Mächtiges. Ihm standen die Nackenhaare zu Berge, weil er schon sehr lange nichts Vergleichbares mehr gespürt hatte, doch plötzlich war diese Spannung, dieses Mächtige verschwunden. Hatte sich im Nichts aufgelöst.

Kakashi wusste nicht, was er davon halten sollte, was sich auch nicht änderte, als sie die Vermissten fanden.
 

Eine dunkle Gestalt, die reglos auf der dunklen Erde lag, war das Erste, was Kakashi sah.

Sie lag im Schmutz auf dem Boden, wirkte reichlich mitgenommen. Laut Pakkun war es Beniko, denn die Gestalt roch so wie die Uchiha. Aber Kakashi konnte es nicht bestätigen, denn Beniko war zierlicher und nicht so groß. Die Gestalt dort konnte eigentlich gar nicht Sasukes Cousine sein.

Als nächstes bemerkte er Sasuke. Er fand den Jungen, der in der Nähe der scheinbar bewusstlosen Gestalt auf dem Boden saß, als er zwischen den Bäumen hervortrat. Pakkun blieb an seiner Seite und meinte, er kenne den Geruch Benikos von jemand anderem. Kakashi wusste nicht, wie er reagieren sollte. Was er machen sollte. Wenn das hier nicht Beniko war, wer war es dann? Beniko roch laut Pakkun wie ein Mann- war sie verschleppt worden, als Sasuke und Kakashi einmal nicht bei ihr gewesen waren? Ihm fiel wieder ein, dass sie verändert gewirkt hatte vor einigen Tagen- als sie das Kunai nach Sasuke geworfen hatte. War das etwa auch diese andere Person gewesen? Wie hatte er das nur nicht erkennen können?

Und was war aus Sasukes Cousine geworden, die sich um den Jungen gekümmert hatte?
 

Unwirsch schüttelte den Kopf. Er war hergekommen, um zu helfen. Weil er gesucht hatte. Und zumindest Sasuke hatte er gefunden, der jetzt vielleicht auch noch seine Cousine verloren hatte.
 

Noch bevor er sich der Gestalt am Boden näherte, fiel ihm die zerwühlte Erde auf. Ein Kunai steckte in einem Baum.

Kakashi wusste sofort, dass hier ein Kampf stattgefunden hatte.

„Hallo?“, sprach er die dünne Gestalt am Boden an, kniete sich zu dieser. Er verfügte über genügend Erfahrung und Kenntnisse, um die Verletzungen der ihm unbekannten Person versorgen zu können. Als er den Menschen jedoch untersuchen wollte, stellte er fest, dass es nicht Beniko sein konnte. Es war wirklich ein Mann- nein, ein Junge. Für einen Mann zu schmächtig. Und sein Verdacht, die Uchiha könnte entführt worden und gegen einen Unbekannten ersetzt worden sein, verhärtete sich.
 

Der Junge hatte eine Platzwunde am Hinterkopf. Das Blut war schon geronnen und verklebte das lange, schwarze Haar. Vorsichtig drehte er die Person auf den Rücken, um zu prüfen, ob sie noch lebte- und erstarrte, als er in das Gesicht des Bewusstlosen blickte.
 

Er kannte diesen Jungen. Zumindest indirekt.

Sie hatten nie zusammen gearbeitet, aber beide waren berühmt, weit über die Grenzen des Feuerreichs hinaus. Er, Kakashi Hatake, der Kopier-Ninja, und der Junge- Itachi Uchiha, Wunderkind und Serienmörder. Der Serienmörder, der nur ein wehrloses Kind am Leben gelassen hatte, aber Babys und Kleinkinder und Alte umgebracht hatte. Der kaltblütig die eigenen Eltern ermordete und den Bruder das sehen ließ, so eiskalt, wie Kakashi es lange Zeit selbst gewesen war. Kakashi war es so lange gewesen, dass er wohl nie wirklich richtig emotional werden würde. Ob das bei diesem Jungen auch so war? Wahrscheinlich. Itachis Steckbrief war in jedes Bingobuch eingetragen worden. Ein hohes Kopfgeld war auf ihn angesetzt. Eigentlich sollte Kakashi den Jungen sofort dem Hokage bringen. Aber Sasuke ging vor- Itachis kleiner Bruder.
 

War der große Bruder zurückgekehrt, um auch ihn umzubringen? Und gegen wen hatte er gekämpft? Hatte er Beniko umgebracht, die sicher das Kind geschützt hatte? Aber wo war dann ihre Leiche? Irgendwas war hier faul.

Und er entschied sich –zum ersten Mal seit Obitos und Rins Tod- für sein Bauchgefühl. Wollte niemanden hineinziehen, der ihm vielleicht eine Befragung verweigern könnte. Er schuf einen Doppelgänger. Die Rauchwolke, die sich neben ihm bildete, um den zweiten Kakashi auszuspucken, sahen nur Pakkun und Sasuke. Sasuke, der apathisch zu seinem Bruder sah.
 

„Ich halte das für keine gute Idee, Kakashi“, brummte Pakkun, als sich der Doppelgänger den abtrünnigen Ninja auf den Rücken lud. „Du kannst ihn schlecht einschätzen.“

„Er stellt zwar eine Gefahr für Sasuke dar, aber vielleicht weiß er, wo Beniko steckt“, entgegnete Kakashi, äußerlich so gelassen wie immer. Innerlich aufgewühlt vor Vermutungen über den Grund der Rückkehr des Bewusstlosen. Und dem Grund für Sasukes Zustand.

Das Kind wehrte sich nicht, als Kakashi es auf seinen Rücken hob. Es starrte nur mit leerem Blick zu dem bewusstlosen Serienmörder.
 


 

Kakashi hatte es unbemerkt mit Sasuke und Itachi in ihre Wohnung geschafft. Sicher, es war riskant, den Mörder mit hinein zu nehmen, doch was blieb ihm schon anderes übrig? Außerdem war es ein Uchiha. Es war sicher ein Kinderspiel für ihn gewesen, den kleinen Bruder zu finden.

Unsanft hatte Kakashis Doppelgänger den Älteren der Brüder auf seinem eigenen Bett abgelegt und ebenso wenig war er vorsichtig bei der Wundversorgung vorgegangen. Itachi Uchiha hatte scheinbar versucht, Sasuke zu töten. Wieso sollte Kakashi –oder sein Doppelgänger- darauf achten, dass der Mörder keine Schmerzen hatte? Itachi hatte Sasuke auch nicht geschont. Und vielleicht sogar Beniko ermordet. Nun versuchte der Grauhaarige, Sasuke wenigstens ein Stück weit zu schonen, indem er den Gefangenen in seinem eigenen Zimmer unterbrachte. Und vielleicht tauchte Beniko ja doch wieder auf…

Doch selbst wenn: Würde der Junge nicht ohnehin schon sein restliches Leben daran denken, wie der eigene Bruder die Familie ermordete und es bei ihm versuchte?
 

Während Itachis Wunden versorgt wurden, kümmerte sich Kakashi um das wesentlich Wichtigere: Sasuke.

Setzte sich mit dem Jungen auf das Sofa. Sasuke schien diesen Lagerungswechsel nicht einmal wahr zu nehmen.

„Sasuke?“, sprach der Shinobi den Jungen leise an. „Sasuke, was ist passiert? Hat Itachi dich verletzt?“

Keine Reaktion.

„Weißt du, wo Beniko ist?“, fragte Kakashi weiter. Doch Sasuke schwieg und starrte lediglich in die Richtung, in der Kakashis Zimmer lag. Als wüsste er ganz genau, wer darin lag, und könnte den Blick nicht abwenden.

Hatte Itachi seinen kleinen Bruder mit einem Jutsu belegt?
 

Kakashi sollte es an diesem Tag nicht mehr erfahren.



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