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Like a Shining Sun

von

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6 | ~ family ties ~

Seine Lippen bebten. Unverändert starrte er auf die Stelle, an der sie sich aufgelöst hatte. Er spürte wie sein Herz schneller schlug und sich seine Fäuste beinah unbemerkt zu Fäusten ballten. „Pugia“ forderte er aufgebracht. Ihr Erscheinen blieb aus. „Pugia“ rief er erneut, diesmal energischer. Ein sich langsam näherndes, regelmäßiges Klacken drang an sein Ohr. Er wandte sich um und starrte sie verächtlich an. „Was berechtigt dich, meine Zeit so zu verschwenden?“ wollte er wissen und griff ihr beherzt an den Hinterkopf, wo er ihre Haare packte und fest an ihnen zog. Sie jaulte schmerzerfüllt auf. „Mein Prinz“ knirschte sie durch schmerzverzerrte Lippen. „Hast du es gespürt?“ „Was?“ wollte sie kleinlaut wissen. „Diese Erschütterung…“ erwiderte er erklärend. Sie schüttelte den Kopf soweit ihr das möglich war. „Denk genau darüber nach, Teuerste, hast du es gespürt?“ „Mein Prinz, nein, ich schwöre bei Kometia“ entgegnete sie. Er warf sie zu Boden. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und suchte Dueden auf. Er fand ihn in der Zentralisierung. „Dueden?“ der Diener sah aufmerksam auf. „Ja, mein Prinz“ erwiderte er schließlich und ging in die Knie. „Erheb dich, Dueden.“ der Prinz wedelte beiläufig mit der Hand, sofort tat der Diener, was ihm befohlen war. „Hast du es gespürt?“ wollte Koma wissen und sah seinen Diener scharf an. Dueden erzitterte. „Was, Herr?“ „Du weißt genau was. Deine Reaktion beweist es bereits.“ Der zierliche Mann biss sich auf die Lippen und sah seinen edelgekleideten Herren entschuldigend an. „Kosmo“ flüsterte Dueden und ging in Deckung, aus Angst, Schläge zu kassieren. „Sehr richtig.“ raunte Koma und fuhr sich durchs Haar. „Glaubt ihr etwa?“ begann Dueden aufgewühlt. „Schweig!“ schrie Koma bestimmt und widmete sich stattdessen der Tausendschaft an digitalen Messgeräten. „Wann werden wir auf der Erde sein?“ „In 12 kosmetianischen Einheiten“ erwiderte der Ergebene und öffnete mit wenigen Mausklicks einige Fenster, in denen die Berechnung über den raumhohen Bildschirm flackerte. „Bis dahin müssen wir ihn (ihm wurde schlecht, wenn er nur an seinen Namen dachte, weswegen er ihn nicht nannte) und die Prinzessin gefunden haben.“ sprach Koma eher an sich selbst gewandt und starrte seine Handinnenfläche an, die fast so etwas wie eine Verbrennung erfahren hatte. Seine Gedanken kreisten ängstlich um die kaum denkbare Macht seines Bruders in Verbindung mit dieser Frau. Er musste es verhindern. Um das Überleben seines Volks und sich selbst zu garantieren, musste Kosmo sterben und die Sonnenprinzessin ergriffen werden, komme, was immer auch wolle.
 

„Pugia“ Diesmal erschien sie binnen weniger Augenaufschläge. „Mein Prinz?“ säuselte sie butterweich, wohl wissend, dass sie in Ungnade gefallen war. „Mein Bruder… er muss sich bereits in ihrer Nähe befinden. (Sie sog die Luft angsterfüllt scharf ein) Du wirst ihn daran hindern, an jemand anderem Interesse zu haben als an dir. Ich schenke dir den anziehendsten, menschlichen Körper, den sich ein Erdling nur vorstellen kann.“ teilte Koma mit und ergriff die daraufhin ächzende Dienerin erneut am Hinterkopf. Hochkonzentriert schloss er die Augen und murmelte unverständliche Worte. Sie wandte sich schmerzerfüllt und schrie unter seinem Griff, als er die Augen wieder öffnete, war sie zu einer menschlichen Frau geworden, die nackt und röchelnd am Boden saß. „Steh auf, Pugia“ forderte er hart und betrachtete sein Werk. Sie hatte große blaue Augen, einen perfekten natürlich-gebräunten Teint und langes, mittelblondes, glänzendes Haar. Sie zierte ein bemerkenswertes, straffes B-Körbchen. Sie hatte eine schmale Hüfte und einen durchtrainierten Apfelpo. Ihre Beine reichten ihr buchstäblich bis zum Kinn und ihr Lächeln raubte wahrscheinlich jedem Mann auf Erden den Atem. Koma war fast ein wenig enttäuscht, dass ihre Gestalt ihn wiederrum so gar nicht ansprach. Und während er sich seine menschliche Illusion besah, schweiften seine Gedanken zu seiner rechtmäßig Versprochenen ab. Vor seinem geistigen Auge bedachte er schmachtend ihre sportliche Figur. Ihre schneeweiße, makellose Haut ließ ihn wohlig zusammenzucken. Die zarten Sommersprossen auf ihrer Nase, die schier perfekt mit ihren tiefgründig-grünen Augen harmonisierten, ließen ihn schwerer atmen. Er umfuhr im Geiste ihre weichen, zartrosa-farbenen Lippen. Er drehte ihr verträumte Löckchen in ihr langes, dunkelbraunes Haar. Die menschliche Puiga nieste laut. Eine seltsame Menscheneigenart, stellte Koma – aus seinen schwärmenden Gedanken gerissen – fest und rümpfte die Nase. „Geh und finde sie. Stell Nachforschungen an, nähere dich beiden an und bring ihn dazu, ausschließlich dich zu wollen!“ befahl Koma und klatschte in die Hände, woraufhin Puigas Körper in menschenübliche Kleidung eingehüllt wurde. „Wenn du dort unten ankommst, wird alles bereitstehen, was du für dein weltliches Leben benötigst.“ teilte er mit und klopfte ihr auf die Schulter: „Enttäusch mich nicht, Pugia“ Die blonde Frau wandte sich um, schnippte mit dem Finger und war verschwunden. Koma wandte sich ab und unterlag erneut seinen Erinnerungen an Sazona – oder wie auch immer sie sich auf Erden nannte – bis er sich vor Erregung kaum noch beherrschen konnte und daraufhin allein in seinem Privatzimmer verschwand.
 

Ich stand vor dem Flughafenterminal und hielt nach einem Taxi Ausschau. Ungünstiger Weise schienen gerade recht viele Leute angekommen zu sein, denn kein Taxi war unbesetzt und hielt für mich. Er lief leichtfüßig an mir vorbei und positionierte sich selbstbewusst mitten auf der Fahrbahn. Als notgedrungen ein Taxi anhielt, riss er die Beifahrertür auf und keifte scharf: „Hier ist genug Platz für zwei weitere Leute! Nehmen Sie gefälligst so viele mit, wie sie können bei diesem Andrang!“ Der Fahrer staunte nicht schlecht als der junge, kräftige Mann ungefragt den Kofferraum öffnete und seine große Reisetasche darin verstaute, als er im Begriff war auf den Rücksitz zu steigen, sah er sich um, als er mich sah, seufzte er resigniert und winkte mich zu sich. „Steig ein, Kleine. Deine Eltern sind sicherlich froh, wenn sie dich wieder lebend in ihre Arme schließen können.“ grinste er und ich stieg, ohne ein weiteres Wort und ohne auf das Meckern des Fahrers zu achten, ein. „Dass du es überhaupt ohne hysterischen Anfall durch die Menschenmenge geschafft hast“ stichelte er spöttisch. Ich blieb bewusst stumm. Betrübt umfuhr mein Portemonnaie, in dessen Inlay ein Foto meiner Familie steckte. Nach langem Ringen öffnete ich es und umfuhr das Gesicht meiner Schwester. Streichte ihr in Gedanken über ihr ebenholzbraunes, kurzes Haar. Sie hatte ihre Haare immer schulterlang getragen, hatte eine Schwäche für moderne Kurzhaarfrisuren gehabt und hatte sich vor Jahren blondieren lassen, damit wir einander nicht mehr so zum Verwechseln ähnlich sahen. Sie sah mich durch das Foto mit denselben smaragdgrünen Augen an, mit denen ich mich morgens im Spiegel selbst betrachtete. Sie war gern ins Solarium gegangen, hatte jede Woche einen Termin im Kosmetikstudio gehabt. Sie war die Hübschere von uns beiden gewesen, die Begehrenswertere, die die jeden Tag hätte eine neue Männerbekanntschaft machen können. Doch entgegen aller Klischees war sie so eine großherzige, verständnisvolle, liebende Schwester gewesen, dass es mir jetzt, wo ich mir ihre Erinnerung wieder so klar ins Gedächtnis rief, schmerzliche Tränen in die Augen trieb, die lautlos meine Wangen hinabliefen. Der Taxifahrer gab mir einen irritierten Seitenblick und wollte dann verhalten wissen, wohin er mich bringen müsse. Mit brüchiger Stimme antwortete ich ihm. Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt hielt der Taxifahrer vor meinem Elternhaus – es brannte Licht. Nervös stieg ich aus, zückte mein Portemonnaie und wollte die Summe zahlen, die mir das Taxameter anzeigte. Er meldete sich von hinten zu Wort. „Lass gut sein, Kleine. Hauptsache, du lebst“ sein Gesicht verzog zu einer belustigten Grimasse, dann fuhr er den Taxifahrer genervt an, endlich weiterzufahren.
 

Ich lief langsam zur Haustür. Angestrengt stellte ich mich auf die Zehenspitzen und erkannte beruhigt, dass die Schuhe meiner Oma im Flur standen. Kaum hatte ich den Schlüssel in der Tür herumgedreht, kam sie bereits entgegen geeilt. Ich nahm den Duft von gedünstetem Gemüse wahr, dazu einen deftig-süßlichen Geruch von erlesenem Fleisch. Ich sah in ihre vor Sorge weitaufgerissenen Augen und lächelte verschmitzt. „Dein legendäres Oyakodon?“ wollte ich wissen und empfing sie mit weit nach ihr ausgestreckten Armen und schloss sie fest darin ein. „Kind, wo warst du?“ wollte die grauhaarige, kleine Frau von mir wissen. „Das ist eine lange Geschichte“ stöhnte ich und schlug die Augen erschöpft nieder. „Bitte, Oma. Sag mir bei einer großen Schale Oyakodon, wie es Opa geht und erlaube mir dann, ins Bett zu gehen. Bitte“ bat ich leise und huschte in die Küche. Die ältere Dame zog das Gesicht kraus. Irgendwas bereitete ihr Sorgen, ohne, dass sie es hätte in Worte fassen können. Ihre Enkelin sah gestresst und müde aus. Sie schien schwach und mit irgendetwas überfordert. Aber immerhin war sie wieder zu Haus. In der Obhut von einem ihrer letzten Familienmitglieder. Die leicht buckelige Dame lief in die Küche.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2015-03-02T01:56:56+00:00 02.03.2015 02:56
Super Kapitel


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