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Der doppelte Bookman

von

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Eisklotz im Nirgendwo

Sie trieben zu Dritt auf einer Eisscholle im Meer herum. Der Sturm hatte sich mittlerweile gelegt und die Sonne strahlte erbarmungslos auf sie nieder. „Deine Fähigkeit in allen Ehren, Gefrierbrand, aber könntest du das Eis nicht ein bisschen wärmer machen? Unten erfriert man und oben schwitzt man sich tot. Wenn wir das hier überleben sollten, sterben wir spätestens an einer Lungenentzündung.“, jammerte Lavi. „Che. Dann stürz dich ins Wasser und ertrinke. Dann brauchen wir uns dein ewiges Gejammer nicht mehr anhören.“, entgegnete Kanda. „Yu-chan!“, quengelte der Andere wieder. „Sei nicht so gemein zu mir. Wir sitzen schließlich alle im selben Boot. Ich meine natürlich Eisscholle!“
 

Die Minuten zogen sich wie Stunden. Sie hatten jegliches Zeitgefühl verloren. „Ich halte das nicht mehr aus!“, schrie Lavi und sprang auf. Damit brachte er ihren schwimmfenden Untersatz bedenklich ins Wanken. Er nahm seinen Hammer aus der Tasche, an seinem Hosenbein, und rief „Shi...“, doch plötzlich hing Kanda an ihm. Der Rothaarige schaute verdutzt. „Bist du bescheuert? Meinst du diese beschissene Eisscholle kann deinen primitiven Hammer halten?“, fragte er zornig. Blinzelnd wurde der Angesprochene wieder klar im Kopf und steckte den Hammer wieder weg. „Du hast recht. Entschuldige.“, murmelte er. „Che. Entschuldige mich nicht bei mir. Sie ist diejenige, die dieses Ding schon seit Stunden aufrecht hält!“, keifte Kanda. „Meinst du ich hab da Bock drauf? Mit Baka Usagi und Miihaa auf einem Eisklotz in Nirgendwo rumzuschippern? Ich hab die Schnauze auch gestrichen voll!“, jetzt schrie er schon fast. Der Bookman war ein wenig perplex, wandte sich jedoch zu Dala um. Sie sah wirklich erledigt aus. Besorgt strich er ihr über den Rücken. „Gehts noch?“, fragte er dann. „Muss wohl.“, kam die Antwort mit einem schiefen und gezwungenen Lächeln.
 

Zum Glück brach schon bald die Nacht an und zumindest die sengenden Sonnenstrahlen verloren ihre Kraft. Diese ließen soeben den Himmel in Rot- und Gelbtönen erstrahlen, als etwas Lavis Aufmerksamkeit auf sich zog. Er rieb sich sein müdes Auge. „YU-CHAN! EISBERG!“, rief er plötzlich, zeigte dabei hektisch in die Luft. „Eine Möwe!“, seine Stimme war heiser vom Durst. Alle Augen richteten sich gen Himmel. Die Violetthaarige atmete erleichtert aus. Der Bookman blickte zum Japaner und meinte kurz, so etwas wie ein Lächeln gesehen zu haben. Dann verwarf er diese Idee gleich wieder. Yu Kanda lächelte doch nicht! Das war eindeutig ein Streich, den sein dehydrierter Körper ihm gerade macht.
 

Immer wieder teste der Rothaarige, ob der Untergrund es erlaubte, die 3 sicher ans Ufer zu bringen. Aber es sollte noch bis zur vollständigen Dunkelheit dauern. Schließlich fand sein Hammer festen Boden. „Der Festland-Express ist einsatzbereit!“, scherzte er halbherzig, während sich Kanda bereits am Griff festhielt. Lavi nahm Dala unter den Arm, die die Eisscholle noch bis zum Schluss aufrecht halten musste. Sie wollten nicht in Gefahr geraten, umzukippen. „Bereit?“, fragte er in die Runde. Zustimmendes Gemurmel. „Also dann! 3... 2... 1... Shin!“, ihr schwimmender Untersatz schmolz in Sekundenschnelle, während ihnen der Wind um die Ohren pfiff.
 

Als er die Lichter des Festlands immer näher kommen sah, geriet Lavi in Hochstimmung. Übermütig pfiff er vor sich hin. „Das ist ja wahnsinnig toll von dir, dass du uns mitnimmst...“, begann Kanda leicht genervt. „aber halt verdammt noch einmal deine Klappe und seh gefälligst zu, dass du uns sicher ans Land bringst!“, fuhr er ihn an. „Oh man, Yu-chan! Sei doch nicht immer so gemein zu mir!“, nörgelte der Andere. „Ich muss Kanda leider recht geben, Lavi.“, mischte sich Dala ein, die er immer noch unter dem Arm gepackt hielt. Sie hing schlaff wie ein Reissack herunter. „Du hast keinen Ton getroffen!“, seufzte sie. „Eiswürfel!“, empörte sich der Rothaarige gespielt. „Verbünde dich doch nicht mit Yu-Chan gegen mich!“ Der andere Exorzist wollte gerade etwas erwidern, als Lavi bereits auf eine Straße zusteuerte und sie kurz danach dort absetzte.
 

Kanda war so froh, festen Boden unter den Füßen zu haben, dass er den Anschiss ganz vergaß, den er gerade für Lavi bereit gelegt hatte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er, dass dafür noch genügend andere Möglichkeiten gab. Immerhin hat er den beiden Bookman sein Leben zu verdanken.
 

Kurz hielt er Inne. Die Haut in seinem Gesicht spannte und war unerträglich heiß. Verstohlen fasste er sich dorthin. Bisher hatte er zwar davon gehört, aber es niemals selbst erlebt. Jetzt wusste er mit einem Mal, wie es ist, Sonnenbrand zu haben.
 

Er schnaubte. Das passte prima in seine Gesamtsituation. Schließlich funktionierte im Moment nichts, wie er sich das vorgestellt hatte. Erst kamen sich Allen und er auf einer Mission näher, dann wurden sich verletzt. Jetzt führten sie so eine Art Beziehung, aber irgendetwas sagte dem Schwarzhaarigen, dass das alles nicht das war, was er wollte. Nicht, dass er von so etwas viel Ahnung hätte, aber das Alles machte ihn unzufriedener, als er eigentlich ohnehin schon war. Kurz schloss er die Augen, um diese Gedanken zu verbannen. Er hatte auf dem Weg hierhin genug darüber grübeln können. Vermutlich hatte er auch einen Sonnenstich und spann sich deswegen so etwas zusammen. "Ja, das wirds sein...", murmelte er leise vor sich hin.
 

Er straffte die Schultern und richtete sich gerade auf. Jetzt war es Zeit, seinen Beitrag zu leisten. Am besten schaute er direkt nach einer Gaststätte. Oder zumindest nach einem Passanten, um herauszufinden, wo sie gerade waren!



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