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'Tails' of Zabimaru

von

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Of Blood and Breeding

Renji sah rot. Blutrot.
 

Bevor er überhaupt hätte daran denken können, sich zusammenzureißen, hatte er bereits den Jungen, der Rukia gerade als seine Schlampe bezeichnet hatte, gegen die Wand gepresst. Beide Fäuste umfassten dessen Kosode. Renji war kurz davor, ihn ein weiteres Mal an die Wand zu hämmern, als der laute Ausruf seines Namens ihn aufhielt.
 

"Abarai! Ieyoshi-sama! In mein Büro. Sofort!"
 

Renji blinzelte seinen Zorn weg. Seine Lehrerin hatte ein -sama hinter den Namen eines Studenten hinzugefügt?
 

Oh scheiße.
 

So schnell, als würde das Kind in Flammen stehen, trat Renji zurück. Er hielt seine Hände kapitulierend auf Brusthöhe und ließ den verängstigten und atemlosen Ieyoshi die Wand hinunterrutschen. Jetzt, wo sein Blick wieder frei war, konnte er die Schwere seines Fehlers erkennen. Der Bursche konnte nicht mehr als 1,70m groß sein und war vermutlich einer dieser dürren, unterentwickelten Scheißkerlen, die es wirklich nicht ertragen konnten, dass sie nicht auf Renji hinabsehen konnten, da er doch deutlich größer als sie war. Ieyoshis weißblondes Haar, welches mit Zöpfen und Locken in extravaganter und modischer Weise frisiert war, stand in einigen Strähnen ab.
 

Ich bin am Arsch, dachte Renji, als er dem Jungen in das Büro des Lehrers folgte. Schau dir diese dünne, fahle Haut an. Kein Zweifel, dass mein kleiner 'Liebesbeweis' einen riesigen Bluterguss hinterlassen hat.
 

Es wurde noch schlimmer. Denn als sie vor dem Schreibtisch des Lehrers standen, erkannte er in seinem Gegenüber sofort eine der Lehrerinnen, die ihn immer hinten im Raum Platz nehmen ließen und schonungslos seinen Dialekt verspotteten. Ihr tiefschwarzes Haar war mit Weiß durchzogen und sie trug dieses in einem langen Zopf, seitlich hatte sie jeweils lange Strähnen über ihre Ohren drapiert. Sie unterrichtete Mathematik und war immer darüber irritiert, dass jemand so gut mit Zahlen umgehen konnte, der erst im letzten Semester gelernt hatte, dass Rechnen auch für etwas anderes gut ist, als gestohlenes Essen unter den Beteiligten aufteilen.
 

"Was ist da draußen passiert?", verlangte sie zu wissen und schaute zu Ieyoshi. Ihr normalerweise abgehärmtes Gesicht war vor Missbilligung noch dünner geworden.
 

Renji wollte gerade seinen Mund aufmachen, da fixierte sie ihn mit einem eiskalten Blick.
 

"Warum stehst du?", fragte sie ihn. "Geh auf die Knie!"
 

"Was?! Aber..."
 

"Ich habe deine schmutzigen Pfoten auf Herrn Ieyoshi gesehen, Abarai!", keifte sie. "Ich brauche kein einziges Wort von dir zu hören. Beuge deinen Kopf und geh auf deine Knie. Und während du da unten bist, solltest du besser beten, dass Herr Ieyoshi gnädig ist."
 

Gegeben der Tatsache, dass Renji sich fühlte, als hätte er einen unerwarteten Hieb in den Magen bekommen, war es überraschend einfach, seinen bebenden Körper auf die Knie fallen zu lassen. Er hielt seinen Kopf gebeugt und suchte sich eine Stelle auf dem Tatami-Boden, die er zornig fixieren konnte. Als er einen Punkt gefunden hatte, versuchte er sich darauf zu fixieren, um seinen Kopf nicht vor aufgestauter Wut explodieren zu lassen.
 

"Also?", forderte sie den Anderen auf.
 

"Sie haben es gesehen! Wären sie nicht eingeschritten, Frau Lehrerin, wer weiß, was diese Bestie mit mir angestellt hätte? Wären wir zu Hause, hätte mein Vater diesen Köter ausgepeitscht, wie es sich für einen Hund wie ihn gehört! Seine Hände gehören mir, aufgrund dieser Beleidigung eines Noblen."
 

Renjis Kiefer spannte sich an. Wenn man einmal über die ganzen Hunde-Beleidigungen hinweg hörte, war es immer noch eine ernstzunehmende Drohung. Leider hätte er außerhalb der Akademie tatsächlich das Recht auf eine solch verrückte Forderung. Hier in der Akademie hingegen sollten sie gleichwertig behandelt werden.
 

Aber Herr Ieyoshi kniete nicht auf dem Boden.
 

Es war Renji klar, dass gerade diese Lehrerin ihn nicht aus ihrem Büro lies, ohne ihn zu bestrafen oder zu demütigen. Er würde es schon aushalten. Er hatte schon vor Längerem herausgefunden, dass wenn niemand ihm ernsthaft Schaden zufügte, er damit leben konnte. Das ganze Training in der Akademie hatte ihn noch unempfindlicher gemacht, als er sowieso schon war. Ein paar Prügel konnte er einstecken. Wofür er betete, war, dass niemand das Wort 'Ausschluss' in den Mund nahm.
 

Er war eigenartig dankbar, als er das Kommando der Lehrerin hörte. "Strecke deine Hände aus, Abarai."
 

Ok, Knöchelschläge. Keine große Sache. Also tat er, wie ihm geheißen wurde. Renji fragte sich nur, ob Ieyoshi das Beben seiner Muskeln als Angst missinterpretieren würde.
 

„Handflächen nach oben.“, korrigierte sie.
 

Nun trat die Angst in seinen Körper. Sein Blick schoss vom Boden nach oben, um zu sehen, dass die Lehrerin Ieyoshi einen dünnen Weidenstab aushändigte. Dieser sah flexibel genug aus, dass er eine effektive Spießrute darstellen würde. Auch solch ein Winzling wie Ieyoshi konnte damit bleibenden Schaden, an solch sensiblen Stellen wie seinen Handflächen, anrichten. Und, verfluchte Scheiße, wie sollte er mit solch einer Verletzung kämpfen können? Ein Schwert halten? Wenn er kein Schwert halten könnte, könnte er auch nicht auf der Schule bleiben. Er war es nicht wert, als für etwas anderes als zum Soldaten ausgebildet zu werden. Wenn der Junge ihn hart oder lange genug träfe, wäre das mehr als nur das Ende seiner Akademiekarriere, er würde ihn damit umbringen. Buchstäblich. Zurück auf die Straße gesetzt zu werden, ohne sich verteidigen zu können? Das war sein Todesurteil.
 

Sie würden doch nicht so weit gehen, oder?
 

Er war wirklich am Überlegen, sein Stolz über Bord zu werfen und um Gnade zu betteln, als die Lehrerin seine Handgelenke griff und umdrehte. Sie hielt sie ihm über den Kopf. Es dürfte ja nicht sein, dass sich der kleine Noble vorbeugen müsste, um ihn zu treffen. Er spürte, wie sich sein Körper anspannte und er sich ihr entziehen wollte. Doch hatte er keine Zeit mehr zu reagieren, als das dünne Holz sich schmerzhaft in seine Handflächen grub.
 

Er unterdrückte so viel von einer Reaktion, wie es ihm möglich war. Er würde diesem Arschloch nicht auch noch damit befriedigen.
 

Er rüstete sich selbst für den nächsten Schlag, als die Tür mit dem Rauschen von Reispapier aufflog. Jeder Kopf hatte sich zur Tür gedreht, um zu sehen, wer sie störte. Aber Renji brauchte es eigentlich nicht, er hatte es sofort gespürt. Diese unglaubliche Ansammlung von Reiatsu, welche nur einer Person gehören konnte.
 

Byakuya Kuchiki.
 

Er hatte Byakuyas spirituellen Druck bisher nur einmal gespürt, als er in Rukias Gespräch mit der Kuchiki-Familie geplatzt war. Damals hatte es sich in Renji hineingebohrt, unter seine Haut. Er würde niemals das Gefühl dieser Berührung vergessen.
 

Als er ein weiteres Paar Füße hörte, blickte er irritiert auf. Er sah, wie Rukia hinter ihrem Bruder in das Büro stürmte, ihr Ausdruck überraschend hochmütig, wie ein fahler Schatten der kühlen Mimik von ihrem Bruder. Sein Blick wanderte verstohlen weiter zu Byakuya. Renji kannte keinen Mann, der ebenso kraftvoll wie schön war, mit seinem langen, seidigem, schwarzen Haar und majestätischen Gesichtszügen. Etwas an diesem Mann stahl die Luft aus Renjis Lungen. Er bemerkte, wie er unbewusst seinen Blick wieder fallen ließ aus... Respekt?
 

„Wer wagt es einen Kuchiki zu beleidigen?“, trotz der ruhigen Stimme, war die Missbilligung klar zu hören. „Wer ist der Narr, der den Ruf meiner Schwester verleumdet?“
 

Die Lehrerin ließ sofort Renjis Handgelenke los und beugte sich so weit vor, dass ihr Kopf den Boden berührte. „Kommandant Byakuya Kuchiki.“, hauchte sie mit Ehrfurcht in der Stimme.
 

Renji erlaubte sich, kurz aufzuschauen, um zu beobachten, wie das Gesicht von Ieyoshi fahl wurde. Tatsächlich zitterten seine Hände dermaßen, dass der Weidenstock laut auf dem Boden aufschlug.
 

„Du.“, erkannte der Kommandant scharfsinnig und machte einen Schritt auf den bebenden Ieyoshi zu. Renji konnte sehen, wie der Junge versuchte, den Schwarzhaarigen auf Abstand zuhalten. Allerdings taumelte er gegen den Lehrertisch und schmiss dabei tollpatschig eine Vase mit kunstvoll arrangierten Blumen um. „Wie ist dein Name?“
 

„Kenta Ieyoshi, Kommandant.“, stammelte er.
 

„Ieyoshi. Eine geringe Familie, allerdings nicht ohne gewisse Kontakte.“, mutmaßte der Kommandant. „Also schön, ich werde dich anhören. Was hast du zur Verteidigung vorzubringen, Kenta Ieyoshi?“
 

„Ich wusste nicht, dass sie eure Schwester ist.“, sprudelte es aus ihm hervor. „Ich schwöre es beim Namen meines Vaters. Bitte, Herr Kuchiki, verstehen sie das. Sie… Ich meine, sie war mit ihm unterwegs…“, Renji sah, wie Ieyoshi in jedes Gesicht blickte und sogar hoffnungsvoll auf Renji hinunterschaute, als würde er Mitleid erwarten. „Was sollte ich da denken? Ich dachte, so wie sie miteinander sprachen…“
 

Erst jetzt schien der Kommandant Renji zu bemerken. Das forschende, intensive Reiatsu schnürrte ihm erneut die Luft ab. Allerdings ließ er schnell von ihm ab, wie ein Stein, der über die Oberfläche hüpfte.
 

„Ich verstehe.“, sagte der Kommandant kühl. „Vielleicht ist sein Fehler dann verständlich, wenn du dich in eine solch raue Gesellschaft begibst, Rukia.“
 

Rukia schüttelte ihren Kopf. „Ich habe nicht mehr getan, als mit einem Mitschüler den Gang hinunterzugehen, Bruder. Kann eine Kuchiki nicht die Gesellschaft von jedem suchen, den sie wünscht? Erlaubst du nur Soldaten an deiner Seite, die von guten Familien stammen? Du solltest dich geehrt fühlen, dass jemand zum Schutze eines Kuchikis hervorstürmt, wie es Renji für mich getan hat.“
 

Wann hatte Rukia gelernt, so zu sprechen? Man konnte sogar kaum ihren Dialekt erkennen. Vor 5 Minuten hatte sie noch so plump wie ein Yakuza-Boss gesprochen. War das etwas, was die Kuchikis ihr beigebracht hatten? Ihren Dialekt an- und auszuschalten? Es war beeindruckend aber auch etwas abschreckend. Was wurde aus ihr?
 

Ieyoshi fand plötzlich seine Stimme wieder. „Wie können sie von Ehre reden? Meine Ehre ist die, welche geschändet wurde! Dieses niedere Monster hat mich angefasst. Mit seinen Händen!“
 

„Und deine Zunge hat eine Kuchiki beraubt.“, antwortete Byakuya ohne zu zögern. „Sollen wir einen gerechten Handel in Erwägung ziehen?“
 

„Mein Herr!“, die Stimme der Lehrerin war ängstlich. „Bitte! Er ist doch nur ein Junge, ein Schüler!“
 

Nicht, dass du an meine tolle Jugend gedacht hast, als du mich zum Krüppel machen wolltest, dachte Renji missmutig.
 

Byakuya schien eine lange Zeit über etwas nachzudenken. „Also gut. Vielleicht kann man die gegebenen Umstände als strafmildernd ansehen. Aber verstehe dies, Kenta Ieyoshi. Wenn ich noch einmal mitbekomme, dass jemanden solch respektlose Worte über meine Schwester ausspricht, werde ich nicht nachsichtig sein. Ich übertrage es dir, dies zu verbreiten. Genauso wenig wird solch ein Gerede von anderen toleriert. Wenn auch nur ein Flüstern mein Ohr erreicht, werde ich zuerst zu dir kommen.“
 

„Ja, mein Herr.“, Ieyoshi klang besiegt und unterwürfig.
 

Renji vermutete, dass es das war. Dass Byakuya nun in einem Wirbel aus Stoff und hochkonzentriertem Reiatsu verschwinden würde. Es überraschte ihn, dass der Kommandant stattdessen näher trat. Er schien dorthin zu starren, wo Renji seine Hände, immer noch Handflächen nach oben, auf seine Knie hat sinken lassen.
 

„Kenta Ieyoshi.“, sagte Byakuya. „Wenn es deine Ehre verlangt, ihn für seinen Verstoß zu brandmarken, dann musst du seine Bestrafung beauftragen. Dein klägliches Reiatsu hat noch nicht einmal seine Haut gerötet.“
 

Renji war überrumpelt. Er folgte dem Blick des Kommandanten und schaute auf seine Hände hinunter. Es stimmte. Trotz des anfänglichen Schmerzes hatte der Stock nicht eine kleine Strieme hinterlassen. All seine Wut und Scham schienen ihn beschützt zu haben. Sein Reiatsu war angestiegen, um ihn zu schützen.
 

„Du bist eine Schande für deine Familie, wenn so jemand wie er, dich so einfach in den Schatten stellen kann.“, fuhr Byakuya weiter fort.
 

„So sind sie keine Hilfe.“, murmelte Renji vor sich hin.
 

„Möchtest du etwas sagen?“, fragte der Schwarzhaarige scharf.
 

„Ich möchte…“, begann Renji und blickte in das blitzende Grau von Byakuyas Augen. Die unglaubliche Kraft hinter dem kühlen Blick ließ ihn seine Augen wieder auf seine Handflächen richten. „...euch anflehen, ihn nicht noch weiter zu provozieren, Kommandant.“ Er hob seine Hände, als ob er sie dem Kommandanten zeigen wollte. „Ich weiß, es ist schwierig für jemanden wie sie zu verstehen, aber das ist es. Diese Hände sind alles, was ich besitze, all mein Wert. Wenn sie zerstört werden…“, Renji konnte den Satz nicht beenden, der Gedanke war zu beschämend.
 

„Sei beruhigt. Ich werde nicht zulassen, dass du sie bei der Verteidigung meiner Familie verlierst.“, sagte Byakuya und drehte sich endlich zur Tür. Als er Ieyoshi passierte, richtete er noch einmal sein Wort an ihn. „Markiere ihn, wenn du kannst, aber verschwende ihn nicht.“
 

Was?
 

In… Ordnung.
 

Das war nicht wirklich das, was Renji erhofft hatte. Er sollte sich daran erinnern, nie Rukias Bruder zu rufen, wenn er einen Retter benötigte.
 


 

Es war nicht überraschend, dass Ieyoshi Byakuyas letzte Worte als Herausforderung sah. Aber egal wie lange und heftig er versuchte, ihn zu verwunden, er konnte nur eine kleine Schramme hinterlassen. Renji währenddessen verbrachte seine Zeit damit, mit seinem Reiatsu zu experimentieren. Als die ganze, fürchterliche Tortur endlich vorüber war, fühlte Renji eine tiefsitzende Genugtuung. Er hatte etwas sehr wichtiges gelernt:
 

Blut und Abstammung bedeuteten einen Scheißdreck. Was entscheidend war, war die Stärke deines Willens.



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