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Breaking free of Slavery

von

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Kapitel 4

Eine frische Brise trieb den Geruch von Honig in ihre Nase. Schnuppernd streckte sich Alisa in die Höhe, schloss die Augen und konzentrierte sich einzig und allein auf den süßen Geruch, der in ihr eine alte Sehnsucht weckte. Alisa hatte schon immer eine gewisse Schwäche für süßes. Sie trug ein langes, weißes Kleid, das so lang war das es ihre Narben verdeckte. Ihre nackten Zehen gruben sich in das weiche, vom Morgentau noch feuchte Gras, bevor sie sie dem Geruch mit weit hochgereckter Nase und geschlossenen Augen folgte. Sie konzentrierte sich so sehr auf den Geruch, der von Westen her wehte, dass sie nicht mal bemerkte wie sich ein Junge an sie anschlich. Sie stieß ein piepsiges Geräusch aus und sprang zwei Meter in die Höhe, als sie auf einmal zwei Hände auf ihre Schultern senkten. Sofort wirbelte sie zu dem Jungen herum.

„Gilthunder!“, fauchte sie. „Wie oft noch? Erschrecke mich doch nicht so!“ Ihr Blick bohrte sich in seinen leicht amüsierten. „Und wehe du lachst jetzt.“, drohte sie dem Jungen und stapfte wütend davon.

Beschwichtigend hob Gilthunder die Hände, während er mühelos mit dem Mädchen mithielt. „Okay, Tschuldigung, aber es war einfach zu verlockend. Was machst du da eigentlich?“, erkundete er sich bei Alisa, die wieder die Nase in die Höhe gestreckt hatte und versuchte den Honiggeruch wieder aufzufangen.

„Lass mich in Ruhe.“, knurrte sie. „Müsstest du nicht bei Margaret sein? Du bist doch ihr persönlicher Leibwächter, nicht?“, fragte sie, immer noch die Augen geschlossen.

Gilthunder zuckte mit den Schultern. „Sie hatte mir gesagt, ich solle dich holen, denn sie hätte eine Überraschung für dich.“

„Ich mag keine Überraschungen.“, knurrte Alisa miesgelaunt.

„Sie sagte, sie hätte etwas gefunden, was dir vielleicht ein paar mehr Informationen über die Feen gibt.“

Alisa wirbelte herum. Ihre Augen funkelten aufgeregt. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“, rief sie und rannte auch schon los.

Kopfschüttelnd folgte Gilthunder ihr.
 

Schlitternd kam Alisa in der Bibliothek zum stehen. Ihre hellen Augen huschten suchend durch den Raum, bis sie schließlich Margaret entdeckte. Die älteste der Prinzessinnen winkte sie zu sich. Ihre Augen strahlten sie förmlich an. In den Händen hielt sie ein dickes, in Leder gebundenes Buch auf dem in Goldenen Lettern stand: Die Geheimnisse dieser Welt. Alisa runzelte die Stirn, dann trabte sie zu Margaret. Diese saß auf einen Stuhl an einem der vielen Lesetische die überall verteilt standen. Alisa rannte auf sie zu und bremste nur mit Mühe vor dem großen Eichentisch. Margaret stand auf und schloss sanft ihre Arme um Alisa. Diese ließ es einfach geschehen und genoss die Wärme die sich wie eine schützende Decke um sie legte. Am Anfang war sie bei jedem noch so kleinen Geräusch zusammengezuckt, doch nach einer Weile hatte sie sich langsam entspannen können. Margaret war ein sanftmütiges, geduldiges Mädchen, welches die verängstigte Alisa immer wie eine kleine Schwester behandelt hatte. Sie war es auch, die sich um ihre Wunden gekümmert hatte, nachdem sie aus der Gefangenschaft befreit wurde. Sie vertraute Margaret, sowie auch Elizabeth, Veronica und Barta, die ihre neue Familie geworden war. Nach einer Weile ließ Margaret sie los und nahm das vom Tisch. Sie schlug es von hinten auf und blätterte eine Seite nach vorne. Sie gab es Alisa und betrachtete gespannt ihren Gesichtsausdruck, während diese sich die beiden Seiten anschaute. Das eine Bild war von einer Zeichnung gekrönt. Zwei große Blütenstängel erhoben sich und gingen bis zur Mitte der Seite. Ab da ging der Stängel in die Blüte über, die wohl ein Veilchen darstellen sollte. Alisa wusste es nicht wirklich, da sie noch nicht viele Blumennamen kannte. Ihre Mutter hatte ihr früher viele Blumen beschrieben und wie sie hießen. Kleine Gestalten flogen in der Luft von einer Blume zur nächsten. Es waren kleine, feingliedrige Gestalten mit fast durchsichtigen Flügeln und spitzen Ohren. Die Kleidung der Feen bestand hauptsächlich wohl aus Naturmaterialen. Im Hintergrunde erhoben sich weitere Blumen und fliegende Feen. Auch war ab und zu ein großer Pilz zu erkennen, auf dessen Hut sich einige Feen niedergelassen hatten und wohl die Sonne auf ihrer Haut genossen.

Der Text war kurz und erhielt Fakten die Alisa schon längst wusste. Enttäuschung machte sich in ihr breit, denn sie hatte gehofft, endlich mehr über das Volk ihrer Mutter herauszufinden.

Bevor sie das Buch zuschlug, wanderte ihr Blick noch einmal zu dem Bild, schweifte über die lachenden Gestalten, die glücklichen Gesichter, bis sie plötzlich eine Fee entdeckte, die etwas außerhalb von alldem auf einer Margerite stand und lächelnd alles beobachtete. Sie war etwas größer als die anderen Feen. Sie trug ein zartes Kleid in der Farbe des Sonnenuntergangs, was gut zu der Farbe ihrer Haare passte, da diese in einem hellen Blau standen. Ihre Augen hatten ebenfalls diese Farbe. Irgendwie kam diese Fee Alisa bekannt vor. Das letzte Mal hatte sie sie gesehen, als sie drei Jahre alt war. Ihr Herr war in den Raum mit den Sklaven gekommen und hatte sie wegbringen lassen. Alisa hatte weinend ihrer Mutter hinterhergeschrien, doch diese hatte sie nur über ihre Schulter hinweg angelächelt.
 

Alisa stolperte zurück und ließ das Buch fallen. Sie landete unsanft auf ihren Hintern. Mit aufgerissenen Augen starrte sie das Bild des immer noch aufgeschlagenen Buches an. Ihr Herz pochte wie ein Presslufthammer, während sich bereits Tränen über ihre Wangen bahnten. Ihre Muskeln schmerzten, doch sie wusste nicht woher. Schweiß ließ ihre über die Arme.

Erst als sie eine sanfte Berührung an ihrer Schulter spürte, sah sie auf. Gilthunder sah besorgt in ihr Gesicht.

„Alles in Ordnung, Küken?“, fragte er besorgt.

Alisa antwortete nicht. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, ihren Atem zu beruhigen, der immer schneller wurde, und auch ihre Muskeln zu entspannen, damit sie aufhörten zu zittern. Nutzlos. Sie spürte bereits wie die Nacht nach ihr griff um sie mit sich zu nehmen.

Tatsächlich wurde kurz nach diesem Gedanken alles schwarz um sie. Sie hörte Margaret aufschreien und spürte Gilthunder sie noch rechtzeitig auffing, bevor sie mit dem Kopf auf den Boden schlug.



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