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Blue Wolve

von

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Commands and control


 

1
 

Geduldig mustert Logan die vor ihm stehenden X-Men. Für das Training der Jüngeren hat er sich heute eine Schnitzeljagd durch den Wald überlegt, der hinter der Mansion verläuft. Überall hat er dafür Hinweise versteckt, die sie in Zweierteams finden und die dahinterliegenden Rätsel lösen müssen, um möglichst schnell ans Ziel zu kommen. Im Zuge dessen sind jetzt allerdings alle X-Men versammelt, nicht nur die Anfänger. So ein Survivaltraining kann ihnen allen nicht schaden, wie ihm Charles nahegelegt hat. Wolverine soll es nicht stören. Je mehr, desto lustiger! „Gut, noch irgendwelche Fragen?“, meint er schließlich und wirft einen Blick neben sich. Dort steht Hank bereit. Damit das Ganze mit den Zweierteams überhaupt aufgeht, machen Beast und Logan nicht mit, stehen dafür aber bereit, falls sich einer der anderen verletzen sollte. Die Trainingseinheiten des Schwarzhaarigen sind niemals harmlos, auch wenn es der Vielfraß gern anders sieht. Von daher ist Vorsicht immer besser als Nachsicht.
 

Der blaufellige Arzt hat jedoch nichts mehr hinzuzufügen, richtet sich nur geschäftig mit seiner erschreckend großen Pranke die winzig kleine Brille und wartet auf den Startschuss. Logan nickt zufrieden und mustert die Jüngeren ein weiteres Mal. „Okay, dann ab mit euch!“ Mit leichtem Murren, das sie gar nicht erst versuchen zu verbergen, zerstreuen sich die einzelnen Teams in die verschiedenen Himmelsrichtungen und suchen nach ihren ersten Hinweisen, die je nach Gruppe farblich markiert sind und sowohl ihre verschiedenen Fähigkeiten wie auch ihr Denken individuell herausfordern sollen.
 


 

2
 

Zur selben Zeit schleichen ein paar gut getarnte Männer auf der anderen Seite des Waldes durch das Unterholz. Sie gehören zur einer geheimen Sondereinheit des Militärs, die unter anderem auch bei der noch nicht allzu lange zurückliegenden Zombieattacke in der Innenstadt dabei gewesen war. Bei ungewöhnlichen Gegebenheiten kommen sie immer wieder zum Einsatz und beobachten die Lage, um sie, wenn möglich, zu ihren Gunsten zu nutzen. Und wie das gesamte Militär, haben auch sie stets ein besonderes Augenmerk auf alle Mutanten, um ihre Fähigkeiten zu katalogisieren oder im Ernstfall auch eingreifen zu können, wenn einer dieser verdammten Freaks mal wieder durchdreht. Heute sind die Hand voll Männer allerdings unterwegs, um einige neu entwickelte Substanzen zu testen, die im Falle eines Krieges oder dergleichen den entscheidenden Vorteil dem Gegner gegenüber bringen sollen. Dazu kontrollieren sie einige Fallen, die sie vor ein paar Tagen aufgestellt haben. Darin befinden sich zu meist Kaninchen, Vögel oder sogar Rehe. Geübt statten sie die Tiere mit Sendehalsbändern aus und verabreichen ihnen dann die verschiedenen Substanzen.
 

Auch an einigen markierten Punkten führen sie Proben des Ganzen der Umwelt zu. Hier an einem Baum, dort direkt im Boden oder auch in einem kleinen Flüsschen. In einigen Tagen werden sie sich die Ergebnisse ansehen und entscheiden, ob die Tests von Erfolg gekrönt sind. Eine ganz besondere Substanz ist allerdings noch übrig und die Männer nicht sicher, wo beziehungsweise wem sie sie verabreichen sollen. Sie brauchen dafür in jedem Fall ein lebendes Objekt, das zudem eine gewisse Intelligenz aufweisen muss. Die Substanz dient nämlich der Gedankenkontrolle. Damit könnte man beispielsweise gefangene Soldaten des Feindes beeinflussen und sie dann mit einem geheimen Auftrag zurück zu ihrer Truppe schicken und so alles von innen heraus infiltrieren, ohne dass sich die betreffende Person später an etwas erinnern oder sich auch nur dagegen wehren kann. So zumindest bis jetzt die Theorie.
 

Die Männer brauchen daher einen Freiwilligen. Ein Tier kommt dafür leider nicht in Frage. Vielleicht aber ein Zivilist? Im besten Fall ein Obdachloser, den niemand vermisst, falls etwas schieflaufen und das Zeug womöglich eine tödliche Nebenwirkung haben sollte. Hier im Wald werden sie diesen aber ganz mit Sicherheit nicht finden. Dieser Wald gehört zum Grundstück dieses Mutantenpacks, weshalb sich außer dem Militär niemand hierher verirrt. Und selbst das tun die Männer ohne das Wissen dieser Freaks – wie sie zumindest hoffen – und gehen damit ein sehr großes Risiko ein, sollten sie entdeckt werden. Von daher sind auch die Soldaten nicht gerade scharf darauf, sich dem Haus der sogenannten X-Men näher als nötig zu nähern. Aber vielleicht brauchen sie das auch gar nicht?
 

Vorsichtig schleichen sich die Männer etwas weiter vorwärts und dann hören sie plötzlich Stimmen. Im Dickicht verborgen können sie ein paar der Mutanten sehen. Grob stößt Hendricks seinem Kollegen den Ellenbogen in die Seite und deutet dann auf einen von ihnen. Fragend hebt Johnson eine Augenbraue. Er war beim Zombieangriff nicht dabei und erkennt Nightcrawler daher auch nicht wieder. „Das ist dieser Mutant, von dem ich dir erzählt habe. Der sich irgendwie unsichtbar machen kann. Der Hauptmann sagt, dass es sich dabei eigentlich sogar um Teleportation handelt. Und ich dachte immer, dass wäre nur so eine dümmliche Hollywooderfindung.“, erläutert Hendricks leicht amüsiert. „Okay. – Sollen wir dem Hauptmann dann Bescheid geben?“, fragt Johnson etwas überfordert. „In jedem Fall! Das wäre genau das richtige Testobjekt für die Gedankenkontrolle.“, grinst der Blonde zurück und zückt sein Funkgerät. Auch der Brünette grinst leicht, als er verstanden hat, was für einen Vorteil diese Fähigkeit bedeuten könnte.
 

Hauptmann Wesley zeigt sich überaus begeistert von dieser Neuigkeit, war auch er beim Zombieangriff dabei und hat gesehen, zu was dieses blaue Fellknäul fähig zu sein scheint. „Er wäre genau der Richtige für das Mittel! Was könnte schon besser sein als ein Attentäter, der sich nach getaner Arbeit in Luft auflösen kann? Lasst ihn unter keinen Umständen entkommen und verpasst ihm irgendwie das Zeug! Und wenn ihr fertig seid, kommt sofort zur Basis zurück, ehe euch der Rest dieses mutierten Haufens entdeckt. Dieser Wolverine ist bestimmt auch irgendwo in der Nähe. Der mimt immerhin den Lehrer für die Jüngeren und klebt der blauen Teufelsbrut daher sicherlich ständig an den Hacken! Wenn der euch wittert, ist alles aus!“, gibt Wesley seine Befehle. Leicht beunruhigt sehen sich die beiden Soldaten in die Augen. Johnson hat zwar die Zombies verpasst, Wolverine hingegen kennt nun wirklich jeder von ihnen. Immerhin war auch er vor vielen Jahren schon einmal ein Gefangener einer anderen militärischen Geheimtruppe, die ihn umkrempeln und zur ultimativen Waffe heranzüchten wollte. Dies schlug allerdings fehl und der Vielfraß entkam, nachdem er den gesamten Stützpunkt niedergemetzelt hatte. Das Ganze ist zwar schon an die vierzig Jahre her, doch noch immer eine wirkungsvolle Schauergeschichte, die durch das gesamte amerikanische Militär geistert und jedem klarmacht, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Und beim Gedanken an diesen wildgewordenen Irren läuft es ihnen eiskalt den Rücken hinab, haben die grausigen Experimente damals ihn doch nur noch blutrünstiger und unbeherrschter gemacht, als er bis dato eh schon war.
 

„Beeilen wir uns lieber...“, meint der Brünette daher kurz angebunden. Zusammen schleichen sie sich noch ein Stück weiter durchs Unterholz und nähern sich so dem ahnungslosen Elfen. Sein blaues Fell macht ihn im hellen Sonnenlicht dieses frühen Nachmittags zu einer erstaunlich guten Zielscheibe, nur weiß er das selbstverständlich nicht...
 


 

3
 

Konzentriert bahnt sich Kurt seinen Weg durch das dichte Gestrüpp und versucht den letzten Hinweis zu finden, der sich hier irgendwo befinden muss. Sein Magen knurrt dabei schon ziemlich laut und Müdigkeit klammert sich hartnäckig an seine Gedanken. Sie sind schon seit Stunden hier draußen. Das Mittagessen liegt schon längst hinter ihnen, ohne dass sie etwas davon zu Gesicht bekommen haben, und noch ist kein wirkliches Ende in Sicht. Logan meint es mal wieder viel zu gut...
 

Erschöpft teleportiert sich der junge Mutant von dem Baum herunter, auf dem er leider doch nichts gefunden hat, und besieht sich nun die dichten Büsche darunter. Er merkt nicht, dass er schon eine ganze Weile beobachtet wird. Verloren tapst er noch ein paar Schritte umher und bleibt dann stehen. Ratlos kratzt er sich am Hinterkopf und gähnt herzhaft. Vielleicht sollte er doch zurück zu Kitty? Womöglich ist er schon zu weit von der eigentlichen Stelle entfernt? Oder aber er sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, was wahrscheinlich auch kein Wunder ist, wo Logan doch wahrlich seine Freude daran hat, sie alle an der Nase herumzuführen.
 

„Kurt?“, schallt dann Kittys Stimme aus der Ferne. „Komm her, ich glaube, ich habe das Ding endlich gefunden!“, flötet das Mädchen mindestens so erschöpft wie sich der Elf fühlt. „Komme!“, ruft er zurück. Bevor er jedoch zum Teleport ansetzt, sticht ihn etwas in den Nacken. „Ah, diese grässlichen Mücken...“, kommt es wehleidig von dem Blauhäutigen, während er sich die betreffende Stelle reibt. Bevor er weiterhin zur Zielscheibe dieser miesen, kleinen Blutsauger wird, verschwindet er lieber schnell. Zurück bleibt nur eine beißende Schwefelwolke, die sich kurz darauf auch verflüchtigt.
 


 

4
 

„Krass, er ist wirklich weg!“, entkommt es Johnson ungläubig, während er mit der Hand den letzten Rest Schwefel fort wedelt. Irgendwie hat er sich das anders vorgestellt. Im Film wirkt so etwas irgendwie immer weniger spektakulär, dafür aber auch geruchsarmer. Und diese lila-schwarze Wolke, die dabei entsteht, ist auch nicht so vorteilhaft, wie er findet. Das Geräusch, so leise es auch sein mag, ist zudem irgendwie beunruhigend. „Sag ich ja.“ „Und was jetzt?“ „Jetzt gehen wir zurück zur Basis und warten.“, meint Hendricks. „Worauf denn?“, will sein Kollege wissen. „Darauf, dass dieses Bürschchen zu uns kommt.“ Fragend sieht ihn der Brünette weiterhin an. „Das Zeug reagiert auf bestimmte Reize und Worte, die Wesley gerade anhand der Daten, die wir von dem Bengel schon haben, bestimmt. Wenn es ausgelöst wird, dann kommt er von ganz allein zu uns und wird eine brave Marionette sein. – Immer vorausgesetzt, das Zeug funktioniert wirklich und bringt ihn nicht schon vorher um die Ecke.“, erläutert der Blonde. „Na dann hoffen wir mal das Beste...“, gibt sein Partner sichtlich nervös von sich, macht ihn allein schon der Anblick Nightcrawlers ziemlich nervös – Teufelsbrut, wie der Hauptmann ihn nannte, passt da wirklich erschreckend gut – und die beiden wenden sich zum Gehen.
 


 

5
 

Endlich geht der Tag in die Nacht über und die X-Men fallen erschöpft in ihre Betten. Logan hat sie bis vor einer Stunde noch auf Trab gehalten, ohne auf ihr Nörgeln und Wehklagen auch nur ansatzweise einzugehen. Doch nun ist es endlich geschafft und der Schwarzhaarige halbwegs mit ihrer Leistung zufrieden. Also haben sie sich schon irgendwie eine Pause verdient. Zudem ist morgen Sonntag und sie haben alle frei, solange kein Notfall eintritt.
 

Mit einem kraftlosen Seufzen krabbelt Kurt in sein Bett und vergräbt sich auch sogleich unter der Decke, damit ihn auch niemand mehr finden mag. Schnurrend kuschelt er sich in die wohlige Wärme und ist auch schon eingeschlafen, ehe er ganz zum Liegen kommt. Darauf hat die Substanz, die ihm die Soldaten so heimlich injiziert haben, praktisch nur gewartet. Sie beginnt mit ihrer Arbeit und löst sich von der Stelle im Nacken des Jungen, wo sie bis eben selbst förmlich noch geschlafen hat. Langsam, aber überaus zielstrebig, erklimmt sie nun das kurze Stück Rückenmark und bahnt sich darüber ihren Weg den Hirnstamm hinauf. Von dort aus breitet sie sich dann allerdings explosionsartig im ganzen Kopf des Elfen aus, dockt an Nervenenden an, überbrückt Leitungen und kreiert sogar einige neue Bahnen. Wie ein Virus nimmt sie alles in Besitz und nistet sich überall tief ein. Dann heißt es auch für sie auf den Startschuss warten.
 

Dieser braucht auch nicht mehr viel Zeit. Hauptmann Wesley sitzt seit der Injektion am Nachmittag an einem leistungsstarken Computer und beobachtet damit die Substanz in Kurts Körper sehr genau. In dem Mittel befindet sich zudem ein winzig kleiner Microchip, der zum Lokalisieren des Probanden dient, zur Übermittlung der Worte, aber auch zur Überwachung der Körpertätigkeiten, sodass der Grauhaarige ziemlich gut sagen kann, wann Nightcrawler endlich eingeschlafen ist, damit der Test beginnen kann. Und genau jetzt ist das der Fall. „Sehr gut...“, murmelt er in sich hinein, während ihm Johnson und Hendricks neugierig über die Schulter schauen.
 

Nun greift er neben sich, wo eine Akte mit Nightcrawlers Foto vorne drauf liegt. In ihr stehen ganz ähnliche Sachen, die auch Hank in der Akte über den Elfen verfasst hat. Vieles ist noch offen und soll jetzt ergänzt werden, wenn der Bengel den Weg zu ihnen findet. Andere Dinge wurden nach der Zombieattacke nachgetragen, wo Wesley die drei Mutanten sehr genau beobachtet hatte. Doch Logan und Scott interessierten ihn nicht sonderlich. Ihre Akten sind schon lange vollständig, wenn man das so sagen kann. Sie wären auch nicht die Richtigen für diese Aufgabe. Wolverine ist von Natur aus schon gefährlich genug und bei seinem Selbstheilungsfaktor wäre es sehr fragwürdig, ob die Droge überhaupt anschlagen würde. Und selbst wenn, würde ihre Wirkung mit Sicherheit nicht lange genug anhalten und er dann augenblicklich alle Soldaten töten, statt der eigentlichen Zielpersonen.
 

Cyclops wäre in jedem Fall leichter dranzukriegen, aber sein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit und sein Status als Truppenführer würden es sehr erschweren, ihn dafür auszuwählen, ohne dass es ein anderer mitbekommt. Von daher ist Nightcrawler die perfekte Wahl, erst recht wegen seiner Fähigkeit des Teleportierens und der Tatsache, dass er der letzte Neuzugang der X-Men ist. In vieler Hinsicht muss er sich noch bewähren, sein erstes Jahr ist immerhin noch nicht vorbei. Daher würde es weit weniger Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn dieses Früchtchen Amok läuft, statt einer der Alteingesessenen.
 

„Wie wollen Sie ihn denn nun zu uns locken, Hauptmann?“, fragt Johnson schließlich. „Das wird ein bisschen knifflig und ich brauche dazu eure Hilfe. Außerdem brauche ich auch noch Stevens, damit es funktioniert. Zudem einen Penner von der Straße, um die Wirksamkeit zu testen.“, erläutert Wesley, ohne den Blick von der Akte zu heben. „Okay. – Und wie soll das dann aussehen?“, kommt es erneut von dem Brünetten. „Ganz einfach. Wir führen ein kleines Theaterstück auf, wenn man so will, und ihr müsst euch schlichtweg nur ans Drehbuch halten, auch wenn es nicht wirklich eines gibt. Redet nur, wenn ich es euch sage, dann wird das schon werden. – Aus verschiedenen Quellen weiß ich, dass Nightcrawler streng gläubig ist und damit locken wir ihn letztendlich in die Falle. Während des Zombieangriffs habe ich mehrfach mitbekommen, wie er gebetet oder beispielsweise das Wort Apokalypse verwendet hat. Auch Wolverine hat dergleichen mehrmals angedeutet, schien aber von den Ansichten des Jungen nicht so sonderlich angetan zu sein, was wohl auch daran liegt, dass Wolverine jeglichen Glauben längst verloren hat und ihm der Bengel damit sicherlich des Öfteren auf die Nerven fällt.“
 

Verächtlich schnaubt Hendricks. „Kaum zu fassen, dass so eine Missgeburt den gleichen Gott anbetet wie wir es tun. Das will einfach nicht in meinen Kopf rein...“, grummelt er. „Ja, das ist schon faszinierend, nicht wahr? Aber genau dieser Glaube wird ihn direkt in die Hölle bringen, glaubt mir! – Gut, ihr beiden und Stevens werden bei dem Ganzen die drei Erzengel mimen, während ich den Allmächtigen persönlich geben werde. Sagt ihm Bescheid und bringt dann einen Penner hierher. Ich werde inzwischen unseren kleinen Attentäter zu uns führen.“, beendet Wesley fürs Erste seine Anweisungen und widmet sich nun wieder dem Computer. Die beiden Soldaten verlassen derweilen den Raum und kümmern sich um die Dinge, die ihnen aufgetragen worden sind.
 


 

6
 

In dem Moment, indem sich der Hauptmann wieder dem Computer zuwendet und zu sprechen beginnt – die nahezu magischen Worte freigibt, auf die das Serum inzwischen programmiert ist –, schlägt Kurt ruckartig die Augen auf. Für eine Sekunde sind es jedoch nicht die gelben Seelen des Teleporters, sondern rote Rubine, als würde ein Roboter einen Befehl registrieren, und irgendwie ist es ja auch so.
 

Der blaue Mutant wirkt einen Moment neben sich, so als wüsste es nicht, wo er sich genau befindet. Dann erkennt er die – irgendwie trügerische – Sicherheit seines Zimmers und entspannt sich wieder. Allerdings hallt etwas durch seinen Kopf, fast wie eine Stimme. Ungläubig legt der Junge den Kopf schief, als würde er lauschen. Kurz darauf hört er die Stimme wieder, diesmal viel deutlicher. Mit einer seltsamen Mischung aus Entsetzen und tiefgreifender Freude wird ihm klar, dass diese Stimme die Stimme Gottes ist, seines Schöpfers! Das sich all sein Leid, seine Entbehrungen und seine Gebete doch gelohnt haben und er endlich erhört wird. „Oh, lieber Gott...“, flüstert er in Tränen erstickt und lauscht dann der Stimme des Herrn, die ihn zu sich lockt.
 

Bereitwillig steht Kurt vom Bett auf, zieht sich geschwind seinen Trainingsanzug an, ergreift sein rasiermesserscharf geschliffenes Schwert und verlässt dann in einer purpurfarbenen Wolke das Gebäude.
 


 

7
 

In groben Zügen und wundervoll ausgeschmückt, beschreibt Wesley dem Fellträger anschließend, wie er den Weg zur geheimen Militärbasis finden kann, die Kurt für einen prunkvollen Palast Gottes auf Erden hält. Für den jungen Mutanten hat sich die ganze Welt in ein zauberhaftes Märchen verwandelt, in dem er genau das sieht, dass der Hauptmann ihn weiszumachen versucht.
 

Während der Grauhaarige noch mit der Beschreibung beschäftigt ist, kehren seine drei Soldaten zurück. Im Schlepptau haben sie einen schlafenden Obdachlosen, den sie nun in einen Stuhl verfrachten. Anschließend beobachten sie amüsiert, wie sich Wesley filmreif ins Zeug legt, um die pelzige Marionette hierher zu bekommen.
 

Nach einer Weile dreht er sich zufrieden zu seinen Männern herum und begutachtet dann fragend den Penner auf dem Stuhl in der Nähe. „Der müsste bald wieder zu sich kommen.“, erläutert Hendricks, woraufhin der Hauptmann verstehend nickt. „Sehr gut, Männer! Ihr wisst alle, was jetzt zutun ist?“ „Jawohl, Sir.“, kommt es als Chor von den dreien. Erneut nickt Wesley zufrieden. „Wunderbar! Dann kann unser kleines Schauspiel ja beginnen. Unser Hauptdarsteller dürfte auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.“, verkündet er grinsend. Die drei Soldaten sehen sich etwas unbehaglich an. Sind sich nicht sicher, ob das Ganze wirklich so reibungslos funktionieren wird, wie es sich der Ältere vorstellt. Wenn etwas schiefgeht, sind sie alle geliefert. Mutanten sind eine Gefahr, eine lebensgefährliche Bedrohung, um genau zu sein, und das ist ihnen allen bewusst. Der blaue Fellball mag vielleicht kein Wolverine sein, doch genau dieser wird nicht lange auf sich warten lassen, sollte dem Bengel etwas passieren oder er ausrasten. Immerhin ist der Vielfraß sein Lehrer, und das hat bestimmt in irgendeiner Form abgefärbt.
 

Schier endlose Minuten vergehen, in denen sich die vier Männer einfach nur ansehen und warten. Dann erhebt Stevens zögerlich die Stimme. „Wie soll der Bursche hier überhaupt reinkommen? Ich meine, mit all den Sicherheitsschleusen und den Wachen. Da wird er wohl kann mal eben so dran vorbei spazieren.“ „Das muss er auch gar nicht. Immerhin sieht er nicht das, was wir hier sehen, sondern das, was ich ihn sehen lassen will. Zudem hat er ja seine Teleportation. Er kann damit jeden Ort erreichen, an dem er entweder schon einmal gewesen ist oder zu dem er Sichtkontakt herstellen kann. Somit genügt ihm ein schlichtes Fenster, um überallhin zu kommen.“ „Aber die Basis befindet sich doch fast völlig unterirdisch.“, wirft Johnson ein. „Ja, aber eben nur fast. Doch macht euch mal keine Gedanken. Er ist schon hier. Ich kann ihn förmlich spüren...“ Skeptisch mustern ihn seine Untergebenen, können sie doch nichts dergleichen feststellen. Dennoch können auch sie nicht abstreiten, dass irgendetwas in der Luft liegt, etwas sehr Bedrückendes...
 


 

8
 

Weitere Minuten gleiten zäh wie Honig dahin, doch Wesley wirkt weiterhin zuversichtlich. Dann plötzlich und aus heiterem Himmel, ertönt direkt zwischen ihnen ein seltsames Geräusch – Bamf! –, das mit einer beißenden Schwefelwolke einhergeht. Hustend wedeln die Soldaten den violetten Dunst davon, während Wesley nicht einmal die Nase rümpft. Als die Wolke verschwunden ist, sehen die Männer den blauen Teufel vor sich auf allen Vieren hocken, der sich mit leeren, gelben Augen kindlich anmutend umsieht. Für eine Sekunde funkeln sie aber erneut blutrot auf und bestätigen dem Hauptmann damit, dass die Verbindung zu dem Bengel noch vorhanden ist. Wohlwollend registriert er auch, das lange, schmale, überaus scharfgeschliffene Schwert an der linken Hüfte des Jungen. Überrascht und auch erschrocken, weichen die drei Soldaten einige Schritte zurück. Der Hauptmann hingegen erhebt sich mit überschwänglicher Freude, breitet freundschaftlich die Arme aus und grinst dabei über das ganze Gesicht.
 

„Kurt, mein Sohn, schön dich endlich bei uns zu haben!“, platzt er begeistert heraus und überbrückt dann den kurzen Abstand zu dem am Boden hockenden Mutanten. Dieser betrachtet ihn mit großen – wieder ganz kurz rot aufleuchtenden – Augen und ergreift dann die dargebotene Hand, um sich aufzurichten. Die Soldaten beobachten das Ganze sehr abgeneigt, wollen sie doch nicht diejenigen sein, die diesen Bengel anfassen müssen, sagen aber nichts dazu, um das Schauspiel nicht zu ruinieren. Ein falsches Wort zur jetzigen Zeit, und alles wäre dahin, ist die Programmierung des blauen Teufels doch noch nicht völlig abgeschlossen.
 

„Oh, Heiliger Vater, es ist mir eine unaussprechliche Ehre, dass Ihr mich zu Euch gerufen habt!“, entkommt es dem Elfen ehrfürchtig, während er Anstalten macht, vor Wesley auf die Knie zu fallen. Dieser hält ihn jedoch weiterhin an den dreifingrigen Händen und schüttelt nachsichtig den Kopf. „Das musst du nicht tun, mein Sohn. Ich weiß, welch treuer Diener du mir stets warst. Also entspann dich, denn vor dir liegt eine Menge Arbeit.“ Sichtlich entspannt sich Kurt und blickt seinen vermeintlichen Schöpfer dann wieder mit seinen großen, leeren Augen an. „Ihr habt eine Aufgabe für mich? Habt Ihr mich deswegen zu Euch bestellt?“ „So ist es, mein Sohn...“, setzt Wesley an.
 

Ehe er dem Mutanten jedoch erläutern kann, worum es geht, erwacht plötzlich der Obdachlose, den die drei Soldaten hergebracht hatten. Polternd fällt er vom Stuhl und richtete sich schwerlich in eine sitzende Haltung auf. „Was’n hier los?“, fragt er nuschelnd und sieht sich ungläubig um. Hendricks will ihn schon zum Schweigen bringen, doch der Hauptmann deutet ihm an, sich zurückzuhalten. Nightcrawler scheint das Ganze nicht einmal zu bemerken, obwohl er unter normalen Umständen stets vorsichtig und wachsam Menschen gegenüber ist. Da wird einem klar, wie groß die Macht des Serums sein muss.
 

„Heilige Scheiße, ein blauer Teufel!“, entkommt es dem verwahrlosten Mann nun und er versucht, irgendwie auf die Füße zu kommen, um zu flüchten. Aber so ganz will ihm das nicht gelingen. Das Schlafmittel und eine nicht gerade geringe Menge Restalkohol tun noch immer ihre Wirkung.
 

Wesley räuspert sich. „Meine Erzengel...“, setzt er an und deutet dann auf die drei Männer hinter Nightcrawler, die dieser mit erkennbarer Ehrfurcht betrachtet. „...haben mir von deinem Kampf gegen die Zombies berichtet. Ich war erschüttert von alledem und bin gleichzeitig sehr stolz auf dich, dass du diese bedauernswerten Geschöpfe in meinem Namen gereinigt und zurück in den sicheren Schoß des Himmels geführt hast.“ „Ihr – habt gesehen, wie wir gegen diese Untoten gekämpft haben?“ „Das habe ich und ich bin sehr beeindruckt, wie du dich entwickelt hast, mein Sohn.“ Sichtlich färben sich die Wangen des Teleporters purpurn. „Das ist nicht allein mein Verdienst. Logan...“ Doch Wesley winkt nur ab. „Von diesem kleinen Sünder sprechen wir jetzt mal lieber nicht. – Was ich eigentlich sagen will, ist, dass die Arbeit dahingehend leider noch nicht beendet ist. Eines dieser bedauerlichen Wesen hat es doch tatsächlich geschafft, hierher zu kommen und den Frieden dieses geweihten Ortes zu stören...“ Überrascht weiten sich Kurts Augen und funkeln wieder rot.
 

Nun gestattet ihm der Hauptmann auch, den Obdachlosen wahrzunehmen, allerdings in Gestalt eines sabbernden Zombies. Erschrocken zuckt der Elf zusammen und weicht ein paar Schritte zurück. „Hab keine Angst, mein Sohn. Er ist der Letzte und wir brauchen dich, um ihn zurück zu verwandeln. Wirst du das für mich tun?“, fragt Wesley mit gespielter Sorge. Kurt mustert ihn einen Augenblick etwas unsicher, dann greift das Serum wieder hart zu und weckt die mörderischen Instinkte in ihm, von denen sonst nur Wolverine in dieser Stärke übermannt wird. „Ich werde Euch nicht enttäuschen, Heiliger Vater!“, verkündet die sonst so sanfte Stimme des Fellträgers erschreckend rau und kalt.
 

Langsam zieht er das Schwert, das er von Logan bekommen hat, und wendet sich dem vermeintlichen Zombie zu. „Heilige Scheiße...“, entkommt es dem Obdachlosen und er versucht abermals auf die Füße zu kommen. Ungeschickt zieht er sich am Stuhl hoch, doch seine zitternden Beine wollen ihn nicht so recht tragen. „Nein, bitte...“, beginnt er zu wimmern, als dieser blaue Teufel mit dem glänzenden Schwert plötzlich direkt vor ihm steht. Seine alkoholtrüben Augen fixieren die scharfgeschliffene Klinge zwanghaft, folgen jeder ihrer geschmeidigen Bewegungen. Hilflos sinkt der Mann wieder auf die Knie. „Oh, bitte nicht! Hab Gnade mit mir, Junge!“, fleht er jammernd. Tränen rinnen nun seine zerfurchten Wangen hinab und ein dunkler Fleck bildet sich im Schritt seiner zerschlissenen Hose. Angewidert verziehen die Soldaten das Gesicht.
 

„Gottes Gnade komme nun über dich!“, kommt es ruhig von Kurt, während er den vermeintlichen Zombie mit roten Augen fixiert und ihm dann in einer einzigen, fließenden Bewegung das Schwert in den Schädel treibt, als wäre dieser nichts weiter als ein Klumpen kalte Butter. „Nei...“, ist alles, was der Obdachlose noch von sich geben kann. Abwehrend hatte er die Hände erhoben und sogar versucht, nach der Klinge zu greifen, doch sie hat ihm mühelos die Finger abgetrennt, bevor sie seinem jämmerlichen Leben ein Ende bereitet hat. Ein paar erstickt-blubbernde Laute kommen noch von ihm, während er unkontrolliert zuckt. Dann rutscht er mit lebloser Schwere von der Klinge herab, schlägt mit einem dumpfen Poltern auf dem Boden auf, wobei sich unter seinem durchbohrten Kopf träge eine Blutlache bildet.
 

„Möge deine ruhelose Seele nun ihren Frieden finden.“, bekreuzigt sich der blaue Elf. „Sehr gut, mein Sohn! Das hast du ganz ausgezeichnet gemacht. Doch etwas anderes hätte ich von einem so treuen Schäfchen wie dir auch gar nicht erwartet.“, flötet Wesley begeistert, während er seinen Männern ein Handzeichen gibt, damit sie diesen stinkenden Penner nun endlich entsorgen. Kurt wird abermals purpurn um die Nase und lächelt zufrieden.
 

„Du bist zu weit Größerem bestimmt, mein Sohn! Lass mich dir daher nun von all den schändlichen Sündern erzählen, die in dieser schönen Stadt unterwegs sind und mich vehement daran hindern, meine Botschaft von Frieden und Liebe zu verbreiten...“, beginnt der Hauptmann und erklärt ihm dann, was er von ihm erwartet. Nightcrawler hört ihm äußerst aufmerksam zu, wobei sich das Serum immer und immer stärker in seinem Körper ausbreitet, seinen eigenen, vernünftigen Willen vollkommen auslöscht und ihn somit zu der skrupellosen Killermaschine macht, die sich das Militär – zumindest diese geheime Truppe – so sehnlichst wünscht: Zu einem vollständig kontrollierbaren Wolverine 2.0!
 


 

9
 

Nachdem Wesley seine Erklärung beendet und Kurt noch einmal in höchsten Tönen gelobt hat, schickt er den Jungen noch vor Ende der Nacht wieder nach Hause, wo der Teleporter bis zum Läuten des Weckers den Schlaf der Gerechten schläft, ohne sich an seinen nächtlichen Ausflug erinnern zu können. Tage vergehen, in denen das Serum völlig ruhig und unbemerkt in seinem Körper verbleibt und wie ein Virus auf den geeigneten Moment wartet, um erneut zuschlagen zu können.
 

Fast zwei Wochen später ist es dann soweit. Es ist Sonntag, weshalb sich keiner der X-Men Gedanken darum macht, wohin Kurt nach dem Frühstück verschwinden könnte, und genau das ist der Fehler. Ein Fehler, den insbesondere Logan nie wieder vergessen wird...
 


 

10
 

Da die X-Men heute ihren freien Tag feiern, geht alles etwas langsamer und entspannter vonstatten. So is es auch nicht verwunderlich, dass es schon fast Mittag ist, als sich die Meisten von ihnen erst zum Frühstück einfinden. Gähnend betritt Logan die Küche, nimmt sich einen extragroßen Becher Kaffee und setzt sich dann schlaftrunken zu Scott und Charles an den Tisch. Dies tut er aber nicht gerade mit sonderlicher Begeisterung für seinen Truppenführer, sondern einzig und allein aus dem Grund, weil man von diesem Tisch aus perfekt den kleinen Fernseher auf dem Tresen betrachten kann, in dem gerade die Nachrichten laufen. Diese zu verfolgen ist praktisch eine der Hauptaufgaben der X-Men, wenn kein Auftrag für sie ansteht. Denn in einer Stadt wie New York passiert ständig etwas, wobei die Mutanten vielleicht helfen könnten. Und je schneller sie vor Ort sind, desto besser ist es meistens auch.
 

Am unteren Bildrand läuft ein Textband entlang, das verkündet, dass in wenigen Minuten live ins Rathaus geschaltet wird, in dem der neue Kandidat für das Bürgermeisteramt, Benedikt Watson, eine Wahlkampfrede halten wird. Wolverine nimmt diese Sache mit abwertend gerümpfter Nase zur Kenntnis, wissen doch alle hier nur zu gut, dass dieser Kerl nicht nur korrupt ist, sondern auch allerhand Dreck am Stecken hat. Von Drogenhandel, über illegalen Waffentransport, bis hin zu ausschweifenden Partys mit minderjährigen Prostituierten ist praktisch alles dabei. Doch der Typ trägt einen zu großen Namen und hat mehr Geld als man sich nur wünschen kann, weshalb er sich die meisten Stimmen auch einfach erkauft hat, die ihn hierhergebracht haben. Und wenn die New Yorker weiterhin so verblendet und bestechlich sind, wird dieser Mistkerl die Wahl wohl auch noch gewinnen – wenn kein Wunder mehr geschieht, das ihn daran hindern kann...
 

Dieses besagte Wunder tritt auch tatsächlich ein, doch ganz sicher nicht so, wie es sich irgendjemand vorgestellt haben mag. Watson hat gerade einmal drei Minuten gesprochen, als plötzlich eine violette Wolke die Kamera für wenige Sekunden völlig verdeckt. Überrascht weiten sich Logans bis dahin noch vollkommen verschlafene und desinteressierte Augen, kennt er doch nur Einen auf der Welt, der so einen Dunst bei seinem Erscheinen sehen lässt. Doch das kann einfach nicht sein. Nightcrawler müsste immerhin noch in der Kirche sein, wo er nach der Messe stehts noch beim Aufräumen und dergleichen hilft, somit nie vor dreizehn Uhr wieder zurück ist, komme was da wolle. Allerdings täuschen sich die erfahrenen Augen des Vielfraßes selbstverständlich nicht, und auch Charles und Scott betrachten das Ganze verwundert, überrascht und zutiefst erschrocken.
 

Dann verzieht sich die Wolke wieder und der Elf wird tatsächlich sichtbar. Er hockt wie eine übergroße Katze direkt auf den Schultern dieses egoistischen Penners von einem verlogenen Kandidaten, während seine überaus scharfe Klinge im Scheinwerferlicht bedrohlich blitzend funkelt und die umstehenden Bodyguards gar nicht zu wissen scheinen, wie sie reagieren sollen. Im Training lernen sie schließlich nicht, mit plötzlich auftauchenden und zudem bewaffneten Teufeln zu agieren.
 

„Stirb, du gottloser Hurensohn!“, gebärt sich der blaue Mutant auf dem Bildschirm, ehe er sein Schwert auch schon schneller sprechen lässt, als sich die völlig überforderten Bodyguards Watsons auch nur rühren können. In seiner Stimme liegt eine unheimliche Kraft von bedrohlicher Anmut. Diese nahezu fremde, unglaublich kräftige Stimme ist Nightcrawlers üblichem Schnurren so unähnlich, dass Logan sinnloser Weise nur eines denken kann: Stahlkrallen unter Samtpfoten verborgen. In Bezug auf den sonst so friedlichen Elf völlig fehl am Platz und allein schon von der Ausdrucksweise her eher sein Metier, auch wenn er keinesfalls Samtpfoten hat, und doch findet er keine anderen Worte, um den Klang dieser fast schon gebieterischen Stimme zu beschreiben und die damit verbundene Fremdartigkeit, die der Junge nun auf ihn ausübt. Watsons sauber abgetrennter Kopf fällt nun wie in Zeitlupe anmutend auf das kleine Rednerpult vor ihm, schwankt dort mit ungläubig aufgerissenen Augen eine Sekunde von einer Seite zur anderen und kippt dann herunter, woraufhin man im Hintergrund eine Frau laut aufschreien hören kann.
 

Wolverine, der immer geglaubt hat, dass ihn so schnell nichts mehr erschüttern kann, muss nun feststellen, dass er völlig ungläubig mit offenem Mund dasitzt und den Bildschirm wie ein Reh das Scheinwerferlicht anstarrt. Was er sieht, muss eine Lüge sein. Es kann nur eine Lüge sein. Ein ganz schlechter Scherz. Doch tief in seinem Inneren weiß er bereits, dass das vollkommen unmöglich ist, er es nur nicht wahrhaben will. Obwohl es eine Live-Übertragung ist, wirkt der Nightcrawler auf dem Monitor weit furchterregender, als er es in Wirklichkeit jemals könnte – selbst im äußersten Zorn ihres ersten Kampfes damals, wirkte er nicht so teuflisch raubtierhaft –, sodass Logan fast das Gefühl bekommt, in einen seltsamen Spiegel zu sehen. Die Kamera zeigt ihn als Todesengel der Stadt: Brutal, dumm und dabei aber von einer gewissen primitiven, ja animalischen Schlauheit. Das Schreckgespenst der vornehmen Bewohner der kriminellen Oberschicht. Nun breitet sich ein zutiefst zufriedenes – fast schon lüsternes – Grinsen auf dem eigentlich so zart geschnittenen Gesicht seines sonst so friedlichen Elfen aus, das ihn so abgrundtief hässlich aussehen lässt, wie es seine restliche Erscheinung in Wolverines Augen nicht einmal ansatzweise schafften könnte.
 

Nun endlich schaffen es die Bodyguards sich aus ihrer Starre zu befreien und zu den Waffen zu greifen, während um sie herum schon das blanke Chaos auszubrechen scheint. Bevor sie jedoch eine tödliche Kugel nach der anderen in den verwundbaren Körper des Teleporters ballern können – ja sogar noch, bevor sie die Pistolen auch nur entsichernd können –, verschwindet der Fellträger wieder in einer stinkenden Schwefelwolke und lässt abermals alle Anwesenden mit ratlosen und fassungslosen Gesichtern zurück. Kurz darauf wechselt das Bild wieder zum Nachrichtensprecher ins Fernsehstudio, der sichtlich blass um die Nase kein Wort mehr herausbekommt. Dieser Anblick hält sich zwei Sekunden, dann erscheint ein farbenfrohes Testbild, begleitet mit beruhigender Fahrstuhlmusik und dem Text: Technische Störung! Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten und hoffen, Ihnen schnellstmöglich wieder unser fantastisches Programm bieten zu können! Also bleiben Sie unbedingt dran! Ein mehr als makabrer Scherz, wie die X-Men finden.
 

Logan beginnt unbewusst zu zittern, muss etwas unternehmen, bevor Kurt noch mehr dem scheinbaren Wahnsinn erliegt, der ihn gefangen zu halten vermag. Sieh sich nur einer diese erschreckend rotglühenden Augen an! Knurrend springt er vom Stuhl auf, dass dieser polternd zu Boden fällt. Charles versucht ihm direkt in die Augen zu sehen, nicht in seinen überforderten Geist, nein, in seine alten Augen, die schon alles gesehen zu haben scheinen, das auf der Welt möglich ist, und er glaubt, eine Mischung aus tiefgreifender Angst und Schuldgefühlen unter dem blanken Entsetzen und der eisernen Wut zu sehen. Es sind die Augen eines Mannes, der mit aller Gewalt zu vergessen versucht, dass er womöglich scheiße gebaut hat, einen Riesenhaufen Scheiße...
 

Wolverines Gedanken werden immer hektischer, sodass Xavier jeden gutgemeinten Versuch unterlässt, in den Kopf des aufgebrachten Kriegers einzudringen, um ihn zur Ruhe zu bringen. Immerhin weiß er inzwischen ja ziemlich gut, was sich zwischen Logan und seinem Elfen abspielt, sodass er nur zu gut verstehen kann, wie fertig der Ältere jetzt ist, auch wenn sich Logan seine Gefühle nicht eingestehen will. Dennoch, oder gerade deswegen, braucht er jetzt ein gewisses Maß an Führung, um nicht völlig die Kontrolle über sich und die Situation zu verlieren.
 

„Bitte denk erst nach, bevor du losrennst, Logan!“, fordert er den Schwarzhaarigen daher auf. Dieser sieht ihn nur vollkommen verständnislos an, ballt zornig die Fäuste und knurrt mahnend tief in der Kehle. „Du hast das doch auch gerade gesehen! Wie kannst du also von mir verlangen, dass ich ruhig bleibe und nachdenke!? Kurt braucht dringend meine Hilfe!“, gebärt sich der zu kurzgeratene Kanadier und schlägt nachdrücklich mit den Fäusten auf die Tischplatte, dass die Beine des wehrlosen Möbelstücks ein warnendes Knarren von sich geben. Dabei wird dem Professor klar, dass Logan nicht gesagt hat, dass er Kurt aufhalten muss, sondern dass dieser lediglich Hilfe braucht, was Charles irgendwie falsch erscheint.
 

Wolverine muss diesen Gedanken irgendwie unterbewusst aufgefangen haben, versucht er genau das doch jetzt zu erklären. „Hast du seine Augen gesehen? Gehört, wie seine Stimme klang? Er sich ausgedrückt hat? Er ist nicht er selbst! Irgendetwas oder irgendjemand treibt ihn dazu!“ „Das kannst du nicht wissen...“, setzt der Mann im Rollstuhl an, woraufhin Wolverine wieder die Fäuste auf den Tisch knallt, um sich Gehör zu verschaffen, sodass dieser diesmal wirklich krachend zusammenbricht. Wütend schreckt Scott zurück und stellt sich dann schützend vor Xavier. Dieser schiebt ihn jedoch bestimmend zur Seite und deutet ihm an, sich erst einmal rauszuhalten. Ungläubig verharrt der Brünette einen Augenblick, wirft Logan dann einen mahnenden Blick zu, ehe er sich fügt und wieder an seinen Platz zurückkehrt.
 

„Und ob ich das wissen kann! Ich war selbst ein beschissenes Versuchskaninchen für solchen Scheiß, wie du sehr gut weißt! Und womöglich steckt sogar wieder so eine geheime, militärische Sondereinheit dahinter! Es mag Jahrzehnte her sein, seit ich damals alle getötet habe, die mir das angetan haben, aber das heißt ja noch lange nicht, dass die Oberbosse von diesem Scheiß deswegen aufgegeben haben, hat man mich doch noch lange danach verfolgt und wieder einzufangen versucht. Und wenn sie mich nicht kriegen können, dann suchen sie sich eben ein anderes Opfer und donnern ihm ein paar Drogen mehr rein, damit er so ausflippt wie ich. Und ich werde nicht hier rumsitzen und tatenlos zusehen, wie Kurt daran zu Grunde geht und wie ein tollwütiger Köter auf offener Straße erschossen wird!“ Und damit ist das letzte Wort für den Jäger gesprochen und er verlässt schnaubend das Haus.
 

Einen Moment herrscht völlige Stille in der Küche. Dann seufzt Charles bedrückt. Tief im Herzen weiß er, dass Logan wohl Recht hat. Das Militär hat schon des Öfteren unschönes Interesse an Mutanten aller Art gezeigt, und nicht wenige von ihnen grausam missbraucht und manipuliert, bis sie elendig verreckt sind – anders kann man es leider gar nicht ausdrücken –, doch bis jetzt konnte Xavier sie von seinen X-Men fernhalten. Allerdings wird der aufbrausende Kanadier Hilfe brauchen, auch wenn er sie nicht will. Doch es wird hoffentlich ein unnötiges Blutbad verhindern. „Bobby, Piotr, geht ihm nach und helft, wenn es irgendwie möglich ist. Nehmt den Black Bird. Der ist zwar viel langsamer als die Wolf 2, aber ich werde euch mit Hilfe von Cerebro sagen, wo die beiden sind.“ Unbehaglich sehen sich Colossus und Iceman an, nicken dann aber. „Jean, Scott, ihr helft mir bei Cerebro und habt den Polizeifunk im Auge. Der Rest von euch hält sich für den Ernstfall bereit und beobachtet weiterhin die Nachrichten.“
 


 

11
 

Ziellos fliegt Logan dorthin, wo Benedikt Watson ermordet wurde. Doch der Elf ist selbstredend nirgends auszumachen. Zudem umstellt inzwischen so viel Polizei das Gebäude, dass nicht einmal eine Fliege lebend dort hineinkommen könnte. Wo soll er also nach dem Jungen suchen? Lebhaft kann er sich vorstellen, dass Watson erst der Anfang von Kurts Amoklauf war. Aber wer könnte der Nächste sein, wo New York doch ein echter Pool an miesen Typen ist – immer voraus gesetzt der Teleporter hat es wirklich nur auf böse Buben abgesehen und sein Gefühl täuscht in dahingehend nicht. Das macht es dem Jäger allerdings auch völlig unmöglich, sich irgendwie festzulegen. Nagende Verzweiflung macht sich in ihm breit und schürt seine unbeherrschte Wut auf die Menschheit nur noch mehr.
 

„Verdammte Scheiße!“, platzt es aus ihm heraus und er schlägt mit zitternden Fäusten auf das Armaturenbrett ein, woraufhin es ihm die Wolf 2 mit einem unschönen Hopser in der Luft dankt und dann fast mit einem Sendemast kollidiert. ‚Logan...‘, kitzelt es plötzlich in seinem Kopf, als er den Jet gerade wieder unter Kontrolle hat, und der Angesprochene zuckt so heftig zusammen, dass er das Fluggerät fast wieder ins Wanken bringt. Eigentlich will er Charles auch direkt wieder aus seinem Schädel hinauswerfen, entscheidet sich dann aber doch dagegen, platzt ihm dieser doch schon beinahe vom ganzen Grübeln. ‚Was ist?‘, fragt er gedanklich knurrend; bereit, seine Entscheidung jeden Moment zu ändern, was Xavier nur zu deutlich spüren kann. ‚Ganz ruhig, Logan! Ich werde dich nicht aufhalten, wohl aber dich so gut es geht unterstützen.‘ ‚Wie das?‘, fordert der Ältere zu wissen.
 

‚Mit Hilfe von Cerebro habe ich alle Leute eingefroren, die sich gerade vor einem Fernseher oder Radio aufgehalten haben, was zur jetzigen Zeit wohl der Großteil der Stadt gewesen sein dürfte. Sie werden sich später nicht mehr daran erinnern können, was Kurt getan hat, wenn das hier vorbei ist. – Allerdings kann ich im Moment nichts gegen die Kameraaufnahmen unternehmen. Doch darüber können wir uns später noch Gedanken machen. Jetzt ist es nur wichtig, dass du Kurt wieder nach Hause bringst und wir ihn wieder zur Vernunft bringen können. – Ich hoffe, du rastest nicht aus, aber ich habe Bobby und Piotr losgeschickt, um dir zu helfen...‘ Wolverine gibt ein leichtes Knurren von sich, das sein Missfallen ausdrückt. Dann seufzt er schwer. ‚Schon gut. Ist vielleicht sogar besser so...‘
 

‚Gut, dass du das so siehst. – Ich fürchte allerdings, dass ihr euch sehr beeilen müsst, Nightcrawler zu finden. Scott hat gerade über den Polizeifunk mitbekommen, dass es ein weiteres Opfer gibt...‘ Überrascht reißt der Kanadier die Augen auf, doch das ist nur äußerlich. Innerlich hat er sich ja schon gedacht, dass das nur der Anfang war. Auch wenn er nicht damit gerechnet hat, dass es so schnell weitergeht, ist sein letzter Mord doch gerade einmal acht Minuten her.
 

‚Wer und wo?‘ ‚Giovanno Portello auf der Upper East Side. Der Name sagt dir doch sicher etwas...‘ ‚Auf jeden Fall!‘, knurrt der Schwarzhaarige verstimmt in Gedanken und wendet den Jet in einer uneleganten Schleife. Portello ist der Boss der hiesigen Mafia. Zu seinen Hobbies gehören unter anderem Menschenhandel – insbesondere junge Frauen und Kinder aus Taiwan, die er hier für kranke Sexspielchen missbrauchen lässt – und der Verkauf von übertrieben getunten Autos, die wöchentlich grausige Unfälle mit tödlichem Ausgang bei illegalen Straßenrennen verursachen. Er ist ein äußerst ätzender Typ, der den Tod mehr als nur verdient hätte, aber ganz sicher nicht so, nicht durch einen ehrenwerten X-Men.
 

Wenn sich die Polizei später die Überwachungskameras auf Portellos Grundstück ansieht, wird sie feststellen, dass der Mafiosi gerade dabei war, ein paar Runden in seinem Pool zu drehen, während er sich mit zwei blutjungen Mädchen vergnügt hat und vier Bodyguards alles im Auge hatten. Doch auch sie konnten nicht verhindern, dass plötzlich aus dem Nichts ein schwertschwingender, blauer Teufel direkt auf den Schultern des fetten Mistkerls auftauchte, ihn dabei unter Wasser drückte und den Pool dann mit grausiger Röte füllte. Während die jungen Mädchen sich die Seele aus dem Leib schien, kletterte der Elf in aller Ruhe wieder aus dem Becken heraus, funkelte die Leibwächter mit roten Augen an, grinste dermaßen dreckig über das ganze Gesicht und verschwand dann wieder in einer stinkenden Wolke, ehe einer der Männer auf ihn schießen konnte. Zurück blieb nur eine Pfütze auf den glatten Fliesen und ein kurzer Schauer aus rosafarbenen Wassertröpfchen, die beim Verschwinden des Mutanten scheinbar zurückblieben.
 

‚Kannst du sehen, wo Kurt jetzt ist?‘, fragt Logan. ‚Einen Moment. – Ich habe da etwas, doch ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll...‘, kommt es zweifelnd von Charles, während er Wolverine geistig die Koordinaten und ein Bild sendet. ‚Aber ich! Es ist ein verdammter, geheimer Militärstützpunkt!‘ Am anderen Ende herrscht einen Moment bedrücktes Schweigen. ‚Ich hoffe inständig, dass du dich irrst, Logan...‘
 

Xaviers Stimme ist deutlich anzuhören, wie nahe ihm das Ganze geht, wie fertig es ihn macht, wie hilflos er sich fühlt. Es fehlt nicht mehr viel und er bricht in Tränen aus, so kommt es dem Jäger in jedem Fall vor. Er kann es ihm nicht verübeln. Die X-Men sind wie seine Kinder für ihn und in solchen Momenten spürt er sein väterliches Versagen so heftig, dass er auf der Stelle sterben möchte. Logan weiß das, hat es mehr als einmal miterlebt, diese Verzweiflung, und fühlt sich selbst nicht besser. Doch im Gegensatz zu Charles ist Wolverine das Sterben verwehrt und seine ruhelose Wut hindert ihn zusätzlich daran, sich solchen Gedanken auch nur hinzugeben. ‚Ich auch, Professor, ich auch...‘ Aber beide wissen nur zu gut, dass sich der Kanadier nicht irrt und Kurts Leben daher am seidenen Faden hängt...
 


 

12
 

Wenig später erreicht Logan die fast völlig unterirdisch liegende Militärbasis. Inzwischen hat Nightcrawler ein drittes Opfer zu verzeichnen – irgendeinen Chef einer Bande Krimineller, die sich darauf versteht, seit Monaten überall in der Stadt Feuer zu legen und so hauptsächlich Schulen und Kindergärten zu zerstören, während sich dort drinnen Menschen aufgehalten haben. Allerdings hat sich der Jäger nicht die Mühe gemacht, dorthin zu fliegen, da Kurt anscheinend nach jedem Mord zur Basis zurückkehrt. Vermutlich um sich ein verbales Leckerli abzuholen und den Namen seines nächsten Opfers. Von daher hofft der Krieger, ihn hier irgendwie abfangen zu können.
 

Er hat die Wolf 2 kaum gelandet und mit dem Tarnmodus unsichtbar gemacht, da registrieren seine scharfen Ohren ein leises Geräusch in der Nähe – Bamf! Als er sich umsieht, erblickt er Kurt auf dem einzig sichtbaren Teil der Basis hockend – eine Art großem Schuppen, nicht ganz ein Hangar, aber nahe dran. Der Bengel sieht sich ein paar Mal um, als fürchte er, dass ihn hier in dieser Einöde, wo es außer diesem Schuppen und Stacheldrahtzäunen rein gar nichts gibt, irgendjemand sehen könnte. Dann klettert er kopfüber durch ein offenstehendes Fenster und verschwindet aus Logans Blickfeld. Wobei der Schwarzhaarige hofft, sich selbst auch darüber Zugang verschaffen zu können. In der Ferne hört er fast flüsternd den Black Bird sich nähern. Gut, dann kann die Party ja beginnen!
 


 

13
 

Es gestaltet sich etwas schwieriger als gedacht, sich Zutritt zu verschaffen, aber letztendlich ist der Geruch des Elfen hier so durchdringend, dass Wolverine keine Probleme mehr hat, Wesley zu finden. Fauchend und knurrend bricht er die letzte Stahlschleuse auf, die ihn noch vom Ziel trennt, nur um dann mitanzusehen, wie Kurt gerade mit einem neuen Auftrag verschwindet.
 

Es ist schön, dich zu kennen

Mit dir zu reden oder auch Musik zu hören
 

„Verfluchte Scheiße!“, brüllt Wolverine und hastet auch schon auf den Hauptmann zu, der sich im Moment als Einziger hier befindet, ehe dieser ganz begreift, was eigentlich los ist. Grob packt ihn der Kanadier am Kragen seiner perfekt gebügelten Uniform und knallt ihn so heftig gegen die nächste Wand, dass er fast das Bewusstsein verliert. Doch diesen Luxus darf sich Wesley keinesfalls erlauben, nicht dieser krallenbewehrten Bestie gegenüber. Immerhin kennt er die wenigen, verbliebenen Berichte von damals sehr gut, als man versucht hat, Logan zu einer ultimativen Waffe heranzuzüchten, was ihn ja erst auf die Idee gebracht hat, das Ganze in etwas anderer Form noch einmal zu versuchen.
 

Sogar Schweigen ist nie peinlich zwischen uns

Und das ist auch gut so!
 

„Hol ihn sofort zurück, oder ich mache Hackfleisch aus dir, Freundchen!“, faucht der Ältere ungehalten und fährt mahnend die Krallen aus. „Selbst – selbst wenn ich es wollte, kann ich es nicht. – Er kommt erst zurück, wenn – wenn er seinen Auftrag ausgeführt hat. Vorher habe – ich keine Kontrolle über ihn. Die – Distanz ist zu groß...“, bringt der Hauptmann stockend hervor und windet sich schmerzlich unter dem festen Griff des kleinen Mutanten. Unbeherrscht rammt Logan die Krallen seiner Linken bis zum Anschlag in die Wand direkt neben Wesleys Kopf hinein und knurrt so animalisch, dass dem Jüngeren ganz flau im Magen wird und er es gerade noch verhindern kann, sich in die Hosen zu machen.
 

Heucheln und Lügen ist sinnlos,

Weil wir uns gegenseitig fast wie Glas durchschauen
 

Langsam und zittrig streckt er seine Hand aus und versucht einen Knopf auf der Konsole neben sich zu erreichen. Allerdings bemerkt es der aufgebrachte Vielfraß und eine Sekunde später schießt ein heftiger Schmerz den Arm des Weißhaarigen hinauf. Dann folgt ein dumpfes Geräusch und als er hinabsieht, glotzt er ungläubig auf seine Hand, die nun auf dem Boden liegt. Dieser wahnsinnige Mutant hat ihm mit einem Hieb seiner Krallen die ganze Hand abgetrennt! „Was – was – hast du getan?“ „Sei froh, dass es nichts Anderes war, das ich dir abgeschnitten hab, du dreckiger Hurensohn! Doch das wird passieren, wenn du auch nur noch einmal zuckst! Außerdem ist niemand mehr da, den du um Hilfe rufen kannst. Und falls ich doch eine dieser Maden übersehen habe, werden sich meine Kollegen sicher gleich darum kümmern!“
 

Wir machen uns schon lange nichts mehr vor

Und das ist auch gut so!
 

„Das – das wird deinem blauen Freund auch nicht mehr helfen. Die – Droge hat ihn inzwischen völlig vereinnahmt.“ „Dann macht es rückgängig, und zwar sofort!“ „Das – kann ich nicht. Sein Handeln wird von blanker Wut bestimmt. Es braucht ein gegensätzliches, positives Gefühl, um die Wirkung aufzuheben...“ „Kein Problem, wir holen einfach Storm. Kurt ist doch tierisch in sie verknallt, oder nicht?“, ertönt auf einmal Bobbys Stimme hinter ihnen.
 

Du hast in meinem Arm geweint

So manche Nacht mit mir durchträumt
 

Logan blickt kurz über die Schulter und war selten so froh, die beiden zu sehen. „Keine Zeit!“, knurrt Wolverine dennoch. „Es wird auch nicht funktionieren.“, erwidert der Hauptmann, trotz der Schmerzen und dem Blutverlust, jetzt breit grinsend. „Warum nicht?“, fragt Piotr verwundert. „Ganz einfach: Weil kein Gefühl in dem Bengel so stark ist, wie seine Liebe zu Gott! Und ICH bin im Moment Gott für ihn!“
 


 

14
 

Entsetzt sehen sich die drei Mutanten an. „Das kann doch wohl alles nicht wahr sein!“, entkommt es Logan verzweifelt, wobei ihm klar wird, dass dieser Mistkerl doch tatsächlich das geschafft hat, was die Schweine damals bei Wolverine so vergeblich versucht haben: Die ultimative Waffe zu erschaffen!
 

Die letzten Zweifel ausgeräumt

Ich kenne dich und du mich!
 

„Du verfluchtes Dreckschwein! Ich sollte dich...“, setzt der Krieger an und holt mit seiner krallenbesetzten Faust aus. „Wenn du mich tötest – wenn du also GOTT tötest –, gibt es keine Hoffnung mehr für deinen Freund! Absolut keine!“, grinst Wesley, woraufhin Logans Klauen nur wenige Millimeter vor seinem Gesicht stoppen, während ein merkliches Zittern über den gedrungenen Körper des Mutanten hinweggleitet. Knirschend beißt er die Zähne zusammen und lässt den Hauptmann dann achtlos zu Boden fallen. Stattdessen rammt er seine Krallen in sämtliche Konsolen. Das schockiert Wesley zwar äußerlich, aber er braucht sie schließlich nicht mehr, um Kurt zu kontrollieren.
 

Du bist nicht hart im Nehmen

Du bist beruhigend weich
 

Und wenn man vom Teufel spricht, erscheint er auch schon in einer violetten Wolke. Allerdings nehmen seine blutroten Augen die anderen Mutanten gar nicht wahr. Er reagiert nicht einmal darauf, dass Bobby seinen Namen ruft. Er hat nur Augen für seinen angeblichen Gott, der verwundet in einer Ecke sitzt. Erschrocken eilt Nightcrawler zu ihm. „Oh, Heiliger Vater, was ist passiert?“, fragt er sichtlich aufgelöst. „Eindringlinge...“, presst der Weißhaarige hervor, und die drei Mutanten ahnen, was jetzt kommen wird. In diesem Moment bemerkt sie der Teleporter. „Bring sie alle um und lass Gott sie aussortieren!“, befiehlt der Hauptmann mit einem wahnsinnigen Lachen.
 

Dich nicht zu mögen, ist nicht leicht

Du bist kein Einzelkämpfer
 

Schneller als einer von ihnen gucken kann, wendet sich der Fellträger mit gezogenem Schwert herum und hält auf sie zu. Panisch schießt Bobby einen Eisstrahl auf den Elfen ab, der ihn augenblicklich einfrieren lässt. Die Spitze seines Schwerts kommt dabei direkt auf dem Nasenrücken des Brünetten zum Liegen. Zitternd sinkt Robert auf die Knie hinab und schluckt schwer. „Himmel, das war knapp...“, bringt er der Ohnmacht nahe hervor. „Ist noch nicht vorbei...“, meint Colossus trocken. Iceman will ihn schon fragen, wie er auf etwas so Absurdes kommt, doch dann hört auch er das verräterische Knacken von brechendem Eis. „Das ist nicht möglich!“, meint er noch weinerlich, dann fliegen ihnen auch schon die Eisbrocken um die Ohren.
 

Du bist so herrlich wach

Vertrau mir und benutz mich!
 

Abermals hält der blaue Teufel auf Bobby zu. Dieser sieht sich jedoch außer Stande etwas zu tun, sitzt nur wie erstarrt auf dem Boden. Daher holt nun Piotr mit seiner mächtigen Stahlfaust aus, auch auf die Gefahr hin, Nightcrawler damit womöglich den Schädel einzuschlagen. Kurt ist allerdings zu flink für ihn und Colossus muss auf schmerzhafte Weise die Rechnung dafür zahlen. Das Schwert des Teleporters durchdringt fast schon mühelos den stahlummantelten Oberarm des Russen und lässt ihn so mit einem heiseren Schrei zu Boden sinken.
 

Wozu sind denn schließlich Freunde da?!
 

Nicht zum ersten Mal an diesem Tag überkommen Logan heftige Schuldgefühle. Die Klinge des Schwerts ist aus Adamantium, genau wie seine Krallen, und damit eines der wenigen Dinge, die Piotr wirklich gefährlich werden können. Unweigerlich fällt Wolverine daher ein Spruch ein, den ihm einst ein japanischer Sensei gesagt hat, bei dem er in der Lehre war: Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen. Logan hat sich das nie wirklich zu Herzen genommen oder gar verstanden, da er sich seine Klingenkrallen ja nicht ausgesucht hat und sie wohl auch niemals loswerden wird, doch nun begreift er die Sinnhaftigkeit des Spruchs unweigerlich und mit einer Härte, die ihn umzuwerfen droht. Immerhin hat ER allein Kurt das Schwert in die Hand gegeben, ihn bis zur tödlichen Perfektion trainiert, und wenn es ihm nicht gelingt, es ihm wieder abzunehmen, wird man ihn vor seinen Augen töten...
 

Ich lese in deinen Gesten

Freue mich, wenn ich ein echtes Lachen sehe
 

Der Schmerz ist so gewaltig – wie flüssiges Blei in seinem Blut –, dass Colossus seine Transformation nicht mehr aufrechthalten kann. Darauf hat Nightcrawler nur gewartet. Es folgt ein äußerst unschönes Geräusch, mit dem das untere Ende des Hefts gegen die Schläfe des Russen knallt und ihm fürs erste die Lichter ausbläst. Kurz darauf ereilt Iceman ein ähnliches Schicksal. Die beiden zu erledigen, hat gerade mal drei Sekunden gedauert. Rein äußerlich ist Logan froh, dass Kurt die beiden nicht sofort tötet, wie es ja eigentlich sein Befehl war. Innerlich ist er sogar stolz auf seinen Elfen, zu was für einem begnadeten Kämpfer er sich doch entwickelt hat, auch wenn das nicht wirklich er selbst ist. Als sich ihm der Fellträger nun zuwendet, sieht der Jäger allerdings den Grund dafür, dass Piotr und Bobby noch leben in den blutroten, leeren Augen aufleuchten: Aus reinem Spaß an der Freude!
 

Die Brücke zwischen uns ist gnadenlos belastbar

Und das ist auch gut so!
 

Abermals hat Wolverine das Gefühl in einen Spiegel zu blicken, hat er selbst es doch oft genossen, seine Opfer langsam und grauenvoll zu töten. Doch das ist nicht Kurt, nicht sein sanftmütiger, unschuldiger Elf, den sonst kaum etwas aus der Ruhe bringen kann! Aber er ist noch irgendwo da drin, dass kann der Vielfraß spüren. Und daher beginnt nun ihr gemeinsamer Todestanz.
 


 

15
 

Wie schon unzählige Male im Gefahrenraum, stehen sich die beiden Freunde nun gegenüber. Ihre Adamantiumwaffen glänzen todbringend im Schein der Deckenbeleuchtung. Das Schwert des Elfen kann Logan zwar nicht töten, ihm aber dennoch ziemlich gefährlich werden. Die Wunden, die es reißt, heilen um ein Vielfaches langsamer, was den Jäger in arge Bedrängnis bringen kann, wenn ihm durch den Blutverlust die Puste ausgeht und Kurt dann Gelegenheit haben sollte, ihm einen Körperteil zu amputieren. Daher verflucht er sich ein ums andere Mal wieder, dass er Nightcrawler so wunderbar trainiert hat, dass der Bengel praktisch jeden seiner Angriffe durchschauen oder vorhersehen kann, und erst recht, dass er ihm dieses ganz besondere Schwert seines alten Senseis gegeben hat. Allerdings kennt auch Wolverine die Kampftechnik des Teleporters und diese scheint sich – im Gegensatz zu seinem Verhalten – nicht verändert zu haben, was hoffentlich ein Vorteil ist.
 

Wir kosten uns Nerven

Tauschen Ideen und manchmal auch das letzte Hemd
 

Doch das alles lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Er muss nur selbst zusehen, dass er Kurt im Affekt nicht ausversehen tötet. Dass könnte er sich niemals verzeihen. Also irgendwie Ruhe bewahren. Allerdings prallen alle Worte einfach an Nightcrawler ab. Nichts dringt zu ihm durch und so ist es ein sehr langer und unerbittlicher Kampf, in den sich beide immer mehr hineinsteigern.
 

Philosophieren und saufen und werden uns nie mehr trennen

Und das ist auch gut so!
 

Das Serum hat den Teleporter so sehr unter Kontrolle, dass dieser gar nicht merkt, wie schwach er irgendwann wird. Auch Wolverine holt schon ziemlich angestrengt Luft. Sie sehen mittlerweile beide aus, als wäre eine Herde wildgewordener Katzen über sie hergefallen. Tödliche Treffer sind zwar keine dabei, doch der akute Blutverlust wird den Fellträger bald in die Knie zwingen oder sogar umbringen, sollte er zum Teleportieren ansetzen, was er während des ganzen Kampfes gnädiger Weise unterlassen hat. Dessen ist sich auch Wesley bewusst. Doch es darf nicht so enden. Nicht, bevor Kurt die letzte und wichtigste Person auf der Liste getötet hat: Den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika!
 

Wir haben uns versöhnt, verkracht

So manchen derben Witz belacht
 

Als Nightcrawler nun durch einen Hieb in die Knie geht und nicht mehr in der Lage scheint, wieder rechtzeitig aufzustehen, treffen sich ihre Blicke zufällig. Das reicht aus, um die ungeteilte Aufmerksamkeit seines kleinen Attentäters zu bekommen. „Vergiss diesen Idioten, mein Sohn! Du hast nun eine wichtigere Aufgabe. Töte den Präsidenten, töte Richard Nixon!“
 

Uns gegenseitig Mut gemacht

Ich brauch dich und du mich, oder?
 

Wild flammen Kurts Augen auf und er macht sich kraftlos zum Sprung bereit. „NEIN!“, entkommt es Logan noch, doch er wird den Elfen nicht aufhalten können, selbst wenn er es schafft, ihn rechtzeitig zu fassen zu bekommen. Wesley grinst kraftlos und sieht sich schon als großen Sieger. Dann jedoch reißt Kurt überrascht die Augen auf, stößt einen gequälten Schrei aus, während ein heftiges Zittern seinen geschundenen Körper hinabgleitet. Im nächsten Moment bricht er ohnmächtig auf dem Boden zusammen...
 


 

16
 

“Was zum Teufel...?“, entkommt es dem Hauptmann verständnislos, doch Wolverine schenkt ihm keine Beachtung. Dafür spürt er wieder ein Kitzeln im Kopf. ‚Charles? Du warst das gerade, oder?‘, fragt er hoffnungsvoll. Der Professor antwortet jedoch nicht gleich. Als er es dann doch tut, ist seine Stimme schwach und sehr erschöpft. ‚Ja – ich war es. – Doch – dafür habe ich – die Verbindung zu – zu den Leuten verloren. – Hier wird gleich alles – drunter und drüber gehen, doch – dass – dass ist jetzt egal. – Kurts Gedanken – sind für mich völlig undurchsichtig. – Ich hatte die ganze Zeit – schon versucht ihn – ihn auszuknocken. – Bin aber nicht – nicht durchgekommen. – Werde es – auch nicht wieder schaffen. – Doch ich konnte – konnte den letzten Befehl – löschen. – Wenn – wenn er aufwacht –, wird – wird er dich wieder – angreifen. – Du musst...‘, doch Xavier bricht zusammen, ehe er den Satz beenden kann. Wolverine braucht die letzten Worte aber auch nicht, um zu wissen, was zu tun ist.
 

Du bist nicht hart im Nehmen

Du bist beruhigend weich
 

„Was geht hier vor? Was hast du mit ihm gemacht?“, fragt Wesley zornig, ohne darauf zu achten, dass er mit einem äußerst wütenden Vielfraß spricht. „Halt endlich die Schnauze, Arschloch!“, gebärt sich der Schwarzhaarige und rammt ihm dann seine Krallen in die Brust. Mit einem letzten, blubbernden Luftholen stirbt der Hauptmann schließlich zu seinen Füßen.
 

Dich nicht zu mögen, ist nicht leicht

Du bist kein Einzelkämpfer
 

Erschöpft wendet sich der zu kurzgeratene Kanadier seinem Elfen zu. Dieser kommt auch gerade wieder zu sich, wie Logan nicht sonderlich erfreut feststellt, hatte er doch gehofft, noch ein paar Augenblicke zu haben. Allerdings sind Bobby und Piotr noch immer weggetreten, also eine Sorge weniger. Daher wird sich Kurt wohl ganz auf ihn konzentrieren.
 

Du bist so herrlich wach

Vertrau mir und benutz mich!
 

Schwerfällig versucht Nightcrawler irgendwie auf die Füße zu kommen, doch der Blackout, den Charles ihm verpasst hat, hat ihm fast jeglicher Kraft beraubt. So sackt er wieder auf die Knie zurück, während ihm das Schwert aus den zitternden Fingern rutscht. Logan kann diesen Anblick kaum ertragen. Auf wackligen Beinen nähert er sich seinem Elfen. Der blaue Bengel versucht ihn anzufauchen, doch es klingt mehr als nur kläglich.
 

Wozu sind denn schließlich Freunde da?!
 

Wolverine geht vor ihm auf die Knie. Kurt versucht von ihm wegzurutschen, doch der Ältere zerrt ihn grob wieder zu sich heran. Er ignoriert die gebleckten Zähne des Jungen und schickt stattdessen ein Stoßgebet in den Himmel. Anschließend überbrückt er den kurzen Abstand zu seinem Freund und hofft, dass sein Plan aufgeht, obwohl dieser ganz allein auf der Annahme beruht, dass Nightcrawlers Gefühle für ihn wirklich so stark sind, wie der Bengel es sich einbildet. Das Gleiche gilt für Logans Gefühle, die er sich auch jetzt nicht eingestehen will, weil er weiß, dass das Ganze ein tragisches Ende nehmen wird, so wie immer...
 

Als er seinen geliebten Elfen jetzt zum ersten Mal küsst – wobei er sich wünscht, dass sie es vorher schon mal getan hätten, dann wäre das alles nicht so schrecklich –, spürt er, wie sich der Teleporter unter seinem Griff versteift, ihn wegzudrücken versucht und ihm abwehrend die scharfen Zähne in die Lippen rammt, wodurch sie beide kurzzeitig das Blut des Vielfraßes schmecken können. Doch Wolverine wäre nicht Wolverine, wenn er sich davon abschrecken lassen würde. Statt also zurückzuweichen, verstärkt er seine Bemühungen noch.
 

Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, doch dann merkt er, wie die Gegenwehr des Jungen allmählich schwindet und Kurt schlussendlich sogar den Kuss ergeben erwidert. Allerdings kann sich keiner der beiden darüber freuen. Ruckartig trennt sich Nightcrawler auf einmal von ihm, zittert am ganzen Körper, würgt erstickt. Schließlich übergibt sich der Bengel sogar in einem gewaltigen Schwall, der eine sehr ungesunde schwarz-grüne Farbe hat. Für eine Sekunde treffen sich ihre Augen, wobei der Blick des Fellträgers wieder völlig klar zu sein scheint. Dann bricht er abermals ohnmächtig zusammen. „Gott sei Dank...“, keucht der Kanadier und lässt sich dann ebenfalls auf die kalten Fliesen fallen.
 


 

17
 

„Glaubst du, die beiden sind tot?“, kommt es vorsichtig von Bobby, während er sich den schmerzenden Kopf reibt, wo Kurt ihn mit dem Schwertgriff erwischt hatte. „Net – hoffe ich zumindest...“, erwidert Piotr unsicher, wobei er einen Streifen seines Hemdes dazu benutzt, um seine noch immer stark blutende Wunde zu verbinden. Daraufhin beginnt sich der Schwarzhaarige zu regen. „Logan!?“, kommt es als Chor. „Ah, haltet die Klappe, mir platzt gleich der Schädel...“, brummt der Angesprochene verstimmt. „Was ist mit Kurt?“ Daraufhin setzt sich der Jäger trotz der Schmerzen ruckartig auf. Schwerlich versucht er sich zu konzentrieren, um Charles zu erreichen. Allerdings meldet sich stattdessen Jean, da der Professor noch nicht wieder auf den Beinen ist.
 

‚Hat es funktioniert, Logan?‘, fragt sie, wobei sie nicht weiß, was der Ältere genau gemacht hat, aber das spielt auch keine Rolle. ‚Sag du es mir, Schätzchen.‘, meint er müde, woraufhin sich Jean in Kurts Gedanken einzuklinken versucht. Der Elf stöhnt schwach auf, ohne zu sich zu kommen. ‚Seine Gedanken scheinen wieder normal zu sein. Zumindest kann ich nichts Ungewöhnliches feststellen und habe auch keine Probleme hineinzukommen.‘, meint die Rothaarige hörbar erleichtert.
 

Zehn Minuten später hat der Black Bird die Wolf 2 im Schlepptau und fliegt gemeinsam mit den vier Mutanten zurück nach Hause. Erleichterung schwingt im Cockpit. Doch Wolverine wird das nagende Gefühl nicht los, einen Fehler gemacht zu haben: Der Kuss. Ist das Ganze also vielleicht doch kein glückliches Ende, so wie es jetzt den Anschein haben mag...?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Lied: Pur - Freunde Komplett anzeigen

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