Zum Inhalt der Seite

Able 6(66)

Corruption
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Staub und Knochen

„Hier stehen wir also.“ „… Hier, im Nichts. Auf einem staubigen Planeten, auf dem nichts mehr ist.“ „Bereust du es?“ „… Was … habe ich getan? Was hast DU getan?!“ „Du meinst wohl: WIR?!“ „Wir?“ Fragend sehe ich ihn an: den Teil von mir, der neben meiner Person steht. Dieser schwarze Mantel mit den grünen Wolken, den ich ebenfalls trage … In Gedanken versunken, balle ich meine Hände zu Fäusten, die in schwarz lederne Handschuhe gehüllt sind. Die goldenen, spitzen Krallen drücke ich dabei fest in die Handinnenfläche. Dabei … fühle ich nichts mehr. Anzeichen einer Blutung? Fehlanzeige. Bedeutet das also: es ist genauso, wie damals? „Du wolltest es so!“ „Nein, ich wollte doch nur … die Welt retten! Und … Ilyana.“ Meine geliebte Ilyana … „Ja. Und jetzt: SIEH HIN! Das hast du nun davon!“, brüllt er mir zu. Mit leuchtend grünen, blutunterlaufenen Augen und diesem stechenden Blick … Skrämbild, du bist doch an allem Schuld! Er jedoch lächelt mich nur keck an und lacht kurz auf. „Ha, ich weiß ja, was du denkst. Aber letzten Endes hat dich deine Sehnsucht hierher geführt. Du wolltest und konntest einfach nicht damit abschließen, sonst hättest du dieses verfluchte Buch niemals angerührt und mich frei gelassen! Ilyana’s Tod war unser BEIDER Bestimmung.“ „Was redest du da?!“ „Dein Drang nach Gerechtigkeit und Frieden hat uns letzten Endes beide hierher geführt.“ „Du hast mich dazu getrieben!“ „Ja, genauso, wie DU es wolltest! ICH habe dir das gegeben, was DIR gefehlt hat: Eier.“ Genervt drehe ich mich kurz weg. Langsam bewege ich meinen rechten Arm zu meiner Stirn und berühre den oberen Teil der goldenen Maske, die ich nun trage und die mit den Symbolen des wahren Blicks behaftet sind: Die Augen, die durch die Seelen der Lebenden starren und jeden noch so kleinen Funken der Wahrheit aus diesen herauspressen. Genauso wie es bei den Handschuhen der Fall ist, die mit auffälligen, goldenen Plättchen verkleidet sind. Skrämbild und ich … Wir sind verschmolzen. Er ist „Der Zerstörer“; Sohn des Schöpfers. Die Personifikation des Endes; des Untergangs. Der absolute Tod. Ich … hätte tot sein sollen, aber er befreite sich von den Fesseln des „Jurachiso“ – seinem Gefängnis – und übernahm mich. Jede Bewegung die ich ausführte, jeder Gedanke … „Das war dein Werk!“, brülle ich ihm wütend zu. „Ach, tatsächlich? Du hast alles und jeden verabscheut. Ich habe dich von ALLEM befreit.“ Warum lebe ich überhaupt noch? Es hätte doch ALLES zerstört werden müssen?! „… Meine Kraft reichte nicht aus.“, spricht er mir gefasst zu. „Was? Warum?“ „Mein Vater, „Der Schöpfer“, hatte meine Macht einst genommen und im ganzen Universum verteilt, bevor er mich in das Jurachiso sperrte. Schon vergessen? Die „Magie“; das „Arkane“? Es konnte nicht alles von mir absorbiert werden. Nein. Manches wurde sogar … verschwendet. Und deswegen ist deine schöne Welt auch nicht zu Staub zerfallen.“ „Dafür ist jedoch mein Umfeld zu Staub zerfallen.“ „Tja, doch dieser Planet existiert immer noch … Und außerdem hätte DAS HIER nicht passieren dürfen!“ Wütend zeigt er auf sich selbst, wobei ich schmunzeln muss. Daraufhin spricht er wutentbrannt aus: „Ja, das findest du lustig, nicht wahr?! Du hast mich in deinem Inneren besiegt, du wertloser Mensch! … „Yakukage Jusatsu“. Oder doch „Neojusatsu“? Ist dir „Death“ lieber?“, spricht er daraufhin spöttisch aus. „WIR waren Neojusatsu. Du und die „Vanitas“: ihr habt mich Death genannt, weil ich den Platz des vierten Reiters eingenommen habe.“ „Stimmt. Weißt du, ich nenne dich einfach Pickel oder Furunkel. Das passt besser zu dir, P-“ „Das musst ausgerechnet DU sagen?! Dein Untergebener hat dich besiegt. Das würde mir zu denken geben! Von wegen „wertlos“.“, spreche ich ihm verachtend zu, wobei ich ihn unterbrach. Lord Coba dachte, er würde mich besiegen. Vielleicht hat er das auch, auf eine Art und Weise, die man sich kaum vorstellen kann. Doch all sein Ich; seine gesamte Person ist in Skrämbild übergegangen, obwohl dieser nur ein kleiner Teil von ihm, als auch zugleich ein Teil von mir ist. Alles vom wahren Zerstörer vervollständigte sich jedoch mit dem ganzen Rest. Dabei wollte er meinen Körper übernehmen, doch durch all die Kämpfe, die ich ausgefochten habe – sowohl körperlich, als auch psychisch – schaffte er es irgendwie nicht, meinen Willen zu unterwerfen. Lord Coba … wurde stattdessen zu Skrämbild, als er befreit wurde. Und somit wurde er zu einem Teil von mir. „Wie konnte DAS nur passieren?! Du warst ein verdammter Mensch, der von den Göttern auserwählt und zum „Able“ wurde. Ein kläglicher Halbgott der Elemente. Doch neben mir seid ihr NICHTS! Genauso wenig, wie eure nutzlosen Götter, an die ihr euch so verzweifelt klammert.“ „Habe ich mich jemals an so etwas geklammert?“ „Du hast doch auch nur den riesigen Schlangenschwanz von Tepok poliert, um den Echsenmenschen zu gefallen!“, wirft er mir zu. „… Die jetzt verschwunden sind … Alles ist weg.“ Vielleicht aber auch nicht? Wer weiß das schon? Doch bis auf grauen Sand, Kies und Staub ist nichts zu sehen. „Wie dem auch sei …“, spricht Skrämbild erneut zu mir. „Es ist vorbei.“ Schweigend sehe ich ihn fragend an. Auch wenn man meine Mimik sicherlich sehr schlecht erkennen kann, da sich diese nun hinter einer Maske verbirgt. Trotz allem erkennt man immer noch meine Körpersprache. Das muss und wird genügen.
 

Diese Kleidung, die ich trage, kommt mir vertraut vor. Vorher betrachtete ich verwundert die Handschuhe und die Maske, die ich in meinen Händen hielt. „Woher … ?“, fragte ich mich dabei selbst. Ja, natürlich: Magie. Die Antwort hätte nicht einfacher sein können. Doch kann ich nichts erschaffen. Ich kann doch nur noch eines: zerstören. Es war damals so und es wird immer so sein! Egal was ich tue; egal was ich anfasse: es zerbröckelt und zerfällt zu Staub … Genauso wie es hier geschehen ist. Diese trostlose, graue Wüste bestehend aus bröckelnden Sedimenten und gar Knochen – die gelegentlich aus diesen emporragen – ist MEIN Werk … Wortlos hocke ich mich hin und nehme den kaputten Schädel eines verstorbenen, mir unbekannten Menschen auf, der vom grauen Sand bedeckt ist. Während ich diesen anhebe, rieselt der Sand zu Boden. Dieser Schädel … kann von JEDEM stammen. Plötzlich blitzen mir mehrere Gedanken auf, wobei ich diesen fallen lasse und der gräuliche Staub – der sich durch den Einschlag bildet – vor mir aufgewirbelt wird. Ich sehe ihre Körper; ihre Gesichter: die meiner einstigen Verbündeten und vor allem … die Gesichter von Jessica und Mitsuya, die sicherlich durch die Zerstörung vernichtet wurden … Oh, Mitsuya, mein strahlendes Licht … Du gabst mir Hoffnung, in den dunklen Zeiten, als ich noch ein blutrünstiger Vanitas war. Ein apokalyptischer Reiter des Zerstörers, der alles und jeden tötete … Doch dich … haben wir verschont. Obwohl du mich einst umbringen wolltest. Nein, du MUSSTEST es tun. Du warst deinem Herren dazu verpflichtet. Ich will dich hassen, aber ich kann es nicht … Noch nicht. Doch wie kann ich dich auch hassen? Du hast mir deine Zuneigung, dein Vertrauen und mir deine Liebe geschenkt. „Ich habe sie umgebracht …“, sage ich zu mir, während ich meine Hände zitternd erhebe und diese daraufhin zu meinem Kopf führe. Für eine Zeit lang verweile ich in dieser Position. So schließe ich meine Augen und hoffe darauf, aufzuwachen. Jedoch weiß ich, dass es nun so ist und dass sich daran nichts mehr ändern wird … Ich frage mich nur: „Was ist mit Charles passiert? Er ist doch der Able der Zeit?! Nein, er dürfte DAS nicht überlebt haben. Skrämbild, was denkst du dazu?“, frage ich ihn. Doch erst jetzt bemerke ich, dass er verschwunden ist. Verwundert sehe ich mich um. „Skrämbild … ?“ Und da dachte ich, dass mein Leben nicht schon leer und trostlos genug wäre, nach alldem … Doch da nun nichts mehr ist … „Meinst du das mit: „Es ist vorbei.“? Du verschwindest einfach und lässt mich im Stich?!“, rufe ich in den dunklen Himmel, der eine mir bekannte Farbe aufweist, die ich erst nach gewisser Zeit erkennen kann. Dieses Rot-Orange mag nur wenig vorhanden sein, aber ich sehe es durch die dunkelgrauen Wolken schimmern. Wie ein Zeichen offenbaren sich mir kurz darauf die wenigen, Unheil ankündenden, roten Blitze. Noch warte ich auf eine Antwort von meinem anderen Ich, aber es antwortet mir nicht mehr. Skrämbild … ist tatsächlich fort. Ist es mir endlich möglich, die innere Ruhe zu finden, die ich mir schon so lange ersehne? Ist es mir endlich möglich, all den Hass freizugeben, den ich schon seit Ewigkeiten mit mir herum trage? „Dieser Himmel … Warum ist uns das nicht vorher aufgefallen?“, spreche ich zu mir … „Uns“? Ich bin doch der Einzige, der noch übrig geblieben ist … Warum tue ich immer noch so, als wäre er noch bei mir? Ich weiß es nicht. Vielleicht … weil ich jetzt allein bin? Ich bin der Einzige, mit dem ich reden kann; der Einzige, der zuhört; der Einzige, der mich versteht. Aber … vielleicht gibt es doch noch etwas, was überlebt haben könnte. Doch wenn ich mit meiner Vermutung recht besitze, dann ist es nicht unbedingt etwas, was mir persönlich gefallen würde. Nein … Ganz im Gegenteil.
 

Able 6(66): Corruption

Part 1

Staub und Knochen



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück