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Able 6(66)

Corruption
von

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Marsch eines Verlorenen

Kvelertak – Evig Vandrar

https://www.youtube.com/watch?v=bwTrwd8LQlM&ab_channel=Kvelertak
 

Schwerfällig fange ich an zu laufen. Ich setze ein Bein nach dem anderen, während jedes dieser Beine ein Teil des Sandes mit sich zieht, der an meinen Füßen haftet. Aber auch nur, weil ich diese kaum noch heben kann, oder gar heben will. Wie ein Zombie bewegen sich meine trägen Knochen in die Richtung, in der sich das orange-rötliche Schimmern am Himmel ausbreitet. Es ist nur ganz schwach, aber erkennbar. Es mag nicht viel erscheinen, aber es ist immerhin noch „etwas“. Irgendetwas, was sich hier – auf diesem zerstörten Planet – befindet, der einst „Linos“ war. Riesig, fruchtbar, reich an Wasser, Gräser und Bergen … Und jetzt? Nichts … Diese Farben im Himmel … Ein Zeichen; ein Funken Hoffnung. Ich muss … weitergehen! Ab und zu, da falle ich hin. Auf den Knien bewege ich meine Arme in Richtung Boden; bewege sie vor und zurück, um den Sand anzuhäufen. Wie ein gelangweiltes Kind, was keine Lust hat mit den Anderen zu spielen, verbringe ich mein Dasein in dieser Dreckswüste und komme kaum dazu vorwärts zu gehen. Da ist einfach nichts in der Ferne, was mir den Weg zeigt … bis auf dieses Licht am Horizont, was mir Skepsis verschafft. Wie ein nasser Sack lasse ich mich auf meinem Rücken fallen und bewege meine Gliedmaßen auf und ab, um einen Engel aus Sand zu kreieren. Dann stehe ich auf, steche mit den Fingern an meiner rechten Hand in den Kopf ein paar Augen und ziehe dem Engel ein verkorkstes Lächeln. „So, fertig. Dir hätte es sicherlich gefallen, Skrämbild. „Da fehlen noch ein paar Accessoires.“ Jaja, was auch immer du sagst.“ Um diesen Sand-Engel einen gewissen Feinschliff zu verleihen, setze ich diesen ein paar kleine Knochen an den Kopf. Diese sehen daraufhin aus wie Haare. Einige Knochen werden zusätzlich als Kette eingereiht. Diese findet man fast so einfach wie Muscheln am Strand. „Perfekt! „Nicht ganz. Da fehlen noch ein paar Titten!“ Also, jetzt reicht es aber! „Und ein Schwanz.“ Wirklich? Darf daraus auch Pipi kommen? … Hach, Skrämbild. Irgendwie fehlst du mir … du Arsch.“ Verstört schüttel ich den Kopf. „Ich glaube, ich werde wahnsinnig.“, spreche ich zu mir selbst, wobei ich versuche noch eine Weile zu laufen. Doch schon nach kurzer Zeit entdecke ich einen Schädel, den ich aufhebe. Allmählich rieselt der sandige Staub von diesem ab. Wie ein Schauspieler – bei einer Theateraufführung – stelle ich mich kurz darauf posierend hin und halte diesen in die Luft. „Sein … oder nicht sein? Das hier ist die Frahageee!“, sage ich diesem gegenüber dramatisch auf. „Hallo? Redest du mit mir? … Ich habe dir eine Frage gestellt!“ Um unser beider erfolgloses Gespräch abzuschließen, hebe ich einen großen Knochen auf; werfe den Schädel in die Luft, hole aus, schwinge den improvisierten Schläger und … verfehle. Unbegeistert bleibe ich in Schlag-Position stehen. Ein enttäuschtes Schnalzen entfleucht aus meinem Mund. Noch einmal wird der Schlag wiederholt, wobei ich dieses Mal den Schädel treffe und dieser kurz darauf zertrümmert wird. „Nicht sein! … „Hey, vielleicht sollten wir mal weiterlaufen?!“ … Japp, ich BIN wahnsinnig. Aber Einsicht ist ja bekanntlich der Weg zur Besserung … Oder auch nicht.“ Schulterzuckend laufe, oder eher: humple ich weiter den Weg voran. Wer weiß, wie viel Zeit bereits vergangen ist?
 

Sicherlich bin ich schon Stunden unterwegs. Stunden? Nein. Tage, Wochen … vielleicht sogar Monate?! Ich weiß es nicht, aber ich weiß, dass sich diese Wanderschaft wie eine Ewigkeit anfühlt. Und da man die Tage bei diesem Himmel nicht zählen kann … Niedergeschlagen knie ich mich in den staubigen Sand, der um mich herum aufgewirbelt wird. Langsam greife ich mir an den Kopf und lege mir die Maske ab, hinter der sich die schwarze Sturmhaube befindet … Sie umhüllt meinen gesamten Kopf, bis auf das Gesicht, was ich versuche durch die Maske zu verbergen. Wahrscheinlich war all das – was ich nun an mir trage – mein innigster Wunsch, der in Erfüllung gegangen ist. Doch frage ich mich: Wieso? Gerade dieser Akatsuki-Mantel, mit den grünen Wolken … Ein Relikt aus der Vergangenheit. Schnell ziehe ich die Handschuhe aus, um meine Hände genauer begutachten zu können. Sie sind immer noch genauso zart und weiblich wie einst. Für einen Mann zumindest. In meinen Gedanken spielen sich dadurch gewisse, sexuelle Erinnerungen ab. „Tja … Kein Mizukage mehr …“ Als ich meine Hände zu meinem demaskierten Kopf führe, bemerke ich jedoch plötzlich die körperliche, negative Veränderung meinerseits. Vorher fiel es mir nicht auf, da es mir unwichtig erschien und mein Kopf nur von der Leere, sowie dem Willen heimgesucht wurde, voran zu schlendern. Aber nun? Jetzt, wo ich allmählich wieder klarer denken kann … Mein bärtiges, ungepflegtes Gesicht; meine teils schuppende, zerfallende Haut und meine ausfallenden Haare … Erschreckend stelle ich dadurch eines fest: Die Zerstörung nagt an mir. Oder ist es doch mangelnde Hygiene? Nein, unwahrscheinlich. Vom Leben gedemütigt blicke ich zu Boden. Dabei atme ich schwer ein und aus, obwohl ich kurz darauf erst bemerke, dass es gar nicht notwendig ist. Was atme ich da überhaupt noch? Ich spüre dabei … nichts. Genauso wie zu der Zeit als Vanitas, habe ich kein Verlangen mehr atmen zu müssen. Schmerzen spüre ich genauso wenig, bis auf die brennenden Schmerzen meiner geschädigten Haut. Es ist einfach nur widerlich! Dieses ekelhafte, verfluchte Gefühl … Ich würde mich am liebsten selber Häuten! Dabei drücke ich zähneknirschend meine scharfen Fingernägel regelrecht in mein Gesicht. „Egal. Ich muss damit klarkommen!“ Die Frage, die mich noch mehr beschäftigt ist, warum ich trotzdem noch atme? Ist es vielleicht der Grund, weil ich einst ein Mensch war? Mit meinen beiden Händen greife ich mir einen Teil dessen, was vor mir liegt und schleudere es mir an den Kopf. Der ganze, gräulich feine Dreck bedeckt alles. Selbst die Haare. „Das war’s …“, hauche ich entmutigt aus. Wer weiß, wie lange ich bereits hier bin? Jedenfalls ergibt für mich nun vieles einen Sinn. Trotz dieser schrecklichen Erkenntnis, erhebe ich mich wieder, halte jedoch die Maske fest in den Händen eines ehemaligen, ansehnlichen Marionettenspielers und fange erneut an zu laufen. Schritt für Schritt. Dabei erkenne ich das purpurrote Leuchten meiner Augen im güldenen Glanz der Maske. „Ich bin auf jeden Fall … etwas Anderes.“, erkenne ich währenddessen. Bisher habe ich mich noch nicht intensiv mit mir auseinandergesetzt, doch jetzt habe ich ja alle Zeit der Welt dazu. Dabei fällt mir erneut auf, dass ich kaum noch etwas mehr verspüre. Nicht einmal mehr einen Drang etwas tun zu müssen oder zu wollen, bis auf: vorwärts zu gehen. Ich muss keine Nahrung aufnehmen und es ist auch nicht nötig, Pausen für den Stuhlgang einlegen zu müssen. Also … bin ich noch ein Vanitas? Oder allgemein etwas Untotes? Was ist überhaupt mit meinen Fähigkeiten? Mehrfach strecke ich abwechselnd die Hände aus, doch es tut sich nichts. Als ich meine weichen Finger zu meinen Lippen bewege und diese berühre, spüre ich ein positives, kribbelndes Gefühl. Erleichtert atme ich aus. „Gut. Ich spüre es noch: die feinen Berührungen und die Glücksgefühle dabei. Aber der Drang ES tun zu müssen ist weg.“, stelle ich überraschend fest. „Endlich! Ich bin erlöst!“, rufe ich begeistert in den Himmel. Die roten Blitze antworten mir dabei. Bestimmt ein Zeichen. Oder bilde ich es mir nur ein? Trotz dieser wohltuenden Erkenntnis hat mich meine verkommene Gestalt nachdenklich gemacht. Selbst wenn, so würde niemand mehr etwas mit mir zu tun haben wollen. Egal in welcher Hinsicht. „Ich sollte es positiv sehen: Immerhin sind mir noch meine Depressionen geblieben, was?“, lache ich mir verzweifelt zu. Trotz allem habe ich meinen sarkastischen Humor nicht verloren. Ich weiß nur nicht, ob das nun lustig oder traurig sein soll. „Wie auch immer. Wir werden beobachtet!“, stelle ich mit Skrämbild’s tieferer, aggressiver Stimme fest, wobei ich mich umdrehe. Dabei erkenne ich in der Ferne drei kleine Gestalten, die sofort wie Schatten verschwinden. „… Habe ich mir das nur eingebildet? Nein, das kann nicht sein. Auf meinen Instinkt konnte ich mich bisher immer verlassen. „Der Instinkt eines Shinobi.“ Genau! Ohje, ich sollte das lassen … „Was denn? So wie ich zu reden, oder die Selbstgespräche?“ Wahrscheinlich beides. „Dann hör doch einfach auf, dumm zu sein!“ Wie denn?! Hier ist nun mal nichts los! Wenn ich nicht rede verblöde ich noch vollkommen und kann irgendwann sicherlich nicht mehr sprechen. Aber als Kage muss ich wortgewandt sein.“, labere ich übertrieben vor mich hin. „„Ach, hör doch auf damit! Die Zeiten sind vorbei!“ Ja, wahrscheinlich hast du recht. Was mache ich mir da überhaupt vor? Ich bin es nicht mehr. Ich bin nicht mehr der Yakukage … „Lauf weiter!“ Ich laufe doch! Es … ist nur so schwer.“ Ohne dich und … ohne all das, was ich zerstört habe, ist alles so viel schwerer. Oder ist es das doch nicht? Jetzt, da mein Hass und der Drang mich verlassen hat, etwas Blödes tun zu müssen, kann ich beruhigt durchatmen … wenn es mir möglich wäre. Diese Wesen sind jedenfalls weg. Vielleicht war es doch nur eine Illusion? Diese trostlose, einsame Welt macht mich echt fertig. Aber ich bin ja auch daran schuld. Letzten Endes … bin ich an allem schuld.
 

Part 2

Marsch eines Verlorenen



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