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1000 Ways to Die in the West

Die Memoiren eines Flohgeistes
von

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Der Tod als Gewissheit? Geringe Chance auf Erfolg? Worauf warten wir noch?

Gimli in Herr der Ringe, Die Rückkehr des Königs

 
 

Ich hüpfte über das dürre Grasland, immer wieder an Spalten oder Teichen vorbei, in denen Lava oder kochendes Wasser nur zu sehr von der Nähe des Hoyama zeugte. Oder von den Drachen? Ich wollte es eigentlich nicht einmal wissen. Stattdessen blickte ich besorgt immer wieder nach oben, ob ein Vogel am Himmel zu sehen war. Konnten Drachen eigentlich fliegen? Das hatte ich vergessen zu fragen. Wie so vieles.

Eingedenk der Eidechse, die mich fast erwischt hätte und der Spinne, die so lautlos an mich heran geschlichen war, versuchte ich zugleich die Umgebung im Augen zu behalten, mögliche Deckungen. Das war leider leichter gedacht als getan. Zwar lagen hier immer wieder einzelne Felsbrocken herum, wuchsen Büsche, aber erstere würden mich kaum gegen jemanden aus der Luft decken, die mageren Büsche nicht gegen jemanden aus dem Erdboden. Ich musste einfach so gut es ging, voran – und gleichzeitig Energie sparen, die ich kaum mehr bekommen würde.

So versuchte ich gleichmäßige Fünf-Meter-Sprünge zu machen, die Energie der Landung in den nächsten Sprung mitzunehmen. Oh, ich hätte nie geglaubt, dass mir diese Übungen Meister Mikotos, die mir immer als so nutzlos vorgekommen waren, wirklich dermaßen nützlich werden konnten.

Ich vermag noch heute nicht zu sagen, wie lange ich so vorankam, ohne, dass ich ein Lebewesen traf. Worüber ich auch sehr froh war. Dennoch – die Sonne stand schon weniger hoch am Himmel, es musste Nachmittag geworden sein, als ich etwas spürte, das ich lieber nicht bemerkt hätte. Yōki. Lebendiges Yōki. Nach allem, was mit Meister Nekohiko gesagt hatte, konnte es sich nur um Drachenkrieger handeln. So brach ich förmlich den nächsten Sprung ab und rollte mich hinter einen Felsen, um mit klopfendem Herzen zu lauschen, versuchen nachzuspüren, wo die sich befanden.

Stimmen, offenbar beides männlich.

„Es ist vollkommen sinnlos hier langzugehen,“ beschwerte sich jemand.

„Schweig. Willst du etwa unseren König tadeln?“

„Nein, natürlich nicht.“ Das klang fast ängstlich und ich begann zu ahnen, welche Furcht selbst die eigenen Leute vor Ryuichi hatten. „Ich wäre nur lieber im Süden. Wenn das Westheer angreift, so doch von da, wo sie die Spur des sogenannten Taishō verloren haben.“

„Sei kein Narr. Natürlich ist das wahrscheinlicher, weshalb unser König in seiner Weisheit ja befahl, dass dort engere Linien stehen als hier. Aber wir sollen eben verhindern, dass irgendjemand ganz schlau sein will.“

„Überdies kommt doch sowieso seit Jahrhunderten niemand durch den Bannkreis.“

„Man sagt, diese Hündin sei eine verflixt gute Hexe. Und sie wird es nicht so gern sehen, dass ihr Bettgenosse bei uns ...hm….schläft. Du bist wirklich ein dummer Drache! Befolge deine Befehle und denk nicht zu sehr nach. Das tut bei dir nur weh.“

„He!“

Ich spürte eine rasch ansteigende Energie, dann Hitze. Etwas wie ein Feuerball flirrte förmlich an mir vorbei. DAS war dieses Drachenfeuer? Du liebe Güte! Und das Temperament der Drachen schien auch ein wenig unkontrolliert. Auf was hatte ich mich hier nur eingelassen? Aber jetzt sollte ich erst einmal liegen bleiben, am Besten gar nicht vorhanden sein

„Bist du vollkommen übergeschnappt?“ zischte vermutlich der Drache, der etwas mehr Köpfchen bewies. „Einfach so ….Wolltest du mich treffen?“

„Das hätte ich dann auch, du Blödmann. Ich dachte, da war etwas.“

Mein Herzschlag setzte fast aus. Der hatte mich bemerkt? Hektisch bemühte ich mich das Yōki in mir zu verbergen. Natürlich konnte ich das nicht so wie ein Yōkai oder gar ein Daiyōkai, aber mir war klar, dass ich einfach nicht anwesend da sein durfte. Denk an etwa anderes, Myōga, beschwor ich mich, denke an Bannkreise, an Magie, an Meditation… Ja, Meditation. Das hatte ich in der letzten Zeit mit Meister Nekohiko oft genug geübt und so ließ ich mich einfach fallen. Ich war Niemand. Ich war ein Nichts, nur der Schatten hinter einem Stein, nichts Lebendiges.

Erst nach einer Weile, wie lange, vermochte ich nicht zu sagen, fand ich mein Bewusstsein soweit wieder. Stille. Waren die Krieger weiter gegangen? Ich konnte kein Yōki spüren. Erst im zweiten Ansatz spürte ich das Blut durch Adern rauschen, den Herzschlag. Niemand außer einem Wesen, das von Blut lebte, konnte das wahrnehmen. Die Drachen waren noch da. Sie warteten wohl, ihre Energie unterdrückt. Wie lange noch? Sollte ich mich wieder vollständig verbergen?

„Da ist und war nichts,“ sagte einer der beiden. „Du hast dich geirrt. Und guck dich doch mal um, wie sollte sich hier ein Yōkai verstecken können?“

„Ich bin sicher, ich habe etwas gesehen, etwas Kleines.“

„Ja, eine Ameise, oder so. Gehen wir lieber, ehe es noch heißt, wir würden unsere Patrouille versäumen. Außerdem hast du vorher schon recht gehabt – niemand kommt durch den Bannkreis, gleich, wie stark er ist.“

Ich hörte wie die leisen Schritte schwanden, auch das Gefühl das so verlockend Blut versprach. Das konnte jetzt wirklich eine Gefahr für mich werden. Ich würde immer mehr Durst bekommen, immer verzweifelter nach Blut Ausschau halten. Und diesmal würde ich kaum in einen mehr als freundlichen Daiyōkai rennen. Bei meinem Glück eher in den Drachenkönig. Ach, du armer Floh!

Ich raffte mich vorsichtig auf, als ich mich einigermaßen sicher glaubte und hastete los. Die Sonne versank schon hinter dem Hoyama hinter mir und es würde bald die Dämmerung hereinbrechen. Ja, ich konnte auch nachts erwiesenermaßen sehen, aber den Bannkreis würde ich doch recht gern bei Tageslicht passieren. Wo auch immer der war, denn bislang spürte ich keinerlei Magie wie am Hekashin. Und so ähnlich sollte sich das doch wohl anfühlen? Aber andererseits hatte Meister Nekohiko ja gesagt, ich würde, wenn alles gut lief, gar nichts von dem Bannkreis spüren, wenn der nicht auf Flohgeister ausgelegt war. Warum sollte ich denn auch nur einmal Glück haben, mahnte mich eine Stimme im Hinterkopf.

Nicht undankbar sein. Ich hatte den Hekashin gefunden und ich hatte dort viel gelernt. Ja, und jetzt sprang ich durch das Drachenterritorium, um deren Staatsgefangenen Nummer Eins zu retten. Ich hatte einmal von Nagetieren gehört, die angeblich den Tod so liebten, dass sie ihn freiwillig suchten. Immerhin tat ich das nur gezwungen.

Weiter, beschwor ich mich, Ich musste zumindest diesen Bannkreis finden und durchqueren, dann wüsste ich doch, dass Hoffnung bestand den Taishō zumindest zu finden.

Es wurde dunkel und ich sprang immer noch durch die Ebene, so blieb ich an einer Spalte halten. Ganz offenkundig war das hier nicht natürlichen Ursprungs. Wenn ich die tiefen Kratzer in der Erde ansah, die Tatsache, dass dort unten jeweils Feuer floss, so erinnerte mich das an einen Krallenhieb. Das musste eine jeder Stellen sein, an denen Ryuichi oder seine Söhne geübt hatten. Na, toll. Ich würde diese noch umgehen und dann mir einen Platz suchen, wo ich den Rest der Nacht wenigstens einigermaßen sicher wäre. Immerhin, diese zwei Drachenkrieger hatten recht behalten: hier im Norden war die Postenlinie wohl ausgedünnt. Was natürlich leider auch bedeutete, dass ich, wenn ich den Taishō herausholen könnte und, wie Meister Nekohiko geraten hatte, in den Westen bringen sollte, auf so einige Drachen stoßen würde. Nun ja. Das Hineingehen in das Drachenreich war wohl noch das geringere Problem.

 

Was war das denn?

Ich blieb stehen und setzte mich an einen Busch, um von oben einigermaßen gedeckt zu sein, ehe ich erneut in die Nacht vor mir starrte. Schwer zu erkennen. Schwarz in der Schwärze, aber es ragte hoch und steil auf. Ein Berg, vielleicht ein erloschener Vulkan. So dachte ich eine Weile, ehe mir bewusst wurde, dass dort Yōki flimmerte. Energie, die sicher von mehreren Lebewesen stammte. Was das riesige Ding etwa die Drachenburg? Aber... ich atmete tief durch. Ich war durch den Bannkreis gelangt ohne ihn zu bemerken, das konnte das nur heißen, denn es war ja kaum davon auszugehen, dass die Drachen ihren wichtigsten Schutz dermaßen nahe an ihren Königssitz gebaut hatten.

Ich sollte mich erholen und mir das Ganze in der Morgendämmerung genauer ansehen. Jetzt …. Hm. Oder auch bei Nacht anschleichen? Brachte das etwas? Wachen würden immer am Tor stehen und wie ich da dran vorbei kommen sollte ….Ich hatte mir diese Aktion wirklich nicht überlegt.

Einen Plan, ich brauchte dringend einen Plan.

Ja, und kein Plan, ohne dass ich wenigstens wusste, wie diese Burg aufgebaut war, ob es überhaupt ein Tor gab, was für mich passierbar war oder gar, im Vertrauen auf den Bannkreis, unbewacht?

Gab es hier trotz allem Wachen? Wie viele Drachen und noch dazu Krieger gab es eigentlich?

Es half nichts, ich musste weiter. Mit war nur zu bewusst, dass mein letzter Trank, den ich da im Hekashin zu mir genommen hatte, irgendwann enden würde – und ich dann instinktiv, wahrscheinlich halb bewusstlos, das nächste Lebewesen mit Blut anfallen würde, das ich fand. Und da brauchte ich kaum raten was das hier wohl wäre. Ich blickte mich sorgfältig noch einmal um, spürte, ehe ich behutsam in Richtung der Drachenfestung sprang, wieder schön gleichmäßig, um Energie zu sparen.

 

Ich hielt an, als ich erkannte, was das da vor mir war. Ja, eine Burg. Hohe Mauern ragten aus der Ebene auf. Nur, eben nicht gemauert. Meister Nekohiko hatte recht gehabt. Diese Drachenfestung war aus Stein. Korrekter, wohl mitten in einen Felsblock hineingebohrt worden. Und, sie war riesig. Die sicher mehr als zehn Meter hohen Wände, die sich vor mir auftürmten, waren glatt und ohne Halt, offenkundig poliert worden, soweit ich das in der Dunkelheit erkennen konnte. Davor befand sich auch noch ein Graben, ein Wassergraben wohl, sicher auch drei Meter breit. Nun ja, ich könnte ihn überspringen, würde dann jedoch an der steilen Mauer aufprallen und abrutschen.

Toll.

Wo war denn nur der Eingang? Hier zumindest nicht. Aber logischerweise müsste sich doch eine Brücke über den Graben finden, ein Tor… Ich hüpfte also weiter. Wo war dieser verflixte Eingang? Alles sah gleichmäßig aus, poliert, der Graben unberührt. Das gab es doch einfach nicht. Konnten Drachen doch fliegen? Aber, irgendwie musste doch auch Versorgung in diese Feste? Zumindest Erz oder so für Schmiede? Oder wurde das auch alles getragen?

Töricht, wie ich war. Der Tor war natürlich ebenso mit einem Bannkreis versiegelt, einer optischen Täuschung, ähnlich der, die um den Hekashin vorgaukelte, dort würde nur Dschungel zu finden sein. Nur, wo war dieser Bannkreis? Würde ich ihn überhaupt sehen und finden?

Etwas deprimiert sprang ich weiter. So, direkt das Ziel vor Augen zu versagen erschien mir hart. Härter.

Was war das denn?

Ich blieb stehen, war allerdings aus doch gewisser Erfahrung vorsichtig genug mich mit dem Rücken zumindest an hohes Gras zu lehnen. Deckung, nie die Deckung vernachlässigen.

Ja, da änderte sich die Mauer. Aus dem Felsen brach, kaum drei Meter über dem Graben, etwas, was ich am ehesten als Rohr bezeichnet hätte. Das konnte doch kaum der Eingang sein? Schön, Drachen waren angeblich schlangenähnlich, aber … Nein, das war zu klein. Nicht für einen Flohgeist, klar, aber da würde ja selbst ein Mensch durchpassen. Oder ein Yōkai in Menschenform. Was war das? Ich versuchte etwas zu erkennen

Nun ja kein einfacher Eingang in die Burg, das wurde mir rasch klar. Direkt am Ausgang befand sich ein metallenes Gitter, das mit Magie gesichert war. Und das hier auch noch innerhalb des Bannkreises. Drachen mochten viel sein, jedenfalls garantiert nicht leichtsinnig. Allerdings war das ja wohl kaum der Eingang, eher eine Art … Ausfluss? Mir fiel ein, dass es ja in Burgen Badezimmer gab. Natürlich musste das gebrauchte Wasser auch entsorgt werden. Und wozu sonst war ein Wassergraben um die Burg geeignet? Wo allerdings war diese Burgtor?

Weiter, immer weiter, ehe ich erkennen musste, dass es tatsächlich keines gab. Nun ja, nichts offensichtliches. Anscheinend war es tatsächlich hinter einer Barriere versteckt. Und, wie sollte ich das jetzt finden? Und, vor allem, wie mit dem Taishō hier wieder herauskommen?

Mehr als nur ein wenig enttäuscht ließ ich mich an einem Stein nieder. Der einzige Weg in diese Festung, den ich gefunden hatte, war dieses Ausflussrohr. Das gesichert war. Und mich vermutlich direkt in ein Badezimmer führen würde. Wo auch ja ganz bestimmt keine Drachen existierten, oder anschließend in der Halle oder... Oder.

Es gab keine Wahl, ich musste da rein. Ich konnte jetzt schon spüren, dass mein Energiepegel sank und wollte gar nicht wissen, wann ich zu erschöpft wäre. Nur – das Gitter, das ich gesehen hatte wäre vermutlich nicht einmal das Hindernis. Ich war zu klein, um nicht durch die Lücken zu passen, problematischer war schon überhaupt zu dem Rohr zu gelangen. Immerhin befand es sich jenseits des Wassergrabens und da wollte ich wirklich nicht hineinstürzen. Ich konnte wie alle Flohgeister schließlich nicht schwimmen. Hinzu kam die magische Abwehr, von der ich wahrlich nichts verstand. Aber, ich hatte ja keine Wahl. So hüpfte ich erneut um die wirklich große Felsenburg herum, ehe ich den Ausfluss wieder fand. Gerade zurecht, um einen deutlichen Schwall Wasser herausfließen zu sehen. So warmes Wasser, das es selbst in dieser Umgebung noch dampfte. Puh. Das nächste Hindernis. Falls, wenn es mir gelang in das Rohr zu kriechen – wer garantierte mir, dass nicht dann auch ein Schwall kochenden Wassers, oder zumindest sehr warmen Wasser, von oben käme?

Es gab keine Garantie. Und ich hatte nur diesen Versuch um zu überleben, ja, den Taishō zu retten. Ich dachte wieder an das so warme Lächeln, ehe ich wirklich all meinen Mut zusammennahm und lossprang.

 

Es gelang mir das Gitter zu fassen, hektisch packte ich mit allen vier Händen zu. Es war mehr als schmerzhaft. Das Wasser hatte das Metall erhitzt und dazu kam diese Magie, die offenbar mit Youki reagierte. Zum Glück hatte ich nur mehr wenig davon. Sehr zum Glück, denn ansonsten konnte man hier vermutlich buchstäblich gegrillt werden, wenn man zu lange herumhing, im wahrsten Sinne des Wortes.

Hastig schwang ich mich durch das Gitter und pustete vorsichtig meine Hände an. Falls es mir gelang den Taishou zu finden und hierher zu bringen – wie sollte der, sicher geschwächt, dieses Gitter passieren? Gleich. Das war ein Problem, dem ich mich auch später widmen konnte. Jetzt war es erst einmal wichtig nachzusehen, wo ich eigentlich gelandet war – und dieses schräg aufwärts steigende Rohr möglichst rasch wieder zu verlassen, ehe der nächste Wassereimer oder was auch immer hineingekippt wurde. Ich sah mich um.

Ein Rohr, ja, eindeutig auch aus diesem Fels geschlagen, gebrannt oder was auch immer. Es führte immerhin nicht zu steil nach oben und so sprang ich weiter, machte mir allerdings so meine Gedanken. Für mich war es groß genug, ja, eigentlich fast riesig, aber wie sah das bei einem Daiyoukai in Menschenform aus? Passte der hier durch? Immerhin hatte ich absolut keinen anderen Eingang in diese Drachenfestung finden können. Und, wo würde ich landen?

 

Wenige Minuten später erfuhr ich es, als Halbdunkel vor mir, über mir, erschien. Ich musste den Sprung hinaus wagen, denn es gab nichts zum Festhalten, zumal der letzte Teil dieses Wasserkanals sehr steil aufwärts führte und ich empor musste, durch die runde Öffnung.

Ein wenig erstaunt blieb ich stehen. Das war ein Becken, geradezu riesigen Ausmaßes und der feuchte Geruch nach warmen Wasser füllte die Luft, das musste das Badehaus der Drachen sein. Und, der Größe nach, passte nicht nur ein kompletter Drache hier rein.

Altersdings stand ich hier wie auf dem Präsentierteller und es gelang mir immerhin im zweiten Versuch nach oben auf den Rand zu springen, mich umzusehen. Niemand da. Gut geraten.

Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn – das lag nicht nur an der feuchtwarmen Luft. Dort drüben war eine Tür, offen, vielleicht um zu lüften, auf der anderen Seite, hinter mir, nun ja, etwas wie ein Fenster. Aber, das hatte ich von außen nicht gesehen? Lag dort auch ein Zauber? Gleich. Durch die Tür zu gehen würde mich sicher in einen Wohnbereich führen, wenn sich die Drachen auch nur einigermaßen an solche Regeln hielten, soweit hatte mir das Meister Nekohiko doch beigebracht.

Aber das Fenster? Die Mauer war von draußen nur glatt poliert gewesen, unmöglich, selbst für einen Flohgeist dort empor zuspringen. Aber, ich könnte buchstäblich einen Blick riskieren. Vielleicht musste ich mich gar nicht an den Bann wagen, um zu sehen wie weit oben ich mich schon in der Burg befand?

So machte ich den Satz und blieb auf dem schmalen, felsigen Absatz vor dem mit Holzgitter versehenen Fenster halten. Mehr als behutsam lugte ich hinaus. Es war immer noch Nacht, natürlich, aber das, was ich in dem Dunkel erkennen konnte, irritierte mich.

Vor mir lag die Außenmauer, dazwischen ein größerer Hof, in den ich nicht hinunter gucken konnte. Ich konnte jedoch Drachen spüren, dort drüben auf der Mauer, unten im Hof. Hatte mich dieser Kanal doch soweit nach oben gebracht? Moment mal. Wenn das da drüben eine Außenmauer mit Drachen war – wo befand ich mich dann? Darum war das Fenster nicht mit Magie gesichert, jedoch von außen nicht zu sehen – das hier musste das Wohnhaus sein, der Königssitz! Ich prüfte noch einmal, mit meiner doch sehr ahnungslosen Art, ob da nicht doch ein Bann lag, ehe ich es wagte, mit aller Kraft an der Kette zu ziehen und das Holzgitter einen Spalt zu öffnen.

Ja, eindeutig ein Innenhof. Und hier, als ich mich bückte, war die Mauer des Palastes, wie man ja wohl sagen konnte, auch bei weitem nicht so glatt geschliffen wie draußen. Jemand, der so klein war wie ich, konnte sich dort festhalten. Natürlich war das riskant.

Sehr riskant. Aber, meine einzige Chance etwas mehr über die Drachenburg und ihr Innenleben zu erfahren war es diesen Hof zu begutachten und ….ach du liebe Zeit.

Ein gutes Stück über mir befanden sich Energien. Das war kein Drache, nicht einmal fünf, das konnte, musste, der König sein, Ryuichi und mindestens einer seiner Söhne. Dann lag ziemlich direkt über mir der Thronsaal. Oder das Schlafzimmer? Egal. Ich musste dahin.

Wollte ich?

Nein.

Hatte ich Angst?

Fürchterliche.

Aber ich musste so oder so sterben, und ich befand ein leuchtender goldener Blick und ein Lächeln würden es mir leichter machen.

So quetschte ich mich durch das Gitter und begann, zugegeben schwitzend und mit einem eisigen Klumpen im Magen, irgendwie die Wand empor zu klettern, dorthin, wo drei offene Fenster flackerndes Licht zeigten und das Youki überaus mächtiger Drachen zu spüren war.

 
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Morgi
2022-11-25T09:31:45+00:00 25.11.2022 10:31
Hallo!

Was für ein Nervenkitzel. Ich bin hellauf begeistert, wie es schon bei Nekohiko hinter dem Bannkreis aussah und wie du das noch einmal in der Drachenburg übertriffst. Erst war ich davon überzeugt, er würde durch die Kanalisation schlüpfen und sah schon einen Taishou durch Unrat kriechen, aber ein Badehaus? Und wo ein König mit Söhnen ist, dürfte eine Mutter nicht allzu weit entfernt sein (schön, dass Sesshoumarus Mama ihren Ruf unter den beiden Vasallen hat, hihi).
Ich freue mich sehr, dass wir auf diese lebensmüde Reise mitgenommen werden. Hineinkommen ist knifflig, herauskommen nahezu unmöglich. Wie geschwächt müsste der Taishou sein, um an der Übermacht auch nur die Hälfte des Weges vorbeizuschlüpfen... ich bin ahnungslos, und das genieß ich!

Viele Grüße, Morgi


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