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Bruder

von
Koautor:  YoungMasterWei

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Aufklärung

“... Eine Idee, wie wir hier rauskommen?”

Jiang Chengs Blick war auf das Desaster vor sich gerichtet, welches den Ausgang blockierte. Er spürte die Schamesröte auf seinen Wangen brennen und war froh, dass Wei Wuxian es in dem spärlichen Licht – und unter dem ganzen Dreck ohnehin – nicht bemerken würde.

Lange hatten sie in ihrer Umarmung verharrt. Bis die Tränen längst versiegt waren und die Gemüter sich beruhigt hatten. Bis sich Scham in seine Brust schlich und er begonnen hatte zu hoffen, Wuxian möge doch bitte die Atmosphäre anständig deuten und ihn freigeben. Natürlich konnte man bei diesem Querschläger auf sittliches Verhalten lange warten, und so wurde aus Jiang Chengs peinlicher Berührtheit ein ausgewachsenes Im-Boden-Versinken-Wollen, so dass er den anderen schließlich selbst mit einem gemurmelten “Jetzt ist aber gut! Hast du immer noch keinen Anstand?” sacht von sich drückte. Für einen kurzen Moment sah er noch das amüsierte Funkeln in den Augen seines Bruders, dann hatte er den Blick bereits abgewandt.

‘Bruder’ ...

Es fühlte sich an wie ein Traum, ein weiteres seiner Wunschdenken. Sollte er sich tatsächlich erlauben dürfen, wieder so von Wei Wuxian zu sprechen? Und wenn ja, zu was für Brüdern machte sie das jetzt? Jiang Cheng konnte nicht leugnen, dass da plötzlich eine Nähe zwischen ihnen war, eine Vertrautheit, wie er sie seit vielen Jahren nicht mehr gespürt hatte. Und doch war sie wie ein verwundetes Reh, das in seinem langen, traurigen Leben zu viel Leid hatte erfahren müssen, um nun noch einmal bereitwillig seinen Kopf nach der dargebotenen Hand ausstrecken zu können. – Vor allem, nachdem es besagte Hand fürchterlich gebissen hatte. Mehrmals. Wie könnte er ihre dargebotene Wärme derart schamlos ausnutzen? Wenn Jiang Cheng daran dachte, was er alles angerichtet hatte! Gerade jetzt erst wieder angerichtet hatte! Wie er Wei Wuxian zugerichtet hatte, beinah getötet hätte in seiner blinden Wut-

Er riss seine Gedanken gewaltsam aus dem Strudel aus Übelkeit, Angst und Selbsthass. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, sich damit auseinanderzusetzen. Statt in Selbstmitleid zu versinken, sollte er zusehen, wie er seinen Bruder hier rausschaffen und seine Verletzungen versorgen lassen konnte. Genauso wie Jin Lings. Sie waren nun bereits seit einer ganzen Weile hier eingeschlossen, so lange, dass ihm sogar das Atmen allmählich schwerer fiel und sich erste Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten. Das bedeutete, dass es in der Richtung, aus der das Yao gekommen war, keinen Ausgang geben dürfte. Jin Ling sollte noch immer in Ordnung sein, sonst hätte er Veränderungen an der Barriere, mit der er ihn umgeben hatte, gespürt. Aber es ließ ihm dennoch keine Ruhe.

Jiang Cheng ließ einen Strom Qi durch seine Hand und in die Geröllwand fließen, um ihre Dicke und Beschaffenheit zu ergründen. Aus dem Augenwinkel konnte er wahrnehmen, wie Wei Wuxian dasselbe tat.

Der Einsturz war mehrere Meter breit. Es war nicht unmöglich, sich durch den Fels zu sprengen, aber es war aufwendig und er fürchtete, dass sich weitere Teile der Felsdecke über ihnen lösen könnten.

“Wir sollten unsere Kräfte koordinieren”, erklang Wei Wuxians Stimme neben ihm.

Jiang Cheng nickte.

“Dein Qi ist besser auf direkte Angriffe ausgerichtet. Ich stabilisiere die Decke.”

“Ich habe einige Talismane dabei, die hierfür ganz nützlich sein könnten. Das ist eine gute Gelegenheit, sie endlich auszuprobieren.”

Jiang Chengs Augenbraue zuckte in die Höhe.

“‘Auszuprobieren’?”

“Nichts Gefährliches”, winkte Wei Wuxian ab. “Vertrau mir. Aber vorher …” Und damit drehte er sich vollends zu Jiang Cheng um und musterte diesen von oben bis unten, wobei sein Blick schließlich an dem verletzten Bein verweilte. “... würde ich mir gern dein Bein ansehen.”

Jiang Cheng missfiel dieser Gedanke auf Anhieb.

“Nicht nötig”, lehnte er brüskiert ab.

“Was ist los?” Verwirrt schnellte Wei Wuxians Blick hoch zu Jiang Chengs Gesicht und der Clanführer musste einen Moment schlucken, verwirrt über sein eigenes Verhalten.

Ja – warum eigentlich nicht?

“... Nichts.” Er wandte den Blick ab. “Danke.”

Trotzdem konnte er das Gefühl des Unwillens nicht abschütteln. Doch da er keine Erklärung dafür finden konnte, schluckte er sein Unwohlsein herunter, setzte sich mit Wei Wuxians Hilfe auf den Boden und zog den Saum seiner Hose so weit hoch, dass der zerschundene Stiefel darunter zum Vorschein kam. Wei Wuxian entfuhr ein erschrockenes Zischen. Sofort machte er sich daran, den Stiefel zu öffnen und abzustreifen. Jiang Cheng biss die Zähne zusammen, um sich den messerscharfen Schmerz nicht anmerken zu lassen.

“Was hat dich da gebissen?”, fragte Wei Wuxian fassungslos.

“Eine Schlange”, entgegnete Jiang Cheng gezwungen unbeteiligt, doch sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb, als Wei Wuxian so über seiner Wunde aufragte.

“Ein Yao”, erklärte der Yiling-Patriarch ihn, seine Augen leuchtend rot, “von derselben Energie, die auch Jin Ling und diesen Wolf befallen hat. Mächtig. Kein Wunder, dass du sogar gestürzt bist.”

Was-?!

Wei Wuxians Hand schnellte vor, ergriff den verletzten Knöchel und eine eisige Kälte attackierte die berührte Stelle. Jiang Cheng wollte sein Bein wegziehen, doch Wuxians linke Hand schnellte ebenso hervor und packte seinen Oberschenkel.

“Halt still! Das Qi will sich bei dir einnisten.”

!!!

Grauen packte ihn. Jiang Chengs Herz schlug immer wilder. Die eisige Energie kroch weiter, durch seinen Fuß, in seine Wade, feinste Ausläufer erstreckten sich in seinen Oberschenkel, seinen Bauch-

Ruckartig zog sie sich zurück und es fühlte sich an, als würde sie irgendetwas mit sich reißen. Einen Herzschlag später war die Kälte verschwunden und hatte ein Gefühl der Leere hinterlassen. Eine angenehme Leere. Wie das Fehlen eines Fremdkörpers, eines Splitters, der nach langem Stören endlich entfernt war.

“Geschafft.”

Wei Wuxians rote Augen betrachteten besorgt wie fasziniert den winzigen grauen Nebel, der sich um seine Finger wand und sich langsam aufzulösen begann. Und Jiang Cheng bemerkte: Die extreme Abneigung und die Aufregung, die er gerade eben noch verspürt hatte, waren wie weggeblasen.

“... Das Zeug hat meine Emotionen manipuliert!”, entfuhr es ihm schockiert.

Wei Wuxians Blick schnellte ebenso erschrocken zu ihm, dann zurück zu der Materie in seiner Hand. Er bewegte seine Finger, ließ den schwachen Rauch rotieren, schien auf seine eigene Art mit ihm zu interagieren.

“... Ich habe noch nie so ein seltsames Qi gesehen”, murmelte er besorgt. Schließlich fischte er mit seiner linken Hand in seiner Brusttasche nach einem Geister-Beutel.

“Du willst dieses Zeug nicht ernsthaft mitnehmen?!” Jiang Cheng war fassungslos.

“Ich will wissen, womit wir es hier zu tun haben”, entgegnete Wei Wuxian ernst, während er die Reste des dünnen Nebels in den Beutel dirigierte und ihn verschloss. “Vielleicht finde ich dann heraus, was mit Jin Ling passiert ist. Und diesem … Wolf …”

“Es ist genau dasselbe Qi?”, hakte Jiang Cheng nach.

Wei Wuxian nickte.

“Und es verhält sich seltsam. Als hätte es ein Eigenleben, einen eigenen Willen. Aber noch kann ich es nicht richtig begreifen, deswegen will ich es mit Lan Zhan untersuchen, wenn wir zurück in der Wolkenschlucht sind.”

Jiang Cheng presste die Lippen aufeinander.

“Jin Ling…”

“Er sollte für den Moment in Sicherheit sein. Mein negatives Qi hält es in Schach.”

Die Erklärung jagte einen schmerzhaften Stich der Reue durch Jiang Chengs Herz.

Das war es, was du mir vorhin versucht hast zu sagen? Warum du deine negative Energie bei Jin Ling einsetzen musstest?

Jiang Cheng wandte sich ab und schloss die Augen, kämpfte die schier übermenschlichen Schuldgefühle, die Übelkeit ob seines schrecklichen Versagens nieder.

“Hast du Heilkräuter?”, riss Wei Wuxians Stimme ihn aus dem dunklen Sumpf seiner Gedanken.

“Nicht mehr viele …”, murmelte Jiang Cheng und reichte ihm seinen Speicher-Beutel. Einen Teil hatte er nach dem Schlangenbiss bereits benutzt und von seinen heilenden Talismanen war auch nur noch einer übrig. Mit den anderen beiden hatte er Jin Ling versorgt.

Der Gedanke an seinen Neffen ließ ihn scharf die Luft einziehen, seine Hände ballten sich zu Fäusten.

“War ich zu grob?”, erkundigte sich Wei Wuxian, der seine Reaktion wohl mit dem Versorgen der Wunde in Verbindung gebracht hatte.

“Jin Ling”, klärte Jiang Cheng ihn auf. “Ich habe seine Wunden mit Heiltalismanen versorgt. Sie könnten dein Qi beeinträchtigen.”

Wei Wuxian hielt kurz inne, nachdenklich. Dann blickte er wieder auf.

“Dann sollten wir keine weitere Zeit verlieren.”

Er verrieb die letzten Kräuter um den geschwollenen Knöchel, heftete den Talisman darüber und zog Jiang Chengs Stiefel vorsichtig wieder an.

“Zumindest scheint nichts gebrochen zu sein. Glück gehabt”, kommentierte er sein Werk nach getaner Arbeit und Jiang Cheng pflichtete ihm bei. Der Schmerz hatte bereits deutlich nachgelassen, seit er begonnen hatte, sein Qi in den Fuß zu leiten. Nicht, dass es reichte, um sein rechtes Bein wieder normal belasten zu können, aber er würde zumindest ohne Hilfe aus der Höhle heraushumpeln können, sobald der Eingang frei war. So konzentrierte er nun seine gesamte Energie in seinen Hände und leitete sie in den eingestürzten Gang weiter, ließ eine kuppelförmige Barriere entstehen, die einen erneuten Felsrutsch verhindern sollte – wenn sie nicht zu unvorsichtig waren.

“Nun du”, ließ er Wei Wuxian wissen, doch als er das schalkhafte Funkeln in den Augen des anderen sah, kam er nicht umhin hinterherzuschieben: “Und mach es vernünftig! Leb deinen Spieltrieb aus, wenn nicht irgendwer in Lebensgefahr ist.”

“Jiang Cheng, etwas mehr Vertrauen! Als ob ich so etwas riskieren würde.”

Jiang Cheng verkniff sich einen Kommentar. Er vertraute Wuxian, dass sich so etwas wie in der Nachtlosen Stadt niemals wiederholen würde. Sein Bruder wirkte bei der Verwendung negativer Energie sehr viel gefestigter als damals. Aber der schale Beigeschmack, den diese Erinnerung stets mit sich brachte, würde sich wohl nie auslöschen lassen. Und auch Wei Wuxian schien einen Augenblick später in diese Erinnerung zurückgekehrt zu sein, denn das übermütige Funkeln in seinen Augen erstarb, wich einer matten Melancholie.

“... Zumindest nicht mehr. Nie mehr”, hauchte er.

Jiang Chengs Hand zuckte, wollte nach Wei Wuxians Oberarm greifen und ihn sanft drücken, doch einen Augenblick später unterdrückte er den Impuls. Es fühlte sich nicht richtig an. Sie wussten beide, dass in jener Nacht zu viel passiert war, als dass eine Geste des Trosts irgendetwas richten könnte.

Wei Wuxian straffte seine Schultern. Aus seinem Gewand zog er einen vorbereiteten Talisman hervor. Mit einem Messer schnitt er sich in die Fingerkuppe, ergänzte das Zeichen für “Schlange” auf dem Papierstreifen und brachte ihn zum Erstrahlen. Sofort heftete er ihn an die Geröllwand und sandte eine gehörige Menge dunkler Energie hinein. Als Talisman und Fels die Energie absorbiert hatten, trat er zurück zu Jiang Cheng, sein Gesichtsausdruck noch immer konzentriert, die Augen rot leuchtend, doch ein zufrieden wirkendes Nicken signalisierte ihm, dass wohl alles vorbereitet war.

“Der Weg sollte jeden Moment frei sein.”

Jiang Cheng debattierte noch mit sich, ob sein Stolz es zuließe, dem Ego dieses verrückten Erfinders noch ein wenig zu schmeicheln und zu fragen, was es mit diesem Talisman auf sich hatte, als auch schon ein Knirschen und Beben durch die Geröllwand gingen und sich die Felsbrocken und Steine Sekunden später in Bewegung setzten, eine Art Schlange bildeten, die gemächlich nach draußen schlängelte und sich neben dem Höhleneingang zusammenrollte und erneut zu einem Haufen toten Gesteins wurde.

“Wofür experimentierst du mit Schlangen-Golems?”, fragte Jiang Cheng skeptisch. Abgesehen von ihrer jetzigen skurrilen Situation konnte er sich kaum eine Verwendungsmöglichkeit für solch einen Talisman vorstellen.

“Nicht Schlangen-Golems”, korrigierte Wei Wuxian ihn stolz, “Formwandler. Sie sollen jede Gestalt annehmen, die der Beschwörer mit der Beschriftung des Talismans vorgibt. Diesmal erschien mir eine Schlange am sinnvollsten.”

Insgeheim musste Jiang Cheng zugeben, dass dies kein dummer Gedanke war, doch einen Kommentar dazu sparte er sich lieber, bevor Wei Wuxian noch vor Eitelkeit platzte. Und doch … tat es irgendwo auch gut zu wissen, dass manche Dinge noch immer so waren wie früher.

“Gehen wir!”, bestimmte er und humpelte voraus, so dass Wei Wuxian das leichte Ziehen seiner Mundwinkel nicht bemerken konnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Duchess
2023-01-08T22:58:56+00:00 08.01.2023 23:58
frohes Neues ^^

ich denke allein dieser "Hä? wie soll das den so plötzlich funktioniert haben?" Gedanke bei so einer Beschreibung sollte den Leser dazu animieren seinen Kopf anzustrengen.
Mal abgesehen von der hier offensichtlichen und auch gewollten Version, dass er von der einzig weiteren Person Hilfe bekam, hättest du natürlich noch den Hasen aus dem Hut zaubern können, wie es Krimischreiber so gern machen.
Aus dem Nichts kommt der Beweis, eine zusätzliche Person etc pp. Wenn sowas in eine laufende Story eingebaut wird und nach und nach ihren Sinn und Zweck erfüllt mag das gehen. Wenn bei einem Krimi dieser Hase erst im Moment der Fallauflösung hervorgeholt wird, sodass der Leser nicht mit ermitteln konnte, ist das eher frustrierend. Aber ich schweife ab XD
Leider ist MDZS ja immer noch eher unbekannt, auch wenn jetzt die deutsche Version auf den Markt gekommen ist. Entsprechend klein ist die Fangemeinde ja noch und schwierig dann Leute zu finden, die auch Ffs lesen und erst recht welche zu schreiben. Gerade das Schreiben ist ja leider so unglaublich zeitaufwendig @.@
Ich freu mich dass wir uns damit jetzt gegenseitig etwas pushen können XD
Und ohhh ja, genau dieser Moment wo beschrieben wird, dass Jiang Cheng seinen Bruder schützen wollte und dann selbst in deren Hände gefallen ist
und DANN diese Storyline genau damit endet, dass er diesen Umstand vor ihm verschweigt, wie dieser zuvor verschwiegen hat, dass Jiang Cheng seinen goldenen Kern in sich trägt, das war einfach so ein unglaublich schmerzhaft schöner Moment.
Die beiden haben einfach ihr eigenes Happy End verdient!

Und diese Variante gefällt mir bisher sehr gut.
Wobei gerade Jiang Chengs Verlegenheit in dieser Situation irgendwie echt süß rüberkommt.
Allein schon diese kleine Erinnerung an sein Versprechen mit dem Hundeverjagen war einfach niedlich. Man konnte sich total gut vorstellen wie er in dem Moment weggeschaut hat.
Ich kann aber verstehen, warum du hier Wei Wuxians Sichtweise den Vorzug gegeben hast. Bisher stand Jiang Cheng im Mittelpunkt mit seinem Hin und Her der Gefühle. Da musste es jetzt einfach der Bruder sein, der in dem Moment den Umschwung in sich spüren musste.
Wei Wuxian hatte schließlich versucht Jiang Cheng "normal" zu behandeln, wohl einfach nur um überhaupt wieder eine Beziehung zu ihm auf zu bauen. Dass das bisher schlicht weg nicht geklappt hat, sieht man ja, da musste Wei Wuxian eine Änderung seiner Taktik einführen. Gerade wo Jiang Cheng ihm in diesem Moment so schön entgegen kam.
Ich würde zum Schluss aber auch wahnsinnig gerne noch Jiang Chengs Sichtweise lesen :)

Wobei Wei Wuxians plötzlicher Gedanke, dass es vielleicht das letzte Mal war, wo sie sich lebend sahen, vielleicht etwas sehr dramatisch war. Ich meine, sooo groß ist ihre Welt nicht. Beide gehen Tätigkeiten nach, wo sie sich durchaus treffen können und unabhängig von all dem, haben sie einen gemeinsamen Neffen, den sie beide beschützen wollen.
Was ich meine ist einfach, dass die Wahrscheinlichkeit, wenn sie aus der Höhle rauskommen, doch relativ hoch ist, dass sie sich noch vor ihrem Ableben wieder sehen.
Es wäre nur bei einem erneuten Wiedersehen wieder eine noch beschissenere Ausgangslage als es aktuell bereits ist. Gerade wo genau in dem Moment von beiden Seiten Verletzlichkeit gezeigt wird und statt aufeinander zuzugehen, wird von einer Seite versucht sich wieder in seine alte Verhaltensweise zurück zu ziehen.
Wei Wuxians Vorschläge wären aber wunderschön praktikabel und gut ablenkend von den offenen Wunden in diesem Moment.
Jiang Chengs Ausbruch kam dann natürlich perfekt.
Schön eingefügt und diese Fassungslosigkeit kann man sich super gut vorstellen.
Genauso wie Jiang Chengs Redeschwall. Natürlich gibt es gute Gründe, warum er die Reste der Wens nicht an den Lotus Pier holen konnte, natürlich gab es Gründe warum er seinen Bruder nicht immer in Schutz nehmen konnte. Und zwar ganz unabhängig von dem was die beiden da gerade sagen oder denken.
Gerade seine Schwäche zu dem Zeitpunkt wo er bereits einen Großteil seiner Familie und Heimat verloren hatte und versuchen musste das Wenige zu schützen was noch da war, da konnte er den traumatisierten Lotus Pier einfach nicht als Zuflucht anbieten. Das wusste auch Wei Wuxian selbst.
Aber statt, dass er diesen Umstand hier ausspricht, bleibt der Gedanke im Kopf hängen und stattdessen wird sein Heldenkomplex vorgeschickt und muss die Schuld auf sich nehmen. Wieder mal typisch Wei Wuxian.
Aber im Großen und Ganzen sind diese Überlegungen irrelevant, da es am Ende eigentlich nur um die Bruderbeziehung der beiden zueinander ging.
Und diese Auflösung im vorherigen Kapitel war einfach schön. Endlich versuchen beide in dieselbe Richtung zu denken. Und am Ende einfach nur dieses "Bruder" ....hach <3 .....
Dieses kleine Hin und Her im aktuellen Kapitel bei Jiang Chengs Gefühlen kann ich total gut verstehen. Es ist halt nicht alles plötzlich heilen Welt und dennoch scheint es ihm etwas zu geben, was er so dringend gebraucht und unbewusst gesucht hatte.

Die Qi Behandlung war übrigens wahnsinnig spannend beschrieben.
Das fremde Qi hatte Jiang Cheng ja offenbar nicht mehr bewusst gespürt, nach dem Schlangenbiss.
Erst nachdem es weg war kam ihm ja diese Erleuchtung, dass es seine Emotionen manipuliert hatte.
Wenn es das tatsächlich aktiv tut, hätte es tatsächlich ein höheres Denken in sich, oder gehorcht jemandem, der dahinter steht wie es ein Haustier tuen würde. Alternativ kann es aber auch ganz simpel gelernt haben, dass Lebewesen mehr von dem für ihn gesuchten Qi produzieren, wenn es selbst dafür sorgt, dass sich dieses Lebewesen aufregt. Hat vielleicht etwas mit Adrenalin zu tun, oder/ und einem erhöhten Herzschlag?
Das passt halt so schön dazu, dass das fremde Qi sich davon zu ernähren erscheint. genauso wie es in Jin Ling wieder neu aufgeflammt ist, als der sich um Fee sorgte.
Apropos: Wenn aus der Richtung von wo der Yao Wolf kam keinen Ausgang mehr gibt und scheinbar wohl auch kein anderes Lebenszeichen von dort kommt, was ist dann mit Fee passiert?
Hat der Hund die Höhle wieder verlassen nachdem sein Herrchen bereits bewusstlos war und noch bevor Wei Wuxian ankam? Da sie klug ist, könnte es natürlich sein, dass sie versucht im nächsten Dorf Hilfe zu holen? Oder wurde sie -wie auch immer- in diesen geköpften Wolf verwandelt O.O? Oder liegt sie weiter hinten in einer Sackgasse und braucht weiterhin Hilfe?
Antwort von:  Lady_Ocean
09.01.2023 06:21
Frohes neues! ^^

Boah, ich bin total geplättet von diesem ausführlichen Kommentar!!!! Wahnsinn! :D

*haha* Oh ja, das Schreiben zieht sich manchmal echt hin. Vor allem, wenn die Gedanken zwischenzeitlich nicht so fließen und dann erst mal so halb in einer Sackgasse enden - stilistisch oder inhaltlich. Du glaubst gar nicht, wie mich der Austausch mit YoungMasterWei inspiriert und wie sehr sie mir geholfen hat. Die Idee, dass Jiang Cheng sich nach dem Niederstrecken des Wolfs total unbeholfen fühlt und sich fragt, was Yanli jetzt wohl gemacht hätte, kam z. B. von ihr. Ich fand, das war ein total schöner Gedanke an der Stelle.
Jiang Chengs Sicht werde ich mir dann wohl als Bonus-Kapitel fürs Ende der Fanfic aufheben. Da sieht man (Jiang Cheng) ja nix von der Sehnsucht und der Angst, die sich da in Wei Wuxians Kopf überschlagen und YoungMasterWeis erster Eindruck dazu war: Ist Wei Wuxian hier echt so unreflektiert? Also da würde ich an Jiang Chengs Stelle auch die Nerven verlieren. Und so war es für Jiang Cheng ja auch gedacht. ;)

Wei Wuxians Gedanke, dass sie sich vielleicht zum letzten Mal sehen könnten, bezieht sich auf Jiang Chengs katastrophalen psychischen Zustand. EIN kleines Missverständnis und er wird zum Berserker. Da fehlt nicht mehr viel bis zu 'ner Qi-Entartung. Nie Mingjues Tod war am Ende auch nicht viel anders. Das könnte ich vielleicht in einem Satz noch erwähnen, wenn der Gedanke (also dass Wei Wuxian fürchtet, Jiang Cheng steht kurz vor einer Qi-Entartung) im derzeitigen Gedankenfluss gar nicht rüberkommt.

Was es mit dieser seltsamen Materie auf sich hat, dazu habe ich eine kleine Hintergrundgeschichte im Kopf, aber sie findet im Storyverlauf leider keinen Platz, um eindeutig aufgelöst werden zu können. Nur im Epilog kommen noch mal ein paar Hints dazu. Aber vielleicht schreib ich dazu später noch einen kleinen Bonus.

Und ich freue mich, dass du dir auch Sorgen um Fairy machst! ^^ Was genau da passiert ist, wird Jin Ling uns sagen können, wenn er im übernächsten Kapitel wieder aufwacht.

Ist eigentlich nur der Roman von MDZS ins Deutsche übersetzt worden oder auch die Serie? In den Roman konnte man bei Amazon ja reinlesen, aber der Schreibstil ist leider so gar nichts für mich. :( Irgendwie liest er sich nicht so flüssig wie die englische Version von Exiledrebelsscanlations. Deshalb würde ich ihn mir auch nicht kaufen. Aber das bringt mich für diese FF in die Bredouille, dass ich nicht weiß, wie die verschiedenen Begriffe (fierce zombie, carp tower, etc.) ins Deutsche übersetzt wurden. Einige meiner persönlichen Übersetzungen sind wahrscheinlich ziemlich weit ab vom Schuss. Hier war YoungMasterWei aber auch eine enorme Hilfe, weil sie Chinesisch spricht und die chinesischen Originalbegriffe gut einordnen kann (und zu kleinen Teilen hilft mir dabei auch, dass ich Japanisch kann und die Schriftzeichen daher zum Teil verstehe), so dass ich mir dank ihrer Erklärungen was zurechtbasteln konnte, was zumindest recht nah am chinesischen Original liegt.
Ich bin auch immer wieder überrascht, dass es auf Animexx doch schon eine gewisse MDZS-Community gibt, obwohl es lange Zeit nur auf Englisch verfügbar war. Peteys Fanarts z. B. mag ich auch sehr. ^^
Antwort von:  Duchess
12.01.2023 01:24
ich hab beim Schreiben ausnahmsweise mal am PC gesessen und nicht auf dem Handy getippt ^^°

oh ja Input von außen, wenn man sich selbst in eine Sackgasse gelenkt hat ist wirklich gut. Ich kenn das so ähnlich aus anderen Bereichen.
Und die Idee sich nach seiner Unbeholfenheit auf Yanli zu beziehen ist verdammt gut und vor allem schön. So sind die Geschwister in gewisser Weise für einen Moment lang wieder zusammen <3
Ich tippe mal darauf, dass du es deshalb auch als schönen Gedanken empfandest. Sie waren schließlich wirklich mal zu dritt und die große Schwester wurde einfach von beiden geliebt.
Ich bin echt gespannt wie das Bonuskapitel sich dann dazu verhält.

Okay auf die Qi-Entartung bin ich so jetzt nicht gekommen. Jiang Cheng lebt auf diese Weise ja schließlich schon Jahre lang und auch wenn er sich immer weiter rein gesteigert hat und dieser Moment der Erkenntnis ihn dann völlig aus der Bahn geworfen hat,
da denk ich mir dennoch irgendwie, dass er es aushält. Aber es stimmt, dass jemand wie ein Wei Wuxian sich durchaus damit auskennt und bei seinem Bruder genau das befürchtet.
Aber wie du aus meinem letzten Kommentar gelesen hast, bin ich nciht darauf gekommen, dass du auf diese Todesursache hinaus wolltest ^^°
Wobei ich mich in dem Fall dann wieder frage, wenn Wei Wuxian diese Befürchtung hatte und die schlimmer werdenden Symptome bei ihm erkennt, hat er da dann nicht auch den Drang dazu stärker Einfluss auf ihn zu nehmen um ihn davor zu bewahren? Selbst wenn das bedeutet, dass er nicht mehr emotional näher an ihn herangerückt wäre?

Wie jetzt, die Materie hat zwar eine Background Story, aber du klärst sie hier nicht auf? Ich meine ja, sie ist nur Mittel zum Zweck, aber dieses Problem ist wahnsinnig spannend und der rote Faden, der die ganze Sache nicht nur durch einen Storyverlauf zieht sondern auch noch der Initialzünder war. Nur Hints gaaaanz zum Schluss? wobei gut okay, das kann auch ein guter kleiner Autoren Kniff sein...

Oh je der arme kleine Neffe XD
Was aus dem nur wird, wenn sich die beiden schlimmsten Onkel, welche die Kultivierungswelt bis dahin gesehen hat, wieder gut verstehen und gemeinsam seine Erziehung übernehmen XDDDD
Nagut, du klingst zumindest so als wäre dem Hund nichts sooo schlimmes passiert. Da kann ich ja beruhigt sein.

Bisher wurde nur der Roman übersetzt. Die Zusatzkapitel kommen auch erst noch als fünftes Buch. Und der Manhua wird aktuell übersetzt.
Von einer anderen Ankündigung weiß ich noch nichts. Leider ist mein Englisch bei Weitem nicht so gut, dass ich jetzt mehr Freude an der englsichen Übersetzung gehabt hätte.
Ich bin damals über eine Bekannte auf die englische Version gestoßen und hab mich eher schlecht als Recht durchgebissen. Zugegebenermaßen hatte ich bei manchen Passagen sogar den Übersetzer an.
Ich wollte eigentlich nur ein bisschen anlesen und plötzlich hatte mich die Geschichte im Bann. Daher bin ich relativ froh, dass es eine deutsche Version gibt ^^°
Aber unabhängig davon brauchst du dir nicht so sehr nen Kopf drum zu machen, dass du die offizielle deutsche Übersetzung von einigen Dingen nicht kennst. Wenn du eine Bezeichnung durchgängig nutzt, dann passt das schon ^^
Ständig wechseln wäre da wesentlich schlimmer. Und wenn du da sogar Hilfe bekommst, die direkt aus der Original Sprache heraus kommt, dann ist es umso besser ^^
(ich weiß noch wie ich fast verzweifelt bin, weil es für die Wolkenschluchten so viele Übersetzungsvarianten gibt. Wolkengeheimnis, Wolkennischen, Wolkenabort... ich glaube letzteres kam aus ner automatischen Übersetzung aber irgendwer hatte in seiner Ff nicht gewusst was eigentlich ein Abort ist <.<)
Aber ja es gibt auch hier schon verdammt gute Fanart Zeichner. Ich bin da immer total frustriert, dass ich Menschen einfach nicht hinbekomme -_-
mir fällt gerade auf, dass ein nciht unerheblicher Teil der Bilder auf der ersten Seite aus der letzten Kakao Aktion stammt und plötzlich fühlt sich die Welt wieder etwas kleiner an XD
Antwort von:  Lady_Ocean
15.01.2023 08:43
Genau, für mich hat sich das auch so angefühlt, als ob die drei Geschwister durch diesen Gedanken in dem Moment ein Stück weit beieinander sind. Yanli ist auch ein sehr schöner Nebenchara, finde ich. Sie wird von ihren Brüdern regelrecht verehrt und ihre Handlungen, als sie alle drei noch zusammen waren, rechtfertigen das auch absolut. Man kann sie echt nur gern haben, was?

Ich habe jetzt noch einen Satz hinzugefügt, dass Wei Wuxian sich bei Jiang Chengs Zustand an Nie Mingjue kurz vor dessen Qi-Entartung erinnert hat, hinzugefügt. Genau deswegen ist er an dieser Stelle ja so unruhig geworden und dieses Risiko eingegangen, Jiang Cheng durch seinen Wunsch nach einem normalen Miteinander von der Aufrichtigkeit seiner Gefühle zu überzeugen. Wenn er in sich nicht diese Angst verspürt hätte, Jiang Cheng vielleicht endgültig zu verlieren, hätte er sich in seinem angefressenen Zustand einfach gedacht: 'Wenn du jetzt nicht reden willst - bitte. Vielleicht später irgendwann.'

Das Problem mit der Materie ist, dass ihre Ursachen weit in der Vergangenheit liegen, aber sämtliche Beweise, die darauf hindeuten, längst nicht mehr existieren. Die paar diffusen Hints, die es noch gibt, reichen nicht, um eindeutig auf ihren Ursprung zu schließen. Selbst für die, die damals darin involviert waren. Deshalb sind im gegenwärtigen Storyverlauf auch für die Charaktere nur noch Spekulationen möglich. Aber an diesem Punkt finde ich selbst das eigentlich gar nicht so schlimm. Ich habe mal gelesen, eine gute Geschichte ist wie ein Foto, auf dem nur der Ausschnitt des Objekts zu sehen ist. Der Betrachter sieht nicht alles, weiß aber, dass es darüber hinaus noch weitergeht. Ich persönlich mag Geschichten in diesem Stil gern, also wenn sie mich an manchen Stellen mit Andeutungen zappeln lassen, die bis zum Ende nicht richtig aufgeklärt werden *lach*. Ich finde, das gibt der Geschichte Tiefgang. Und die Materie ist für mich so ein Ding. Man möchte schon gern wissen, was genau das nun eigentlich ist, aber diese Details sind nicht essenziell, um die Veränderungen zwischen Jiang Cheng und Wei Wuxian nachvollziehen zu können. Weil mir dieses Thema andererseits aber in den Fingern juckt, würde ich es dann doch zumindest als Bonus gern dazugeben. XD

"Nagut, du klingst zumindest so als wäre dem Hund nichts sooo schlimmes passiert. Da kann ich ja beruhigt sein."
So einschränkend war mein vorheriger Kommentar gar nicht gemeint. Ich wollte eher sagen: Falls Fairy was passiert sein sollte, werden wir es von Jin Ling erfahren, wenn er aufwacht. ^^°

Hut ab, dass du dich durch die englische Version so durchgebissen hast, obwohl dir die Sprache so schwer fällt! Na dann wirst du mit der deutschen Version auf alle Fälle deinen Spaß haben. :D
Es ist aber echt unglaublich, was automatische Übersetzer inzwischen leisten können, vor allem, wenn sich die Sprachen so ähnlich sind wie Deutsch und Englisch. Ich habe im Internet mal eine ursprünglich französische FF gelesen, aber in englischer K.I.-Übersetzung. Die war insgesamt auch flüssig genug, dass ich fast alles verstanden hab und mich dabei auch nicht zu sehr anstrengen musste, um Übersetzungs-Fehler zu erschließen. Das hat mich echt erstaunt.
Bei den Wolkenschluchten würde mich auch interessieren, wie da letztlich die offizielle deutsche Übersetzung gilt! Ich persönlich finde "Wolkenschluchten" vom Klang her am schönsten. :) Bei der "Goldenen Karpfenterrasse" (Golden Carp Tower) hab ich mich am schwersten getan von den Hauptquartieren der vier großen Sekten. Da will auf Deutsch einfach gar nichts schön klingen! XD


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