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Späte Erkenntnis

(Fortsetzung)
von

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die ganze Wahrheit

So, es geht weiter und es wird spannend bleiben, das versprech ich *g*
 

Aufmerksam hatte Fireball dem rothaarigen Sterncaptain zugehört und wurde unterdessen immer unruhiger. Er kannte Mandarin, sie würde jetzt solange Fragen stellen, bis sie hatte, was sie wissen wollte. Sie war um einiges standhafter und gerissener als Saber. Kurz ballte er die rechte Hand zur Faust, bis die Knöchel weiß hervortraten. Er hasste sich selbst und wenn das alles nicht bald ein Ende nahm, würde er es selbst in die Hand nehmen, diesmal aber mit einer sichereren Methode. Er saß vor Mandarin und starrte auf seine Beine, obwohl seine Gedanken bei Yamato waren und er sich wünschte, an dessen Stelle treten zu können.

Mit einem aufgesetzten Lächeln blickte er zu Mandarin auf: "Du hast eine blühende Fantasie, Misses Columbo. Wer soll mir denn seine Faust ins Gesicht jagen?!"

Mandarin rutschte am Stuhl hinunter und verschränkte die Arme vor der Brust. Herausfordernd gab sie ihm zurück: "Sag's mir! Ich weiß ja nicht, wie viele Feinde du dir in letzter Zeit so gemacht hast."

Fireball rutschte ein Stück näher zu Mandarin, er flüsterte nur noch: "Keine Neuen, außer ich fahre Saber noch einmal so an, wie ich es getan habe."

Mandarin hatte ihn falsch verstanden. Schockiert sprang sie vom Stuhl auf und riss die Hände in die Höhe: "Jetzt sag bloß, dass Saber ausgeholt hat?! Spinnt der total?!"

Mit großen Augen verfolgte Fire, wie wütend Mandarin gerade geworden war. Sofort versuchte er sie wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen: "Nein, um Himmels Willen! Saber war's ganz bestimmt nicht. Der hält mir höchstens einen Vortrag, dass ich mich am liebsten in einem Mäuseloch verkriechen würde, aber zuschlagen würde er nie."

Er wollte seinen ehemaligen Vorgesetzten da jetzt nicht mit hinein ziehen. Fireball hatte nicht damit gerechnet, dass Mandarin seinen Satz über neue Feinde so derart falsch verstehen konnte.

Mandarin war immer noch in Rage, sie sah Fireball vor sich, der keinen Ton von sich gab. Wer würde ihren Kumpel bloß derart zurichten? Sie atmete tief durch und setzte sich neben ihm aufs Bett. Mit ruhiger Stimme fragte sie ihn noch einmal: "Wer dann? Wer flößt dir soviel Angst und Respekt ein, dass du dich nicht wehrst?"

Mutlos schüttelte Fireball den Kopf. Es machte keinen Sinn, irgendjemanden von seinen Problemen zu erzählen. Er wusste, dass er alle anderen nur noch tiefer darin verstricken würde und seine Freunde würden viel zu viel aufs Spiel setzen, nur um ihm zu helfen. Ihm war nicht mehr zu helfen, er war ein Mörder. Ein Mörder, der seinen engsten Freundeskreis im Stich gelassen hatte. Er ließ sich in sein Kissen gleiten und murmelte: "Was sollte das schon ändern? Er hat mir ins Gesicht geschlagen, das kannst du nicht rückgängig machen, Mandy. Du kannst gar nichts rückgängig machen."

Den letzten Satz hatte er nur noch stimmlos gehaucht. Die Verzweiflung und die Schuldgefühle taten ihr übriges um Fireballs ohnehin angegriffenes Nervenkostüm noch mehr zu zerstören. Er wollte Mandarin nicht antworten. Wie würde sie wohl reagieren, wenn sie erfahren würde, dass ihr Vorgesetzter ganz gerne mal zuschlug? Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Instinktiv wusste er, dass er mit seinen Wutausbrüchen und dem Streit, den er mit Saber ausgefochten hatte, schon genügend Staub im KOK aufgewirbelt hatte. Um nichts auf der Welt würde er noch einmal seinen Mund aufmachen und die Wahrheit sagen. Er wusste doch, was ihm das bis jetzt beschert hatte. Nichts als Ärger. Sei es nun der Ärger mit Eagle oder das schlechte Verhältnis zu seinen damals besten Freunden. Seit er unehrenhaft entlassen worden war, und ohne ein Sterbenswörtchen zu sagen gegangen war, fühlte er sich April, Colt, Saber und auch Mandarin gegenüber wie ein schäbiger Verräter. Er wusste doch, wie es für die vier damals ausgesehen haben musste, und er konnte sie voll und ganz verstehen, wenn sie ihm nicht mehr vertrauten. Fireball würde sich selbst nicht einmal bis zur nächsten Ecke trauen.

Mandarin beobachtete ihren alten Freund argwöhnisch. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, wie matt und niedergeschlagen er war. Er war früher einfach nicht so, zumindest hatte sie ihn nie so erlebt. Sanft strich sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht und flüsterte: "Was kann ich nicht rückgängig machen, Fire? Was ist bloß mit dir geschehen?"

Als ihn Mandarin berührte, öffnete er verwundert seine Augen. Er spürte, wie ihre Finger zärtlich seine Gesichtskonturen nachfuhren. Obwohl es ihm gut tat, wollte Fireball Mandarin nicht zu nahe an sich lassen. Er nahm ihre Hand von seiner Wange und murmelte: "Ich kann's dir nicht sagen, Mandy. Ich hab die letzten Tage schon viel zu viel gesagt."

Traurig beobachtete Mandarin, wie Fireball ihre Hand wieder von seinem Gesicht gab. Früher hatten ihm Berührungen dieser Art nichts ausgemacht. Sie hatten sich auch immer in die Arme geschlossen, wenn sie sich getroffen hatten. Und nun wollte er niemanden mehr an sich heran lassen. Mandarin tat es weh, ihn so zu sehen. Denn sie spürte, wie sehr er Hilfe und Wärme brauchte, obwohl er alles ablehnte. Diese stummen Schreie nach Hilfe stachen mehr als tausend Nadelstiche es je tun hätten können.

Mandy legte ihre Hände in den Schoß und in einem sanften Tonfall sprach sie mit ihm: "Das redest du dir bloß ein, Fire. Ich hab einiges zu Ohren bekommen und ich finde, du hast viel zu wenig gesagt. ...Fire, es frisst dich auf, wenn du so weitermachst."

Fireball seufzte: "Du hast wohl von meinem Streit mit Saber Wind bekommen, wie? Ich bin mit Saber gestern nicht gerade freundlich umgegangen, am Ende hat er mir sogar Prügel angedroht. Du kannst dir vorstellen, was alles vorgefallen ist, wenn er so was sagt."

Ein bisschen verständnislos schüttelte Mandarin den Kopf. Und das sollte der Grund dafür sein, dass er mit niemanden mehr über seine Probleme sprechen wollte? Mandarin konnte sich vorstellen, dass das alles nur die Spitze des Eisberges sein musste, Fireball hätte bei einem normalen Streit zwischen ihm und Saber sicherlich nicht gleich beschlossen, mit keinem mehr zu sprechen. Und dann die Geschichte mit der aufgeplatzten Augenbraue eben. Mandarin machte sich zunehmend Sorgen um Fireball und das spiegelte sich in ihrem Gesichtausdruck wieder. Ihr Lächeln war seit Minuten nicht mehr aufgetaucht, ihre Augen leuchteten nicht so strahlend wie sonst, wenn sie mit Matchbox beisammen saß.

Sie meinte leise: "Und dass auch unser aller Säbelschwinger mal einen schlechten Tag hat, ist dir wohl noch nicht in den Sinn gekommen? Fire, Saber würde niemals ausholen, schon gar nicht würde er einen Freund verprügeln. Dafür ist er viel zu gerecht. Du darfst das nicht so ernst nehmen."

Fireball konnte erahnen, worauf Mandarin hinauswollte. Auch, wenn er sie sehr gerne mochte, wollte er mit ihr nicht über sein Leben sprechen und auch nicht noch mehr über den Streit, den er mit Saber hatte. Er drehte schweigend den Kopf zur Seite und blickte in die Ferne. Erst nach etlichen Sekunden gab er Mandarin eine Antwort: "Ich weiß, dass Saber nicht ausholen würde, dafür habe ich doch zulange mit ihm auf engstem Raum zusammengelebt. Aber mir hat sein Ausraster gestern gereicht. Ich möchte niemanden mehr damit belasten."

Schockiert blickte Mandarin zu Fireball hinab, der die Augen wieder geschlossen hatte. Es brach ihr schier das Herz zu sehen, dass Fireball offenbar mit seinem Leben abgeschlossen hatte. Sie rückte noch ein Stückchen näher zu ihm und senkte den Kopf. Sie flüsterte ihm mit gesenkter Stimme ins Ohr: "Es tut mir weh, dich so zu sehen, Fire. Das Verhalten passt ganz und gar nicht zu dir."

Der Schmerz in Mandarins Stimme war ihm nicht entgangen, und trotzdem ignorierte er ihn: "Es passt vieles nicht zu mir und trotzdem ist es ein Teil von mir. Ich kann es nicht ändern, Mandarin. Ich kann nicht."

Mittlerweile hatte sich Mandarin wieder aufgerichtet. Sie musste tief durchatmen um die Tränen zu unterdrücken, die sich anbahnten. Noch nie hatte ihr ein Mann Tränen in die Augen getrieben. Ihr wurde klar, dass Fireball etwas Schreckliches widerfahren sein musste, wenn er so sprach. Sie wollte ihn nicht alleine lassen, sie konnte es einfach nicht. Immerhin war Fireball seit Jahren einer ihrer besten Freunde, auch wenn er monatelang nirgends zu finden gewesen war. Sie wollte ihm helfen, für ihn da sein. Mandarin sah den gequälten Blick in Fireballs Augen und sie musste immer wieder den Kopf schütteln. Was ist bloß passiert? Ihm geht's dermaßen schlecht, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass es nicht nur wegen dem Streit mit Saber oder den Geschichten, die seit einiger Zeit im KOK herumgeistern ist, sondern wegen etwas ganz anderem.

Mandarin nahm noch einmal all ihren Mut zusammen und fragte den Japaner: "Was passt denn sonst nicht zu dir? Fireball, sag mir doch, was los ist. Niemand hier wird dich dafür beißen, das versprech ich dir."

Auch Fireball setzte sich auf und murmelte niedergeschlagen: "Es passt zum Beispiel nicht zu mir, dass ich einen Befehl befolge, von dem ich nicht hundertprozentig überzeugt bin. Und dennoch hab' ich es getan! Ich bin gegangen, als Commander Eagle es mir befohlen hat, ohne daran zu denken, wen oder was ich zurücklasse. Und, wie du siehst, lass ich mir eine runterhauen, ohne zurück zu schlagen."

Nun ging Mandarin ein Licht auf. Erstaunt deutete sie auf die Augenbraue: "Eagle hat dir eine runtergehauen! Wie konnte er das nur machen?! Was hat Eagle noch alles getan, Fireball? Was hat er dir angetan?"

Der rothaarige Sterncaptain wusste kaum noch, was sie sagen sollte. Sie verstand die Welt nicht mehr und Fireball saß neben ihr und wollte sie nicht aufklären. Er ließ sie mit dieser notdürftigen Auskunft einfach stehen und biss sich auf die Lippen.

Mandarin konnte erkennen, dass er sich darüber ärgerte, dass ihm das alles rausgerutscht war. Sie nahm ihn in den Arm und sprach ihm gut zu: "Hey, warum hast du das nicht früher gesagt, Fireball? Weshalb hat er dir befohlen zu gehen? Du hast ihm doch nichts getan?"

Unsanft stieß Fireball Mandarin wieder weg. Er wollte sie nicht umarmen, sie nicht nahe bei sich haben. Er wollte niemanden mehr zunahe kommen, nie wieder. Nervös starrte er an Mandarin vorbei und murmelte: "Anscheinend schon. Ich hab alles falsch gemacht. Egal, was es war, ich war Schuld. Aber das gehört nicht hier her. Es ist egal."

"Nein, Fire. Es ist nicht egal. Alle machen sich Sorgen um dich, egal was vorher vielleicht passiert ist. ...Woran hat er dir überhaupt die Schuld gegeben?," Mandarin war zwischendurch aufgestanden, sie war verletzt, wollte ihn das aber nicht spüren lassen. Sie versuchte herauszufinden, was zwischen ihrem Kumpel und Commander Eagle stand.

Unsicher verfolgte Fireball Mandarins Bewegungen, bevor er ihr zu verstehen gab: "Es war nicht so wichtig. Niemanden ist was passiert, lassen wir das jetzt bitte wieder."

Traurig drehte sich Mandarin von Fireball weg. Sie ging zum Fenster und blickte nach draußen. Es war ein regelrechter Schneesturm aufgezogen und es schneite, was der Himmel hergab. Im Krankenhauspark war keine Menschenseele zu sehen und auch sonst war auf den Straßen nicht viel los. Mandarin starrte in die Ferne. Sie brauchte eine Weile um sich wieder zu beruhigen. Denn vor nicht einmal zwei Sekunden hätte Fireball am Liebsten eine runtergehauen. Er brachte etwas zwar zur Sprache, erzählte aber nur Bruchstücke davon und wollte das Thema dann gleich wieder abhaken. Was war es nur, was er nicht einmal ihr erzählen konnte, und was ihm so derart zu schaffen machte? Sie kämpfte mit der aufsteigenden Traurigkeit und der Gewissheit, nie alles über ihren Freund gewusst zu haben. Tief in ihr wusste Mandarin, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis alles noch schlimmer für Fireball wurde.

Einige Minuten vergingen, in denen sich die beiden anschwiegen. Zögernd machte diesmal Fireball den ersten Schritt. Ihm war klar, dass er Mandarin furchtbar vor den Kopf gestoßen hatte und dafür wollte er sich entschuldigen: "Es tut mir leid, Mandy."

Überrascht drehte sich Mandarin vom Fenster weg: "Was? Wofür entschuldigst du dich?"

"Weil das gerade eben nicht nett von mir war, deshalb. Mandarin, die ganze Angelegenheit ist bis jetzt schon derart ausgeufert und sie hat so viele Menschen, die ich mag, da mit hineingezogen, dass ich dich da nicht auch noch mit hineinziehen will," Fireball senkte verschämt den Kopf und versuchte, sich so klein wie möglich zu machen.

Mandarin ging neugierig einige Schritte auf ihn zu: "Wie lange geht das überhaupt schon so, wenn du sagst bis jetzt? ...Fire, was ist bloß vorgefallen?"

Mandarin wusste nicht, was sie sagen sollte. Offensichtlich lag ganz schön viel zwischen Fireball und dem Commander und das schon ziemlich lange. Sie blickte an Fireball hinab und konnte an dessen Augen ablesen, dass es ihm nicht gut ging. Nachdenklich setzte sie sich wieder auf den Besucherstuhl und flüsterte: "Du weißt, dass du mir das Herz in Stücke reißt, Fire? Wenn ich dich so sehe, wie du auf der einen Seite nach Hilfe schreist und auf der anderen Seite aber alles, was dir helfen könnte, vehement ablehnst. Ich könnte heulen, weil ich dich so nicht kenne, so will ich dich auch nicht kennen."

"So bin ich aber nun mal und ich kann es auch nicht ändern, Mandy. Denkst du, mir gefällt es, alle um mich herum ins Unglück zu stürzen, so wie ich es dauernd mache?," Fireball war kurz davor, seine Nerven wegzuschmeißen. Seine Stimme war kaum noch mehr als ein leises Hauchen und seine Augen füllten sich mit Tränen.

Fireball haderte mit sich selbst. Er konnte Mandarin einfach nichts erzählen, obwohl es ihm die Seele zerfraß. Weder Mandarin noch sonst jemanden wollte er zu viel erzählen, damit ihnen nichts passierte. Fireball konnte sich vorstellen, was Mandarin als erstes machen würde, wenn sie erfuhr, was Commander Eagle all die Jahre getan hatte und was er ihm heute vorgeworfen hatte.

Mandarin blickte mit großen fragenden Augen zu Fireball hinüber: "Wen hast du ins Unglück gestürzt? Den einzigen, den ich hier sehe, der vor Unglück fast eingeht, bist du, Fireball. Als ich dich damals an der Rennstrecke noch einmal getroffen habe, ist mir das Herz in die Hose gerutscht, ich hab mich vor dir erschrocken. Ich hab dich damals fünfzehn Monate nicht gesehen und plötzlich sitzt du dort, und siehst aus, als wärst du nur noch eine leere Hülle. Deine Augen waren früher so klar, jetzt sind sie nur noch todtraurig und unglücklich. ...Fire, ich möchte dir helfen, egal was passiert ist oder noch passieren sollte. Du sollst nicht alleine bleiben müssen."

Nun hatte auch Mandarin Tränen in den Augen, die drohten, beim nächsten Wimpernschlag über ihre Wangen zu kullern. Es tat ihr im Herzen weh und sie hoffte, mit ihren Worten wenigstens etwas bei ihm zu erreichen. Sie drehte sich zur Seite und wischte sich verschämt die Tränen aus den Augen, bevor Fireball etwas bemerkte. Es war still im Zimmer und auch vom Gang drang kein Geräusch herein.

Fireball blinzelte kurz und ließ die Schultern noch weiter nach unten fallen: "Na schön."

Verdutzt blickte Mandarin wieder zu Fireball. Hatte er gerade eben eingesehen, dass es besser war mit jemanden darüber zu reden? Sie wechselte noch einmal ihren Sitzplatz und setzte sich abermals zu Fireball aufs Bett: "Hast du dich dazu durchgerungen, mir was zu erzählen, oder etwa doch nicht?"

Fireball linste kurz zu Mandarin und griff dann nach einer Tasse Kaffee, die Mandarin mitgebracht hatte. Er nahm sie in beide Hände und blickte lange Zeit stumm hinein, ehe er begann: "Das Veilchen hier ist nur der Höhepunkt von allem, was Commander Eagle und ich die letzten Jahre ausgefochten haben. Und jedes Mal hab ich verloren, wie du siehst. Angefangen hat der ganze Zirkus damals, als ich noch ganz frisch im KOK war. Ich glaube, ich war damals ein gutes Monat auf Ramrod, dann hab ich die erste Verwarnung von ihm kassiert. Und das hat sich über all die Jahre so hingezogen. Jedes Mal, wenn ich zum Raport bei Commander Eagle antreten durfte, hab ich derart eins auf die Mütze bekommen, dass ich nach fünf Minuten schon nicht mehr wusste, wo vorne und hinten ist. Ich hab alles falsch gemacht, ich war an allem Schuld. Egal, was es war. Nach jeder Mission hat er mich zur Schnecke gemacht. Am Anfang hab ich noch dagegengehalten und zurückgemault, wenn ich mich ungerecht behandelt gefühlt hab, aber das hab ich ziemlich schnell aufgegeben. Nach der letzten Schlacht hat er mich unehrenhaft entlassen und mir mit dem Gefängnis gedroht, falls ich auch nur irgendjemanden ein Sterbenswörtchen davon erzähle. Ich musste Yuma und das KOK stillschweigend verlassen, was ich auch getan hab. Mein Gewissen hat mich über all die Monate hinweg gequält, ich konnte nicht aufhören, daran zu denken, was ich euch angetan hab und was mir Eagle vorgeworfen hat."

Mandarin hatte Fireball aufmerksam zugehört und bekam annähernd ein Bild davon, was Commander Eagle alles getan haben musste, denn Fireball wurde von Satz zu Satz leiser und begann leicht zu zittern. Seine Augen glitzerten verdächtig und was er zum Schluss erzählt hatte, klang nach übelsten Depressionen. Sie legte behutsam eine Hand um seine Schultern und versuchte ihn zu beruhigen. Es dauerte eine Weile, bis das Zittern wieder nachließ und Mandarin ihre Frage ohne weitere Bedenken stellte: "Was hat dir der Commander vorgeworfen, Fire?"

"Anfangs hat er mir nur vorgehalten, was ich alles falsch mache, was ich verbocke. Nach und nach hat er dann angefangen, mich eine Schande für die Familie und für die Einheit zu nennen. Er hat mir tausend Mal vorgehalten, dass ich meinem Vater nicht im Geringsten ähnlich bin und er sich im ...Grab umdrehen würde, wenn er sehen würde, welche Schande ich bin. Und heute? Heute hat er mich für einen Mord verantwortlich gemacht."

Mandarin erschrak, mit so einer ehrlichen Antwort hatte sie nicht gerechnet. Die letzte halbe Stunde hatte Fireball versucht, alles zu verharmlosen, und nun so ein Geständnis! Sie nahm etwas Abstand zu Fireball und murmelte fassungslos: "Das meint der doch nicht ernst, oder etwa doch?! Fire, weshalb sollte er so etwas behaupten?"

Fireballs Unterlippe begann zu zittern, genauso, wie sein ganzer Körper. Er stellte die Tasse auf das Beistelltischchen und ballte die Hände zu Fäusten, um die Tränen unterdrücken zu können: "Es war sein voller Ernst. Und das Schlimme daran ist, dass er Recht hatte. Jeder Vorwurf, jedes einzelne Wort ist wahr. Er hat mit jedem verdammten Wort Recht."

Nun war es aus und vorbei. Fireball brach in Tränen aus und schluchzte. Als Mandarin ihn in den Arm nehmen wollte, stieß er sie abermals unsanft weg und schüttelte kraftlos den Kopf. Notgedrungen stand Mandarin auf und gab Fireball den Abstand, den er zu brauchen schien. Es dauerte lange, bis er sich wieder soweit im Griff hatte, dass er Mandarin auch erzählen konnte, wen er umgebracht hatte.

Der rothaarige Sterncaptain hörte sich alles gespannt an, sie wurde selbst immer blasser bei Fireballs Geschichte und konnte zu Guter letzt ihre Tränen auch nicht mehr unterdrücken. Sie kramte nach einem Taschentuch für sich und ihren Kumpel, das sie ihm lächelnd reichte. Sie versuchte ihn so gut es ging aufzuheitern, ihm zu sagen, dass nicht alles seine Schuld war und dass Commander Eagle sicherlich nicht mit allem, was er sagte, Recht hatte. Mandarin hatte für sich beschlossen, den restlichen Vormittag bei Fireball zu verbringen und sich auch ein paar Wochen Urlaub zu gönnen. Sie wusste nun, wie sehr Fireball unter dem Erlebten litt und jemanden brauchte, der ihm zur Seite stand. Während seiner Erzählung hatte sie ganz deutlich gemerkt, wie wichtig es gewesen war, ihn dazu zu bringen. Es hätte ihn umgebracht, ganz sicher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Misano
2008-02-22T18:55:24+00:00 22.02.2008 19:55
Nimm mir nicht übel, dass ich jetzt nicht jedes Kapitel einzeln kommentiere, sondern etwas zusammenfassend jetzt hier schreibe:

Der arme Fireball tut mir sooo leid! Du hast ihn mit seinem verlorenen letzten Funken Selbstbewusstsein sehr gelungen dargestellt.
Auch die anderen Charaktere gefallen mir - bis auf eine Ausnahme (du kannst es dir vll schon denken) - sehr gut. Besonders gut gefällt mir, dass Saber und Sincia nach Japan gereist sind und dort Fireballs Mutter kennen lernen. Ich bin schon ganz gespannt, ob Mutter und Sohn wieder zusammentreffen...!

Nun zu dem einen Charakter: Natürlich musstest du jemanden finden, der Fireball sein Selbstbewusstsein raubt und das konnte logischerweise nur Eagle sein, aber er ist für eine hohe Führungspersönlichkeit viel zu gefühlsgesteuert. Wenn er Fireball so sehr hasst, dass er den Schlafenden schlägt, warum hat er ihn damals überhaupt ins Team aufnehmen lassen - das finde ich einen grundlegenden Widerspruch.
Ich bin gespannt, ob du dieses Dilemma aufklärst!

Jedenfalls hasse ich Eagle in deiner FF auch - so abgrundtief widerwertig sind noch nicht mal Nemesis, Jesse und alle Outrider zusammen! *G*

LG Katty
Von:  Sannyerd
2006-03-25T21:44:33+00:00 25.03.2006 22:44
*lol* halts kaum noch aus.


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