Zum Inhalt der Seite

Späte Erkenntnis

(Fortsetzung)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schlag ins Gesicht

Hi, mal wieder was von mir, langsam wird's ernst *g*
 

Allerdings war Colt damit gerade ein kleiner Fehler unterlaufen. Er hatte ganz vergessen, dass er und April am Vortag einen Teil des Streits zwischen Saber und Fireball mitangehört hatten und mitbekommen hatten, wie Fire Saber über Eagles Verhalten berichtet hatte.

Zu seinem Glück ging April nicht darauf ein und Colt hatte die Möglichkeit, sein Versprechen Saber gegenüber noch ein wenig länger zu halten.

Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg über Aprils Wangen. Sie war zornig auf sich selbst und sauer auf ihren Vater. Nie wieder wollte sie wegen Fire eine Träne vergießen, das hatte sie sich hundert Mal geschworen und dennoch kullerten immer wieder Tränen. Verzweifelt antwortete sie Colt schließlich: "Ich war doch gerade bei meinem Vater. Er wollte mir verbieten, ihn zu besuchen, hat schlecht über ihn gesprochen. ...Er ...er hat ihn sogar einen Krüppel genannt."

April hielt immer wieder inne und schluchzte herzerweichend. Colt wusste nicht, was er machen sollte, also nahm er April vorerst in den Arm und gab ihr ein Taschentuch. Er ließ sich ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Er wurde sogar wütend. Was dachte sich der Commander dabei, Fire einen Krüppel zu nennen?! Beruhigend strich er April über den Kopf und schmiss, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, seine Taktik über Bord.

Er stand kurz auf und verschwand für einen Augenblick. Als er wiederkam, hatte er ein Tablett mit zwei Tassen und einer Kanne Kaffee, sowie eine dicke Unterlage, bei sich. Er schenkte April eine Tasse Kaffee ein und setzte sich neben sie. Es war ihm recht, dass Robin und sein Töchterchen noch im Land der Träume verweilten, die beiden sollten nicht zu viel davon mitbekommen.

April beobachtete Colts Verhalten mit Argusaugen. Sie verstand nicht, was im Moment vor sich ging. Als er mit dieser dicken Unterlage unterm Arm wieder zu ihr kam, hatte sie vollkommen den Durchblick verloren. Sie konnte sich nicht vorstellen, was das sein sollte. Bis Colt die Unterlage auf den Tisch legte und April die Worte auf dem Einband lesen konnte: Shinji Hikari, Star Sheriff, Einheit Ramrod! Es war Fires Personalakte! Fragend und zitternd sah April Colt an. Sie war nicht in der Lage, Colt anzusprechen, ihr fehlten die Worte.

Der Cowboy konnte April ihre Verwirrung nicht übel nehmen, er hatte ja selbst nicht nur ein Fragezeichen auf der Stirn, als Saber ihn in die Personalabteilung gezerrt hatte. Er nahm April in den Arm und begann mit leiser Stimme: "Du musst jetzt tapfer sein, April. Für dich und auch für Fireball. ...Dein Vater mochte Fire nicht besonders, weißt du?"

Zögernd blickte April zu dem Cowboy auf. Was sollte das heißen? Unsicher schweifte ihr Blick auf die Akte und mit zittrigen Händen nahm sie diese dann vom Tisch. Sie fuhr über den Einband, starrte wie gebannt darauf. Mit tränenerstickter Stimme flüsterte sie: "Was weißt du, Colt?"

Colt nahm April die Personalakte wieder ab und legte sie auf den Tisch zurück. Sie sollte ihm erst zuhören und dann darin stöbern. Unsicher begann er und versuchte einen Witz zu machen: "Ich weiß, dass er damals nicht freiwillig gegangen ist."

April war nicht in der Stimmung für Witze. Sie forderte den Cowboy auf: "Soweit war ich auch schon, Colt. Was weißt du davon?," sie deutete mit dem Zeigefinger auf die Akte.

Colt seufzte, bevor er schließlich begann: "Am besten, ich fange ganz, ganz weit vorne an. ...Unser Heißsporn war vor seiner Karriere als Rennfahrer hauptberuflich-,"

Weiter kam Colt nicht, denn sein ComGerät meldete sich. Er stand auf und murrte: "Pünktlich wie die Eieruhr! ...Süße, ich komm gleich wieder."

Mit diesen Worten ging er in die Küche hinüber. Er las Sabers Namen auf dem Display und sprach schon das erste Gebet, dass dieser wenigstens eine gute Nachricht hatte.
 

April kam sich überfahren vor. Als Colt auch noch aufstand und in die Küche hetzte, riss ihr Geduldsfaden. Sie war neugierig und zugleich hatte sie Angst, dass das, was Colt ihr zu erzählen hatte, nicht leicht zu ertragen war. Sie wurde neugierig, wer um diese Uhrzeit bei Colt anrief und so schlich sie ihm in die Küche nach und belauschte das Gespräch. Allerdings half ihr das nicht sonderlich, ihre Verwirrung über die Situation wurde immer größer.
 

Colt hob ab: "Morgen, Schwertschwinger! Na, schon was herausgefunden?"

Am anderen Ende meldete sich Saber, der immer noch bei Fireballs Mutter war. Er zwang sich dazu, wenigstens zu lächeln: "Tja, ich hab einiges herausgefunden, allerdings nichts Gutes. Es ist wie verhext."

Saber erzählte Colt in der Kurzfassung, was er bei der Polizei in Erfahrung gebracht hatte und was Fireballs Mutter zu berichten hatte. Colt wurde blass um die Nase, als er die Geschichte mit Yamato bis zu Ende gehört hatte. Er unterbrach den edlen Recken ungläubig: "Und was ist mit der Schuldsache?"

Saber schüttelte den Kopf: "Schuld war er ganz sicher nicht, er hat selber damals zwei Monate im Krankenhaus verbracht, weil er sich einen Schuss zwischen die Schulterblätter eingefangen hat. Allerdings war Yamato nicht nur ein Kollege von Fireball und guter Freund von Commander Eagle, er war auch so was wie Fires Ziehvater, wenn du so willst."

Colt blieb der Mund offen stehen, so verwundert war er: "Ziehvater?! Wie muss ich denn das verstehen?"

Saber musste bei Colts Anblick direkt schmunzeln. Der Cowboy brachte ihn doch immer wieder zum Lachen. Allerdings wollte er das Gespräch so kurz wie möglich halten, er würde ohnehin bald wieder auf Yuma sein: "Das ist jetzt eine Geschichte, für die ich keine Zeit habe, Colt. Nimm es einfach für den Moment so hin, ich erklär dir alles genauer, wenn wir wieder auf Yuma sind."

Gespielt beleidigt antwortete der Cowboy: "Das ist jetzt nicht fair von dir, Saber. Wie soll ich die nächsten Nächte schlafen können?!"

Saber grinste: "Versuch's einfach mal. ...Colt, was ich dich noch fragen wollte: Du passt eh gut auf die Akte auf und erzählst keinem was davon?," Saber hatte ein ganz ungutes Gefühl dabei, Colt mit der Akte alleine zu lassen. Nur zu gut wusste er, wie Colt mit Geheimnissen umging: nicht sehr sorgsam.

Colt versuchte seinen Kumpel zu beruhigen: "Boss, du kennst mich. Auf mich kannst du dich 100%ig verlassen."

Seufzend gab Saber zurück: "Genau deshalb frag ich dich ja. Mittlerweile kenne ich dich schon zur Genüge."

Diese Worte von Saber hörten sich für Colt wie eine Aufforderung zum Geständnis an, und Colt gestand freiwillig. Er wollte mit Saber keinen Krach riskieren: "Gut, du hast mich erwischt. ...April ist hier."

Saber fiel aus allen Wolken. Den Cowboy konnte man keine fünf Minuten alleine lassen. Etwas barsch warf er Colt vor: "Hast du sie auf ein Frühstück mit Kaffee und Personalakte eingeladen, oder was?!"

Colt verteidigte sich mit Händen und Füßen: "Nein! Sie ist heute Morgen vor meiner Tür gestanden und wollte reden. ...Commander Eagle hatte nämlich einen Ausfall, einen Verbalausfall sozusagen."

Saber konnte seinem Freund am anderen Ende der Leitung nicht folgen, auch wenn er ihm aufmerksam zugehört hatte: "Wie bitte?"

Bereitwillig gab Colt zu der Sache Auskunft und erklärte Saber eindrucksvoll: "Er wollte ihr verbieten unseren Matchbox noch einmal zu besuchen. Außerdem hat er den Kleinen einen Krüppel genannt."

Saber schüttelte ungläubig den Kopf und blickte kurz zu seinen beiden Begleiterinnen, die das Gespräch verfolgen konnten. Auch Synthia schüttelte nur den Kopf und Hiromi stiegen die Tränen in die Augen. Kurzerhand entschied sich Saber, wieder nach Yuma zu fahren um die Situation unter Kontrolle zu bekommen: "Jetzt spinnt er total. Colt, ich pack meine Sachen und komm so schnell wie möglich wieder mit Synthia nachhause. Mach's gut in der Zwischenzeit und hab ein Auge auf April."

Da war die Verbindung auch schon beendet. Colt hielt ungläubig sein ComGerät in Händen: "Der hat vielleicht Nerven."
 

Als sich Colt umdrehte, bemerkte er April. Genervt fragte er sie: "Was hast du gehört?"

Colt hatte absolut keine Lust ihr auch noch erklären zu müssen, weshalb Saber in Japan bei der Polizei war, und weshalb sie ihr die Informationen vorenthalten hatten.

April antwortete ihm mit leiser Stimme: "Alles. Ich bin dir nachgegangen. ...Colt, was wird hier bloß gespielt?"

Colt versuchte es mit einem kleinen Witz: "Detektiv? ...Lass uns ins Wohnzimmer gehen und dort weiterreden, gut?"

Er lotste seine ehemalige Partnerin wieder auf die Couch und wartete ab, bis sie sich gesetzt hatte. Danach begann er mit dem Anfang: "Fire war vor seiner Karriere als Rennfahrer hauptberuflich Polizist in Japan. Bei dieser Schießerei, von der Saber gesprochen hat, ist damals ein guter Freund von deinem Dad umgekommen, anscheinend. ...Also, langer Rede kurzer Sinn, Eagle gibt offensichtlich Fire die Schuld an dessen Tod und das hat er ihn auch von Anfang an spüren lassen. ...Süße, die Akte ist deswegen so dick, weil da haufenweise Verweise und Verwarnungen drinnen sind."

April kullerten abermals dicke Tränen über die Wangen. Sie verstand die Welt nicht mehr. Mit zittrigen Händen nahm sie abermals die Akte in die Hände und begann darin zu blättern. Egal, welche Seite sie auch aufschlug, unter jedem Bericht war das Kürzel ihres Vaters zu lesen mit einer anschließenden Verwarnung. Bewusst suchte April nun einen Bericht, von dem sie genau wusste, dass er planmäßig verlaufen war und stöberte auch einen auf. Auch bei diesem war anschließend ein Vermerk zu sehen, der von ihrem Vater unterzeichnet worden war. Es war ein Verweis für unzureichenden Gehorsam. Am Ende entdeckte sie auch das Kündigungsschreiben. Sie las es sich durch und murmelte: "Das hat er also damit gemeint, dass er nicht freiwillig gegangen ist."

April fühlte sich schäbig bei dem Gedanken, dass ihr Vater den Mann, den sie liebte, wirklich so schikaniert hatte. Sie lehnte sich an Colt und ließ den Kopf hängen: "Welchen Befehl hat er verweigert, Colt?"

Der Cowboy nahm April in den Arm, strich ihr beruhigend über den Rücken und murmelte: "Gar keinen. Fire ist achtkantig rausgeschmissen worden, weil er sich nicht an eine private Abmachung zwischen uns drei Jungs und deinem Vater gehalten hat. Er hätte dir nicht zu nahe kommen dürfen."

April sah zum Cowboy auf, der wie ihr erst jetzt auffiel, im Jogginganzug und ohne Hut, neben ihr saß: "Er ist mir doch nie zu nahe gekommen... Warum hat Daddy das bloß getan?"

Der Cowboy schlug noch einmal die Akte auf und zeigte April einen Verweis, den sie übersehen hatte: "Ich weiß nicht, warum dein Vater so etwas tut, aber ich weiß, dass er es getan hat. ...Unsere Rennsemmel ist von deinem Vater systematisch zur Schnecke gemacht worden. Sieh her, sogar für die Kratzer an Ramrods Außenhülle war er verantwortlich."

April ließ die Informationen erst einmal sacken, sie verstand nicht einmal die Hälfte von dem, was ihr Colt gerade erklärt hatte. An Yamato konnte sich April sogar noch erinnern, zumindest an dessen Beerdigung. Sie war damals mit ihrem Vater nach Japan geflogen, um von ihm Abschied zu nehmen. An einen jungen Mann, der Fireball ähnlich gewesen wäre, konnte sie sich nicht erinnern. Sie dachte an die Zeiten auf Ramrod zurück, in denen er offensichtlich auch schon schikaniert worden war und ihr stellte sich nur eine Frage: "Warum hat er nie was gesagt? ...Fire konnte doch sonst nie seinen Mund halten, warum hat er darüber nie ein Wort verloren?"

Colt konnte ihr darauf keine Antwort geben, er hatte sich diese Frage ja auch schon öfter gestellt: "Ich weiß es auch nicht, April."

April machte sich selbst schwere Vorwürfe: "Warum hab ich nie was bemerkt? Ich bin ihm von allen an Bord am nächsten gestanden, weshalb hab ich nie gespürt, dass was nicht stimmt? ...Colt, ich hätte ihm helfen müssen."

Colt nahm April an den Schultern und sah sie ernst an. Auch bei Saber hatte er diesbezüglich schon am Vorabend durchgreifen müssen. War er denn der einzige, der von alleine sah, dass diese Selbstvorwürfe niemanden halfen? Er gab April sehr ernst zu verstehen: "April, jetzt komm wieder runter. Es hat keinen Sinn, wenn du dich deswegen jetzt fertig machst, es hilft ihm kein Stück weiter!"

April war sprachlos, solche Worte aus Colts Mund zu hören. Sonst war Colt doch immer derjenige, der von Saber oder ihr wieder zur Vernunft gebracht werden musste. Als ihr klar wurde, wie recht der Cowboy mit diesen Worten hatte, nickte sie verschämt.
 

Fireball hatte eine grausame Nacht verbracht, die ihm immer noch in den Knochen steckte. April hatte die ganze Nacht bei ihm in dem schmalen Bett verbracht, was nicht gerade bequem gewesen war. Er selbst hatte kein Auge zubekommen, seine Gedanken hatten ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die halbe Nacht war er hellwach neben ihr gelegen, hatte sie beim Schlafen beobachtet.

Nun packte ihn allerdings die Müdigkeit. Die Visite hatte ihn schon besucht, also konnte er ohne schlechtes Gewissen noch einmal bis zum Mittagessen schlafen. Gerade, als er eingeschlafen wäre, spürte er einen starken Widerstand, der seinen Kopf noch mehr in das Kissen drückte. Der anschließende Schmerz rund um sein rechtes Auge ließ ihn erschrocken hochfahren. Verdattert fasste er sich an die Augenbraue und spürte Blut. Als er sich im Zimmer umsah, erkannte er Commander Eagle, der vor ihm stand. Vorsichtig nahm er die Hand wieder von der Braue und fluchte: "Au, verdammt!"

Der Commander hatte keine Lust, Fire zu erklären, warum er eben die Gerade kassiert hatte. Er machte ihm schwere Vorwürfe: "Was fällt dir ein?! Wie kannst du es wagen?!"

Fireball wollte lieber eine Rechtfertigung für den Schlag eben. Er fragte den Commander im schroffen Ton: "Was soll das? Wofür war das denn schon wieder?"

Aprils Vater reagierte jedoch nicht auf diese Frage. Er hob nur drohend die Faust und hielt ihm erbost einen Vortrag: "Du fängst gleich noch eine, wenn du den Mund noch einmal aufmachst! Jetzt rede ich, hast du mich verstanden? ...Wie kannst du es wagen, meine Tochter anzufassen? Sie hat die ganze Nacht bei dir verbracht und jetzt ist sie komplett übergeschnappt."

Der Japaner versuchte sich noch im Ansatz zu verteidigen, doch der Commander ließ keine Widerworte zu: "Aber ich-,"

"Ruhe! Du Nichtsnutz hast meiner Tochter den Kopf verdreht! Du hast verdammtes Glück, dass wir hier in einem Krankenhaus sind, sonst würdest du nicht mehr so seelenruhig da sitzen! Du wirst meine Tochter nie wieder anfassen, nie wieder. Sobald du hier draußen bist, hoffe ich für dich, dass du deine Sachen packst und aus Yuma ein für alle Mal verschwindest."

Fireball konnte den Zorn von Commander Eagle deutlich spüren und es breitete sich das Gefühl der Unsicherheit rapide in ihm aus. Er wusste genau, wenn er nun auch nur einen falschen Pieps von sich gab, hätte er den nächsten Schlag schon sicher. Es fiel Fire unheimlich schwer, Commander Eagle nicht zu zeigen, welchen Respekt und Angst er ihm in diesem Moment einflößte, diese Genugtuung wollte er ihm nicht geben.

Leise fragte er den Commander: "Was? ...Ich hab weder Ihnen noch April jemals was getan. Womit hab ich das denn bitte verdient?"

Eagle verlieh seiner Stimme noch mehr an Stärke: "Du weißt ganz genau, wovon ich rede und weshalb du wesentlich mehr verdient hättest, als nur ein blaues Auge, Freundchen!"

Fire nahm etwas Abstand vom Commander, damit ihn nicht so schnell was treffen konnte, egal was es auch war, als er all seinen Mut zusammen nahm und ihn fragte: "Warum? Warum hätte ich wesentlich mehr verdient? Was hab ich verbrochen?"

Eagle baute sich noch mehr vor seinem ehemaligen Piloten auf und gab ihm lautstark zu verstehen: "Du hast ein Menschenleben auf dem Gewissen!! Seit du im KOK angekommen bist, machst du nichts als Ärger und bringst alle um dich herum in Gefahr! Du bist nichts weiter als ein missratener Rennfahrer, der zufällig das Talent seines Vaters als Pilot geerbt hat! ...Denkst du, ich kenne solche wie dich nicht?! April ist doch für dich nur ein Spielzeug für ein paar schöne Stunden! Sobald du sie ins Bett gebracht hast, machst du dich aus dem Staub! Von Gefühlen hast du doch keine Ahnung!"

Als der erste Satz gefallen war, wusste Fireball instinktiv, wen Commander Eagle meinte. Er flüsterte gebrochen: "So läuft also der Hase..."

Er musste schon wieder für den Fehler bezahlen, den er vor Jahren begangen hatte und der für ihn selbst damals den größten Verlust bedeutet hatte. Ohne es zu wollen, begann Fireball wieder leicht zu zittern. Er musste dem Commander den Wind aus den Segeln nehmen, indem er ihm die Wahrheit über seine Gefühle für April sagte: "Ich liebe April, ...mehr als mein eigenes Leben, Commander."

Der gewünschte Effekt blieb allerdings aus. Der Commander drehte ihm einen hübschen Strick aus seinem Geständnis: "Du liebst sie genauso lange, bis du hattest, was du wolltest! Und dann brichst du ihr wieder das Herz! Tja, und wie sehr du an deinem Leben hängst, hast du uns ja eindrucksvoll bewiesen! Dein Leben ist dir genauso viel wert, wie mir: nämlich gar nichts!"

Fireball verließ der Mut schlagartig wieder. Sein ehemaliger Vorgesetzter hatte ihn voll erwischt und er musste ihm Recht geben. Sein Leben war nichts wert, rein gar nichts! Trotzdem versuchte er sich noch immer zu verteidigen: "Aber... ich,"

Der Commander wollte von Fireball kein Wort mehr hören. Er fauchte ihn an und gab ihm zu verstehen: "Nichts aber! Wenn du mein Kind auch nur noch einmal schief ansiehst, vergesse ich mich. Darauf kannst du Gift nehmen!"

In dieser ausweglosen Situation blieb für Fireball nur noch der Angriff über. Allerdings blieb es beim Versuch, der Commander hatte ihm alles genommen, woran er geglaubt hatte. Er meinte sarkastisch: "Und ich hab gedacht, du hast dich schon vergessen, als du mir vorhin die Faust ins Gesicht geschossen hast."

"Glaub mir, wenn ich mich vergesse, dann hast du nachher nicht nur eine aufgeplatzte Augenbraue, du vergeratener Sohn von Shinji Hikari! Ich bin viel zu lange gut mit dir umgesprungen. Das nächste Mal, wenn ich mitbekomme, dass April hier bei dir war, ziehe ich andere Seiten auf."

Fireball gab niedergeschlagen zurück: "Ich kann nichts dafür, wenn sie mich besuchen kommt. April ist alt genug um alleine zu entscheiden, ob sie kommt oder nicht."

Und Commander Eagle schärfte ihm ein: "Und du bist hoffentlich klug genug, um sie wieder nachhause zu schicken, sonst warst du lange genug hier!"

Ohne noch ein Wort zu sagen, verließ Commander Eagle wieder das Zimmer. Diesmal hatte er dem Jungen wirklich eingeheizt. Der würde sich so schnell nicht mehr an April halten.

Fire sank in sich zusammen. Bei diesem Streit war ihm ein Licht aufgegangen. All diese Schikanen und der Hass von Commander Eagle hatten nur einen Grund. Er musste mit diesem Menschenleben einfach Yamato gemeint haben! Der Commander gab ihm die alleinige Schuld für dessen Tod, das hatte er ihm deutlich zu verstehen gegeben. All die Erinnerungen an diesen schrecklichen Abend stiegen wieder in ihm auf und heiser flüsterte: "Ich hab Yamato sterben lassen. Er ist wegen mir gestorben, ich bin Schuld..."

Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und versuchte krampfhaft, das Bild von damals wieder aus seinem Kopf zu bringen. Jahrelang hatte er diesen Abschnitt seines Lebens so gut wie möglich verdrängt und hatte keinen Gedanken an Yamato verloren. Nun kam alles wieder hoch.
 

Fireball wusste nicht, wie lange er gebraucht hatte, um die Augen wieder schließen zu können, ohne das Bild des sterbenden Yamato vor sich zu sehen. Vielleicht waren es nur ein paar Minuten gewesen, wahrscheinlich war allerdings, dass er sein Gesicht über eine Stunde in den Händen versteckt hatte. Verunsichert drehte er sich nach dem Nachttischchen um und suchte nach etwas, womit er das Blut von der Braue tupfen konnte und seine rechte Hand wieder sauber bekam. Sie war voller Blut, denn während er so im Bett gesessen hatte, war das Blut stetig auf seine rechte Hand getropft.

Da stieß jemand die Tür auf und kam voll bepackt reingetorkelt: "Na, hast du mich schon vermisst?"

Als die Tür aufgegangen war, fuhr Fireball erschrocken herum. Er erkannte unter all den Tüten Mandarin, die ihn eben so freundlich begrüßt hatte. Ziemlich leise antwortete Fire: "Nicht schon wieder."

Er hatte nicht den Wunsch nach Gesellschaft, im Moment wollte er niemanden sehen, auch nicht Mandarin. Sie würde bestimmt auch versuchen, herauszufinden, was alles passiert war, genau wie die anderen. Er wollte mit niemanden mehr über sein verkorkstes Leben reden müssen, auch nicht mit Mandy, mit der er sich immer gut verstanden hatte. Allerdings drehte Mandy nicht ab, sie kam immer näher, während er noch versuchte, sich das Blut von der Braue zu tupfen.

Mandarin manövrierte ihre Tüten Richtung Bett und stellte sie dann schwungvoll ab. Sie hatte wie immer gute Laune und lächelte von einem Ohr bis zum anderen. Das verging ihr allerdings schlagartig, als sie freie Sicht auf ihren Kumpel hatte und die aufgeplatzte Braue entdeckte. Sie näherte sich ihm sofort bis auf wenige Zentimeter und fragte ihn besorgt: "Mensch, Fire, wie ist das denn passiert?"

Während ihm Mandarin die Hand von der Braue nahm, erklärte er unsicher: "Ich hatte ein Rendezvous mit meinem Nachttischkästchen und das wollte beim ersten Date gleich Knutschen. ...Aua."

"Ich seh mir das mal an, Fire," vorsichtig fuhr Mandy mit dem Finger über die Wunde, um zu sehen, inwieweit was fehlte.

Doch Fire zuckte zurück, er wollte sich nicht verarzten lassen: "Das ist halb so wild. Mein Dickkopf übersteht ja sogar einen Baum, da wird ihm so ein schmächtiges Brett wohl kaum was anhaben können."

Mandarin spürte wie niedergeschlagen ihr Kumpel im Moment war, so hatte sie ihn noch nie zuvor erlebt. Gut, dass er gleich nach dem Aufwachen etwas durch den Wind war, konnte sie verstehen, aber diese Stimmung war ihr total fremd an Fireball. Sie kannte ihn nur lachend und Scherze machend. Gerade eben saß er vor ihr, als wollte er sich am liebsten unsichtbar machen und die Braue sah auch nicht aus, als wäre sie von der Kante am Nachttischchen aufgeplatzt. Sie riskierte einen flüchtigen Blick auf das kleine Beistelltischen und bemerkte sofort, dass dort weder Blut noch eine eingedrückte Stelle zu sehen waren. Etwas war faul an Fires Geschichte.

Mandarin verarztete Fire noch so gut es ging und setzte sich dann auf den Besucherstuhl. Sie musterte ihn noch einmal kurz und meinte dann lässig in den Raum hinein: "Dein Cut sieht aber nicht aus, als wärst du mit deinem Schädel wo dagegen geknallt. Eher als hätte man dir eine übergezogen."

Fire verschränkte die Arme vor der Brust und konterte, allerdings nicht sehr überzeugend: "Mir hat niemand eine übergezogen, weshalb denn auch! Mir ist das Buch runtergefallen und ich wollte es aufheben, dabei hab ich halt das dämliche Nachttischchen übersehen. Ist das so schwer zu begreifen, Kleines?"

Mandarin ließ nicht locker. Sie sah ihm in die haselnussbraunen Augen und erklärte ihm: "Das ist eine ziemlich schlechte Ausrede, Süßer. Ich hoffe, das ist dir bewusst. Es passen nämlich zwei Sachen absolut nicht zu deiner Geschichte. Erstens: Wenn du dir wirklich den Kopf gestoßen hättest, als du das Buch aufheben wolltest, hättest du das dämliche Buch liegen lassen. Es liegt aber nicht auf dem Boden, sondern fein säuberlich auf dem Tischchen neben dir. Und zweitens: Der Schnitt der Augenbraue wäre, wenn du wirklich mit dem Kopf gegen die Kante geknallt wärst, ein gerader. Das ist er aber nicht. Außerdem wäre an der Kante auch Blut, da ist aber keines. ...Also ich höre, was ist passiert und wer hat dir so eine übergezogen, dass dir sogar die Augenbraue aufplatzt?"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sannyerd
2006-03-11T20:09:34+00:00 11.03.2006 21:09
Jaa bitte schreibe schnell weiter, lass uns nicht soooooooooooooooooooooooooooooooooooooo lange warten *bettel, auf knien rutsch*
Ich halte es vor spannung kaum noch aus *an den fingernägeln kau*
Von:  eve04
2006-03-09T18:53:40+00:00 09.03.2006 19:53
Hi!

Die Geschichte wird ja immer spannender. Commander Eagle ist so ein A******* wie er Fire behandelt. Ich hoffe für Fire und April geht am Ende noch alles gut aus.

Schreib schnell weiter, warte schon jetzt auf das nächste Kapitel!!!

MfG Eve04

P.S.: Wieviele Kapitel wird es noch geben?


Zurück