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Gefesselt

Ein Daiyoukai, eine Miko und ein lästiger Zauber
von

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Ein tiefer Sumpf

He´s a bloodthirsty killer with a heart of gold,

he´s a delicate lover and a deadly foe

he´s a hideous creature with sex appeal

He´s the werewolf of steel

 

Carnal Agony

 

 
 

Kagome strich sich das nasse Haar aus der Stirn. Schön, dass es endlich zu regnen aufgehört hatte. Nun ja, tiefer durchnässt als bis auf die Haut konnte sie ja nicht werden. Sie kannte diese warmen Monsunregen schon aus der Zukunft, da hatte sich nichts dran geändert. Das Gefühl unter der Dusche zu stehen und das Shampoo vergessen zu haben ... Immerhin fror sie nicht, sie waren dauernd in Bewegung und die Sonne schien nun wieder sehr warm.

Sie war hinter Sesshōmaru den Hang hinabgelaufen, durch den Wald und musterte jetzt das Tal, das sie von oben gesehen hatten. Vielleicht zwei Kilometer waren es bis zum anderen Abhang, und die Bepflanzung war mehr oder weniger vereinzelt, ein paar versprengte Bäume mit anscheinend riesigen Wurzeln, die sich bogen. Erst ab einer gewissen Höhe boten grüne Blätter den Eindruck von Leben. Allerdings glitzerte der flache, schwarze Boden nass und feucht. Sie trat neben den Daiyōkai, der stehen geblieben war und die Fläche vor sich ebenfalls musterte, offensichtlich sehr genau. So guckte sie auch noch einmal nach. Nein, keine Magie. Es sah immerhin äußerst flach aus, leider auch nass und matschig, also würde sie die Schuhe und Strümpfe ausziehen, das wäre wohl besser.

Dann spürte auch sie einen sehr unangenehmen Geruch in ihre Nase dringen, der ihm vermutlich schon früher aufgefallen war. Zum Glück hatte sie nichts gesagt. Der Morast stank. Sie kannte diese Gerüche nach toten Fischen und anderem, an das sie lieber nicht denken wollte, von Besuchen am Hafen. Hafen? Salzwasser?

Jetzt erkannte sie auch erst die seltsamen Bäume. Mangroven. Das bedeutete, dass dieses Tal zumindest zeitweise vom Meer überspült wurde. Keine gute Gegend um spazieren zu gehen.

Sie sah beiseite. Schön, er mochte es nicht angesprochen zu werden, aber das war ja wohl rein sachlich. „Wann kommt die Flut?“

 

Sesshōmaru wandte ihr das Gesicht zu, tatsächlich ein wenig überrascht, dass sie nicht nur das als Meeresboden identifiziert hatte, sondern auch die Schwierigkeit erkannte. Nun, eine der Schwierigkeiten. Wenn er diesen Vampir in die Klauen bekam! Aber er sollte zeigen, dass er nicht irgendwer war, schon gar kein Hanyō. „In spätestens zwei Stunden.“

„Dann sollten wir uns beeilen ….“ Da sein Blick nur zu deutlich anzeigte, dass das für ihn wohl kein Problem wäre, sondern eher sie als eines eingestuft wurde: „Ich ziehe mir nur rasch Schuhe und Strümpfe aus, sonst bleiben die noch stecken.“ Immerhin, dachte sie, als sie aus den Geta schlüpfte, war das Meer nicht zu sehen, es würde wohl einige Zeit dauern, bis das hier überflutet wurde. Und für die zwei Kilometer brauchte man doch höchstens eine halbe Stunde. Kaum dass sie die Socken und Schuhe ein wenig mühsam in ihren Köcher gestopft hatte, erhielt sie die nächste Anweisung.

„Geh!“

Sie bemerkte irritiert seine knappe Kopfbewegung – nicht zu dem Watt hin, sondern zum Wald. Hatte dieser dämliche Hund sie wahr und wahrhaftig gerade auf Toilette geschickt? Gassi gehen, oder was? Ihre jähe Zornaufwallung unterdrückte sie in gesundem Selbsterhaltungstrieb. Als sie sich abwandte bedachte sie, dass es wohl nett gemeint war – und er damit das Risiko umging, dass sie auf dieser Strecke vielleicht auch noch in seiner Sicht... Okay, es WAR nett gemeint, wenngleich mit einer gehörigen Portion Eigennutz, da war sie nun sicher. Allerdings fand sie es erstaunlich, dass er daran dachte. Nun ja, wie so manches in den letzten Tagen. Anscheinend hatte er bei den Wanderungen mit Rin doch so einiges über Menschen gelernt, denn für jemanden, der offensichtlich weder Hunger noch Durst kannte, noch die gegenteiligen Körperbedürfnisse, musste das schon sehr eigen wirken. Für einen Moment stellte sie sich den riesigen weißen Hund vor, wie er an einem Baum das Bein hob … Nein, das sollte sie lieber nicht einmal denken.

Yōki! Hinter ihr!

Instinktiv wollte sie wütend herumfahren, stolperte dabei über die nur halb emporgezogene Hose und fiel auf den Boden. Im Fallen erkannte sie noch, dass ihr erster Eindruck, Sesshōmaru wäre ihr nachgegangen, falsch gewesen war. Da stand ein anderer Mann, Yōkai, bewaffnet und mit Rüstung.

„Was für ein hübscher Fund,“ sagte er.

Kagome tastete halb im Liegen gleichzeitig nach ihrer Hose und ihrem Bogen, was irgendwie zum Scheitern verurteilt war. „Verschwinde!“ zischte sie und dachte im selben Moment, dass das vermutlich der beste Rat war, den der Idiot in seinem ganzen Leben erhalten hatte, da sie gleichzeitig etwas Weiß-Schwarzes vor sich entdeckte, genauer zwischen sich und dem Unbekannten.

 

Sesshōmaru betrachtete für einen Augenblick sein Gegenüber, der tatsächlich die Nerven besaß zu seinem Schwert zu fassen. Als ob er einem derart unterklassigen Yōkai die Ehre erweisen würde mit ihm die Klingen zu kreuzen! Er hob die Rechte, drei Finger ausgestreckt. Nur ein Narr würde das nicht als Drohung auffassen. Nun, das war einer, denn der zog. Die Finger des Daiyōkai begannen grün zu leuchten.

 

Kagome raffte sich etwas auf und zog sich eilig anständig an. Tatsächlich war sie dankbar – nicht nur dafür, dass der Herr Hund postwendend erschienen war und die Lage bereinigt hatte, sondern auch dafür, dass er ihr noch immer den Rücken zudrehte, bis sie sich ordentlich angezogen hatte. „Danke,“ murmelte sie dann. Da er sich nur wortlos umdrehte und zurück zu dem Watt ging, folgte sie. Eines musste man beiden Hundebrüdern zugestehen – wenn sie jemanden beschützen wollten, kamen sie auch immer. Wie mochte dann der Vater der Zwei gewesen sein? Sesshōmaru hatte ihn ja gekannt, aber der wollte ja schon mit Inu Yasha nicht darüber reden, da brauchte sie erst gar nicht davon anfangen. Zumindest nicht ohne ein gewisses Risiko einzugehen. Da sie eben erst gesehen hatte, was aus dem anderen Yōkai geworden war, wäre auch nur eine Ohrfeige ziemlich schmerzhaft. Und weglaufen konnte sie so oder so nicht, selbst ohne den Bann. Selbst ein Spurt über achthundert Meter wäre für den Daiyōkai nur ein Katzen – äh, Hundesprung.

Sie hätte fast aufgequietscht, als sie in den Morast stieg. Das fühlte sich kalt und glitschig an. Zu allem Überfluss sank sie bis zum Knöchel ein. Nur die Tatsache, dass es dem ach so stolzen Hund vor ihr nicht anders erging, ließ sie weiterlaufen. Hoffentlich gab es in diesem Schlick nicht irgendwelche scharfkantigen Muscheln an denen sie sich schneiden würde. Hoffentlich keine … irgendwelche Viecher, die hier lebten? Blutegel oder so? Wo lebten die denn eigentlich?

 

Wenige Minuten später musste Kagome feststellen, dass ihre Schätzung, sie würden eine halbe Stunde brauchen recht optimistisch gewesen war. Bei jedem Schritt sank sie bis zum Knie ein und es war eine Strapaze den Fuß wieder herauszuziehen und den nächsten Schritt zu gehen. Immerhin hatte sie das unzweifelhafte Vergnügen, dass das auch Sesshōmaru so erging und selbst seine blütenweiße Hose grau, schmutzig und nass wurde und an seinen Unterschenkeln klebte. Sie sparte es sich ihre Heiterkeit zu zeigen. Zum Einen hätte sie seine Reaktion nicht erleben wollen, zum Zweiten dämmerte ihr etwas ganz anderes.

Während sie sich mühsam voran kämpfte, zumindest geistig von Mangrove zu Mangrove hangelte, erkannte sie, dass es für den Daiyōkai vermutlich nur ein Sprung über das Tal gewesen wäre. Und der einzige Grund, der ihr einfiel, warum er sich das hier im Schlick antat, war die schlichte Tatsache, dass sie an ihn gefesselt war – und schon erklärt hatte, dass ihr bei solch einem Flug vermutlich schlecht werden würde, wenn sie da so unter ihm hing. Kurz, er schluckte seinen Stolz, damit sie nicht litt.

Und das war wirklich mehr, als sie je von diesem arroganten Eisblock erwartet hätte. Sie sollte es wirklich honorieren, zumindest, indem sie jetzt hier nicht schlapp machte.

 

Sie hatte nicht die mindeste Ahnung wie viel Zeit vergangen war, als der Hundefürst stehen blieb. Sie schloss neben ihn auf, sicher, dass sie noch nicht am Ziel waren. Für eine Pause wäre es im Schatten einer Mangrove auch besser gewesen als hier in der prallen Sonne. Ein kleiner Bach lief vor ihnen. „Da komme ich drüber,“ erklärte sie, erstaunt über seinen Blick. So guckte sie lieber nochmal nach. Oh, das war nicht so gut. Denn, wenn sie das richtig sah, floss der Bach nicht nach links, wo sie das Meer vermutete, sondern kam von da. Und ja, das war wohl Salzwasser. Mist. „Die Flut kommt?“

 

Das bedurfte keiner Antwort. Noch war das ein kleiner Bach und er brauchte nur einen großen Schritt um hinüber zu gelangen, aber bald würde mehr Wasser in dieses Tal dringen, stetig an Menge und Strömung zunehmend. Die folgenden „Bäche“ mochten für ihn kein Hindernis darstellen, aber für Inu Yashas Miko. Sie sollten sich beeilen, allerdings war sie schon recht müde. Nun gut, es war auch nicht mehr all zu weit. Und ein Blick voraus zeigte viel Wasser und ab und an Rauchwolken, die auf Geysire oder heiße Quellen hindeuteten. Da könnte man sich und die Kleidung von diesem unsäglichen Schlick befreien. Wenn er diesen Vampir in die Klauen bekam!

 

Kagome keuchte. Ihre Lunge schmerzte ebenso wie die Oberschenkel bei jedem Versuch brannten, ein Bein aus dem Schlick zu ziehen. Sie schaffte es eigentlich nur noch, weil dort vorne das rettende Ufer zu sehen war. Nur noch vielleicht zweihundert Schritte? Wäre ihr Begleiter Inu Yasha gewesen hätte der sie schon längst auf seinen Rücken genommen und getragen. Das würde Sesshōmaru nie tun und so sparte sie es sich auch nur darum zu bitten. Er hatte darauf verzichtet elegant über diesen dämlichen Morast zu fliegen, mühte sich stattdessen hier durch, um ihretwillen... noch vielleicht einhundertundneunundneunzig... Da sollte sie sich darauf konzentrieren sich nicht zu blamieren und gleichzeitig noch die gesamte Menschheit dazu. Nur noch einhundertachtundneunzig. Das würde einen tollen Muskelkater ergeben, morgen oder so. Sie konnte sich nicht entsinnen, dass ihre Oberschenkel schon je dermaßen weh getan hatten. Und es waren ja immer noch einhundertsiebenundneunzig Schritte.

Wieder das Bein aus dem Schlick ziehen.

Und diesmal gelang es ihr nicht mehr. Der Fuß blieb hängen und sie stürzte nach vorne in den nassen Boden.

Nein! Mühsam richtete sie sich auf und wischte sich den ekelhaft stinkenden Morast aus dem Gesicht, weinend in einer seltsamen Mischung aus Hilflosigkeit, Demütigung und Zorn.

 

Der Daiyōkai war stehengeblieben und warf ihr nun einen Blick über die Schulter zu. Da er erkannte, dass sie gestürzt war, sich jedoch aufrappelte, war er etwas beruhigt, zumal er selbst, Spiegelbann hin oder her, keine Schmerzen empfand. Sie hatte sich also wohl nicht verletzt. Allerdings sahen die Tränenspuren in dem Gesicht ziemlich deutlich aus, auch, wenn sie sich mit dem Ärmel gleich darüber wischte. Für einen Augenblick hatte man nur die braunen Augen groß in einem grauen Gesicht gesehen und sie erinnerte ihn unwillkürlich an ein Hörnchen. Rin hatte sie manchmal gefüttert... Die Miko stand jedoch nur mühsam auf, am ganzen Körper zitternd. So wandte er sich wieder nach vorne. Ja, sie war vollkommen erschöpft. Und nun?

 

Kagome rang um Atem und wischte sich energisch den Schlick aus dem Gesicht. Das war so peinlich! Und es verbesserte die Sache keineswegs, dass sie glaubte um einen Mundwinkel des Hundefürsten etwas wie ein Lächeln zucken gesehen zu haben. Nicht das tödliche, mit dem er in einem Kampf seinem Gegner die Niederlage anzeigte, eher ungewohnt erheitert.

Und es beruhigte sie in keinster Weise, dass er es zwar unterdrückt hatte, sich allerdings wohl köstlich über sie amüsierte! Was allerdings sollte sie tun? Ihr war es noch gelungen aufrecht zu stehen, aber sie hatte zugegeben nicht die mindeste Ahnung, wie sie auch nur noch den nächsten Schritt machen sollte. Wütend auf diesen Hundeidioten los zu schimpfen, wie sie es im ersten Impuls gern getan hätte – und, zugegeben, bei Inu Yasha schon längst getan hätte - war sinnlos. Mochte sein, dass der Herr Hund sie durch diesen dämlichen Entfernungsbann mitschleifen konnte und würde – aber sie verspürte auch nicht die mindeste Lust möglichst mit dem Gesicht voran durch diese nasse Masse gezerrt zu werden. Es half nichts. „Ich brauche eine Pause,“ gestand sie kleinlaut.

 

Das war eindeutig. Und unmöglich. Die Nase des Daiyōkai verriet ihm nur zu sehr, dass sich Salzwasser näherte. Er selbst würde nur einen kurzen Flug, eher einen Sprung, benötigen, um an das Ufer zu gelangen. Aber, wenn er sie durch den unsäglichen Vampirzauber mitriss, käme sie zwar auf festes Land, aber sie hatte selbst gemeint ihr würde übel werden – ebenso wie dieser stinkende Morast eine Zumutung. Die einzige Alternative, die er sah, war zwar ebenso eine Zumutung, aber wenigstens nicht für seinen Geruchssinn, sondern seinen Stolz.

 

Kagome zuckte unwillkürlich zusammen, als sie spürte, wie sehr sich das Yōki vor ihr erhöhte – und ihr eigenes, so gegensätzliches, Reiki prompt antwortete. War er jetzt sauer, weil sie einfach nicht mehr konnte? Sie hatte sich doch solche Mühe gegeben!

Im nächsten Moment konnte sie nur mehr aufkeuchen, als sich eine Klaue fest um ihr rechtes Handgelenk legte und sie sah, dass sich der Hundefürst die bislang doch erhobene Boa um die Beine schlang, als er in die Luft sprang. Und sie mitriss.

„Ah!“ brachte sie hervor, denn sie hatte gerade das Gefühl, als ob ihr Arm aus dem Schultergelenk sprang. Aber sie war vernünftig genug um zu erkennen, dass sie an Land geschafft werden sollte – in gewisse Sicherheit. Und, es lag auf der Hand, dass das ein unglaublicher Verbrauch an Yōki war, sie auch noch mitzunehmen. Sicher, er hatte wohl ziemlich viel davon, aber das, was sie so spürte, war deutlich hoch. Überdies – dass er sie überhaupt anfasste, war garantiert nur aus der gewissen Not entstanden sie mitnehmen zu müssen. Deswegen ja auch der warme und trockene Schlaf an ihm die vergangene Nacht. Er beugte sich der Notwendigkeit, dass sie am Leben und unverletzt bleiben musste, damit er kampffähig blieb. Mehr war es nicht. Immerhin tat er das und das hätte sie vor Beginn dieser Reise nie geglaubt. Langsam verstand sie, was Rin gemeint hatte, wenn sie manchmal etwas erzählte – und dabei auch so manche Sachen offenkundig ausließ.

Sie wurde abgesetzt und fiel schlicht auf die Knie, rang nach Atem, der sich nur langsam normalisierte. Diesmal war es ihr vollkommen gleich, dass sie zu Füssen eines Daiyōkai kniete, der sich abwandte und aufmerksam den Wald vor sich betrachtete.

Ja, auslassen. Das sollte sie bei ihrer Heimkehr vielleicht auch tun. Der arme Inu Yasha wäre bestimmt nicht begeistert, wenn sie ihm erzählen würde, sie habe an seinen Halbbruder, wenngleich in dessen Hundeform, gekuschelt eine ganze Nacht geschlafen.

Erneut wischte sie sich über das Gesicht. Toll. Ihre Kleidung und sie selbst sahen vermutlich wie vom allerhintersten Haken aus. Sie wollte baden, ihre Garderobe waschen... Wieder ein tiefer Atemzug. Langsam vermochte sie es auch wieder tiefer zu atmen, nicht nach Luft zu ringen. Fast anstrengend war es die Augen zu öffnen, aber wohl notwendig, da sie plötzlich deutliches Yōki vor sich spürte.

Sie waren zu dritt.

Oder eher, zu dritt gewesen, als sie feststellte, dass Sesshōmaru Bakusaiga wieder an seiner Hüfte platzierte. Ein Stück vor ihr entfernt befanden sich die Überreste eines riesigen Reptils oder Drachen, aber selbst das mit Fragezeichen. Nun ja. Da war jemand wütend und sie sollte eigentlich allen Göttern danken, wenn sich noch ein paar Lebensmüde ihm in den Weg begaben. Sollte er sich doch an dem Vampir auslassen, aber bitte nicht an ihr. Wobei sie zugab, dass sie durchaus Tanjeri-senseis Warnung im Kopf hatte, dass diese Gefühlsvampire Daiyōkai schlicht als Beute betrachteten. Aber zumindest im Augenblick war sie alles andere als fähig an einem Kampf auch nur teilzunehmen.

Immerhin tat das Atmen nicht mehr so weh, ihre Lunge beruhigte sich langsam.

„Danke,“ brachte sie hervor und hörte selbst, dass es krächzend war. Sie benötigte nicht nur dringend eine Wäsche, sondern noch dringender was zu trinken. Leider müsste sie dazu aufstehen und weiter gehen können. Umso kälter traf sie der Schock.

„Gehen wir.“

„Ich... ich kann nicht, ehrlich, Sesshōmaru. Es tut mir Leid...“ Sie hätte gute Lust gehabt ihn anzuschreien, aber das funktionierte gerade überhaupt nicht – und würde bei ihm höchstwahrscheinlich nur Aggressionen auslösen. Ein Blick auf die rauchenden Überreste dahinten genügte.

„Fünfhundert Schritte,“ gab er tatsächlich entgegenkommend zu.

„Wohin?“ Sie war verwirrt.

„Eine heiße Quelle.“ Sie war wirklich anscheinend nicht nur körperlich, sondern auch geistig nicht mehr anwesend. Aber der Gestank dieses Morastes... Nun gut. Sein erhöhter Energielevel gegenüber diesem törichten Drachen hatte immerhin bewirkt, dass der Schlamm an seiner Hose nicht nur getrocknet war, sondern auch nun absprang. Sie stank allerdings noch immer erbärmlich und konnte das anscheinend, gleich, wie viel Reiki sie besaß, nicht ändern. Reiki war folglich Yōki unterlegen, schloss er.

Ein heißes Bad, Wasser. Sie versuchte wirklich aufzustehen, aber die Beine wollten nicht. „Ich muss noch...“ Sie brach ab, da er sich zu ihr umdrehte und versuchte hastig erneut aufzustehen. Nutzlos. Erneut begann sie aus einer widerstrebenden Mischung an Gefühlen zu weinen.

Der Daiyōkai betrachtete sie. Das war schiere Todesangst, die sie da eben bewog aufstehen zu wollen – und selbst da versagte sie. Die Erschöpfung war offensichtlich größer als er angenommen hatte, aber, was wusste er auch von derartigen Zuständen. Sie war zu stur um sich ergeben zu wollen, nicht ihm, nicht den Umständen, nicht dem Vampir. Eigentlich nicht einmal eine schlechte Fähigkeit, momentan nur leider nutzlos. „Fünfhundert Schritte.“

Das war auf der trockenen Ebene zu schaffen, beschloss sie, nachdem sie an den zweihundert im Watt gescheitert war. Nur fünfhundert Schritte, dann konnte sie trinken, baden...Das klang eigentlich wie das Paradies. Wenn sie nur aufstehen könnte. Irgendwie würde sie es dann schon schaffen... Oder sie müsste auf allen Vieren krabbeln, und das wollte sie sich eigentlich wirklich nicht antun. „Das schaffe ich,“ behauptete sie daher ein wenig heiser aber kühn. „Ich muss nur aufstehen.“ Das würde ihn doch hoffentlich dazu bewegen noch etwas warten zu wollen, zumal sie durchaus erkennen konnte, dass der getrocknete Schlamm Quadratzentimeter um Quadratzentimeter von ihm abbröckelte.

Sesshōmaru missverstand ihre Absicht. „Nimm meine Hand!“

Hä? Mühsam erkannte sie, dass er tatsächlich die rechte Klaue nach ihr ausstreckte. Er wollte ihr beim Aufstehen helfen? Sein Missvergnügen sie tragen zu müssen wurde zwar damit nochmals demonstriert, aber sie war zu froh um die Hilfe, um nicht empor zu greifen, denn natürlich, natürlich!, bückte sich der Herr Fürst nicht. Sie fühlte erneut ihr Handgelenk gepackt und hochgezogen. Und, ebenso natürlich, losgelassen, was um ein Haar dazu geführt hätte, dass sie erneut stürzte. Fünfhundert Schritte, beschwor sie sich. Nur noch das und das relativ eben, so wie es vor ihnen aussah. Nun ja, soweit sie es noch erkennen konnte. Irgendwie verschwamm ihr Blick.

Instinktiv griff sie nach der Boa, die sie schon durch den Nebel auf der magischen Insel geführt hatte – und Sesshōmaru empfand sich als überaus milde, dass er das duldete, als er ging.

 

 

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel bietet ein heißes Bad... Mit Kagome in der äh, Hauptrolle,


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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  SUCy
2023-10-08T17:56:27+00:00 08.10.2023 19:56
also die arme Kagome ich fühle echt mir ihr. Anstatt er sie gleich über die Mangroven gehoben hätte ^^°
Naja es muss halt erstmal alles eskalieren.
Von:  DuchessOfBoredom
2023-09-24T17:31:36+00:00 24.09.2023 19:31
Oh Mann, da hat Kagome aber echt was durchgemacht! Da hätte ich Sesshoumaru aber auch die Ohren lang gezogen, wenn er sich da nicht erbarmt hätte. Aber er erkennt ja ihre Anstrengungen durchaus an und schätzt sie, genauso wie umgekehrt. Jetzt bin ich mal sehr gespannt, was bei der heißen Quelle passiert. Den Liebeszauber gibt es da ja durchaus auch noch, nicht wahr?! ;D
Antwort von:  Hotepneith
25.09.2023 08:30
Danke. Ja, den Liebeszauber gibt es auch noch. Und beide versuchen ja aus der Situation das Beste zu machen, sich nicht gegenseitig umzubringen, sondern sich auf den lieben Vampir zu konzentrieren - schlecht für Tama, würde ich meinen, aber Emotionsvampire haben auch noch so den einen oder anderen Trick im Ärmel (oder wo immer auch ein körperloses Wesen seine Trümpfe versteckt.) Ganz umsonst wagten sich nicht erst drei Daiyoukai an sie, sollte man meinen.

hotep
Von:  Sanguisdeci
2023-09-24T07:10:50+00:00 24.09.2023 09:10
Die arme Kagome ^^" Ich bin gespannt, wie sie das heiße Bad überstehen soll, so müde, wie sie ist. Oder ob ein gewisser Begleiter sie aus dem Wasser fischen muss ^^"""
Antwort von:  Hotepneith
25.09.2023 08:26
Es wird ein interessantrd Bad, denn da gibt es ja noch einen gewissen Liebeszauber, oder?
Ich habe mir sagen lassen, dass solche Wattwanderung wahnsinnig anstrengend sind, wenn man in ein Schlickgebiet gerät - und das mit eine Hauptursache für Unfälle da ist... Zum Glück ist Kagome recht gut trainiert.


hotep


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