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Cruel Wishes

von

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Disclaimer: Alle aus Bronze/Zetsuai bekannten Charaktere gehören voll und ganz Minami Ozaki.
 

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Cruel Wishes 07
 

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Mit einem gequälten Stöhnen schlug Takasaka Toshiyuki, der Kanzler des Königs und einer seiner wertvollsten Berater, die Hände vors Gesicht und versuchte minutenlang, das plötzliche Übelkeitsgefühl zu unterdrücken, das in ihm ohne Vorwarnung das Verlangen auslöste, sich heftig zu übergeben.
 

’Ich werde nicht ohnmächtig. Ich bin völlig ruhig. Alles ist in Ordnung.
 

Takasaka holte tief Atem, sagte sich diese Worte immer und immer wieder, solange, bis er selbst daran glaubte und nahm dann noch einmal die Schriftrolle zur Hand, die er im ersten Schreck einfach fallengelassen hatte.
 

Wieso tat der König ihm das an?
 

Zitternd legte der Kanzler die Botschaft wieder beiseite und überlegte, wie er aus dieser Situation wieder herauskam. Eine Lösung fand er jedoch nicht, so sehr er das Problem auch wendete und drehte.
 

Er würde den Ehevertrag persönlich überbringen und bis zur Hochzeit der ständige Begleiter der jungen Dame sein, die der Prinz als seine Braut auserkoren hatte.
 

Allein bei dem Gedanken daran, dass er verantwortlich für das Wohlergehen der zukünftigen Herrscherin war, fühlte er sich am Rande einer Panik. Was würde wohl mit ihm geschehen, sollte der Braut des Prinzen etwas zustoßen?
 

Man brauchte kein Hellseher zu sein, um sich diese Frage beantworten zu können. Sein Kopf würde schneller rollen, als er es sich auch nur vorstellen konnte.
 

Wieder wurde ihm übel und der Berater überlegte für einen Augenblick, ob er sich nicht besser hier und jetzt von den Zinnen stürzte. Die so plötzlich auf ihm lastende Verantwortung drückte ihm die Eingeweide zusammen und gab ihm das Gefühl am Rande eines Abgrunds zu stehen.
 

Aber was konnte er schon tun? Einen anderen Ausweg außer Selbstmord gab es nicht und trotz aller Verzweiflung war Takasaka doch nicht bereit, seinem Leben einfach so ein Ende zu setzen. Arbeiten konnte er im Augenblick allerdings auch nicht. Unruhig wanderte er in seinem Arbeitszimmer auf und ab, die Gedanken so sehr von seinem neuesten Auftrag in Anspruch genommen, dass er von seinen Handlungen kaum noch etwas mitbekam.
 

Völlig in Gedanken versunken steuerte er auf die Tür zu, wanderte die Treppe hinab und fand sich gleich darauf im Kräutergarten wider. Allerdings ohne so recht zu wissen, wie er überhaupt dahin gekommen war.
 

Unentschlossen blickte er die windschiefe Hütte an in der die Kräuterfrau ihre Unterkunft hatte und wollte schon wieder den Rückzug antreten, als besagte Kräuterfrau sich auf einmal wie aus dem Nichts neben seinem linken Ellenbogen materialisierte.
 

„Habt Ihr wieder Magenschmerzen?“
 

Es dauerte einige Sekunden, bis Takasaka sich soweit wieder von seinem Schrecken erholt hatte, dass er antworten konnte.
 

„Auch. Unter anderem. Irgendwie schon...“, stammelte er schließlich hervor und holte ein Taschentuch heraus, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Eigentlich hatte er gar nicht herkommen wollen, doch irgendwie schien es ihm im Nachhinein betrachtet der richtige Weg zu sein. Ihm ging es dermaßen schlecht, dass er dringend Hilfe brauchte. Und wer war besser geeignet, ihm diese Hilfe zukommen zu lassen, als die Kräuterfrau des Schlosses?
 

Die alte Neyne wurde schon seit vielen Jahrzehnten bei allen Wehwehchen zu Rate gezogen. Sie war Heilerin, Hebamme und Seelentrösterin. Alles in einer Person. Takasaka vertraute ihr bedingungslos, schließlich hatte sie ihn schon oft von seinen Beschwerden befreit.
 

„Ich bin völlig am Ende, Neyne. Noch heute werde ich in die nördlichen Provinzen aufbrechen und dem König einen wichtigen Vertrag bringen. Ich brauche etwas, um diese Reise zu überstehen!“
 

„Da habe ich genau das Richtige für Euch!“ Neyne tätschelte ihm kurz die Schulter und verschwand im hinteren Bereich der Hütte. Während sie nach den entsprechenden Kräutern suchte, begann sie, den Kanzler neugierig nach dem neuesten Klatsch auszuhorchen.
 

“Im Schloss kursieren im Augenblick die merkwürdigsten Gerüchte. Stellt Euch vor, jetzt heißt es sogar, der Prinz hätte sich für eine andere Braut entschieden. Stimmt das?“
 

“Wer sagt das?!“ Erschrocken riss Takasaka die Augen auf, doch die Alte schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln und gestikulierte vage in Richtung Schloss.
 

„Jeder hier weiß, dass Ihr heute morgen einen Boten des Königs empfangen habt. Wo das Gerücht herkommt weiß ich auch nicht, aber mittlerweile glaubt jeder zu wissen, dass der Prinz nicht die ursprünglich für ihn vorgesehene Frau zu seiner Braut genommen hat. Und da frage ich mich natürlich ob dies der Wahrheit entspricht und wenn ja, warum.“
 

“Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, ob...“
 

“Ist schon in Ordnung. Ihr braucht mir nichts zu erzählen, wenn Euch dies nicht erlaubt ist“, unterbrach die Alte ihren Besuch und hielt ihm einen tönernen Becher entgegen. Zögernd nahm dieser das kleine Gefäß in die Hand und schnupperte misstrauisch an der dunkelroten Flüssigkeit.
 

Neyne schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln. „Keine Sorge. Ich will Euch nicht vergiften. Das ist nur ein wenig Rotwein vermischt mit ein paar Kräutern. Die werden Euch helfen, Euch zu entspannen.“
 

Takasaka lief vor Verlegenheit rot an und um zu beweisen, dass er der Alten nicht misstraute, schluckte er den Wein in einem Zug. Das zufriedene Leuchten in den Augen der Kräuterfrau entging ihm dabei völlig.
 

Sorgfältig spülte Neyne den Becher um, dann wiederholte sie ihre Frage, ein wenig eindringlicher als zuvor und mit wesentlich mehr Erfolg. „Wen wird der Prinz heiraten und warum hat er sich eine neue Braut gesucht?“
 

“In knapp vier Wochen wird der Prinz Lady Aliena Shibuya heiraten, die Nichte des Statthalters der nördlichen Provinzen.“ Takasaka stellte fest, dass er immer noch sein Taschentuch umklammert hielt und steckte es hastig ein. Dann lehnte sich zurück und ließ die Einfachheit seiner Umgebung beruhigend auf sich einwirken. Plötzlich in Plauderlaune wiederholte er das, was der Bote ihm im Vertrauen erzählt hatte. „Die ursprüngliche Vereinbarung sah als Braut die Tochter des Statthalters vor, doch Lady Madoka ist am Schlaffieber erkrankt. Wie es scheint, hat der Prinz darauf bestanden, Lady Aliena zu heiraten, obwohl sein Vater zunächst dagegen war.“
 

Neyne nahm diese Information reglos zur Kenntnis und beschloss, ihr später auf den Grund zu gehen. Sorge, dass der Kanzler sie würde zur Rechenschaft ziehen lassen, hatte sie keine. Schließlich sorgten die Kräuter, die sie dem ahnungslosen Mann in den Wein gerührt hatte dafür, diesen gesprächig zu machen, ihm aber die Erinnerung daran zu nehmen. Zufrieden, dass sie ihre Fähigkeiten wieder einmal sinnvoll hatte anwenden können, wollte sie ihren Besuch nun so schnell wie möglich loswerden, um endlich weitermachen zu können.
 

Daher füllte sie rasch die gerade hergestellte Medizin ab und drückte dem Kanzler dann ein kleines Ledersäckchen in die Hand. „Nehmt davon jeden Morgen eine Pastille und Eure Nerven werden sich auf wundersame Weise beruhigen.“
 

„Danke.“ Takasaka steckte die Medizin ein und stand auf. „Hoffentlich bin ich bald wieder zurück. Ich hasse es zu Reisen.“
 

“Ich bin sicher, Eure Reise wird viel angenehmer, als Ihr jetzt glaubt“, versicherte sie ihm lächelnd und schloss rasch die Tür hinter ihm.
 

Zeit, sich Gewissheit über ein paar Dinge zu verschaffen. Die Vorbereitungen waren schnell getroffen und während ihre Hände die altvertrauten Handgriffe ausführten, ließ sie ihre Gedanken abschweifen.
 

Der Prinz hatte die junge Frau also gegen den Willen seines Vaters heiraten wollen? Dann musste sie etwas ganz Besonderes sein. Verstohlen grinste Neyne in sich hinein und schob die Töpfe beiseite, in denen sie noch vor kurzem ihre Arzneien angerührt hatte. Danach wischte sie den schweren Holztisch gründlich sauber, ehe sie sich auf die Suche nach ihren Tarotkarten machte.
 

Wenn jemand das Interesse des immer hungrigen Prinzen auf Anhieb zu fesseln vermochte, verfügte dieser Jemand vielleicht über Kräfte, die ihr helfen konnten, ihr Ziel zu erreichen.
 

Als sie die Karten schließlich in einer der zahlreichen Truhen aufgestöbert hatte, die sie zum Aufbewahren ihrer Rezepte benutzte, setzte sie sich an ihren Tisch und versuchte zu entscheiden, welche Methode der Vorhersage ihr den größten Erfolg bringen würde.
 

Nachdenklich begann sie zu mischen, immer noch unentschlossen und voller Zweifel. Hatte es überhaupt Sinn, die Karten zu legen, solange sie die zukünftige Königin noch gar nicht kennengelernt hatte? Abgesehen von ihrem Namen wusste sie nicht das geringste über die junge Frau.
 

Neyne legte die Karten beiseite und stützte das Kinn auf ihre verschränkten Hände. Warum hatte sich der Prinz so plötzlich für eine Frau entschieden und das anscheinend aus freien Stücken? Jeder im Schloss wusste, dass der Thronfolger junge Männer in seinem Bett bevorzugte. Warum also war es gerade dieser Frau gelungen, sein Herz zu erobern? Oder war das ganze nichts weiter als eine Notlösung? Hatte Koji sich vielleicht so schnell entschieden, weil er einer weiteren Brautschau entgehen wollte?
 

Schmunzelnd nahm Neyne die Karten wieder auf, als ihr klar wurde, dass sie sich die Frage danach, wie sie die Karten legen sollte, gerade beantwortet hatte. Es gab eigentlich nur einen einzigen Weg. Sie würde sich auf die Fragen konzentrieren, die ihr wichtig waren und so einen ersten Eindruck von der zukünftigen Herrscherin an der Seite des Thronfolgers gewinnen.
 

„Dann wollen wir mal sehen, was für eine Frau sich unser Prinzlein ausgesucht hat.“
 

Konzentriert mischte die Kräuterfrau die Karten und teilte sie schließlich in zwei gleich große Stapel auf. Mit ruhiger Hand hob sie die obersten sieben Karten des ersten Stapels ab und legte sie auf dem Tisch aus.
 

„Hm.“ Ihre scharfen Augen nahmen jedes Detail der Karten in sich auf und machte sich daran, das Ergebnis auszuwerten.
 

„Er hat sie ausgewählt, weil er sich durch sie einen Wunsch erfüllen kann“, murmelte Neyne leicht ungläubig vor sich hin und betrachtete die vor ihr liegende Karte noch einmal genauer, doch es gab keinen Zweifel. Liebe war es nicht, soweit sie dies beurteilen konnte. Der Prinz versprach sich etwas von dieser Heirat, doch was dies sein mochte, lag leider im Dunkeln.
 

„Eine starke Persönlichkeit hat sie... Wenn es mir gelingt, sie auf meine Seite zu ziehen, wird sie mir eine wertvolle Verbündete sein.“ Die alte Frau drehte die letzte Karte um und hielt überrascht inne. Blinzelnd überdachte sie die Frage, die sie mit dieser Karte verknüpft hatte und ein unwillkürliches Lächeln erhellte ihre Gesichtszüge.
 

„Der arme Prinz...“ Neyne konnte sich eines winzigen Anflugs von Schadenfreude nicht erwehren, als sie die Antwort auf die Frage nach einem Erben gerade auf diese Weise beantwortet fand. Wenn die Karten sie nicht täuschten, dann würde die zukünftige Königin sich über kurz oder lang in die Arme eines anderen Mannes flüchten und wenn die Götter ihr gewogen waren, würde der Erbe nicht vom Blut des Thronräubers sein...
 

Lächelnd schob Neyne die Karten wieder zusammen. Die Zukunft schien er auf einmal sehr viel versprechend.
 

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Wer das Gerücht als erster in die Welt gesetzt hatte, ließ sich im Nachhinein nicht mehr feststellen, aber bis zur Mittagszeit hatte es sich bereits wie ein Lauffeuer im ganzen Schloss verbreitet.
 

Der Prinz würde heiraten. Freiwillig. Eine Frau, die er sich selbst ausgesucht hatte. In die er sich vielleicht sogar verliebt hatte.
 

Lady Eri Ijima, eine entfernte Verwandte des Königs, saß in ihren Gemächern und haderte mit ihrem Schicksal. Sie verstand die Welt nicht mehr. Wie hatte es so weit kommen können, dass der Prinz einer anderen Frau den Vorzug gegeben hatte? Was hatte dieses Mädchen nur, was sie nicht hatte?
 

Heftig zog sie den Kamm durch ihr langes goldblondes Haar und zuckte schmerzerfüllt zusammen, als die schmalen Zinken in einem Knoten hängenblieben.
 

Verärgert warf sie den Kamm beiseite und griff nach der Roßhaarbürste, die ein verflossener Liebhaber ihr einst geschenkt hatte.
 

Mit fest zusammengepressten Lippen starrte sie in den Spiegel.
 

Ihr Aussehen war einfach perfekt. Wie konnte ein Mann ihr jemals den Laufpass geben? Sie war die einzige, die es verdient hatte, Koji Nanjo zu heiraten! Ihre Hand umklammerte den Griff der Bürste, mit der sie vergeblich versucht hatte, ihre langen Haare zu bändigen und ein lautloses Grollen stieg in ihrer Kehle auf.
 

Wie konnte Koji es wagen, sich einer anderen zuzuwenden? Und das nach allem, was sie verbunden hatte? Monatelang war der Prinz fast jeden Abend in ihr Gemach gekommen und hatte in ihren Armen Erfüllung gefunden. Und all das sollte nun vorbei sein?
 

„Seid Ihr verärgert, Herrin?“
 

Eri fuhr herum. Ihre Kammerzofe hatte sich unbemerkt genähert und blickte sie aus großen, dunklen Augen einfältig an.
 

„Verschwinde!“, zischte sie dem jungen Mädchen entgegen und diese wandte sich rasch ab und floh. Eri wartete, bis die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, dann schleuderte sie die Bürste mit einem wütenden Aufschrei gegen die nächste Wand.
 

Schwer atmend starrte sie auf die Splitter, die vom Griff der Bürste übrig geblieben waren und allmählich beruhigten sich ihre aufgewühlten Nerven wieder.
 

Es brachte überhaupt nichts, sinnlos zu toben. Sie musste sich beruhigen und in Ruhe ihre nächsten Schritte planen.
 

Ein wenig ruhiger als zuvor nahm sie ihren Kamm auf und widmete sich wieder ihren Haaren. Während sie sich unter den beruhigenden Bewegungen allmählich entspannte, reifte in ihr ein Entschluss heran. Sie würde diese Hochzeit unter allen Umständen verhindern.
 

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Am Hofe des Königs hatte sich in der Zwischenzeit die Nachricht von der bevorstehenden Hochzeit des Prinzen wie ein Lauffeuer verbreitet.
 

Takasaka fragte sich immer noch, woher die anderen Bewohner des Schlosses dies erfahren haben mochten, doch ihm wollte einfach keine Lösung für dieses kleine Rätsel einfallen. Jeder Bote des Königs war bei Todesstrafe dazu angehalten, mit niemandem außer dem Empfänger der Nachricht zu sprechen und soweit der Kanzler dies beurteilen konnte, war niemand so verwegen, diese Anweisung zu ignorieren.
 

Seufzend wich der Kanzler einer Gruppe von Rittern aus, die sich lärmend von ihren Kameraden verabschiedeten und stieg nachdenklich die Treppe zu seinen Gemächern hinauf. Er verabscheute jede Änderung, die seinen gewohnten Tagesablauf unterbrach und die Aussicht auf eine Reise in die unwirtlichen nördlichen Provinzen brachte ihn an den Rand eines Nervenzusammenbruchs.
 

Was um alles in der Welt sollte er dort? Den Ehevertrag hätte man sicherlich auch am Hof abschließen können und ihm wäre auf diese Weise eine beschwerliche Reise erspart geblieben.
 

Doch der Wille des Königs war Gesetz und wenn es seinem Herrscher gefiel, ihn zu sich zu rufen, dann hatte er keine andere Wahl, als diesem Ruf Folge zu leisten. So unsinnig dieser Befehl auch sein mochte.
 

Takasaka beschleunigte seine Schritte und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als er die Tür zu seiner Kammer hinter sich ins Schloss zog.
 

Sein Zimmer war der einzige Ort auf der ganzen Burg, an dem er sich wohl fühlte und die wenigen Stunden, die er zurückgezogen und für sich allein in seiner Kammer verbringen konnte, waren ihm kostbarer als alle Reichtümer, die der König ihm jemals für seine Dienste anbieten konnte.
 

Der Berater nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und holte den Rohentwurf des Vertrages hervor, an dem er die vergangenen Wochen nahezu Tag und Nacht gearbeitet hatte. Er überflog die bisher eingetragenen Absprachen und fügte dann diejenigen hinzu, die der König in seiner Botschaft als Ergänzung ausdrücklich verlangt hatte.
 

Schließlich hielt er inne und las das vor ihm liegende Schriftstück noch einmal vollständig durch, ehe er sich zurücklehnte und müde die Augen schloss.
 

Er hätte diese Stelle niemals annehmen dürfen.
 

So schwer es ihm auch fiel, aber wenn Takasaka ehrlich zu sich war, dann hatte er mit seiner Arbeit für den neuen Herrscher seinen alten König verraten. Warum nur hatte er nicht die Kraft, eine Stellung, die ihm mehr als verhasst war, aufzugeben?
 

Weil er dies niemals überleben würde. So einfach war das. Und obwohl Takasaka sich kaum damit abfinden konnte, für einen Mann zu arbeiten, der sich die Krone gewaltsam angeeignet hatte, hing er doch zu sehr am Leben, um es einfach so wegzuwerfen.
 

Mit einem humorlosen Lächeln rollte er das Pergament zusammen und schlang ein dünnes goldfarbenes Bändchen darum. Er war ein Feigling. Zu feige, um für das, woran er glaubte, zu kämpfen. Zu feige, um seine Stimme gegen einen Mann zu erheben, der nicht den geringsten Anspruch auf den Thron hatte. Eigentlich war er zu feige für alles...
 

Mühsam rief er sich zur Ordnung, als er wieder einmal in einem Meer aus Selbstvorwürfen zu versinken drohte. Dieser unnütze Gejammer half ihm nicht im geringsten weiter. Statt sich selbst zu bemitleiden sollte er zusehen, dass er seine Arbeit erledigte.
 

Und zwar so schnell und gründlich wie möglich.
 

Genau genommen hatte er keinen Grund mehr, seine Abreise hinauszuzögern. Takasaka verließ seinen Schreibtisch. Alles war vorbereitet und ihm blieb nichts anders übrig, als seine Sachen zu packen und sich auf den Weg zu seinem Herrn zu machen.
 

Unglücklich fuhr er sich durch seine ohnehin unordentlich ins Gesicht fallenden Haare und beschloss, dass es keinen Sinn hatte, sich weiterhin gegen etwas zu sträuben, dem er doch nicht ausweichen konnte. Er hatte genug Zeit verschwendet. Länger konnte er seinen Herrn auf gar keinen Fall warten lassen.
 

Auch wenn der König seine Dienste zu schätzen wusste, Takasaka machte sich keinerlei Illusionen über seine Entbehrlichkeit. Ein falscher Schritt, eine Fehlentscheidung und sein Leben würde schneller verwirkt sein, als er diesen Gedanken beenden konnte.
 

Der Kanzler lächelte freudlos und steckte den Vertrag in die Innentasche seines Gewandes, dann machte er sich auf den Weg ins Wachlokal. Sobald er seine Eskorte hatte, würde er sofort aufbrechen.
 

Nach ein paar Schritten jedoch blieb er abrupt stehen, als ihm klar wurde, dass er das wichtigste beinahe vergessen hätte. Hastig kehrte er um und rannte im Laufschritt zurück in seine Kammer.
 

Als er wenige Sekunden später wieder auftauchte hielt er das kleine Ledersäckchen mit dem Beruhigungsmittel fest an seine Brust gepresst.
 

tbc



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Legoory
2007-07-24T18:17:33+00:00 24.07.2007 20:17
*freu* es ging weiter ^^
aber.. Verwirrung xD
Die Kräuterfrau *g* ich hätte ihr Gesicht gern gesehen, als sie ihre letzte Karte aufgedeckt hat. Ansonsten... nicht viel passiert, aber man braucht auch Hintergrund-Infos für eine Story ^^
Bin auf das nächste kap gespannt
bye bye
*winke*
Lego


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