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Cruel Wishes

von

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Disclaimer: Alle aus Bronze/Zetsuai bekannten Charaktere gehören voll und ganz Minami Ozaki.
 

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Cruel Wishes 09
 

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„Warum die Verzögerung? Es ist doch alles geklärt.“
 

Koji nahm den letzten Schluck Wein aus seinem Glas und schenkte sich gleich noch einmal nach. Sekundenlang betrachtete er versonnen die dunkelrote Flüssigkeit, dann setzte er das Glas an die Lippen und leerte es in einem Zug.
 

Der König sah von den Unterlagen auf mit denen er sich bereits den ganzen Morgen beschäftigt hatte und verfolgte den Vorgang mit missbilligenden Blicken. „Wozu die Eile? Hast du Angst, dass sie dir davonläuft?“
 

„Das wird sie nicht.“ Koji grinste siegesgewiss in sich hinein. „Ich möchte nur nicht unnötig auf meine Hochzeitsnacht warten müssen. Das ist alles.“
 

Erneut griff er nach der Weinkaraffe.
 

„Trink nicht so viel. Davon wird man zeugungsunfähig“, behauptete sein Vater gereizt und widmete sich wieder den vor ihm liegenden Truppenaufstellungen.
 

„Das wäre dann wohl eher Euer Problem als meins“, gab Koji unbeeindruckt zurück, stellte die Karaffe aber dennoch ungenutzt zur Seite. „Ich bin es leid zu warten, Vater. Aliena ist wunderschön und ich kann es kaum erwarten, sie in meinem Bett zu haben. Außerdem dachte ich, Euch sei an einer schnellen Vermählung gelegen.“
 

„Spar dir diese Unverschämtheiten!“, fuhr der König ihn ungehalten an und schlug mit der Hand auf den Tisch. „Dir mag es ja nichts bedeuten, aber als zukünftiger König hast du eine Verpflichtung deinen Untertanen gegenüber und du wirst diese Verpflichtung unter allen Umständen erfüllen. Dazu gehört auch, sich in jeglicher Hinsicht standesgemäß zu verhalten und das schließt eine angemessene Verlobungszeit mit ein. Haben wir uns verstanden?“
 

„Ja, doch. Keine Sorge. Ich werde mich genau an die Spielregeln halten.“ Leicht unwillig stellte Koji sein Glas beiseite. „Ich möchte nur nicht wochenlang vergeblich auf Takasaka's Erscheinen warten müssen.“
 

„Das wirst du nicht.“ Der König gestattete sich ein selbstgefälliges Grinsen. „Da ich weiß, wie ungeduldig du werden kannst, wenn etwas mal nicht nach deinem Willen geht, habe ich bereits am Tag nach unserer Ankunft einen Boten zum Schloss geschickt und Takasaka befohlen, sich umgehend auf den Weg hierher zu machen. Er müsste also spätestens morgen hier eintreffen. Vielleicht sogar schon heute, wenn alles gut gegangen ist und es keine Probleme gab.“
 

„Oh. Na, dann...“ Koji gab sich alle Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, dass es seinem Vater gelungen war, ihn durch seine vorausschauende Art zu beeindrucken. Er räusperte sich rasch und kam auf sein eigentliches Anliegen zurück. „Ich möchte nicht undankbar erscheinen, aber warum muss es Takasaka sein, der sich um den Vertrag kümmert? Dieser Mann ist völlig unfähig, Vater. Ich verstehe nicht, was Ihr an ihm findet.“
 

„Takasaka war schon der Berater des alten Königs und ich lege sehr viel wert auf seine Meinung. Sein Wissen um die unterschiedlichen gesellschaftlichen Strömungen und politischen Gruppierungen macht ihn unbezahlbar.“
 

„Mag sein. Aber woher wisst Ihr, dass Ihr ihm trauen könnt?“
 

Der König runzelte die Stirn. „Er würde es niemals wagen, mich zu hintergehen.“
 

„Wahrscheinlich nicht.“ Koji seufzte lautlos und wandte sich dem Fenster zu. „Wie lange werden wir noch hier bleiben?“
 

„Sobald der Ehevertrag aufgesetzt ist, reisen wir ab. Bis dahin solltest du die verbleibende Zeit sinnvoll nutzen. Hör auf, deiner Verlobten hinterher zu laufen und kümmere dich um wichtigere Dinge. Sieh dir lieber die Befestigungsanlagen und das Umland an. Wenn die Gegend sich dafür eignet, dann schlagen wir hier einen weiteren militärischen Stützpunkt auf.“
 

„Klingt vernünftig.“ Koji trat hinter seinen Vater und blickte über dessen Schulter. Als er sah, womit sein Vater sich beschäftigte, zog er erstaunt die Augenbrauen hoch. „Ihr denkt daran, das Reich zu erweitern?“
 

„Natürlich“, antwortete der König, offensichtlich verblüffte ihn die Reaktion seines Sohnes. „Schließlich sollen meine Enkel später einmal das größte Reich dieser Welt beherrschen.“
 

Glücklicherweise war der König so mit seinen neuesten Plänen beschäftigt, dass er gar nicht merkte, wie blass sein Sohn bei der Erwähnung des potentiellen Nachwuchs geworden war.
 


 

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„Aliena?“
 

Die Stimme des Statthalters drang gedämpft durch das dicke Holz der Tür und Katsumi, der sich den Tag über mit der Ausrede, unpässlich zu sein, in seinem Zimmer verkrochen hatte, reagierte gar nicht erst. Neben dem Prinzen war sein Vater der Letzte, den er im Augenblick sehen wollte.
 

Immer noch hallten die kaltherzigen Worte des Prinzen in seinen Gedanken wider und ließen ihn voller Entsetzen an das Schicksal seiner Schwester denken. Warum nur war er nicht derjenige, der sich mit dem Schlaffieber infiziert hatte? Dann wäre Madoka jetzt die Verlobte des Prinzen und alles so, wie es hätte sein sollen.
 

„Mach die Tür auf! Wir müssen miteinander reden!“
 

Für einen kurzen Augenblick zog Katsumi ernsthaft in Erwägung, seinen Vater einfach zu ignorieren. Leider würde dies seine Probleme nicht lösen. Im Gegenteil. Je länger er einer Konfrontation aus dem Weg ging, desto schlimmer würde diese letztlich werden. Sein Vater konnte sehr nachtragend sein und so ungern Katsumi dies auch zugab, er brauchte die Hilfe seines Vaters. Jetzt mehr denn je.
 

„Mach sofort die verdammte Tür auf!“
 

Mittlerweile klang die Stimme des Statthalters nahezu heiser vor Wut und Katsumi, der wusste, dass sein Widerstand nur von kurzer Dauer sein konnte, gab mit einem resignierten Seufzen nach und fand sich unvermittelt Auge in Auge mit einem ihm völlig fremden jungen Mann wieder.
 

Fragend blickte Katsumi von einem zum anderen, doch ehe sein Vater etwas sagen konnte, hatte der dunkel gekleidete Fremde bereits seine Hand ergriffen, um sie mit einem strahlenden Lächeln an seine Lippen zu führen.
 

„Liebste Cousine! Wie schön Euch endlich wieder zu sehen!“
 


 

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Obwohl es Takasaka davor graute, die Verantwortung für die Verlobte des Prinzen übernehmen zu müssen, sah er dem Ende seiner Reise doch mit unverhohlener Erleichterung entgegen.
 

Er war einfach nicht dafür geschaffen, tagelang kreuz und quer durch das Land zu reisen, auch wenn seine Stellung als Kanzler ihm auf seinen Reisen allen nur erdenklichen Komfort sicherte.
 

Schon immer hatte Takasaka Schwierigkeiten damit gehabt, sich Veränderung anzupassen. Er zog es vor, in gewohnter Umgebung zu bleiben, da sich so die Wahrscheinlichkeit verringerte, von unvorhergesehenen Ereignissen überrascht zu werden.
 

Seiner Erfahrung nach waren Überraschungen fast immer gleichbedeutend mit Ärger.
 

Ein Schatten verdunkelte sekundenlang das Innere der Kutsche und gleich darauf wandelte sich das bisherige dumpfe Klopfen der Hufe in ein helles Klappern, als die Pferde in den gepflasterten Innenhof der alten Burg einbogen.
 

Langsam folgte die Kutsche dem Fahrweg, der von einem großen Rondell bestimmt wurde, welches die gesamte Mitte des Hofes einnahm, ehe sie mit einem leisen Knarren vor der schweren Eingangstür anhielt.
 

Takasaka stieg vorsichtig aus und sah sich dann neugierig um.
 

Die kleine Burg lag verlassen im hellen Sonnenschein und obwohl alles wesentlich freundlicher wirkte, als er es sich in seinen Gedanken ausgemalt hatte, verunsicherte ihn das Fehlen jeglichen menschlichen Lebens. Es schien fast, als wäre er völlig allein auf der Welt.
 

Hastig unterdrückte er einen plötzlichen Anflug von Panik und eilte zum Eingang. Einer der Soldaten erwartete ihn bereits und kündigte mit drei hallenden Schlägen des schweren Türklopfers ihre Ankunft an.
 


 

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„Was um…?“ Fassungslos entriss Katsumi dem Jungen seine Hand und trat rasch einen Schritt zurück. Als er genauer hinsah, viel ihm auf, das der Junge trotz seines ein wenig groben Äußern tatsächlich eine vage Ähnlichkeit mit dem Statthalter aufwies. Sein Blick huschte zu seinem Vater und dessen schuldbewusster Gesichtsausdruck sagte ihm alles, was er wissen musste. „War das die Idee des Prinzen?“
 

„Das ist die Lösung all unserer Probleme, Aliena!“, beteuerte der Statthalter und legte dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter. „Der König wollte meinen Sohn kennenlernen und diesen Gefallen werde ich ihm nun endlich erweisen können. Und jetzt komm, unsere Gäste warten.“
 

„Ich gehe nirgendwo hin, ehe Ihr mir nicht erklärt habt, wer das ist und was das Ganze soll!“, stellte Katsumi mit gespieltem Gleichmut fest und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.
 

Der Statthalter sah sich unbehaglich nach allen Seiten um, ehe er sich vorbeugte und seinem Sohn rasch die gewünschte Erklärung gab.
 

„Der Prinz befahl mir, jemanden zu finden, der deinen Platz als mein Sohn einnimmt und ich glaubte schon, alles sei verloren, bis ich Jorgen entdeckte. Er ist der Sohn einer meiner Pächter. Ich habe ihn gar nicht weit von hier gefunden. Er sieht mir sogar ein wenig ähnlich. Endlich können wir auch das letzte bisschen Misstrauen des Königs zerstreuen. Verstehst du nicht, was für ein unerhörter Glücksfall das ist?!“
 

Für einen langen Augenblick konnte Katsumi nichts weiter tun, als seinen Vater einfach nur anzustarren, sicher, dass dieser nun endgültig den Verstand verloren hatte.
 

„Ich verstehe vor allen Dingen, das Ihr wieder einmal nicht nachgedacht habt!“, fuhr er seinen Vater schließlich ungehalten an und sah mit Befriedigung wie der Statthalter erschrocken zusammenzuckte. „Glaubt Ihr denn allen Ernstes ein Bauernjunge kann so ganz ohne Vorbereitung die Rolle eines Edelmannes übernehmen? Macht Euch bitte nicht lächerlich, Vater! Selbst Euch muss doch klar sein, dass das Ganze in einem Desaster enden wird!“
 

Das er mit seinem Ausbruch einen Nerv getroffen hatte, konnte er an der puren Verzweiflung erkennen, die sich urplötzlich auf dem Gesicht des Statthalters widerspiegelte.
 

„Aber... aber was soll ich denn machen? Der König will meinen Sohn kennenlernen und du kannst nun einmal nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein!“
 

„Du bleibst hier. Rühr dich nicht von der Stelle.“ Katsumi schubste den überraschten Jungen in sein Zimmer und schlug rasch die Tür hinter ihm zu. Aufatmend lehnte er sich dagegen.
 

„Aliena...“
 

„Ich heiße Katsumi, verdammt nochmal! Seit dieser Irrsinn angefangen hat, hast du völlig vergessen, dass du auch noch eine Tochter hast! Madoka ist totkrank! Der Prinz will sie töten, aber das kümmert dich überhaupt nicht“, entfuhr des dem blonden Jungen unvermittelt und auf einmal brach die Realität, von der er sich kurzfristig hatte ablenken lassen, erneut mit aller Macht über ihn herein. „Ich kann dieses Possenspiel nicht weiterführen, wenn das Leben meiner Schwester auf dem Spiel steht!“
 

„W...was?!“, stammelte der Statthalter hervor und starrte seinen Sohn verständnislos an. „Wovon redest du denn jetzt schon wieder, du unglückseliger Bengel?“
 

„Ich spreche davon, dass der Prinz plant, Noguchi mit an den Hof zu nehmen. Stell dir vor, er wird Madoka einfach allein und ohne jegliche ärztliche Versorgung hier zurücklassen. Wie kann er...“
 

Katsumi unterbrach sich hastig, als seine Gefühle ihn zu überwältigen drohten. Rasch wischte er die Tränen ab, die ihm in den Augen brannten und versuchte noch einmal, seinen Vater verständlich zu machen, wie er sich fühlte.
 

„Wie kann ich einen Mann heiraten, der meine Schwester ohne die geringsten Gewissensbisse zum Tode verurteilt? Ich werde heute noch mit dem König sprechen und diese ganze Farce beenden. Mir ist gleich, ob ich dafür hingerichtet werde. Ich halte das einfach nicht länger aus!“
 

„Red keinen Unsinn!“ Der Statthalter umfasste Katsumis Schultern mit festem Griff und schüttelte den Jungen unbeherrscht durch. „Bist du denn von Sinnen? Unser aller Leben steht auf dem Spiel! Nicht nur deins, sondern auch meins und das unserer Bediensteten. Madoka ist ohnehin so gut wie tot, also stell dich nicht so an!“
 

Für einige lange, qualvolle Sekunden schien es, als habe Katsumi die Worte des Statthalters gar nicht gehört, doch dann machte er sich mit steinerner Miene von seinem Vater los.
 

„Katsumi... bitte. Ich habe es nicht so gemeint!“, flehte der Statthalter den verstörten Jungen um Vergebung an, doch dieser fegte die Hand, die der Ältere ihm entgegenstreckte mit einem heftigen Schlag beiseite, bevor er seine Röcke zusammenraffte und erst langsam, dann immer schneller, dem rettenden Ausgang zueilte.
 


 

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„Es scheint niemand da zu sein“, meinte der Soldat mit einem gleichgültigen Achselzucken und machte kehrt, um sich wieder zu seinen Kumpanen zu gesellen, die mittlerweile ein paar Pferdeknechte aufgetrieben hatten und diese nun bei der Unterbringung der Pferde im Auge behielten.
 

Takasaka verkniff sich den Hinweis darauf, dass eine Burg von dieser Größe wohl kaum vollkommen verweist war. Allein die Bediensteten, die nötig waren, um nur den nötigsten Betrieb aufrecht zu erhalten, gingen sicherlich in die Dutzende.
 

Es musste einen anderen Grund geben, warum noch niemand erschienen war, um sie einzulassen.
 

Von den Soldaten war anscheinend keine Hilfe zu erwarten und Takasaka griff einmal mehr nach dem Türklopfer.
 

Im gleichen Augenblick wurde von innen die Tür aufgerissen und Takasaka, der nicht damit gerechnet hatte, verlor prompt das Gleichgewicht und fiel kopfüber in die Arme desjenigen, der ihn eingelassen hatte.
 

Brüllendes Gelächter klang von den Soldaten herüber, die seinen Sturz voller Schadenfreude beobachteten.
 

Mit hochrotem Kopf kämpfte der Kanzler sich in eine sitzende Position hoch und bemerkte erst jetzt, dass er rittlings auf einer bildschönen jungen Dame saß, die benommen zu ihm aufschaute.
 

Ihre Augen trafen sich und in diesem Augenblick war es um Takasaka geschehen. Danach hatte er sein ganzes Leben gesucht. Sollte er endlich...?
 

„Willkommen auf Burg Shibuya. Wir haben Euch schon erwartet.“
 

Immer noch in seine Träumereien versunken blickte Takasaka auf und zuckte gleich darauf vor dem mörderischen Blick zurück, mit dem der Sohn seines Herrschers ihn bedachte.
 

„Und jetzt seid so gut und steht auf. Auf meiner Verlobten habt Ihr nun wirklich nichts verloren.“



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