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Der Kreis schließt sich

von

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Chevalier D`Estauville

Die nächsten Tage regnete es und das Wetter passte ausgezeichnet zu Aramis Stimmung. Gott hatte es beschlossen Bindfäden regnen zu lassen. Es regnete mit Südwestwind am Donnerstag, es regnete mit Ostwind am Freitag, es tröpfelte leicht durch den Freitag, Sonnabend und des Herren heiliger Tag, um dann im Sturmgewitter bis Dienstag zu Donnern und zu Blitzen.

Am Mittwoch kroch die Sonne müde und müßig hervor und gedachte noch ein letztes Mal zu scheinen, bevor sie sich langsam in den Herbst zurückzog. Das nächste Ereignis nahte, was die vier Freunde weiter von Athos entfernte.
 

Chevalier D´Estauville war ein Geck, wie er im Buche stand. Ein Mann der Extreme. Er litt an übertriebener Selbstüberschätzung, er neidete aus übertriebener Missgunst, er provozierte aus übertriebenem Hochmut und schoss mit seiner Kleidung gern über das Ziel guten Geschmacks hinaus. Er sah sich als Sahnehaube des gesellschaftlichen Kuchenbüfetts und er ertrug schwer Menschen in seiner Umgebung, die mit Makel behaftet waren. Egal ob der Fehler in seiner gesellschaftlichen Herkunft, Auftreten oder Aussehen war. Er war wohl das, was man eine rechte Tratschtante nannte.

Als Vetter von Diana geborene de Sillégue, als auch von Oliver de la Fere, war er außerordentlich scharf auf seine Cousine und äußerst neidisch auf seinen Cousin.

Wie sich herausstellte, hatte der Erbe der de la Feres, einige Jahre als Musketier im Dienste des Königs verbracht. Nun kehrte er zurück, mit der besten Partie der Provence am Arm. »Dieser Teil des Erbes würde ihm nun nicht mehr zufallen«, dachte er verdrießlich und grub sich tiefer in den hohen Lehnsessel, »Außer, ihm passierte etwas.« Er war zu phantasielos für so etwas.

Der Chevalier starrte in die prasselnde Glut im großen Kamin. Sein Kleingeist erfreute sich zuweilen an den kleinen Gemeinheiten im Leben. Er streckte unvermittelt die langen Beine aus, dass sein Kammerdiener kurzerhand drüber flog, samt Tablett und Kristallkelch zu Boden ging und über den glattpolierten Marmorboden glitt. Der Chevalier hob zufrieden eine Augenbraue. Er befahl seinen Diener zu sich, um ihm anständig in den Hintern zu treten. Baptist war das von seinem cholerischen Dienstherren gewöhnt. Er nahm es schon mit Gleichmut hin.
 

Als sich im Sommer 1612 der Skandal um das plötzliche Verschwinden des junge Oliver de la Feres ereignete, hatte Chevalier D`Estauville gerade die gehässigen Klauen der Pubertät überstanden und betrachtete die Welt mit der Arroganz junger Männer, dem das Leben den Goldlöffel gereicht hatte. Als die Pickel abschwollen, die Stimme sich gesenkt hatten, war es an der Zeit sich einen schmucken Kinnbart zuzulegen und der Welt zu zeigen, wer man war. Zu dieser Zeit zerriss sich die überschaubaren Welt des dritten Standes, mit seiner Dekadenz, Klatschsucht und Gefallsucht das Maul, über die unglückliche Liebesgeschichte von Diana de Sillégue und dem Erben der de la Feres. Mit seinen 16 Jahren war der Jüngling noch nicht reif genug für seine älteste Tochter, fand der in Finanzschwierigkeiten geratene Grafen de Sillégue und meinte die Jüngere tät es später auch. Kurz drauf verheiratete er seine Älteste an den reichen Graf de Claivice und brach dem Jüngling das Herz. Als der junge Graf kurz drauf spurlos verschwand, rechnete D`Estauville nach und befand die neue Konstellation in der Erbkette, zu seinen Gunsten verschoben.
 

Endsommer 1627. Sein Cousin war nach 15 Jahre unvermittelt aus der Versenkung erschienen. Die Dankbarkeit eines gut beschützten Königs im Ärmel und eine steinreiche steile Witwe am anderen Arm. Man sah dem Mann auch seine Geburt noch im Waffenrock an. Gott, war D`Estauville scharf auf seine schöne Cousine. Ihm juckte es in der Hose. Doch der Neid hatte sich seiner besten Waffe bemächtigt. Zu seiner Schande endete die Liaison mit seiner Mätresse im Bett gestern kläglich. Die ganze Sache hatte sich auf seine Standfestigkeit gelegt. Man erwachte in seidenen Laken und fraß mehr als man scheißen konnte und doch konnte einem das Leben in die Suppe spucken. Der zurückgekehrte Graf de Fere rief und die Verwandtschaft kam, auch wenn es nur die bescheidene Bleibe eines Musketiers des Königs war, noch dazu in einer Gegend, in welche der Adel normalerweise nicht ein Fuß setzte, es sei denn, er beliebte zwielichtige Alchimisten aufzusuchen, die ihm mit etwas Gift bei der Erbfolgereglung helfen sollten.

Ihr Paris begrenzte sich von der Rue de Saint Honoré bis zum Abbey of St. Germain des Pres. Man fuhr höchstens noch zum Jardin du Roi oder nach Luxembourg, zur Jagd, während sich Le Pelletier sechs Familienmitglieder und das Hausschwein ein Zimmer teilten und im St. Lazare erneut eine Seuche ausbrach.

Chevalier D`Estauville verfluchte die Einladung die ihn zu dieser merkwürdigen Zusammenkunft gerufen hatte. Da stand er nun und versuchte sich nicht anzulehnen. Die Tür ging auf und spuckte aus den übel logierten Pariser Seitengassen drei weitere Gäste aus. Unvermittelt sah der Chevalier seine Hand von einer kräftigen Pranke ordentlich durchgeschüttelt, dass er westwärts kippte. Der Mann war von großer wie breiter Körperfülle mit gutmütigem Gesicht. Was ihn zu der übereilten Einschätzung kommen ließ, es handle sich hierbei um einen Schwachkopf.

„Mein Name ist Porthos und Ihr seid?“ Oh, dieser breite Dialekt. Dem Chevalier stellten sich die Nackenhaare auf.

„Wer oder was ist ein Porthos?“

„Ich gehöre zu den Portaus?“

„Wer sind die Portaus?“

„Sekretäre.“ Porthos zog sich schmollend zurück.

Unvermittelt sah sich der Chevalier der nächsten Kuriosität gegenüber. Ein Halbwüchsiger, noch ein Knabe. Ein Gesicht mit einem Ausdruck unverbrauchter Fröhlichkeit. So etwas trugen Bauern.

„Euer Name?“, brachte er gelangweilt hervor.

„D`Artagnan.“ Der Chevalier hob interessierte eine Braue. „Die D`Artagnans aus der Saverne.“ Der Knabe überlegte und schüttelte den Kopf. „Nein, aus der Gascogne. Mein Vater war Musketiere.“ D`Estauvilles Gesichtsausdruck sagte deutlich, was er von Musketieren hielt.

Er wendete sich dem dritten Begleiter zu und stutzte, als er in das feingeschnittene Gesicht sah. Seine Gefühle teilten ihm mit, dass er in die Gesichtszüge einer Frau sah, doch Träger dieser Züge war ein Mann. Sein Gegenüber lächelte fein.

„Fragt mich nicht nach meinem Namen“, sagte eine Stimme mit hohem Hinterton und einem ironischen Zwinkern im Auge. „Die Antwort würde Euch wenig befriedigen.“

Sein Schwager schwankte vorüber. Unschöne Weinflecken hatten sich auf dem spitzengesäumten Wamskragen verbreitet.

„Wein“, brüllte er über seine Schulter und schwankte noch mehr. „Trinkt alle auf die Gesundheit meines alten Freundes Oliver de la Fere. Er möchte, dass heute keiner mehr nüchtern bleibt.“ Er musterte den Chevalier fröhlich und rülpste ausgiebig. „Mein Lieber, wenn ich volltrunken bin, sag meinem Diener, er soll mich zum Palais de Estauville tragen.“ Der Chevalier ließ seine Schwager angewidert zurück. Dieses Tier bestieg seine Schwester, die passionierte Nonne. Er blähte die Nasenflügel und sah den femininen Mann hinterher.

D´Estauville erkundigte sich. Der Mann hieß Aramis und war ebenfalls ein Musketier des Königs. Mehr erfuhr er nicht. Der Mann war ein Mann der Geheimnisse.

Amand der alte Diener der de la Feres zog sein gichtes Bein nach und schenkte Cognac nach, glücklich seinen alten Herrn wieder dienen zu dürfen. Madam Ameri, der alten Hausverwalterin bedurfte es jetzt nicht mehr, sehr zu deren Unmut.
 

Der Abend schritt voran. Der Chevalier beobachtete.

Er sah, wie sich sein Cousin mit den anderen Musketieren unterhielt. Athos saß in einem hohen Lehnsessel vor dem Kamin, ein Weinglas in den langen Fingern. Die Jahre als Musketier hatten ihm gut getan. Er strahlte eine stille, kraftvolle Würde aus. Neben ihm beugte sich der blonde Musketier herab. Der Widerschein des Kaminfeuers glitzerte in beiden Augen. Der Chevalier bemerkte diese Vertrautheit zwischen ihnen. Es brauchte nicht viel Fantasie, sich etwas zwischen den beiden vorzustellen. Er stellte sich vor, wie sein Vetter den schmalen Körper des anderen Mannes liebkoste und Ekel stieg in ihm auf.

„So vertraut?“ D´Estauville lächelte boshaft. „Ich nehme an, dies ist ein Kollege von dir, mein guter Oliver.“ Athos nickte abwartend. „Sein Aussehen befremdet mich, mein Freund?“

„Wieso?“, fragte Aramis.

„Nun, ich nahm an, ein Musketier müsste aus härterem Holz sein, um den König zu schützen?“

„Nun, ich schütze den König ganz gut“, erklärte Aramis ruhig.

„Ach ja?“

„Nun, er lebt ja noch.“ Ein paar der Umstehenden lachten leise. „Was gefällt Euch an meiner Bauart nicht?“

„Nun, der Bestand ist zu weich, zu fein.“

Athos lachte leise. „Du solltest ihn bei einer Rauferei mit den Männern des Kardinals sehen. Aramis genießt einen gewissen Ruf und den nicht zu unrecht. Paris schleift sich seine Männer schon zu Recht.“

„Das wirst du besser wissen, mein Vetter“, D`Estauville verbeugte sich leicht. „Du suhlst dich in seinen dreckigen Gassen.“

„Der scheißt auch nur auf Abort“, murrte Porthos und schob seine stattliche Gestalt näher. „Ja, aber ein Lakai wischt seinen Hintern“, murmelte Aramis.

Der Abend schritt voran und immer wieder bleckte der Chevalier beim Anblick von Aramis die Zähne und deutete spöttisch auf ihn. Er sagte etwas, zu seinem Nebenmann, der lachte.

„Was hast du, Vetter?“ fragte Athos der es sah.

„Nun, ich erklärte gerade den Unterschied zwischen einem mageren Knabenhintern und den schwellenden Formen einer Frau.“

„Nun, wenn du ihn kennst.“

D`Estauville lachte ohne eine Spur Humor in seinem Lachen.

„Ich hatte gehofft, du sagst es mir.“ Er deutete auf Aramis: „Ich gebe ja zu, er sieht hübsch aus …“ Mehr sagte er nicht, aber jeder verstand. Stille senkte sich über den Raum. Porthos brüllte, sprang vor, packte den verwirrten Chevalier und schüttelte ihn kräftig.

„Lass ihn los Porthos.“ Bestimmt ging Aramis dazwischen und schob seine Hand runter.

„Ihr habt mich angefasst“, keifte der fallengelassene Chevalier und spuckte. Er sah zu Porthos. Es hatte keinen Sinn, sie zu ärgern, wenn sie so groß waren.

„Ihr habt mich beleidigt und muss Euch darum zum Duell fordern“, erklärte sie vollkommen ruhig und sah auf ihn herab.

„Aramis, nein!“, rief Athos und zog sie an der Schulter zurück, damit sie ihn ansah, aber ihr Blick blieb auf dem Gesicht von Chevalier D`Estaouville fixiert, den ein Lakai aufhalf. Porthos stand immer noch wie ein wütender Stier schnaubend hinter ihr.

„Wählt Euren Sekundanten und die Waffe.“

„Aramis.“ Athos drehte sie schmerzhaft zu sich um. „Lass das!“, befahl er scharf mit wütendem Blick.

„Nimm ihn nicht ernst. Letztendlich hat er mich beleidigt.“ Sie sah ihn wie eine Nebensächlichkeit an und meinte verächtlich. „Wenn du keine Vergeltung für deine Ehre forderst, ist das deine Sache. Ich tue es. Du weißt, dass ich mir das als Musketier nicht gefallen lassen kann.“

„Er ist mein Vetter. Das darfst du nicht“, stieß Athos hart hervor.

„Darf ich das nicht?“, fragte sie nüchtern zurück. „Muss ich mich also beleidigen lassen?“

„Ich verbiete dir das zu tun.“

D`Estauville hatte sich wieder gefangen und klopfte seinen Wams sauber. Er maß Porthos Körperfülle, dann Aramis schmalen Körperbau und war sich seiner körperlichen Überlegenheit gegen sie vollkommen sicher. „Ich für mein Teil, bin bereit die Sache zu vergessen.“ Er grinste süffisant und erklärte mit übertrieben weicher Handbewegung und aufgesetztem Gesichtsausdruck. „Nehmt es als Geplänkel, mein Freund.“

„Ich bin nicht Euer Freund und ich nehme Eure Worte ernst. Es bleibt bei der Herausforderung. Ihr habt mich beleidigt. Ich fordere Satisfaktion!“ sagte Aramis fest und schüttelte Athos Hand von ihrer Schulter ab. Bei ihren letzten Worten hob der Chevalier beredend die Augenbraue und strich sich über seinen gestutzten Kinnbart und figurierte sie langsam und offensichtlich von Kopf bis Fuß. Der hart hervortretende Kehlkopf hüfte herausfordernd. Seine Begleitschaft grinste.

„Ich wähle den Degen.“

„Nein“, schrie Athos auf und stellte sich zwischen die beiden Kontrahenten. „Tu das nicht, Aramis“, beschwor er.

„Du hast Angst um ihn“, stellte Aramis sachlich fest, ohne überheblich zu klingen. Porthos nickte heftig. „Er tut recht, ihm zum Duell zu fordern. Er hat ihn beleidigt“, sagte er rau und laut. „Hätte Aramis ihn nicht herausgefordert, hätte ich es getan“, begehrte er auf.

„Oder ich“, rief D`Artagnan und sprang hinzu. Die drei bildeten eine Mauer gegen Athos uns seinen Freund. D`Estauville feixte dünkelhaft. „Das Hündchen und sein Wurf blecken die Zähne.“ Scharf wies ihn Athos zurecht und dennoch richtete sich seine Forderung nach Kapitulation an Aramis.

„Hast du vergessen, wer deine Freunde sind?“ brüllte Porthos und ballte die Faust. D`Artagnan nickte traurig, Aramis wartete ab. „Er ist ein d'Autevielle la Fere.“ wies der Chevalier die Freunde zurecht und brüstete sich mit seinem Blut.

„Ja, er ist Graf de la Fere, aber er ist auch Athos der Musketier gewesen. Doch dies scheint er vergessen zu haben, seit er seinen alten Namen wieder trägt.“ Sie bebte vor Wut und knirschte mit den Zähnen. Auch hinter ihrem wirklichen Namen lag ein langer, dunkelblauer Stammbaum.

„Ich sehe Euch mit Sekundant Übermorgen zur Mittagsstunde im Jardin du Roi. Bringt einen Degen mit, der taugt!“ warf sie herausfordernd ein. Ohne ein weiteres Wort, drehte sie sich auf dem Absatz herum und stampfte in die kalte Nachtluft hinaus. Porthos und D`Artagnan folgten ihr schweigend und bekümmert.
 

Die drei Freunde saßen schweigend in ihrer Schenke.

„Irgendwie hatte ich gehofft, Athos würde kommen“, murmelte der Jüngste unter ihnen und starrte betrübt in sein Bier.

Aramis und Porthos schwiegen. Das tiefe Dekollete der Schrankmagd erntete heute nur mäßiges Interesse vom stattlichsten der Musketier.

„Nein, tut er nicht“, erwiderte Aramis einsilbig und verschloss den Kummer in ihrem Blick. Um sie herum schwoll der Lautstärkepegel der abendlichen Schenkbesucher an. Tonklirren vermischte sich mit dem Scharren der Stühle, harten Schritten, vielen Worten, Lachen und lautem Rufen nach mehr Bier.

„Warum will Athos nicht, dass du dich duellierst?“ Aramis zuckte die Achseln. „Weil er sein Cousin ist. Blut ist dicker als Wasser.“

Porthos Faust fuhr hart auf den Tisch „Und unsere Freundschaft, was ist die ihm wert? Alles war gut, bis diese Frau kam.“

„Vor kurzem wolltest du noch den Boden küssen, auf dem sie gewandelt ist“, wandte Aramis spöttisch ein.

„Keine Frau ist gut, wenn sie sich zwischen einen Mann und seine Kameraden stellt.“ Seine große Hand fuhr über ihre Runde. „Das hier ist eine Männersache. Wir sind Kameraden. Wir kämpfen zusammen, wir trinken zusammen.“ Er wurde prosaisch und senkte eindringlich die Stimme, wobei seine Augen sie beschwörend unter den buschigen Brauen anstierte.

„Das hier ist etwas Größeres und es schließt keine Frauen ein.“ Er merkte nicht, wie Aramis zusammenzuckte und ein kalkweißern D`Artagnan zurückstierte. „Aber wenn sich Aramis nicht mit ihm duelliert …“

Porthos Faust donnerte erneut nieder und die Bierkrüge hüpften. „Natürlich muss sich Aramis mit ihm duellieren. Das sind die Regeln.“ Aramis pflichtete ihm wild nickend bei.

„Porthos erkläre es ihm!“

„Kein Musketier darf eine Beleidigung auf sich sitzen lassen. Das ist Gesetz, punktum. Sowas spricht sich nämlich schnell rum und kein Mann kann sich nach solch einer Bemerkung mehr auf der Straße blicken lassen. Aber …“ Er rang mit seinen Worte. „Recht hat er.“ Die beiden anderen sahen in unverständlich an.

„Nun, ein Mann hat doch gewisse Gelüste.“

Aramis stöhnte und rutschte auf der harten Holzbank hin und her. „Nicht schon wieder ein Gespräch über dein Liebesleben.“

„Nein, nein,“ beschwichtigte er. „Wir reden über deins.“

„Ich habe doch keins.“

„Eben, mein guter Aramis, eben. Zwei Häuser neben dir, wohnt eine wackere Witwe mit strammen Brüsten. Siehst du nicht die glutvollen Blicke, die sie dir zuwirft?“ D´Artagnan wurde rot und rutschte tiefer in die Bank.

„Ist mir entgangen“, murrte Aramis.

„Dann der Stoffhändler, der neben dir wohnt. Seine Magd besteigt ein Knecht nach dem anderen im Hinterhof und noch einige andere Männer mehr.“

„Das ist mir nicht entgangen.“

„Ich höre ihr Stöhnen, bis in die Sorbonne. Das ist doch die Hölle, diese ständigen Lustschreie, selbst für einen reifen Mann wie mich und ich bin es gewohnt Rückschläge einzustecken.“

Er langte über den Tisch auf ihren Teller und bediente sich, was er sehr gerne tat. Porthos amüsierte sich bei solchen Gesprächen meist königlich. Das war fast schon Sex.

„Irgendwas stimmt mit dir nicht“, bemerkte er schmatzend und biss herzhaft in den Hähnchenschenkel, dass das Bratfett seine Mundwinkel herablief und das Fleisch zwischen seinen Zähnen rotierte. „Irgendwann juckt`s doch jeden Mann in der Hose.“ Widerlich Fasziniert beobachtete sie die zermalmende Kauleiste.

Er hielt inne. „Aramis, ich rede mit dir.“ Aramis schreckte auf. „Entschuldige, Porthos, ich war abgelenkt.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  blubbie
2008-06-13T18:57:30+00:00 13.06.2008 20:57
Milagro, ich denke der Grund, warum Athos nicht will, dass Aramis sich mit seinem Cousin duelliert ist, dass er denkt, dass dieser das nicht überleben wird...und so dick die Freundschaft/Liebe auch ist, er ist nun mal mit seinem Cousin verwandt, richtig? Oder aber er kennt den Chevalier zu gut und weiß, dass er hinterhältige Tricks anwenden wird und will Aramis davo bewahren, aber diese Variante schließe ich zu 99% aus. Eine dritte Variante, warum er es nicht will, ist eventuell, dass duellieren meinesachtens zu der Zeit verboten war und Aramis eine Menge Ärger bekommen könnte, den Athos ihr ersparen möchte...denn überlege mal, wer den Ärger bekommt: der blaublütige Snob oder "der" einfache Musketier? Woher willst du wissen, dass der Chevalier es nciht gleich im Vorraus meldet und die Rotröcke sozusagen direkt im passenden moment hinbestellt? Ok...ich geh eher auf meine erste Überlegung, dass es Athos etwas unangenehm wäre, wenn Aramis seinen Cousin killt. Allerdings stimme ich dir zu, dass der Chevalier bestimmt einen miesen Trick anwenden wird...was weiß ich...einen Dolch im Ärmel oder so...und vielleicht führt dieser ja zur großen Enthüllung....oh, ich willl wissen wies weitergeht!!!!!!!!!!!!Bitte lass uns nicht mehr ´zu lange warten!!!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2008-06-12T20:55:17+00:00 12.06.2008 22:55
Schon ein neues Kap?! Du hast meinen Abend gerettet! Bin nur froh, dass ich nachgeschaut habe.
Irgendwas sagt mir, dass es mit der Enthüllung doch nicht mehr so lange dauert... Spannung pur! Außerdem will ich wissen, wie Aramis sich nun rausreden will, was ihr nicht vorhandenes Liebesleben angeht. Mensch, ein cliffhanger!
Ach ja, den Cousin hasse ich jetzt schon XD Was für ein uncharmanter Mann!
Von: abgemeldet
2008-06-12T20:30:33+00:00 12.06.2008 22:30
Also irgendwie mag ich diesen Chevalier nicht ;) Man kann auch gar nicht anders, nachdem wie du sein gesamtes Wesen beschrieben hattest. Habgierig, neidvoll, eifersüchtig und ein bisschen dumm... Was jedoch den Schluss nahe legt, dass er hinterhältige Tricks bei dem anstehenden Duell anwenden wird, wie ich glaube... Aber es kommt ja sowieso immer anders als man denkt. Deine Ausdrucksweise in diesem Kapitel hat mich teilweise etwas schockiert, wo man doch nur die gehobene Sprache von dir kennt :) Aber es war herrlich erfrischend und erzielte genau das, was du beabsichtigt hast: Dass man Chevalier für einen Verräter und Heuchler hält!
Im Gegenatz zu Blubbie kann ich überhaupt nicht verstehen, weshalb Athos nicht wollte, dass sich Aramis mit seinem Vetter duelliert. Gerade er - als gestandener Musketiere - müsste wissen, dass ein Musketier und besonders Aramis eine Beleidigung nicht einfach hinnehmen wird; was hat sie auch noch zu verlieren? Nichts! Ihr Leben geht den Bach runter! Andererseits könnte man auch denken, dass Athos fest davon ausgeht, dass Aramis das Duell sowieso für sich entscheiden wird und er daher seinen Vetter (auch wenn er niederträchtig ist) vor dem Schlimmsten bewahren will. Oder hat sein Handeln letztlich doch einen ganz anderen Grund?
Interessant zu lesen, fand ich die Wahrnehmung Chevaliers bezüglich Athos' Freunden. Ganz besonders seine Hintergedanken, als er die Vertrautheit zwischen Athos und Aramis erkennt. Du hast das mal wieder sehr bildhaft beschrieben, sodass mir die Luft wegblieb :)
Es ist so toll, dass du das neue Kapitel so schnell hier eingestellt hast, so wurde meine Wissbegierigkeit zumindest etwas gestillt; aber von neuem auch wieder entflammt!
Ich kann es kaum erwarten dein neues Kapitel zu lesen! Es ist alles zur Zeit so unglaublich spannend, also lass uns nicht am ausgestreckten Arm verhungern :)
Ganz viele liebe Grüße, Milagro
Von:  blubbie
2008-06-12T19:11:54+00:00 12.06.2008 21:11
Oh schon das nächste Kappi! Da freu ich mcihb total! Und es war super. Dieser Snob verdient wirklich mal eine Tracht Prügel...allerdings bin ich gespannt, ob es bei dem Duell nciht auch noch zu ein paar Überraschungen kommt.
D'Artagnan scheint also doch zu wissen, wer Aramis ist, ja? Porthos war wieder mal klasse. Einfach nur zum Knuddeln, wie er sich für seine Freunde einsetzt...und sich Gedanken über ihr Liebesleben macht...rofl Bin gespannt, wie Aramis darauf antworten will.
Und Athos? Ich weiß nicht...irgendwie kann ich ihn ja verstehen, dass er nciht will, dass Armais sich mit seinem Cousin duelleirt...egal, was für ein Idiot der ist...aber Aramis könnte wirklich eine Menge Ärger bekommen...wennn das mal gut geht
Ansonsten stimme ich aber mit Aramis,, Porthos und D'Artagnan überein, wie sie über Athos denken...nur dass wir ja den Grund kennen, warum Athos so versessen auf diese Hochzeit ist, oder?
Das Kappi war jedenfalls wieder absolut toll und mitreißend geschrieben. Ich bin hin und weg.
So, ich will jetzt wissen, wie das Duell läuft!!!!!!!!!!!!!!!!!!
LG, blubbie



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