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Der Kreis schließt sich

von

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Enthüllung

Athos rannte gegen knapp zwei Tonnen Muskelgewicht, Fleisch und Sturheit an, die sich ihm in der Tür entgegengestellt hatten. Porthos legte seine Hand auf seinen Brustkorb und schob ihn zurück. In seinem Rücken öffnete sich die Tür, D`Artagnan schlüpfte hinaus und rannte los.

Man hatte Aramis in das Schloss gebracht.

„D`Artagnan holt gerade einen Arzt“, erklärte Porthos ruhig, ohne von der Tür zu weichen. „Aramis geht es gut. Sie ist wach. Sie ist ein bisschen unglücklich gefallen, als sie deine Frau zu Boden gerissen hat. Aber so eine kleine Kugel, bringt sie nicht um.“

„Wie bitte?“ Akustisch hatte Athos alles verstanden, aber den Sinn wollte er nicht ganz begreifen. „Warum sie?“

Porthos erklärte es ihm. Dann erklärte es ihm noch einmal. In seinem Kopf drehte es sich. Das konnte nicht sein. So etwas hätte er doch merken müssen. In den ganzen Jahren, in der vielen Zeit die er mit Aramis verbracht hatte, hätte er es doch bemerken müssen. Es gab doch Unterschiede zwischen Mann und Frau, die fielen doch einfach auf, die konnte „Mann“ einfach nicht übersehen.

„Seit wann wisst ihr es?“, fragte er tonlos und mit starrem Gesicht.

„Als sie an der Schwindsucht erkrankte. Wir wollten es dir nach deiner Hochzeit erzählen.“

„Wie bitte?“, brüllte Athos wütend. „Als Hochzeitsgeschenk oder als Zugabe zur Hochzeitsnacht? Ihr hättet es mir sofort sagen müssen.“

Porthos zuckte unbeeindruckt die Schultern. „Wir dachten, die ganzen Jahre spielt sie schon den Mann, da kommt es auf eine Woche mehr oder weniger nun auch nicht an.“

In Athos Kiefer knirschte es, als er seine Hinterzähne zermalmte. Er ballte die Hand zur Faust und schlug auf die Wand ein. Die Wand blieb stehen. Der Spiegel zitterte. Er warf einen zittrigen Athos mit dem Antlitz eines Wahnsinnigen zurück. Athos schlug zu. Der Spiegel zerbrach. Es splitterte. Porthos ließ ihn gewähren. Blut floss über den Handrücken. Er gab auf.

„Hast du dich beruhigt?“

Athos nickte. Porthos reichte ihm ein Taschentuch und trat beiseite.
 

Als Athos das Zimmer betrat war Aramis wach. Sie hatte sich auf ihre Unterarme gestützt, um ihn ansehen zu können. Er sah Angst und Bestürzung auf ihrem Gesicht und ihm war klar, dass sie alles mitgehört hatte.

Aramis schluckte. Die Albträume waren wahr geworden. Wenn sie in Athos Gesicht las, sah sie die Reaktion, die sie am meisten gefürchtet hatte und warum sie sich nie offenbart hatte. Er sagte nichts, sondern trat wortlos an das Bett. Aramis Herz galoppierte bis in die Kehle hinauf und schlug wild auf ihren Kehlkopf ein. Ihr Körper begann zu zittern. Kläglich sah sie zu ihm auf.

Schweigen stand zwischen beiden, während Athos sie mit schmerzlichem Ausdruck in den Augen musterte. Schwere Gewitterwolken standen auf seinem Gesicht. Blut nässte das Taschentuch um seinen Handrücken.

Da lag sie. Das blonde Haar klebte wirr im Gesicht. Das Gesicht bleich, mit riesigen schmerzverzerrten Augen. Die feinen Gesichtszüge traten deutlich hervor, ihre Lippen bebten. Wie konnte er so blind gewesen sein. Ihre Hand hielt ihre Seite, wo die Kugel sie getroffen hatte. Den Wams hatte man ihr ausgezogen, das Oberhemd steckte lose in der Kniehose. Sie besaß nicht das ausladende Becken der meisten Frauen, ihre schmale Taille ging in knabenhafte Hüften mit langen Beinen über, die ihr die Größe der meisten Männer gab und dennoch, wie hatte er so blind sein können. Auf der schmalen Liege, lag deutlich sichtbar ein Frauenkörper. Leider Gottes, erregte es ihn auch noch. Das machte es nicht besser. Gleich würde er sich auf sie stürzen.

„Warum hast du nichts gesagt?“, fragte er leise und rau, mit zugeschnürter Kehle.

„Ich konnte nicht“, flüsterte sie zurück und sah ihn um Verzeihung bettelnd an. Der verletzliche Blick in den großen blauen Augen, die der Schmerz verdunkelt hatte, war zuviel für ihn. Er sah weg.

Athos seufzte und fuhr sich durch das wirre Haar, „Nun ist es zu spät.“

„Was ist zu spät, Athos?“ Sie blickte verwundert auf und suchte seine Augen, um in ihnen zu lesen. Er räusperte sich. Setzte zu sprechen an, brach mit seiner Stimme und versuchte es erneut. Er verschloss den Blick auf seine Gefühle. Er fühlte Bitterkeit und Enttäuschung.

„Du hast deine Rolle sehr gut gespielt“, meinte er bitter und fügte eine Spur beißender hinzu: „Zu gut.“

Sie zuckte zurück, verzog gleich das Gesicht vor Schmerz und augenblicklich tat es ihm leid.

„Man tut was man kann“, meinte sie lapidar und verbarg ihr wild klopfendes Herz hinter der Maske scheinbarer Gleichgültigkeit.

Tat ihr nicht leid, was sie ihm angetan hatte? Er hatte geglaubt, dass sich mit seiner Hochzeit alle Probleme lösen würden. Seine Angst vor seinem Verlangen nach Aramis, hatte ihn dazu getrieben.

„Wie viel Jahre waren es. Sechs oder Sieben?“

„Acht“, berichtigte sie ihn.

„Acht Jahre! Seit acht Jahren gibst du vor ein Mann zu sein? Seit acht Jahren zweifelt nicht ein Mensch, dass du nicht das bist, was du vorgibst zu sein?“ Aramis zuckte vor dem Ton in seiner Stimme zusammen. Seine Augen glänzten hart.

„Du kämpfst wie ein Mann. Du lebst wie ein Mann, du gibst dich wie ein Mann“, zählte er auf und schloss mit Verachtung in der Stimme: „Du siehst aus wie ein Mann!“ Es zog qualvoll in seinen Lenden und strafte ihn selbst Lüge.

Für Aramis waren seine Worte wie Peitschenhiebe.

Aber Athos war verletzt und wollte verletzen. „Ich gratuliere dir. Du bist mehr Mann, als wir alle zusammen. Auch ich ahnte nichts.“

„Athos, ich …“ hob sie hilflos an, doch die Härte seines Gesichtsausdruck, erstickte ihre Worte zu einem hilflosen stottern. Er sagte ihr nicht, dass seine eignen Gefühle ihm eigentlich alles verraten hatten, er nur zu blind gewesen war, es zu erkennen. „Athos“, hauchte sie erstickt und er hörte die tapfer zurückgehaltenen Tränen, hinter dem Zittern in ihrer Stimme. Schweigen entstand. Langes Schweigen.

„Danke, das du Dianas Leben gerettet hast“, sagte er schließlich steif. Er musste hier raus.

„Bitte“, erwiderte sie tonlos.

Er setzte an ihren Namen zu sprechen, doch sie unterbrach ihn. „Geh einfach, Athos. Geh!“. Sie blickte ihn nicht an, nur zur Wand mit Tränen in den Wimpern und Athos stürzte hinaus.
 

Athos kehrte heim zu einem Zuhause, dass nicht das seine war. Zu einer Frau die er eigentlich nicht gewollt, aber letztendlich gewählt hatte. Es gab keine Liebesnacht, nur Schweigen.

Die Leiche von Mylady war verbrannt worden, obwohl es als Verweigerung für den Einlass in das Himmelreich galt. Aber konnte jemand wie Mylady Erbarmen und Erlösung von ihrer Schuld erwarten?

Die Nachtstunden vergingen und verloren sich in dem ersten Licht des neuen Tages. Athos hatte sie auf seiner Bettkante, den Kopf in den Händen vergrabend, vor sich hinbrütend verbracht. In der Stille der Nacht ging er Jahr für Jahr, Tag für Tag seine Erinnerungen durch und suchte nach Anhaltspunkten. Von Zeit zu Zeit schüttelte er fassungslos den Kopf. Oh, Gott, wie hatte er so blind sein können.

Hinter ihm wälzte sich der von Albträumen geplagte Körper seiner Frau durch den Schlaf.

Mit dem ersten Hahnenschrei erhob er sich und kleidete sich an.

Diana hatte gefleht und gebettelt bei ihr zu bleiben, dann hatte sie ihn angeschrien und er hatte die Hand erhoben und ihr eine Ohrfeige gegeben. Sie war still gewesen und er schockiert. Seine Handfläche brannte, als hätte sich Säure über die Haut ergossen.

Dann war er gegangen, aber nicht zu Aramis, wie Diana angenommen hatte, sondern war in die Wälder der Boulonge geritten und hatte sein Pferd fast zu Tode geschunden.

Dann war er reumütig zurückgekehrt und hatte versucht Ehemann zu spielen, was ihm nur kläglich gelang. Seine Gedanken kreisten unentwegt um Aramis. Er wusste dass er Diana unrecht tat.

Sicherlich spielte Liebe bei Eheschließungen in seiner Gesellschaftsschicht keine Rolle, aber so hatte er nicht heiraten wollen. Er hatte das Gefühl auch Diana verraten zu haben und in den Abgrund mitzureißen. Wäre die Heirat zur Verbindung zweier Familien gewesen, wäre ihre Beziehung zueinander klar definiert. Er hatte aber Diana aus anderen Gründen geheiratet. Er hatte Begehren mit Liebe zu Diana verwechselt.
 

So verging eine Woche. Am Ende verlor Athos gegen sich selbst und machte sich auf den Weg zu Aramis. Es war Mittagsstunde und die Straße zu ihrem Haus lag verlassen da. Ein Hund trottete missmutig über die Straße und verschwand in einer Abflussrinne. Auch Aramis Fensterläden und Türen waren verschlossen.

Er rüttelte an der Tür, klopfte, aber nichts regte sich. Aramis war nicht zu Hause. Mit dieser Möglichkeit hatte er gar nicht gerechnet und reichlich orientierungslos blieb er zurück.

Plötzlich hörte er ein Lachen, das ihm äußerst bekannt vorkam. Und wirklich, am Gassenende sah er Porthos imposante Erscheinung an einem Hauseingang lehnen und mit einer hübschen, wenn auch sehr drallen Frau schäkern. Sein Lachen dröhnte die stille Straße entlang.

„Porthos?“

„Athos, mein Bester!“ Begrüßte ihn der Musketier freudig überrascht und riss ihn in seine Arme. „Eine ganze Woche hast du dich nicht blicken lassen. Was macht das Eheleben?“ Die Frau musterte Athos von oben nach unten und zog genüsslich die Lippen zu einem aufreizenden Lächeln hoch.

„Das ist Julie, Athos. Julie, dass ist der Graf de la Fere.“ Und er drückte Athos liebevoll an die stolzgeschwellte Brust. Julies Lächeln verblasste. Sie senkte hastig den vorlauten Blick und knickste schnell. Mit einem Schritt verschwand sie mehr im Haus.

„Hübsches Ding, nicht wahr?“ Athos nickte geistesabwesend. Sie blickte ihn fast misstrauisch aus dem Halbdunkel des Hauses an. In diesen Momenten wurde ihm die Kluft zwischen Athos dem Musketier und dem Grafen schmerzlich bewusst. Die Kluft ließ auch Porthos, D`Artagnan und allen voran Aramis auf der anderen Seite zurück. Ein Zurück gab es nicht mehr..

„Porthos, wo ist Aramis?“

„Aramis ist glaub ich nach Faubourg St. Victor geritten.“

„Warum das, was ist dort?“ Porthos zuckte die Achseln. „Vielleicht um an der Seine zu sitzen und ins Wasser zu starren? Aramis wollte alleine sein, also woher soll ich das wissen. Einen guten Gasthof gibt es da nicht.“ Athos nickte und schwang sich auf sein Pferd.

„Warte“, rief der Koloss und schwang sich weniger behände auf sein Pferd. „Ich komme mit“, erklärte er.
 

Als sie durch den Jardin du Roi ritten und sich den sanften Hängen am Flussufer näherten, fanden sie Aramis am Ufer sitzend. Vom Waldrand ging der Boden als Senke nach unten zum Flussufer. Der Fluss wand sich als glitzerndes Band durch hellgrüne Wiesen und Schilfinseln. Paris lag daumennagelgroß als Stadtkulisse hinter der Flußbiegung.

Athos stieg ab und drückte Porthos seine Zügel in die Hand. „Bleibst du hier?“ Sein Freund nickte. Athos kletterte

die Uferböschung hinab und näherte sich Aramis. Verwundert schaute sie auf. „Du?“ Sie saß auf den Boden und hatte die Beine an den Körper gezogen.

Er war bei ihrem Anblick überrascht wie weiblich sie eigentlich wirkte. Sein gedankliches Bild von ihr beruhte mehr auf die Rolle die sie spielte. Und unwillkürlich versuchte er sie sich nackt vorzustellen.

„Können wir reden?“ Sie nickte wortlos und er setzte sich.

Aramis blickte ins Wasser, nicht zu Athos. Enten schwammen in Formation über den Fluss und verschwanden im Schilf. Die späte Herbstsonne kitzelte warm ihren Nacken.

Sie spürte Athos Blick auf sich ruhen. Er sagte nichts, sie wartete. Irgendwann legte sie den Kopf schräg und sah ihn unter dem langen Wimpernkranz hervor herausfordernd an. Er kämpfte offensichtlich mit sich. Wie sollte er ihr erklären, dass er die ganze Zeit nur in ihrer Nähe hatte sein wollen, aber Angst vor seinem Verlangen nach ihr hatte.

„Warum?“

„Warum ich mich verkleidet habe und Musketier geworden bin?“, fragte sie belustigend lächelnd. Er nickte.

„Ob du es glaubst oder nicht, aber ich war einmal ein ganz normales Mädchen, das sich verliebte und heiraten wollte. Doch man brachte ihn kurz vor der Hochzeit um und versuchte mich an einen anderen zu Verheiraten. Also lief ich von Zuhause fort, verkleidete mich als Mann und versuchte seinen Mörder zu finden, um ihn zu rächen.“

Athos schluckte. Üblicherweise griffen die Frauen nicht zu den Waffen. Das Kloster war im Normalfall die Alternative. Er musterte schockiert die fleischgewordene Walküre am Flussufer.

„Gab es keinen anderen Weg?“

„Für mich nicht, nein!“, sagte sie.

„Dann hör jetzt auf damit!“

„Und wie? Ich habe nichts anderes und kann nichts anderes“, erklärte sie nüchtern. „Es gibt kein Zuhause mehr, in das ich zurückkehren könnte.“

„Ich bin reich. Ich sorge für dich.“

Aramis lachte bitter auf.

„Ich meine es ernst“, beharrte Athos und sah sie eindringlich an. „Ich kaufe dir ein Haus und gebe dir alles, was du zum Leben brauchst.“

„Was ich brauche, habe ich hier.“

„Und wenn jemand dahinter kommt, wenn du verletzt wirst? Wenn jemand dich verrät? Man wird dich anklagen und vielleicht zum Tode verurteilen.“

Sie zuckte die Achseln „Das hätte schon die ganze Zeit passieren können.“

„Und nun ist es an der Zeit, dass du damit aufhörst.“

Eigensinnig drehte sie sich weg und starrte wieder über das Wasser.

„Dir kann dieses Leben doch nicht gefallen?“

Sie fuhr wütend auf. „Tut es aber. Es wird dir vielleicht noch nicht in den Sinn gekommen sein, aber wir Frauen wählen selten unser Schicksal selbst. Ich will frei sein.“

„Das wirst du“, beteuerte er. „Lass mich doch nur für dich sorgen.“

„So wie eine Mätresse“, warf sie herausfordernd ein und ihre Augen blitzen mutwillig.

Athos räusperte sich verlegen. „Nun ja …“ stotterte er.

„Und Diana?“

„Ich erkläre es ihr. Sie würde es verstehen.“

„Nein, Athos. Nein und immer nein.“

„Verstehst du denn nicht, dass du so nicht leben kannst. Du bist immerhin eine Frau. Dir kann es doch nicht gefallen, in Männerkleidern rumzulaufen und wie ein Mann zu leben. Das ist unnatürlich“, entrüstete er sich und bereute es gleich, als er sah, wie das Feuer ihre Augen erreichte.

Aramis sprang wütend auf. „Unnatürlich? Ich lebe so“, brüllte sie und lief rot an.

„Und ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe. Vielleicht bin ich keine Frau, die deinen Vorstellungen entspricht, Athos, aber so bin ich und so bleibe ich.“

Sie stampfte wütend mit dem Fuß auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Aramis sah aus wie ein kleines bockiges Kind. Zuviel Leidenschaft für das eingeschränkte Leben als ungeliebte Frau oder Nonne. Auch die alte Jungfer stand ihr nicht.

Aramis war wirklich verletzt. Sie fühlte sich in ihrem Selbstwertgefühl gekränkt. Eigentlich war es ihr egal, was sich für Frauen schickte, aber sie begriff, dass Frauen in ihrer Gesellschaftsschicht nur frivole Unterhaltungsthemen kannten. Es gab das Leben der Frauen und das der Männer. Und nie vermischten sie sich. Aramis fand das alles das nur vorübergehend töricht. Im Grunde machte es sie entsetzlich traurig.

Aber Athos verstand sich einfach selber nicht. Wie hatte er sich in eine Frau verlieben können, die er für einen Mann gehalten hatte. Aramis entsprach nicht dem Frauenbild, was seine Erziehung und die Gesellschaft als richtig erachtete. Eine Frau sollte über Attribute wie Schönheit, Sanftmut, Anmut, Folgsamkeit verfügen. Sie lebten für eine gute Partie, den Haushalt, Kinder und Banalitäten. Sie sollten nicht aufrecht in Männerkleidern durch die Welt laufen, sich erdreisten kämpfen zu können und sich an Orten und Gesprächen beteiligen, die klar als Gebiet der Männer abgesteckt war. Das war keine Frau. Eine Frau sollte als Frau zu erkennen sein. Solch eine Frau heiratete kein Mann, und doch liebte er sie. Er schaffte es nur nicht, sich das einzugestehen. Der gut anerzogene Machismo in ihm, wollte die Frauen in ihrem zustehenden Platz wissen. Nur wenn er jetzt nichts tat, verlor er Aramis für immer.

Er stand auf und sah sie zerknirscht an. „Es tut mir leid, Aramis. „Ich will nicht, dass es so zwischen uns endet“, sagte er. „Ich will dich besuchen, wenn ich in Paris bin. Ich will dein Freund sein. Meine Worte tun mir wirklich leid.“ Er steckte ihr bittend die Hände entgegen.

„Dann streite nicht dauernd mit mir!“, murrte sie. Sie zog zwar böse die Augenbraue zusammen, aber das Feuer in ihren Augen erlosch. Athos war froh über den Frieden der aufzog. Ein erleichtertes Lächeln erhellte sein Gesicht.

Er drückte sie an sich. Fest und innig. „Ich werde immer für dich da sein.“ Aramis riss sich los. Athos sah nicht, dass Aramis in ihrem Verlangen nach seiner Liebe resignierte. Es kostete sie ihr Herz. Sie war nicht die richtige Frau für ihn. »Lass mich los, es tut weh, wenn du mich berührst. Es ist wie ein Schlag in mein Gesicht.«

„Können wir uns morgen sehen?“

Sie nickte knapp und verbarg ihr Gesicht, indem sie es abwandte und zu ihrem Pferd lief. Sie sprang behände in den Sattel und ritt davon.

Porthos kam gemächlich näher und musterte träge die davonreitende Aramis.

„Was hast du getan?“

Athos zuckte die Achseln. „Ihr angeboten, für sie zu sorgen. Sie hätte mit dem Unsinn aufhören können. Ich hätte ihr ein Haus gekauft.“

„Wie eine Mätresse?“

Athos zog ärgerlich die Stirn kraus. „Fängst du auch damit an. Ich will ihr doch nur helfen.“

Der Koloss schmatze. „Sie kann gut für sich selbst sorgen.“ An dem bitterbösen Blick seines Freundes störte er sich nicht und biss erneut herzhaft in seinen Apfel. Porthos kaute nicht, er fraß.

„Sie ist eben Aramis. Im Übrigen habe ich sie gefragt, ob sie mich heiratet“, erklärte er unbekümmert und lachte dröhnend über Athos Gesichtsausdruck. „Sieh mich nicht so erschrocken an. Sie hat gesagt, dass sie nicht scharf drauf ist.“

„Liebst du sie denn?“ Porthos überlegte angestrengt und tiefe Denkfalten gruben sich in die breite Stirn. „Sie ist Aramis. Ich glaube nicht so, wie ein Mann eine Frau lieben sollte.“

„Und trotzdem wolltest du sie heiraten!“

„Ach“, meinte er mit wegwerfender Hand. „Liebe? Ehe hat nichts mit Liebe zu tun. Meine Mutter war ein Drachen und machte meinem Vater das Leben zur Hölle auf Erden. Der arme Kerl litt wie ein Tier. Ich denke, Aramis und ich werden uns prächtig verstehen. Wir hatten immer unseren Spaß.“ Er zuckte die Schultern. „Aber im Grunde bin ich noch gar nicht bereit für die Ehe.“ Er langte kameradschaftlich mit seiner Pranke auf Athos Rücken. „Reiten wir jetzt zurück, ich habe Hunger?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2008-09-05T11:06:15+00:00 05.09.2008 13:06
Also, lass mich hier mal mit meiner absoluten Liebingsstelle des gesamten Kapitels beginnen:

- „Du kämpfst wie ein Mann. Du lebst wie ein Mann, du gibst dich wie ein Mann“, zählte er auf und schloss mit Verachtung in der Stimme: „Du siehst aus wie ein Mann!“ Es zog qualvoll in seinen Lenden und strafte ihn selbst Lüge.
Für Aramis waren seine Worte wie Peitschenhiebe.
Aber Athos war verletzt und wollte verletzen. „Ich gratuliere dir. Du bist mehr Mann, als wir alle zusammen. Auch ich ahnte nichts.“ -

Diese Worte wirken wirklich mehr als verletzend und gleichzeitig, noch während Athos sie ausspricht, verspürt er Verlangen in sich, Aramis bei der nächstbesten Gelegenheit die Kleider vom Leib zu reißen. Das ist einerseits die schönste Art zu beweise wie sehr er sie liebt und andererseits ziemlich heuchlerisch von ihm, seinen gebrochenen Männerstolz in Beleidigungen ihr gegenüber einzukleiden. Athos kommt du Beginn dieses Kapitels wirklich überhaupt nicht gut weg und an Aramis Stelle hätte ich ihm schon längst eine runtergehauen. Nein, stattdessen badet sich Aramis in Selbstmitleid. Hätte sie mal den Antrag von Porthos angenommen :D Aber ich bin schon ganz froh, dass sich Aramis unter den gegebenen Umständen nicht von anderen beeinflussen lässt und die nächstbeste Gelegenheit ergreift, um sich in Sicherheit zu wiegen.
Ihr derzeitiges Verhalten entspricht vielmehr ihrem Charakter, obwohl es allmählich Zeit wird, dass ihr auch mal wieder etwas Glück zuteil wird :) Ich hätte jedenfalls nichts dagegen einzuwenden und dass Athos einen ersten Schritt macht, um ihre Freundschaft zu retten, lässt ja vermuten, dass sich Aramis' Situation vielleicht endlich bessern wird.
Ich muss auch ehrlich sagen, dass Athos' Bitte, sie in nächster Zeit sehen zu dürfen, ja schon arg nach Affäre klingt, gerade wenn man bedenkt, wie sehr er sich unter Kontrolle halten muss, sobald er Aramis auch nur 'sieht'. Na, ich lass mich da gern überraschen :D
Was ich auch noch ziemlich gut fand, war deine Charakterbeschreibung von Athos in diesem Kapitel. Als er vernimmt, dass Aramis tatsächlich eine Frau ist, versucht er sich zunächst zu beherrschen und wendet schließlich doch physische Gewalt an, die den Bruch eines Spiegels zur Folge haben. Bei Aramis schließlich setzt er wieder alles daran, sich selbst unter Kontrolle zu halten, während er wenig später seine Wut doch wieder an einem unbeteiligten Tier auslässt. Athos versucht nach außen seine Gefühle für sich zu behalten, wenn sie jedoch trotzdem hervorbrechen, tut es ihm im nächsten Moment schon wieder leid oder er schallt sich selbst dafür, dass er es so weit hat kommen lassen. Athos ist eine überaus autoritäre, kämpferische und kontrollierte Person, doch zugleich begeht er durch diese Eigenschaften an sich selbst und seinen Mitmenschen Verrat. Na, mal sehen, ob er endlich mal sein komplettes Wesen nach außen kehren kann. Ich geh jetzt einfach mal davon aus, dass das nur eine einzige Person bewirken kann. Eine verruchte leidenschaftliche Nacht wäre doch schon mal ein Anfang :D
Ansonsten: Wo ist D'Artagnan? Du hast keinen Gebrauch für ihn, stimmts? ;) Na, ich gebe die Hoffnung nicht auf :)
Liebste Grüße und ich freue mich schon riesig auf dein neues Kapitel, Milagro

Von:  Tach
2008-08-29T16:00:17+00:00 29.08.2008 18:00
Ich find blubbies Theorie bezüglich der rechtlichen Situation sehr interessant, könnte ich mir gut vorstellen. Aber meine Güte, es gab im 17. Jahrhundert so viele Möglichkeiten, plötzlich und unvorhersehbar das Zeitliche zu segnen ;] Vielleicht geht die werte Diana ja auch aus verletztem Stolz ins Kloster, hehe. Ach, ich lass mich überraschen, was du dir schönes für uns ausdenkst.
Porthos ist mal wieder großartig, Athos tölpelhafte Versuche, alles zu kitten, ebenso. Ich freu mich über die Wendung, die das Geschehen genommen hat, und warte voller Begeisterung auf das nächste Kapitel.

P.S.: Ging ja unglaublich schnell diesmal o.O
Von: abgemeldet
2008-08-29T14:47:17+00:00 29.08.2008 16:47
Ich mochte die Erkenntnis von Diana schon im letzten Kap sehr, v.a. schön geschrieben. Endlich (aber zu spät) sieht es auch Athos ein. Dass die Zeit von Aramis' Enthüllung gekommen war, war zu erwarten (Apropos, was ich total vergessen hatte zu erwähnen, find ich gut, dass die Kapitel nun immer einen Titel haben). Wirklich bitter, dass sie erst nach der Hochzeit stattfand. Fand Athos ja auch. C'est la vie, nicht? Ich frage mich, ob Athos und Diana ihre Ehe nun bis zum Schluss durchziehen werden. Scheidungen waren damals ziemlich selten, wenn gar unmöglich. Hmm... Nicht, dass alle jetzt verbittert verenden.
Übrigens, Porthos Heiratsantrag hätte ich gerne gehört :) Hoffentlich fand er nicht zwischen zwei Hähnchenkeulen statt. Dann das genervte Kopfschütteln von Aramis dazu und ihre Vorstellung von ihrem potentiellen Eheleben. Wäre doch lustig!
Von:  blubbie
2008-08-28T20:01:41+00:00 28.08.2008 22:01
Ich wusste, dass es keine Liebesnacht geben würde!
Ähm, ja...also Diana tut mir jetzt doch ein bissel leid. Und Athos...irgendwie hat er es ja verdient...zuviel Bockmist und er baut immer weiter...tritt in ein Fettnäpfchen nach dem anderen. Also mal ganz im ernst, dieser Vorwurf, dass sie zu sehr Mann war und dann das "Danke, dass du Diana gerettet hast". Sadist!!!!!!!!!!!! Er stellt sich wirklich reichlich "taktlos" an! Und dann kommt er einfach so daher und will von Aramis verlangen, dass sie mit ihrem Leben aufhört und sich von ihm verköstigen lässt, weil es komplett falsch und viel zu gefährlich für sie ist so zu leben? Idiot!!!! Ich hätte ihn da schon sitzen lassen und wäre abgehauen...ohne, dass es zur Versöhnung gekommen wäre...vllt eher zu nem Nasenbeinbruch...
Also wirklich, Athos dachte, es wäre vor der Hochzeit schon schlimm gewesen, aber jetzt fängt der Albtraum ja erst an...verliebt in Aramis, weiß endlich, dass sie eine Frau ist, aber ist mit einer anderen verheiratet! Wie kommt er da nur wieder raus.
Zu Aramis mal kein Kommentar...du lässt sie wirklich leiden! Ich kann nur meine ganzen anderen Kommis wiederholen.
Porthos. genial wie immer! Wirklich, absolut super! Wie er Athos erstmal Aramis Geheimnis enthüllt hat...lol Und dann auch noch das mit dem Heiratsantrag...das war sicherlich schockierend für Athos...hehehe. Aramis Antwort war natürlich auch zum rofln! Eigentlich hätte Porthos sie ja verdient, so lieb wie er ist, aber ich kann Aramis dann doch verstehen...das hätte wohl eher nicht gepasst!^^ Versuche mir gerade vorzustellen, was wäre, wenn Aramis ja gesagt hätte...wie Athos wohl reagiert hätte? Wäre er durchgedreht? Oder hätte er es mit der gleichen Fassung wie Aramis seine Hochzeit ertragen? Das werden wir jetzt wohl nie erfahren oder?
Mir hat D'Artagnan gefehlt. Kommt ein bisschen kurz in letzter zeit der Gute!
Und wie geht es nun weiter? Ich habe ja eine Theorie...mal wieder...
Waren Athos und Milady eigentlich jemals geschieden? Ich kann mich leider nicht mehr komplett an die Serie erinnern, nur an die Bücher und da hat Athos Milady einfach an einem Baum hängen lassen und ist weggeritten... Das heißt, sie wären ja rein theoretisch noch verheiratet gewesen, richtig? und damit hätte die Ehe mit Diana gar nciht stattfinden dürfen und müsste als ungültig erklärt werden, da die liebe Milady(man beachte die ungewöhnliche Verbindung dieser zwei Worte) ja erst nach der Trauung aufgetreten ist und starb...das heißt, Athos ist gar kein Ehemann, sondern ein witwer und damit frei für Aramis.... Was hältst du von meiner These? Kompletter Humbug oder hab ich zu viel verraten...vllt hat sich Diana ja auch doch noch infiziert oder wird entführt oder sonstwas(fies ich weiß, ist mir so rausgerutscht)...aber vorher muss sich Athos immer noch ein bissel Mühe geben sein Verhalten wenigstens ein bisschen wieder bei Aramis gut zu machen...ach ne...in dem Zeitalter durften sie das ja erst nach der Hochzeit....na wie auch immer.
Freu mich, dass dir meine Kommis gefallen^^ Wie gesagt, ich schreibe sie immer direkt nach dem Lesen und da ist erst mal Verarbeitung und Brainstorming und alles durcheinander!
Ich wünsche dir einen schönen Urlaub! Erhole dich gut und sammle ein paar kreative Geistesblitze! ;-)
Ganz liebe Grüße,
Romy


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