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Twins

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Twins 6
 


 

Raphael saß in seinem Zimmer. Seit zwei Wochen hatte er die Wohnung nicht mehr verlassen und kaum gegessen. Sein Vater stellte ihm regelmäßig ein Tablett mit Essen vor die Tür, da er sonst wahrscheinlich verhungert wäre. Seit Michaels Tod hatte er jede Beziehung zu anderen Menschen aufgegeben. Hatte kein Wort mehr gesprochen. Von draußen kam viel ein Lichtstrahl auf sein Gesicht. Seine Fenster hatten noch immer keine Jalousien. Er schaute nach draußen, und sah einen kleinen Vogel auf seinem Fensterbrett. Dummer Vogel. Er ging zum Fenster und öffnete es um den Spatz zu verscheuchen. Sobald das Fenster offen war, strömte eine Wärme auf ihn ein, wie er sie schon lange nicht mehr auf seiner haut gespürt hatte. Seit er in der Zeitung gelesen hatte, das Michael Tod war, hatte er nur noch gefroren. Eine laue Brise strich durch sein Haar. Das Wetter war perfekt. Es war warm, die Sonne schien und die Vögel sangen. Kinder spielten im Innenhof Gummihopse und ein paar Frauen hingen ihre Wäsche unten auf. Doch ihn konnte dieses perfekte Wetter nicht aufheitern. Die Dunkelheit in seinem Inneren nicht verscheuchen. Er seufzte. Vielleicht sollte er doch mal wieder raus gehen. In seinem Zimmer erinnert alles an Michael und die Nacht, die sie zu zweit verbracht hatten. Er zog sich seine Schuh an und verließ die Wohnung. Eine Jacke brauchte er nicht. Er konnte sich warm anziehen wie er wollte, er würde immer noch frieren. Michael hatte ihm Wärme gegeben, er war sein und alles, und seit er nicht mehr bei ihm war, herrschte in ihm nur noch eine unendliche Leere und Kälte.

Er ging durch die Stadt. An all die Orte, an denen er mit Michael war. Er setzte sich auf die Bank neben dem Eiskaffee, wo sie zusammen Eis gegessen hatten und als Michael mit seinem fertig war, hat er Bei Raphael geklaut. Er besuchte alle Orte seiner Erinnerungen. Als letztes ging er zu der U-Bahn, wo er sich von seinem Bruder damals verabschiedet hatte. Es waren eine Menge Leute da, die wahrscheinlich zur Arbeit, zu Freunden, oder nach hause wollten. Als die Bahn kam, stieg er ein, und fuhr nach Prenzlauer Berg. Dort ging er zu dem Park, in dem sie gelegen hatten, an dem Tag, wo sie sich das erste mal Küssten. Er lege sich ins Gras und schaute in den Himmel. Zwei ältere Frauen gingen an ihm vorbei und tuschelten darüber, das es doch kein Wunder sei, das so viele Jugendliche keinen Ausbildungsplatz fanden, wenn sie lieber die Schule schwänzten um sich im Park zu vergnügen. Raphael warf den beiden nur einen leeren Blick zu, stand auf und ging zu der kleinen chinesischen Imbissbude, an der sein Vater sie beide damals erwischt hatte. Er kaufte sich gebratene Nudeln, aß zwei Happen und warf sie dann wieder weg. Er hatte keinen Hunger. Er setzte sich auf eine Bank, sah zu wie kleine Kinder Tauben fütterten, und philosophierte über den Sinn des Lebens. Nach einer Weile, war ihm klar, das sein Leben so nicht weitergehen konnte. Er fasste einen Entschluss und ging nach hause.
 

Herr Tiefenstein kam nach hause und schloss die Tür auf. Die erste Woche, nachdem Michael gestorben war, konnte er sich frei nehmen und sich um seinen Sohn kümmern. Dann musste er allerdings wieder zur Arbeit, da er noch neu war und ihm eigentlich noch keinen Urlaub nehmen konnte. Zumindest nicht für so lange Zeit. Er zog seine Schuhe aus und hängte seine Jacke an den Hacken. Er ging zu Raphaels Zimmertür und wollte gerade klopfen, um zu sagen, dass er wieder da war, als er merkte, dass die Tür nicht abgeschlossen, sondern offen war. Er schaute hinein, sah aber niemanden. Hat er denn endlich sein Zimmer verlassen? Er schaute ins Wohnzimmer, und in die Küche, aber Raphael war nicht da. Dann ging er zum Bad und öffnete die Tür.
 

Ein Polizeiwagen und ein Krankenwagen standen vor der Tür des Berliner Wohnblocks. Die Nachbarn, neugierig was denn passiert sei, öffneten ihre Türen und schauten gespannt auf den Flur. Bei der Familie Tiefenstein, stand die Tür offen und Polizisten gingen ein und aus.

Herr Tiefenstein, saß im Wohnzimmer auf der Couch und hatte sein Gesicht in seine Hände gelegt. Ein Beamter versuchte ihn anzusprechen, um zu erfahren, was passiert sein, doch der Vater antwortete nicht. Er war zu geschockt um auch nur einen Ton von sich zu geben. Derweil waren ein paar der Johanniter ins Bad gegangen und hoben den Leichnam des Jungen aus dem, vom Blut rot gefärbten, Wasser. Er hatte sich die Pulsader mit einem Messer aufgeschnitten. Er wurde auf eine Trage gelegt und bedeckt, bevor er zum Krankensanker gebracht wurde. Auch Raphaels Vater wurde mitgenommen. Man brachte ihn ebenfalls ins Krankenhaus, wo er fürs erste psychologisch betreut wurde, bevor er bei der Polizei aussagen musste.



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