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Sieben Leben, 7 Menschen und viele Herausforderungen

18.02 New Chapter uploadet ^^
von

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Neu in Tokyo

Hallo Leute
 

Willkommen zum ersten Teil von Leben ist Leben.

Da dies meine erste Fanfic im Bereich J-Rock/J-Pop ist und ich keine AHnung habe, wie Dir en grey, Gackt und Hyde im echten Leben sind, möchte ich euch bitten darauf etwas Rücksicht zu nehmen.

Ich möchte mich nicht länger mit ewigen Vorgeplapper aufhalten, ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
 

Mata ne

Yingzi
 

Diclaimer
 

Autor: Yingzi (alias Ray-chan)

Titel: Leben ist Leben

Teil: 1/?

Genre: Drama, Shonen-ai

Warning: Crossover

Disclaimer: Nix mir, nix Geld! Alle Darsteller gehören sich selbst!

Pairing: lasst euch überraschen ^^
 

***
 

Kapitel 1: Neu in Tokyo
 

Genervt stöhnte er auf, ließ seinen Kopf auf das harte Holz seines Tisches sinken. Das Quietschen der Tafelkreide interessierte ihn nicht im Geringsten. Seine Gedanken kreisten nur um das eine Thema. Wann war diese blöde Unterrichtsstunde endlich vorbei? Ein Blick zur Uhr, erneutes Stöhnen.

"Niimura-kun. Passen Sie bitte etwas mehr auf!", drang die Stimme der Lehrerin in sein Ohr. Kyo machte sich nicht mal die Mühe aufzusehen. Ablehnend hatte er die Arme auf dem Tisch verschränkt und seinen Kopf darauf plaziert. Die Lehrerin schüttelte nur mit dem Kopf und fuhr mit dem Unterricht fort.

Aber es dauerte nur wenige Minuten, da wurde sie erneut unterbrochen. Dieses Mal war es das Klopfen der Tür, die mit einem leisen Geräusch geöffnet wurde und ein hochgewachsener Mann das Klassenzimmer betrat.

"Sumimasen für die Unterbrechung Miyahara-san, aber es ließ sich nicht vermeiden."

Neugierig sahen die Schüler von ihren Tischen auf. Es kam selten vor, dass der Unterricht unterbrochen wurde, noch dazu vom Direktor persönlich.

Auch Kyo hatte seine Aufmerksamkeit von seinen schwarz lackierten Fingernägeln abgewandt und sah auf, jedoch mit weit weniger Interesse als seine Mitschüler. Aber sein Interesse hob sich etwas, als ein junger Mann von schlanker Gestalt das Zimmer betrat. Sofort stach Kyo das blond gebleichte Haar ins Auge. Er ließ seinen Blick kurz über die ganze Gestalt des Jungen wandern und hatte schnell sein Urteil gefaßt. Gutaussehend, aber charakterlich der falsche Umgang! Allein der Gesichtsausdruck des Fremden machte ihm klar, wer auch immer das war, mit dem würde er so manche Probleme bekommen.

"Wenn ich Ihnen vorstellen darf: Das ist Gakuto Camui und er wird ab heute ihre Klasse besuchen." Damit deutete der Direktor auf den blonden Jungen hinter sich. Kurz darauf verließ er das Klassenzimmer. Miyahara warf einen kurzen Blick auf den Neuankömmling und lächelte etwas zögerlich. "Konnichiwa Gakuto-kun. Erzähl uns etwas über dich?" "Name: Gakuto Camui, Alter: 17, geboren in Kyoto, Blutgruppe: A." Mehr entkam nicht dem Mund des Jungen. "Ähm... gut. Dann such dir bitte einen Platz."

Aus den Augenwinkeln beobachtete Kyo, wie Gakuto sich mit desinteressiert umsah und schließlich den Weg in seine Richtung einschlug. ,K'so. Der setzt sich jetzt aber nicht neben mich.' Leider schien es ganz den Anschein zu haben, doch Kyo war nicht gewillt diesen Neuling neben sich zu dulden. Demonstrativ packte er seinen Rucksack auf den freien Stuhl neben sich, als Gakuto Anstalten machte sich niederzulassen. Die blauen Augen des Jungen blitzen Kyo gefährlich an, doch sagte er nichts, setzte sich statt dessen auf die Bank vor dem anderen.

Der Unterricht verließ ohne weitere Störungen, nur das Kyo ganz und gar nicht damit zufrieden war, dass seine Sicht nun von den blonden Haaren Gakutos versperrt wurde.
 

***
 

"Scheiß Tag!" Ungeachtet knallte der Rucksack auf die Mauer. Etwas verwirrt sah Kaoru auf. "Was denn mit dir los? Mit dem falschen Fuß aufgestanden oder was?" "Iie. Hab nen Neuen in die Klasse bekommen. Total der Angeber." Kyo schnaubte. "Ach so und ich dachte es sei was ernstes." Er ließ den Blick wieder senken, sah auf seine Uhr.

,Wo bleibt Die bloß?'

"Ein bißchen mehr Anteilnahme würde es auch tun.", maulte Kyo und setzte sich neben den Violetthaarigen auf die niedrige Mauer. Es herrschte kurze Stille, die aber von einem lauten Ruf beendet wurde. "KYO~OOOO!!" Und sofort katapultierte es den Blonden von der Mauer. "Totchi!", stöhnte Kyo gequält auf und versuchte sich von dem dunkelhaarigen Jungen zu befreien. Toshiya sah auf und smilte Kyo freudig an. "Wie geht's?" "Besser, wenn du endlich von mir runter gehst!", knurrte er und schob Toshiya von sich. Diesem gefiel es gar nicht, war es doch so gemütlich auf dem kleinen Blondschopf.

"Na Totchi, mal wieder Kyo-Umknuddeln gespielt?", kam es plötzlich von oben und sowohl Toshiya, als auch Kyo und Kaoru sahen auf. Die rote Mähne Dies und ein mehr als zweideutiges Grinsen zeichneten die Anwesenheit Big Reds aus. "Anstatt dumme Witze zu reißen könntest du mir helfen, dieses blaue Etwas von mir runter zu bekommen! Das Atmen fällt nämlich langsam etwas schwer!", keuchte Kyo und zerrte weiter an Toshiyas Klamotten. "Naaah Kyo. Soll das heißen ich bin fett?" Die braunen Augen des Jungen nahmen einen Ausdruck tiefster Bestürztheit an. Kyo stöhnte. "Iya Totchi. Du bist nicht fett. Du hast eine traumhafte Figur. Nur geh endlich von mir runter!" Sofort hellte sich die Miene des anderen wieder auf und er erhob sich von dem anderen, zog Kyo sogar in derselben Bewegung mit auf die Beine. Kaoru und Die sahen sich nur an und brachen in schallendes Gelächter aus. "Haltet den Mund oder ich stopf ihn euch!", knurrte Kyo, dem diese Behandlung gar nicht gefiel. "Och ist Kyo-chan böse, weil Klein Totchi ihn wieder umgerannt hat?", stichelte Die, der genau wusste, wie leicht der Blonde aus der Fassung zu bringen war. Aber bevor Kyo auf Dies Bemerkung reagieren konnte, kam ein weiterer Junge zu ihnen. "Ohayo.", kam es etwas leise. "Hey Shin.", begrüßte Kaoru den Jungen freundlich. Toshiya war bereits im Begriff sich mit einem lauten "Shiiiiiiiiiin" auf den braunhaarigen Jungen zu stürzen, aber Kyo hielt ihn gekonnt zurück, indem er nach dem engen T-Shirt griff und den übermütigen Teenager zurückzog. "Ein schmerzender Kopf reicht, findest du nicht auch Totchi?" Leicht verwirrt sah Toshiya den Blonden an, verzog sein Gesicht dann aber zu einem Schmollmund. "Mo Kyo. Du bist gemeeein." "Lieber gemein, als ein Unglücklicher mehr.", entgegnete Kyo ohne eine Miene zu verziehen, da half auch Toshiyas berühmter Bambiblick nicht mehr. Erneut brach Gelächter aus. Beleidigt setzte Toshiya sich auf die Mauer und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Wut verflog aber so schnell, wie sie gekommen war, als seine Augen etwas erfaßten. "Oi. Seht euch mal den Typen da drüben an. Ist der neu hier?" Kyo, Kaoru, Die und Shinya blickten Toshiya an und dann in die Richtung, in die der Blauhaarige deutete. Kyos Meine verfinsterte sich und er stöhnte. "Oh no."

Keiner seiner Freunde schenkte seinem Kommentar Beachtung. Allesamt starrten sie auf den Jungen, der Toshiyas Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte. "Woah. Heißer Feger!", entkam es Die. Ihm fiel keine andere Bezeichnung für das ein, was er sah.

Vielleicht dreißig Meter von den Jungengruppe entfernt stand ein schlanker Junge, der trotz seiner Größe noch Stiefel aus dunklem Leder trug, lässig an der Wand gelehnt und rauchte. Aber dieser Junge hatte etwas an sich, was andere förmlich dazu anstachelte ihn anzustarren.

Lange schlanke Beine, eingepackt in eine enge, kunstvoll zerrissene Jeans. Ein enges schwarzes Oberteil, dass fast nur aus Fetzen bestand, umspannte den zierlichen Oberkörper des Jungen und betonte dessen feine Muskelstränge. Ebenso das aufwendig gestylte blonde Haar. Aber noch interessanter anzusehen war das Gesicht des Blonden. Die fein ausgeprägten Gesichtszüge, die schmal gezogenen Augenbrauen, die gerade Nase und die vollen Lippen sorgten dafür, dass es mehr dem eines Mädchens glich, als dem eines Jungen. Beeindruckend war, dass die schwarze Schminke um die Augen, die sich stark von der hellen Hautfarbe abhob, den leicht femininen Touch noch verstärkte. Doch trotz dieser Schönheit wirkte der Gesichtsausdruck gelangweilt und die Haltung des schönen Blonden glich der einer Abwehr.

"Ist das der Junge von dem du gesprochen hast?", fragte Kaoru nach kurzer Zeit des Schweigens. Augenblicklich richteten sich drei Augenpaare auf Kyo, der nur leise knurrte. "Hai. Das ist er.", antwortete er knapp. Und schon hatte er erneut Toshiya an sich kleben. "Woher kennst du ihn, Kyo-chan? Erzähl!", forderte der Blauhaarige und anhand dessen Blickes erkannte Kyo, dass er ihn nicht eher los sein würde, würde er eine Antwort geben. "Der Typ geht in meine Klasse. Seit Heute." Bestimmt schob er den großen Kleinen von sich. "Coooool und wie ist er?" Genervt starrte Kyo dem Blauhaarigen direkt in die Augen. "Welche Drogen sie dir auch immer geben, damit du so gute Laune hast, sieh zu, dass du sie los wirst." Toshiya setzte gerade dazu an, etwas zu sagen, doch das Klingelzeichen unterbrach ihn, noch bevor das erste Wort seine Lippen erlassen hatte. Diesmal war Kyo der Schulglocke dankbar.
 

***
 

"Möchte bloß wissen, was ihm wieder über die Leber gelaufen ist." Kaoru sah Die verwundert an. "Wen meinst du?" "Na Kyo. So, wie er Totchi angepflaumt hat, war da sicher wieder etwas los.", antwortete Die. "Aah das meinst du. Er war nur gereizt wegen dem Blonden, der heute in seine Klasse gekommen ist." "Du meinst diesen Schönling vom Schulhof?" "Hai, Kyo sagte doch, dass er neu hier ist und er scheint wieder ein voreiliges Urteil gefaßt zu haben." Die stöhnte. "Wenn das jetzt wieder so losgeht, wie vor zwei Jahren, als er uns kennen gelernt hat, na dann Trost Mahlzeit. Hoffentlich stiftet Kyo keinen Ärger." "Höre ich da etwas so etwas, wie Sorge in deiner Stimme, Die?", stichelte Kaoru, der diesen Tonfall gar nicht von dem Rothaarigen kannte. "Iie was denkst du von mir? Ich habe nur keinen Bock auf dasselbe Theater wie damals.", platzte es aus Die heraus. Kaoru konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, kannte er doch die Gefühle seines besten Freundes fast genauso gut, wie seine eigenen. Er wollte etwas erwidern, als ein schwarzer Haarschopf vor seinen Augen auftauchte. "Oi Kao, hi Die. Sagt mal, ihr habt nicht zufällig die Mathehausaufgaben, oder?" "Oi Hyde. Hast du sie schon wieder nicht gemacht?" Der dunkle Haarschopf des Kleineren wippte auf und ab, während er den Kopf schüttelte. "Na ja, ich hatte gestern Abend keine Lust mehr." "Wohl wieder zulange rumgetrieben, was Haido!" Die beugte sich nach vorn und wuschelte Hyde durchs Haar. "OIII DIEE!!! Hör auf damit!", beschwerte sich der andere. Die lachte. Kaoru schüttelte nur den Kopf, kramte kurz in seiner Tasche und zog seinen Mathematikhefter hervor. "Hier. Aber beeile dich. Wenn Akabane-san dich erwischt, gibt es Ärger." "Arigatou Kao!", rief Hyde, befreite sich von Dies Sticheleien und wollte nach Kaorus Hefter greifen, als eine laute Stimme das Klassenzimmer durchbrach. "Takarai-kun. Der Unterricht hat bereits begonnen, falls Sie das überhört haben sollten. Aber da Sie schon einmal stehen, kommen Sie bitte nach vorne und zeigen uns ihre Hausaufgaben. Und Sie Niimura-kun legen ihren Hefter bitte auf den Tisch." "K'so.", entfuhr es Hyde. ,Tja Haido. Das hast du nun davon.'
 

***
 

Die schwarzen Haare verdeckten seine Augen vollständig, während er mit hängendem Kopf durch die Straßen lief.

,Shimatta! Wie soll ich das bloß meinem Vater beibringen? Schon bei der letzten Fünf in Mathe hat er ein Theater abgezogen. Oh man du solltest echt mehr für deinen Abschluß tun, Haido!' Völlig in seine Gedankenwelt versunken, merkte Hyde nicht, wie die Ampel vor ihm von Grün auf Rot schaltete. Nur ein heftiger Ruck, der ihn zurückriss, verhinderte, dass er mitten auf die Straße lief.

"Oi! Willst du als neue Beschichtung für den Straßenasphalt enden?" Verwundert sah Hyde auf. Er hatte noch nicht begriffen, was beinahe passiert wäre. Das musste man ihm auch angesehen haben, denn sein Gegenüber schüttelte den Kopf. "Du wärst beinah in ein Auto gerannt, Kleiner." "Nani?" Kurz herrschte noch Verwirrung in den dunkeln Augen Hydes, doch dann wich diese einem entsetzten Ausdruck. Erst jetzt dämmerte es. "Dann... dann hast du mir das Leben gerettet." "Gut kombiniert.", kam es trocken zurück. "Arigato honto ni domo.", sagte Hyde etwas eingeschüchtert. "Keine Ursache Kleiner. Also dann, mata ne. Und pass besser auf, wo du hin läufst." Der Druck, der bisher auf dem Arm des Dunkelhaarigen gelastet hatte, löste sich und der andere Junge wand sich zum Gehen, doch Hyde hielt ihn zurück. "Warte, wie ist dein Name?" "Gakuto Camui.", antwortete der große Blonde und wollte seinen Weg fortsetzen, aber wieder verweigerte Hyde diesen Entschluß. "Was ist denn noch?", fragte Gakuto gereizt. "Na ja, ich wollte dich fragen, ob du nicht mit mir etwas trinken gehen möchtest? Schließlich wird mir nicht jeden Tag das Leben gerettet.", antwortete Hyde und ein schüchternes Lächeln legte sich auf die Lippen des Dunkelhaarigen. Gakuto merkte, wie viel Überwindung es den Kleineren gekostet hatte, ihn das zu fragen.

,Eigentlich habe ich keinen Bock, aber es ist schon irgendwie niedlich, wie er sich bemüht.'

"Daijobu ich komme mit. Aber vorher würde ich schon noch gerne wissen, mit wem ich mich abgebe.", antwortete der Blonde nach kurzer Überlegung und bedachte nun seinerseits den Dunkelhaarigen mit einem fragenden Blick. "Mein Name ist Takarai Hideto, aber alle nennen mich Hyde.", stellte er sich schließlich vor und seine Zunge leckte neckisch über die obere Zahnreihe. "Also Hyde, hai?" "Hai und du, hast du einen Nickname oder soll ich dich Camui-kun nennen?" Gakuto kam nicht umher über den kleinen Dunkelhaarigen zu lächeln. "Du bist ganz schön direkt, aber gut. Nenn mich ruhig Gackt. Ich habe es nicht so mit Förmlichkeiten.", sagte er schließlich. "Super!", freute sich Hyde. Das Erlebnis mit der Ampel hatte er bereits wieder vergessen.
 

Wenig später saßen die beiden vor einem Café und während Hyde sich eine Cola schmecken ließ, begnügte Gackt sich mit einem Glas Wasser. Beide waren in ein Gespräch vertieft, welches jedoch hauptsächlich von Hyde geführt wurde.

"Und du bist erst letzte Woche aus Kyoto hierher gezogen und das mitten im Schuljahr?" "Hai. Mein Vater ist Unternehmer und ein ziemlich hohes Firmentier. Er hat vor hier eine neue Abzweigung seines Farmakonzerns in Kyoto aufzubauen. Heißt im Klartext. Er wird immer zwischen Kyoto und Tokyo hin und her pendeln.", antwortete Gackt bereitwillig. "Oh klingt nicht danach, als würde dein Vater viel Zeit haben." "Iie hat er auch nicht. Wie gesagt er ist Unternehmer und ständig für seine Firma in ganz Japan unterwegs. Meine Mutter ist dann auf sich allein gestellt und muss sich um uns kümmern." "Uns? Du hast Geschwister?", fragte Hyde. "Eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Außerdem noch einen Halbruder, von dem ich aber nicht mehr weiß, als das er nur ein paar Monate jünger ist als ich. Wenn ich ehrlich bin, will ich auch gar nicht mehr von ihm wissen. Es reicht schon, dass mein Vater jeden Monat Unterhalt für ihn zahlen muss." Gackt lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Belustigt beobachtete der Blonde Hydes Reaktion. Der kleine Dunkelhaarige klappte seinen Mund auf und zu, ohne dass ein Wort seinen Hals verließ. Erst beim dritten Versuch hatte er die Sprache wiedergefunden. "Das... das heißt ja, dass dein Vater..." "Noch bevor ich geboren wurde, meine Mutter mit einer anderen Frau betrogen hat. Richtig.", beendete Gackt Hydes angefangenen Satz. "Und du kommst damit so ohne weiteres klar?" Hyde verstand nicht, wie Gackt so locker damit umgehen konnte. "Ich habe es akzeptiert und ich weiß, dass mein Vater selbst heute noch nicht treu ist. Saa, ändern kann ich es nicht und fertig. Nun haben wir aber lange genug über mich geredet. Du weißt inzwischen mehr als jeder andere Mensch in Tokyo von mir. Jetzt will ich auch etwas von dir wissen." Damit war dem Blonden ein gekonnter Themenwechsel gelungen.

"Ähm, was soll ich denn erzählen?" "Keine Ahnung. Wie alt du bist zum Beispiel. Du siehst sehr jung aus, aber ich denke, dass du älter bist als ich." "Ich bin 18, wenn ich auch nicht so aussehe.", bestätigte Hyde Gackts Gedanken.

Noch eine geraume Zeit blieben die beiden vor dem Café sitzen, bis es für Gackt Zeit wurde nach Hause zu gehen.
 

***
 

Das Erste, was Kyo sah, als er das Klassenzimmer betrat war ein blonder Haarschopf mit der dazugehörigen Person. Nicht das ihn diese Tatsache gestört hatte, was ihm nur missfiel war, dass dieser Haarschopf eindeutig auf dem falschen Platz saß. Er ballte seine Hand zur Faust und schritt auf den Blonden zu. "Hey. Das ist mein Platz, falls du das vergessen haben solltest." Mit einem Deathglare, wie ihn nur Kyo aussenden konnte, besah er nun den Jungen vor sich. Dieser reagierte gar nicht auf die Worte Kyos, konzentrierte sich statt dessen weiterhin auf das Heft auf dem Tisch. Wenn es etwas gab, was Kyo mehr hasste, als dumm angemacht zu werden, dann war es dass, völlig ignoriert zu werden. Ohne lange zu überlegen, griff er nach dem Schriftstück und zog es dem anderen vor der Nase weg. "Ich rede mir dir!", fauchte der kleine Blonde gereizt. Langsam drehte sich der Kopf des anderen und nur wenige Augenblicke später traf gelangweiltes Blau auf gereiztes Braun.

"Hier ist noch ein Platz frei und wenn du es noch nicht bemerkt haben solltest, meiner ist besetzt." Gakuto nickte in die Richtung ohne jedoch seinen Blick von Kyo zu nehmen. Widerwillig sah Kyo nach vorn und tatsächlich. Auf dem Platz, den Gakuto in den letzten zwei Tagen für sich beansprucht hatte, saß ein schwarzhaariges Mädchen und feilte sich die Nägel. Ihr Name war Yumiko gewesen, so weit sich Kyo erinnerte. Ihn hatten seine Mitschüler nie sonderlich interessiert, aber er wusste, dass sie eine Woche lang krank gewesen war oder etwas in der Richtung.

"Siehst du. Und da kein anderer Platz frei war, habe ich mich eben hier niedergelassen. Tut mir ja leid, wenn du damit ein Problem hast, aber lässt sich ja nicht ändern. Könnte ich dann bitte mein Heft wiederhaben?" Total gleichgültig, nein sogar etwas arrogant waren diese Worte über die Lippen des Blonden gekommen. Kyo knurrte unverständliche Worte, drängelte sich unsanft an Gakuto vorbei, wobei es ihm egal war, dass er dabei mit dem Ellenbogen gegen den Kopf des Blonden stieß. Das Heft schmiss er provokativ vom Tisch. So gab er Gakuto zu verstehen, was er von der ganzen Sache hielt. Dieser sagte kein Wort, doch während er sich nach dem Heft bückte, zog er an dem Riemen der zerschlissenen Tragetasche Kyos, die jener einfach auf den Tisch geknallt hatte und sorgte so dafür, dass die Tasche vom Tisch rutschte und auf den Boden fiel, dort ihren gesamten Inhalt verteilte.

"Gomen, war keine Absicht.", grinste der Blonde, als Kyo sich erneut an ihm vorbeistiess, ihn diesmal jedoch absichtlich anrempelte.

Mit zittrigen Fingern sammelte Kyo seine Schulsachen ein. Er war wütend. Sehr wütend! Kaum das er seine Sachen beisammen hatte und wieder auf seinem Platz saß, öffnete sich die Tür ihres Klassenzimmers und die Lehrerin betrat den Raum. Der Unterricht begann.

Noch nie hatte Kyo der Unterricht interessiert, doch heute gelang es ihm nicht einmal ansatzweise sich auf die Ereignisse zu konzentrieren, die ihre Lehrerin versuchte, ihnen zu erklären.

Er versuchte die Wut in seinem Inneren herunterzuschlucken, aber es gelang ihm nicht. Es blieb nur eine Möglichkeit seinem Druck Luft zu machen. Er langte in seine Tasche und zog den kleinen Block hervor, der nun, dank des Ausfluges auf den Boden, recht ramponiert aussah. Ungeachtet dessen nahm Kyo sich einen Stift und fing an zu schreiben. Die neugierigen Blicke seines neuen Tischnachbarn bemerkte er gar nicht.

Gakuto dagegen las im Stillen die ersten Worte, die der kleine Blonde neben ihm schrieb und er wusste nicht, was er davon halten sollte.
 

Dreck
 

Die gelben, gefräßigen Insekten

Sind meine frustrierten Sympathisanten

Verrottete Äpfel in meinen Magensäften

Willst du die Suppe sexuellen Verlangens nicht probieren?

Die tropfende, triefende pinke Made

Getränkt in die Flüssigkeit von sadistischem Verlangen

Verrottete Erdbeeren darin

Eine saure Marinade zubereitet mit Blut*
 

Dem Blonden entging keinesfalls, dass die Hand des anderen heftig zitterte und deshalb auch die Schriftzeichen krakelig und kaum zu lesen waren. Entschlossen riss er ein Blatt aus seinem Heft. Schnell hatte er eine kurze Nachricht geschrieben und schob diese nun Kyo zu.

Der kleine Blonde blickte erst verwundert auf den kleinen Zettel mit den wenigen Worten

»Ist alles in Ordnung?« Dann aber zog er seine Augenbrauen zusammen, stieß die Luft zwischen den Zähnen hervor und schrieb zurück. »Kümmere dich um deinen Dreck!«

Diese Antwort war unwiderruflich. Und obwohl Gakuto sie verstanden hatte, beobachtete er den Kleineren weiterhin aus den Augenwinkeln, dachte sich seinen Teil.
 

***
 

Das schnurlose Telefon in der einen, ein Glas Wasser in der anderen Hand. So lag Gackt auf dem weißen Ledersofa. Den Kopf hatte der Blonde auf die Lehne gelegt. Schweigsam lauschte er der Stimme seines besten Freundes. "Na ja, Ren, Masa und den anderen geht es gut. Ich soll dir von allen viele liebe Grüße ausrichten und von Ren noch etwas anderes, was ich jetzt aber nicht sagen werde. Du weißt wie er ist. Mit der Band geht es weiter, auch wenn uns deine schöne Stimme und deine Ideen schrecklich fehlen. Wir alle vermissen dich hier. Es ist richtig langweilig, seit du weg bist. Sag, wie geht es dir in Tokyo?" Leise seufzte Gackt, hoffte aber, dass You es nicht hörte. "Es ist nicht schlecht hier. Jedenfalls habe ich es mir schlimmer vorgestellt. In der Schule ist soweit alles in Ordnung, nur mein Banknachbar scheint ein bißchen durch den Wind zu sein. Er kann mich nicht leiden, soviel ist klar, aber mich stört das nicht weiter. Einen Freund habe ich auch schon gefunden, jedenfalls denke ich es. War schon irgendwie ne coole Sache, wie ich ihn kennen gelernt habe." "Echt? Erzähl mal." "Na ja. Ich habe ihm das Leben gerettet. Er wäre beinahe in ein Auto gerannt und ich hab ihn zurückgezogen." "Cool. Jetzt bist du sogar schon der Retter eines Menschenlebens. Erzähl mir von dem Kerl." "Sein Name ist Hyde und er ist eine Stufe höher als ich, aber 20 cm kleiner. Er ist recht lustig, jedenfalls war er der erste, der es geschafft hat, mich zum Lächeln zu bringen.", sagte Gackt und bei dem Gedanken an den kleinen Dunkelhaarigen musste er erneut Lächeln. "Oha, Ga-chan. Da bahnt sich doch nicht etwas an, oder?", fragte You und das Interesse war deutlich zu hören. "Iie. Dafür ist es viel zu früh. Ich habe ihn erst einmal gesehen, wenn man von der Schule absieht. Außerdem hänge ich immer noch an ihm." Ein kleiner Stich durchfuhr Gacks Herz. Ein leises Seufzen war zu hören. "Ga-chan schlag dir Mana aus dem Kopf. Du weißt genau, dass er dich bereits mehrfach betrogen hat und jetzt wo du weg bist, hat sich das für ihn sowieso erledigt. Such dir lieber in Tokyo etwas hübsches."

"Ich weiß ja, dass du recht hast, You, aber es ist so schwer. Außerdem vermisse ich euch so schrecklich und besonders die Band." Die Traurigkeit war deutlich aus Gackts Stimme zu hören. "Gibt es denn bei euch niemanden, der einen Sänger sucht? Deine Stimme ist einzigartig." Gackt wusste, dass You ihn aufheitern wollte, aber er war nicht in der Stimmung zu lachen. "Ich habe mich noch nicht erkundigt. Vielleicht sollte ich auch erst mal aufhören zu singen. Ich muss mich erst mal richtig hier einleben." "Gönn dir ruhig eine Pause. Aber wenn du was gefunden hast, greifst du zu. Auf jeden Fall darfst du nicht aufhören Musik zu machen. Ist das klar!" "Ai, ai Sir.", sagte Gackt und ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht. War es You also doch gelungen ihn etwas aufzuheitern. "Genau so will ich dich hören, Ga-chan. Leider muss ich jetzt auflegen, aber wenn ich das nächste Mal anrufe geht's dir besser und ich will mehr über deinen Banknachbarn erfahren, daijobu?" "Daijobu. Mata ne You." "Mata ne und viel Glück." Damit legte Gackt auf. Es hatte so gut getan, wieder einmal Yous Stimme zu hören. Erneut wurde ihm bewusst, wie sehr er seine Freunde aus Kyoto vermisste. Er erhob sich vom Sofa und ging zum Fernseher. Es bedurfte nur einiger Tastenkombinationen und schon flimmerte das Video ihres letzten Auftritts über die Bildschirmscheibe. Gackt versank in Erinnerungen und ohne dass er es merkte, begann er zu dem Video mitzusingen. Seine dunkle Stimme erfüllte den Raum mit einer melancholisch traurigen Melodie.
 

***
 

Das war auch schon der erste Teil.

Über Comments und Feedbacks freue ich mich
 

* Dies ist die erste Strophe der deutschen Übersetzung zu Filth

Saku

Hi Leute
 

Vielen Dank für die leiben Kommis. Ich fass mich kurz und wünsche viel SPaß beim Lesen.
 

Einen besonderen Gruß sende ich an an_chan und dennis, die ich auf dem Diru Konzert sehr leib gewonnen habe.
 

P.S: Dieses mal habe ich es nicht geschafft das Kapitel Probezulesen, deshalb bitte ich um Nachsicht.
 

Kapitel 2:
 

Die Wände dröhnten unter der Gewalt der Rhythmen des Zusammenspiels der vier Instrumente. Schlagzeug, Bassgitarre und zwei Gitarren vereinigten sich und gaben den Takt für die laute Stimme in ihrer Mitte.

Kyo schrie ein letztes Mal und die Instrumente verstummten. Sich den Schweiß von der Stirn wischend, drehte der kleine Blonde sich zu seinen Freunden. "Juhuuuuuu das war genial!", schrie Toshiya und hüpfte quer über die Bühne. Die Bassgitarre dabei wild um sich schlagend. "Hey Totchi. Nun beruhige dich mal wieder.", grinste Kaoru, der über das Verhalten des jungen Blauhaarigen nur ein Kopfschütteln übrig hatte. Aber auch er musste zugeben, dass sie heute wirklich gut gewesen waren. "SHIIIN!!" Laut den Namen des jungen Drummers quiekend stürzte sich Toshiya nun auf jenen. Shinya hatte nicht einmal die Möglichkeit dem blauhaarigen Bassisten auszuweichen, da hing dieser auch schon an ihm. Aufgrund der Geschwindigkeit und der Wucht, mit der Toshiya ihn angesprungen hatte, konnte Shinya sein Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel, mitsamt dem Älteren zu Boden. Nun konnte auch Die sich nicht mehr halten. Big Red entledigte sich seiner Gitarre, indem er sie sanft an das Drum-set lehnte und stürzte sich auf die beiden Chibis. Ein lautes Quietschen seitens Toshiya war zu hören, als Die ihn auszukitzeln begann. Kaoru sagte nur so etwas, wie "Kindergarten" und gesellte sich dann zu Kyo, der sich an die Wand gelehnt hatte. "Alles klar bei dir?" "Hai, mir geht's gut.", antwortete Kyo. Den skeptischen Blick Kaorus bemerkte der kleine Blonde gar nicht. "Ich geh dann Kao. Sonst dreht mein Vater wieder frei." "Okay, dann sehen wir uns morgen in der Schule." Kyo nickte nur und hob zum Abschied noch mal die Hand.

,Er fängt wieder an, sich vor uns zu verschließen. Das hat selbst Die schon mitgekriegt.', schoss es dem Violetthaarigen durch den Kopf und er dachte an die Lyrics, die Kyo ihm vor drei Tagen präsentiert hatte. ,Was geht nur schon wieder in deinem Kopf vor, Kyo?'

Weiter nachdenken konnte Kaoru allerdings nicht, denn die Stimme Dies, der inszwischen aufgehört hatte Toshiya zu ärgern, richtete seine Aufmerksamkeit auf sich. "Was meinst du Kao? Wir könnten doch alle Fünf am Samstag ins Black Velvet gehen. Mal wieder ordentlich feiern." "Dein feiern kenne ich, Die. Spätestens nach dem achten Bacardi bist zu unzurechnungsfähig. Und du meinst wirklich, dass ich mir das antue?", forsch sah Kaoru den Rothaarigen an. Big Red schürzte die Lippen. "Mou Kao. Mal bloss den Teufel nicht an die Wand. Außerdem wolle die Chibis auch mal etwas erleben. Stimmt's Totchi? Shinya?" Auffordernd sah Die die beiden Bishonen an. Toshiya war natürlich Feuer und Flamme von dieser Idee, was hätte man auch anderes von dem quirligen Blauhaarigen erwarten sollen. Shinya dagegen schien unentschlossen zu sein. "Ähm... ich glaube ich kann nicht mitkommen. Wir schreiben nämlich nächste Woche eine Klausur und..." "Ach komm schon, Chibi. Sei kein Spielverderber. Lernen kannst du am Sonntag noch genug. Außerdem würden sich einige Typen bestimmt reuen, dich wiederzusehen." Die hatte einen Arm um Shinyas Schultern gelegt und wuschelte dem Braunhaarigen nun durch die langen Haare. Das schöne Gesicht verzog sich bei der letzten Bemerkung des Rothaarigen. Was konnte er dafür, dass er feminine Gesichtszüge hatte und dadurch mehr aussah, wie ein Mädchen, anstatt wie ein Junge?

"Lass ihn in Ruhe, Die.", sagte Kaoru und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Manchmal benahm sich Die wie ein Kind.

Shinya atmete erleichtert aus, als Big Red ihn losließ, es sich aber nicht nehmen lassen konnte, ihm einen kleinen Knuff in die Seite zu geben. Aber seine Ruhe hatte der junge Drummer deshalb noch lange nicht, denn als er sich umdrehte, sah er direkt in zwei große, feucht glänzende braune Augen. "Shishi. Du musst mitkommen. Bitte~~e.", quengelte Toshiya und schniefte. ,Nicht dieser Blick Totchi. Nicht dieser Blick.' "Gomen ne, Totchi, aber ich weiß doch auch gar nicht, wie ich zum Black Velvet kommen soll.", versuchte sich Shinya aus der Affäre zu ziehen. Er wollte nicht, dass seine Freunde merkten, wie unsicher er war. "Wenn das dein einziges Problem ist, Shin. Dem kann Abhilfe geleistet werden. Ich bin sicher, dass unser großer Leader-sama dich gerne abholt.", mischte sich nun auch Die wieder mit ins Geschehen ein. "Bevor du mich einfach als Chauffeur anstellst, solltest du mich erst mal fragen.", sagte Kaoru. Die verdrehte die Augen, kniete sich nieder, sah Kaoru in demütiger Haltung bittend an und sagte. "Oh großer Kaoru, geheiligter Leader-sama. Würdest du dich herab begeben und den armen kleinen Shin-chibi abholen, damit er auch mal die lustigen Seiten des Lebens kennen lernt und es nicht nur zuhause bei Mama und Papa im Brutnest verbringt?" Bei dem Anblick, den Big Red bei diesen Worten bot, konnte selbst Kaoru nicht ernst bleiben. Ein breites Lächeln zierte sein Gesicht und er erwiderte. "Wenn du mich schon lieb bittest, werde ich natürlich nicht Nein sagen. Ich hole Shinya ab. Aber nur wenn du auch mitkommen willst. Es zwingt dich keiner, Shinya."

Der junge Drummer sah noch einmal, von Die zu Kaoru und dann zurück zu Toshiya, der ihn immer noch mit seinem Bambiblick anstarrte, und gab sich geschlagen. "Ich komme mit, aber ich muss vorher noch meine Eltern fragen.", sagte er schließlich und ein leichter Rotschimmer legte sich auf seine Wangen. Ihm war es unangenehm im Mittelpunkt zu stehen. Toshiya umarmte Shinya und drückte sein Gesicht an das des Braunhaarigen. "Arigato Shishi.", rief er vergnügt. Auch Die freute es, dass es ihnen gelungen war, ihren Jüngsten zu überreden. Er war der Meinung, dass es Shinya nicht schaden könnte, mal etwas aus sich raus zu kommen und ein wenig seiner Leidenschaft zu zeigen, denn das der junge Bishonen mehr als genug davon besaß, wusste Big Red. Schließlich sah er, wie Shinya sich wandeln konnte, hatte er ersteinmal die Sticks in der Hand. "Und du Kyo? Du kommst doch auch, oder?", wollte sich Die nun an den kleinen Blonden wenden, doch er entdeckte ihn nirgends. "Kao? Weißt du, wo Kyo ist?", richtete Die seine Frage an den Leadgitarristen. "Er ist vor knapp 10 Minuten gegangen, als du mit Toshiya rumgealbert hast.", antwortete Kaoru und packte seine Gitarre in den schwarzen Gitarrenkoffer. "Nani? Also irgend etwas stimmt nicht mit ihm in letzter Zeit."

Shinya und Toshiya, die in ein Gespräch vertieft gewesen waren, sahen nun auf. "Was ist denn mit Kyo?", fragte Shinya. Die drehte sich zu dem jungen Drummer und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es auch nicht so genau. Aber seit dieser Neue letzte Woche aufgetaucht ist, ist er schon so komisch." "Ob er wieder Streß mit seinem Vater hat?", kam es leise von Kaorus Seite. "Hm? Was?" "Ich habe mich nur gefragt, ob vielleicht sein Vater wieder etwas damit zu tun hat. Ihr wisst doch, wie gespannt das Verhältnis zwischen ihm und Kyo ist.", beantwortete Kaoru Dies Frage. Die restlichen Drei nickten stumm. Ihnen brauchte keiner zu sagen, wie es im Hause Niimura aussah.

Tosiya machte sich so seine eigenen Gedanken zu diesem Thema. ,Hat Kyo wirklich wieder Streß mit seinem Vater? Ich glaube nicht, sonst hätte er mir doch davon erzählt. Oder?' "Leute wir sollten aufhören davon zu reden. Kyo hasst es, wenn man hinter seinem Rücken über ihn redet. Ich werde ihn nachher noch mal anrufen und wegen Samstag fragen, okay?" Auffordern sah Die seine Freunde an. "Mach das, Die. Ich jedenfalls würde vorschlagen, dass wir jetzt nach Hause gehen, schließlich ist es schon nach acht. Und morgen ist Schule und ich denke, dass wir alle noch etwas zu tun haben.", sagte Kaoru schließlich und schulterte seinen Gitarrenkoffer. Auch Die und Toshiya machten sich daran ihre Gitarren zu verstauen. "Wann wollen wir uns eigentlich am Samstag treffen?", fragte Toshiya, als sie vor dem Schulgebäude standen. "Ich denke zehn ist ok. Und Shinya, sag mir morgen Bescheid, ob du mitdarfst und wann ich dich abholen soll, okay?" "Okay.", erwiderte der Bishonen und verabschiedete sich von Die und Kaoru. Toshiya tat es ihm gleich und umarmte seine beiden Freunde. "Bis morgen dann." "Bis morgen." Schon machten sich Shinya und Toshiya auf den Weg zum Hause Terachi.

Die sah den beiden verwundert hinterher. "wieso geht Totchi mit Shin? Sein Haus liegt doch in einer ganz anderen Richtung?" Fragend sah Die Kaoru an. "Weil Totchi heute bei Shinya übernachtet. So einfach ist das. Und wir beiden machen jetzt auch, dass wir nach Hause kommen." Damit drehte auch Kaoru sich um und ging den weg entlang zu seinem Auto. Die starrte ihm kurz hinterher, machte sich dann aber daran, dem Älteren zu folgen. Heute war Kaoru dran mit dem fahren.
 

***
 

"Duuu Shin?" Rücken an Rücken hockten Toshiya und Shinya auf dessen Bett, wobei der Jüngere damit beschäftigt war, seinen Hund zu streicheln. "Hmm?" "Was denkst du steckt hinter Kyos Verhalten in den letzten Tagen?" Shinya hörte auf, Miyu zu streicheln, wobei ihm ein empörter Blick der kleinen Hundedame traf, und drehte sich zu Toshiya um. "Ich habe keine Ahnung. Du bist es doch, dem Kyo seine Probleme anvertraut." Etwas verwirrt sah Toshiya auf. Hatte er da gerade so etwas wie Eifersucht aus Shinyas Stimme herausgehört? "Daijobu, aber er hat mir nichts erzählt. Aber normal ist es nicht, wie er heute bei der Probe gesungen hat." "Also ich hab nichts gemerkt. Sicher er hat heute irgendwie aggressiv gewirkt, jedenfalls mehr als sonst. Aber denkst du wirklich, dass das schon ein Grund ist, sich um ihn zu Sorgen?" Mandelförmige Augen sahen Toshiya an. "Eigentlich nicht. Du wirst wohl recht haben und es ist nur eine Laune von ihm. Okay, anderes Thema: Wie findest du den Neuen?" Etwas überrumpelt von Toshiyas plötzlichem Themawechsel entkam nur ein äußerst kluges "Hä?". "Na der, den Kyo uns vorige Woche gezeigt hat. 1,80 groß, blonde Haare, zierlich gebaut, dunkel geschminkt. Der aus seiner Klasse." Sofort machte es ,Klick' in Shinyas Kopf und er seufzte. "Ich kann nicht über ihn urteilen. Ich kenne ihn nicht weiter, wieso fragst du?" Toshiya zuckte mit den Schultern. "Hat mich eben mal interessiert. Aber mal ehrlich, schlecht sieht er nicht aus." Bei dieser Aussage durchfuhr ein kleiner Stich Shinyas Herz. "Willst du... etwa etwas... von ihm?", fragte der Jüngere vorsichtig nach. Den Kopf leicht schief gelegt sah Toshiya ihn an. "Iie. Dazu kenne ich ihn zu wenig. Aber ich würde ihn schon wahnsinnig gern kennen lernen. Außerdem erinnert er mich irgendwie an Kyo." "Wie kommst du denn jetzt schon wieder darauf?" Shinya schüttelte den Kopf. Irgendwie war für ihn heute unmöglich den Gedankengängen seines Freundes zu folgen. "Na ja. Beide haben irgendwie einen Faible für blonde Haare. Der Neue legt ein recht abweisendes Verhalten an den Tag, genauso wie Kyo, als wir ihn kennen lernten und wenn er singt, hat er dieselbe unbeschreibliche Art Gefühle und Emotionen in mir hervorzurufen, wie es Kyo tut, nur singt er feiner und schreit nicht so, wie Kyo." Während Toshiya geredet hatte, hatten sich Shinyas Augenbrauen immer mehr zusammengezogen. War das wirklich noch Toshiya, der hier vor ihm saß? "Anou... Totchi. Ich will dich ja nicht beschuldigen, aber was für Drogen hast du genommen?" Nun verzog Toshiya sein Gesicht zu einem einzigen Fragezeichen. "Na ja du redest so komisches Zeug, wie noch nie vorher. Vergleichst Kyo mit irgend welchen Menschen. Sagst sogar, dass der Neue genauso gut singen kann, wie Kyo. Gomen, aber da muss man auf den Gedanken kommen, dass du irgend etwas geschluckt hast. Außerdem, woher weißt du das eigentlich, dass der Neue gut singen kann?", antwortete Shinya leise. "Ich hab ihn gestern in der Aula singen gehört. Das war in der großen Pause, wo ich länger drinnen bleiben musste.", sagte Toshiya. Den ersten teil von Shinyas ziemlich langer Rede hatte er überhört. "Aha und du denkst wirklich, dass er so gut singen kann, wie Kyo?" "Nicht genauso gut, anders. Seine Stimme löst lediglich das Gleiche bei mir aus, wie Kyos.", antwortete Toshiya auf Shinyas Frage. Der Jüngere wusste nichts mehr zu dem Thema zu sagen. Ein tonloses Gähnen entfuhr Shinya und er merkte, wie müde er inzwischen geworden war. "Lass uns schlafen Totchi. Ich bin müde." "Ist gut, Shishi.", erwiderte Toshiya und umarmte seinen Freund, ehe er sich auf seine Hälfte des ausgezogenen Doppelbettes legte. "Oyasumi nasai, Shishi." "Oyasumi.", flüsterte Shinya und löschte das Licht. Zufrieden kuschelte er sich in seine Decke und streichelte über das Fell Miyus, die sich bereits neben ihm zusammengerollt hatte.
 

***
 

Kyo horchte auf, als das Telefon klingelte. In Gedanken zählte er rückwärts: ,3...2...1' Und schon ertönte die leiernde Stimme seines Vaters. "Geh sofort ans Telefon, Tooru!" Genervt stöhnte Kyo auf, bevor er sich doch dazu entschloß der Anweisung zu Folgen. Schließlich wollte er nicht noch mehr Streit heraufbeschwören.

"MoshiMoshi?", knurrte er in den Hörer. Ihm war es egal, was der andere von ihm dachte.

"Kyo. Die desu." Kurz zog Kyo die Augenbrauen kraus. Was wollte Big Red denn nun schon wieder von ihm?

"Was ist denn?", fragte er und konnte den genervten Unterton in seiner Stimme nicht verstecken.

"Sei mal nicht so grantig. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass die anderen und ich am Samstag ins Black Velvet gehen wollen. Du kommst doch mit, oder?", antwortete Die.

"Elender Schluckspecht. Aber okay. Ich komme mit. Ist sonst noch was?"

"Iie... außer ja doch. Hast du Streß mit deinem Vater?"

Bei dieser Frage wäre Kyo beinahe der Telefonhörer aus der Hand gefallen.

"Wie kommst du darauf?", fauchte er giftig.

"Gomen ne Kyo. Brauchst ja nicht gleich so auszurasten. Du bist in den letzten Tagen wieder so betrübt, deshalb, aber wenn nichts ist, dann entschuldige. Dir zu sagen, dass du jederzeit zu einem von uns kommen kannst, brauche ich ja nicht, dass weißt du auch so. Na ja, dann wünsche ich dir eine gute Nacht." Damit beendete Die das Telefonat.

Kyo dagegen blieb noch einige Zeit stehen und starrte auf den Telefonhörer in seiner Hand. ,Ist es etwa so offensichtlich, dass es mir nicht sehr gut geht? Wenn selbst Die das schon mitbekommen hat, scheinbar schon.' Die Andeutungen eines kleinen Lächeln erschienen auf den Gesichtszügen des kleinen Blonden. ,Und das ich zu euch kommen kann, weiß ich. Danke Die für deine Hilfe, aber mit dieser Nichtigkeit kann ich euch nicht auch noch auf die Nerven gehen. Diesmal will ich es alleine lösen. Ihr habt schon soviel für mich getan.'

"Wer war da am Telefon?" Kyo hob den Kopf und sah direkt in die Augen seines Vaters. "Geht dich nichts an.", knurrte Kyo bloß, legte den Telefonhörer zurück auf die Apparatur und verschwand in seinem Zimmer, schloss sie mit dem Schlüssel ab.

Nur einen Augenblick später hörte er, wie sein Vater wütend gegen das solide Holz schlug. "Mach sofort die Tür auf, Tooru! Ich will wissen mit wem du gesprochen hast! Du machst nichts als Ärger. Nur wegen dir ist deine Mutter totsterbenskrank. Nur wegen dir unnützes Balg!"

Kyo versuchte die Worte seines Vaters zu übertönen, indem er seine Anlage voll aufdrehte und die laute Musik X-Japans sein Zimmer erfüllte, doch noch immer hörte er die Worte, die sein Vater durch die verschlossene Tür schrie.

Erst, als ein letzter Tritt das Holz kurz zittern ließ und die Stimme seines Vaters verstummte, drehte er die Musik leiser. Kyo ließ sich auf sein Bett sinken und drehte seinen Kopf in die Richtung seines Nachtschränkchen, betrachtete eines der eingerahmten Fotos. ,Hach Mutter, wenn du nur wieder gesund werden würdest, dann wäre so vieles leichter.'
 

***
 

"Ohayo Gacktooo!" Die Stimme des kleinen Dunkelhaarigen riss Gackt aus den Gedanken. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus, als er Hyde auf sich zulaufen sah. "Ohayo Hyde.", begrüsste er jenen, als dieser ihn erreicht hatte. "Sag mal, was liest du da eigentlich?", fragte Hyde und beäugte kritisch das Blatt Papier in den Händen des Jüngeren. "Ich lese nicht. Ich schreibe.", antwortete Gackt und nahm seinen Rucksack von der Bank, damit sich Hyde ebenfalls setzen konnte. "Du schreibst? Was denn?" Die dunkeln Augen des Älteren leuchteten wissbegierig auf. "Nichts besonderes, nur ein paar Gedichte." "Gedichte? Ist ja cool, zeig mal her." Damit entzog Hyde dem Blonden den Block, ehe dieser überhaupt in der Lage war zu protestieren. Schnell überflog er die geschriebenen Zeilen.
 

Ich wandere ziellos umher

ohne jemanden zu begegnen

Ein schwaches Seufzen in Weis gefärbt

In der Kurzlebigkeit der wechselnden Jahreszeiten

Flossen die Tränen ohne Grund

"Ich liebe dich auch jetzt noch..."
 

Die unendliche Traurigkeit

Verwandelt sich in weißen Schnee

Ohne Unterlass blicke ich hinauf in den Himmel

Solange, bis dieser Körper vergeht

Jetzt, wenn mein Wunsch dich erreicht

Halte mich fest
 

Ohne es zu merken, verletzten wir uns

Selbst damals warst du stets zärtlich

Plötzlich ist das Versprechen zwischen und unerreichbar

Das Versprechen graviert in den Ring den wir tauschten

"Auch jetzt noch erinnere ich mich..."
 

Vergehende Erinnerungen, sie strahlen immer zu hell

Ich wollte noch länger bei dir sein

Wir werden uns nicht wieder sehen, aber

Bleibe die, die immer an meiner Seite war,

die mich gestützt hat*
 

"Wow, das ist gut, aber noch nicht ganz fertig, hm?", fragend sah Hyde Gackt an und reichte ihm den Block zurück. Der Blonde schüttelte den Kopf. "Iie und eigentlich sollte man ein Gedicht nicht lesen, bevor es nicht vollendet ist, stimmts?", sagte Gackt und schnipste den Älteren gegen die Nase. "Itai... für was war das denn?", beschwerte sich der kleine Dunkelhaarige und hielt sich die Nase. "Dafür, dass du so neugierig bist.", erwiderte Gackt und lachte bei dem Gesicht, welches der Ältere verzog. "Mou... du bist geme~~ein.", sagte Hyde und verschränkte seine Arme vor der Brust, was dem Jüngeren wieder ein leises Lachen entlockte. Sofort war alle Wut verraucht und Hyde drehte sich zurück zu Gackt.

"Du solltest öfter lachen. Das steht dir mehr, als dein undurchdringlicher Blick, mit dem du sonst rumläufst. Damit erinnerst du mich ständig an Kyo. Der rennt auch immer so rum." Gackts Augenbrauen zogen sich fragend zusammen. "Welcher Kyo?" "Wenn mich nicht alles täuscht, geht er in deine Jahrgangsstufe. Du müsstest ihn kennen. Blonde Haare, ziemlich klein, schwarz lackierte Fingernägel, weiße Schminke im Gesicht. Hast du bestimmt schon mal auf dem Schulhof gesehen.", meinte Hyde. Gackts Gesicht hatte sich um einige Nuancen verdunkelt. "Deine Beschreibung paßt verdammt gut auf meinen reizenden Klassenkameraden, nur heißt der nicht Kyo, sondern Tooru, Niimura Tooru, glaub ich.", sagte der Blonde. Ein kleines Kichern entfuhr Hyde bei dieser Aussage. "Das ist der, den ich meine. Sein richtiger Name ist Tooru, nur nennt er sich selbst und alle andern ihn Kyo. Ich weiß auch nicht so genau, warum. Ist eben einfach so." Hyde zuckte mit den Schultern. "Aha, na ja. Ist mir eigentlich soweit egal. Der Typ hat sowieso nicht mehr alle.", bestimmte Gackt, wobei er sich wieder einen fragenden Blick von Hyde einfing, der eine Antwort verlangte. "Vorige Woche hat er sich ziemlich aufgeregt, weil ich auf seinem Platz saß. Meiner war besetzt und nur noch neben ihm war einer frei, also musste ich mich ja dahin setzen. Als er das eingesehen hatte, ist er aggressiv gegenüber mir geworden und hat mein Heft vom Tisch geschleudert. Ich im Gegenzug seine Tasche. Er war sehr wütend und hat angefangen mitten im Unterricht ein Gedicht oder sowas ähnliches zu schreiben. Nicht unbedingt ungewöhnlich, aber worin es in seinem Text ging, war mehr als abstoßend.", erklärte Gackt und packte seinen Block zurück in seinen Rucksack. "Das ist bei Kyo normal. Er schreibt viele Gedicht oder Lyrics, vor allem, wenn er wütend ist. Du darfst ihn aber nicht vorurteilen. Das ist der Fehler, den er schon ständig tut. Und wie sich das bei dir anhört, hat er dich schon in die Schublade der arroganten, selbstverliebten Arschlöcher abgeschoben.", sagte Hyde und seine Stimme war nicht länger lustig, sondern ernst. "Tss... das ist mir herzlichst egal. Solange er mich in Ruhe lässt, was er leider nicht tut, kann ich mit ihm leben. Aber mal ne Frage. Woher weißt du soviel über ihn? Kyo scheint mir nicht der Typ, der alles auf die Nase bindet, was für ein Mensch er ist und wie er läuft."

"Das ist einfach zu erklären. Zwei seiner Bandmembers sind in einigen von meinen Kursen und ich habe mich mit ihnen angefreundet. Bald habe ich auch die restlichen Members kennen gelernt und so auch Kyo. Er ist wirklich verschlossen und gegenüber Fremden sehr abweisend. Da hat er bei mir keine Ausnahme gemacht. Kaoru hat mir nur gesagt ich soll ihm das nicht Übel nehmen und mir dann das erzählt, was ich dir eben gesagt habe. Jedenfalls war ich auch schon öfters bei ihren Proben dabei und ich muss sagen, dass sie ziemlich gut spielen."

"Moment mal, du willst mir erzählen, dass hier an der Schule auch Bands gibt?", unterbrach Gackt den Älteren. "Hai, sogar einige. Ich selbst spiele ja auch in einer Band, oder besser singe. Aber im Moment haben wir das Proben eingestellt, weil wichtige Prüfungen anstehen oder die anderen arbeiten müssen. Die Einzigen, die von uns noch zur Schule gehen, sind Tetsu und ich. Ken und Yuki studieren bereits.", erzählte Hyde bereitwillig. "Das ist ja cool. Das du singst, hätte ich nie gedacht. Ich singe auch, jedenfalls habe ich das. An meiner alten Schule hatte ich auch eine Band.", sagte Gackt und seine blauen Augen glänzten, als er an seine Freunde in Kyoto dachte. "Na dann mach doch hier weiter. Wie wär's, wenn wir beide, solange meine Band pausiert etwas zusammen machen? Unsere Stimmen harmonieren bestimmt und ein Instrument beherrscht du bestimmt auch, oder?" Hyde war Feuer und Flamme. "Hai, sogar mehrere." "Und was spielst du?", fragte Hyde interessiert weiter. "Naja am besten wohl Klavier und Gitarre, aber ich habe es auch schon mit Schlagzeug versucht.", gab Gackt zu. "Genial. Ich spiele Gitarre. Wie wär's wenn ich wir uns bei dir treffen und du zeigst mir mal, wie gut du Klavier spielst und singst?", fragte Hyde den Blonden. Gackt nickte. "Von mir aus. Wann hast du denn Zeit?" Fragend sah Gackt den kleinen Dunkelhaarigen an. "Eigentlich so gut wie immer. Sag du mir, wenn es dir passt.", beantwortete Hyde Gackts Frage. "Hm, am Samstag ist gut. Da habe ich das Haus für mich allein. Meine Mutter ist mit meinem Bruder zu meiner Tante gefahren. Dann könntest du sogar bei mir übernachten.", gab Gackt seine Überlegungen preis. "Super, dann also Samstag, hai?" "Hai." Schon unterbrach die Schulglocke das Gespräch der beiden Jungen. Hyde winkte Gackt noch mal zu, als er von der Bank sprang und in Richtung Schulgebäude davon rannte. Das sein neuer Freund ebenfalls Musik machte und Sänger war, fand er klasse. Jetzt konnte er vielleicht endlich wieder seinem Traum berühmt zu werden folgen.
 

* Last Song von Gackt

RED...[em]

Sorry, dass ich erst wieder ein Kapitel uploade. Bin aber nicht früher dazu gekommen. Ich danke Soraya-chan, Little-Ryu-Kitty und Gil_a_Galad für ihre super netten Kommis. ^^

Was ich noch kurz sagen will ist, dass die Kapiteltitel nichts mit dem Inhalt zu tun haben. Es handelt sich lediglich um die Lieder, die ich während des Schreibens gehört habe.

Nun baer viel Spaß beim Lesen...
 


 


 

Kapitel 3: RED...[em]
 

Bereits früh am Samstag Morgen wachte Hyde auf. Die Vorfreude auf den Nachmittag und den Abend hatten den kleinen Dunkelhaarigen kaum schlafen lassen. Er war so gespannt auf Gackts Stimme, dass er sich bereits eine halbe Stunde zu früh auf den Weg zu seinem neuen Freund machte. Die Gegend, in die die Adresse auf dem Zettel ihn verschlug, beäugte Hyde etwas misstrauisch. Die Strassen in diesem Randviertel Tokyos waren so sauber, als hätte jemand mit einem feinen Pinselchen jeden Dreckpartikel aus den einzelnen Ritzen gefegt. Auch die Bäume an den Seiten den Fußgängerweges sahen aus, als wäre jeder maßgerecht gesetzt und jeder kleine Ast peinlichst genau beschnitten worden.

Die riesigen Häuser und Grundstücke, die durch hohe Eisenzäune von fremden Blicken abgeschirmt wurden, wirkten abweisend und kalt. Kurz gesagt, Hyde befand sich im Bonzenviertel Tokyos.

Hyde lief seinen Weg weiter und nur wenig später stand er vor einem zweistöckigen Haus, was aber eher einer kleinen Villa glich, und stierte auf das Goldplättchen, welches an der Seitenwand abgebracht worden war, verglich es immer wieder mir dem Namen auf dem Zettel. ,Gakuto. Stimmt also tatsächlich. Man Gackt, da hast du aber ein nettes Häuschen und einen verdammt weiten Weg zur Schule.', jagte es dem kleinen Dunkelhaarigen durch den Kopf. Er wollte nicht wissen, wie früh Gackt aufstehen musste, um rechtzeitig zur schule zu kommen. Er selbst hatte ja schon eine knappe halbe Stunde mit der Bahn und weitere zwanzig Minuten gebraucht, um das Haus zu erreichen.

Ohne weiter zu warten, drückte er auf den goldenen Klingelknopf.

Drei Minuten vergangen, ohne das sich etwas regte, also betätigte Hyde erneut die Klingel. Noch mal musste er warten und wollte zum dritten Mal auf die Klingel drücken, als ein Poltern zu vernehmen war und wenig später die weiße Eichentür aufgerissen wurde. Hyde schaute nicht schlecht, als er bemerkte, wie Gackt ihm gegenübertrat. Er kannte den Blonden nur mit dunkelgeschminkten Augen und fast extravaganter Kleidung, keinesfalls so, wie er ihm jetzt gegenüberstand.

Die blonden Haare glänzten feucht im Sonnenlicht und es war genau zu erkennen, dass der Jüngere wohl eben erst aus der Dusche getreten war. Ein einfaches schwarzes T-Shirt und eine Schlagjeans betonten den Körperbau des Blonden.

Das ungeschminkte Gesicht betonte noch extremer als sonst die femininen Gesichtszüge des Jüngeren und anstatt blauer, starrten Hyde nun dunkelbraune Augen entgegen.

"Willst du rein kommen oder mich lieber weiterhin anstarren?" Diese Frage kombiniert mit einem lasziven Grinsen, holten Hyde zurück in die Gegenwart. Peinlich berührt schüttelte der Ältere den dunkeln Haarschopf und betrat das Heim Gackts.

"Du wohnst ja ganz schön luxuriös.", begann Hyde ein Gespräch um die peinliche Situation zu überdecken. "Tja, wie gesagt mein Vater ist Unternehmer und kann sich einiges leisten.", antwortete Gackt gleichgültig und führte Hyde durch den Hausflur. Staunend besah sich Hyde die Bilder und teure Einrichtung. Obwohl es wirklich schön aussah, wurde er das Gefühl nicht los, dass alles eine gewisse Kälte ausstrahlte.

Gackt schien das zu bemerken, denn er sagte. "Für die Einrichtung hier ist mein Vater verantwortlich. Er liebt Klassik und Geschichte. Wir Kinder mussten schon früh anfangen, klassische Instrumente zu spielen und die Maler der Renaissance und ihre Werke auswendig zu lernen. Ziemlich scheiße, als fünfjähriges Kind nicht rausgehen zu dürfen, sondern bei strahlendem Wetter Klavierunterricht zu bekommen."

Es lief Hyde eiskalt den Rücken hinunter, wenn er Gackt so gleichgültig und abgestumpft über seine Familie reden hörte.

Vor der Treppe endete Gackts kleine Tour. Mit einem Lächeln drehte er sich zu Hyde um. "Wenn ich Sie dann bitten dürfte, edler Herr. Steigen Sie die Treppe empor und treten Sie ein in das Reich eines abgefrakten, eingebildeten 17-Jährigen." "Quatschkopf! Du sollst nicht so von dir reden.", meinte Hyde ernst und stieg dann aber die Treppe nach oben. Inzwischen wusste er, dass sein neuer Freund diese Art der Selbstbetrachtung nachging und er fand, dass diese ganz und gar nicht stimmte. Er fand Gackt weder arrogant, noch abgefrakt oder sonst irgend etwas. Er wa lediglich etwas abweisend und in sich selbst gekehrt.

Gackt folgte dem kleinen Dunkelhaarigen und deutete ihm gleich die erste Tür links zu öffnen. Hyde kam dieser Bitte nach und betrat den Raum als Erster.

Das, was er sah, ließ wirklich alle Erwartungen, die er sich über Gackts Zimmer gemacht hatte unter den Tisch fallen.

Im Gegenteil zu der Einrichtung des restlichen Hauses war dieses Zimmer hell und freundlich. Eine breite Fensterfront führte auf einen großen Balkon und durch die geöffneten Vorhänge schienen helle Sonnenstrahlen.

Eine kleine Sitzgarnitur, bestehend aus einer Couch und zwei Sesseln, alle mit weißem Leder überzogen, war so gestellt, dass man von ihnen aus einen guten Blick auf den Breitbildfernseher an der Wand hatte. Auf dem kleinen Couchtisch lag ein Laptop, der Deckel war allerdings geschlossen.

In einem kleinem Regal unterhalb des Fernsehers, hatten DVD-Player, Videorecorder und eine Spielekonsole, wie massig DVD's, Videos und Spiele ihren Platz gefunden. Ein großes Regal voller Bücher hatte seinen Platz gegenüber einem weißen Piano und daneben stand ein großer Schreibtisch, auf dessen Deckfläche einige Notenblätter lagen. Von einer Seite des großräumigen Zimmers gingen zwei Türen ab. Eine in ein separates Badezimmer und die andere in einen begehbaren Kleiderschrank, wie Hyde vermutete, da er nirgends einen solchen ausmachen konnte.

Direkt hinter der Fernsehecke gab es einen Knick in der Wand und man konnte nicht sehen, was sich hinter dieser verbarg.

Gackt hatte nun ebenfalls sein Zimmer betreten. "Geh ruhig weiter, Haido.", sagte er und man konnte seiner Stimme einen gewissen Stolz entnehmen. Der kleine Dunkelhaarige ging weiter, trat auf den hellblauen Teppich und durchquerte das Zimmer.

Der Knick in der Wand gab den Blick auf Gackts Privatsspähre frei.

Ein großes Bett im europäischen Stil stand an der Wand und direkt darüber hing eine Gitarre neben einem Riesenposter einer Band, die er nicht kannte. In lateinischen Buchstaben stand der Name der Band in der unteren Ecke des Posters. »Metallica«.

An der anderen Seite auf einem Sideboard standen aufgereiht einige Manga neben einer Stereoanlage. Und direkt darunter ein Regal mit drei Spalten, die alle voller CD's waren.

"Wow, dass ist ja der Wahnsinn.", entkam es Hyde. "Findest du?" "Hai, man sieht, dass du Musik liebst." Der kleine Dunkelhaarige hatte sich niedergelassen und betrachtete die CD-Sammlung des Blonden. "Cool, du hast auch westliche CD's?", sagte Hyde und zog fasziniert eine Linkin Park CD aus ihrem Fach. "Hai und auf die bin ich stolz. Mein Zimmer habe ich übrigens selbst eingerichtet.", entgegnete Gackt und setzte sich auf sein Bett. Hyde wusste, dass Gackt gerne etwas angab und er machte auch keinen Hehl daraus, dass er auf sein Zimmer stolz war. Das brauchte er auch nicht, wie Hyde fand. Jeder Teenager, der Musik liebte, würde sich über so ein Zimmer freuen. Er eingeschlossen.

Während Hyde weiter nachdachte, hatte Gackt seinen Block aus dem Regal über seinem Bett gezogen und aufgeschlagen.

"Ich schlage vor wir fangen an.", sagte er schließlich und blickte Hyde aus braunen Augen an. "Gerne. Ich bin echt gespannt, wie du singst. Hast du einen Songtext?" Gackt nickte und deutete auf den Block in seinen Händen. "Den, den du dir schon vor zwei Tagen angesehen hast. Er ist fertig." "Echt? Das ging ja schnell und du hast auch schon eine Melodie?" "Hai, die habe ich meistens schon, bevor ich den Text habe.", antwortete Gackt und stand auf, ging zu dem Piano und klappte die Klappe auf.

Den Block stellte er auf das Notenbrett. Er schloss seine Augen, atmete tief durch und begann dann zu spielen. Hyde hatte sich auf einen der Sessel niedergelassen und lauschte der ruhigen Melodie des Blonden.

Das Einspiel endete und eine etwas längere Pause setzte ein. Gackt sammelte sich und konzentrierte sich auf den Text vor sich und schon hallte seine tiefe Stimme durch den Raum. Er vergaß, dass Hyde noch im Raum war und ihm zuhörte, vergaß die Wände seines Zimmer. Es gab nur noch ihn, das Piano und die Textzeilen.

Hyde dagegen beobachtete jede Bewegung des Blonden genau, beobachtete, wie die langen Finger über die Klaviertasten flogen, beobachtete wie Stimme und Melodie zu einem worden und war fasziniert. Gackts Stimme nahm ihn gefangen, verzauberte seine Sinne. Die melancholisch traurige Melodie harmonierte im perfekten Einklang zu Gackts Stimme. Hyde erkannte, welch großes Talent sein Freund besaß und das er mit Herz und Seele die Textzeilen sang. Der kleine Dunkelhaarige hatte das Gefühl, als würde der Text zum Leben erwachen, eine Geschichte erzählen, eine Geschichte voller Leben und Liebe.

Das Lied näherte sich seinem Höhepunkt. Gackts Finger flogen förmlich über die Klaviertasten und seine Stimme gewann an Stärke und Lautstärke.

Erst, als das Lied verklang, Gackts Stimme sich löste und die Melodie des Klaviers endete, fanden sich beide, Hyde sowie Gackt, zurück in die Wirklichkeit.

"Das war einfach nur phantastisch.", sagte Hyde und ging auf seinen Freund zu, legte einen Arm um dessen Schulter und zog ihn an sich. Gackt lächelte nur selig, lehnte seinen Kopf gegen den Brustkorb des Älteren. Immer wenn er Sang und Klavier spielte, befand er sich in diesem tranceähnlichen Zustand, der alle Sorgen und Probleme vergessen ließ.

Hyde lächelte ebenfalls, kannte er dieses Gefühl doch selbst. Bei ihm war es das Gleiche, nur das er nicht Klavier, sondern Gitarre spielte, sich selbst in den Saiten des Instrumentes verlieren konnte.

Es schien eine kleine Ewigkeit zu vergehen, bis beide sich wieder regten und einander ansahen. "War es wirklich so gut?", fragte Gackt nach. "Hai. Ich hatte das Gefühl, als würde dein Song leben. Wie heißt er?" "Last Song.", kam es leise zurück. "Hm, der Titel passt. Du hast echt ein großes Talent und du weißt es zu nutzen.", erwiderte Hyde und setzte sich zu Gackt auf den kleinen Hocker, der vor dem Piano stand. "Arigato. Dasselbe hat You auch immer gesagt." "You? Ein Freund von dir?", interessiert blickte Hyde auf. "Aa, sogar mein bester Freund. Er hat mir immer geholfen, wenn ich Probleme hatte und war da, wenn Mana mich mal wieder abserviert hatte. Er spielt übrigens auch Gitarre und Geige. Ich vermisse meine Freunde so sehr." Traurig starrte Gackt auf die Klaviertasten. Hyde merkte es und zog den Jüngeren kurz entschlossen in eine Umarmung. "Nicht traurig sein, daijobu? Es ist ein viel zu schöner Tag dazu." "Daijobu. Es ist nur schwer. Weißt du in Kyoto war ich nie allein. Ständig waren meine Freunde bei mir. Und hier? Dieses Haus ist so groß, meine Eltern so gut wie nie da und Freunde habe ich auch keine, außer dich." Die letzten beiden Wörter hatte Gackt nur gehaucht, doch trotzdem hatte Hyde sie verstanden.

Der kleine Dunkelhaarige lächelte und sagte: "Keine Bange. Ich sorge schon dafür, dass du Freunde findest. Was hältst du davon, wenn wir heute Abend ausgehen. Das Black Velvet ist der Treffpunkt schlechthin und ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er dir gefallen wird." Zaghaft streichelte Hyde Gackt durch das blonde Haar. Der Blonde horchte auf. "Black Velvet? Davon habe ich schon mal gehört. Einige in meiner Klasse haben davon geredet." "Siehst du. Also gehen wir heute Abend hin?" Hyde schob Gackt etwas von sich und sah ihm in die braunen Augen. "Hai, das machen wir."
 

***
 

Das Black Velvet! Ein Geheimtip in der Szene von Tokyo und beliebter Treffpunkt der Jugend, besonders für Visuals. Eine Attraktion des Black Velvet ist, dass jeden Monat junge Nachwuchsbands die Chance bekommen ihr Können unter Beweis zu stellen. Schon einige unscheinbare Bands sind in den Genuß gekommen durch das Black Velvet entdeckt zu werden. Die laute Musik, die bunten Lichter, der Sound. Alles, was eine ordentliche Disco braucht, ist im Black Velvet zu finden.
 

Unruhig hüpfte Toshiya von einem Bein auf das andere. Die stand neben ihm und rauchte. Die Beiden waren die Einzigen ihrer Truppe und warteten bereits sein über zehn Minuten auf die restlichen Dirumembers.

"Man Totchi! Hör auf hier, wie ein aufgedrehter Flamingo rumzuhüpfen. Das macht einen irre." "Mou... Die. Mir ist aber langwe~~eilig.", beschwerte sich der Jüngere. "Dafür kann ich nichts. Kaoru sagte selbst um 10 hier und er ist zu spät. Das erste Mal, dass er sich verspätet." Die lachte und auch Toshiya fiel in das Lachen mit ein.

"Was gibt's denn zu lachen?" Sowohl Toshiya, als auch die hoben die Köpfe und sahen in das hübsch geschminkte Gesicht Kaorus. "Oi Leader-sama. Hast du es auch endlich mal geschafft dich hierher zu bemühen.", grinste Die.

"Sieht wohl so aus. Was kann ich dafür, dass die Strassen so voll waren und bei Shinya die Klingel kaputt.", erwiderte Kaoru gelassen. Die horchte auf. Shinya! "Wo ist denn der Kleine?", fragte er nun an Kaoru gewand. Dieser trat beiseite und ab so den Blick auf den Jüngsten ihrer Truppe frei. "Wow... wer bist du denn, Süsse?" Big Red pfiff anerkennend durch die Zähne, ignorierte Shinyas bösen Blick. Toshiya tauchte nun hinter Die auf und quiekte sofort los. "Siehst du niedlich aus!"

Ein leichter Rotschimmer bildete sich auf Shinyas Wangen. Der junge Drummer trug einen schwarzen Minirock, kniehohe Ledertstiefel mit reichlich Absatz und eine weiße Bluse, die so knapp saß, dass man, wenn er sich bewegte, seinen flachen Bauch hindurchblitzen sehen konnte. Seine langen braunen Haare, hatte er zur einen Seite hoch gesteckt, die andere fiel in gewellten Locken bis über die Schulter des Jungen. Dazu hatte Shinya sich an diesem Abend sehr feminin geschminkt.

"Arigato.", kam es schüchtern aus seinem Mund und zaghaft ließ er seinen Blick über Toshiyas und Dies Outfit gleiten. Big Red hatte sich in einen knallengen Lacklederanzug gezwängt. Darüber trug er eine enge Lederweste mit Fellrand. Seine Hüfte zierten zwei große Nietengürtel und seine Arme schwarze Armstulpen, über den einen hatte Die einen silbernen Armreif gezogen, der ihm fast bist zum Ellenbogen reichte. Die feuerroten Haare standen in alle Richtungen ab, lediglich zwei lange Haarsträhnen fielen bis über seine Schultern. Dazu hatte er sich dezent geschminkt.

Toshiya dagegen trug eine enge Lederhose, die an zwei Seiten eingerissen worden war und kunstvoll mit silbernen Nieten umrandet. Ein zerrissenes Hemd entblösste Teile der hellen Haut und der viele Silberschmuck gab dem ganzen ein Aussehen, wie nur Toshiya es fertig brachte. Die blauschwarzen Haare hatte der Bassist hochgesteckt, sodass lediglich einige Haarsträhnen aus dem Wirrwarr des Zopfes herausfielen. Um den Hals trug er ein Nietenhalsband.

Kaoru schüttelte den Kopf. "Ihr habt euch aber auch wieder rausgeputzt wie zwei Königspfauen." "Hah und du, wie ein eitler Flamingo!", schlug Die zurück und zupfte an den kunstvoll hergerichteten Frisur des Violetthaarigen. "Lass das!", wimmelte Kaoru Die ab. "Wo ist eigentlich Kyo?" Alle Augenpaare richteten sich auf Shinya. "Was denn, darf ich nicht fragen?", kam es leicht beleidigt. "Das frage ich mich aber auch. Wir warten jetzt schon fast zwanzig Minuten.", stellte Die mit einem Blick auf seine Uhr fest.

Keiner der vier bemerkte die Gestalt die bereits seit einiger Zeit in ihrer Nähe stand, sich jetzt äußerte. "Können wir dann rein gehen?"

Sofort drehten sich die vier zu ihm um. "Kyo!", kam es aus drei Mündern gleichzeitig. "Anwesend." "Wie lange bist du schon hier?", wollte Kaoru wissen. "Lange genug um zu sehen, wie ihr euch angegafft habt.", antwortete der kleine Blonde und strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, die übrigens die einzige war, die es wegzustreichen galt. Kyos blonder Haarschopf zeigte in alle Richtungen. Die dunkel geschminkten Augen standen im perfekten Kontrast zu dem weiß gepuderten Gesicht des kleinen Blonden. Bis zu den Oberschenkeln reichende Venylstiefel, eine enge schwarze Hotpants und ein schwarzes enganliegendes Oberteil, dessen Ärmel Kyo abgerissen hatte, nur um sie etwas niedriger mit Sicherheitsnadeln wieder festzustecken, stellten das Outfit des kleinen Blonden zusammen. Er drehte sich um und stolzierte in die Richtung, in der der Eingang des Black Velvet lag.

"Kyo sieht heute irgendwie anders aus.", sagte Die nachdenklich. "Hm?" Kaoru sah seinen besten Freund blinzelnd an, sagte aber nichts weiter dazu. Er hatte an Kyo nichts ungewöhnliches feststellen können. "Lasst uns jetzt endlich gehen.", meinte Toshiya, hakte sich bei Shinya ein und zog ihn hinter sich her.
 

Nur knappe zehn Minuten später befanden sich die fünf Dirus mitten im Getümmel der Diskothek. Während Shinya, Toshiya und Kyo es sich in einer Sitzecke gemütlich gemacht hatten und ihre ersten Getränke bestellt, wuselten Die und Kaoru bereits auf der Tanzfläche herum. "Wie hast du das mit deinen Eltern eigentlich nun abgesprochen, Shinya?", fragte Toshiya und nahm einen Schluck aus seiner Cola. Die, Kyo und Kaoru hatten sich geeinigt, dass die Chibis erst einmal nichts alkoholisches zu trinken bekommen sollten. "Meine Mutter war erst nicht sehr begeistert, aber als dann Kaoru gekommen ist und ihr versichert hat, er würde ein Auge auf mich werfen und unbeschadet wieder zuhause abliefern hat sie schließlich ja gesagt.", antwortete der junge Drummer bereitwillig. "Aha, meine Ma hat nichts gesagt. Sie hat mir sowieso das letzte Mal etwas verboten, als ich 14 war.", erwiderte Toshiya und lachte verhalten. Dann sah er zu Kyo, der seelenruhig an seinem Bacardi nippte. "Kyo?" "Anwesend." "Warum gehst du eigentlich nicht tanzen?" Toshiya klimperte mit den Augen, was Kyo nur zum Lächeln brachte. "Ganz einfach. Weil einer auf dich aufpassen muss, damit du keinen Unsinn machst, Totchi." "Mou... Ich und Unsinn. Puh!" Beleidigt drehte der Bassist dem kleinen Blonden den Rücken zu. Kyo lachte nur und wechselte einen Blick mit Shinya. "Totchi, manchmal bist du so zickig, wie ein pubertierendes Mädchen und genauso schnell beleidigt. Eigentlich würde die Rolle des Mädchens unter uns doch viel besser zu dir passen, als zu Shinya, meinst du nicht auch Shin?" Fragend sah Kyo nun zu Shinya. Der junge Drummer musste sich das Lachen schwer verkneifen und erwiderte. "Der war jetzt aber gemein, Kyo." Toshiya dagegen starrte Kyo nur beleidigt an, nahm sich vor, an diesem Abend kein Wort mehr mit dem kleinen Blonden zu reden.

"Was denn hier los? Ist unsere Prinzessin etwa beleidigt?", scherzte Die und ließ sich neben Shinya an dem Tisch nieder. "Du nicht auch noch, Die!", sagte Toshiya mit weinerlicher Stimme. Er mochte es gar nicht, wenn man sich über ihn lustig machte. "Nimm es doch nicht so ernst, Toto. Sonst muss Shin immer leiden, also warum auch nicht einmal du?", meinte Kyo versöhnlich. "Wo hast du eigentlich Kao gelassen, Die?", fragte Kyo nun an Big Red gewandt. "Keine Ahnung. Ich war damit beschäftigt eine anhängliche Blondine abzuschütteln, da hatte ich keine Chance auch noch ein Auge auf unseren Leader-sama zu werfen.", antwortete dieser sachlich, drehte sich aber sofort in eine andere Richtung und winkte einen der zahlreichen Bedienungen zu ihnen. Kyo, der die Konversation mit Big Red eigentlich noch hatte weiterführen wollen, klappte den Mund wieder zu und nippte erneut an seinem Getränk. Den dunklen Schatten, der kurz über seine Augen rutschte, bemerkte keiner außer Shinya.

"Also, was wollt ihr trinken, Chibis, Kyo?" "Ich will einen Wodkalemon!", bestimmte Toshiya sogleich und sah seine Freunde strahlend an. Vergessen war seine Wut über die Kommentare. "Oi, oi Totchi. Ganz schon mutig, aber daijobu. Wir werden sehen, ob du den Weg zum Klo noch schaffst oder nicht.", lachte Die und bestellte das gewünschte Getränk. Shinya beschloss es mit einem Bacardi zu versuchen, doch Kyo hielt ihn davon ab. "Nimm dir lieber noch mal eine Cola und koste von mir.", bot er dem Jüngeren an und Shinya nickte. Kyo bestellte sich daraufhin noch einen Bacardi und für Shinya eine Cola. Die nickte nur und gab der Bedienung die Bestellung. Für sich selbst bestellte er ein Bier und für Kaoru ein Wasser. Schließlich musste dieser noch Shinya nach Hause fahren.

So vergingen zehn Minuten. Die Getränke standen längst an den Plätzen ihrer Besitzer, als Kaoru wieder zu der Truppe stieß.

"Beehrst du uns auch mal wieder mit deiner Anwesenheit, oh großer Leader-sama?", scherzte Die und gab seinem Freund einen Puff in die Seite. "Hast mich wohl schon vermisst, was. Ich habe vorhin jemanden getroffen, den du gut genug kennst.", erwiderte Kaoru lächelnd. "Echt. Wen?", wissbegierg sah Big Red den Leadgitarristen an.

Kurz darauf erschien eine Person vor dem Tisch der Dirus und klopfte zum Gruß auf die Tischplatte. "Konbann wa. Euch hier zu treffen, hätte ich nicht gedacht." Vier Augenpaare richteten sich auf den jungen Dunkelhaarigen. Die war der Erste, der ihn erkannte.

"Haido! Was machst du hier?", rief Big Red fröhlich aus und verpasste dem Jüngeren noch von seinem Platz aus einen Schlag auf den Rücken, der ihn ziemlich wanken ließ.

Nun hatten auch die anderen ihn erkannt. Shinya nickte ihm freundlich zu, während Toshiya über den Tisch langte und den Dunkelhaarigen am Handgelenk fasste, sodass dieser beinahe auf den Tisch fiel. Kyo hatte nur ein knappes Nicken übrig.

"Hey Toto. Ich kann stehen. Danke, ich brauche nicht auf eurem Tisch zu liegen.", rief Hyde und entzog sein Handgelenk dem Blauhaarigen.

"Setz dich doch. Sag mal bist du alleine hier?", fragte Die und rückte etwas näher zu Shinya, damit Hyde noch einen Platz auf der Bank fand. Dieser lehnte jedoch ab. "Iie, in Begleitung. Er ist momentan aber an der Bar und holt unsere Getränke." Hyde schob die dunkle Sonnenbrille nach oben. "Er?" Skeptisch zog Die eine Augenbraue nach oben. "Hai, er.", meinte Hyde bloss und drehte sich kurz um, winkte jemanden zu und rief. "Hier bin ich, Gackto!" Gespannt stierte Die in die Richtung, in die Hyde gewunken hatte. Aber nicht nur er, sondern auch Toshiya und Shinya sahen in die Richtung. Kaoru dagegen lächelte vor sich hin. Er wusste, wer Hydes Begleitung war und war auf die Reaktion seiner Freunde gespannt.

Diese erfolgte auch. Es vergingen nur einige Sekunden, als eine hochgewachsene Jungengestalt, ebenfalls mit Sonnenbrille ausgestattet, an den Tisch der Dirus stieß. "Hier Hyde. Dein Bier." Der Blonde drückte dem Kleineren das Getränk in die Hand und sah nun die Jungs an, die am Tisch saßen. Das alle Blicke auf ihm ruhten, störte ihn nicht besonders. "So, wenn ich dann mal bekannt machen darf. Gackt, dass sind. Die, Shinya und Toshiya. Na ja Kaoru und Kyo kennst du ja bereits.", stellte Hyde seinen neuen Freund die restlichen Dirumembers vor. Als Kyos Name fiel, drehte Gackt seinen Kopf zu dem kleinen Blonden und ein unterdrücktes Seufzen entkam seiner Kehle. Kyo, der den anderen ebenfalls erkannt hatte, verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. "Muss man dich auch noch hier Treffen. Reicht es nicht, dass du mir jeden Tag in der Schule auf den Geist gehst.", entkam es dem Mund des kleinen Blonden. Gackt ignorierte diese Worte einfach, wandte sich statt dessen an Die, Shinya und Toshiya, die ihn noch immer ansahen. "Hi. Mein Name ist Gakuto Camui. Ihr könnt mich aber auch Gackt nennen, wenn ihr das wollt.", stellte er sich noch einmal vor.

Toshiya sprang sogleich auf und streckte dem Blonden seine Hand entgegen. "Ich bin Toshiya. Du bist aus Kyoto hergezogen, stimmt's?" Die dunkelbraunen Augen des jungen Bassisten strahlten fröhlich und Gackt nickte verlegen. "Hai. Freut mich dich kennen zu lernen." "Mich ebenso."

"Dann bist du also der, der unserem kleinen Warumono in letzter Zeit die Nerven kostet. Ich bin Die oder auch Big Red für meine Freunde." Die lächelte eines seiner berühmten Grinsen und schlug Gackt freundschaftlich auf den Rücken.

Kaoru musterte Kyo aus den Augenwinkeln heraus. Ihm war der kurze Schmerz in den dunklen Augen des kleinen Blonden nicht entgangen, als Die ihn als ,Warumono' bezeichnet hatte. Jetzt saß er mit düsterem Gesichtsausdruck auf seinem Platz und stierte genervt auf Gackt.

Hyde seinerseits hatte Shinya in ein Gespräch vertieft.
 

Der Abend zog ins Land und Hyde und Gackt hatten sich zu den fünf Dirus gesellt. Während sich Toshiya, der Shinya einfach mit sich gezogen hatte, Hyde, Gackt und Die auf der Tanzfläche austobten, blieben Kaoru und Kyo am Tisch sitzen.

Kaoru beobachtete den kleinen Blonden nun schon eine ganze Weile und beschloß ihn anzusprechen.

"Du Kyo, sag mal. Ich möchte dich keinesfalls nerven, aber was genau ist es, was du an Gackt nicht leiden kannst?" Kyo sah von seinem Glas auf und stöhnte. "Es ist seine ganze Art. Für mich ist er ein arrogantes Arschloch, dass nur sich selber sieht. Ich kann ihn einfach nicht ausstehen. Schon als er das Klassenzimmer betrat, wusste ich das." "Meinst du nicht, dass du etwas vorschnell urteilst?" "Vielleicht, aber das ist mir egal. Ich mag ihn nicht und damit Schluß." Damit war für Kyo das Thema abgehakt.

Was er zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht wusste war, dass der schlanke blonde junge Mann in seinem weiteren Leben eine entscheidende Rolle spielen würde.

C

Hey Leute
 

Gomen, dass ich mich ewig nicht gemeldet habe, aber da ich nun zwei wochen im urlaub war kann ich mich frisch ans werk machen.

Ich will euch nicht lange vom LEsen abhalten, deshalb viel sPaß mit kapitel 4^^
 

WICHTIG!!!

Ich suche eine Betaleserin für meine Diru-FF's. Es wäre toll wenn sich jemand melden würde.
 

Yingzi
 

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Kapitel 4: C
 

Mit einem gezielten Fußtritt wurde die Tür aufgestoßen. Leicht schwankend betrat eine hochgewachsene Gestalt den Raum. Neben ihr eine Kleinere, die jedoch mehr auf der Schulter der Größeren hing, als alles andere.

"Mensch Hyde. Nun lass dich nicht so hängen. Du bist schwer!" Seufzend zog Gackt den Körper des kleinen Dunkelhaarigen höher auf seine Schulter, wobei ein undefinierbares Geräusch der Kehle des Älteren entwich. ,Ohoh.', schoß es Gackt durch den Kopf und er beeilte sich Hyde ins anliegende Badezimmer zu schleifen.

Kaum hatte er ihn losgelassen durchlief ein Schaudern den Körper des Dunkelhaarigen und nur einen Augenblick später entleerte sich sein Magen in der Kloschüssel. Kopfschüttelnd ging Gackt in die Knie, umfaßte den bebenden Körper vor sich und gab diesem so etwas Halt. Leise flüsterte der Blonde Hyde beruhigende Worte ins Ohr.

Es dauerte einige Minuten bis das letzte Würgen durch Hydes Kehle drang und der kleine Dunkelhaarige kraftlos zusammensank. "Geht's wieder?", fragte Gackt an Hyde gewandt, der nun schwach in seinen Armen lag. Ohne Gackts stützende Arme hätte Hyde sich wohl nicht mehr aufrecht halten können. Das Gesicht des kleinen Dunkelhaarigen war aschfahl und die Augen halb geschlossen. "Scheiß Alk.", krächzte er. Seine Stimme hatte am früheren Abend noch ganz anders geklungen. "Tja, das hast du dir selbst zuzuschreiben. Ich hab dir nach dem sechsten Bier gesagt hör auf. Aber du musstest dir noch zwei Bacardi reinschütten.", sagte Gackt und lächelte, strich dem Älteren eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. Hyde erwiderte nichts. Sein Hals tat ihm weh und sein Kopf schien beinahe zu explodieren. Gackt konnte sich nur zu gut vorstellen, wie es dem anderen ging. Er selbst wusste wie es war, wenn man zuviel Alkohol getrunken hatte. ,Das wird morgen früh einen netten Kater geben.', war einer seiner Gedanken.

Nach einer kurzen Zeit der Ruhephase entschloß sich Gackt Hyde ins Bett zu bringen. Sie konnten ja schlecht die ganze Nacht hier im Bad hocken.

Vorsichtig griff er nach einem Arm des Dunkelhaarigen und hängte ihn sich über die Schulter, dann zog er Hyde vom Boden. "Na komm. Ich bringe dich ins Bett.", sagte Gackt leise und brachte Hyde zurück in sein Zimmer.

Langsam ließ er den kleinen Dunkelhaarigen auf sein Bett sinken. Dieser ließ alles mit sich machen, war mit ihm doch eh nichts mehr anzufangen. Das merkte auch Gackt, als er begann Hyde auszuziehen.

Die leichte Jacke war schnell geöffnet, wie auch Gürtel und Hose, doch für alles weitere brauchte er die Unterstützung des Älteren. "Komm schon, Hyde. Ein bißchen Hilfe kann ich von dir erwarten, oder?" Gackt zerrte ein wenig an der Hose und tatsächlich ging eine Regung durch den Körper des kleinen Dunkelhaarigen. Hyde hob sein Becken etwas an, aber gerade mal soweit, dass Gackt wirklich nur mit Mühe und Not die Hose des Älteren darunter hindurch ziehen konnte. "Arigato.", meinte der Blonde sarkastisch und machte sich daran die Jacke und das knappe T-Shirt zu entfernen. Nach einigen Anläufen war ihm das auch gelungen. Hyde lag jetzt nur noch mit Unterwäsche und Socken bekleidet auf dem großen Bett des Blonden und dämmerte vor sich hin.

Kopfschüttelnd zog Gackt dem anderen auch noch die Socken aus und bedeckte ihn anschließend mit einer dünnen Steppdecke. Dann lief er die Treppen nach unten in die große Küche, durchsuchte die Schränke nach Kopfschmerztabletten.

Als er mit einem Glas Wasser und den sich darin lösenden Aspirin sein Zimmer wieder betrat, schien Hyde in einen leichten Dämmerschlaf gefallen zu sein. Das hübsche Gesicht hatte sich in den Kissen vergraben und sein Arm lag ausgestreckt über dem Bettrand. Gackt entlockte dieser Anblick ein sanftes Lächeln. Zu schade, dass er Hyde noch mal wecken musste, aber würde er ihm die Aspirin nicht geben, würden die Kopfschmerzen des kleinen Dunkelhaarigem am nächsten Morgen noch stärker sein, als ohnehin schon. Er kniete sich vor das Bett, schüttelte Hyde etwas an der Schulter, woraufhin der Ältere benommen seine Augen aufschlug, ein fragender Ausdruck glänzte in ihnen. "Ich habe hier ein Aspirin für dich. Sie wird deine Kopfschmerzen lindern.", erklärte Gackt kurz und deutete auf das Glas in seiner Hand. Hyde nickte träge, rollte sich auf den Rücken und richtete sich etwas auf. Mit zittrigen Fingern griff er nach dem Glas, welches ihm jedoch beinahe wieder entglitten wäre. "Ich helfe dir." Gackt hielt das Glas fest und setzte es Hyde an die Lippen, der es artig trank. Als das Glas leer war, stellte Gackt es auf den Nachttisch. "Oyasumi nasai Hyde.", sagte der Blonde und streichelte einmal zärtlich über die Wange des Dunkelhaarigen. Hyde lächelte und stützte sich noch etwas weiter auf. Gackt wusste nicht, wie ihm geschah, als der kleine Dunkelhaarige sein Gesicht zu sich zog und ihre Lippen sich zu einem Kuss trafen. Gackt wollte zurückweichen, doch Hydes Hand, die in seinem Nacken lag, hinderte ihn daran, drückte ihn sogar noch etwas weiter nach unten.

Hyde versuchte den einseitig geführten Kuss zu vertiefen, indem er mit seiner Zunge über Gackts Unterlippe fuhr und nach Einlaß forderte. Der Blonde wollte ihn verweigern, aber sein Körper wollte etwas anderes. Zögerlich öffnete Gackt seinen Mund einen Spalt und sofort glitt Hydes kleine Zunge hindurch, begann die andere zu necken, lockte zu einem Spiel. Gackt ging darauf ein. Schon bald herrschte ein feuriges Zungenspiel zwischen den beiden, welches keiner dominieren konnte.

Schwer atmend lösten sich die beiden ungleichen Jungen voneinander und während Hyde zufrieden lächelnd in einen traumlosen Schlaf fiel, blieb Gackt mit weitgeöffneten Augen und starrem Blick auf der Bettkante sitzen. ,Was ist hier passiert? Wie konnte das passieren?', fragte er sich immer wieder, doch er fand keine Antwort. Gackt beschloss die Sache zu vergessen und hoffte, dass Hyde das nur getan hatte, weil er betrunken gewesen war, doch ein Teil tief verborgen in Gackts Innerem wollte nicht, dass Hyde es nur deswegen getan hatte.

Den Blick noch immer auf den schlafenden Hyde gerichtet, erhob sich Gackt schließlich. Auch er befreite sich von seiner Kleidung, die er im Black Velvet getragen hatte. Eine weite weiße Hose und ein hautenges ärmelloses Shirt mit einem aufgenähten Drachen, gepaart mit einem nietenbesetzten Halsband und einer schwarzen Armstulpe hatten sein Outfit dargestellt.

Mit nichts weiter als einer Boxershorts bekleidet, betrat er schließlich den großen Balkon vor seinem Zimmer. Die Sterne leuchteten hell über dem Nachtleben Tokyos. Der ganze Himmel schien von den entfernten Lichtern erhellt zu sein. Aber dafür interessierte sich der Blonde nicht. Sein Blick galt nur den weißen Lichtern über ihm.

Obwohl die Nacht bereits weit vorangeschritten war, konnte er nicht schlafen. Zu viele Gedanken schwirrten durch seinen Kopf. Gedanken, denen er teilweise selbst nicht folgen konnte. ,Der heutige Abend war wirklich schön. Kaoru, Die und Toto sind wirklich nett, besonders Toto. Vielleicht werden wir sogar richtige Freunde.' Seine Gedanken glitten weiter und blieben an der Person hängen, die gerade friedlich schlummernd in seinem Bett lag. ,Hyde. Gerade mal zwei Wochen kennen wir uns jetzt und trotzdem sind wir schon so was wie beste Freunde. Freunde, nicht mehr. Das, was eben passiert ist, darf sich nicht wiederholen. Es darf nicht mehr werden zwischen uns. Ich will es nicht. Nicht schon wieder. Aber warum denke ich dann etwas anderes? Tue Dinge, die ich mir strikt verboten habe? Warum?' Seufzend stütze Gackt sich auf das eiserne Geländer des Balkons, legte seine Gesicht in seine Handfläche. ,Iie, unser Verhältnis muss so bleiben, wie es im Moment ist. Ich darf und will nicht zulassen, dass mehr zwischen uns wird. Die Wunden sind noch zu frisch.' Mit Gewalt versuchte Gackt das Gesicht des schlafenden Dunkelhaarigen aus seinem Kopf zu verbannen, die Erinnerung an seinen warmen Körper zu vergessen, doch es gelang ihm nicht.

Stöhnend drehte sich Gackt von der Stadt ab, starrte hinauf in das leuchte Firmament, bemerkte des eisigen Wind. Schützend legte er seine Arme um seinen nackten Oberkörper, wollte die Kälte vertreiben und obwohl seine Arme ihm Wärme gaben, blieb die Kälte in seinem Inneren doch bestehen. ,Hör auf dich wie ein Kleinkind zu benehmen. Sie ein, dass du einsam bist. Die Einsamkeit, mein ständiger Begleiter.' Ein bitteres Lächeln zierte das Gesicht des Blonden und er beschloß zurück in sein Zimmer zu gehen.

Kurz fiel sein Blick auf die schlafende Gestalt in seinem Bett und für den Bruchteil einer Sekunde wollte er sich zu ihr legen, doch dann verwarf er den Gedanken und steuerte auf die weiße Couch zu. ,Es darf nicht mehr werden.'
 

***
 

Nicht nur Gackt war es, der in dieser Nacht keinen Schlaf fand. Nein auch jemanden anderen hielten die Gedanken wach.

Es war Kyo, der auf seinem Bett lag und an die Decke starrte. Er war bereits seit zwei Stunden zu Hause. Glücklicherweise hatte sein Vater bereits geschlafen, als er die Tür geöffnet hatte und in sein Zimmer geschlichen war.

Durch sein geöffnetes Fenster drang der Lärm des Nachtverkehrs Tokyos. Aber Kyo interessierte das wenig. Der Pochen in seinem Unterarm bemerkte der kleine Blonde kaum. Langsam hob er die rechte Hand, betrachtete das kleine Taschenmesser, dessen Klinge rote Schattierungen aufwies. Kyo zog seinen linken Arm so hoch, dass er in sein Blickfeld trat, setzte gedankenlos die Klinge an die weiße Haut, drückte zu und zog sie nach unten.

Sofort begann die kleine Wunde zu brennen und Blut bahnte sich den weg an die Oberfläche, lief an seinem Handgelenk hinab, vermischte sich mit den Spuren der anderen Schnitte. ,Was würde passieren, wenn ich abrutsche und die Pulsader treffe? Hat dieser Traum dann endlich ein Ende? Wird ein neuer beginnen?'

Verwirrt schüttelte Kyo seinen Kopf. Der kleine Blonde schien erst jetzt zu realisieren, was er getan hatte. "Shimatta! Ich wollte damit aufhören! Es darf nicht soweit kommen, dass ich zurück in meinen alten Trott falle!", fluchte er, riss die Schublade seines Nachtschrankes auf, zog gekonnt eine kleines Fläschchen, etwas Watte und eine Mullbinde hervor. Das Wattestückchen beträufelte er mit dem Inhalt des Fläschchens und drückte es anschließend auf die Schnitte auf seinem Unterarm. Sofort flammte der Schmerz wieder auf, doch Kyo verzog keine Miene. Er war diese Prozedur gewöhnt, kannte den Schmerz und wusste, dass er bald wieder abklingen würde. Nachdem er die kleinen Wunden gereinigt hatte, wickelte er die Binde um seinen Arm.

,Ich muss dann wohl wieder Armstulpen tragen. Die und die anderen dürfen das auf keinen Fall sehen. Sie denken doch, dass ich das überwunden habe.', schoß es durch Kyos Kopf und das schlechte Gewissen machte sich in ihm bereit. Wie konnte er auch nur so dumm sein und wieder anfangen zu ritzen? Lange hatte er es nicht mehr getan, aber von Zeit zu Zeit holten ihn seine früheren Gewohnheiten wieder ein und er tat Dinge, die er längst vergessen haben sollte.

Aber Kyo wusste auch, dass viele seiner Probleme noch nicht gelöst waren und obwohl er Freunde hatte, die bereit waren, alles für ihn zu tun, brachte er nicht den Mut auf, ihnen das zu gestehen. Zu schwer waren die Zeiten gewesen, in denen sie um ihn gekämpft hatten, verhindern wollten, dass er nicht auch noch den letzten Schritt über den Abgrund der Klippe tat, denn solche Zeiten hatte es in dem jungen Leben des kleinen Blonden bereits gegeben. Und nur die Hilfe seiner Freunde war es gewesen, die ihn davor bewahrt hatten, seinem Leben ein Ende zu setzen. Allen voran Die, der nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen ein recht gutes Verhältnis zu Kyo hatte.

Schon allein ihm zuliebe wollte Kyo nicht zurück in sein altes Leben fallen.

Stöhnend stand Kyo auf. Sein Weg führte ihn zum Fenster, gegen welches er sich schließlich lehnte. Das kühle Glas fühlte sich angenehm auf seiner Haut an. Die dunklen Augen sahen hinaus in das Nachtleben Tokyos, sahen die leuchtenden Reklametafeln, nahmen aber ihre Schrift nicht wahr. ,Warum nur habe ich diese Depressionen seit Gakuto aufgetaucht ist? Ich kann ihn nicht leiden und er mich nicht, aber wieso habe ich dann nur so ein komisches Gefühl, mich würde etwas mit ihm verbinden? Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es einfach nicht.'
 

***
 

Die hellen Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen, holten ihn aus seinem Schlaf zurück in die Realität.

Seine Augenlider begannen zu flattern und nur wenige Augenblicke später starrte Hyde in das grelle Sonnenlicht. Sofort schloß er sie wieder und legte seine Hand schützend auf seine Stirn. Es pochte hinter seinen Schläfen, aber Kopfschmerzen, wie der Dunkelhaarige sie erwartet hatte, hatte er nicht. ,Deine Tablette hat wahrlich gewirkt. Das Rezept muss ich haben.', dachte sich Hyde und startete einen zweiten Versuch seine Augen zu öffnen. Es gelang ihm. Er brauchte einige Augenblicke um zu begreifen, wo er war, aber dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Langsam richtete er sich auf, sah sich kurz in dem hellen Zimmer um. ,Wo ist Gackt bloß?'

Mit nackten Füßen tapste Hyde über den weichen Teppich und entdeckte einen blonden Haarschopf, der über den Rand der weißen Couch lugte. ,Er wird doch nicht die ganze Nacht auf der Couch geschlafen haben, oder?', fragte sich Hyde in Gedanken. Doch die Decke und das kleine Kissen, welches jedoch auf dem Boden lag, bewiesen Hyde das Gegenteil. ,Wie kawaii von ihm.' Vorsichtig ging Hyde in die Hocke und besah sich das friedliche Gesicht vor ihm, das von allen Sorgen befreit schien.

,Er ist so schön. Warum nur schminkt er sich so stark, wenn er auch ohne Make-up so traumhaft aussieht? Und wieso nur ist sein Gesicht so ernst?' Hauchzart streichelte Hyde über Gackts Wange. Der Jüngere regte sich kurz, seufzte zufrieden und schlief weiter. Ein schelmisches Grinsen erschien auf Hydes Gesichtszügen. ,Ob er wohl wach wird, wenn ich ihn küsse?' Ganz langsam beugte sich Hyde zu dem Blonden hinunter, achtete peinlichst darauf, dass seine Haare den Jüngeren nicht berührten. Immer näher kam er den Lippen des anderen, bis er seine sanft mit denen Gackts zu einem verschmolz. Erst zurückhaltend und scheu, dann frech und schelmisch begann Hyde an der Unterlippe des Blonden zu knabbern. Der kleine Dunkelhaarige bemerkte genau, wie sein Gegenüber sich zu regen begann, doch trotzdem unterbrach er den Kuss nicht, war sogar etwas überrascht, als Gackt seine Arme um seinen Nacken schlang und ihn fester an sich zog.

Jedoch währte dieser Moment nur kurz, denn als Gackt seine Augen öffnete und Hyde erkannte, schreckte der Blonde zurück, stieß Hyde sogar etwas von sich. Dieser von der plötzlichen Abweisung überrumpelt fiel rückwärts auf seinen Hintern und blieb benommen sitzen. Gackt dagegen saß kerzengerade auf der Couch, hatte eine Hand vor seinen Mund gepresst und sah Hyde aus weitgeöffneten Augen an. Die Decke war von seinem Körper gerutscht und entblößte nun den Oberkörper des Blonden.

Sofort stiegen die Bilder der letzten Nacht in sein Gedächtnis und wieder erfüllte ein Gedanke seinen Kopf. ,Es darf nicht mehr werden!'

Es schien eine halbe Ewigkeit zu vergehen, in der sich keiner von beiden regte, bis Gackt es war, der sie schließlich brach. "Doshite Hyde? Warum hast du mich geküsst?" Es war eine einfache rein rhetorische Frage. "Ich... ich... ähm... na ja. Ich wollte sehen ob du wach wirst, wenn ich dich küsse.", brachte Hyde etwas stockend hervor. Mit dieser Antwort fiel eine unglaubliche Last von Gackts Schultern und zugleich ein tiefer Schmerz in sein Herz. ,Und ich habe schon gedacht...' Ein leises Lachen entkam der Kehle Gackts, als er sich zurück auf die Couch fallen ließ und Hyde ansah. "Na ja, wie du siehst, bin ich wach, also hat es geklappt.", schmunzelte der Jüngere. Er war froh, dass Hyde anscheinend nichts mehr vom letzten Abend wusste. Skeptisch beäugte Hyde den anderen. Hatte er nicht eben noch so etwas wie Schmerz in den dunkeln Augen gesehen?

"Ist mit dir alles in Ordnung?", fragte er. "Hai, was sollte auch nicht stimmen?", erwiderte Gackt mit einer Gegenfrage. "Ach nichts. Hab mich wohl geirrt.", sagte Hyde und tat das Thema damit vorerst ab. Die Zweifel blieben dennoch in seinem Hinterkopf. "Wie dem auch sei. Weck mich nächstes Mal bitte auf eine andere Weise. Ich hatte nämlich gerade einen schönen Traum von einem hübschen Mädchen. Und ich weiß nicht, was ich mache, wenn ich dann etwas anderes träumen sollte. Du verstehst?" Hyde verstand und seine Wangen verfärbten sich mit einem hellen Rosaton. ,Dabei war der Kuss gar nicht nur aus Spaß gewesen.', dachte Hyde sich, sagte aber nichts davon seinem Freund. "Was machen wir jetzt?", fragte er statt dessen. Gackt drehte ihm das Gesicht zu, überlegte kurz, bis er verkündete. "Frühstücken!"
 

***
 

In einem anderen Stadtteil Tokyos war gerade jemand ganz anderes dabei, der Nacht lebe wohl zu sagen und aus dem Reich der Träume zu kehren, nur ging es diesem jemand nicht so gut, wie Hyde und Gackt.
 

Ein schwarzblauer Haarschopf war das Einzige, was unter der Decke hervorlugte. Der dazugehörige Körper hatte sich im Bett verkrochen. Lediglich einige klägliche Stöhnen drangen darunter hervor.

Toshiya hatte eine Hand auf seine Stirn gelegt und versuchte seine schmerzenden Schläfen zu ignorieren, die sich jedoch bei jeder Bewegung des jungen Bassisten erneut bemerkbar machten. "Itai.", wimmerte Toshiya in seine Decke. ,Nie wieder Alkohol und nie wieder Wettsaufen mit Die!', schwor sich der Blauhaarige in Gedanken.

Als plötzlich das Telefon zu klingeln begann. Knurrend krabbelte Toshiya aus dem Wirrwarr von Decke und Bettlaken. Zum Glück hatte seine Mutter am Abend die Vorhänge zugezogen, denn eine geballte Ladung Sonnenstrahlen brauchte der lädierte Teenager bestimmt nicht in seinem derzeitigen Zustand.

"MoshiMoshi?", fragte er in den Hörer.

"OHAYO TOTCHI! Die desu.", brüllte eine Stimme ihm entgegen.

"Aah, geht das auch leiser?", maulte Toshiya und fasste sich an den Kopf.

"Oh gomen ne. Wusste nicht, dass es dir schlecht geht." Das Grinsen auf Dies Gesicht konnte sich der Blauhaarige bildlich vorstellen. "Dank dir geht es mir schlecht, Die!", knurrte Toshiya.

"Och Toto. Sei nicht böse ja. DU hast die Wette angenommen, also ist es nicht meine Schuld."

"Ja, ja. Was willst du eigentlich?"

"Dich wecken. Es ist bereits 12 Uhr und ich wollte einfach mal sehen, wie es dir geht.", lautete die Antwort und ein leises Kichern war zu vernehmen.

"Toll. Wie es mir geht weißt du ja jetzt und geweckt hast du mich auch, zufrieden?"

"Mou... Toto. Wo ist denn deine gute Laune geblieben? Gestern Abend warst du so unterhaltsam, als du auf den Tisch geklettert bist und mit Shinya geflirtet hast."

"Ich hab WAS?" Entgeistert starrte Toshiya auf den Hörer. Seine Kopfschmerzen hatte er vergessen.

"Hab doch eben gesagt. Du hast auf dem Tisch getanzt und ziemlich heftige Signale in Shin-chans Richtung ausgestrahlt. Sag' ihm doch einfach.", antwortete Die.

"Moment mal, Die! Du gibst mir Ratschläge? Ist irgend etwas kaputt? Außerdem kümmere dich lieber um dein Problem mit drei Buchstaben."

"Worauf spielst du an?", fragte Die misstrauisch.

Toshiya grinste. Hatte er also doch richtig kombiniert. "Du weißt genau, was ich meine, Die. Ich weiß es schon lange, genauso wie Kao und Shin. Im Gegensatz zu Kyo sind wir nicht blind.", antwortete der Blauhaarige.

"K'so. So offensichtlich?"

"Hai. Also kümmere dich bitte erst mal darum, bevor du mir bei Shinya helfen willst, daijobu?" Auf eine Antwort wartete Toshiya vergeblich. "Die?"

"Hai, also dann Toto. Wir sehen uns morgen und noch viel Spaß beim Kater auskurieren."

Damit legte Die auf. Noch kurz schaute Toshiya den Telefonhörer in seiner Hand verwirrt an, dann schüttelte er den Kopf, wobei ein scharfer Schmerz seine Stirn durchfuhr.

"Ich hasse Kopfschmerzen.", jammerte Toshiya.
 

Wenig später saß er in der Küche, ein Glas Wasser in der Hand und darin sich eine auflösende Kopfschmerztablette. Seine Mutter stand am Herd und war dabei das Mittagessen zu kochen. "Wie war dein Abend Schatz?", fragte sie an ihren Sohn gewand.

"Ganz okay. Nur ein wenig zuviel Alkohol.", antwortete er. "Verstehe. Und Terachi-kun? Dürfte er mitkommen?" "Hai. Kaoru hat ihn abgeholt und wieder nach Hause gefahren."

"Das ist lieb von Niikura-san. Und was hast du heute Nachmittag schönes vor?", fragte seine Mutter weiter. Toshiya, der das Glas in seiner Hand anstarrte und darauf wartete es endlich trinken zu können, reagierte. "Ich wollte noch zu Shinya und mit ihm für morgen lernen." "Gut, dann viel Spaß. Dein Vater, deine Geschwister und ich fahren heute Nachmittag ins Schwimmbad, aber da du bei Shinya bist, hast sich ja erledigt, ob du mitfahren willst oder nicht." "Das ist gemeeeein. Immer wenn ich was vor habe, fahrt ihr weg!" Ein wenig beleidigt drehte Toshiya sich in eine andere Richtung. Seine Mutter lächelte. "Also wirklich. Du benimmst dich wie ein pubertierendes Mädchen." "Arigato. Du bist der Zweite, der mir das sagt.", brummelte Toshiya und drank das Wasser mit einem Zug aus. "Hör auf zu zicken, Toshimasa und decke den Tisch.", lachte seine Mutter nun und drehte sich zum Herd.

Toshiya murmelte kurz unverständliche Laute und begann dann das Geschirr auf dem Tisch zu verteilen. Seine Gedanken drehten sich aber um ein ganz anderes Thema. ,Wenn das stimmt, was Die gesagt hat, dann habe ich ein Problem. Shinya darf nicht merken, was ich für ihn fühle, noch nicht. Es ist einfach noch zu früh dafür.'
 

***
 

,Wenn Toto das ernst gemeint hat und alle wissen, was ich denke und fühle, dann kann es nicht mehr lange dauern und Kyo kriegt es raus. Und ich bezweifle, dass er dann glücklich in meine Arme fällt. So ein Typ war er nie, ist es nicht und wird es auch nie sein, dafür war seine Vergangenheit zu beschissen.' Ein lautes Seufzen verließ Dies Lippen. ,Mit 17 schon so ein zerstörtes Leben zu haben, das muss schwer sein.' Eisige Schauer liefen über Dies Rücken, als er an den Tag dachte, an dem der kleine Blonde ihm sein Herz gestohlen hatte. Damals hatte Die einen Blick hinter Kyos Abwehrmauer werfen können, etwas, dass ihm bis heute nicht noch einmal gelungen war.

Verletzt und unsicher hatte Kyo vor ihm auf dem Boden gesessen, die dunklen Augen weit aufgerissen, die Arme, wie zum Schutz um den dünnen Körper geschlungen, dunkles Blut an ihnen hinab laufend. Dieser Moment war für ihn zu einem der Schrecklichsten seines jungen Lebens geworden. Noch schlimmer war der Grund für Kyos Angst gewesen.

Verwirrt schüttelte Die den Kopf. Er wollte nicht länger an die Vergangenheit denken, sondern an das hier und jetzt. Ein Schatten verdunkelte Dies Gesicht.

,Kyo geht es in letzter Zeit zunehmend schlechter. Er verschließt sich und will jeden von sich fern halten, selbst Totchi, dem er doch sonst alles anvertraut. Onegai Kyo, zieh dich nicht zurück und versuche deine Probleme allein zu lösen. Wo das endet wissen wir doch alle. Du bist zu schade um an deinen eigenen Problemen zu zerbrechen. Wenn du das nur endlich begreifen würdest. Dann würde es dir besser gehen und auch wir, ich bräuchten uns keine Sorgen um dich zu machen. Ich darf es dir noch nichts erzählen, aber bald werde ich es tun, dann wenn die Wolken sich verzogen haben.' Selten machte sich Die solche ernsten Gedanken, aber in letzter Zeit nahmen sie gehäuft zu, was ihn in gewisser Art und Weise etwas erschreckte, denn meistens hatten sie mit Kyo zu tun. Angst, das war es, was Big Red das Leben erschwerte. Angst um einen kleinen blonden Rebellen, der es auf merkwürdigste Art und Weise geschafft hatte Die das Herz zu stehlen.

"Nun hör auf dir einen so schlechten Tag zu machen. Hab lieber etwas Spaß.", sagte Die zu sich selbst und griff nach dem Telefonhörer.
 

Eine halbe Stunde später stand Big Red angezogen und dezent geschminkt im Flur und wartete. Das Auto seines Freundes hatte er bereits durch die Fenster gesehen, also konnte es sich nur noch um Sekunden handeln, bis es an der Tür klingelte. Und wahrlich nur wenige Augenblicke später durchdrang das schrille schreien der Türklingel den großen Flur. Galant öffnete Die die Haustür, grinste Kaoru an, der etwas verblüfft auf seinen Freund starrte. "Hätte nicht gedacht, dass du so schnell die Tür aufmachen kannst.", sagte Kaoru und grinste. "Tja, bin halt immer für Überraschungen gut.", erwiderte Big Red ebenfalls grinsend. "wenn du meinst. Kann's losgehen?", erwiderte Kaoru. "Hai. Wozu stehe ich sonst hier?" "Keine Ahnung. Na dann das Auto wartet."

Kaoru ging, gefolgt von Die, zu seinem Auto, setzte sich hinters Steuer, wartete bis auch Die sich auf den Beifahrersitz fallen gelassen hatte und startete dann den Motor.

Einige Zeit herrschte Stille zwischen den beiden Freunden. Kaoru musste sich auf den Verkehr konzentrieren und Die starrte teilnahmslos aus dem Fenster. Dann jedoch richtete Kaoru Dies Aufmerksamkeit durch eine Frage auf sich. "Wie kommt es eigentlich, dass du so munter bist nach den Mengen Alkohol, die gestern ihren Weg in deinen Magen gefunden haben?" "Soviel war es nicht und ich bin recht trinkfest, ganz im Gegensatz zu Totchi. Eins sag ich dir, dem brummt der Schädel ganz schön." Froh ein Thema gefunden zu haben, dass ihn von seinen trüben Gedanken ablenkte, plauderte Die los. Kaoru hörte Big Red aufmerksam zu und lachte, als er hörte, wie Toshiya reagiert hatte, als Die ihm erzählte, dass er einen recht aufreizenden Tanz auf dem Tisch hingelegt und dabei mehr als eindeutige Blicke zu Shinya geworfen hatte. "Und jetzt hofft er, dass Shinya das nicht mitbekommen hat.", grinste Die schelmisch. "Tja, da hat unser lieber Toto wohl Pech gehabt. Shinya hat eine ganze Menge mitbekommen, das ist wohl klar. Er war noch lange nicht so betrunken, wie Toto. Eines muss ich Shinya lassen. Ich habe ihn tierisch unterschätzt.", antwortete Kaoru und hielt, als die Ampel auf rot schaltete. "In wie fern?", fragte Die sofort nach. Jetzt war seine Neugierde geweckt. "Ich sage nur soviel. Toto wird eine Überraschung erleben, wenn er heute zu Shinya geht. Die werden bestimmt, was anderes tun, als lernen.", meinte Kaoru und zwinkerte Die verschwörerisch zu. Dieser verstand und ein eindeutig zweideutiges Grinsen zierte seine Lippen. "Na dann bin ich auf die nächste Probe gespannt.", sagte er.

"Ob es so schnell geht, wird sich zeigen. Shinya will das zwar heute klären, aber ob sofort mehr daraus wird, wissen wir dann wohl erst, wenn es soweit ist." Die nickte zustimmend. Er wusste, dass Shinya manchmal recht verklemmt war und er war angenehm überrascht gewesen, da der Chibi noch nie vorher so radikal die Initiative ergriffen hatte. "Na ja, wie auch immer. Sag mal, was hältst du von Gackt?" Eine Antwort ließ kurze Zeit auf sich warten. Doch schließlich antwortete Kaoru.

"Ich weiß nicht richtig. Nett scheint er jedenfalls zu sein. Vielleicht etwas abweisend, aber er ist ja auch erst zwei Wochen hier und näher kenne ich ihn nicht. Hyde seinerseits scheint einen Narren an ihm gefressen zu haben." Die nickte. "Das ist mir auch aufgefallen. Er hat ja regelrecht an ihm geklebt, besonders auf der Tanzfläche. Das hättest du sehen sollen. Die beiden sind abgegangen, wie zwei Raketen und es ging ganz schön heiß her. Mir persönlich ist er sympathisch und diese abweisende Haltung hat auch durchaus etwas positives, mystisches vielleicht. Was hast du eigentlich die ganze Zeit mit Kyo bequatscht?" "Nichts weiter. Ich habe ihn gefragt, was er gegen Gackt hat, aber eine richtige Antwort habe ich nicht bekommen. Ansonsten haben wir über alltägliche Sachen gesprochen. Schule, neue Lyrics und so nen Zeug eben. Aber sehr gesprächig war er nicht." "Ist er nie besonders.", steuerte Die bei.
 

Nicht viel später betraten Kaoru und Die gemeinsam den Keller Kaorus. Die hatte seine Gitarre geschultert und setzte sie nun auf den Boden ab. "Eine Probe zu zweit. Wie lange ist das jetzt schon her?", fragte Kaoru und holte seinerseits seine Gitarre aus dem Gitarrenkoffer, der neben der Couch gestanden hatte, hervor. "Lange, bestimmt zwei Jahre. Damals gab es Dir en grey noch nicht, sondern nur uns beide.", antwortete Big Red. "Hai, schöne Zeiten waren es trotzdem. Wie kamst du eigentlich auf die Idee heute mit mir zu Proben?" Fragend sah Kaoru seinen besten Freund an. "Och, irgendwie war mir langweilig und da kam mir halt dieser Gedanke. Gefreut hast du dich ja, als ich angerufen habe." "Hab ich. Mal ehrlich, wer freut sich nicht über ein paar gemeinsame Stunden mit dem besten Freund und dazu noch mit Musik?" "War das jetzt eine Fangfrage?" Die lachte und hängte sich den Tragegurt seiner Gitarre um den Hals, schlug spielerisch einige Akkorde an. Kaoru tat es seinem Freund gleich, setzte seine Gitarre in Position und passte sich dem Takt an, den Die vorgab. Es bedurfte nicht viel Absprache, da durchflutete eine harmonierende Melodie den Raum. Die und Kaoru hatten sich in den Welten ihrer Instrumente verloren und dieser Zustand sollte für die folgenden Stunden anhalten.

Ain't afraid to die

Hi Leute
 

Heute möchte ich gern etwas vorneweg sagen.
 

Ich bin ziemlich deppressiv in diesen Tagen, da mein bester Freund vor drei Tagen bei einem schrecklichen Motorradunfall sein Leben verlor. Deshalb bitte ich um etwas NAchsicht, was die Fehlerquote dieses apitels angeht.
 

Trotzdem möchte ich euch nicht die Stimmung verniesen. Zu diesem Chapter wäre zu sagen, dass alle Toshiya und SHinya fans auf ihre Kosten kommen.

Ich wünsche euch viel Spaß.
 

Yingzi
 

P.S: ich hoffe es ging schnell genug. *zu yue schiel*
 

Kapitel 5
 

Den Rucksack auf dem Rücken geschnallt und aufgeregt von einem Bein auf das andere tippelnd. So stand Toshiya vor Shinyas Haustür. Er hatte bereits zweimal geklingelt und noch hatte niemand ihm aufgemacht. Er drückte zum dritten Mal auf den Klingelknopf und endlich ertönte ein Surren und die Tür sprang auf. Wie ein Blitz jagte Toshiya die Treppen bis in den vierten Stock nach oben. Eine der beiden Wohnungstüren war geöffnet und das hübsche Gesicht eines Teenagers mit kurzen Haaren begrüßte ihn.

Toshiya sah auf und wäre beinahe rückwärts nach hinten gefallen. "Shi...Shinya?", kam es etwas unsicher über seine Lippen. "Hai, ich bins." "Was... was hat du mit deinen Haaren gemacht?", fragte Toshiya und starrte weiterhin auf den jungen Drummer. Fragend dreinschauende Mandelaugen erwiderten seinen Blick. "Was soll damit sein?" "Sie... sind so kurz." Shinya schüttelte lächelnd den Kopf. "Ach Totchi. Nichts ist mit ihnen, sieh her." Damit zog der junge Drummer den Zopf aus seinem Oberteil und präsentierte ihn Toshiya in voller Länge. Daraufhin verließ ein lautes Seufzen Toshiyas Mund. "Mach mir nicht solche angst. Deine Haare sind viel zu schön, um sie einfach abzuschneiden." Bei diesen Worten schlich sich ein leichter Rotschimmer auf Shinyas Wangen. "Arigato.", kam es leise zurück. Lächelnd betrachtete Toshiya seinen besten Freund. Er wusste, warum er Shinya so liebte. "Darf ich dann rein kommen?" Der Rotton auf Shinyas Wangen wuchs und er trat hastig beiseite. Schmunzelnd lief Toshiya an dem jungen Drummer vorbei und wartete, bis er die Haustür geschlossen hatte, dann fiel er dem Jüngeren stürmisch um den Hals. "OHAYOOOO SHISHI!!", quietschte Toshiya vergnügt. Shinya fing den jungen Bassisten auf, geriet aber mächtig ins Stolpern, doch letztens Endes fand er sein Gleichgewicht wieder.

"Shinya, was ist denn los? Wer hat hier geschrien?" Eine Frau, Anfang dreißig betrat den Hausflur und sah sich suchend nach ihrem Sohn um. Als sie jedoch den schwarzblauen Haarschopf von Toshiya entdeckte, war für sie alles klar. "Konnichi wa Toshiya. Wenn du hier bist, hätte ich mir denken können, wer so geschrien hat.", sagte sie lächelnd und beobachtete vergnügt, wie der Teenager Shinya erschrocken losließ und sich umdrehte. Ein leuchtendes Rot konkurrierte stark mit den dunklen Haaren. "Konnichi wa Terachi-san. Sumimasen, wenn ich zu laut gewesen bin.", entschuldigte er sich und verneigte sich leicht. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Toshiya. Ich bin froh, dass Shinya einen Freund wie dich hat. Aber na ja, macht es euch gemütlich. Ich muss dann los, Shinya. Bis heute Abend." Terachi-san drückte ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich von den beiden Teenagern. Toshiya sah der Frau mit schiefgelegten Kopf hinterher. "Wo will deine Mutter denn hin? Es ist Sonntag." "Ihr Chef hat vor zwanzig Minuten angerufen. Es gibt wohl einen neuen Auftrag für sie.", antwortete Shinya und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Oh man, mich würde das tierisch stressen, wenn ich am Sonntag arbeiten müsste.", meinte Toshiya. "Sie ist eben Managerin und da kann man sich die Arbeitszeiten nicht aussuchen. Für mich ist nur wichtig, dass sie da ist, wenn ich sie brauche und das ist sie. Also ich würde meine Ma gegen keine andere der Welt tauschen." Ein kleines Lächeln zierte Shinyas Lippen, während er das sagte. "Fangen wir dann an?" "Hai, ich warte nur auf dich." Toshiya grinste und machte sich dann auf den Weg in Shinyas Zimmer. Der junge Drummer folgte ihm und ließ sich auf seinem Bett nieder. In Gedanken fragte er sich, ob er Toshiya jetzt oder lieber später auf die Sache im Black Velvet anreden sollte?

Er ließ seinen Blick zu Toshiya gleiten, der auf dem Boden saß und dabei war seine Hefter aus dem Rucksack zu ziehen. Shinya nahm seinen Mut zusammen. Er wusste, dass er danach sicher nicht mehr mit Toshiya zum Lernen kommen würde.

"Toshiya, ich möchte mit dir reden. Es geht um die Sache im Black Velvet.", sagte der braunhaarige Bishonen und beobachtete mit Überraschung Toshiyas Reaktion.

Die Bewegungen des jungen Bassisten gefroren zu Eis und er ließ seine Hefter auf den Boden fallen. "Nani? Was... was für eine Sache denn?", versuchte Toshiya nichtsahnend zu tun. Shinya seufzte. ,Er macht es nur noch schwerer.' "Du weißt genau, was ich meine, Totchi. Meinst du nicht dass es an der Zeit ist, mir etwas zu sagen?" Toshiya wollte etwas antworten, klappte seinen Mund dann aber zu und ließ den Kopf sinken. Blauschwarze Haarsträhnen verdeckten die dunklen Augen des jungen Bassisten.

Es vergingen einige Minuten in denen kein Wort gesprochen wurde. Shinya wurde unsicher. Hatte er etwa was falsches gesagt?

"Wie lange?", kam es plötzlich aus Toshiyas Richtung. "Nani?", fragte Shinya überrumpelt. "Wie lange weißt du es?" Shinya schluckte. So hatte er Toshiya noch nie reden hören. Sonst klang seine Stimme hoch und vergnügt, doch jetzt war sie tief und ernst. "Ich habe es bereits seit einiger Zeit geahnt, aber sicher bin ich mir erst seit gestern Abend.", antwortete er und sah zu Toshiya hinab. Dieser saß noch immer am Boden, hielt den Kopf weiterhin gesenkt. Aber dann hob er ruckartig auf, starrte Shinya direkt in die Augen. "Wenn dem so ist, dann brauche ich es dir nicht mehr zu sagen, dann weißt du es." Shinya trafen diese Worte tief. Er stand auf, ließ sich vor Toshiya nieder und flüsterte. "Ich will sie aber von dir hören, aus deinen Mund." Toshiya war jeder Bewegung des braunhaarigen Bishonen gefolgt. Anstatt jedoch zu antworten griff er nach Shinyas Hand, zog sie zu sich und plazierte sie auf seiner Brust. Dieser spürte den schnellen Herzschlag des Älteren. "Fühlst du es? Das ist mein Geständnis Shin. Ai shiteru." Einige Augenblicke zogen ins Land ohne das Shinya antwortete, doch dann nahm er seinerseits Toshiyas Hand und legte sie auf sein Herz. Auch seines schlug im schnellen Takt. "Das ist meine Antwort. Toshiya." Shinya senkte den Blick, als er das Leuchten in den dunkeln Augen seines Freundes sah. "Dennoch bitte ich dich. Lass mir Zeit. Ich muss erst damit klarkommen, also laß uns bitte nichts überstürzen, daijobu?" Schüchtern sahen Shinyas mandelförmige Augen zu Toshiya empor. Ein mildes Lächeln ruhte auf dessen Lippen. "Ich will dich zu nichts zwingen. Nehm dir die Zeit, die du brauchst. Ich bin nur so froh, dass diese ständige Ungewissheit nun endlich ein Ende hat." "Arigato, Totchi. Arigato.", flüsterte Shinya und legte sein Gesicht an Toshiyas Brust. Der Ältere schloss seine Arme um Shinyas Körper und zog ihn näher an sich.
 

***
 

Die Schultasche auf die linke Schulter geschnallt und die Hände in den Hosentaschen vergraben, betrat Kyo das Klassenzimmer. Ihm war egal, dass alle Köpfe sich in seine Richtung drehten und der Lehrer seine Rede unterbrach. "Sie sind zu spät Niimura-kun. Haben Sie einen wichtigen Grund dafür?" "Das geht Sie einen Scheißdreck an!", knurrte Kyo nur und ließ sich neben Gackt auf seinen Platz sinken. Der Lehrer schüttelte nur den Kopf über das wüste Benehmen des kleinen Blonden und machte sich kurz eine Notiz im Klassenbuch. Den abschätzigen Blick Gackts ignorierte Kyo einfach.

Seit Samstag hatte sich nichts zwischen ihnen verändert.

Mürrisch knallte Kyo Federtasche und Block auf den Tisch, bevor seine Tasche unliebsam auf dem Boden landete. Der dumpfe Schmerz in seinem Unterarm zeigte Kyo, dass wohl einer der Schnitte wieder aufgeplatzt war. Er hatte sie am Morgen verbunden und dann eine seiner schwarzen Armstulpen darüber gezogen.

Nur mit einem Ohr lauschte er den Worten des Lehrers, seine restliche Aufmerksamkeit richtete sich auf das Heft vor sich, in das er mit einem Kuli gedankenverloren irgendwelche Kanji zeichnete.

Gackt beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, wie so oft im Unterricht. Der Blonde schrieb zwar mit, was der Lehrer ihnen sagte, aber dennoch galt sein übliches Interesse dem kleinen Blonden neben sich. Er wusste selbst nicht, wieso er ständig das Bedürfnis hatte Kyo anzusehen, aber etwas in ihm lechzte immer danach sich jedes kleine Stück Kyos einzuprägen. So entging Gackt auch nicht, dass Kyo seinen linken Arm nur ganz leicht auf den Tisch zu liegen hatte, ganz so, als wollte er ihn schonen. Des weiteren fielen ihm die weißen Stückchen eines Stoffteiles, dass ziemlich dem einer Bandage glich, auf, das Kyo wohl unter der Armstulpe trug. ,Wieso sollte er unter seinen Armstulpen einen Verband tragen?', schoß es Gackt durch den Kopf. Er wusste, dass Kyo ihn nicht mochte, ja vielleicht sogar verabscheute und er hatte keine Lust wieder Ärger mit dem kleinen Blonden zu haben, nur weil er neugierig war, aber war es wirklich nur Neugier, die ihn an Kyo band oder gar noch etwas anderes?

Kurzerhand griff Gackt nach einem Blatt Papier, faltete es in der Mitte und schreib eine Nachricht an seinen Banknachbarn. Zwar ahnte er, dass es jetzt wieder nur Argwohn und Zorn in Kyo auslösen würde, aber er konnte es nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Unauffällig tippte Gackt Kyo kurz an, der daraufhin etwas zusammenzuckte, ihm dann einen wütenden Blick zuwarf. Gackt ignorierte ihn, schob statt dessen den Zettel zu Kyo hinüber.

Dieser wirkte kurz irritiert, stieß dann ein tonloses Schnauben aus und überflog die wenigen Zeilen.

»Ich weiß, es geht mich nichts an und du bist sicher der Letzte der antwortet, aber was ist mit deinem Arm?«

,K'so. Woher weiß er...?', schoß es durch Kyos Gedanken. Ein Blick auf seinen Arm und er erkannte den Grund. Der weiße Stoff des Verbandes lugte hervor. Schnell zog er den schwarzen Stoff darüber und kritzelte auf das Blatt.

»Richtig. Es geht dich nichts an, also halt dich daraus! Außerdem kannst du mir gestohlen bleiben. Begreife das endlich!«

,Autsch. Das ist direkt. Daijobu Kyo. Ich lass es, auch wenn etwas dagegen protestiert.'

Gackt nickte leicht und Kyo realisierte, dass es die Antwort auf seine geschriebenen Worte war. ,Scheint ja doch nicht so dumm zu sein, wie ich dachte.', dachte der kleine Blonde und widmete sich wieder seinen Kritzeleien, als die Stimme des Lehrers ihn aufblicken ließ.

"Niimura-kun. Kommen Sie nach vorn und tragen Sie bitte die Hausaufgaben vor, wenn Sie uns schon mit Ihrer Anwesenheit beehren." Kyo glaubte sich verhört zu haben. Er sollte die Hausaufgaben vortragen? ,Bei dem hakt's wohl!' Er wollte gerade ansetzen zu protestieren, immerhin machte er so etwas wie Hausaufgaben, schon seit der Unterstufe nicht mehr, besonders nicht in seinem Hassfach Englisch, und die Lehrer wussten das, aber Kyo wusste auch dass dieser Lehrer einer von denen war, der ihn nicht besonders leiden, was bei seinem rebellischen Verhalten auch keinen wundern sollte, als ein sanfter Rippenstoß ihn unterbrach.

Genervt und gereizt sah er Gackt an, der ihm nur tonlos seinen Block hinschob. "Geh oder willst du noch eine schlechte Note so kurz vor Ende einkassieren?", lautete das Kommentar des Blonden dazu. Kyo knurrte etwas unverständliches, riss Gackt den Block aus der Hand und ging nach vorn an die Tafel. ,Was mache ich hier eigentlich?', schoss es beiden, Kyo sowie Gackt, zeitgleich durch den Kopf.
 

Die Schule war beendet und Kyo lief seinen Weg. Seine Gedanken kreisten noch immer um die Sache in der Englischstunde. ,Wieso hat er mir seine Hausaufgaben gegeben? Er mag mich nicht, also ergibt das alles keinen Sinn. Wollte er mir helfen?' Kyo schüttelte den Kopf. ,Hör auf daran Gedanken zu verschwenden. Du hast andere Sorgen und genug Probleme.' Ein bitteres Lächeln breitete sich auf den Zügen des Jugendlichen aus. ,Genug andere Probleme.'

Kyo sah auf, als ein großes Gebäude sich vor ihm erhob und ihm unwillkürlich ein kalter Schauer über den Rücken lief. Wie er sie hasste. Krankenhäuser.

Mit undurchdringlichen Gesichtsausdruck betrat Kyo die Empfangshalle, schritt einfach an der kaugummikauenden Krankenschwester vorbei, die ihn zurückhalten wollte, aber er ignorierte sie. Er brauchte nicht auf den Weg achten, sein Unterbewußtsein lenkte ihn in die richtige Richtung.

Erst, als er vor einem der zahlreichen Krankenzimmer stand, änderte sich sein Blick. Ein dunkler Schatten bedeckte seine Augen und er atmete tief durch. Er war schon so oft hier gewesen und immer wieder erfüllte ihn die gleiche Angst, wenn er vor der Zimmertür stand, die Hand auf der Klinke und sich nicht traute das Zimmer zu betreten.

Langsam drückte er die Klinke hinab und trat in das Zimmer. Der Geruch, der auf den Krankenhausgängen bereits geherrscht hatte, war hier noch stärker zu vernehmen. Kyo schauderte. Der Medikamentengeruch, das sterile, weiße Zimmer vor ihm und das Piepen der Maschinen jagten ihm Angst ein.

Sein Blick fiel auf das einzige Bett im Raum und es versetzte ihm einen Stich ins Herz. Die Person, die darin lag, sah klein und zerbrechlich aus, das Gesicht wirkte eingefallen und kränklich blaß, die Haare lagen strähnig auf dem Kissen.

Kyo ging auf das Bett zu, strich leicht über die Wange, zuckte zusammen, als seine Finger die Sauerstoffmaske berührten.

"Hallo Mama.", flüsterte der Jugendliche. Er wusste, dass keine Reaktion von seiner Mutter kommen konnte. Der Anblick der Frau ende dreißig machte ihm traurig. Kaum noch etwas war von ihrer einstigen Schönheit zu erkennen. Krankheit und Schmerz hatten sie zerstört.

Lange Zeit saß Kyo am Bett seiner Mutter, hielt ihre Hand und redete leise mit ihr, bis die Tür sich öffnete und ein Mann Mitte vierzig es betrat.

Kyo drehte sich zu ihm um, sein Gesichtsausdruck hatte sich gewandelt. War er eben noch sanft gewesen, war er nun abweisend und kalt.

"Konban wa Niimura-kun. Wie geht es Ihnen?", fragte der Arzt leicht lächelnd. Er kannte Kyo bereits, war dieser doch fast jeden Tag hier. "Besser als meiner Mutter.", meinte der kleine Blonde verächtlich. Der Arzt nickte nur. "Nun ja, das freut natürlich." "Wie geht es ihr?", fragte Kyo plötzlich, sein Blick war auf das Gesicht seiner Mutter gerichtet.

Er sah nicht, wie der Arzt seinen Kopf etwas anwandte, hörte nur das ausgestoßene Seufzen. "Ich möchte ehrlich sein zu dir, Tooru. Du weißt, dass deine Mutter schon lange gegen den Krebs kämpft und ihre Kräfte zu schwinden drohen. Seit einigen Wochen liegt sie jetzt schon im Koma und die Chancen das sie erwacht sinken. Inzwischen sind sie von anfänglichen 50 zu 50 auf 70 zu 30 gesunken. Auch die Abwehrkräfte deiner Mutter sind stark geschwächt und scheinen den Medikamenten nicht mehr lange Stand halten zu können-" "Hören Sie auf soviel zu labern. Sagen Sie mir endlich, was Sache ist!" Betretenes Schweigen. Kyo hatte keinesfalls aufgesehen, aber er war die ständigen Ausflüchte der Ärzte Leid. "Wir befürchten, dass deine Mutter das nächste halbe Jahr nicht überleben wird." Ruhig und schonend waren diese Worte ausgesprochen worden, doch für Kyo waren sie ein Schlag ins Gesicht. Stocksteif stand der kleine Blonde da, schien eingefroren zu Eis. ,Iie. Das darf nicht sein. Iie.', wirbelten die Gedanken durch seinen Kopf. "Es tut mir Leid Tooru-kun." Kyo hörte die ernst gemeinten Worte kaum. Ein plötzliches Gefühl, als würde er ersticken erfüllte ihn, die weißen wände des Krankenzimmers blendeten und schmerzten in seinen Augen. Er musste hier raus. Sofort.

Ohne noch eine Sekunde zu verlieren, stürzte Kyo aus dem Zimmer. Direkt an dem Arzt vorbei, der nur schockiert dem Jugendlichen hinterher sah. Kyo war es egal, dass er auf dem Weg nach draußen, eine junge Krankenschwester anrempelte und diese daraufhin die Akten verlor, die sie auf den Armen getragen hatte, ihm empört hinterherschrie.

Auch, als er das Krankenhaus längst verlassen hatte, verlangsamte er sein Tempo nicht, hetzte nichtsachtend durch die belebten Straßen Tokyos.

Erst in einem Park angekommen, blieb er schließlich stehen. Sein Brustkorb bebte, seine Lungen brannten, aber es interessierte ihn nicht. Fernab von den viel besuchten Parkwegen, ließ er sich unter einer Baumgruppe, bestehend aus goldglänzenden Ginkobäumen nieder, lehnte müde seinen Kopf gegen den Stamm eines solchen Baumes. Es brannte in seinen Augen, aber er ließ nicht zu, dass auch nur eine Träne über seine Wangen rollte. Er hatte zu oft geweint, zu viele Tränen bereits vergoßen, war zu schwach gewesen, seinen Schmerz zu verbergen, doch damit war es vorbei. Er wollte nicht mehr weinen, nicht noch mehr Schwäche zeigen, für die er mit Schlägen gestraft worden war.

In seinem Kopf wirbelten die Gedanken umher, vermischten sich zu einem alles verzehrenden Strudel aus Verwirrung und Schmerz, seelischem Schmerz, der für Kyo weitaus schlimmer war, als es körperlicher je hätte sein können. ,Sie darf nicht sterben. Nicht sterben. Alles endet. Liebe, Ruhe, alles endet. Frieden, alles vorbei.'

In seiner Verwirrung zog Kyo das kleine Taschenmesser aus seiner Tasche, öffnete die Klinge und stieß sie in sein Handgelenk. Tiefer, als sonst drang er in das zarte weiße Fleisch ein, zog die Wunde bis zu seiner Armbeuge, bemerkte den Schmerz nicht ansatzweise, sah nicht, wie sein Arm sich rot färbte, ein roter Strom von seinem Handgelenk ins grüne Gras tropfte und dunkle Flecken bildete.

Weitere Male stieß er die Klinge in seinen Arm, zog weitere Linien aus seelischem Schmerz veranlasst. Sein rechter Arm zitterte, er konnte das Messer nicht mehr halten, ließ es einfach fallen, benutze nun seine Fingernägel, um sich selbst zu verletzten, kratzte die alten Wunden wieder auf und weiteres Blut verließ seine Venen.

Plötzlich spürte er, wie sein rechtes Handgelenk mit Gewalt von seinem linken Arm weg geschlagen wurde, weiterhin eng umklammert.

"Sag mal spinnst du! Willst du dich umbringen!" Apathisch sah Kyo auf. Seine Augen waren leer, ausdruckslos, erschreckten seinen Gegenüber. Vorsichtig packte er den kleinen Blonden an den Schultern, begann ihn durchzuschütteln. "Komm zu dir, Kyo!", rief er, doch es nützte nichts. Der Blick des Jüngeren blieb ausdruckslos. Er wusste keine andere Wahl mehr, holte aus und schlug Kyo ins Gesicht. Der Kopf des kleinen Blonden flog zur Seite. Einige Sekunden vergingen, bis Kyos rechte Hand sich bewegte und zitternd zu seiner Wange wanderte, die sich bereits rötlich verfärbt hatte. Leben war zurück in die dunkeln Augen gekehrt, als sie ihn verwirrt anstarrten. Erleichtert atmete er auf, ließ den Kleineren los und wartete.

Noch dauerte es etwas, bis Kyo zu bemerken schien, was um ihn herum geschah. Sein linker Arm war taub, lediglich das scharfe Brennen und Pochen zeigte ihm, dass er noch da war. Blaue Augen und ein besorgt aussehendes Gesicht stand ihm direkt gegenüber und er brauchte einige Augenblicke, bis er es zuordnen konnte. "Gakuto. Was... was machst du hier?", kam es schließlich über seine Lippen.

Gackt atmete hörbar aus, als er seinen Namen aus dem Mund des kleinen Blonden hörte. "Dafür sorgen, dass du keine Dummheit macht's.", sagte er und fixierte Kyo mit einem ernsten Blick. Schlagartig wandelte sich Kyos Gesichtsausdruck. "Es geht dich nichts an, was ich wann und wo mache, verstanden!". Zischte er und versuchte seinen linken Arm anzuheben, was aber mißlang und mit einer blitzartigen Schmerzenswelle bestraft wurde.

"Wenn du denkst, dass ich zusehe, wie du dir immer weiter den Arm aufschlitzt und wie ein Schwein ausblutest, hast du dich geirrt!", kam es lauter aus Gackts Mund, als es beabsichtigt war. "Pfff... kümmere dich um deinen Kram!", knurrte Kyo nur und sah in eine andere Richtung. Das plötzliche Reißen von Stoff ließ ihn den Kopf allerdings wieder in die andere Richtung drehen. Entgeistert sah er zu, wie Gackt sich sein T-Shirt zerriß, sodass die feinen Bauchmuskeln sichtbar wurden. "Was machst du da?", fragte der Jugendliche den Blonden. Gackt antwortete nicht, griff statt dessen nach dem lädierten arm des kleinen Blonden und wollte ihn zu sich ziehen, doch Kyo riss ihn zurück, bemühte sich nicht schmerzvoll aufzustöhnen. "Lass mich in Ruhe!", sagte er und funkelte Gackt wütend an. Dieser ignorierte den Blick gekonnt, griff erneut nach Kyos Arm und hielt ihn diesmal fest. "Lass mich los!", zischte Kyo , hatte aber keine Kraft sich von dem Griff des Älteren zu lösen. Die schmerzen in seinem Arm waren einfach zu stark.

"Das tue ich nicht! Hör auf dich wie ein Kind zu benehmen und halt still oder willst du, dass sich die Schnitte entzünden und du ins Krankenhaus musst?" Kyos Körper erstarrte kurzzeitig bei der Erwähnung des Krankenhauses. Doch diese Starre löste sich fast augenblicklich wieder und er erwiderte stur. "Kann dir doch egal sein." Genervt seufzte Gackt aus, begann dann aber damit sein zerrissenes T-Shirt vorsichtig um den arm des kleinen Blonden zu wickeln. "Ist es aber nicht, denn eines sage ich dir. So eine Entzündung ist verdammt unangenehm und die Behandlung in der Klapse nicht sehr erstrebenswert, denn da würdest du ohne Zweifel landen, denn das hier, mein Lieber, grenzt an einen Suizidversuch.", sagte der Blonde trocken. "Woher willst DU das denn bitte wissen?!", kam es zynisch zurück. Gackt schwieg, verband weiter die Wunden des Jüngeren, beobachtete kritisch, dass sich der Stoff bereits wieder rot zu färben begann.

"Das wird nicht reichen. Du kommst mit zu mir, da heb ich besseres Verbandsmaterial, als die Reste meines T-Shirts.", sagte er mehr zu selbst, als zu Kyo. Der hatte noch immer auf eine Antwort gewartet, stieß nun aber ein wütendes Schnauben aus. "Ich gehe bestimmt nicht mit dir mit!", sagte er. Gackt schluckte. Langsam aber sicher ging ihm die Geduld aus. ,So etwas stures habe ich noch nicht erlebt.', dachte er. Laut aber sagte der Blonde. "Wenn du nicht mitkommst, werde ich Toshiya und den anderen hiervon erzählen und ich denke nicht, dass du das willst." Das saß. Kyo hatte seine Augen aufgerissen und starrte geschockt zu Gackt. "Das wagst du nicht!", zischte er. "Willst du es herausfinden?", fragte Gackt nur fies grinsend zurück. Kyo klappte seinen Mund auf und wieder zu ohne dass er etwas sagte. "Gut, keine Einwände, also kommst du mit.", beschloß der Blonde kurzerhand und zog Kyo am rechten Arm auf die Beine.

Dieser riss sich los und drehte sich in eine andere Richtung. Ihm paßte die Situation im Moment überhaupt nicht. ,Nicht nur, dass ich heute erfahren habe, dass meine Mutter wahrscheinlich bald sterben muss, iie, ich muss auch noch durchdrehen und mit wieder die Arme aufritzen und zu allem Überfluß findet mich auch noch mein heiß geliebter Banknachbar, der mich verarztet und nun mit zu sich nach Hause schleppen will. Wieso macht der das überhaupt?' Diese Frage beschäftigte Kyo wirklich. Wieso hatte Gackt ihm geholfen? Was war der Anlaß dafür gewesen? Vorsichtig glitt Kyos Blick zu dem Blonden, der fast neben ihn stand und etwas zu Überlegen schien. Was, sollte Kyo sofort erfahren.

"Wie kriege ich dich jetzt zu mir? Motorradfahren geht schlecht mit deinem Arm und zum Laufen ist es zu weit." "Tss... das ist dein Problem. DU willst mich unbedingt mitschleppen, also mach dir einen Kopf.", giftete Kyo bloß. Gackt ignorierte ihn. Noch eine Weile überlegte er hin und her, fand aber keinen anderen Ausweg, als sein Motorrad. "Uns bleibt keine andere Wahl. Wir müssen mit dem Motorrad fahren. Zwar ohne Halm, aber das geht schon und wegen deinem Arm, den hältst du einfach so, dass es so wenig wie möglich weh tut. Am besten hältst du dich dazu an mir fest, mit dem rechten Arm meine ich." Kyo kam gar nicht dazu etwas zu erwidern, da wurde er aus dem Park gezogen und schon bald fand er sich hinter Gackt auf einer schwarz-roten Kawasaki wieder. Das Rennmotorrad war schmal und leicht gebaut, reichte aber für die beiden Jungen aus. So gut es Kyo möglich war, suchte er eine bequeme Stelle zum Sitzen, und hielt sich mit dem rechten arm an Gackts Taille fest. Er hoffte bloß, dass ihn keiner sah. Gackt überzeugte sich davon, dass Kyo möglichst sicher saß und startete dann den Motor. Schon wenig später manövrierte er das Motorrad sicher durch Tokyos Straßen. Er hoffte, dass keine Polizisten sie entdeckten.
 

Keine halbe Stunde später befand sich Kyo in einem weichen Sessel in Gackts Zimmer und wurde von diesem mehr oder weniger fachmännisch verarztete. Den kleinen Blonden hatte es nicht gewundert, dass Gackt geradewegs in das Novelvirtel Tokyos gefahren war. Er hatte sich ja schon gedacht, dass dieser aus einem ziemlich wohlhabenden Elternhaus stammte.

Ihn wunderte es allerdings, dass der Blonde so gut mit Jod und Binden umgehen konnte. "Woher kannst du das so gut?", fragte er deshalb nach einigen Minuten des Schweigens. Gackt befestigte die Binde, die er gerade um Kyos Hand gebunden hatte und sah zu ihm auf. "Tja, ist immer ratsam, meinst du nicht?" Für Kyo war das keinesfalls eine Antwort, aber er fragte nicht weiter. Etwas sagte ihm, dass Gackt nicht über dieses Thema reden wollte. Wieder verfielen sie ins Schweigen, bis Gackt auch die letzte Wunde versorgt hatte und das Verbandszeug zurück in den Erste-Hilfe-Kasten packte.

Der Blonde räumte ihn weg und setzte sich dann Kyo gegenüber auf die weiße Ledercouch, sah ihn fragend an. "Nani?!", knurrte dieser, aber es klang bei weitem nicht so abweisend wie sonst. "Warum hast du dir das angetan?", fragte Gackt ruhig. "Das geht dich nichts an." Kyos Standartantwort, wenn es um solche Fragen ging. Gackt seufzte. "Meinst du nicht, dass ich ein Recht habe zu erfahren, warum du das getan hast? Ich habe dir schließlich geholfen." "Na und. Niemand hat dich darum gebeten.", lautete die patzige Antwort von Kyo. "Du bist so stur, aber daijobu. Mal ne Frage, was macht ihr für Musik?" "Nani?" Kyo sah Gackt irritiert an. "Na, du hast doch eine Band. Was macht ihr für Musik?", erläuterte Gackt näher, erhielt aber statt einer Antwort eine Gegenfrage. "Woher weißt du das?" Misstrauisch sah Kyo Gackt an. "Von Hyde. Er hat es mir gesagt und erzählt, dass ihr sogar sehr gut seid.", sagte Gackt bereitwillig. Er hatte das Gefühl, über diese Schiene vielleicht etwas Vertrauen zu Kyo aufzubauen, denn so seltsam es klang, er wollte nicht länger mit dem Jüngeren befeindet sein, vor allem nicht nach dem, was er heute gesehen hatte.

"So hat er das also gesagt. Wir machen eigentlich alles, aber vorwiegend Rock und Metal, aber was verstehst du davon?" Kyo sah Gackt herausfordernd an. Dieser grinste. Er hatte also das Interesse des kleinen Blonden geweckt. "Von Rock einiges, aber Metal eher weniger. Ich habe auch in einer Band gespielt, bevor ich umgezogen bin." "Ach, hätt ich nicht vermutet. Was hast du denn gespielt?", fragte Kyo nun doch recht interessiert. "Gespielt eher weniger, eher gesungen, aber bei einigen Stücken habe ich mit Gitarre begleitet und wie du sicher schon gemerkt hast steht mein Klavier direkt hinter dir.", sagte der Blonde und deutete in die Richtung. Kyo drehte sich nur kurz um, sah dann wieder zu Gackt zurück. "Gesungen? Hast du dann auch die Lyrics geschrieben?" "Hai, das mache ich sogar jetzt noch, aber es handelt sich dann doch meistens mehr um Gedichte. Du bist auch Sänger, stimmts?" Blaue Augen fixierten dunkelbraune. "Aa, mehr oder weniger, manchmal schreie ich viel lieber, klingt schöner." Kyo grinste leicht. "Bei den Texten die du schreibst, verstehe ich das gut.", plapperte Gackt ohne nachzudenken. Schlagartig hätte er sich dafür ohrfeigen können. Kyos Augenbrauen zogen sich zusammen. "Was soll das heißen?", fragte er mißtrauisch. "Nichts, ich habe nur zufällig mal im Unterricht einen von dir gelesen.", versuchte Gackt die Situation zu retten. Er konnte ja schlecht sagen, dass er Kyo die ganze Zeit beobachtete. Das Mißtrauen in den braunen Augen blieb. "Hör zu, Gakuto! Was ich schreibe, warum und wieso ist nicht deine Sache. Ich mag es nicht, wenn man sich in mein Privatleben einmischt." Das war deutlich. "Gomen nasai, es war ja keine Absicht. Aber ich würde mir gerne mal eine Probe von euch ansehen, dürfte ich das?" Kyos Antwort kam prompt. "Iie! Es reicht das Hyde schon ständig bei uns abhängt. Da brauchen wir nicht auch noch dich. So wird Zeit, dass ich nach Hause gehe." Kyos Abschied war kurz und abweisend. Die kurze Zeit, in der Gackt einen kleinen Gang zwischen ihnen geschaffen hatte, war vorbei, aber ein Band war geknüpft, wenn auch noch unscheinbar und dünn.

Riyuu

hey Leute
 

Gomen nasaii, dass das Kapi erst jetzt kommt, demo ich war ja etwas fertig...

Ich danke für euer VErständnis wegen den Fehlern im letzten Kapi.

Nya... lange rede kurzer Sinn...

Viel spaß beim Lesen ^^
 

Kapitel 6: Riyuu
 

Mit schnellen, unkoordinierten Schritten rannte Die durch die Stadt, während der Gitarrenkoffer auf seinem Rücken hin- und herschaukelte. Seine Hände hatte er über seinem Kopf gefaltet, sie hielten das als Regenschutz dienende Buch fest umklammert.

Big Red wusste, dass er bereits viel zu spät dran war, doch gleichzeitig war es ihm auch egal. ,Welcher Idiot setzt bei so einem Scheißwetter auch eine Probe an!', dachte Big Red bei sich, während er weiter durch den strömenden Regen hastete. Bereits seit drei Tagen schüttete es, wie aus Eimern und es schien, als ob sich das in den nächsten Tagen auch nicht ändern würde.

Völlig außer Atem und klatschnaß kam er schließlich bei Kaoru an. Unter dem Vordach des mehrstöckigen Wohnhauses angekommen, schüttelte Die sich erst einmal wie ein nasser Hund. Dann zog er seinen Schlüsselbund aus der Tasche und schloss die Tür auf. Sowohl als Kaorus bester Freund, als auch als Bandmitglied, besaß Big Red einen Schlüssel für die Wohnungstür und für den Keller, in dem Dir en grey ihre Proberäume hatten, schallgedämpft natürlich, sonst hätten wohl schon einige Nachbarn sich wegen dem Krach, den ihre Instrumente und Kyos Stimme manchmal verursachten, beschwert.

Mit einem Ruck riss Die die Tür zu ihrem Probenraum auf, unterbrach dabei Shinya und Kaoru bei einem Gespräch und Toshiya bei der Einstimmung seines Basses. Kyo konnte Big Red auf den ersten Blick nicht erkennen, der lag nämlich zusammengerollt auf der Couch und schnarchte leise vor sich hin.

"Wird Zeit das du kommst. Wir warten bereits 20 Minuten auf dich.", sagte Kaoru trocken und sah Die nach einer Antwort verlangend an. "Gomen ne Kao, aber mal ehrlich. Du erwartest ernsthaft, dass ich bei diesem Wetter pünktlich komme? Wieso hast du überhaupt eine Probe angesetzt, bei diesem Mistwetter da draußen?", fragte Die.

"Also erstens, wozu hast du ein Auto? Zweitens: Shinya und Toto sind auch pünktlich, zumal sie weiter weg wohnen als du und drittens: Wir haben in zwei Wochen einen Auftritt und ich denke schon, dass wir dafür noch etwas üben sollten.", erwiderte der Ältere auf Dies Fragen. Der zog bei dem Wort >Auftritt< nur eine Augenbraue nach oben, sah Kaoru unglaubwürdig an. "Wir haben was?" "Einen Auftritt, übernächsten Samstag in dem Club, wo ich als Kellner arbeite.", wiederholte Kaoru. Nun sah ihn nicht nur Die, sondern auch Toshiya und Shinya, sprachlos an. Die beiden hatten genauso wenig davon gewusst wie Die. Wo einen Moment noch erstaunte Stille geherrscht hatte, brach im nächsten Moment das Chaos aus. Toshiya ließ seinen Bass schrill aufschreien und er selbst drehte sich wild um seine eigene Achse, quietschte und jauchzte vor Vergnügen auf. Die hatte einen lauten Aufschrei nicht verhindern können, war Kaoru kurzerhand um den Hals gefallen. Er und Shinya sahen dem ganzen Spektakel nur fassungslos zu. Mit dieser Reaktion hatte der Bandleader niemals gerechnet.

Das ging noch eine Weile so weiter, bis etwas gegen Toshiyas Kopf geschleudert wurde und der junge Bassist darauf laut aufheulte. Diesmal nicht vor Freude, sondern vor Schmerz. "ITAIIIIII!!"

"Sei gefälligst ruhig. Ich will schlafen!", knurrte eine dumpfe Stimme vom Sofa her. Alle drehten sich in die Richtung und während Kaoru sich ein schmunzeln nicht verkneifen konnte, sagte Die. "Nanu, du bist auch hier? Hab dich gar nicht gesehen." Kyo knurrte nur unverständliche Worte und wollte sich umdrehen, als etwas schweres auf seinem Bauch landete. Die Luft wurde Kyo aus den Lungen gepreßt und er japste. "Das tat weeeeeh. Wieso hast du das gemacht?!" Dunkelbraune Augen funkelten Kyo böse an. Toshiya war Kyo auf den Bauch gesprungen und verlangte nach einer Antwort.

"GEH RUNTER!", herrschte Kyo, doch Toshiya schüttelte weigernd den Kopf. "Iie. Erst, wenn du mir sagst, wieso du mir dein Mikro an den Kopf gedonnert hast!" "Du hast genervt, deswegen!" "Puh. Ich verlange eine Entschuldigung!", meckerte Toshiya. "Vergiß es. Geh endlich runter von mir du Riesenbaby!" Kyo war sauer, aber nicht nur er, sondern auch der Teenager auf seinem Unterkörper.

Kaoru, Die und Shinya sahen den beiden Streithähnen mit hochgezogenen Augenbrauen zu. Jeder schien gespannt zu sein, wer diesen Streit wohl als Gewinner bestreiten würde. Shinya hoffte auf seinen Freund, während Die doch mehr auf Kyo setzte, schließlich wusste er, wie giftig und falsch der kleine Blondschopf werden konnte, wenn man ihn aus seinem Schlaf riss. Kaoru hielt sich neutral, nahm sich aber vor diesen kindischen Streit zu beenden, sollte er sich nicht bald von allein lösen.

"Entschuldige dich oder ich bestreite die Probe auf deinem Schoß!", verlangte Toshiya. Der junge Bassist hatte bereits ein ziemlich rotes Gesicht vor lauter Zorn.

"Wenn du nicht sofort runter gehst Totchi, lernst du Fliegen!", zischte Kyo gefährlich. Toshiya jedoch achtete nicht darauf, blieb hartnäckig sitzen. Dann platzte Kyo der Geduldsfaden. Nicht gerade sanft packte er Toshiya an den Hüften, drehte sich zeitgleich auf die Seite und stieß Toshiya von seinen Unterleib. Der junge Bassist kreischte kurz überrascht auf, landete dann aber mit einem erneuten Schmerzensschrei auf dem Boden.

Shinya schnappte nach Luft, eilte zu seinem Freund und kniete sich nieder.

Die machte gar nichts, während Kaoru den Kopf schüttelte. "Musste das sein, Kyo! Er ist dein Freund, nicht dein Feind. Etwas freundlicher könntest du mit ihm schon umgehen. Toshiyas Mutter muss sich ja schon über die ganzen blauen Flecke ihres Sohnes wundern, die du ihm ständig verpasst.", meckerte er mehr im Spaß als im Ernst. "Pech, wenn er mich aufweckt, mit seiner Rumhampellei! Was war überhaupt mit dem los?", fragte Kyo mürrisch. "Das Gleiche wie mit uns allen. Während du gepennt hast, hat unser Leader-sama uns offenbart, dass wir in zwei Wochen einen Auftritt haben.", antwortete nun Die, der sich aus seiner Starre gelöst hatte. "Ach so, wenn es weiter nicht's ist." Kyo war gerade dabei, sich wieder hinzulegen, als er wieder hochfuhr. "Wir haben was?", fragte er dasselbe, wie Die einige Minuten vor ihm. "Einen Auftritt.", antwortete Kaoru trocken. Das er auch immer wieder alles wiederholen musste. "Deshalb wäre ich euch auch dankbar, wenn wir endlich anfangen könnten zu proben. Auch bei diesem Mistwetter, Die!", fügte Kaoru dann missmutig hinzu.

Shinya hatte es geschafft, Toshiya wieder in eine halbwegs vernünftige Form zu bringen, sodass die Probe endlich beginnen konnte.

Alle legten sich besonders ins Zeug und achteten darauf, das auch alles klappte. Niemanden fiel dabei auf, dass Kyo an diesem Tag nicht, wie sonst das Mikro in der linken, sondern in der rechten Hand hielt.
 

Nachdem die Probe beendet war, saßen die fünf bei Kaoru im Wohnzimmer und tranken ein Glas Wasser. Da weder Die, Shinya noch Toshiya so schnell die Wohnung des Violetthaarigen verlassen wollten, hatten sie beschlossen, noch eine Weile bei ihrem Leader zu bleiben.

"Sag mal Kao, wie sind wir eigentlich zu diesem Auftritt gekommen?", fragte Die das, was allen der vier Dirus durch den Kopf gespukt war. "Das war ganz einfach. Mein Chef weiß, dass ich eine Band habe und da es in letzter Zeit etwas langweilig bei uns im Club war, meinte er zu mir, wir könnten doch mal einen Abend was spielen. Und ich habe natürlich sofort zugegriffen.", antwortete Kaoru. "Das war's? So einfach ging das?" Die war verblüfft. Er hatte immer gedacht, dass es schwer war einen Auftritt an Land zu ziehen. "Hai, das war's. Aber werde jetzt nicht übermütig Die. Der Schuppen ist klein und es werden wahrscheinlich nicht viele Gäste dasein, also erwarte nicht zu viel.", warnte Kaoru, der den Übermut seines Freundes nur genau kannte.

"Das ist doch egal, hauptsache wir haben endlich einen Auftritt!", mischte nun auch Toshiya mit. Der hatte die Aktion mit Kyo bereits verdaut, sprach trotzdem kein Wort mit dem kleinen Blonden. "Wie war, wie war. Sag mal Totchi. Wie sieht es bei euch beiden Hübschen aus, hm?", fragte Die und ein zweideutiges Grinsen zierte seine Lippen.

Toshiya verstand nicht so ganz, worauf Die anspielte, aber Shinya wusste es. Der junge Drummer lief rot an und senkte rasch seinen Blick. "DIE!", zischte Kaoru. Dieser drehte sich zu dem Leadgitarristen um. "Nani? Wir wissen doch, dass was passiert ist.", meinte Big Red gelassen. Shinya wurde noch röter und Toshiya schien nun auch begriffen zu haben, worum es ging. Doch gegen das Naturell des Teenagers reagierte dieser ernst. "Die, ich sagte dir bereits. Was diese Sache angeht, kläre erst dein Problem, bevor du dich um meine kümmerst!" Das saß. Schlagartig richtete sich alle Blicke auf Die, dem das Ganze peinlich war, denn auch die Person, um die es indirekt ging, sag Big Red skeptisch an. "Was denn für ein Problem?", wollte Kyo wissen. "Äh... ähm...gar keins. Es gibt kein Problem. Gomen Toto. Wollte euch nicht zu nah treten.", murmelte Die und hatte es plötzlich eilig, sich zu verabschieden. "Also dann Leute, ich muss dann gehen. Hausaufgaben... ja... das ist es. Ich muss noch Hausaufgaben machen. Viel Spaß noch." Damit war Big Red verschwunden.

"Was war das denn?", fragte Kyo verblüfft. "Keine Ahnung.", sagten Toshiya und Kaoru aus einem Mund. Shinya schüttelte ebenfalls den Kopf.

Dabei wussten sie ganz genau, was es mit Dies merkwürdigem Verhalten auf sich hatte.

Noch eine Weile bleiben die Vier in Kaorus Wohnung, bis es auch für Shinya und Toshiya Zeit wurde zu gehen. Zurück blieb Kyo, der zwar auch langsam gehen musste, jedoch noch keine Lust dazu verspürte.

"So... sind also nur noch wir beide übrig, wie?", sagte Kaoru schließlich und lächelte leicht. "Ist wohl so.", antwortete Kyo nur. "Kyo. Es wird Zeit, dass wir mal wieder miteinander reden.", sagte Kaoru nach einer kurzen Stille. Der keine Blonde sah ihn fragend an. "Worüber denn?" "Vielleicht über dich?" "Über mich? Was gibt es da schon groß zu reden?", versuchte Kyo gelassen zu wirken, doch es misslang ihm. Kyo wusste genau, dass Kaoru ein besonders Auge dafür hatte, zu bemerken, wenn etwas mit einem nicht stimmte. Ihn hatte es sogar gewundert, dass der Leadgitarrist ihn noch nicht angesprochen hatte. Nun war er also da, der Moment der Wahrheit. Sollte er ihm seine Probleme anvertrauen oder lieber schweigen? Kyo hatte zwar ein nicht ganz so enges Verhältnis zu Kaoru, wie zu Toshiya oder Die, aber es war fest genug um mit ihm zu reden.

"Ich möchte wissen, was mit dir los ist. Ich habe solange nichts gesagt, weil ich dachte du kommst von selbst zu uns, aber leider hast du das nicht getan." Die Enttäuschung in Kaorus Stimme war nicht zu überhören. Kyo seufzte. Noch immer rang er mit sich. Er konnte es nicht einmal abstreiten, dass mit ihm etwas nicht stimmte, die Wunden an seinen Armen waren Beweis genug dafür. Obwohl sie bereits fast zwei Wochen alt waren, taten sie noch weh.

"Gomen ne Kao, aber es ist alles ok.", sagte Kyo und wich dem Blick des Leaders aus. "Wenn du meinst, aber dann sage mir doch, woher die Kratzer an deinem Arm kommen." Fast schon schockiert riss Kyo die Augen auf. "Ich bin nicht blind, Kyo und dumm auch nicht. Denkst du wirklich ich bekomme nicht mir, wenn du wieder schwarze Armstulpen zur Schule trägst, noch dazu, wenn sie nicht zu deinem Outfit passen. Und das blaue Auge letzte Woche stammte auch nicht von einer Schlägerei, stimmts?"

Kyo biss sich auf die Lippen, sah weiterhin auf den Boden.

Kaoru wartete.

"Ich... Kaoru. Weißt du was mich an euch allen stört?", sagte Kyo nach einiger Zeit der Stille. Seine stimme klang nur mühsam kontrolliert. "Iie, das weiß ich nicht Kyo.", blieb Kaoru sachlich. "Dann sage ich es dir. Eure verdammte Fragerei! Es geht mir auf den Geist. Ständig kommen du oder Die oder Totchi zu mir, rufen an oder tun sonst was und fragen, was mit mir los ist! Ich will es euch nicht sagen, verdammt! Wann begreift ihr das endlich? Es geht euch nichts an!!", brach es aus Kyo heraus. "Es ist ja nett von euch, dass ihr euch Sorgen macht, aber bitte! Laßt mich diesmal etwas alleine machen. Ihr habt bereits genug getan für mich." Ohne ein weiteres Wort zu verlieren oder eine Antwort abzuwarten, stand Kyo auf, verließ Kaorus Wohnung und ließ den Leader allein zurück. Nur kopfschüttelnd konnte er ihm hinterhersehen.

,Du machst dir was vor, Kyo. Allein schaffst du das nicht. Dafür hast du zuwenig Selbstvertrauen. Mach es dir nicht selbst so schwer, denn nicht nur du musst leiden, sondern auch wir. Es ist aber nicht an mir, dir das begreiflich zu machen.'
 

***
 

,Du musst dich konzentrieren. Du musst dich konzentrieren. Du musst dich konzentrieren.' Dieses Satz in Gedanken immer wieder vor sich her sagend saß Hyde im Unterricht. Sie hatten sein ,Lieblingsfach' Mathematik und Akabane schrieb bereits zum wiederholten Male die Tafel voll.

Direkt hinter sich hörte Hyde Kaoru und Die miteinander flüstern.

"Was ist rausgenommen?", fragte Die. "Nichts. Er hat mich angeschrien und ist abgehauen. Er verkriecht sich.", antwortete Kaoru ebenso leise. "Was machen wir bloß? Wir können ihn doch nicht einfach so weiter machen lassen?" "Ich habe keine Ahnung, Die."

"Niikura und Andou! Passen Sie besser auf, anstatt zu tuscheln!", durchdrang plötzlich die Stimme des Lehrers den Raum.

Hyde konnte aus den Augenwinkeln erkennen, wie die beiden zusammenzuckten. Tetsu, der neben ihm saß, kicherte leise. "Geschieht ihnen recht.", meinte er, sah Hyde fragend an, doch dieser erwiderte nichts, war ganz in seine Gedanken versunken. ,Von wem haben die beiden bloß geredet? Vielleicht von Kyo?'
 

Die Schulglocke läutete und alle Schüler drängten auf den Pausenhof.

Hyde wollte gerade den Weg zur Hofmauer einschlagen, als Tetsu ihn zurückhielt. "Hey Hyde. Warum hängst du jetzt ständig mit diesem Schönling rum? Der ist doch total abgedreht. Schon allein wie der rumläuft. Genauso schlimm, wie die beiden aus unserem Mathekurs und der kleine Blonde aus der Stufe unter uns. Ganz zu schweigen von diesem durchgeknallten Blauhaarigen und dem Jungen, der mehr aussieht wie ein Mädchen, als alles andere.

Wenn du noch länger mit denen abhängst, wirst du noch genauso schlimm wie die.", sagte Tetsu und seine Stimme klang anklagend. Hyde sah seinen Kumpel verwirrt an. "Was soll das denn heißen?", fragte er unsicher nach. Seit wann redete Tetsu denn so von Mitschülern? "Na ganz einfach. Diese Visuals sind doch die letzten Freaks. Willst du etwa auch in Frauenklamotten rumlaufen?" "Iie, natürlich nicht, aber was hat das denn mit Freundschaft zu tun? Ich kann doch trotzdem mit ihnen befreundet sein und Gackt trägt keineswegs Frauenkleider!", verteidigte der kleine Dunkelhaarige seinen neuen Freund. Tetsu stieß ein angeekeltes Schnauben aus. "Vielleicht nicht immer, aber trotzdem. Diese Kerle sind einfach widerlich. Gonzo hat diesen Blauhaarigen und das ,Mädchen' am Wochenende in der Stadt gesehen, beim Klamotten kaufen." "Ja und? Du tust ja gerade so, als wäre das was schlimmes, wenn man einkaufen geht." Hyde verstand nicht worauf Tetsu hinauswollte. "Na, die haben Klamotten aus der Frauenabteilung gekauft. Ich habe ja gedacht, dass sie wenigstens den Anstand besitzen und Männerklamotten etwas zerschnippeln, aber das sie gleich in der Frauenabteilung einkaufen gehen und dann auch noch Miniröcke, widerlich!" Tetsu schnaubte. Hyde schüttelte nur ungläubig den Kopf. "Ist doch ihre Sache, was sie kaufen. Lass mich jetzt bitte los. Ich bin mit Gackt verabredet." "Verabredet? Klingt ja fast so, als wärst du mit dem zusammen. Bitte Haido, lass die Typen stehen. Yumiko fragt schon jeden Tag nach dir. Du willst sie doch nicht stehen lassen, immerhin ist sie deine Freundin!" Der Vorwurf war ernst gemeint. Hyde seufzte. Es stimmte schon, dass er Yumiko in letzter Zeit etwas vernachlässigt hatte, aber schließlich hatte sie auch nichts besseres zu tun, als auf Partys zu gehen und anderen Jungs hübsche Augen zu machen. Dennoch hatte Hyde ein schlechtes Gewissen.

"Also kommst du nun?" Tetsu sah seinen Kumpel fragend an. Noch schien Hyde zu zögern, aber dann willigte er doch ein. "Daijobu, ich komme." ,Dabei fühle ich mich so wohl in seiner Nähe.'
 

***
 

Zur selben Zeit stand Gackt an der niedrigen Schulmauer und rauchte. Die Pause dauerte bereits fünf Minuten und noch war Hyde nicht zu sehen. Sonst war es immer der Kleinere, der auf ihn warten musste. ,Ob ihm was dazwischen gekommen ist?', fragte sich Gackt insgeheim. Seit dem Vorfall mit Hydes überraschender Weckaktion war nichts mehr zwischen ihnen passiert. Zum einen war es gut so, doch zum anderen auch wieder nicht. In Gackts Inneren spielten die Gefühle verrückt. Er fühlte sich zu dem kleinen Dunkelhaarigen hingezogen. Er war in den letzten Wochen ein echter Freund geworden. Gackt wollte diese Freundschaft nicht riskieren und mehr daraus werden lassen. Nicht, bevor er sich hundertprozentig sicher war.

Der Blonde schnipste die Zigarettenleiche auf den Boden und trat sie mit den Absätzen seiner hohen Stiefel aus. Noch einmal ein Blick zur Uhr. ,Wo bleibt er denn?'

Gackt warf einen Blick hinüber zu Toshiya und den anderen seiner Truppe. Die fünf Jugendlichen standen nicht allzuweit von ihm entfernt. ,Ob sie wissen, wo Hyde ist?'

Gedacht getan. Der Blonde schulterte seinen Rucksack und ging auf die anderen zu.

Toshiya war der Erste, der ihn bemerkte.

"Gackto!", rief der Teenager freudig aus und fiel, wie es seiner Art entsprach, dem Älteren um den Hals. Etwas überrascht blickte Gackt auf Toshiya, der nun an seinem Hals hing. "Du kannst mich wieder loslassen, Toshiya.", grinste der Blonde schief, blickte dann hilfesuchend die anderen an. Die erwiderte sein Grinsen und sagte: "Toto. Willst du ihn zerquetschen? Reicht eine Leiche nicht schon?" "NANI?!" Schockiert drehte Toshiya sich zu Die, lockerte dabei den Griff von Gackts Schultern. Geschickt löste der Blonde sich aus der Umarmung und zwinkerte Die dankend zu. Der Rothaarige erwiderte es kurz, widmete sich dann aber Toshiya, der mit funkelnden Augen auf ihn zu schritt.

Kaoru und Shinya schüttelten die Köpfe. Sie wussten, was jetzt wieder losgehen würde.

Kyo stand mit verschränkten Armen an der Mauer, beachtete die anderen nicht.

"Heute ohne Hyde unterwegs?", fragte Kaoru Gackt. Der Blonde blinzelte kurz, sah dann zu dem Älteren und nickte. "Hai, deswegen bin ich eigentlich auch hergekommen. Wisst ihr, wo er ist?" Kaoru zog leicht die Augenbrauen nach oben, verneinte. Shinya dagegen wusste auf Gackts Frage eine Antwort. "Er ist bei seinem Kumpel und dessen Clique."

"Wo denn?" fragte Gackt nun an Shinya gewandt. Dieser deutete in die Richtung an Gackt vorbei und der Blonde folgte ihr, drehte sich um. Tatsächlich. Inmitten einer Gruppe von vielleicht fünf Jungs und drei Mädchen stand Hyde am anderen Ende des Schulhofes. "Arigato Shinya. Am besten gehe ich mal rüber." "Das würde ich sein lassen." Erstaunt drehten sich die drei in Kyos Richtung. Die war noch immer mit Toshiya beschäftigt. "Was?! Ich würde da nicht rüber gehen.", sagte der kleine Blonde und schaute weg. "Wieso nicht?", fragte Gackt. Diesmal antwortete Die, der Toshiya endlich abgewimmelt hatte. "Die können Visuals nicht leiden. In ihren Augen sind wir Transen und Freaks und das nur, weil wir uns anders kleiden und schminken." Die schnaubte verächtlich. "Und was macht Hyde denn bei denen?" "Ganz einfach. Der braunhaarige Junge dort neben ihm", Die deutete auf den Jungen recht von Hyde, "ist Tetsu, sein bester Freund und die kleine Schwarzhaarige links ist Yumiko, seine Freundin." "Hyde hat eine Freundin?" Erstaunt blickte Gackt Die an. "Hai, sogar schon länger, aber in letzter Zeit war wohl eher Funkstille, weil Hyde öfters bei uns war. Tetsu versucht wohl, ihn wieder zu den anderen rüberzuziehen.", meinte Die lässig. "Verstehe.", meinte Gackt etwas leiser. Keinem der Dirus entging, dass etwas trauriges auf dem Gesicht des hübschen Blondes lag. Gackts Blick glitt hinüber zu Hyde, der gerade über etwas lachte, aber es sah mehr danach aus, als war es gezwungen. ,Sehr glücklich sieht er ja nicht aus.', dachte der Blonde und drehte sich zurück zu den Dirus.

"Na dann, arigato. Ich geh dann." "Moment mal. Willst du jetzt da rüber gehen?" Kaoru sah ihn fragend an. "Iie, ich gehe zurück zur Mauer." "Bleib doch hier, wenn du willst.", sagte Kaoru freundlich. Gackt lächelte, wusste aber nicht wirklich, ob er das annehmen konnte. Er warf einen unsicheren Blick in Kyos Richtung. Der erwiderte ihn kurz, zuckte mit den Schultern und wandte sich an Toshiya, der neben ihm stand.

"Arigato." Damit blieb der hübsche Blonde in der restlichen Pause bei den Dirus.
 

***
 

"Hey Gackto! Warte mal!" Gackt hielt inne und drehte sich um. Er sah Hyde, der auf ihn zugelaufen kam entgegen, wandte sich an Toshiya und Shinya, die neben ihm liefen und sagte. "Geht schon mal vor, ich komme gleich." Die beiden nickten nur und liefen weiter.

"Danke...dass...du...gewartest hast.", keuchte Hyde, als er Gackt erreicht hatte. "Keine Ursache. Was ist denn so wichtig, dass du einen halben Marathon hinlegst, um mich zu erreichen.", lächelte Gackt. "Ich wollte mich entschuldigen, wegen der Pause heute." "Ach das war doch nicht schlimm. Ich verstehe es, wenn du lieber mit deiner Freundin zusammenbist.", sagte Gackt lässig, aber der leicht ironische Unterton in seiner Stimme machte Hyde stutzig. "Du weißt von Yumiko?" "Hai, Die hat es mir erzählt. Hättest mir ruhig sagen können, dass du eine Freundin hast.", lächelte Gackt weiter. Die unerwartete Kühle, mit der er Hyde gegenübertrat, verwirrte den kleinen Dunkelhaarigen. "Ist alles ok?", fragte Hyde. "Hai, was sollte denn nicht stimmen?", antwortete Gackt. "Du bist so komisch." "Ach was. Du siehst Gespenster Haido. Du, ich würde ja gerne noch mit dir erzählen, aber Toshiya und Shinya warten auf mich.", sagte Gackt und klopfte dem Kleineren einmal kräftig auf den Rücken. "Toto und Shinya? Wieso warten sie denn auf dich? Ich dachte, wir wollten heute üben?" Verwirrung sprach aus Hydes Stimme. "Oh wirklich. Gomen ne Haido. Das habe ich wohl vergessen. Ich habe den beiden jetzt aber versprochen, mit ihnen einkaufen zu gehen. Können wir das mit dem Üben nicht auf morgen verschieben? Mach doch heute lieber etwas mit Yumiko oder Tetsu. Die beiden freuen sich bestimmt. Jetzt muss ich aber los, sonst gehen die beiden noch ohne mich." Gackts stimme klang lässig, aber Hyde meinte doch so etwas wie Eifersucht herausgehört zu haben und das es Gackt wirklich leid tat, bezweifelte der kleine Dunkelhaarige stark. Dazu war er viel zu lässig gewesen.

Mit einem einzigen Fragezeichen über dem Kopf sah Hyde dem Blonden hinterher.

,War er etwa so sauer, weil ich heute nicht gekommen bin?'
 

***
 

"Und? Was hat Hyde gewollt?", fragte Toshiya, als Gackt ihn und Shinya erreicht hatte. "Nichts weiter. Er hat sich nur wegen vorhin entschuldigt.", erwiderte Gackt grinsend. Ihm tat es nicht Leid, Hyde stehengelassen zu haben. "Ach so. War das alles?" "Hai, mehr war nicht los." Shinya beobachtete Gackt etwas mißtrauisch. ,Wenn das alles gewesen ist, wieso hat das denn so lange gedauert?', fragte sich der junge Drummer in Gedanken. Laut äußerte er sich jedoch nicht. "So ihr beiden Süßen. Wo gehen wir denn jetzt hin?", lachte Toshiya und hakte sich links und rechts bei Shinya und Gackt ein.

"Du bist doch der Modespezialist unter uns. Also sag du uns, wo man hier die besten Sachen her kriegt.", smilte nun auch Gackt. "Daijobuuuu. Da du neu hier bist, zeige ich dir gleich, wo du in Zukunft einkaufen gehen musst!" "Soll ich dann etwa genauso wie du rumlaufen?", neckte Gackt den Jüngeren.

Weiter herumalbernd liefen sie weiter. Shinya blieb jedoch still. Er blieb lieber in der Rolle des stillen Beobachters. Ihm entging keinesfalls, dass sich Gackt anders benahm, als es seinem Naturell entsprach. Ihm war auch bewußt, dass Gackts Gemütswandel etwas mit Hyde zu tun haben musste, nur was, das vermochte der junge Drummer nicht zu deuten.
 

Zwei Stunden später saßen die drei vor einem Café und tranken etwas zusammen. Toshiya plapperte fröhlich irgendwelches Zeug, während Shinya und Gackt ihm mehr oder weniger zuhörten. Gackt schien seine Kaffeetasse interessanter zu finden, denn er spielte unentwegt damit herum. Shinya dagegen beobachtete ihn aus den Augenwinkeln heraus. "Sagt mal, unterhalte ich mich mit mir allein, oder was? Shishi. Sag doch auch mal was!", empörte sich Toshiya, als er geschnallt hatte, dass seine Freunde ihm kaum zuhörten. "Mir fällt nichts ein, Totchi.", lächelte Shinya zurückhaltend. "Mir schon." Toshiya lächelte, doch dieses Lächeln wollte Shinya gar nicht behagen.

Dann ging alles schnell. Gackt konnte nur verblüfft zusehen, wie Toshiya sich zu Shinya beugte, seine Hände um das Gesicht des jungen Drummers legte und ihm dann einen Kuss gab. Augenblicklich ließ der Blonde seine Tasse los, die beinahe umgekippt wäre, doch Dank der Erdanziehungskraft schwankte nur sie einige Male hin und her, blieb dann aber stehen.

Shinya rührte sich nicht, starrte nur mit aufgerissenen Augen auf Toshiya, der sich langsam wieder aufrichtete. "Jetzt kannst du über etwas reden.", grinste der junge Bassist schief.

Shinya schüttelte nur den Kopf. "Ich... ich habe gesagt... ich brauche noch... noch etwas Zeit." Hastig stand der junge Drummer auf, schnappte sich seine Einkaufstüte und verschwand. "Ich Idiot!", seufzte Toshiya und schlug sich die Hand gegen die Stirn. "Baka! Baka! Baka!" Noch immer fassungslos starrte Gackt nun auf Toshiya, der sich selbst beleidigte. Erst nach einigen Minuten fand der Blonde seine Sprache wieder.

"Äh... Toshiya. Was war das eben?", fragte er stockend.

Ruckartig hob Toshiya den Kopf. "Oh Gackt... ähm... na ja. Ach ich bin so ein Idiot!", fluchte der junge Bassist. "Ganz ruhig bleiben, Toshiya. Ist es denn so, wie es den Anschein hat?", versuchte Gackt es auf eine andere Basis. "Häh?" Toshiya schien nicht begreifen, was der Ältere meinte. "Seid ihr beide... zusammen?", fragte Gackt etwas anders. Toshiya lief rot an. "Anou... das... das kann man so nicht sagen." ,Wie erkläre ich das jetzt bloß? Da hast du dich ganz schön in etwas verrannt, Toshimasa. Das ich aber auch nie nachdenken kann, bevor ich etwas tue! Soll ich jetzt die Wahrheit sagen?' Kurz rang der Teenager mit sich. ,Egal, leugnen kann ich es nicht mehr, dafür ist es zu offensichtlich.' Er seufzte. "Wir... ähm... fühlen dasselbe füreinander, aber so richtig zusammen sind wir nicht.", sagte er schließlich. Gackt, der gewartet und gelauscht hatte, sah ihn fragend an. "Wieso nicht?" "Na ja, weil... Shinya ist ziemlich schüchtern, wie du bestimmt schon gemerkt hast, und er braucht noch Zeit, um sich wirklich darüber im Klaren zu werden, was er will. Ich habe es ihm gewährt, was auch sonst. Nur ich Blödmann habe hier wieder alles kaputt gemacht." "Weil du ihn geküsst hast?" "Hai. Ich hätte warten müssen, bis er soweit ist. Aber nein, ich kann mich nicht beherrschen und küsse ihn auch noch öffentlich und vor deinen Augen.", sagte Toshiya und stöhnte. "Künstlerpech, würde ich sagen. Nehme es dir nicht so zu Herzen. Shinya wird dich verstehen. Es ist schwer, wenn man jemanden liebt, der einen aber hinhält. Ich verstehe dich.", meinte Gackt und lächelte Toshiya aufmunternd an. Toshiya sah auf und dem Blonden direkt in die Augen. "Honto ni?", fragte er. "Hai.", sagte der andere.

"Und ich habe schon gedacht, es stößt dich ab." Toshiya atmete erleichtert aus. "Nicht im Geringsten. Ich selbst bin doch auch noch 100%ig hetero." Gackt zwinkerte.

"Echt?! Bist du auch verliebt?", fragte Toshiya gerade heraus. Gackt schien es, als habe der junge Bassist noch nicht viel von Anstand gehört. Trotzdem antwortete er. "Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Im Moment bin ich nicht Herr meiner Gefühle, deshalb kann ich dir auch nicht Auskunft geben." Der Blonde grinste. "Klingt kompliziert.", meinte Toshiya und schlürfte an seiner Cola. "Und du denkst wirklich, dass Shinya mir nicht böse ist?" Noch immer hatte Toshiya Zweifel. "Wenn er dich liebt, dann nicht, nein.", erwiderte Gackt. "Arigato für dein Verständnis.", sagte Toshiya und lächelte. "Keine Ursache. Ich helfe dir gern." "Und ich dir. Also, wer sind die Kandidaten, die für deine Probleme in Frage kommen?" Toshiya sah Gackt auffordernd an. Dieser lachte jedoch. "Gomen Toshiya. Aber darum kümmere ich mich lieber allein." "Och maaaaan. Sei doch kein Spielverderber. Laß mich raten. Einer ist auf jeden Fall Hyde!" Gackts Lachen verstummte und er sah Toshiya mißtrauisch an. "Woher willst du das wissen?" "So, wie ihr zusammenhängt muss doch was zwischen euch sein.", smilte Toshiya. Er schien sich sicher zu sein mit seiner Vermutung. "Verwechsle eine gute Freundschaft nicht mit Liebe, Toshiya. Außerdem hat Hyde bereits eine Freundin.", warnte Gackt den Jüngeren. "Na und? Das ist doch kein Grund sich nicht zu verlieben. Außerdem läuft das zwischen Hyde und dem komischen Weib sowieso nicht mehr lange gut, schwöre ich dir!", beharrte Toshiya auf seiner Theorie. Gackts Augen verengten sich. Er hatte den versteckten Wink verstanden. "Hör mir mal zu, Toshiya. Ich will auf keinen Fall, das wegen mir eine intakte Beziehung zu Bruch geht, schon gar nicht, wenn du sie manipulieren willst. Ich verspreche dir, dir mit Shinya zu helfen, aber halte dich bitte aus meinem Liebesleben raus. Vor allem, wenn ich mir selbst noch nicht sicher bin, daijobu?" "Daijobu.", sagte Toshiya kleinlaut. Der Ausbruch des Älteren hatte ihn etwas verschüchtert. "Ich würde dir vorschlagen, dass du dich als Erstes bei Shinya entschuldigst. Lange kenne ich ihn noch nicht, aber eines ist sicher, wenn du ihm das so erklärst, wie du es mir erklärt hast, verzeiht er dir sicher schnell. Vielleicht ist er auch gar nicht böse auf dich, sondern war nur überrumpelt gewesen. Mich hat das ja auch ganz schon überrascht. Also Mut zum Risiko hast du, Kleiner!", sagte Gackt, nun wieder fröhlich gestimmt. "O...okay.", erwiderte Toshiya. "Also. Ich drücke dir die Daumen." Gackt zwinkerte Toshiya zu und erhob sich dann vom Tisch. "Und danke für deine nette Beratung. Jetzt habe ich erstmal genug Klamotten für die nächste Zeit." "War doch keine Ursache. Und danke für deine Hilfe." Auch Toshiya stand auf. Er wollte nun so schnell wie möglich zu Shinya, um das Missverständnis zu klären.

Kapitel 7: Zakuro
 

Tief durchatmend stand Toshiya vor der Wohnungstür seines Freundes. Die Haustür des achtstöckigen Neubaublocks hatte offen gestanden und so war der Teenager einfach die Treppen nach oben gehetzt.

Toshiya nahm all seinen Mut zusammen und drückte den Klingelknopf. Das schrille Läuten bewies, dass sie funktionierte. Er wartete ab.

Es dauerte nur wenige Sekunden, da hörte der junge Bassist Schritte hinter der Tür. Schon wurde sie geöffnet und Shinya stand im Türrahmen, sah Toshiya mit verklärten Augen an. Es war kein Kunststück zu erkennen, dass der zierliche Bishonen geweint hatte. Einige Tränenspuren konnte Toshiya sogar noch erkennen.

Die Worte, die Toshiya sich zurechtgelegt hatte, waren bei diesem Anblick aus seinem Kopf verschwunden. Der junge Bassist ging geradewegs auf seinen Freund zu und nahm ihn in die Arme. Shinya vergrub sein Gesicht in Toshiyas Schulter und schluchzte trocken. Beruhigend strich Toshiya dem Jüngeren durch die Haare, wartete bis er sich vollends beruhigt hatte, erst dann schob er ihn zärtlich von sich.

Noch während er Shinya in den Armen gehalten hatte, war Toshiya in die Wohnung des jungen Drummers gegangen und hatte die Wohnungstür geschlossen.

"Ist wieder alles okay?" Leicht lächelnd sah Toshiya den Kleineren an. Tapfer nickte Shinya. "Gomen nasai Shishi. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich nie so etwas dummes gemacht.", entschuldigte sich der Ältere, doch Shinya schüttelte energisch den Kopf.

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich hätte nicht so reagieren dürfen.", erwiderte der Jüngere. "Trotzdem, ich wusste, dass du noch Zeit brauchst und dann auch noch in aller Öffentlichkeit. Ich hätte mich selbst ohrfeigen können." Shinya lachte leise bei der Vorstellung. "Wir haben beide etwas dummes gemacht.", sagte er. "Sieht wohl so aus.", griente Toshiya und stupste Shinya mit seiner Nase etwas an. "Oi, lass das.", beschwerte sich Shinya und zwickte dem Älteren leicht in die Seite. Toshiya lachte nur noch mehr und ließ den zierlichen Bishonen los. "Ich habe mir Sorgen gemacht, aber wie ich sehe, waren sie unbegründet." Shinya nickte. "Und ich war einfach nur schockiert."
 

Sie saßen auf Shinyas Bett und während Toshiya zärtlich dem Jüngeren durch das weiche Haar streichelte, hatte sich dieser an den Älteren gelehnt und genießerisch die Augen geschlossen. "Weiß eigentlich Gackt von uns?", fragte Shinya. "Hmm. Ich habe es ihm erzählt. Er saß direkt daneben. Leugnen hätte nichts mehr gebracht.", antwortete Toshiya ebenso leise. "Wie hat er reagiert?" Shinya drehte seinen Kopf so, dass er seinem Freund direkt in die Augen sehen konnte. "Er war überrascht, aber keinesfalls dagegen. Er hat mir sogar Mut gemacht, gleich zu dir zu gehen. Und er selbst ist auch nicht 100%ig hetero. Hat er selbst gesagt." "Wirklich?" Shinya richtete sich auf. "Hai. Weißt du, was ich glaube?" Der Jüngere schüttelte den Kopf. "Ich glaube, dass Gackt keinesfalls so ist, wie er vorgibt zu sein." "Totchi, langsam aber sicher mutierst du zu einem zweiten Kyo.", sagte Shinya. "Häh? Wie meinst du das?" "Ganz einfach. Du redest schon genauso wie er. Muss ich jetzt Angst haben, dass du dir die Haare blondierst und Piercings stechen lässt?" Bei diesen Worten musste Toshiya lachen. "Iie. Bestimmt nicht. Ich denke nur sehr viel nach in letzter Zeit und meine Intuition sagt mir, dass etwas in der Luft liegt. Ob es nun etwas Gutes ist oder nicht, kann ich nicht sagen.", erwiderte Toshiya und grinste, als er das Gesicht seines Freundes sah. "Ich bin froh, dass zwischen uns wieder alles Ok ist.", sagte Shinya und kuschelte sich an den Älteren. "Ich auch, Shishi. Ich auch." Toshiya vergrub seinen Kopf in den Haaren des Jüngeren.
 

***
 

Kyos Herz klopfte. Äußerlich wirkte er gefasst und kontrolliert, aber im Inneren hatte er Angst, Angst vor seinem Vater. Der Schlüssel in seiner Hand zitterte ein wenig, als er die Wohnungstür aufschloss. Schon der Geruch, der ihm im Flur entgegenkam war Beweis genug für seine Vermutung.

Wie auf Samtpfoten schlich er den Flur entlang. Wenn er es bis in sein Zimmer schaffen würde, hätte er seine Ruhe. "Wo warst du solange?!" Kyo erstarrte mitten in seiner Bewegung. Langsam drehte er sich um, erblickte seinen Vater, die Bierflasche den kleinen Blonden herablassend an. "In der Schule.", antwortete Kyo kühl. "Willst du mich verarschen? Welcher Jugendliche hat bis sieben Uhr Schule?!", schrie sein Vater. Kyo antwortete nicht. Sein Vater musste nicht wissen, dass er noch im Krankenhaus bei seiner Mutter gewesen war.

"Antworte gefälligst!", donnerte der Mann vor ihm und holte bereits aus, als eine zurückhaltende Stimme den Raum durchbrach. "Papa, nicht!" Kyo, der bereits auf den Schlag vorbereitet war, zuckte leicht zusammen und sah an seinem Vater vorbei. Im Türrahmen zum Wohnzimmer stand ein Mädchen von vielleicht sechs Jahren. In den Armen hielt sie eine Stoffpuppe. "Sei still Aiko! Geh zurück in die Küche.", sagte Aiko's Vater im strengen Ton. Das Mädchen zuckte zusammen, blieb aber stehen. "Willst du wohl hören! Oder wirst du nun schon genauso widerspenstig, wie dein nichtsnutziger Bruder? Muss ich dir auch erst eine Lektion erteilen, damit du mir gehorchst?" Verängstigt schüttelte das Mädchen den Kopf. "Dann geh sofort in die Küche!" Der kleine Leib des Kindes zitterte, doch sie rührte sich nicht von der Stelle. "Tooru soll auch mitkommen.", sagte sie mit stockender Stimme. (wie kann so'n Vater noch dat Sorgerecht ham *schockiert is*)

Bevor sein Vater etwas sagen konnte, antwortete Kyo. "Keine Angst Aiko. Ich komme auch gleich, versprochen. Geh in die Küche und warte, hai?" Seine Stimme klang sanft. Kyo wollte auf keinen Fall das seine Schwester mitansehen musste, was ihr Vater für ein Arsch war. Obwohl er sich sicher war, dass sie es wusste. Schließlich hatte sie oft genug gesehen, wie er ihn geschlagen hatte.

Das Mädchen sah ihn noch mal aus großen Augen an und als Kyo nickte, verschwand sie wieder in dem Zimmer, aus dem sie gekommen war.

Dann drehte er sich zurück zu seinem Vater. "Eins sage ich dir: Mit mir magst du machen, was du willst, aber krümmst du ihr auch nur ein Haar oder fasst sie einmal an, dann wirst du nicht mehr lebend aufwachen.", knurrte er. Sein Vater konnte über diese Worte nur lachen. "Denkst du wirklich, dass du mir Angst machen kannst? Nein Tooru. Nicht du, nicht du kleiner Nichtsnutz. Zu was bist du denn schon gut? Nur mir hast du es zu verdanken, dass du nicht auf der Straße lebst."

"Ohne dich würde es Aiko, Mama und mir viel besser gehen!" Dieser Satz handelte Kyo eine Ohrfeige ein, die ihn beinahe das Gleichgewicht kostete. "Pass auf, was du sagst! Deine Mutter liegt doch nur wegen dir im Krankenhaus! Du bist der, der ständig alles verbaut hat. Nur du und deine nichtigen Probleme.", sagte Kyos Vater verächtlich. "Du bist mein Problem! Nur DU und niemand anderes.", zischte Kyo. "Verschwinde. Geh auf dein Zimmer!", herrschte der Mann ihm gegenüber.

Kyo warf ihm einen Blick zu, der erneute Zornesfalten auf die Stirn seines Vaters hervorrief, dann drehte er sich um und verschwand in seinem Zimmer.

,Lange halte ich das nicht mehr aus.'

Seufzend ließ sich Kyo an dem Holz hinabrutschen. Vorsichtig berührte er seine linke Wange, zog seine Hand aber sofort wieder zurück. Es tat höllisch weh. ,Dieser Arsch! Es tut weh. Das wird wieder so ein blauer Fleck. Das Veilchen letzte Woche haben mir die anderen, außer Kaoru, ja noch abgekauft, aber das hier? Ach Fuck! Am Liebsten würde ich abhauen, aber ich kann Aiko und Mama nicht im Stich lassen. Besonders Aiko. Sie hat doch keinen mehr, außer mir und diesem Arschloch von Vater.'

Langsam richtete Kyo sich wieder auf, packte seine Tasche auf sein Bett. Dann drehte er sich um, ging direkt ins Badezimmer.

Schon, als er sich im Spiegel betrachtete, stöhnte er. Seine Wange hatte sich bereits rot verfärbt und war angeschwollen. Der Abdruck eines Ringes war deutlich zu erkennen.

"Itai.", murmelte Kyo leise, nahm einen Lappen und hielt ihn unter kaltes Wasser. Dann presste er das nasse Stück Stoff auf die Schwellung.

Als Kyo die Küche betrat, herrschte Stille. Aiko hatte den Tisch gedeckt und saß ruhig auf ihrem Platz. Kyo sagte kein Wort, setzte sich einfach auf den freien Stuhl und begann langsam zu essen. Und wieder musste er sich anhören, was für ein missratener Sohn er war und das er es nicht Wert war unter dem Dach der Familie Niimura zu leben. Er ertrug die Erniedrigungen wortlos, wollte nicht riskieren, dass seine Schwester wieder mitansehen musste, wie gewalttätig ihr Vater werden konnte.

Nach dem Essen übernahm Kyo das Abdecken und Geschirrspülern. Seine Vater hatte sich bereits ins Wohnzimmer begeben und fristete vor dem laufenden Fernseher sein Dasein. Dies war Kyo nur recht, denn so hatte er seine Ruhe. Aiko hatte er ins Bett geschickt. Seit seine Mutter im Krankenhaus lag, kümmerte der kleine Blonde sich darum, dass das Haus nicht total im Müll versank und zeitgleich hatte er die Verantwortung für seine Schwester übernommen. (*sniff* wie waii)

Eine halbe Stunde später saß Kyo am Bett seiner Schwester, ein kleines Buch in der Hand und las ihr daraus vor. (*noch süßer findet*) Aiko hatte sich in ihre Decke gekuschelt, dicht an sich gepresst hielt sie eine Stoffpuppe. Als Kyo die Geschichte beendet hatte, beugte er sich zu seiner Schwester und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn. Er wollte aufstehen, doch Aiko's leise Stimme hielt ihn zurück. "Onii-san?" "Hmm. Was ist denn?", fragte Kyo. "Hat Papa dir weh getan?" Braune Augen sahen den kleinen Blonden unschuldig an. "Iie. Das war nur eine kleine Ohrfeige. Hat gar nicht weh getan.", log Kyo. "Das ist schön. Papa mag dich doch und er würde uns niemals absichtlich weh tun.", sagte Aiko und kuschelte sich mehr in ihre Decke. "Iie, das würde er nicht.", erwiderte Kyo leise. Er brachte es nicht übers Herz seiner Schwester die Wahrheit zu erzählen. "Schlaf jetzt, Aiko. Yuki ist bestimmt schon ganz müde.", sagte Kyo dann und deckte seine Schwester noch einmal richtig zu. "Hai. Oyasumi nasai, Onii-san.", murmelte das kleine Mädchen und gähnte herzlich. Dann drehte es sich auf die Seite und schloss die Augen. "Oyasumi Aiko.", lächelte Kyo und löschte das kleine Licht auf dem Nachtschrank. Das Buch legte er auf den Boden. Dann stand er auf und schloss leise die Tür hinter sich.

,Lebe weiter in dem Glauben, Aiko. Wenigstens dich möchte ich glücklich sehen.', dachte der kleine Blonde und ging ins Badezimmer.

Noch einmal warf er einen Blick in den Spiegel, knurrte, als er sah, dass die Schwellung bereits begann sich bläulich zu färben.

Er stieg unter die Dusche, wusch sich Haargel und Schminke aus Haaren und Gesicht und seifte sich ordentlich ein. Dabei fiel sein Blick auf seinen linken Unterarm. Viele der Schrammen waren bereits verheilt, doch die wenigen Tiefen, die er sich im Park zugefügt hatte, waren noch deutlich als rote Striemen erkennbar, lediglich einige Stellen waren noch von einer dünnen Schurfschicht überzogen.

Kyo machte sich keine weiteren Gedanken darüber, stellte das Wasser ab und stieg aus der Dusche, wickelte sich in ein großes Badehandtuch.

In seinem Zimmer, zog er sich lediglich eine schwarze Boxers an. Doch ans Schlafen war für ihn noch lange nicht zu denken. Er nahm seine Schultasche vom Bett und setzte sich an den Schreibtisch. Seufzend zog er seinen Literaturhefter aus der Tasche, blätterte ihn kurz durch, schlug dann eine Seite auf und überflog deren Inhalt. ,Das wird eine lange Nacht.', dachte sich der kleine Blonde und begann sich mit einem Bleistift Notizen auf seinem Block zu machen.

So saß er noch da, als die Leuchtanzeige seines Weckers bereits ein Uhr am Morgen anzeigte.
 

***
 

"Hey Haido." Die sprang über die Lehne der Bank und ließ sich neben dem kleinen Dunkelhaarigen nieder. "Hi Die. Na Freistunde?" "Hai. Geschichte fällt aus.", erwiderte Big Red grinsend. "Du Glücklicher. Ich habe nachher noch Geschichte. Bei mir fällt Englisch flach.", meinte Hyde. "Sag jetzt nicht, dass du enttäuscht bist!" Die blickte Hyde entgeistert an. "Irgendwie schon. Englisch ist mein Leistungsfach." "Bloß nicht! Bei den ganzen Vokabeln breche ich mir immer halb die Zunge." Die schürzte die Lippen. Hyde hob die Schultern. "Nicht jedem sein Gebiet." "Stimmt. Aber mal ne Frage, wo ist denn deine zweite Hälfte?" Big Red sah sich suchend um. "Wen meist du?" "Na Gackt. Mit dem hängst du doch ständig zusammen." "Die, du Baka. Er hat im Moment Unterricht, wie Shinya, Toto und Kyo auch.", grinste Hyde. "Außerdem ist er nicht meine zweite Hälfte.". "Seit wann dass denn nicht? Habt ihr euch gestritten?" Den Kopf leicht schief gelegt sah Die Hyde an. Dieser seufzte. "Nicht direkt, aber etwas stimmt nicht. Seit drei Tagen schon geht er mir aus dem Weg. Eigentlich wollten wir ja am Montag treffen, aber er war mit Toto und Shin einkaufen. Nichts Schlimmes, aber als er mir das sagte, kam es so rüber, als hätte er das absichtlich unsere Verabredung vergessen. Und nun schiebt er mich ständig ab, wenn ich mit ihm reden will." Enttäuschung sprach aus Hydes Stimme. "Und ich habe mich schon gewundert, warum er nun ständig bei uns ist. Mit Toto und Shin scheint er sich ja wirklich gut zu verstehen.", sagte Die, nun auch nachdenklich gestimmt. "Hai, habe ich bemerkt." Der dumpfe Unterton machte Die stutzig. "Bist du eifersüchtig?" "Vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nichts mehr, seit er hier aufgetaucht ist." Hyde schüttelte seinen Kopf. Die dagegen grinste. "Ich will dir ja nichts einreden, aber kann es möglicherweise sein, dass du dich verliebt hast?" "Nani?! Verliebt? Ich? In Gackt? Oh nein. Tiefe Freundschaft ja, aber Liebe? Ich habe eine Freundin Die.", wehrte Hyde sofort ab. "Und das ist der Knackpunkt. Yumiko, so heißt sie doch, oder?" Hyde nickte. "Liebst du sie wirklich?" "Natürlich." Dieses "Natürlich" klang nicht so fest, wie es hätte sein sollen. "Es ist selten das ich mal einen gut gemeinten Rat verteile, aber eines zu diesem Thema. Denke noch mal genau über deine Gefühle nach. Der Grund, weshalb Gackt dich meidet ist idiotisch, aber vielleicht hat er dasselbe Problem wie du?" Irritiert sah Hyde Die an. "Worauf spielst du an?" "Auf dieses kleine böse Wörtchen mit ,E'.", grinste Die. Nun hatte Hyde begriffen. "Gackt ist eifersüchtig? Wieso denn das?" Die hob die Schultern. "Das musst du selbst herausfinden." "Also langsam machst du Kao Konkurrenz." "Saa, färbt eben ab der Gute."

"Was ist mit mir? Ich habe doch eben meinen Namen gehört." Ein violetter Haarschopf erschien direkt zwischen den beiden. "Hey Kao. Auch frei?" "Wir hätten denselben Kurs, Baka.", stichelte Kaoru und setzte sich genau zwischen Die und Hyde. "Danke das Kompliment geht zurück.", meinte Die und gab dem Älteren einen Knuff in die Seite. "Du scheinst ja gut gelaunt zu sein heute?", wandte sich nun Hyde an Kaoru. Seine Sorge wegen Gackt brauchte der Ältere nicht auch noch mitzubekommen. "Bin ich auch. Ich habe endlich das Stück hingekriegt, was mich seit einer Woche nervt."

Die hob eine Augenbraue. "Das Musikstück für Kyos Lyrik?" "Aa. Ich muss nur noch ein paar Textzeilen mit ihm besprechen. Die passen nicht so recht in das Arrangement.", erwiderte Kaoru. "Hauptsache ihr kriegt das bis nächste Woche hin." "Nächste Woche? Was ist denn da?", schaltete nun auch Hyde sich mit ein. "Kao hat einen Auftritt für uns an Land gezogen. Und jetzt üben wir fast jeden Tag dafür." "Herzlichen Glückwunsch. Ist das euer Erster?" "Jap. Deshalb macht unser guter Leader-sama auch so einen Trouble darum." "Wenn euch keiner in den Hintern tritt kann das auch nichts werden, Die!", sagte Kaoru, grinste Die schräg an. "Hai, hai. Das sagst du immer. Egal. Sag mal, willst du nicht kommen und uns zuschauen. Etwas Unterstützung im Publikum kann nicht schaden. Gackt will auch kommen.", sagte Die und grinste.

"Gomen, ich würde sehr gerne, aber ich bin schon mit Tetsu, Yumi und den anderen verabredet. Wir wollen zusammen ins Kino.", sagte Hyde und überspielte die Anspielung auf den Blonden. Man merkte, dass ihm das wirklich Leid tat. "Ist doch nicht schlimm. Unternimm ruhig etwas mit deinen Freunden. In letzter Zeit warst du ja oft bei uns und weniger mit ihnen unterwegs.", lächelte Kaoru den Kleineren an. "Wieso plant ihr über ein Wochenende voraus?", fragte Die. Hyde grinste schief. "Frag mich nicht. Das war Yumis Idee. Sie hat mich halt gefragt und ich habe zugestimmt."

"Schade, kann man nicht dran ändern. Wie läuft es eigentlich mit L'Arc~en~Ciel?", lenkte der Rotschopf schließlich auf ein neues Thema.

"Gar nicht im Moment. Ken und Yuki müssen sich um ihr Studium bemühen und haben keine Zeit zum Proben. Und Tetsu hat keine Lust nur zu zweit zu üben." "Das ist blöd, aber du willst mir nicht weis machen, dass du es länger als eine Woche ohne Gitarre und deine Stimme aushältst, oder?", griente Die. "Was soll denn das schon wieder bedeuten?"

"Das du kleiner Grashüpfer viel zu sehr in dein Hobby vernarrt bist, um es längere Zeit fallen zu lassen." "Was ja wohl bei dir auch so ist, oder?" Hyde klang leicht genervt. "Sicherlich, aber ich bin nicht so verrückt und versuche mein Publikum von mir zu überzeugen, während ich mit Inline Skates und Gitarre in der Hand über die Bühne stolpere." Bei der Erinnerung an das letzte Schulfest brach Die in schallendes Gelächter aus. Hyde dagegen wurde rot im Gesicht. Er hatte eben etwas Besonderes machen wollen, damals.

"Machst du jetzt allein weiter?", fragte Kaoru und schob den feixenden Die etwas zur Seite. "Iie. Ich habe mich mit Gackt zusammengetan." Daraufhin brach das Kichern abprubt ab. "Mit Gackt. Macht unser Schönling etwa auch Musik?" "Ja und lass ihn nicht hören, dass du ihn als Schönling bezeichnet hast.", grummelte Hyde. "Was spielt er denn?" Kaoru versuchte etwas Ordnung in das Chaos zu bringen. "Er spielt Gitarre und Klavier und dazu hat er eine wunderschöne Stimme." "Singen kann er auch? Also langsam wird das unheimlich. Alle neuen Schüler die hierher kommen können singen. Erst Kyo, jetzt er. Wer kommt als nächstes: Der neue Marilyn Manson?" "Saa(*wieder rätselt by diesem Wort* 9,9), nicht jeder hat Talent, Die.", grinste Kaoru und sah seinen besten Freund von der Seite an. "Soll das jetzt irgend etwas heißen?" "Nein, nein Die. Das soll überhaupt nichts heißen." "Und warum grinst ihr dann so?" Die blickte verwirrt, als Kaoru und Hyde anfingen zu lachen.

"Was gibt es denn zu lachen? Darf man das wissen?" Sofort drehten sich alle Köpfe in die Richtung der Stimme. Hyde verstummte augenblicklich.

"Hey Gackt. Sag nicht du hast auch ne Freistunde?", bezog Die den Neuankömmling sofort in ihre Unterhaltung mit ein. "Nein, ich hatte Sport und es hat eben geklingelt. Habt ihr das nicht gemerkt?" Kopfschütteln. "Dann muss Kyo doch auch hier irgend wo rumspuken.", sagte Die und sah sich auf dem Schulgelände um. Es musste wirklich geklingelt haben, denn der Schulhof begann sich mit Schülern aus Unter- und Oberstufe zu füllen. "Wenn du den suchst wirst du kein Glück haben. Er ist schon seit der ersten Stunde nicht aufgetaucht.", sagte Gackt und hob die Schultern. "Nicht?"

Während Gackt und Die sich unterhielten, beobachtete Hyde den Blonden aus den Augenwinkeln. Er hatte bemerkt, dass der Jüngere ihn bisher ignoriert hatte. ,Was ist denn nur los mit dir? Warum bist du eifersüchtig? Doch nicht wegen Yumi, oder?' die dunklen Augen senkten sich gen Boden.

Kaoru bemerkte das Verhalten des Dunkelhaarigen und er wusste, was Sache war. ,Daher weht der Wind. Hyde ist traurig, weil Gackt ihn ignoriert.' Vorsichtig stieß er den Kleineren an. Hyde blickte auf, sah ihn fragend an. Kaoru formte tonlos. "Lass uns etwas reden." Hyde verstand, nickte und stand auf. Kaoru tat es ihm gleich.

Gackt bemerkte zwar, wie Hyde ihm einen unsicheren Blick zuwarf, ignorierte ihn aber gekonnt. Er konzentrierte sich dafür mehr auf Die, der nun wissen wollte, wie sich Kyo in den letzten Tagen verhalten hatte.
 

"Wie viele Stunden hast du heute noch?", fragte Kaoru, während er mit Hyde über eine der Rasenflächen lief. Es würde bald zum Unterricht klingeln. "Drei. Wieso fragst du?" "Weil ich auch noch drei habe. Hast du heute schon was vor?" Hyde überlegte kurz. "Nein." "Willst du etwas mit mir unternehmen?" "Gern, aber wieso?" "Ich denke es würde dir gut tun, mal wieder unabhängig zu reden.", antwortete Kaoru bereitwillig. "Daijobu. Wartest du dann am Schultor auf mich?"
 

***
 

"Die, bitte! Ich weiß nicht, wo Kyo ist.", unterbrach Gackt den Älteren. "Gomen ne, wollte nicht nerven, aber der Kleine macht nur noch Ärger in letzter Zeit." "Wie meinst du das?" "Beim besten Willen, dass kann ich dir nicht sagen." "Schon okay. Du machst dir Sorgen um ihn.", sagte Gackt, schloss für einen Moment seine Augen. Er war müde, verspannt. "Die, darf ich dir eine Frage stellen?" Ohne auf die Reaktion des Älteren abzuwarten, sprach er. "Was für ein Mensch ist Kyo wirklich?" Daraufhin verzog Die sein Gesicht zu einem einzigen Fragezeichen. "Hä?" Gackt lächelte leicht. "Ach vergiss es. Wünsch mir Glück. Schreib jetzt eine Literaturarbeit" Damit stand er auf, denn das Läuten der Schulglocke rief die Schüler zurück zum Unterricht.

Die sah ihm irritiert nach, beeilte sich seinen Rucksack zu schnappen und stolperte dann dem Blonden hinterher, doch bevor er ihn erreichte, war Gackt bereits im Schulgebäude verschwunden.
 

***
 

Die einzigen Geräusche, die im Klassenzimmer zu hören waren, waren das Ticken der Uhr und das Kratzen der Stifte auf dem Papier.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und alle hoben erstaunt ihre Köpfe. Auch Gackt sah auf, registrierte das es Kyo war, der gekommen war.

Der Lehrer am Pult sagte nichts, reichte dem kleinen Blonden einfach den Aufgabenbogen. Kyo nahm ihn ebenfalls wortlos entgegen und steuerte seinen Platz an.

"Du kommst reichlich spät.", flüsterte Gackt ihm entgegen.

"Na und? Schreib weiter.", erwiderte Kyo bloß.

"Ruhe!", herrschte nun der Lehrer. Gackt zuckte zusammen, warf dennoch einen kurzen Blick auf Kyo, bevor er sich wieder an die Arbeit machte die Aufgaben zu lösen.

,Wenn Kyo das noch schaffen will, muss er sich wirklich beeilen.'

Der kleine Blonde hatte einen Stift hervorgekramt, überflog im Schnelldurchlauf die Aufgaben, sah kurz zur Uhr und schon flog der Stift nur so übers Papier.
 

Als es zum Ende läutete, sammelte der Lehrer die Aufgaben ein. Beim Tisch von Kyo und Gackt machte er Halt. "Ich hoffe für Sie, dass sie noch einiges geschafft haben, Niimura!" Damit entriss er dem kleinen Blonden das Blatt Papier. Kyo, der noch eifrig geschrieben hatte, sagte nichts.

Erst, als der Lehrer verschwunden war, wagte Gackt es mit Kyo zu sprechen.

"Die hat nach dir gefragt."

Der Kleinere nickte nur teilnahmslos mit dem Kopf. Nur mit Mühe konnte er ein Gähnen unterdrücken. Seine Augen fielen ihm immer wieder zu. Es war schon ein Wunder, dass er am Morgen noch rechtzeitig aufgewacht war, dass er es wenigstens bis zur Literaturarbeit geschafft hatte.

Gackt fiel auf, dass Kyo anders war, als sonst. Die zynischen Bemerkungen und das rebellische Auftreten fehlten heute gänzlich. Kyo wirkte vielmehr, wie eine Schlaftablette.

"Wie lange bist du denn gestern aufgeblieben, dass du heute so müde aussiehst?", fragte er vorsichtig nach. "Lange.", lautete Kyos kurze Antwort.

Gackt beobachtete kritisch, wie Kyo kurz den Kopf schüttelte. Und da fiel es ihm zum ersten Mal auf. Kyos Wange war angeschwollen und blau. Der kleine Blonde hatte versucht sie zu überschminken, aber ganz gelungen, war es ihm nicht.

"Was hast du denn da gemacht?"

Kyo zuckte zusammen. Musste der alles bemerken?

"Lass mich in Ruhe. Du nervst!", knurrte er.

"T'schuldige, wollte nur nett sein!", erwiderte Gackt zickig. Da fragt man schon und dann sowas. Typisch Kyo, wie er dachte.

Der dagegen zog eine Augenbaue an. ,Seit wann ist der denn so zickig?'

In den letzten zwei Wochen hatten die beiden ihren ,Krieg' eingestellt und gingen nun mehr oder weniger freundlich miteinander um. Kyo hatte aufgehört Gackt zu provozieren und der Blonde im Gegenzug ihn zu ärgern. Zwar redeten sie nicht viel miteinander, aber es reichte ihnen schon, dass sie sich nicht mehr so sehr angifteten.

"Dein ,nett sein' kannst du dir sparen. Ich bin nicht gut drauf."

"Hätte ich jetzt aber nicht bemerkt.", sagte Gackt schnippisch. Er wusste selbst nicht, wieso er sich so verhielt, aber seit der Sache mit Hyde war er überaus empfindlich.

"Die hat vorhin nach dir gefragt."

"Das sagtest du bereits."

"Er macht sich Sorgen um dich."

"Weiß ich.", sagte Kyo kalt. Er war genervt.

"Wie kann dich das so kalt lassen? Er ist dein Freund." Gackt verstand den Kleineren nicht. "Und wenn schon, kann dir doch egal sein. Wundere mich sowieso, wieso du dich in meine Angelegenheiten einmischt? Außerdem solltest du bereits begriffen haben, wie der Hase läuft." "Gomen, aber dein Verhalten ist einfach nicht zu verstehen. Nicht nur Die, auch Kaoru, Toto und Shinya machen sich sorgen um dich. Aber dich interessiert das ja nicht. Echt toll Kyo, wirklich. Mach weiter so, dann laufen dir deine Freunde noch weg!" Jetzt platzte Kyo endgültig der Kragen.

"Ich sagte bereits mehrmals: Halte dich aus meinem Privatleben raus! Meine Probleme gehen weder Die noch die anderen etwas an und am wenigsten dich! Mir reicht es, dass jeder wissen will, was los ist! Ich habe keinen Bock mehr darauf. Es ist genug, begreifst du das mit deinem Superhirn? Du weißt doch nicht mal, wie man das Wort Problem buchstabiert, geschweige denn, was echte Probleme sind! Für dich ist es ja schon schlimm, wenn du herausfindest, dass der Kerl, den du begehrst, ne Freundin hat und es dir nicht gesagt hat!"

Alle Schüler hatten aufgehört zu reden und sahen nun auf Gackt und Kyo. Dem hübschen Blonden schoss das Blut in den Kopf.

Kyo war aufgesprungen. Seine dunklen Augen glänzten vor Wut. Er warf einen zornigen Blick auf Gackt, dann einen vernichtenden auf seine Klassenkameraden. "Was glotzt ihr so?! Kümmert euch um euren Dreck!", schrie er sie an. Seine Mitschüler zuckten erschrocken zusammen, drehten schlagartig ihre Köpfe in eine andere Richtung.

Kyo stöhnte, kramte sein Zeug zusammen und schulterte seine Tasche. "Mir reicht's! Ich hau ab!" Schon schritt er mit bebenden Schritten auf die Tür zu.

Kaum, dass er verschwunden war, ging das Getuschel los.
 

Gackt saß benebelt auf seinem Platz, starrte noch immer auf die Stelle, an der Kyo bis eben verweilt hatte. Ihm gingen die Worte des Kleineren nicht aus dem Kopf. , Du weißt doch nicht mal, wie man das Wort Problem buchstabiert, geschweige denn, was echte Probleme sind!'.

Ruckartig stand der Blonde auf, so dass sich erneut alle Köpfe in seine Richtung drehten. Er ignorierte sie, beeilte sich vielmehr sein Zeug in den Rucksack zu stopfen.

Doch bevor auch er das Klassenzimmer verlassen konnte, stellten sich ihm drei Jungs in den Weg. Abrupt hielt er inne, starrte sie einfach nur an. "Wohin so eilig Gakuto? Willst du der kleinen Visu-Schlampe etwa hinterher rennen?" (wie können de nua >< *am lübsten haun würde*)

Gackt erinnerte sich, dass der Junge vor ihm Masato hieß. Er hatte ihn in den letzten Tagen des öfteren in Hydes Nähe gesehen. In der Klasse hatte er ihn bisher ignoriert.

"Geh aus dem Weg!", sagte Gackt wollte sich an Masato vorbeidrängeln, doch dieser hielt ihn an den schmalen Schultern fest. Obwohl Gackt gute 10 cm größer war, gelang es ihm nicht sich aus Masato's Griff zu befreien. "Lass mich los!", zischte er.

"Iie. Mich würde interessieren, wen die Visu-Schlampe vorhin angesprochen hat. Sag schon, wer hat dir den hübschen Kopf verdreht?"

Gackt Miene verzog sich zu einem arroganten Grinsen. "Bist du etwa eifersüchtig?"

Dichter drängte Masato ihn an die Wand. Das alle sie sehen konnten, ignorierte er. "Eifersüchtig? Wegen dir? Iiieee. Was soll ich mit ner Schwuchtel im Bett."

"Oh, der war jetzt aber gemein. Glaub mir, so schlecht bin ich nicht. Willst du es ausprobieren?" Der arrogante Ausdruck wandelte sich zu einem verführerischen um. Aufreizend schlang Gackt einer seiner schlanken Beine elegant um Masatos Hüfte und zog ihn näher an sich. Erschrocken zog dieser die Luft ein, stieß den Blonden brutal von sich. Gackt lachte auf. "Überrascht?" Hochmütig blitzten die blauen Augen ihren Gegenüber an. Masato lief rot an. Wieder setzte das Getuschel ein.

Gackt störte es nicht. Er war verschwunden, ehe jemand sein Fehlen bemerken konnte.

"Na warte. Das büßt du mir!"
 

~~~
 

Und für alle die dieselbe Frage haben.

Saa bedeutet in etwa soviel wie tja ^^

Die comments sind übrgens von meiner Beta

*gaku knuffl*

Precious

Kapitel 8: Precious
 

Suchend sah sich Gackt um. ,Nirgends eine Spur von ihm. Hätte mich dieser Baka nicht aufgehalten, hätte ich ihn noch erwischt! Kyo, wo bist du?'

Gedankenverloren wanderte Gackt zu den Ginkobäumen und plötzlich bemerkte er einen blonden Haarschopf im Schatten. "Kyo?" Gackt sah, wie der andere zusammenzuckte, sich aber nicht umdrehte. Schulterzuckend ging er auf ihn zu, setzte sich schließlich auf der anderen Seite des Baumstammes ins Gras und wartete.

Lange brauchte er es nicht, da stellte Kyo die erwartete Frage. "Was willst du hier?"

"Vielleicht mit dir reden."

Ein Stöhnen. "Arigato, demo. Kein Interesse."

"Dann hör mir wenigstens zu."

"Doshite? Was würde es mir bringen dir zuzuhören?"

Gackt ignorierte die bissige Bemerkung, statt dessen lehnte er seinen Kopf an das Holz hinter sich und begann einfach zu reden.

"Du hast vorhin gesagt, ich weißt nicht, was Probleme sind..." "Was der Wahrheit entspricht!" "Lass mich bitte reden. Hör einfach zu, was ich zu sagen habe." Eine kurze Pause trat ein, bevor Gackt wieder ansetzte zu sprechen. "Ich muss sagen, vielleicht hast du recht damit und ich weiß wirklich nicht, was WAHRE Probleme sind, aber denkst du nicht, dass jedes Problem, sei es auch noch so klein und unwichtig in den Augen eines anderen Menschen eines sein kann? Ich denke schon. Es mag sein, dass ich nicht von meinen Eltern geschlagen werde oder soviel durchgemacht habe wie du, aber eines schwör ich dir, was die Sache neulich im Park angeht, verstehe ich dich voll und ganz."

Ein unterdrücktes Lachen war zu hören. Gackt biss die Zähne zusammen, sprach aber weiter. "Es ist schwer, dass zu glauben, zumal du denken musst: Was redet der da für eine Scheiße. Dem geht's gut. Seine Eltern sind reich, gute Noten, Freizeit bis zum Geht nicht mehr.' Und gerade so ist es nicht. Als ich klein war, durfte ich nie mit meinen Freunden spielen, ich musste Klavier spielen lernen. Und nachmittags, wenn die Sonne mich anstrahlte, predigte mein Lehrer über Kunst und Geschichte. Ich habe meine Lehrer dafür gehasst. Das Klavierspielen, das Lernen. Ich hatte keine Zeit für etwas anderes, keinen eignen Willen. Mit meinen Eltern konnte ich nie, über meine Probleme reden. Sie haben mich abgeschoben. Mit 7 wäre ich beinahe in einem See ertrunken und als ich daraufhin ein psychisches Trauma hatte, steckten sie mich in ein Krankenhaus für gestörte Kinder. Ich spielte vor geheilt zu sein, damit ich endlich wieder nach Hause konnte, aber mein Problem war noch lange nicht gelöst.

In der Schule hatte ich keine Freunde, wurde immer von allen ausgegrenzt, da ich nie mit ihnen spielen konnte. Ich fing an mich zu verschließen, allen abweisend gegenüberzutreten.

Bis zur Mittelstufe blieb ich ein Einzelgänger, ein Musterschüler, was die Noten betraf, aber eine Niete im menschlichen Umgang. Aber als ich You, Ren und Masa traf, änderte sich mein Denken. Es mag sich so verhalten haben, wie zwischen Die, Kaoru, Toto und Shinya zu dir. Sie gaben nicht auf und bleiben hartnäckig und sie schafften es meine Barrikaden zu durchbrechen. Erst durch sie lernte ich, was Freundschaft ist.

Sie wurden meine Familie. Ich lernte das Musik auch Spaß machen konnte, dass es nichts besseres gab, als Gitarre spielen oder auch Klavier. So entdeckte ich auch, dass ich gut singen konnte. Doch trotz ihrer Freundschaft fühlte ich mich manchmal sehr einsam, suchte nach einer Partnerin oder einem Partner, doch immer ging alles zu Bruch. Mehrmals schwor ich mir, mich nie wieder zu verlieben und immer hat es nicht geklappt. Es gab sogar Momente, da wollte ich einfach alles hinschmeißen, habe dumme Fehler gemacht, aber letztendlich habe ich begriffen, was das Lebenswerte am Leben ist. Es sind die schönen Momente, die es wert sind zu leben. Ein Discobesuch mit Freunden, eine gelungene Probe, ein guter Auftritt. Verstehst du, was ich dir sagen will, Kyo?"

Gackt endete, wartete auf eine Antwort, erhielt sie in Form einer Gegenfrage.

"Woher weiß ich, dass das alles stimmt, was du mir erzählt hast?" Kyos Stimme klang leise, aber fest. Gackt atmete tief durch, drehte sich um und krabbelte zu Kyos Seite. Der Kleinere hatte genau wie er seinen Kopf gegen den Baum gelehnt, sah ihn nun aus leicht geöffneten Augen an. Gackt setzte sich neben ihn, hob sein rechtes Handgelenk und rollte den Stoff des dünnen Sweatshirts nach oben, gab somit die schrecklichsten Erinnerungen an seine vergangenen Fehler preis.

Es dauerte bis Kyo begriff, was Gackt ihm zeigen wollte. Er musste genauer hinsehen um die dünne Narbe zu erkennen, die sich nur schwach von der hellen Hautfarbe des Blonden abhob. Dieser Anblick jagte einen kalten Schauer über seinen Rücken, erinnerte er ihn doch daran, dass sich ähnliche Narben auch auf seinen Handgelenken befanden.

"Sie sind drei Jahre alt. Glücklicherweise habe ich einen typischen Fehler gemacht und waagerecht, anstatt senkrecht geschnitten." Ein bitteres Lächeln lag auf Gackt's Gesicht und er zog seinen arm zurück. Dann sah er Kyo an. "Wie denkst du nun?" "Anders.", entgegnete dieser. "Ich gebe zu, dass ich so etwas nie erwartet habe und vielleicht auch falsch lag, aber erwarte keine Entschuldigung." "Keine Bange, dass verlange ich auch nicht. Ich wollte einfach, dass du die Geschichte kennst, bevor du falsch urteilst. Du bist übrigens der Einzige dem ich sie vollständig erzählt habe."

Einige Zeit herrschte Stille zwischen ihnen. Sie genossen einfach die Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach auf sie fielen.

"Was machen wir jetzt? Keinen Bock hier rumzuhängen und Langeweile zu schieben." Kyo hatte sich aufgesetzt, sah Gackt fragend an. Dieser verstand nicht, ob Kyo das ernst meinte. "Du und ich? Zusammen was unternehmen?" Kyo verdrehte genervt die Augen. "Siehst du hier sonst noch jemanden? Komm oder lass es bleiben. Ich hau ab!" Damit stand er auf. Gackt beeilte sich ihm zu folgen.

"Und wo willst du hin?" Kyo hob die Schultern. "Du hast doch ein Motorrad, damit lässt sich Einiges anstellen."(*zweideutig denkt* >//<) Er grinste. "Egal, was du vorhast, ich fahre!" "Spielverderber." "Na und. Meine Kawasaki ist mir heilig, wie Die seine Gitarre.", verteidigte sich der Blonde. "Dann ist sie dir sehr, sehr wichtig."
 

Einige Zeit später saßen Kyo und Gackt auf der großen Terrasse. Nach etlichem Überlegen hatten sie sich dazu entschlossen zum Haus des großen Blonden zu fahren.

Ihnen war nichts besseres eingefallen.

"Mich wundert, dass du dieses große Haus allein bewohnst. Von deinen Eltern nie eine Spur.", sagte Kyo in die friedvolle Stille hinein.

"Du warst ja auch erst zweimal hier, aber im Endeffekt hast du recht und ich wohne hier mehr allein. Mein Vater ist fast nie zuhause und meine Mutter ist mit meinem Bruder bei meiner Tante. Er hat den Umzug nicht verkraftet und ist schwer erkrankt, deshalb sind sie in Kyoto geblieben. Wann sie hierher kommen ist ungewiss.", antwortete Gackt.

"Würde mich freuen, wenn ich so ein Haus für mich allein hätte.", sagte Kyo und lehnte sich zurück. "Würdest du nicht. Einsamkeit ist grausam, besonders in einem goldenen Käfig." "Wenn du meinst." Gackt lächelte mild.

"Schwänzt du eigentlich öfter die Schule?"

"Wieso fragst du?"

"Interessiert mich halt."

"Manchmal."

"Wann manchmal?"

"Du fragst zuviel."

"Bin halt neugierig."

"Du nervst!"

"Schicksal."

Entnervt setzte Kyo sich wieder auf, funkelte seinen Gegenüber zornig an.

"Was willst du eigentlich?!" Gackt grinste schelmisch. "Dich ein bisschen aus der Reserve locken. Es macht Spaß dich zu ärgern." "Übertreib's nicht. Andere sind deswegen schon im Krankenhaus gelandet.", knurrte Kyo. "Jetzt muss ich Angst haben, oder?" Belustigtes Grinsen und herausfordernd blitzende Augen sahen ihn an. "Wäre angebracht."

"Ich glaube ich habe keine. Was mir gerade einfällt, wenn ich dich näher betrachte..." Er überlegte kurz, Kyo verdrehte die Augen. "Die nannte dich Warumono, aber ich glaube zu dir würde besser Kawaiimono passen." Sofort sprang Gackt auf, sah schelmisch grinsend zu Kyo, der nun stocksteif auf dem Liegestuhl saß. Dunkle Augen hatten den Blonden fixiert, es arbeitete hinter der Stirn.

Nur wenige Herzschläge vergingen, Kyo regte sich.

,Ohoh.', schoss es durch Gackts Kopf und sofort trat er die Flucht an.

"DAS HAST DU NUR EINMAL GESAGT!!", donnerte es hinter ihm, als Kyo die Verfolgung aufnahm. Einige Runden drehten die beiden um den großen Pool, Gackt Kyo immer um einige Meter voraus, wobei die Größe des Älteren eine nicht unwesentliche Rolle spielten.

"Bleib stehen!" "Ich denk nicht dran. Mein Leben ist mir heilig."

Kyo knurrte, rannte aber weiter...

Und übersah den Liegestuhl am Rande des Pools.

Es kam, was kommen musste. Ein Poltern, ein unterdrückter Schrei, ein lautes Platschen.

Stille. (Help, ein Kyo is ins wasser gefalln >> *mund-zu-mund-beatmung machen will*XDDDDD)

Gackt hielt inne, als er bemerkte, dass ihn keiner mehr verfolgte. Verdutzt sah er sich um, konnte Kyo aber nirgends entdecken, dafür aber den umgestürzten Liegestuhl, brauchte nur Sekunden um eine Schlussfolgerung daraus zu ziehen.

Lächelnd ging er auf den Liegestuhl zu und wartete. Nicht lange, denn schon tauchte Kyo Wasser speiend auf. Der Anblick war ein Bild für die Götter und Gackt konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen. Er brach in schallendes Gelächter aus.

Kyo ächzte, schwamm von Gackt unbemerkt zum Beckenrand, krallte sich das Hosenbein des Blonden und zog diesen kurzerhand ins Wasser. Gackt kreischte erschrocken auf, bevor er mit einem lauten PLATSCH und zahlreichen Wasserspritzern im kühlen Wasser landete.

Dieses Mal war es Kyo der lachte und mit Genugtuung beobachtetem, wie Gackt klatschnass auftauchte. Der Blonde hatte keine Chance lange Luft zu schnappen, denn schon stürzte sich ein wildes ebenfalls blondes Etwas auf ihn, drückte ihn erneut unter Wasser. Es begann eine wilde Wasserschlacht, die damit endete das Kyo und Gackt schnaufend und prustend am Beckenrand hingen und sich aus blitzenden Augen anfunkelten.

Kyo wischte sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht, zog sich schließlich am Rand aus dem Wasser. Gackt erwiderte nichts, tat es ihm aber gleich und verließ den Pool auf demselben Weg.

"Arigato für das erfrischende Bad, aber eigentlich hatte ich nicht vor heute schwimmen zu gehen.", sagte der hübsche Blonde und zog sich sein klatschnasses Sweatshirt über den Kopf.

"Das war für das ,Kawaiimono' vorhin.", entgegnete Kyo, wich gekonnt dem entgegen geworfenen Kleidungsstück aus.

"Wenn's doch aber die Wahrheit ist, obwohl du im Moment mit der zerlaufenden Schminke eher wie ein Schreckgespenst aussiehst."

"Danke für das Kompliment. Gebe ich gerne zurück."

"Wie überaus reizend."

Damit stapfte Gackt an Kyo vorbei und verschwand im Hausinneren. Kurz starrte der Kleinere ihm hinterher, entschloss sich dann aber dazu ihm zu folgen.
 

Frisch geduscht, in neue Klamotten gepackt und eine Tasse heißen Tee in der Hand, so hockte Kyo in Gackt's Zimmer und studierte die Spielsammlung des Größeren. Zwar waren ihm das geliehene Sweatshirt und die Hose mindestens drei Nummern zu groß, aber das störte den kleinen Blonden wenig, Hauptsache sie waren bequem.

Gackt seinerseits saß auf der Couch und beobachtete Kyo aus den Augenwinkeln.

"Was passendes zu finden?"

"Du hast coole Spiele."

"Willst du spielen?"

"Nani?"

"Willst du spielen? Ein Spiel mit der Playstation?"

"Gerne."

Gackt grinste, stellte seine Tasse auf den Tisch und hockte sich neben Kyo, schloss die Playstation an den Fernseher an.

Kyo indes entschied sich für das Spiel DevilMayCryIII. Er kannte es, denn Die hatte es ebenfalls Zuhause. Er selbst besaß so etwas wie eine Playstation nicht, dafür hatte das Geld Zuhause nie gereicht.

Der kleine Blonde legte die CD in die Konsole und begann damit Dante auf Abenteuerjagd zu schicken.

Gackt sah dem Kleineren vergnügt dabei zu, lachte wenn sich Kyo über einen verlorenen Kampf aufregte oder zu fluchte.

,Es ist das erste Mal, dass er sich wie ein normaler Teenager benimmt. Sonst wirkt er immer so ernst und unnahbar. Er hat so viele Seiten, alle sind sie anders und doch auch wieder nicht. Sein Verhalten, es erinnert mich an mich selbst. Du faszinierst mich Kyo.'

Es vergingen zwei Stunden, ehe Kyo speicherte und die Playstation ausschaltete.

Dann wandte er sich zu Gackt, bemerkte verblüfft, dass der Größere ihn gedankenverloren anstarrte. "Hab ich was im Gesicht oder warum starrst du mich so an?"

Irritiert schüttelte Gackt den Kopf, konnte nicht verhindern, dass sich seine Wangen rot färbten. "Ich... ich war nur in Gedanken." "Aha." Kyo zuckte mit den Schultern. Konnte ihm egal sein. Sein Blick glitt zurück zu dem Schränkchen, in dem die Spielerkonsole und diverse andere Gerätschaften untergebracht waren und ihm fiel die Videokassette ins Auge, die unberührt auf dem Recorder lag. Interessiert beugte er sich vor, zog das Video an sich und betrachtete den Schriftzug: »Schulfestival Kyotohigh«.

Kyo runzelte die Stirn. Kyoto?

Ohne weiter nachzudenken legte er das Video in den Recorder, drückte auf Play und wartete. (ganz schön frech, einfach dat Band anzugucken XD >o>)

Gackt war erneut in seinen Gedanken versunken, tauchte erst wieder auf, als ihm eine bekannte Melodie ins Ohr drang. Sofort war er wieder da.

Entgeistert starrte Gackt zu Kyo, der nur interessiert auf den Fernseher blickte und seinen Kopf leicht im Takt der Musik bewegte. Gackt wurde rot, angelte nach der Fernbedienung und knipste den Fernseher aus.

"Hey!", empörte sich Kyo und drehte sich zu dem Größeren.

"Ich erinnere mich nicht dir erlaubt zu haben den Fernseher anzuschalten.", verteidigte Gackt sein Tun. "Außerdem geht das Video keinen was an."

"Doshite? Is doch nicht schlecht, was deine Band spielt. Hab dich nicht so spießig und gib das Ding her. Will weitergucken!" Schon hatte er sich die Fernbedienung geschnappt und den Fernseher wieder eingeschaltet. "NEIN!", kreischte Gackt, doch es war zu spät, denn Kyo lachte los. Gackt ließ seufzend seinen Kopf sinken.

Es dauerte einige Minuten bis Kyo sich beruhigte. Lachtränen hingen in seinen Augenwinkeln und sein Bauch schmerzte, als er sich zu Gackt drehte.

"Das war cool. Ich habe noch nie so gelacht."

"Schön wenn es dir gefallen hat. Mir war es peinlich.", knurrte der Größere nur.

"Der Kleine is cool. Der weiß, wie man einen bloßstellen kann."

"Glaub mir eins. Der ,Kleine' hat seine Lektion dafür bekommen.", schmollte Gackt weiter. "Jetzt fängst du an wie Toshiya. Der ist genauso schnell beleidigt." "Toshiya ist nicht ich. Da könnte ich mich wohl eher mit dir vergleichen."

Ein erstaunter Augenaufschlag. "Nani?"

"Du und ich. Wir sind gar nicht so verschieden." Kyo setzte sich auf. "Erklär das bitte genauer." Dunkle Augen fixierten ihn.

"Wir haben viele Gemeinsamkeiten, die selbst dir bereits aufgefallen sein sollten. Beide singen wir, du in einer intakten Band, ich als Hobby. Dann haben wir beide eine ziemlich beschissene Kindheit gehabt, wollten uns das Leben nehmen, haben geritzt. Und wir beide haben in etwa dasselbe Alter und kommen aus Kyoto."

Kyo staunte.

Das war ihm noch nie aufgefallen. Sah man das von dieser Seite waren sie wirklich gar nicht so unterschiedlich. Es vergingen Minuten in denen nicht gesprochen wurde. Eine angespannte Stille herrschte in der Luft. Die lustige Stimmung war verflogen.

"Wieso hast du mir im Park wirklich geholfen?"

Seufzen. Mit so was hatte er gerechnet. Anstatt auf seine Worte einzugehen, kam Kyo mit einem anderen Thema. Er wollte ablenken.

"Es war ein skurriles Bild. Der grüne Park, das Zwitschern der Vögel und du in deinem Blut. Ich konnte dich nicht sitzen lassen. Du sahst so zerbrechlich aus, wirktest total am Boden zerstört. Es war ein Drang in mir, der mich dazu verleitet hat, dir zu helfen."

Ernstes Blau traf auf zerwühltes Braun.

"Wieso bemühst du dich um mich? Warum bist du mir nachgelaufen?"

"Deine Worte. Sie haben mich verletzt, mich zum Nachdenken angeregt. Ich konnte, wollte nicht, dass du so von mir denkst. Es mag verrückt klingen, aber etwas in mir sagt, dass uns etwas verbindet." Ein angespanntes Zittern lief bei diesen Worten durch seinen Körper. Durfte er das wirklich sagen?

"Es wird Zeit das ich gehe."

"Nein! Lauf nicht schon wieder weg Kyo. Das letzte Mal ließ ich dich gehen, doch heute will ich das du ehrlich bist." Gackt hielt ihn zurück. "Was willst du hören? Das ich dir zustimme und uns etwas verbindet? Das ich Probleme habe und darüber reden sollte? Oder brauchst du einfach nur Bestätigung?"

"Gar nichts will ich von dir. Sei nur einmal ehrlich zu dir selbst. Du hast Angst mit etwas konfrontiert zu werden, was du nicht verstehst, etwas, dass du nicht nachvollziehen kannst. Wenn du willst dann geh, ich halte dich nicht noch einmal zurück, aber wenn du ehrlich zu dir selbst bleibst du, zeigst dich selbst."

Kyo schüttelte den Kopf, atmete tief durch, wandte sich zur Tür.

"Wo sind meine Sachen?"

"Im Bad. Im Trockner. Baibai Kyo, wir sehen uns in der Schule."

Die Tür fiel ins Schloss und er war weg.

War erneut davongelaufen.
 

***
 

"Hyde, Hier bin ich." Kaoru hob die Hand und winkte den Jüngeren zu sich. "Schule erfolgreich gemeistert? Musste ja etwas warten." "Mehr oder weniger. Tama-sensei hat mich noch gebeten nach der Stunde zu warten. Er wollte noch was mit mir besprechen.", erklärte Hyde auf Kaorus Frage. "Um was ging's?" "Um das Schulfest im Juli. Er hat gefragt, ob wir wieder auftreten. Hab aber abgelehnt. Pause, weißt du ja." Kaoru nickte. "Die hat schon recht. Ist eigentlich schade, dass ihr im Moment pausiert. Ich fand euren Auftritt toll, jedenfalls besser, als die der anderen." "Arigato. Ich frage mich, warum ihr nicht mal mitmacht. Ihr seid doch klasse. Eure Musik ist cool, Kyo würde den Schülern bestimmt mächtig einheizen. Vielleicht würde es euch ja auch mal endlich ein höheres Ansehen einbringen." Kaoru seufzte. "Es stimmt schon, dass wir nicht grad die Beliebtesten sind, besonders Shinya scheint ja unter seinen Mitschülern zu leiden. Er hat es nicht leicht in seiner Klasse, deshalb bin ich auch so froh, dass zwischen Toshiya und ihm endlich was zu laufen scheint." "Die beiden haben was zusammen? Toll. Wurde auch langsam mal Zeit.", bekräftigte Hyde. "Hai, demo es ist nur eine Vermutung. Wenn Shinya bloß nicht so verdammt schüchtern und ängstlich wäre. Dann hätte es Totchi auch nicht so schwer. Aber was das mit dem Schulfest angeht. Keine schlechte Idee. Ich werde auf jeden Fall mit den anderen darüber reden." Hyde lächelte und straffte den Gurt seines Rucksacks.

"Wohin wollen wir jetzt eigentlich?" "Ich bräuchte mal wieder ein neues Oberteil. Hilfst du mir beim aussuchen?", fragte Kaoru nach kurzem Überlegen. "Klar, aber was das Visu-Zeugs angeht bin ich keine Hilfe. Das schon mal im Voraus." Kaoru lachte. "Verlangt ja auch keiner von dir. Trotzdem würde ich deine Hilfe gern in Anspruch nehmen, eben mal feststellen, was ,normale' Leute so mögen." Der Ältere zwinkerte dem Kleineren zu und gemeinsam machten sie sich auf den Weg in die Innenstadt.
 

Hyde wusste nicht, was er sagen sollte. Den Laden, in den Kaoru ihn geführt hatte, hätte er niemals von sich aus betreten. Egal wo er hin sah, überall sah er nur schwarz. Von Lack über Leder bis zu durchscheinenden Oberteilen und Röcke, die mehr zeigten, als verdeckten, es gab alles, was sich ein echter Visual wünschen konnte. Selbst Schmuck und teure Gothickleider waren in rauen Mengen vertreten.

Kaoru stand nicht weit von ihm entfernt und unterhielt sich mit jemanden. Ob das nun ein Junge oder ein Mädchen war, konnte Hyde nicht erkennen.

Hyde fühlte sich sichtlich unwohl. Um ihn herum befanden sich Menschen, die alle von Kaorus Schlag zu sein schienen. Er war der Einzige im ganzen Laden, der in Jeans und T-Shirt gekleidet war. Jetzt drehte Kaoru sich zu ihm und winkte ihn zu sich. Hyde biss sich auf die Lippen und ging zögernd auf den Älteren zu. "Sei doch nicht so schüchtern Hyde. Die Leute hier beißen nicht.", lachte Kaoru, wandte sich dann wieder an den anderen. Erst jetzt erkannte Hyde, dass es sich um einen hübschen Mann handelte, der jedoch durch die Schminke und das dunkle Kleid, welches er trug, wie eine elegante junge Frau aussah. "Das ist Kikasa. Ihm gehört der Laden. Kikasa das ist Hyde. Ein Schulfreund." "Hi. Du siehst nicht so aus, als hättest du viel mit Visual oder Gothic zu tun.", sagte der junge Mann und lächelte. "Ähm... nein... aber ich bin mit einigen Visuals befreundet.", sagte Hyde und blickte schüchtern zu Boden. "Das ist schön. Viele Menschen in deinem Alter halten uns für unwürdig und wollen nichts mit uns zu tun haben. Hättest du mal Lust, dich als Visual zu kleiden?", meinte Kikasa und lächelte weiterhin. "Ähhh... Na ja. Ich... ich weiß nicht." "Du musst nicht, wenn du nicht willst.", versicherte Kaoru. "Aber was Klamotten und Schminke angeht, kannst du Kikasa vertrauen. Mich hat er auch schon öfters beraten." "Ich kann es ja mal probieren.", sagte Hyde nach kurzer Bedenkzeit. Er wollte sich schon immer mal als Visual stylen, doch hatte er sich noch nie getraut, da seine Freunde davon nichts wissen wollten.

Kikasa und Kaoru lächelten sich an.

"Dann machen wir uns ans Werk. Ich suche ein paar schicke Sachen und du bringst ihn ins Hinterzimmer.", meinte Kikasa schließlich. Kaoru nickte, während Hyde ein Schauer über den Rücken lief. Hinterzimmer?! Wie sich das anhörte?(oh dat böse Hinterzimmer XD)

Kaoru bemerkte das Unbehagen des Jüngeren, sagte versöhnlich. "Klingt wie aus einem billigen Film, ich weiß, aber keine Panik. Ich war auch schon oft dort. Als Hinterzimmer bezeichnet er lediglich den Raum, indem er seine Beratungen abhält und Settings vorbereitet. Na komm, ich zeigs dir." (dat kann man ja au zweideutig verstehn >>)

Kaoru führte Hyde in den hinteren Teil des Ladens und durch eine Tür hindurch. Das Zimmer, welches dahinter lag war in einem dunklen Rotton gehalten, recht klein, aber gemütlich, wie Hyde zugeben musste. An einer Wand stand eine Spiegelkommode und ein kleiner Hocker an der anderen, ein schwarzes Sofa und ein Tischchen, auf dem etliche Zeitschriften lagen. Gegenüber von ihm führte eine Tür noch in ein anderes Zimmer. Kaoru setzte sich auf das Sofa und Hyde tat es ihm gleich. Während Hyde sich seine Gedanken machte, ob sein Entschluss sich zum Visual stylen zu lassen richtig oder falsch gewesen war, hatte Kaoru sich eine Zeitschrift geschnappt und blätterte mit Interesse darin herum.

"Hier sieh mal, was hältst du davon?" Kaoru hielt Hyde das Magazin unter die Nase und wartete auf eine Reaktion. Der Kleinere brauchte einen Augenblick um zu erkennen, wer das in dem Heft war. "Ist das wirklich Totchi?", brachte Hyde staunend hervor. Der junge Mann auf dem Bild sah dem jungen Bassisten verdammt ähnlich. Dasselbe blauschwarze Haar, die selben Augen, dasselbe Gesicht.

"Hai. Toto arbeitet gelegentlich als Model für Kikasa. Kikasa ist Modedesigner und hat den Großteil der Sachen draußen im Laden selbst entworfen." Kaoru zwinkerte dem Jüngeren zu. Hyde starrte weiter auf das Bild. Das hätte er dem quirligen Jungen nicht zugetraut. Vor allem dieser Blick, mit dem Toshiya in die Kamera blickte. Wow!

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Tür sich öffnete und Kikasa mit einigen Kleidungsstücken beladen das Zimmer betrat.

"Wie ich sehe, habt ihr es euch schon bequem gemacht. Schau dir die Sachen mal an. Ich denke es müsste was für dich dabei sein." Kikasa legte die Sachen neben Hyde auf das Sofa. Kaoru stand auf und besah sich die mitgebrachten Kleidungsstücke.

"Hier Hyde, das sieht doch gut aus." Kaoru zog ein knappes Oberteil aus dem kleinen Haufen. Es bestand aus schwarzer Seide und die langen Ärmel waren ausgestellt und schimmerten durchsichtig. "Gute Auswahl, Kao.", lobte Kikasa. Hyde jedoch betrachtete das Oberteil misstrauisch. Dieses Oberteil sah verdammt kurz aus. Das war bestimmt bauchfrei.

"Bist du dir sicher?" "Ja, das steht dir bestimmt gut." "Und was soll ich dazu anziehen?", fragte Hyde nach. "Moment." Kaoru legte das Oberteil auf den kleinen Tisch und durchwühlte erneut den Klamottenstapel, fand etwas und holte es hervor. "Das?"

Hyde sah ihn an, als wäre er durchgedreht. "Oh nein! Kaoru bei aller Liebe, aber ich ziehe keinen Rock an." "Daijobu. Dann aber das." Das, was der Ältere nun hervorzauberte war eine lange hautenge Lacklederhose, deren Seiten nur aus gebundenen Lederbändern bestanden. "Schon angenehmer.", gab sich der kleine Dunkelhaarige schließlich geschlagen.

Kikasa, der sich das ganze stumm angesehen hatte, stand nun auf, nahm die restlichen Sachen wieder an sich und sagte. "Dahinten ist die Umkleide. Geh einfach durch die Tür und dann nach links. Ich bringe die Sachen zurück und hole die passenden Accessoires. Kaoru, soll ich deine Sachen auch noch holen?" "Hai. Du weißt, was ich will, ne?" Kikasa nickte und verschwand.

Hyde indes starrte noch immer auf die Sachen, die er nun gleich anziehen sollte. ,Ach, was soll's.', dachte er, schnappte sich die Sachen und ging durch die Tür aus dem Zimmer. Kaoru sah ihm lächelnd hinterher. ,Hoffentlich bringt ihn das mal auf andere Gedanken.' Er sah auf, als Kikasa erneut das Zimmer betrat. Dieses Mal trug er einige Nietengürtel, Halsbänder und Silberschmuck, sowie ein Paar Highheels bei sich. Auf dem anderen Arm hing ein schwarzer Kimono, dessen Ränder mit einem violetten Seidenstreifen und einem Lacklederstück versehen worden waren. Dazu hatte sich Kikasa eine schwarze Hose und ein aus Lackleder bestehendes Korsett ausgesucht.

"Na Geschmack getroffen, Kao?", fragte Kikasa und strich dem entzückt schauenden Kaoru eine violette Haarsträhne aus dem Gesicht. "Hai, wie immer traumhaft. Nur wieder viel zu teuer für mich, wie?" "Leider ja, aber na los, geh dich umziehen. Ich warte inzwischen auf den Kleinen." "Hast du wirklich vor ihn zu fotografieren?" "Mal sehen, wenn er das Potential hat und es auch machen will, warum nicht?" "Tu, was du nicht lassen kannst." Kaoru lächelte, entnahm dem Älteren die mitgebrachten Sachen und verschwand durch die Tür, durch die auch schon Hyde den Raum verlassen hatte.

Kikasa blieb allein zurück, setzte sich auf das Sofa und hob die Zeitung hoch, die Kaoru offen hatte liegen lassen. Auch er betrachtete die Bilder von Toshiya und begann zu lächeln. Ja, Toshiya hatte so einiges drauf, wenn er sich richtig ins Zeug legte.

Er sah auf, als sich die Tür öffnete und Hyde zögernd den Raum betrat.

Kikasa schmunzelte, als er das Gesicht des jungen Mannes sah, welcher immer wieder nervös an dem engen Oberteil herumzupfte. Sein geübtes Auge erkannte sofort, wie nervös Hyde war und das er sich nicht sonderlich wohl fühlte.

"Die Sachen stehen dir sehr gut, aber du siehst nicht sehr glücklich aus. Ich dachte mir bereits, dass du dich nicht sonderlich wohl fühlen wirst, aber sobald du geschminkt bist und deine Haare etwas aufgestylt fühlst dich ganz anders. Du wirst sehen. Doch setz dich doch ersteinmal." Kikasa deutete auf den Platz neben sich. Hyde nickte zurückhaltend und ließ sich neben dem jungen Mann nieder. Das Leder der Hose spannte sich um seine Beine und gab ein leises Knirschen von sich. "Wo ist Kaoru?", fragte Hyde. "Sich umziehen." Kikasa lächelte ihn an, gab ihm die Zeitung, die auch Kaoru schon in den Händen gehalten hatte. "Sage mir, wie findest du diese Bilder?" "Sie... sie sind sehr schön. Haben Sie sie geschossen?" "Hai, demo... bleiben wir beim Du. Hättest du vielleicht Lust auch mal ein paar Fotos von dir machen zu lassen?" "Von mir? Iie. Ich habe sowas noch nie gemacht." Der sonst so aufgeschlossene kleine Dunkelhaarige schüttelte energisch den Kopf. "Warum nicht, Hyde? Ich würde dir auch Gesellschaft leisten." Sowohl Hyde, als auch Kikasa sahen zur Tür, durch die Kaoru nun auf sie zuschritt.

"Bezaubernd, wie immer Kao. Der Kimono passt wie auf den Leib geschnitten." "Arigato Kikasa. Hyde du siehst gut aus. Fehlt nur noch etwas Make-up und ein bisschen Gel. Schon bist du ein perfekter Visu." Kaoru zwinkerte dem Jüngeren zu. Hyde lächelte. Wenn Kaoru das sagte wurde er ruhiger.

Kikasa wandte sich nun an die Gürtel und Halsbänder. Schließlich drehte er sich zu Hyde um. "Hier diese zwei Gürtel und das Halsband werden das Outfit noch etwas verstärken." Hyde nahm dir Gürtel entgegen und legte sie um seine schmale Hüfte. Als das Metall der Nieten kurz seine Haut berührte, zuckte er leicht zusammen. Das Halsband, welches ebenfalls mit Nieten besetzt worden war, lag eng um seinen Hals, hinderte aber nicht am Atmen. "Komm her Hyde. Ich schminke dich etwas, hai?" Kaoru deutete auf den kleinen Stuhl vor der Spiegelkommode. Hyde nickte und setzte sich vor Kaoru auf den Stuhl. Zum ersten Mal seit er die neuen Klamotten anhatte, sah er sein eigenes Spiegelbild und er musste zugeben, dass die Sachen ihn wirklich nicht hässlich machten.

"Schließ einfach die Augen und halte still. Während ich dich schminke, kümmert sich Kikasa um deine Haare, einverstanden?" "Hai.", sagte Hyde und schloss gehorsam seine Augen.

Etwa zehn Minuten später waren Kaoru und Kikasa fertig. Mit einem leisen "Fertig." Legte Kaoru den Kajaalstift beiseite. Hyde öffnete erwartungsvoll die Augen und erstarrte. Das, was er da im Spiegelbild sah, sollte er sein? Seine sonst so frech zerstrubelten Haare, waren so gegelt worden, dass ein Teil von ihnen in der Form eines Iros nach oben zeigte, während die andren Haare mit Spangen und Klammern festgesteckt worden waren und lediglich eine lange Strähne sein Gesicht umrahmte. Seine Augen hatte Kaoru dunkel geschminkt und seine Lippen mit einem dezenten Lipgloss betont.

"Na gefällt's dir?"

"Hai. Das sieht irgendwie cool aus. Wenn mich Tetsu oder Yumi so sehen würden, die würden mich gar nicht erkennen."

"Würdest du jetzt ein paar Fotos von dir machen lassen?", fragte Kikasa, der etwas zurückgetreten war.

"Ich weiß nicht, aber wenn Kaoru mitmacht, warum nicht?" Der Anblick seines neuen Ichs hatte Hyde etwas sicherer gemacht. Kaoru grinste. Hatte er Hyde also tatsächlich von Gackt ablenken können.

"Warte nur noch ein paar Minuten. Ich muss mich nur noch schminken und Kikasa etwas aus meinen Haaren zaubern."

"No Problem , Kao.", grinste Kikasa und griff erneut nach Kamm und Haargel.

Hyde beobachtete mit Interesse, wie Kikasa Kaorus violette Haare in kürzester Zeit etwas auftoupierte und zwei lange dunkle Spangen hineinsteckte. Kaoru indes hatte seine Augen ebenfalls dunkel geschminkt und seine Lippen mit einem dunkelroten Lippenstift ausgemalt. Er sah einfach hinreißend aus.

"Wenn ihr wollt gehen wir jetzt ins Studio und machen ein paar Fotos.", meinte Kikasa, als er den Kamm weglegte.

Kaoru sah Hyde fragend an und als dieser nickte, somit bestätigte, erhob sich Kaoru von dem Stuhl und strich den Kimono glatt. Er warf einen kurzen Blick in den Spiegel, drehte sich dann zu Kikasa und Hyde.

Kikasa nickte ihm zu, schritt dann zu der Tür am Ende des Raumes und öffnete sie. Er betrat die Treppe und führte die beiden Jüngeren in das obere Stockwerk des Hauses.

Hyde staunte nicht schlecht, als er das Studio sah. Ein großer weißer Hintergrund, ein Fotoshirm und eine komplettes Fotoset waren am Ende des langgezogenen Raumes aufgebaut und durch einen langen Vorhang vom Rest des Raumes abgetrennt. Der andere Teil bestand aus einer Couchgarnitur, einer kleinen Bar und zwei Tischchen.

Während Kikasa sich um die Einstellung der Kamera kümmerte, betrachtete Hyde die Fotos und Poster, mit denen die Wände bestückt worden waren. Auch hier fand er zwei Bilder von Toshiya, jedoch war der junge Bassist hier nicht allein, sondern mit einem hübschen Schwarzhaarigen abgelichtet worden. Die Positionen der beiden waren jedoch mehr als zweideutig zu verstehen, wenn man es wollte.

Kaoru hatte sich auf die Couch gesetzt und rauchte genüßlich eine Zigarette. Als Kikasa die beiden zu sich rief, drückte er den Rest in dem bereitgestellten Aschenbecher aus.

"So. Ich würde vorschlagen dass du anfängst Kao und Hyde zeigst, wie ich mir die Fotos vorstelle, dann bist du dran, Hyde und wenn ihr Lust habt machen wir noch ein oder zwei Bilder von euch zusammen.", begann Kikasa und Kaoru befolgte die Anweisungen des Älteren. Gespannt verfolgte Hyde jede Bewegung des Älteren und immer wenn das Blitzen der Kamera Kaoru einfing, schlug sein Herz schneller. Würden die Fotos von ihm auch so gut aussehen?

Hyde war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er nicht mitbekam, wie Kikasa ihn bat, nun Kaorus Stellung einzunehmen. "Nicht träumen, sondern aufwachen.", sagte eine Stimme plötzlich ganz dich an seinem Ohr.

"Ähhh... nani?", fragte Hyde verwirrt und blickte in das amüsierte Gesicht Kaorus. "Du bist dran.", meinte der Leadgitarrist schmunzelnd.

"Dai... daijobu."

Hyde stellte sich vor die Fotowand, blieb aber unentschlossen stehen. Er wusste nicht, was er nun machen sollte. Aber schon erfolgten die ersten Anweisungen von Kikasa.

"Setz dich erstmal auf den Boden und zwar so, dass du waagerecht zu Kamera posierst. Das rechte Bein streckst du aus, das linke winkelst du an. Genau so. Stütz den rechten Arm auf, damit du halt hast. Leg deinen anderen Arm so, dass der Ellbogen das Knie berührt und deine Fingerspitzen deine Wange berühren können!" "So?", fragte Hyde unsicher nach, versuchte die Anweisungen des jungen Mannes zu befolgen, nur kam er damit nicht ganz klar. "Kao, hilf ihm bitte.", meinte Kikasa und Kaoru korrigierte die Haltung des Jüngeren, drehte dessen Gesicht auch gleichzeitig zur Kamera.

"Genau, jetzt setz noch einen Blick auf, als würdest du jemanden davon überzeugen wollen, dass du ihn erstarren lassen willst. Perfekt! Nicht bewegen." Kikasa betätigte den Auslöser der Kamera mehrmals, bevor er Hyde bat die Position zu verändern.

Je länger sich der kleine Dunkelhaarige vor der Kamera bewegte, desto mehr Spaß machte es ihm und auch die Unsicherheit fiel von ihm ab, das bemerkte auch Kikasa, denn Hydes Gesicht und Muskeln entspannten sich mit jedem Bild das mehr entstand.

Nach einer Weile holte Kikasa Kaoru dazu und es wurden noch einige Aufnahmen gemacht, in denen sowie Hyde, als auch Kaoru sich gemeinsam vor der Kamera bewegten.
 

Nachdem sich Hyde und Kaoru wieder umgezogen und abgeschminkt hatten, verabschiedeten sie sich von Kikasa. Der junge Mann lächelte.

"Ich gebe die Bilder dann meinem Bruder, wenn er das nächste Mal kommt. Bestellst du ihm bitte einen schönen Gruß von mir?" "Kein Problem." "Und du, Hyde warst nicht schlecht. Wenn du mal wieder Lust haben solltest dich als Visual zu geben kannst du gerne vorbeischauen." Kikasa zwinkerte dem Jüngeren zu, der nur freudig grinste. "Mach ich.", erwiderte er. "Schön, also dann. Sayonara."

Kikasa wandte sich von ihnen ab und verschwand im hinteren Teil des Ladens.

"Und hat es dir gefallen?", fragte Kaoru ihn, als sie den Laden verlassen hatte.

"Hai, es hat wirklich Spaß gemacht. Hätte ich nicht gedacht."

"Freut zu hören. Naja bin mal gespannt, wann Toto die Bilder mitbringt."

"Toto? Ist er etwa Kikasas Bruder?"

"Hai, das hatte ich vorhin nicht erwähnt. Gomen nasai. Deswegen ist Toto ja auch öfter hier, aber sag es bitte keinem. Außer mir weiß niemand davon."

"Nicht mal Shinya, Die oder Kyo?"

"Iie, darum ja. Toto möchte nicht, dass seine Eltern davon erfahren. Kikasa ist nämlich nicht gerade der Lieblingssohn, den sich Toshiyas Eltern wünschen."

"Verstehe. Wie lange macht Toshiya das schon eigentlich?"

"Keine Ahnung. Da bin ich überfragt. Jedenfalls freut es mich, dass ich dich wenigstens ablenken konnte von deinem Gedankenchaos."

"Hä?"

"Ich habe bemerkt, dass du dir permanent Gedanken um Gackt machst."

Hyde seufzte. "Oh nein. Erst Die, jetzt du. Ist es so offensichtlich?"

"Hai, vor allem heute Morgen hat man es dir angemerkt. Vielleicht solltest du mal mit ihm reden?"

"Das habe ich ja schon versucht, aber er geht mit ständig aus dem weg. In der Pause ist er ständig bei euch, nach der Schule haut er immer gleich ab und wenn er mich kommen sieht geht er weg. Ich frage mich allmählich, warum ich ihm noch hinterherlaufe und wieso er eifersüchtig ist. Dazu hat er doch gar keinen Grund, oder?" Fragend sah er Kaoru an. Der Größere überlegte. "Hm... das einzige was mir einfallen würde, wäre wegen Yumiko, denn soweit ich weiß hat das doch erst angefangen, seit Die ihm von ihr erzählt hat. Rede am besten noch mal mit ihm darüber. Ich muss jetzt leider los."

Damit verabschiedete Kaoru sich von dem Jüngeren und bog in die Straße links ab.

Hyde sah ihm kurz hinterher, machte sich dann aber auch auf den Weg nach Hause.

,Ist das wirklich der Grund? Wenn ja, finde ich ihn ziemlich kindisch. Was kann ich denn bitte dafür, dass Die ihm von Yumi erzählt hat? Aber vielleicht hat Kaoru recht und ich sollte mit Gackt darüber reden. Fragt sich bloß, wie?'
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

AN dieser Stelle möchte ich mich bei euch allen für eure lieben Kommentare bedanken. Ohne euch hätte ich längst die Lust an dieser FF verloren.

Deshalb möchte ich mich für die langen Wartezeiten entschuldigen und bedanken, dass ihr trotzdem so fleißig weiter lest.
 

Bis zum nächsten Chap...

Yingzi ^^

Kodou

Kapitel 9: Kodou
 

Shinya saß auf seinem Platz in der letzten Reihe am Fenster und war dabei den Stoff der letzten Geschichtsstunde zu wiederholen, als das Gelächter einer kleinen Gruppe in der Mittelreihe seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Der hübsche Bishonen sah von seinem Heft auf und direkt zu seinen Mitschülern. Etwa fünf Mädchen hatten sich um die Bank eines weiteren Mädchens gedrängt und schienen sich irgendein Magazin anzusehen.

,Bestimmt wieder so eine Zeitung mit Bildern ihres Lieblingsstars.', dachte sich der junge Drummer und wollte sich wieder seinen Aufzeichnungen zuwenden, als er einige Gesprächsfetzen aufschnappte.

"Das ist doch der aus der 11."

"Kami-sama. Dieses Outfit."

"Locker Konkurrenz für ein Straßenmädchen."

"Das ist doch ein Kumpel von Terachi."

Die Mädchen drehten sich in seine Richtung, kicherten und drehten sich wieder um, tuschelten weiter. Shinya hatte gar nicht bemerkt, wie er rot geworden war. Krampfhaft versuchte er sich wieder auf sein Heft zu konzentrieren, aber die Worte der Mädchen ließen ihm keine Ruhe. Immer wieder schielte er in die Richtung der kleinen Gruppe.

Plötzlich löste sich ein Mädchen von ihnen und kam direkt auf ihn zu. Ihre Freundinnen sahen ihr gespannt dabei zu, aber nicht nur sie, nein die ganze Klasse hatte ihre Augen auf sie gerichtet.

Mit einem zuckersüßen Lächeln auf den rot geschminkten Lippen hielt sie vor Shinyas Tisch an.

"Ohayo Terachi-kun. Fleißig am lernen?" In ihrer Stimme lag nichts weiter als der pure Hohn.(zicke zicke #o#) Sie wartete nicht mal eine Antwort ab, sondern sprach gleich weiter.

"Ich habe hier etwas das viel interessanter ist als Schulstoff. Sieh es dir an." Damit legte sie die Zeitschrift, die sie in der Hand gehalten hatte, auf den Tisch des hübschen Bishonen. Shinya wollte ihr nicht den Gefallen tun und sich die aufgeschlagenen Seiten des Heftes ansehen, aber seine Neugier gewann die Oberhand und er warf einen Blick in die Zeitschrift. Ihm stockte der Atem.

"Toshiya...", kam es unbewusst über seine Lippen.

Das war die Bestätigung für das Mädchen. Mit einem triumphierten Aufschrei drehte sie sich zu ihren Freundinnen.

"Ich lag richtig. Es ist der Typ aus 11." Die Mädchen brachen wieder in lautes Kichern aus.

"Gomen ne Terachi-kun. Du kannst das Heft behalten. Es sind schöne Bilder von deinem Freund drin. Musst nur umblättern.", sagte sie abfällig und lachte schrill.

Noch immer starrte Shinya auf die Abbildungen, die einen hübschen Jungen zeigten. Einen Jungen in auffälligen Lolitadress und dunkler schminke, ein Junge der eindeutig Toshiyas Gesicht hatte. (würd dat echt gern sehn ~'~ )

Shinya hielt es in dem Raum nicht mehr aus. Er packte seine Sachen zusammen, auch das Heft verschwand in seiner Tasche, und er stürmte aus dem Klassenzimmer.

Den Ruf des Mädchens in seinen Ohren wiederhallend.

"Das Mädchenklo ist im zweiten Stock, Terachi-kun!"
 

***
 

"Und er hat das wirklich gemacht?" Leises Getuschel. "Ja, richtig angegraben hat er ihn. Sogar ganz fest an ihn gezogen." "Nein." Ungläubiges Einatmen. "Doch." Bestätigendes Nicken. "Also echt. Wie eine Schlampe hat er sich an ihn rangemacht." "Er soll ja auch in einen Kerl verschossen sein." "Widerlich!"

Gackt ignorierte die bösen Zungen hinter sich, versuchte weiter sich auf den Stift in seiner Hand zu konzentrieren.

Zwei Tage waren vergangen, seit er Masato begegnet war und bereits die ganze Schule wusste davon, natürlich kannten sie nur das, was Masato und seine Klassenkameraden herumerzählten, nicht aber die vollständige Wahrheit.

Als ein Zettel den Weg auf seinen Tisch fand, stöhnte er. Obwohl er sich denken konnte, was darin geschrieben stand, faltete er ihn auseinander.

»ARSCHFICKER!«, stand in großen Buchstaben darin. Ohne eine Reaktion zu zeigen zeriss er den Zettel und fegte die Schnipsel vom Tisch.

Kyo, der neben ihm saß, hatte die Aktion stumm beobachtet. Auch er hatte von der Sache mit Masato gehört. Sie musste sich direkt nach seinem Verschwinden ereignet haben. Aber ohne weiter darauf einzugehen, wandte er seinen Blick von dem Blonden ab. Ihn interessierte diese Sache nicht weiter, jedenfalls sollte sie es nicht. Kyo wusste zwar, dass er auch einen Teil dazu beigetragen hatte, dass diese Gerüchte entstanden waren, aber er war nicht dafür verantwortlich, dass Gackt sich mit Masato angelegt hatte.

Hätte er es nicht getan, würde er nun bestimmt nicht solche Probleme haben.

,Nun kann er sich wenigstens um seine Sachen kümmern und nicht ständig bei mir rumfuschen.'

Das Läuten der Klingel riss nicht nur ihn aus den Gedanken. Kyo beobachtete, wie die anderen ihre Sachen packten und laut schwatzend den Klassenraum verließen. Dabei übersah er nicht, dass einige im vorbeigehen seinen Bankkameraden absichtlich anrempelten. Gackt schien das nicht zu interessieren. Er akzeptierte stumm die Pöbeleien, packte in aller Ruhe seine Tasche und als diese vom Tisch geschleudert wurde, hob er sie schweigend auf.

Kyo zog eine Augenbraue an. Wieso ließ Gackt das alles über sich ergehen? Er wäre schon längst laut geworden.

Aber egal. Schulterzuckend verließ auch Kyo das Klassenzimmer, setzte sich auf die Mauer auf dem Schulhof und wartete auf seine Freunde.

Toshiya war der erste, der sich zu ihm gesellte.

"KYOOOOOO!!!" Der kleine Blonde rückte einige Zentimeter beiseite und Toshiya knallte direkt gegen die Mauer. (XD )

Kurz darauf kamen auch Die und Kaoru aus dem Schulgebäude. Kaum hatten auch sie ihren Treffpunkt erreicht, wuschelte Big Red Kyo zur Begrüßung durch das blonde Haar, bekam als Gegenleistung einen Tritt gegen das Schienbein. Kaoru grüßte Kyo wie üblich.

Keiner von ihnen bemerkte Shinya, der mit gesenkten Kopf über den Schulhof lief und nur zögernd in ihre Richtung steuerte.

Aber noch ehe er seine Freunde erreichte und überhaupt einen Begrüßen von sich geben konnte, wurde er von Toshiya stürmisch umarmt. "Ohayo Shishi.", meinte er freudig, wurde von Shinya aber weggedrückt. Dann machte er einen Bogen um den Älteren und stellte sich direkt neben Kaoru, grüßte nur mit einem leisen "Ohayo" seine Freunde und lehnte sich dann schweigend gegen das niedrige Mauerwerk.

Toshiya, der noch immer an der selben Stelle stand, legte den Kopf schief und trottete langsam auf Shinya zu. "Oi. Was ist denn los?", fragte er.

Auch die anderen hatten bemerkt, dass etwas mit ihrem Chibi nicht stimmte.

Shinya reagierte nicht auf Toshiyas Versuche ihn zum Reden zu bringen. Er hatte seinen Blick weiter gen Boden gerichtet.

Bald wurde es dem jungen Bassisten zu bunt und er umfasste kurzerhand Shinyas Kinn und zwang den Drummer so ihn anzusehen. Das was er sah behagte Toshiya jedoch nicht. Die hellen Augen seines Freundes hatten einen Ausdruck von leichter Bedrücktheit und sahen selbst jetzt noch an ihm vorbei.

"Hey Shin. Willst du nicht sagen, was los ist?", fragte Toshiya ruhig.

Shinya biss sich leicht auf die Lippen, befreite sich von Toshiyas Griff und öffnete seinen Rucksack. Das, was er daraus hervorzog ließ Toshiya erbleichen.

Auch Kaorus Gesichtszüge veränderten sich kurzzeitig und ein Ausdruck tiefster Überraschung überkam ihn. Die und Kyo dagegen sahen fragend auf das Magazin, welches Shinya in den Händen hielt und Toshiya entgegenstreckte.

Die hatte die Neugier gepackt und bevor Toshiya nach dem Magazin greifen konnte, hatte er es an sich gerissen.

"Seit wann liest du Gothic, Shin?", fragte er, nachdem er einen genaueren Blick auf das Cover der Zeitschrift geworfen hatte. Doch Shinya antwortete nicht.

Die zuckte nur mit den Schultern und schlug das Magazin auf.

Toshiya beobachtete mit Schrecken wie Die Seite um Seite umblätterte und kurz bevor er zu den gefürchteten Augenblick kommen sollte, sprang er auf Die zu, entriss ihm das Heft. "HEY!", beschwerte sich der Rotschopf, griff nach Toshiyas Arm, den er gerade noch zu fassen bekam und holte sich das Heft zurück. "Die, nein!", rief Toshiya und wollte erneut nach dem Heft packen, aber Shinyas Stimme ließ ihn sein Vorhaben abbrechen. "Lass ihn sehen, was ich gesehen habe." Erschrocken zuckte Toshiya zusammen. So hatte er Shinya noch nie reden hören. Die Stimme des Drummers war nicht mehr als ein Flüstern gewesen, aber Toshiya hatte deutlich den ernsten Ton herausgehört.

Auch Die hatte kurz innegehalten, blätterte aber weiter in der Zeitung herum. Ihn interessierte wirklich, was Shinya gemeint hatte. Bisher hatte er nur Fotos von neuen Gothicoutfits und Lolitakleidern gesehen und auch die Berichte konnten Shinya nicht wirklich interessieren, da war sich Die sicher.

Aber als er umblätterte und ihn ein hübscher Junge mit blauschwarzen Haar und dunkler Schminke entgegenblickte, verschlug es ihm die Sprache. Immer wieder sah er zu Toshiya und dann wieder in das Heft. Kaoru wusste, was Die gefunden hatte und biss die Zähne zusammen.

Kyo, bisher alles still beobachtet, sprang nun von der Mauer und zog Die das Heft aus den Händen. "Was ist denn bitte so schockierend, dass es dir die Sprache verschlägt?", brummte er und warf ebenfalls einen Blick in das Heft.

"Tolles Outfit, Toto. Solltest öfter so rumlaufen.", war sein Kommentar dazu, als er Die das Heft zurückgab.

Schlagartig richteten sich vier Augenpaare auf den kleinen Sänger. "WAS?", entfuhr es ihm. "Da... das ist alles, was du dazu zu sagen hast?", brachte Toshiya stotternd hervor.

"Was soll ich dazu sagen? Ist doch deine Sache, was du in deiner Freizeit machst. Keine Ahnung, warum Die so geschockt ist. Bist wohl neidisch, was?", erwiderte Kyo und gab dem großen Rothaarigen einen Rippenstoß. Endlich schien Die seine Sprache wiederzufinden. "Toto. Die Bilder sind geil. Kann ich dich mal in solchen Klamotten mieten?" Toshiya klappte der Kiefer nach unten, während Kaoru losprustete. Kyo grinste zufrieden und Shinya starrte Die aus großen Augen an.

"Mach den Mund zu Toto, Spucke wird sauer!", sagte Kyo und tippte gegen den Kiefer des Jüngeren. Toshiya war verwirrt. Nie hätte er damit gerechnet, dass Kyo und Die so reagieren würden, wenn sie herausfinden würden, was er manchmal an seinen Nachmittagen machte. Aber auch wenn ein riesiger Teil von ihm erleichtert war, warf der andere immer wieder unsichere Blicke Richtung Shinya. Der Jüngste von ihnen hatte sich noch nicht geäußert, aber Toshiya vermutete, dass er nicht so leicht damit umging.

Toshiya wusste, was er nun tun musste.

Langsam ging er auf seinen Freund zu. "Stört dich das, Shishi?", fragte er leise. Shinya wandte seinen Blick von Die und Kyo ab, sah ihm direkt in die Augen.

"Warum hast du uns davon nichts erzählt?"

Toshiya seufzte. "Kann ich dir das nach der Schule erzählen, dann wenn wir allein sind?"

Die dunklen Augen des jungen Bassisten sahen Shinya bittend an. Er nickte leicht.

Lächelnd schloss Toshiya den Jüngeren einen Augenblick in die Arme und hauchte ihm ein leises "Arigato" ins Ohr.

Die hatte aufgehört zu lachen und beobachtete Kyo aus den Augenwinkeln heraus. Das Gesicht des Jüngeren hatte eben einen Teil seiner Witterung verloren und war für wenige Augenblicke wieder das des alten Kyos gewesen. Doch jetzt hatte sich seine Miene wieder versteinert und er sah demonstrativ in eine andere Richtung als seine Freunde.

,Wieso nur verkriechst du dich wieder in deinem Schneckenhaus hinter meterhohen Wänden?'
 

***
 

Ungeduldig klopfte Die mit den Fingerspitzen auf dem Tisch herum. "Mach doch endlich mal dein Handy an!", knurrte er leise zu sich selbst, nahm erneut den Telefonhörer in die Hand und wählte die Nummer.

"Hier ist die Mailbox von..."

"Verdammt Kyo! Wieso bist du nicht zu erreichen?!" Wütend schmiss Die das Telefon auf sein Bett, während er selbst sich auf den Boden setzte.

,Na toll. Was mach ich jetzt? Eigentlich hatte ich gehofft ihn zu erreichen, aber nein der wehrte Herr muss sein Handy ausstellen.'

Frustriert griff er nach seiner Gitarre und begann wahllos einige Akkorde zu spielen. Doch schon nach kurzer Zeit packte er sie wieder weg und stütze sein Gesicht in seine Hände. ,Das hat auch schonmal mehr Spaß gemacht.' "Na toll und was mach ich jetzt?"

"Wie wär's mit Hausaufgaben?"

Erschrocken drehte Die sich um. "Kaoru! Was machst du hier?", fragte er verblüfft. "Hm, was mache ich wohl hier? Meinen besten Freund besuchen, vielleicht?" Kaoru schmunzelte und setzte sich auf Dies Bett, bemerkte den herumliegenden Telefonhörer. "Äh ja klar, demo, wie bist du reingekommen?"

"Dein Bruder hat mich reingelassen. Wolltest du jemanden anrufen?"

"Anou... hai. Kyo, aber er hat sein Handy aus."

"Achso. Dir ist langweilig, was?"

"Wie kommst du darauf?"

"Ganz einfach, so wie es hier aussieht und dein toller Ausruf vorhin zeigen ja, dass du keine richtige Beschäftigung gefunden hast." Kaoru deutete auf die Sachen in Dies Zimmer. "Daijobu, du hast recht, wie fast immer. Deshalb habe ich Kyo ja auch versucht anzurufen, wollte mal wieder was mit ihm unternehmen, war ja in letzter Zeit nicht viel los mit ihm."

"Du machst dir Sorgen, was?"

"Ja, ist ja auch kein Wunder. Ich meine, du hast doch selbst gesagt, dass er nicht mal mit dir reden wollte und einfach wieder abgehauen ist. Und die Verletzungen, die wieder gehäuft zunehmen." Die seufzte. "Ich habe Angst Kao. Angst, dass er wieder so wird wie damals." Er legte seinen Kopf gegen die Bettkante und atmete tief durch. Kaoru sah ihn traurig an. "Vielleicht solltest du mal zu ihm gehen. Mit mir hat er nicht gesprochen, aber vielleicht redet er mit dir.", versuchte der Leadgitarrist seinen besten Freund etwas Mut zu machen. "Glaube ich nicht. Dann wohl eher mit Toto." "Totchi mag sein bester Freund sein, doch ich glaube nicht, dass er in dieser Situation viel helfen könnte." "Warum nicht? Wieso ich, Kao?" Die sah den Älteren nach einer Antwort verlangend an. "Weil du ihn gesehen hast, als es am Schlimmsten um ihn stand und du anders für ihn fühlst, als wir."

Die wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.

Kaoru schüttelte leicht seinen Kopf und setzte sich neben Die auf den Fußboden.

"Heute war er einen winzigen Augenblick wie früher.", kam es plötzlich aus Dies Richtung. "Was meinst du?" "Als er sich die Fotos von Totchi angesehen hat, hat er gegrinst. Aber so wie schon lange nicht mehr.", entgegnete Die auf Kaorus Frage.

Er zog die Knie an, verschränkte seine Arme und legte sein Gesicht auf seinen Handrücken. "Was nur geht in ihm vor? Ich dachte wir sind Freunde und vertrauen einander, aber er weißt alle Hilfe ab. Ich verstehe es einfach nicht."

Kaoru sah deutlich den Ärger in Dies Augen aufblitzen. Er schüttelte den Kopf.

"Du kennst Kyo. Ich kenne ihn. Du weißt genau, dass er nicht so leichtfertig mit seinen Problemen umgehen kann wie Totchi oder Shinya. Totchi heult sofort los und ist dann wieder fröhlich. Shinya ist eine zeitlang traurig, spricht drüber und alles ist gut. Er denkt auch anders als wir. Mach ihm keine Vorwürfe. Kyo ist manchmal ein Arschloch, aber tief drinnen wissen wir alle, wie leicht er zu verletzen ist."

Die seufzte, sah dann aber auf.

"Du hast ja recht. Er hat es nicht leicht gehabt und hat es auch nicht, dennoch kann ich nicht verstehen, wieso er sich nicht helfen lassen will. Er ist so stur!" "Genau wie du."

"Nani?" Die sah verwundert in Kaorus Richtung. Dieser schmunzelte. "Du bist auch stur. Ich schlage dir jetzt folgendes vor. Setz dich in dein Auto, fahr zu Kyo und hole ihn aus seinem Schneckenhaus raus." Kaorus dunkle Augen blitzten schelmisch auf. "Was?! Ich kann doch nicht einfach zu ihm fahren." "Natürlich kannst du. Sag bloß Daisuke Andou ist zu einem Feigling mutiert. Wo bleibt dein Kampfgeist, Die?" Kameradschaftlich boxte Kaorus seinem besten Freund in die Seite. Die versuchte sich vor Kaorus Schlägen zu schützen, doch der Kleinere setzte sie präzise gegen den Jüngeren ein.

Bald lagen sie rammelnd am Boden, was damit endete, dass Die Kaorus Arme auf den Boden pinnte. "So und jetzt sage noch mal das ich ein Feigling bin!", smilte Die und sah de Älteren auffordernd an. "Okay, okay ich gebe mich geschlagen.", lachte Kaoru ebenfalls und Die ließ ihn los.

"Und du meinst wirklich ich soll einfach hinfahren?"

"Hai. Mehr als schief gehen kann es nicht."

"Arigatou fürs Mutmachen."

"Onegai." Kaoru grinste. "Mensch Die. Sei einfach mal optimistisch."

"Das ist Totchi's Rolle. Der sieht doch in allem und jedem das Gute.", brummte Die.

"Und die Rolle des Pessimisten ist bereits an Kyo vergeben. Also hab dich nicht so. Wenn du nicht augenblicklich zu Kyo fährst und mit ihm was unternimmst, blase ich den Auftritt ab!", zog Kaoru plötzlich durch. Die riss die Augen auf. "Das machst du nicht!" "Oh doch. Wenn du also nicht willst, dass Shinya, Totchi und Kyo sauer auf dich sind, bewegst du jetzt deinen Hintern in dein Auto und fährst los." Die sah Kaoru immer noch perplex an, aber er wusste, dass der Ältere seine Worte ernst meinte.

"Daijobu, ich fahre.", gab er sich schließlich geschlagen.

"Na also geht doch und wehe ihr seid morgen bei der Probe wieder so unkonzentriert!", lachte Kaoru und gab seinem Freund einen Stoß.

Die murmelte nur irgend etwas vor sich hin, während er aufstand, nach den Schlüsseln seines Autos griff und zusammen mit Kaoru das Haus verließ.

Am Gartentor trennten sich die Wege der beiden.

"Ich drück dir die Daumen, Alter.", sagte Kaoru und umarmte Die zum Abschied.

"Arigatou.", murmelte er nur und öffnete die Tür seines Autos.

,Das kann ich auch gebrauchen.'

Er atmete einmal tief durch und startete den Motor.
 

***
 

Schweigend liefen sie nebeneinander her. Shinya hatte den Kopf etwas gesenkt, folgte seinem Freund einfach. Er wusste nicht wohin Toshiya ihn führte, aber er wusste, dass es etwas mit den Fotos in der Zeitung zu tun haben musste.

In einem kleinen Park angekommen hielt Toshiya plötzlich an. Er setzte sich auf eine der Parkbanken und Shinya folgte seinem Beispiel. Wieder verging einige Zeit in der sie schwiegen. Toshiya war es schließlich, der die Stille brach.

"Das du das so herausgefunden hast tut mir wirklich leid, Shishi." Die Stimme des sonst so aufgeweckten Jugendlichen klang reumütig und belegt.

Erst jetzt sah Shinya auf.

"Warum hast du uns das nicht gesagt? Wieso machst du das überhaupt?"

Es waren zwei Fragen, die Toshiya Überwindung kosteten sie zu beantworten.

"Ich hatte Angst es euch zu sagen. Der einzige der wusste, was ich manchmal mache war Kaoru, aber auch nur durch Zufall." Er senkte den Blick.

"Aber warum hattest du Angst, Toshiya?", fragte Shinya und der leichte Vorwurf in seiner Stimme ließ sich nicht unterdrücken.

"Ich weiß es auch nicht so genau. Am meisten hatte ich wohl Angst davor, dass, wenn ich es jemanden erzähle, meine Eltern es irgendwann herausfinden würden. Sie... na ja... sie haben eine Abneigung gegenüber Gothic und Visual und so was. Aber du weißt ja, wie ich dazu stehe. Jedenfalls war es schon ein Krampf sie zu überzeugen, dass ich mir die Haare blauschwarz färben darf. Was meine Kleidung angeht, davon wissen sie meistens nichts. Wenn ich zur Schule gehe sind sie arbeiten und wenn ich nach hause komme auch nur selten da. So bemerken sie also nicht das ich mich so kleide.", erzählte Toshiya bedrückt. Kaum einer wusste, wie das Verhältnis zu seinen Eltern wirklich war.

Auch Shinya hätte das nicht vermutet. Er war immer der Meinung gewesen das Toshiya eine sehr gute Verbindung zu seinen Eltern pflegte.

"Das habe ich nicht gewusst. Gomen ne Totchi."

Der Ältere schüttelte seinen schwarzen Haarschopf. "Iie. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Shishi. Ich hätte euch nicht misstrauen dürfen, immerhin seid ihr meine besten Freunde und besonders du, wo du mir doch soviel bedeutest." Toshiya schenkte seinem Freund einen ehrlichen Blick.

"Und wieso ich das überhaupt mache? Nun ja. Ich habe einen älteren Bruder. Sein Name ist Kikasa und er besitzt einen gut laufenden Gothicshop in der Innenstadt. Meine Eltern mögen ihn nicht besonders, eben weil er diese Kleidung trägt und sich schminkt und so. Deshalb ist Kikasa schon vor Jahren ausgezogen und hat sein eigenes Leben in die Hand genommen. Mich hat das besonders getroffen. Ich war damals gerade 12 und Kikasa war für mich so etwas wie eine Art Idol. Ich habe ihn schon immer bewundert, weil er sich nichts hat verbieten lassen und immer zu seiner Meinung stand. Und er war es der immer für mich da war, wenn es mir nicht gut ging. Aber als er dann weg war, war ich auf mich allein gestellt. Oka-san und Otou-san waren ja immer arbeiten und ich als ältester musste dann auf meine Geschwister aufpassen. Ich wollte meinen Eltern nicht auch noch mit meinen Problemen belasten, deshalb habe ich immer diese fröhliche Maske aufgesetzt. Aber dann fand ich durch Zufall Kikasas Laden. Er hat nicht schlecht gestaunt, als ich eines Tages vor ihm stand. Wir sind uns erstmal in die Arme gefallen und haben Stunden lag geredet. Kikasa wusste ja, dass ich auch Visual und Gothicfan war und hat mir angeboten ihm zu helfen. Er arbeitet nämlich nicht nur als Verkäufer, sondern designt auch und macht Fotos für die Zeitschrift, die du heute mitgebracht hast. Da ich aber zu jung war um im Laden zu helfen, hat er mich gefragt ob ich nicht Lust hätte seine Sachen, die er selbst designt als Fotomodell vorzustellen. Er ist so ein toller Bruder und immer für mich da, weißt du." Toshiyas am Anfang noch traurig klingende Stimme hatte zum Ende hin immer mehr ihrer alten Intensität und Lebensfreude zurückerhalten. Shinya hatte richtig sehen können, wie sein Freund, im wahrsten Sinnes des Wortes, "aufgeblüht" war. Er lächelte.

"Du liebst deinen Bruder, nani?" "Hai. Er ist so toll. Aber du bist natürlich auch toll. Ach ich bin so froh, dass das endlich raus ist. Bist du noch böse auf mich?" Toshiyas dunkle Augen sahen ihn blinzelnd an. Lächelnd schüttelte Shinya den Kopf.

"Iie. Aber nächstes Mal erzählst du mir bitte davon. Ich möchte es nicht wieder von meinen blöden Klassenkameraden erfahren, daijobu?" "Daijobu!", rief Toshiya fiepend aus und fiel Shinya um den Hals. Der Jüngere ließ es zu und erwiderte die stürmische Umarmung. "Sag mal, willst du Kikasa kennen lernen? Er ist wirklich nett. Kaoru hat sich auch schon fotografieren lassen und Haido auch..." Toshiya knallte sich die Hand vor den Mund. "Ups... das sollte ja keiner wissen." Shinya sah ihn nur perplex an. Toshiya kratzte sich verlegen am Kopf. "Na ja. Kao und Haido waren vorgestern einkaufen und Kao hat Haido in den Laden von meinen Bruder geschleppt. Und Onii-san hat es geschafft Haido zu überzeugen sich auch mal als Visual zu verkleiden."

Shinya begann zu kichern. "Dann muss dein Bruder ja wirklich gut sein, wenn er es schafft Hyde zu überzeugen in ein Visualkostüm zu schlüpfen."

Toshiya nickte. "Hai für mich ist er der beste Bruder auf der Welt.", sagte er, doch plötzlich wurde sein Gesicht wieder ernst.

"Ich hätte euch wirklich viel eher davon erzählen sollen. Jetzt hast du wieder Ärger in deiner Klasse und das ist nur meine Schuld. Ich hasse es, dass sie uns immer fertig machen, nur weil wir nicht genau so sind wie sie. Ich selbst habe ja nicht ganz so große Probleme wie Kyo, Kao oder du, aber es ärgert mich trotzdem"

Shinya sah ihn an. "Dafür dass sie so blöd sind können wir nichts. Weder du noch ich."

"Ich weiß, demo du bist mein Freund und ich möchte nicht das du leiden musst, denn das dich das stört ist offensichtlich, Shishi, auch wenn du es abstreitest." Der junge Bassist legte einen Arm um die Schulter des Jüngeren und zog ihn an sich. "Du versuchst immer stark zu sein, obwohl du es nicht immer kannst. Lass doch einfach mal deine Gefühle zu. Du musst ja nicht gleich zu einer Heulsuse wie ich mutieren, aber ab und an sind Gefühle ganz hilfreich. Sie machen das Ertragen solcher Dinge viel leichter."

Er begann dem jungen Drummer über den Rücken zu streicheln. Shinya drückte sich näher an ihn und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. In Toshiyas Armen fühlte er sich geborgen, hatte keine Angst gesehen und wieder verspottet zu werden.

Noch während die ersten Tränen über seine Wangen liefen, hob er eine Hand, zog Toshiyas Gesicht zu sich und legte zögernd seine Lippen auf die des Älteren. Toshiya starrte erst verblüfft in Shinyas Gesicht, schloss dann aber die Augen und begann vorsichtig zu erwidern. Es war ihr erster richtiger Kuss in dem noch soviel Schüchternheit und Unschuld steckten.
 

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Statemente wie immer von meiner Beta gaku *knuffl*



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Kommentare zu dieser Fanfic (61)
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Von: abgemeldet
2006-06-04T17:17:46+00:00 04.06.2006 19:17
Uh...jetzt wird´s interessant! ^^ Hoffe mal, Die schafft es, Kyo aus seinem Schneckenhaus zu locken....
Weiter!! ^__^v
Von: abgemeldet
2006-05-11T14:14:18+00:00 11.05.2006 16:14
Ich liebe es!!!!Schreib weiter!!!*auf knien vor dir rutsch*
Bittöööö!!!!*schon entzugserscheinungen hab*^^
Von:  yoshi_in_black
2006-02-19T22:12:34+00:00 19.02.2006 23:12
Also, ich finde es auch toll! Ich hoffe, es geht bald weiter!
yoru
Von:  PiuPiuThePENGUIN
2006-02-18T21:36:12+00:00 18.02.2006 22:36
Yay :)
Shinya x Toshiya rulz :DD

Eine Störung gabs: Toshiya erzählt irgendwas von Gefühle zulassen -> Shinya ließ seine Gefühle zu. xDDD Das klingt so konsequent xD
Von:  Olivia
2006-02-18T21:32:09+00:00 18.02.2006 22:32
*____* Ein neues Kapitel!!!

Aber Hyde kam gar nicht vor und Gackt nur ganz kurz ;_; ...

Naja, trotzdem war es toll!!! Weitaaaaaaa~!

Mata ne
Hana
Von: abgemeldet
2006-02-07T17:12:49+00:00 07.02.2006 18:12
*__*~
die ff is doll! und das chap und schreib weiter >,< bitte~ *fleh*
Von: abgemeldet
2006-01-19T22:08:34+00:00 19.01.2006 23:08
gemein gemein gemein. ich mag euch ff schreiber net, ihr hört immer an relativ spannenden stellen auf *grrrr* ansonsten wars mal wieder toll , jaja, ich geb nicht regelmäßig kommis ab, tut mich auch leid mit allem drum und dran und entschuldigungskeks und so.
schreib bitteeeee schnell weiter... *bettel*
Von:  yoshi_in_black
2006-01-17T22:27:47+00:00 17.01.2006 23:27
Also, dass lange Aufbleiben hat sich durchaus gelohnt*g* Das Kapitel ist mindestens genauso gut wie die anderen, also schreib bald weiter, ja?
yoru
Von: abgemeldet
2006-01-16T19:15:37+00:00 16.01.2006 20:15
Njoo...also das ist eigentlich eine der besten Visu-FFs die ich bisher auf Animexx gelesen habe
(und ich habe bisher ALLE Gackt FFs hier gelesen...na gut...vielleicht bis auf 3/4 Ausnahmen...^^")
Njo, also ich habe nichts zu meckern...eher respeckt bei der Kapitellänge^^
also denne...wir sind mal gespannt wie das weitergeht...
see ya
Tinuz
Von:  Olivia
2006-01-15T15:35:29+00:00 15.01.2006 16:35
;_; ...weiter...bitte...
Deine Geschichte reißt einen richtig mit...ich hab mich jetzt richtig schnell eingelesen und dadurch war das Kapitel viel zu schnell vor bei....
Würde mich rießig auf weitere freuen!

Mata ne
Hana


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