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Till death...

Salt in my wounds, until the bitter end
von

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Chapter 6

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Chapter 6
 

Als ich aufwachte, fand ich mich nicht auf der Couch, sondern im Schlafzimmer auf Lucifers Bett wieder. Es war schon dunkel und der Mond schien durch das Fenster herein. Das Kopfkissen roch angenehm nach seinem Parfüm und die weiche Decke wärmte meinen erschöpften Körper. Aber die Müdigkeit, die ich verspürte, war eine wohlige, schläfrige Erschöpfung, begleitet von einem himmlischen Glücksgefühl.

Allerdings fühlte sich meine Sehnsucht nicht wirklich erfüllt an, irgendwie war sie sogar noch stärker geworden. Ich hatte das Verbotene besessen, hatte Sünde in ihrem höchsten Ausmaß kennen gelernt und nun wollte ich noch mehr davon haben, denn sie war so unglaublich süß gewesen.

Ich schloss wieder die Augen, merkte aber bald, dass ich kein zweites Mal einschlafen würde, also stand ich auf und schlang mir die Decke um den Leib, denn ich hatte kein Stück Kleidung auf der Haut. Ich verließ das Schlafzimmer und ging ins Wohnzimmer, um meine Sachen zusammen zu sammeln.

Dort fand ich auch Lucifer. Er saß mit überschlagenen Beinen auf der Couch und spielte gedankenverloren mit meiner Pentagrammkette. Ich bemerkte, dass er kein Licht angemacht hatte und meine Sachen ordentlich zusammengefaltet über der Lehne hingen.

"Hey.", machte ich auf mich aufmerksam.

Lucifer fuhr zusammen und schaute erschrocken auf. Als er mich erkannte, entspannte er sich sichtlich. Ich überlegte, warum er so schreckhaft war.

"Ausgeschlafen, Mäuschen?", erkundigte er sich lächelnd.

Ich nickte.

"Na dann können wir uns ja sicher wie zwei vernünftige Menschen unterhalten, nachdem du so über mich her gefallen bist." Sein Grinsen wurde eine Spur breiter.

Ich schaute ihn leicht verunsichert an. Wer war hier wohl über wen hergefallen? Aber ich sprach den Gedanken nicht laut aus, sondern nickte nur ein weiteres Mal und begann mich umständlich anzuziehen, wobei ich die Decke umbehielt.

Lucifer schaute mir interessiert und eindeutig amüsiert zu. "Wie bist du in mein Haus gekommen?", fragte er völlig unvermittelt.

"Paps hat mir gesagt, wo ich den Schlüssel finde."

Lucifer stockte kurz, ich konnte direkt sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. "Tommy würde dir doch nicht grundlos sagen, wo der Schlüssel ist."

Ich schlüpfte in meinen Rock. "Hat er auch nicht.", antwortete ich einsilbig.

"Ist Tommy was zugestoßen?" Lucifer richtete sich alarmiert auf der Couch auf.

Ich hielt inne und schaute ihn genau bei meinen nächsten Worten an. "Paps liegt im Krankenhaus."

Das Entsetzen in Lucifers Augen war so bodenlos tief, dass ich glaubte, er würde jeden Moment in Ohnmacht fallen. "Was ist... also ich meine, was hat er angestellt? Wieso liegt er im... Krankenhaus?" Seine Finger krallten sich so fest in das Leder des Sofas, dass die Knöchel weiß hervortraten. Mein Pentagramm baumelte in seiner linken Hand über die Sofakante.

Ich setzte mich neben ihn. "Es gibt doch eigentlich keine Dämonen mehr, oder?", flüsterte ich. Die Erinnerung an diese grausige Kreatur ließ mich frösteln.

Lucifer starrte auf den Boden vor sich. "Nein, eigentlich wurden sie vor einem halben Jahrhundert ausgerottet.", erwiderte er genauso leise.

"Aber ich bin mir sicher, dass ich einen gesehen habe. Sie sind wieder da, Lucifer."

Sein Atem stockte. "Das kann nicht sein." Er blickte mit einem Ruck zu mir hoch. "Das kann nicht sein. Du musst dich irren."

"Nein, mein Vater hat ihn auch gesehen. Er verlor das Bewusstsein, also habe ich einen Krankenwagen gerufen. Frag ihn, wenn wir ihn besuchen gehen.", beharrte ich.

Lucifer griff unter mein Kinn. "Sag, dass du lügst..." Seine Stimme war nur noch ein Wispern. "Sag mir, dass du lügst..."

Er tat mir so leid. Ich wusste nicht, warum er so entsetzt war, denn er konnte vor einem halben Jahrhundert nicht gelebt haben, um Erfahrungen mit diesen Wesen zu haben, aber ich sah die Tränen in seinen Augen und es tat mir einfach nur so entsetzlich weh. Ich schlang die Arme um ihn. "Wenn ich sagen würde, dass ich gelogen habe, dann würde ich lügen.", antwortete ich niedergeschlagen.

Seine Tränen liefen warm meinen Hals hinab und sein Körper bebte in meinen Armen.

"Hey, es war nur eine Dämonin, die ich gesehen habe.", versuchte ich ihn zu beruhigen.

Er küsste meinen Hals und richtete sich dann wieder auf. Mir fiel plötzlich auf, dass er um die Augen schwarz geschminkt war, was aber allerdings nur daran lag, dass die Schminke in hellen, grauen Streifen seine Wange hinab lief. "Ist schon gut." Er legte seine Hände an meine Wangen. "In welchem Krankenhaus liegt Tommy?"

"Saint Nick Hospital.", antwortete ich und blickte ihm besorgt in die Augen. Nie hätte ich gedacht, dass Lucifer in der Lage war, so vollkommen die Fassung zu verlieren. Er war mir immer so beherrscht und kühl vorgekommen. Nun gut, das letzte Erlebnis mit ihm erzählte das genaue Gegenteil.

Lucifer machte sich aus meinen Armen los, sprang auf und rannte aus dem Zimmer.

"Hey!", rief ich, während ich ihm nachlief. "Was hast du denn?"

Er stand vor dem Spiegel im Flur und wischte die Tränenspur von seinen Wangen.

"Wir fahren ins Krankenhaus.", antwortete er knapp.

Ich zog die Augenbrauen besorgt zusammen. "Falls du vergessen haben solltest, es ist mitten in der Nacht.", erinnerte ich ihn.

"Und falls du vergessen haben solltest, ich bin ein Mann mit Einfluss." Er blinzelte mir zu und ich war mir auf einmal nicht mehr so sicher, ob es gut gewesen war, ihm den Namen des Krankenhauses genannt zu haben. "Komm, zieh dich an, ich fahr schon mal das Auto aus der Garage." Damit verschwand er durch die Haustür.

Ich zögerte noch ein paar Sekunden, tat dann was er mir gesagt hatte und folgte ihm nach draußen.

Das Auto war ein nachtschwarzer BMW. Ich kannte mich zwar nicht mit Autos aus, aber es sah schnell und teuer aus.

Lucifer winkte mir einzusteigen. Auch die Innenausstattung des Wagens war eher in Schwarztönen gehalten.

Das Gaspedal bis zum Anschlag durchgedrückt raste Lucifer durch die menschenleeren Straßen, überfuhr dabei mindestens ein Dutzend rote Ampeln und überholte rücksichtslos alles, was ihm in die Quere kam. Ich klammerte mich mit aller Kraft an den Türgriff und versuchte meinen rebellierenden Magen unter Kontrolle zu kriegen.

Wenn es etwas gab, was mir genauso Panik bereitete wie Spinnen, dann war es Autofahren - und Lucifer trug nicht gerade dazu bei meine Angst zu beruhigen.

Nach einer halben Ewigkeit, wie mir schien, kamen wir endlich am Saint Nick Hospital an. Hastig stieg ich aus dem Auto. Die Vorstellung, dass ich damit auch noch wieder zurück fahren musste, schnürte mir die Kehle zu.

Lucifer schloss das Auto ab, packte meine Hand und zog mich wie ein willenloses Kind hinter sich her ins Krankenhaus.

Die Schwester an der Rezeption schreckte hoch, als Lucifer mit der flachen Hand an die Glasscheibe klopfte, und schenkte uns einen giftigen Blick. Missmutig öffnete sie die kleine runde Klappe und fragte: "Was gibt's?"

"Wir wollen zu einem Herrn Taylor.", sagte Lucifer, lauter als nötig gewesen wäre.

"Schön für Sie." Die Krankenschwester warf einen demonstrativen Blick auf ihre Armbanduhr. "Da sind Sie ungefähr sieben Stunden zu spät. Standen Sie im Stau?"

Lucifer rollte entnervt mit den Augen. "Es ist dringend." Er zog einen Ausweis aus seiner hinteren Hosentasche und hielt ihn der Frau unter die Nase, welche sichtlich zusammenschrumpfte.

"Ah, Mister de Angelus, sagen Sie das doch gleich. Zu wem wollten Sie?" Sie lächelte gequält.

"Thomas Taylor."

Sie tippte den Namen in den Computer. "Zimmer 267. Dazu müssen sie in den zweiten Stock und dann nach links."

Lucifer hastete ohne ein Wort des Dankes los, wobei er mich wieder hinter sich herzog, als wäre ich ein kleines Kind. Mit dem Fahrstuhl ging es in den zweiten Stock, dann wandten wir uns, wie die Krankenschwester es uns beschrieben hatte, nach links und gingen ein Stück geradeaus, bis wir die Zimmernummer gefunden hatten. Dabei passierten wir eine Tür, auf der das beunruhigende Wort "Intensivstation" stand. Lucifer kümmerte sich nicht weiter darum. Ungerührt stürmte er in das angegebene Zimmer und taste nach einem Lichtschalter. Die Helligkeit stach unangenehm in meine Augen, nachdem wir die ganze Zeit durch das Halbdunkel der Flure gerannt waren.

Als ich endlich aufhören konnte zu blinzeln, weil meine Augen nicht mehr tränten und sich an das Licht gewöhnt hatten, sah ich meinen Vater auf dem Bett liegen.

Er war fast so weiß wie die Laken und wirkte in dem riesigen Bett nahezu verloren. Langsam ging ich näher. Lucifer folgte mir in geringem Abstand.

Tommy hatte die Augen nur einen Spalt breit geöffnet. Seine Arme waren mit Schläuchen verbunden, die zu einer riesigen Ansammlung elektronischer Geräte führte, an denen hunderte Lämpchen blinkten und ein leises Piepen erschallte.

Vorsichtig streckte ich die Hand nach seiner Wange aus. Eine Atemmaske war über seinem Mund und seiner Nase angebracht. Ich konnte sehen wie sich seine Brust in regelmäßigen Zügen hob und senkte, aber die Bewegung wirkte schwach und viel zu flach um gesund zu sein.

Er reagierte kaum, als ich seine Wange berührte, lediglich seine Wimpern zuckten. Es wirkte als würde er versuchen den Kopf zu bewegen, aber irgendetwas würde ihn daran hindern.

"Meine Güte, was ist passiert...", hauchte Lucifer fassungslos. Er sank neben dem Bett auf die Knie und schlang seine schmalen Finger um Tommys weiße Hand.

"Eigentlich ging es ihm noch ganz gut, als der Krankenwagen kam. Ich weiß nicht, vielleicht ist es der Schock, der nachträglich eingetreten ist. Ich weiß es echt nicht.", antwortete ich genauso leise. Der Anblick meines Vaters lähmte mich, ich konnte nicht mal richtig atmen.

"Dann habt ihr also wirklich eine Dämonin gesehen?"

"Ja."

"Und die Rose?" Lucifer schaute zu mir hoch und ich sah mühsam unterdrückte Tränen in seinen Augen schimmern.

"Keine Ahnung. Sie hat sie mir einfach in die Hand gedrückt, nachdem Tommy umgekippt ist." Ratlos schaute ich in den schmalen Ausschnitt von Tommys Augen. Sie wirkten fast schwarz, dabei hatte er eigentlich leuchtend grüne Augen.

Lucifer wandte wieder den Blick von mir ab und schaute ebenfalls in Tommys Gesicht, allerdings war ich mir nicht so sicher wo genau sein Blick hinwanderte. "Rosen sind das Symbol der Dämonen gewesen. Sie hatten sie auf ihren Rüstungen und Flaggen, auf allen Gegenständen eingraviert, einfach überall, wo man sie sehen konnte. Sie stand für die Schönheit, die Sanftheit und dem Anmut, verbunden mit der Stärke und der Wehrhaftigkeit der Dämonen. Die Rose verkörpert das alles. Sie ist wunderschön und hat trotzdem Stacheln, damit man sie nicht so leicht brechen kann."

"Du weißt aber eine Menge darüber.", erwiderte ich erstaunt.

"Mich haben diese Wesen fasziniert, deswegen habe ich Nachforschungen über sie angestellt.", erklärte Lucifer.

"Aber wieso hat die Dämonin mir die Rose gegeben?"

"Normalerweise haben sie so einen Packt besiegelt, in dem man dem anderen jeweils eine Rose übergibt."

Ich dachte nach. "Könnte mein Vater einen Pakt mit den Dämonen gehabt haben?" Der Gedanke war eigentlich unvorstellbar und grauenvoll, aber einmal gedacht, ließ er sich nicht so einfach vertreiben.

Lucifer schaute erschrocken zu mir hoch. "Dazu wäre Tommy nicht in der Lage."

Ich zuckte mit den Schultern. Eigentlich konnte es uns im Moment ja egal sein. Das Wichtigste war, dass mein Vater endlich aus seinem Zustand erwachte. Ich hoffte inständig, dass er noch nicht in dem Stadium eines richtigen Komas angelangt war.

Trotzdem konnte ich den Gedanken einfach nicht mehr verbannen. Was für ein Pakt könnte das sein? Und wieso hatte die Dämonin sie mir gegeben? Hatte ich etwas mit dem Pakt zu tun? Fragen über Fragen, und ich wusste, dass ich so schnell keine Antwort darauf finden würde. Mein Kopf begann zu schmerzen, je mehr ich nachdachte, also versuchte ich mich auf etwas anderes zu konzentrieren.

Lucifers mühsam unterdrücktes Schluchzen riss mich endgültig aus meinen Gedanken. Erstaunt schaute ich zu ihm runter. Er biss sich auf die Unterlippe und die weggewischten Tränenspuren waren wieder zu sehen, denn seine schwarze Schminke verlief erneut mit den Tränen, die seine Wangen hinab rannen. Der Anblick schmerzte fast noch mehr, als der meines Vaters. Warum war Lucifer so stark sensibel, wenn es um meinen Vater ging?

"Willst du ein Taschentuch?", fragte ich ungeschickt, weil es im Moment das einzige war, was mir einfiel.

Lucifer nickte dankbar und ich reichte ihm eins. Ich hatte immer Taschentücher in der Jackentasche. Er wischte sich die Tränen fort und lächelte dann ungeschickt zu mir hoch.

"Du hast nicht zufällig auch einen Taschenspiegel dabei?"

Ich grinste und reichte ihm meinen samt Kayal-Stift.

Geschickt zog Lucifer die Schminke nach und gab mir beides wieder. Eine Weile schwiegen wir, versunken in Gedanken, wobei meine eigenen sich mehr und mehr um Lucifer zu drehen begannen. Gab es da etwas, was ich nicht wusste? Nun gut, die Frage war leicht zu beantworten - es gab eine Menge, was ich nicht wusste. Aber gab es etwas, was zwischen den beiden war und was mit bisher auch beide verheimlicht hatten?

Lucifer raffte sich sichtlich zusammen und stand auf. "Was nun?", fragte er und schlang die Arme um mich.

Ich erwiderte seine Umarmung. "Ist mir egal."

"Willst du, dass wir hier im Krankenhaus bleiben, bei Tommy? Oder willst du nach Hause? Zu mir?", schlug Lucifer vor.

"Ehrlich gesagt, nach Hause will ich nicht. Ich habe genug von meinen Stiefeltern, lieber bleibe ich hier oder gehe zu dir."

Lucifer lächelte. "Na dann bleiben wir hier. Ich könnte mir Ärger einhandeln, wenn du zu mir kommst. Deine Stiefeltern könnten das als Kindesentführung oder auch -missbrauch ansehen."

Also verbrachten wir den Rest der Nacht im Krankenhaus auf den unbequemen Stühlen, die im Zimmer standen. Ich hatte den Kopf auf Lucifers Schoß gelegt, während er den Kopf an die Wand hinter dem Stuhl lehnte...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2005-11-02T09:25:56+00:00 02.11.2005 10:25
...seit ein paar kapitel qäult mich die frage...is lucifer...schwul...?
aber er hat doch...also...bi ^^
das wird sich doch noch rausstellen oder ???!!!
boa die story macht süchtig!!!
*weiter...lesen...mu..ssssss*
XD
dein Doppi
Von: abgemeldet
2005-10-15T12:58:36+00:00 15.10.2005 14:58
Ach Mensch wie kannst du mir das nur antun, ich will weiter lesen und das geht einfach nicht...*heul*
Naja da muss ich mich wohl weiter gedulden...

Ich finde es wird immer besser, und aufregender. Ich kann immer wieder nur staunen wie gut du schreiben kannst und diese kreativität. Einfach klasse.
Achja ab und zu hast du bei ein paar Worten immer unddavor und dahinter gemacht, das verwirrt ein wenig... *g*
Aber sonst wie immer super geschrieben, und ich warte Sehnsüchtigs auf die die nächsten kapitel.
*umknuddel* deine maronlein


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