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Till death...

Salt in my wounds, until the bitter end
von

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Chapter 11

Now killing the other sphere… where are you?

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Chapter 11
 

Gänge, Gänge, Gänge und nochmals Gänge. Gänge ohne Ende, mit stahlharten, glatten Wänden, keine Anhaltspunkte, nichts, nur dieses unwirkliche Licht, das von den fluoreszierenden Neonleuchten an der Decke herunterfiel wie ein weißer Schleier. Fast schon körperlich fühlbare Kälte ging davon aus und ich konnte ein entsetztes Schaudern nicht unterdrücken.

Wahrscheinlich schon seit Stunden irrte ich in diesem Labyrinth herum, ohne jegliche Aussicht auf einen Ausgang. Meine Stimme war wund geschrieen und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Wo war ich hier gelandet?

Mühsam vorwärts stolpernd quälte ich mich zur nächsten Abzweigung und ließ mich dann erschöpft auf den eiskalten Boden sinken. Schon im nächsten Moment sprang ich wieder auf.

Ein unheimliches Raunen wehte mir durch die alles erstickende Stille entgegen und ich versuchte verzweifelt die Richtung auszumachen, aus der es kam. Vorsichtig tapste ich näher zu der einen Abzweigung heran und legte den Kopf leicht schief. Eigentlich lachhaft, in Anbetracht der Umstände, aber es war eine gewohnte Geste, die jeder unbewusst ausführte, um so die Richtung der Geräusche zu orten. Ich kam zu dem Ergebnis, dass das Raunen aus dem Gang vor mir kommen sollte. Unbehaglich blickte ich noch einmal zurück. Seit etwa, ich würde schätzen, zehn Minuten hatte ich das beängstigende Gefühl, beobachtet zu werden. Unsichtbare Augen in den Wänden, die jeden einzelnen Schritt, den ich machte, verfolgten und vielleicht vorausplanten, wann ich ihnen in die Falle gehen würde... wer auch immer „ihnen“ waren. Ich seufzte.

Zu den nächsten Schritten musste ich mich regelrecht zwingen. Das Raunen wurde tatsächlich lauter, aber damit nicht unbedingt weniger unheimlich, im Gegenteil, es machte mir nur noch mehr Angst und es fiel mir immer schwerer einen Fuß vor den anderen zu setzen. Die Neonlampe über mir flackerte.

Ich blieb erschrocken stehen und stützte mich mit einer Hand an der Wand ab, während mein Blick gebannt nach oben gerichtet war. „Scheiße...“, murmelte ich. Meine Stimme klang fremd, nicht wirklich mehr diese liebe-Mädchen-Stimme, sondern mit einem eigenartigen, fast verrucht klingendem Unterton. Ich schrieb diese Veränderung der verzerrten Akustik um mich herum zu, ansonsten hätte mich die Feststellung zu sehr beunruhigt. Und ich war schon fast am Ende mit den Nerven, weil ich keine Ahnung hatte, was ich tun sollte, um hier drin nicht zu verhungern. Das flackernde Licht rief in mir die unangenehme Vorstellung wach, dass gleich der ganze Strom (oder woher auch immer diese Einrichtung Energie gewann) ausfiel und ich komplett im Dunkeln stand.

Meine Beine begannen auf einmal zu zittern und ich musste mich erneut zu Boden lassen, um nicht zusammenzubrechen und vielleicht noch unglücklich auf dem steinharten Boden aufzukommen. Ich schloss die Augen und drängte die Bilder zurück, mit denen meine rege Fantasie mein Inneres überflutete. Wenn Panik die Oberhand gewinnen würde, dann wäre ich endgültig verloren, also musste ich ruhig bleiben. Es gab einfach keinen unbegrenzten Ort, das war einfach unmöglich. Irgendwann musste man auf ein Ende treffen. Aber war überhaupt noch irgendetwas unmöglich? Ich war in die Welt der Dämonen geglitten. Nur bruchstückchenhaft erinnerte ich mich noch an den Übergang. Aber deutlich sah ich die vor Furcht schwarz gewordenen Augen Lucifers vor mir, mein Spiegelbild darin, dass eine beklemmende Veränderung...

Ich riss mich selber unsanft aus meinen Gedanken, in dem ich meine Augen hastig aufriss. Mein Atem ging schwerer und als ich wieder versuchte auf das Raunen zu achten, fiel mir auf, dass es näher schien und sich wohl in meine Richtung bewegte.

Mühsam rappelte ich mich wieder auf und machte einige Schritte vorwärts. Die Neonlampe flackerte stärker hinter mir und mehr denn je kam es mir wie ein Warnzeichen vor. Mein Herz begann zu rasen und das Blut in meinen Ohren rauschte. Was war hier nur los? Ich blieb stehen. Aus dem Raunen hörte ich nun deutlich ein hohes, bösartiges Kichern heraus und der starke Geruch von Rosen schlug mir auf einmal mit einem kalten Luftzug entgegen.

Irgendwo schlug eine Tür zu.

Die Geräusche verstummten schlagartig, nur der Geruch lag noch in der Luft und auf einmal vernahm ich Schritte hinter dem Knick des Ganges vor mir. Sie waren langsam, fast gemächlich lauernd und hallten durch die plötzliche Stille wie Pistolenschüsse.

Wie gelähmt stand ich da, die eine Hand wieder an die Wand gestützt und nach vorne aus weit aufgerissenen Augen in das kalte, weiße Licht starrend. Ich konnte nicht mal zittern, so paralysiert war ich vor Angst. Ich wusste irgendwie, dass die Person (?) vor mir, nicht zwangsläufig nur Erlösung bringen würde.

Endlose Sekunden verstrichen, dann waren die Schritte heran und-

ein Dämon bog um die Ecke. Ich zuckte so heftig zusammen, dass ich nach hinten fiel und unsanft mit dem Hintern auf dem Boden aufkam. Ein Dämon, was hatte ich denn bitte schön anderes erwartet?

Das Wesen stockte im Schritt und blieb dann stehen, mich mit stutzigem Blick betrachtend. Offenbar war es wohl doch nicht deswegen hier herunter gekommen, weil es gewusst hatte, dass ich hier war, sondern aus irgendeinem anderen, mir unbekannten Grund. Es war ein männlicher Dunkeldämon. Gräulich-blaue Haut, schlank und groß, mit dunkelvioletten Augen und rabenschwarzem Haar, das glatt, glänzend und schulterlang sein Gesicht rahmte. Nachdem wir uns gegenseitig ein paar Sekunden lang gemustert hatten, stemmte er die Hände in die Seiten und zog fragend eine Augenbraue hoch.

„Habe ich irgendetwas wichtiges verpasst?“, kam es mit starkem Akzent von ihm.

Ich starrte in sein Gesicht, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Seine Hand zuckte zu der Schusswaffe, die an seinem breiten, schwarzen Ledergürtel hing.

„Krieg ich heute noch eine Antwort?“

Ich schüttelte nur stumm den Kopf. Meine Kehle fühlte sich ausgedörrt an und meine Arme versagten mir den Dienst, als ich mich wieder in die Höhe stemmen wollte.

Der Dämon mahlte nachdenklich mit seinen Kiefern, dann machte er zwei Schritte auf mich zu und zog mich mit einem Ruck hoch. Ehe ich wieder umfallen konnte, packte er mich fest am Oberarm und schleifte mich regelrecht mit sich. Wir erreichten die Kurve und ich begann mich mehr den je zu fragen, was eigentlich dahinter lag. Noch ein Schritt und wir bogen um die Ecke.

Ich sog heftig die Luft zwischen den Zähnen ein. Nichts.

Hinter dem Knick lag nichts. Aber woher war das Türknallen gekommen? Und woher der Luftzug? Und überhaupt, wie war der Dämon hierher gelangt? Es dauerte nicht lange und ich hatte eine Antwort auf alle Fragen.

Wir gingen noch einige Meter, die mir allerdings wie Kilometer vorkamen, denn meine Kräfte verließen mich immer schneller, jetzt wo ich nicht mehr selbstständig um mein Überleben kämpfen musste und ich wusste, dass mich jemand aus diesem teuflischen Labyrinth holen würde. Wieder flackerte die Lampe, ich hörte es regelrecht, wie der Strom immer kurzzeitig aufhörte zu fließen und dann wieder summend einsetzte. Die nächste Lampe war noch etwa zwei Meter entfernt von uns an der Decke.

Der Dämon stoppte plötzlich, ließ mich los und begann Worte zu murmeln, in einer gutturalen Sprache, so versunken und alt, wie die Völker, die sie einst verwendeten. Götter, mit Kräften, die wir als Magie bezeichnen würden und die vor der Zeit gelebt hatten in einer Welt, die der unseren so abgrundtief unähnlich war, dass das menschliche Auge sie nicht anschauen konnte ohne den Verstand zu verlieren. Sein Murmeln schwoll an, seine Zunge formte geschickt die grausigen Worte, Relikte einer Vorvergangenheit, die so unantastbar war, wie das Leben selbst. Er hob die Hände mit den langen, krallenartigen Nägeln und wob feine Linien aus Licht in die Luft. Das filigrane Gespinst zersprang mit einem hellen Klirren und anstelle seiner trat plötzlich eine Tür aus dunklem, schmutzigem Eisen.

Der Dämon öffnete sie und ich hätte beinahe aufgeschrieen. Dahinter lag eine niedrige Treppe, die nach oben zu einem Raum führte, den man mit bestem Willen als eine Bar bezeichnen konnte. Er war voll gestopft mit Tischen, Stühlen und so vielen Dämonen, die einen Heidenlärm veranstalteten, dass mir schnell klar wurde, woher das Raunen gekommen war, dass ich die ganze Zeit über gehört hatte.

Das Wesen hinter mir stieß mich unsanft die Treppe hinauf und schloss dann die Tür wieder. Alles in diesem Raum schien irgendwie dunkel zu sein, alle Materialien, aus denen jegliche Gegenstände hier gefertigt worden waren, die Kleidung der Dämonen, alles war in dunklen Schwarz-, Grau- und Grünbrauntönen gehalten worden. Nur einige schwach leuchtende Neonröhren waren an der Wand hinter der schmalen Bar angebracht, die dem Raum einen leichten lila-roten Schimmer verliehen.

Schlagartig, als ich mit zitternden Beinen und Tränen in den Augen vor den ganzen Dunkeldämonen stand, wurde es still. Jeder einzelne Kopf hatte sich mir zugewandt und bestimmt zwanzig Augenpaare starrten mich an. Einige davon sogar verschiedenfarbig, wie mir absurderweise auffiel. Ich senkte automatisch den Blick, um die Wesen nicht zu provozieren. Neben mir trat der Dämon, der mich aus dem Labyrinth geholt hatte, ebenfalls die Treppe hinauf und blieb stehen.

„Starrt nicht so bescheuert, ihr Hohlköpfe. Ich weiß auch nicht, wie diese Missgeburt ins Kara kam.“ Er machte eine ungeduldige Geste und die meisten wandten sich ab, mich aber trotzdem noch verstohlen aus den Augenwinkeln beobachtend.

Von irgendwoher ertönte eine Stimme. „Aus dem Kara? Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Doch.“, knurrte er neben mir. „Und jetzt trink endlich weiter. Ich will heute noch was verdienen.“ Den letzten Satz hatte er leiser gesprochen, sodass der andere ihn sicher nicht mehr vernommen hatten. Dann packte er mich wieder am Oberarm und zerrte mich hinter die Theke zu einer weiteren Tür, welche allerdings wesentlich schmaler war und zu einer weiteren Treppe führte.

„Geh die Treppe hoch, dann die erste Tür links. Erwische ich dich in einem anderen Zimmer, dann hat dein letztes Stündchen geschlagen, klar?“, zischte er grob. Sein Akzent fiel mir noch stärker auf als vorher, aber ich nickte einfach nur und wandte mich dann der Treppe zu, um mich mit letzter Kraft hoch zu quälen. Der Dämon schlug die Tür hinter mir zu.

Ich hatte keine Ahnung, was das werden sollte, aber ich hoffte, dass er mir helfen könnte. Wobei genau, hatte ich ehrlich gesagt noch keine Vorstellung. Vermutlich würde ich Lucifer suchen müssen oder vielleicht auch schon gleich meinen Vater und Marina, aber sicher war, dass ich irgendwann zurück in meine Welt wollte. Ich seufzte. Alles hatte damit begonnen, dass ein Anwalt, Lucifer de Angelus, aufgetaucht war, der mich und Marine von unseren gewalttätigen Stiefeltern befreien wollte und dann hatte sich herausgestellt, dass er ein Dämon war. Schließlich war alles schlag auf schlag gekommen, mein leiblicher Vater und meine Schwester Marina waren verschwunden und ich und Lucifer hatten Lucifers Vater wieder getroffen, der mich wahrscheinlich in diese Welt verschlagen hatte. Und nun? Tja, nun war ich einer fremden Dimension gefangen, beherrscht von noch fremderen Regeln und umgeben von Wesen, die sehr wenig mit Menschen gemeinsam hatten, allenfalls einige Parallelen im Aussehen.

Ich kam recht atemlos oben an der Treppe an. Die Stufen waren einen Tick zu hoch, um wirklich angenehm zu sein und ich war nicht gerade in sonderlich guter körperlicher Verfassung. Die erste Tür links, war auch die einzige Tür links in einem schmalen Gang, kaum so breit wie die Treppe, an dessen Ende ein bodenlanges Fenster war. Durch Schlitze der Jalousie fiel gräuliches Tageslicht. Einen Moment lang war die Verlockung übermächtig, mal schnell einen Blick durch die Jalousie zu werfen, um sich die Welt zu beschauen, aber dann hatte ich doch zu sehr Angst, dass der Dämon mir den Kopf abreißen würde.

So öffnete ich nach einigen Sekunden Verschnaufpause die Tür und betrat den Raum. Er war ähnlich aufgebaut wie ein menschliches Badezimmer. Ein großes Becken aus schwarzem Granit befand sich in der Mitte, zu dem Stufen hinaufführten. Wahrscheinlich eine Art Badewanne. Dann befand sich an der Wand links von mir ein kleineres Becken aus demselben Material mit einem dunkelgrünen wasserhahnähnlichen Ding darüber. Und zu guter Letzt eine getreue Nachbildung der menschlichen Toiletten an der Wand rechts von mir, nur eben wieder aus diesem schwarzen Material.

Das Bad wirkte dunkel und beengt, obwohl der Raum sicher recht groß war, aber die dunklen Farben und die zugezogenen Gardinen, die wenig Licht hereinließen, gaben dem Badezimmer eine düstere und beklemmende Atmosphäre.

Ich bewegte mich um die Wanne herum, die unglaublich groß war, mit einem Rand zum Sitzen, innen wie außen, und näherte mich dem Fenster. Gerade als ich die Hand nach den Gardinen ausstreckte, ging hinter mir die Tür und ich fuhr hastig herum. Es war natürlich der Dämon, der herein getreten war. Mit einer stummen Geste bedeutete er mir, näher zu treten, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, und ich folgte seiner Aufforderung und ging wieder um die Wanne herum zu ihm.

Einige Sekunden lang musterte er mich abschätzend, dann wedelte er ungeduldig mit der Hand. „Zieh deine Sachen aus. Der Gestank der Menschen ist ja unerträglich.“

Ich blickte ihn einige Sekunden lang perplex an, tat dann aber, was er verlangte und wollte nach den Knöpfen meines Hemdes greifen.

Als mir augenblicklich einfiel, ich hatte kein Hemd angehabt, bevor ich in diese Welt übergetreten war. Unendlich langsam senkte ich den Kopf und starrte an mir herunter, die Hände halb erhoben. Eine eiskalte Welle des Entsetzens überrannte meine Gedanken und ich begann auf einmal am ganzen Leib zu zittern wie Espenlaub.



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