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Days of Horror

Bomben auf der Christopher Street
von

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Mittwoch - 18. August Früh

~~~~ China Town ~ Pell Street ~~~~
 

Kurz nach Mitternacht erreichte Barclay Ross die Pell Street und wurde von einem älteren Herrn direkt auf dem Bürgersteig begrüßt.
 

„Wurd ja auch Zeit, dass sich mal einer hier blicken lässt,“ wurde er direkt angefahren.
 

„Sir! Sie haben den Notruf getätigt? Würden Sie mir...“
 

„Da kommste daher und hast kene Ahnung. Gottchen... Also noch mal. Da oben is was und macht Krach. Da es zugepappt is, und ich nich verhaftet werden will, hab ich euch angerufen. Hätt ich geahnt, dass ihr solche... Schnecken seit, dann hätt ich selbst scho nachgeschaut.“
 

Barclay hasste es, wenn man sich nicht ordentlich ausdrückte und die Endungen verschluckte, aber dieser Dialekt war hier nun mal gang und gäbe.
 

„Sir, ich kümmere mich darum. Bleiben Sie bitte hier stehen,“ erklärte der Commissioner und betrat alleine das Gebäude.
 

Den betreffenden Flur erreichte er schnell und er lauschte. Doch kein Ton drang an sein Ohr. Sollte sich der Kerl dort unten geirrt haben? Nein, schoss es Barclay durch den Kopf. Nein, dann hätte er nicht so ein Aufheben darum gemacht. Er zeriss die Versiegelung nicht, sah aber auf den ersten Blick, dass dieses überklebt wurde. Anscheinend hatte sich hier jemand widerrechtlich Zutritt verschafft.

Er zückte sein Messer und ritzte das Siegel an der Tür nun ebenfalls auf. Vorsichtig drückte er die Klinke herunter und betrat die abgesperrte und gesicherte Wohnung des toten Scott Peter Fulton. Ross rechnete mit dem Schlimmsten, aber es geschah nichts. Es hätte ja auch ein Trick sein können, um weitere Polizisten außer Gefecht zu setzen.
 

Seine Handfeuerwaffe im Anschlag, zielte immer genau dorthin, wohin er schaute. Vorsichtig durchquerte er den Raum. Viele gab es hier nicht davon. Das wusste er aus den diversen Berichten, die er gelesen hatte. Persönlich war er noch nicht hier gewesen. Sein Weg führte ihn ins Schlafzimmer, dort sah er nichts auffälliges. Auch der andere Raum war sauber, soweit man das von dem vorherrschenden Chaos hier überhaupt so nennen konnte. Blieb nur noch das Badezimmer.
 

Die Tür war nur angelehnt, er schob sie mit der Fußspitze auf und wurde von einem schrillen Schrei und einem permanenten Klopfen auf dem Heizkörper begrüßt. Sein erster Reflex galt seiner Waffe, die er nach oben hob und sicherte. Der Schrei klang laut und schmerzhaft in seinem Ohr, hörte aber abrupt auf, genauso wie das Hämmern von Eisen auf Eisen.
 

„Sara!“ rief er aufgebracht und erleichtert, als er sich neben der Tochter der MacLane’s niederkniete.

Diese schaute ihn nur verstört durch ihre verweinten, rot geschwollen Augen an. Bis ihr dämmerte, wer sie da rettete.
 

„Onkel Ross!“ schluchzte sie und erneut liefen Tränen über ihre Wangen. „Der Mann... er kommt gleich wieder... er hat gesagt... er hat gesagt, dass er mich zu meinem Daddy... bringt... aber er hat gelogen...“
 

„Sht... meine Kleine. Beruhige dich erst einmal. Ich pass auf dich auf, der Mann tut dir nicht mehr weh,“ erklärt er und schob einige der losen blonden Strähnen aus dem feuchten, geschwollenen Gesicht.
 

„Zeig mal her, ich hab den Schlüssel...“
 

Barclay wühlte in seinen Taschen, in der Hoffnung, auch wirklich Handschellenschlüssel dort zu finden, und tatsächlich, nach einigem Suchen wurde er fündig.
 

„Tadaaa,“ sagte er und lächelte das Mädchen offen an.

„Gleich bist du frei und dann bring ich dich zu deinem Dad. Ein Arzt muss sich deine Hände mal anschauen, die sind ganz wund,“ erklärte er sein Vorhaben.
 

Als er Sara befreit hatte, nahm er das Bündel Mensch auf den Arm und verließ die Wohnung. Nein, er sicherte sie nicht mehr ab. Aber er würde eine Wache herbeordern. Er wollte den Mistkerl haben, aber seine Gedanken und seine Absichten hielt er weiter vor Sara geheim, die sich fest an ihn klammerte.
 

~~~~ Battery Park ~ Castle Clinton ~~~~
 

Steve konnte nichts unternehmen, so lange er sich sicher war, dass derjenige noch in diesem Gang irgendwo umherirrte.
 

Leise fluchte er und ging in seiner Zelle, die er sich ja selbst ausgesucht hatte, hin und her. Lauschte auf alles, was ihm ungewöhnlich vorkam, aber er hörte nichts. Sollte er es wagen? Ein Blick auf seine Uhr zeigte ihm, dass er nun fast schon eine halbe Stunde eingesperrt war. Nein, er wollte noch warten. Vielleicht ging der andere wieder. Und was, wenn er sich gerade mit Ryo amüsierte? Ihn quälte? Sollte er die Qualen des Freundes noch länger hinauszögern? Er wusste, er musste eine Entscheidung fällen.
 

Er griff zu seinem Handy und wählte die Nummer von Mick Prescott.
 

Nur einige Zimmer weiter sah Ryo’s Entführer auf den noch immer Schlafenden hinab.
 

„Ich hab deine süße Tochter, Schneewittchen. Ich fahr gleich los und bring sie zu dir, dann werden wir ja sehen, ob sie auch in der Lage ist, nicht nur den Dad sondern auch den Daddy zurück ins Leben zu holen,“ sagte er rau und wechselte erneut die Infusionen.
 

Befeuchte die Lippen des ruhenden, der sich kaum regte und wohl noch eine Weile außer Gefecht sein würde. Er hätte ihn früher verarzten müssen. Jetzt konnte er noch nicht einmal etwas mit diesem Kerl anfangen. Nein, er musste ihm helfen, damit er weiter leiden konnte. Es war aber auch zum Verrücktwerden. In den letzten Tagen lief einfach nichts mehr, wie es geplant war.
 

~~~~ Medical Center ~~~~
 

Barclay blieb bei Sara, als ein Arzt sich um die aufgeschürften Handgelenke kümmerte. Inzwischen hatte er von der kleinen tapferen Tochter der MacLane’s erfahren, was sie getan hatte. Jedes Mal, wenn er wohlwollend genickt hatte, hatte sie ihm gesagt, ‚das hat mir Daddy gezeigt’. Wahlweise war es auch mal ein Dad gewesen. Sie war einfach zu goldig. Er war mal wieder richtig neidisch auf die MacLane’s. Aber er gönnte ihnen inzwischen ihr Glück.
 

Dass dieses Geschepper überhaupt jemand in diesem Haus genervt hatte, wunderte Barclay noch immer etwas, aber so hatte er wenigstens eine Sorge weniger.
 

Die Reichweite von Sara, gefesselt wie sie war, war nicht besonders groß gewesen, aber sie hatte sich doch den Halter von der Klobürste geschnappt. Dass dieser aus Metall war, war natürlich mehr als nur hilfreich gewesen und damit hatte sie ständig auf die Rohre der Heizung gehauen. Ein kluges Kind. Und dabei war sie noch so jung. Sie würde eine gute Polizistin abgeben. Daran hegte Ross gar keinen Zweifel.
 

„Schatz, ich bin kurz vor der Tür. Ich ruf nur jemand an,“ erklärte er, als der Arzt die beiden Handgelenke von Sara verarztete.
 

Draußen vor der Klinik zückte er auch schon sein Handy und rief im Revier an.
 

„Ross hier. Mit wem spreche ich?“
 

„Officer Hiddens, Sir!“ erhielt der Anrufer sofort Antwort.
 

„Gut, Officer Hiddens. Sie schicken sofort einen Wagen zur Pell Street. Das Zimmer von dem Bomber Scott Fulton wurde aufgebrochen und eine Entführte dort festgehalten. Sie sorgen dafür, dass sich drei Leute in dem Raum befinden, das Siegel ordnungsmäßig wieder gesichert wird und sich noch zwei weiter Polizisten im Treppenhaus oberhalb befinden. Eingegriffen wird, sobald sich der Entführer den Zutritt zu der betreffenden Wohnung verschafft. Sie haben mich verstanden?“
 

„Ja, Sir!“
 

„Gut. Ich verlasse mich auf Sie.“
 

„Sir!“
 

„Ja?“
 

„Da kam eben auch ein Anruf von der Forensik. Jim Cambel ist auf der Suche nach Ihnen,“ sagte der wachhabende Officer.
 

„Danke! Ich kümmere mich drum.“
 

Barclay hängte auf und wählte gleich darauf die Nummer von seinem Lover.
 

„Jim?“
 

„Endlich, Ross. Wo steckst du?“
 

„Arbeit, was sonst. Ich hab die Kleine der MacLane’s befreit. Aber das erzähl ich dir alles später. Du hast mich gesucht?“
 

„Ja. Schon vor einer Stunde habe ich dich... Aber auch egal. Wir haben da was gefunden und ich dachte, dass du neugierig bist.“
 

„Red nicht um den heißen Brei, Jim. Raus damit, was habt ihr?“
 

„Wir haben DNA-Spuren von Ryo gefunden,“ erklang es ruhig am anderen Ende der Leitung.
 

„Wo?“
 

Mit dieser neugierigen Frage hatte Jim gerechnet, aber das, was er nun sagen musste, würde Barclay nicht ganz gefallen.
 

„Wir fanden Hautspuren unter den Fingernägeln von der Leiche im Jeanelle Park. Außerdem Sperma im Darm und im Rachenbereich.“
 

Ein Schnauben vom anderen Ende erklärte lediglich, dass Barclay das Ergebnis nicht zusagte.
 

„Sonst noch etwas. Irgendeinen Hinweis, wo er getötet wurde?“
 

„Nein. Ansonsten keine Faser. Nichts. Wir haben einen Einstich gefunden. Nur minimal und den hätten wir fast übersehen, aber dieser liegt mindestens eine Woche zurück. Vielleicht wurde er betäubt, das konnten wir nicht mehr feststellen.“
 

„Habt ihr ihn identifiziert?“
 

„Ja, warte...“ Leises Blätterrascheln drang an Barclays Ohr, bevor sich die Stimme von Jim wieder meldete.

„Ein Broker. Gary Logan, wohnhaft in der Cranberry Street drüben in Brooklyn. Dreißig Jahre. Ich habe die Meldung vorhin schon rausgeschickt an das zuständige Revier. Sie wollten die Wohnung überprüfen und uns dann kontaktieren.“
 

„Gut, dann warten wir, was die Jungs so rausfinden,“ sagte Ross.
 

„Kommst du heute noch?“
 

„Ich weiß es nicht, Jim. Das entwickelt sich heute noch. Ich bring die Kleine erst mal hoch zu Dee. Bleibe wohl, bis Mick oder Black auftauchen, dann sehen wir weiter. Ich meld mich später. Schlaf gut...“
 

„Tja, dann schlaf ich nicht, sondern mach hier weiter. Du erreichst mich im Labor. Ich... I love you, Barc,“ hauchte er in den Hörer und hängte sofort auf. Er wollte Ross mit seinen Worten nicht in die Ecke drängen, aber er musste es einfach mal sagen.
 

~~~~ In Black’s Büro ~~~~
 

Lange hatten sie noch über die Ereignisse des Vortages gesprochen. Über die Entführung von Sara und den Verdacht, der noch immer auf McNear haftete. Hinzu kam nun auch noch der Leichenfund im Jeanelle Park. Das alles hatte die beiden Männer nicht schlafen lassen. Black hatte lange gebraucht, um seinen Freund und Geliebten dazu zu überreden, sich auszuruhen. Denn wenn es nach Mick gegangen wäre, hätte er die Suche weiter koordiniert. Aber ändern konnte er jetzt um drei Uhr morgens wohl auch nichts gravierendes. So lag er nun an Aaron gekuschelt, konnte aber nicht den inneren Frieden finden, den er nun mal zum schlafen brauchte.
 

„Es ist meine Schuld,“ sagte er schlicht in die Finsternis.

„Ich habe die Verantwortung für die Kleine, ich hätte nicht...“
 

„Fang nicht wieder damit an!“ unterbrach Black sogleich die Schuldzuweisung seines jüngeren Bettgefährten. „Wir alle sind nicht unschuldig, also hör einfach auf damit.“
 

„Aber...“
 

„Kein Aber, Prescott. Die Jungs sind dran und Steve ist hinter einer heißen Spur her. Apropos... Steve. Hast du schon was von ihm gehört?“
 

„Nein, noch nicht. Er wollte sich melden, wenn er was findet.“
 

„Wann ist er in dieses Castle denn rein?“
 

„Um acht. Das sind jetzt... sieben Stunden her... ich wollte ihm noch Zeit lassen bis morgen früh... Ich meine bis nachher, so um sechs rum. Dann wollte ich Kontakt herstellen.“
 

„Du weißt, wo er rein ist?“ fragte Black leise nach.
 

„Ja, er hat es mir beschrieben. Wenn was ist, hole ich ihn raus. Warum fragst du?“
 

„Ich weiß nicht. Ich hab so ein eigenartiges Gefühl... Irgendwie... alles zusammen...“
 

„Soll ich ihn anrufen? Schlafen können wir ja eh beide nicht,“ wurde Prescott gleich aktiv. Denn die Zeit lief seiner Meinung nach nur im Sekundentakt an ihnen vorbei.
 

„Gut, ruf ihn an,“ gab er schließlich sein Einverständnis. Denn da er dies nun mal zur Sprache gebracht hatte, musste er das jetzt wohl auch durchziehen und einen Rückzieher machte ein Aaron Black nicht.
 

Mick griff zu seinem Handy, welches griffbereit und ständig in Bereitschaft auf dem kleinen Nachttisch geruht hatte. Blind, ohne wirklich Licht zu machen, tippte er die Nummernfolge ein und wartete. Doch alles was er hörte, war, dass der Teilnehmer zur Zeit nicht zu erreichen war.
 

„Nur die Ansage...“ legte Mick das Handy zurück. Das gefiel ihm nicht, ganz und gar nicht. „Er würde es nicht ausschalten...“ grübelte er leise vor sich hin und setzte sich dann auf.
 

„Du hast recht. Soll ich mitkommen?“
 

„Nein. Ich geh alleine.“
 

„Vielleicht ist nur der Empfang gestört, das ist dir doch klar. Wir wissen nicht, wie tief dieser Bunker geht,“ milderte Black die Sorge, die in ihnen beiden eben erwacht war.
 

„Ja... kann schon sein.“
 

Doch Mick ließ es so nicht auf sich beruhen. Erhob sich schließlich und kleidete sich an.

Kaum war er fertig, klingelte sein Handy.
 

Mit zwei Schritten war er beim Nachttisch und meldete sich auch schon, kaum dass der Apparat an seinem Ohr angekommen war.
 

„Guten Abend, Mr. Prescott. Hier ist Doktor Brian Foster vom Medical Center,“ hörte Mick die ihm bekannte Stimme und ein weiteres Unwohlsein gesellte sich zu den bisherigen Sorgen hinzu.

Er schluckte, bevor er mit einem fragenden „Ja?“ den Hörer fester an sein Ohr drückte.
 

„Es ist nichts schlimmes,“ drangen die Worte des netten Arztes an sein Gehör und nahmen ihm ein wenig von dem aufkommenden Schock.
 

„Um was geht es. Dee oder Chris?“ hakte er mit rauer Stimme nach.
 

„Weder noch. Jedenfalls nicht direkt. Wir haben seine Tochter Sara hier. Der...“
 

„Sie haben Sara?“ konnte er nun doch seine Überraschung nicht verbergen.
 

„Ja. Lassen Sie mich ausreden,“ erbat sich Doktor Foster und begann zu erzählen.

„Commissioner Barclay Ross brachte sie gegen halb eins hierher. Sie hatte leichte Abschürfungen am Handgelenk. Warum, wollte er uns nicht mitteilen. Wir untersuchten sie gründlich und fanden ansonsten nichts auffallendes. Deswegen übernahmen wir die kleine MacLane. Sie schläft im Augenblick im Zimmer ihres Vaters. Mr. Ross wollte, dass wir sie über den momentanen Stand informieren, weil er noch zu einem anderen Fall musste.“
 

„Ihr geht’s gut,“ seufzte Mick und biss sich leicht auf die Unterlippe. Eine Sorge weniger, schoss es ihm durch den Kopf. „Danke, Doc. Ist es recht, wenn Aaron... ich meine Mr. Black... vorbeikommt?“
 

„Eigentlich... Aber in Anbetracht der Situation und möglichen Folgen... Ja. Er soll sich beim Pförtner melden, ich sage dort Bescheid.“
 

Mick hängte auf und erklärte Aaron, der dem Gespräch sprachlos gefolgt war, was in den letzten Stunden passiert war. Wie das alles, oder woher Ross auf einmal Sara hatte, wie er sie gefunden und ins Krankenhaus gebracht hatte, würden sie wohl erst vom Commissioner selbst erfahren. Doch das war im Augenblick zweitrangig.
 

„Fahr du ins Krankenhaus. Wenn unser Verdacht stimmt, hat er Sara womöglich an einen anderen Ort gebracht gehabt. Von dort ist sie, wie auch immer, geflohen und nun im Krankenhaus. Sollte er sie suchen, findet er sie mit Sicherheit auch dort. Pass also auf dich auf,“ ermahnte Mick seinen Boss.
 

„Du aber auch auf dich. Wenn was ist, ruf mich an. Oder am besten, ich stell dir gleich noch einen zur Seite.“
 

„Nein!“ lehnte Mick bestimmt ab.

„Wenn alles in Ordnung ist, möchte ich mich nicht lächerlich machen, indem ich mit einer halben Armee antanze. Machen wir es so. Wenn du bis um sechs von mir nichts gehört hast, dann schick Hilfe. Am besten die Polizei,“ sagte Mick leise.
 

Er wusste nicht, auf was er sich da einließ. Wusste nicht, wie der Stand der Dinge in dem geheimen Bunker war und er wusste auch nicht, in welcher Verfassung er seinen Mitarbeiter und Freund auffinden würde. Sorgen stahlen sich in seine dunklen Augen, als er in die grünen des Gegenübers blickte.
 

„Ich melde mich...“ sagte er und verließ als erster die Wohnung.
 

Bis zum Battery Park war es nicht weit, dennoch nahm er seinen Hummer und brauste durch das niemals zur Ruhe kommende Manhattan.
 

~~~~ Battery Park ~ Castle Clinton ~~~~
 

Steve starrte immer wieder auf sein Handy.
 

„Nutzlos,“ murmelte er und fragte sich, warum man so ein Ding eigentlich mit sich rumschleppte, wenn es eh nicht zu gebrauchen war, wenn man in einer Notsituation steckte.
 

Verschüttet in einer Höhle, oder unter Schnee. Das einzigste, was er ersehen konnte, war, dass er nun schon fast vier Stunden untätig hier rumsaß und wenn nicht bald ein Wunder geschah, dann würde er hier wohl einfach verrecken.
 

Vor einer Stunde hatte er die Schritte wieder vernommen. Dieselben, die ihn hier hineingetrieben hatten. Sie waren weg. Das hieß wohl, nicht nur die Schritte, sondern auch der Mann, zu dem diese gehörten. Das einzigste, was er bisher noch nicht eingesetzt hatte, um hier rauszukommen, war seine Waffe. Doch da es hier recht finster war, konnte er nicht genau zielen und womöglich traf er auf Stein oder Eisen, oder wer weiß was. Einen Querschläger wollte er nun wirklich nicht auch noch wegen seiner Dummheit einstecken müssen.
 

Er stand auf, lauschte, war sich nicht sicher, aber war da nicht ein Geräusch gewesen? Nicht laut, nicht so wie bei dem Kerl vorher, der sich sicherer fühlte hier unten. Nein, dieses klang nach... Schleichen. Leichtes Schaben über die Wand. Sollte er es riskieren? Auf alle Fälle besser, als hier weiter vor sich hin zu grübeln.
 

„Hey?“ rief er einfach auf gut Glück.
 

~~~~ China Town ~ Pell Street ~~~~
 

Er sah sich in dem nächtlichen China Town um. Erst nachdem er sich sicher war, dass ihn niemand beobachtete, oder das sich unnötig viel Polizei hier herumtrieb, verließ er seinen Wagen. Stieg die wenigen Stufen hoch und lauschte auf Anzeichen, dass die Kleine entdeckt worden war. Aber nichts.

Patrick besah sich genau das Siegel, welches er heil zurück gelassen hatte. Aber es schien in Ordnung zu sein. Wenigstens etwas, das heute gut lief, schmunzelte er für sich, als er sein Messer zückte und das Siegel am heutigen Tag wieder aufschnitt.
 

Das Geraune und die fragenden Blicke, die sich das dort stationierte Team zuwarf, hörte und bemerkte er nicht einmal.
 

Er schob die Tür leise auf und trat in das schummrige Licht, welches nur von den Neonreklameleuchten von der anderen Straßenseite hier hineinschien. Ohne auf etwas zu achten ging er schnurgerade in Richtung Badezimmer und erst dort spürte er die Gefahr, in der er schwebte. Doch es war zu spät.
 

„Hands up, guy!“ hörte er eine harte Stimme in seinem Rücken, die ihn sofort in seiner Handlung einschränkte. Kurz verharrte er, mit der Hand auf der Türklinke zum Badezimmer, bevor er langsam, fast bedächtig der Anweisung des hinter ihm stehenden Polizisten folgte. Doch dies nicht nur alleine, sondern er drehte sich auch ruhig zu der ihn bedrohenden Gestalt um.
 

„Officer?! Hier liegt wohl ein Missverständnis vor,“ begann er ruhig zu sprechen.
 

Nicht, dass dem anderen noch etwas wichtiges entgehen konnte.
 

Doch dieser blieb wachsam. Hob die Pistole noch einen Millimeter mehr an und folgte jeder der von McNear ausgeführten Bewegungen. Sein Partner hatte inzwischen die Handschellen gezückt und auch das zweite Team, welches auf der Treppe stationiert war, betrat mit gezogener Dienstwaffe die Szene.
 

„Ganz langsam, Mister!“ hörte Patrick die Drohung.
 

Dass es eine war, konnte er nicht nur sehen, sondern auch hören.
 

„Ich greife jetzt ganz langsam in meine Jackentaschen, Officers,“ erklang seine ruhige und gefasste Stimme in dem Raum.
 

Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren, er musste hier raus. Wenn sie ihn hier festnahmen, war alles umsonst gewesen.
 

„Ich an ihrer Stelle würde keine Dummheiten machen, Sir,“ hörte er die bekannten Worte, die er auch schon öfters benutzt hatte.
 

„Ich bin Profiler. Ich arbeite im Augenblick für das 27. Revier. Ich hole nur meinen Ausweis raus, also keine unnötige Aufregung,“ erklärte er seine Absichten.
 

Langsam, ohne die Cops aus den Augen zu lassen, griff er in die Innenseite seiner Jacke, holte mit nur zwei Fingern sein Ausweismäppchen hervor und reichte es mit ausgestreckter Hand dem ihm am nächsten stehenden Officer. Dieser nahm es und schlug es auf, nickte zu seinen Kollegen.
 

„Er sagt die Wahrheit. FBI – Profiler. Dennoch, Sir. Wir werden Sie ihn Gewahrsam nehmen. Ihre Waffe, Sir! Genauso langsam wie Ihren Ausweis, wenn Sie gestatten.“
 

„Und wenn nicht?“
 

„Sir?“
 

Was tat er da? McNear musste handeln, und das hieß, dass es hier gleich fünf oder nur einen Toten geben würde. Die Chancen standen für ihn ausgesprochen schlecht. Er war zwar schnell, aber gegen eine bereits gezogene Dienstwaffe zu gewinnen... Seine Gedanken flogen, als er mit der linken Hand die Jacke zurückhielt, sich leicht vorbeugte und mit der Rechten dann seine eigene Dienstwaffe mit zwei Fingern am Griff aus dem Holster an der Seite zog.
 

Patrick sah sich während dieser Aktion nicht nur einer Waffe, sondern inzwischen drei Waffen gegenüber. Was hatte man denen denn erzählt, dass sie so aggressiv vorgingen? fragte er sich im Stillen. Wo Sara war, interessierte ihn nur noch nebensächlich. Interessanter wurde es da schon, wie sie gefunden wurde.
 

„Okay, ich komme freiwillig mit. Die Handschellen braucht ihr wohl wirklich nicht,“ begehrte er ruhig und noch immer gefasst auf. Obwohl die Wut tief in ihm brodelte.
 

„Er hat wohl recht, Matt!“
 

„Aber denk an die Vorschriften. Wenn... Nein, ich mach das nicht. Du weißt, dass wir dann die Dummen sind...“
 

„Jungs. Wir sind doch vom selben Verein,“ unterbrach Patrick das Geplänkel der beiden wohl hier zuständigen Officers.
 

„Shut up!“ sagte der angesprochene Matt und legte dem DCI dann selbst die Handschellen um. Fest, aber nicht zu eng. Denn er wollte nur, dass er denjenigen, den er hier festgenommen hatte, wohlbehalten ins Revier bringen konnte, ohne Zwischenfälle. Und mit einem Gefesselten war es leichter. Man wusste nie, wann dieser vielleicht in die Idee verfiel, sich aus der Misere zu befreien, und dann würden sie zur Rechenschaft gezogen. Nein! Nicht mit ihm. Das war ihm einmal passiert, nie wieder. Das hatte er sich geschworen.
 

„Nach Ihnen, Sir!“ sagte er und deutete zur Tür.
 

„Wie wurde die Kleine denn gefunden?“ fragte er schlicht nach.
 

„Ein Anwohner hat sich... WAS?“ knurrte er seinen Partner Matt an, der ihn mit einem raschen „Bewegung!“ unterbrach.
 

Erst als Patrick bereits vor der Tür war, erklärte Matt seinem Kollegen, dass niemand mit dem Gefangen reden sollte.
 

„Warum sagt mir das keiner?“ fragte er nach, doch Matt konnte daraufhin nur die Schulter zucken.
 

„Sorry, Mann. War wohl mein Fehler. Oder du hast mal wieder nicht richtig zugehört,“ grinste er und nickte ihm dann aufmunternd zu. „Komm, sonst haut der uns trotz Handschellen noch ab,“ witzelte Matt und steckte beruhigt die Waffe vorläufig ein.
 

~~~~ Ryo’s Gefängnis ~~~~
 

Ryo öffnete erneut die Augen. Er sah in dem dämmrigen Licht, welches in seiner neuen Zelle war, nicht gerade viel, aber es blendete ihn nicht und das war ihm schon angenehm genug. Seine Zunge kam hervor, um die trockenen, spröden Lippen zu befeuchten, doch selbst diese war inzwischen trocken geworden und spendete nichts an Feuchtigkeit.
 

Müde wie er sich fühlte, wagte er, den Kopf langsam zur Seite zu drehen. Erspähte die Infusionen, die wohl erneuert worden waren. Er musste sagen, dass er sich körperlich besser fühlte. Jedenfalls besser noch als vor Stunden, wo er das erste Mal aufgewacht war. Etwas kraftlos hob er die Hand, an der die Infusionsnadeln eingestochen waren. Den anderen schaffte er nicht zu bewegen. Warum dies so war, bemerkte er rasch.
 

Feste Binden hielten ihn auf der Liege fest. Ließen ihm nur Raum zum Atmen, aber ansonsten konnte er sich einfach nicht bewegen.
 

Trocken schluckte er und wünschte sich nur einige Tropfen Wasser, aber er war allein, wie er hörte. Nichts regte sich bei ihm. Einerseits war er darüber erleichtert, denn das hieß, dass sein Peiniger ihn nicht noch weiteren Demütigungen aussetzte. Aber die andere Seite war, dass auch keiner da war, den er um Wasser bitten konnte.
 

Da die Bewegung bis auf seinen Kopf eingeschränkt war, versuchte er, sich gedanklich fit zu machen. Das letzte, woran er sich erinnerte, war...
 

„Gary... Cordy...“ kam es gebrochen von seinen trockenen Lippen und das forderte schon alles von ihm. So beschränkte er sich auf seine Gedanken. Sprechen sprengte einfach zu sehr an.
 

«Der Tisch... ich... ich habe ihn getötet... verdammt... Bastard!»

knurrte er in seinem Kopf, als er die letzten Tage, die er noch mitbekommen hatte, rekonstruierte. Das wirklich letzte, woran er sich lebhaft erinnerte, war der Gestank gewesen. Er sah sich selbst noch wimmernd in der Ecke hocken, und keines Gedankens mehr fähig. Wie oft hatte er an der Tür geklopft, wie oft hatte er seinen Peiniger angeschrieen, die Leiche zu entsorgen, aber er hatte ihn mit Gary eine Woche allein gelassen. Eine Woche...
 

Ryo schloss die Augen, sah die kleinen Maden, die er nicht gesehen, aber sich doch lebhaft vorgestellt hatte, wie sie nun auch schon bald auf oder eher in ihm krabbeln würden.
 

«Dee... Sara... verzeiht... ich kann nicht mehr... ich kann einfach nicht mehr... ich will... ich will...»
 

Er wusste, was er wollte, und da half kein Jammern und kein Klagen. Er würde das durchstehen, er würde überleben. Egal wie. Es gab zwei Menschen, die ihn liebten. Ihn noch immer liebten, und...

Da war etwas, etwas, das er gehört hatte, von Gary... etwas, das er vergessen hatte, etwas, das wichtig war. Genau... es fiel ihm langsam wieder ein. Der Bomber... er war tot! Wer war dann der Kerl, der ihn hier gefangen hielt? Ihn peinigte, ihn quälte und ihn dazu brachte, einen anderen zu missbrauchen, während dieser starb? Wer war er?
 

Angestrengt von dem Nachdenken dämmerte er wieder weg. Darüber würde er nachdenken, später, wenn er es nicht vergaß...
 

~~~~ Battery Park ~ Castle Clinton ~~~~
 

Leise Schritte glitten über den Boden. Kleidung schabte über die Wände.
 

«War da nicht was?» fragte sich Mick.
 

„Hey?!“ rief er leise, die Waffe seitlich neben seinem Arm zur Decke zielend. Immer bereit, sofort zu reagieren.
 

„Mick?“ hörte Prescott seinen Namen, ebenfalls nur ein geflüstertes Wort.
 

„Steve? Wo steckst du?“
 

„Ich bin in einer Zelle... ich kann dich gut hören,“ sagte er und steckte nun, da er sicher war, einen Freund hier zu haben, seine Hand durch die vergitterte kleine Öffnung in der Tür.
 

Mick sah die Fingerspitzen und ging immer noch wachsam darauf zu, drückte die Tür auf und befreite seinen Freund.
 

„Hey... was machst du da drin?“
 

„Es kam jemand und ich bin einfach... die anderen, die ich vorher überprüft hatte, hatten auch von innen Klinken, nur hier... Fuck...“
 

„Hast du ihn erkannt?“
 

„Nein. Aber er ist auch schon ein oder zwei Stunden weg. Und ich hab hier keinen Empfang... warum zum Geier braucht man so ein Ding.“
 

„Reg dich ab. Hast du Ryo schon gefunden?“
 

„Nein, aber ich denke, dass es nicht mehr weit ist,“ erklärte Steve und war wirklich froh, dass er hier rauskam.
 

„Warum?“
 

„Der andere... er ging nicht mehr weit, als ich eine Tür hörte. Obwohl es hier wohl gut hallt, aber nein, ich denke, wenn wir noch einige Zellen vorangehen...“
 

„Bist du dir sicher?“
 

„Ja, vertrau mir,“ meinte Steve und klopfte Mick kurz auf die Schulter. „Danke, Mann. Ich schulde dir was.“
 

„Ja, schon gut. Irgendwann...“
 

Steve zog nun ebenfalls seine Waffe, die er vorhin in der Zelle eingesteckt hatte, weil sie ihm dort nichts gebracht hatte, und ging diesmal nicht mehr so mit zögerlichen Schritten voran. Wusste er doch, dass Mick nun ebenfalls die Augen und Ohren offen hielt und somit ein Garant für den Rückzug sein würde.
 

Dennoch blieb er vorsichtig. Schrie nicht, sondern ging systematisch in die Richtung, die er meinte, vorhin vernommen zu haben. Gut, er konnte sich auch irren. Doch hier war Sackgasse, wie er feststellte. Das letzte Zimmer. Er schob die Tür auf und trat nicht ein, sondern erst einmal einen Schritt zurück.
 

„Mick!“ rief er leise, denn dieser war ein Stück weit zurückgeblieben.
 

Erst als er ein Zeichen machte, dass er hinein gehen würde, kam auch Mick näher, schaute kurz hinein.
 

„Mein Gott!“ sagte er.
 

Steve hielt sich ein Tuch vor die Nase. Es roch nicht mehr so stark wie noch vor Tagen, aber so etwas bekam man auch nicht mit dem besten Duftspray aus dem Haus, geschweige denn aus einer Zelle, die noch nicht einmal gut klimatisiert schien.
 

Viel sah er nicht. Ein Kleiderbündel in der Ecke, einen Tisch und diverse Ösen an der Decke und an der Wand. Sowie einen Schrank. Nicht viel, aber dennoch. Der ganze Raum war anders als die anderen.
 

Ohne zu zaudern öffnete er den Schrank und schluckte. Er kannte ja einiges an Spielsachen, aber das hier raubte ihm nun doch ein wenig den Atem. Die andere Hälfte war leer. Steve vermutete mal, dass dort die Klamotten drin gewesen sein mussten, die nun in der Ecke lagen.
 

„Hast du was gefunden?“ hörte er die Stimme von Mick, der doch draußen blieb, um Wache zu schieben.
 

„Nein... nichts, was ich mit Ryo...“ Er verstummte, als er sich den Tisch näher betrachtete.
 

Ein Meisterwerk, musste er neidlos eingestehen. Die Platte an sich ganz dicht, doch wenn er sich die ganzen Scharniere unterhalb der Tafel betrachtete... Da Steve zu einer der Rassen zählte, die sehr neugierig waren, schob er ein wenig an der Platte herum und schüttelte mit dem Kopf. Er konnte die Tischplatte förmlich auseinander nehmen, ohne sie wirklich zu zerstören. Das einzigste, was wirklich fest zu sein schien, war ein mittleres Teil. Wohl für den Body gedacht. Er konnte sich noch nicht einmal vorstellen, was man alles damit machen konnte, oder was man einem Menschen zufügen konnte, der auf diesem Tisch festgeschnürt war.
 

Sein Rundgang endete bei der kleinen Toilette an der Seite. Doch auch dort war nichts, was auf Ryo hindeutete. Resigniert verließ er das Zimmer.
 

„Ich denke, er war hier... Der Gestank... es riecht nach Tod... sag mir, dass er noch lebt, Mick,“ erklang es bitter von Steve, als er neben dem dunkelhäutigen Amerikaner stand.
 

„Ich weiß es nicht... ich hoffe.“
 

„Hat er ihn woanders hingebracht, während ich mich selbst außer Gefecht gesetzt habe?“ fragte Steve sich frustriert. Das würde ja passen, da waren sie ganz dicht davor, Ryo zu finden und dann machte er den Fehler.
 

„Hättest du es nicht gehört? Ich meine, Ryo lässt sich mit Sicherheit nicht so einfach wegschleifen,“ machte Prescott seinem Kollegen Mut und gemächlich gingen sie den Weg zurück.
 

„Was ist, wenn er... wenn er ihn einfach... RYO! WENN DU MICH HÖRST, MELDE DICH! RYO!“ rief Steve auf einmal laut und schlug dann mit geballter Faust gegen die Wand.
 

Nur einige Zimmer weiter öffnete Ryo MacLane seine Augen. Irgendetwas hatte ihn geweckt, doch er konnte nicht sagen, was oder wer. Im ersten Augenblick dachte er wirklich, er hätte Stimmen vernommen, sogar seinen Namen, aber nun? Alles schien ruhig, nur sein Atem klang laut in seinen Ohren nach.
 

Erschöpft schloss er die Augen wieder, versuchte, sich auf Geräusche außerhalb zu konzentrieren und ja, da war etwas. Ein Dumpfer Schlag, ein Tritt, oder nur ein Keuchen? Er war sich nicht sicher. Aber jemand war da, jemand, der eigentlich nicht hierher gehörte. Denn sein Peiniger, wer immer das nun auch war, machte keine Geräusche. Nein, dieser tauchte einfach nur plötzlich auf und verschwand genauso leise wieder.
 

„Hier!“ krächzte er.

Als er seine trockene Stimme hörte, war ihm klar, dass ihn so niemand hören konnte. Selbst wenn dieser jemand direkt vor der Tür stehen würde.
 

Da war es wieder. Jemand rief laut nach ihm. Nein, es waren zwei Stimmen. Und er wusste nicht, wie er sich bemerkbar machen sollte. Festgeschnallt wie er war, blieb ihm nicht viel.
 

Hektisch flogen seine Augen hin und her und er erspähte nur eins, was ihm helfen könnte. Den Ständer mit den Infusionen. Doch wie sollte er diesen umschmeißen? Eine Frage, die ihn beschäftigte, und erneut musste er all seine grauen Gehirnwindungen einschalten, um klarer denken zu können.

Seine Bestandsaufnahme von vorhin war ihm noch gut im Bewusstsein vorhanden. Gefesselt. Beine, Körper und die Arme. Nein, nur ein Arm, der andere war frei. Unter Schmerzen versuchte er, diesen zu heben, doch sein Anhängsel wog, so meinte er jedenfalls, mindestens eine Tonne. Dennoch, wenn er nichts tat, würde die einzigste Chance auf Rettung einfach an ihm vorbeigehen. Ryo musste etwas tun, und wollte dies auch.
 

Unter einer Kraftanstrengung, die ihm tatsächlich die letzten Tropfen Flüssigkeit auf die Stirn jagte, hob er den Arm, zog ihn langsam immer weiter auf die andere Seite, hoffte, dass er den Ständer so vielleicht etwas näher holen könnte und tatsächlich: er hörte ein Schaben von Rollen über den Boden und hätte fast hysterisch aufgelacht, doch dazu fehlte ihm nun doch die Kraft, die er für wichtigeres aufsparte. Die Augen aufs Ziel gerichtet, verfolgte er, wie der Ständer immer näher kam, bis er fast neben seiner Pritsche stand.
 

Sein Atem flog und er wusste nicht, ob die anderen noch da waren. Er hörte nichts mehr, außer das wild pochende Herz in seinen Ohren. Träge ließ er die Hand zurückgleiten und ergriff den kühlen Stab mit seinen Fingern.
 

„Dee... hilf mir,“ murmelte er leise stetig vor sich hin, als er nun mit aller Kraft, die er aufzubringen in der Lage war, den Infusionsständer von sich stieß und hoffte, dass dieser umfiel, so dass genug Krach entstand.
 

**** TBC



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