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Days of Horror

Bomben auf der Christopher Street
von

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Mittwoch – 18. August - später

~~~~ Battery Park ~ Castle Clinton ~~~~
 

„Wir sollten gehen. Ryo wurde mit Sicherheit woanders hingebracht. Wenn er denn überhaupt hier war,“ hörte Steve die beruhigende Stimme von seinem Vorgesetzten.
 

„Nein... ich weiß, dass er noch hier ist... ich weiß es einfach,“ konterte Steve und rief erneut laut Ryo’s Namen.
 

Resigniert folgte Prescott Steve. Nein, er glaubte nicht mehr an ein Wunder, geschweige denn daran, dass sich Ryo noch hier befand.
 

„Hör mal, das hab ich dir noch gar nicht erzählt,“ hielt er Steve’s Geschrei an und berichtete dann in aller Ruhe, soviel er wusste, von der Rettung von der kleinen MacLane. Auch, dass ihm Patrick da eine Story aufgetischt hatte und er sich so hoffend aus der direkten Gefahr befreien wollte. Doch das alles passte wie die Faust aufs Auge, mutmaßte Mick und legte nun eher kameradschaftlich eine Hand auf die Schulter seines Gegenübers.
 

„Steve.“
 

„Hast du das gehört?“ fragte der und drehte sich von rechts nach links. Lauschte und rannte dann den Weg zurück, den er eben erst mit Mick gekommen war.
 

„Ryo? Ryo? Komm schon, Mann. Sag was... wo steckst du?!“ fing Steve aufgeregt an zu schreien.
 

Nein, er hatte sich nicht verhört, da war ein Klappern gewesen, ganz deutlich, aber nun wieder nichts.

Er blieb stehen. Lauschte, aber es war wirklich nichts mehr zu hören. Sollte er vielleicht doch alle Räume durchgehen, obwohl Mick das als Zeitverschwendung abgetan hatte, nachdem die ersten 10 Zimmer ohne Befund waren. Er schuldete Ryo verdammt viel und er würde nicht eher gehen, bis er ihn gefunden hatte und wenn es hieß, dass er hier alles umgraben musste.
 

Da... Da war wieder etwas. Nicht laut, aber undeutlich zu vernehmen.
 

Mick stand etwas weiter weg und hörte das Wimmern, wenn man es so bezeichnen wollte, deutlicher. Er drehte sich um. Er stand direkt an einer Gabelung. Die erste, wenn man den Komplex mit den Unterkünften betrat. Woher kam es? Dass dort nichts war, konnte er nun nicht mehr sagen.
 

„Du nimmst den Weg... es muss eine der ersten Türen sein... Ruf, wenn du was gefunden hast,“ orderte Mick die Durchsuchung an.
 

Rasch ging Steve in den rechten Gang, während der linke für Mick langsam von der Taschenlampe erhellt wurde.
 

„Ryo?“ rief er immer wieder, hörte entweder sein Echo oder aber die Stimme von Steve in seinem Rücken.
 

Mick öffnete die erste Tür in der Hoffnung, fündig zu werden, doch wurde er wie schon die letzen Male enttäuscht. Er wollte vier Türen öffnen, danach wäre es aus seinem Hörkreis gewesen, dann würde er weiter nach vorne die Zimmer durchsehen, nahm er sich vor, während er schon ein wenig frustriert die nächste Tür öffnen wollte, doch das ging nicht.
 

Erneut drückte er die Klinke hinab, aber die Tür blieb zu.
 

„Steve!“ rief er und blickte dann durch das kleine Fenster an der oberen Seite der Tür, leuchtete mit der Taschenlampe so gut es ging in das Zimmer und tatsächlich, dort auf einer Pritsche lag jemand.
 

„Ryo? Wir sind gleich da... wir holen dich raus,“ erklärte er und alle Sinne von Mick gingen in Alarmstellung.
 

„Wir brauchen einen Dietrich oder was ähnliches. Hast du was dabei?“
 

„Nein... aber ich hab meine Waffe,“ erklärte Steve und entsicherte sie bereits. Deutete Mick an, dass er in Deckung gehen sollte, zielte und schoss zweimal, wie er es gelernt hatte. Obwohl der Sicherungsschuss eigentlich nutzlos war, denn das Schloss gab bereits beim ersten Treffer den Geist auf.
 

Sofort stieß Steve die Tür auf und rannte zu dem Liegenden, hockte sich neben ihn.
 

„Ryo?!“ ertönte die ruhige Stimme von Steve, der sich den Entführten noch nicht einmal richtig ansah. Für ihn war nur wichtig, dass sie ihn erst einmal gefunden hatte. Im Gegensatz dazu war wohl Mick der wohl praktischer denkende von ihnen beiden.
 

Er sah auf den ersten Blick, dass die Infusionsnadeln aus dem Arm von Ryo gerissen worden waren und dass dieser anhand dessen, sowie des Schocks und eventuell auch der Erleichterung, endlich befreit zu werden, bewusstlos geworden war.
 

„Wir brauchen einen Krankenwagen... oder meinst du, wir...“
 

„Nein, das dauert zu lange. Wir bringen ihn hoch. Mein Wagen steht nicht weit vom Eingang,“ erklärte Mick und drückte sein Taschentuch auf die leicht blutenden Einstichstellen.
 

„Er sieht schrecklich aus,“ murmelte Steve.
 

Obwohl er Sohn eines Mafiabosses war, hatte er sich stets geweigert, an Folterungen oder so etwas teilzunehmen. Schon gar nicht war er in direktem Kontakt mit diesen Menschen geraten. Er wusste zwar davon, aber der einzigste, der ihm damals wichtig gewesen war, wurde von seinem Vater erschossen, vor seinen Augen. Das war das einzige, was er an roher Gewalt je gesehen hatte. Wenn man mal von seiner eigentlichen Erziehung absah.
 

Der Anblick der eingefallenen Wangen, die fahle Haut und dazu der allgemeine schlechte körperliche Zustand, nein, da war nichts, was an den doch so vitalen und lebenslustigen Ryo erinnerte. Jedenfalls jetzt nicht mehr.
 

„Steve... reiß dich zusammen. Ryo wird schon wieder,“ beruhigte Mick ihn.

„Ich nehme ihn auf den Arm, wickle du bitte die Decke um ihn, damit er nicht unnötig friert,“ übernahm er befehlsgewohnt das Kommando.
 

Für ihn war dieser Anblick nichts neues. War er doch in Krisengebieten gewesen, wo Menschen halb verhungerten und nur wenig zum Leben hatten. Obwohl das drastische Aussehen von Ryo ihn nicht gerade kalt ließ. Er war schon ein Gefühlsmensch und deswegen auch früh aus der Armee ausgestiegen.
 

Ryo war nun eingehüllt in eine Decke, geborgen auf den starken und festen Armen von Mick, der ihn langsam hinaustrug. Den Kopf von dem entführten Cop spürte er an seiner Schulter, doch das Gewicht an sich eher wie eine Feder. So leicht war er in nur wenigen Wochen geworden.
 

Was Mick nur ein wenig traurig stimmte, war die Tatsache, dass sie den Entführer noch nicht hatten. Es konnte immer noch jeder sein, oder aber doch McNear. Aber Hinweise würden sie hier wohl keine finden. Denn während Steve Ryo vorsichtig eingehüllt hatte, waren ihm die diversen Handschuhe aufgefallen. Nein, so würden sie niemanden überführen, dennoch würde er den Commissioner hierher führen, um eventuelle Spuren zu sichern. Man wusste ja nie.
 

Das Sonnenlicht blendete sie, denn die aufgehende Sonne schien direkt in den geheimen Eingang, den sie nun zu dritt verließen.
 

~~~~ 27. Revier ~~~~
 

Völlig übermüdet betrat Barclay Ross so gegen sechs Uhr in der früh das Revier und wurde prompt von dem wachhabenden Officer abgefangen, der ihm gleich einen Bericht entgegenstreckte.
 

Bereits auf dem Weg in sein Büro schlug er diese Mappe auf und las das wenige, das dort stand. Kaum die Hälfte des Weges zu seinem Ziel hatte er hinter sich, als er die Schrittrichtung änderte und einige Meter zurückging, die Treppen in den Gefängnistrakt hinabstieg. Der dortige Wachmann sprang fast auf, als er des Commissioner’s ansichtig wurde, und schlug lächerlicherweise die Hacken zusammen.
 

„Sir, guten Morgen, Commissioner Ross!“
 

„Ja. Ja! Auch Ihnen... Der Gefangene von der Pell Street. Hier steht DCI Patrick McNear. Trifft das wirklich zu?“ fragte er und wedelte mit der Akte gegen seinen Oberschenkel.
 

„Ja, Sir! Dieser Mann wurde festgenommen. Er befindet sich in Zelle drei. Soll ich Sie hinbringen, Sir?“
 

„Nein... Ich denke, ich lese mir erst einmal den Bericht durch. Danke, Officer.“
 

Damit drehte sich Barclay um und stiefelte in sein Büro. Drückte auf eine Taste und orderte einen Kaffee, den er unbedingt brauchte. Die ganze Nacht hatte er im Krankenhaus verbracht. Nachdem Sara endlich eingeschlafen war - die Untersuchung hatte länger gedauert, als er eigentlich gedacht hatte - und nachdem alle Telefonate geführt waren, hatte er es sich bei Dee und Chris bequem gemacht, da sie alle nicht schlafen konnten, oder eher gesagt wach blieben, damit ihnen Ross mal in aller Ruhe alles berichten konnte. Die Nacht war dementsprechend rasch vorbei gewesen, doch nun fühlte er ein wenig Müdigkeit.
 

Ein freundlicher Officer brachte ihm das gewünschte Getränk und nachdem er sich bedankt hatte, nahm er die Akte auf. Ross lehnte sich in seinem Ledersessel, der leise knarzte, zurück.
 

Er kannte keinen der Officer, die den Bericht eingereicht hatten. Gut, sie waren zwar von seinem Revier, aber gehörten eigentlich zum Fußvolk und mit denen hatte Ross an und für sich wenig zu tun. Dies übernahm der Chef der Abteilung. Wie nannten sie ihn, ach ja, das alte Walross.
 

Er schlug die Seite um und las in aller Ruhe, wann, wo und wie sie McNear verhaftet hatten. In dem Bericht, der sehr sorgfältig geführt worden war, stand sogar, dass der Inhaftierte sich darüber informiert hatte, wie die Kleine entdeckt worden war.
 

„Wie erbärmlich,“ murmelte Ross und schmiss die Akte auf den Schreibtisch, dicht neben seine hochgelegten Füße. Der Kaffee rann gerade so schön warm durch seine Kehle und fast konnte er spüren, wie sich seine totgeglaubten Lebensgeister wieder meldeten.
 

Ein Seufzer entfuhr ihm, als er so die ersten Schlucke des schwarzen Getränks genoss. Doch lange währte diese Ruhe nicht. Sein Telefon schrillte los und ließ ihn erneut seufzen.
 

„Ross!“ meldete er sich und lauschte für einige Sekunden in den Hörer.
 

„WAS?... Wirklich?... JA!... Ich komme... Okay... dann ruft mich an, wenn ihr was wisst.“
 

Mit einem erleichterten Lächeln legte er den Hörer zurück und man konnte sehen, wie die Anspannung und die Angst, die in den letzten Wochen immer tiefere Furchen in sein Gesicht gezogen hatte, sich langsam legte.
 

Erneut griff er nach dem Hörer, wartete, bis sich Jim Cambel auf der anderen Seite meldete und sagte nicht viel, nur „Sie haben Ryo gefunden...“
 

Dann informierte er auch den Rest des Reviers. Denn somit konnte er wenigstens ein wenig von der Spannung abbauen. Auch wenn es noch keinen Befund gab, so war Ryo doch am Leben.
 

~~~~ Medical Center ~~~~
 

Steve saß neben Mick in der Notaufnahme. Doch lange hielt es Steve nicht auf diesen unbequemen Stühlen. Unruhig lief er hin und her. Seitdem sie hier waren, hatte er kaum eine ruhige Minute gesessen. Ständig in der Hoffnung, dass einer der Ärzte mal ein Ton sagte, aber nichts, nur stilles hinein- oder hinaushuschen. Nachdem ihm sogar von einer der Schwestern gedroht worden war, ihn rauszuwerfen, weil er ständig die Hilfsmaßnahmen behinderte, sah er diesen herumlaufenden Göttern in Weiß nur noch stumm zu.
 

„Setz dich endlich, so wird es nicht besser,“ erklang die ruhige und gefasste Stimme von Mick. Inzwischen hatte dieser alle wichtigen Personen über Ryo’s Befreiung informiert. Nur den Ort hatte er bisher noch keinem mitgeteilt. „Vielleicht solltest du den General anrufen und das Terrain sichern lassen,“ schlug Mick vor, damit Steve endlich etwas anderes zu tun bekam.
 

„Gut... mach ich.“ Kaum gesagt, rauschte er schon raus. Die Frischluft würde sein Gemüt abkühlen, und der Anruf seine Nerven vielleicht auch ein wenig entspannen.
 

„Büro von General C.D. Montgomery. Was kann ich für Sie tun?“ hörte Steve die angenehme Stimme des Sekretärs, die ihn fast an Tony erinnerte.
 

„Steve Cotton. Ich möchte den General in einer vertraulichen Angelegenheit sprechen.“
 

„Tut mir leid, Sir. Aber der General ist im Augenblick sehr beschäftigt.“
 

Anscheinend kannte sich dieser aus, um unwichtige Anrufer zu beurteilen, und diese war eine dieser untergeordneten Proben, um die wirklich wichtigen Anrufer zu sondieren.
 

„Sagen Sie ihm bitte, dass es um das Clinton Castle geht,“ blieb Steve jedoch hartnäckig und hörte auch gleich darauf, wie die freundliche aber dennoch unverbindliche Stimme des Mannes ihn bat, einen Moment in der Leitung zu warten.
 

Keine dreißig Sekunden später hörte er diese angenehme Stimmer erneut und diesmal wurde er von ihr lediglich darauf hingewiesen, dass er ihn nun zu dem General durchstellte.
 

„Montgomery!“ brummelte es in den Hörer.
 

„Sir. Sie erinnern sich bestimmt an unser Gespräch gestern bei Tisch. Steve Cotton, mein Name.“
 

Meist wusste Steve nicht, wie er so ein Gespräch anfangen sollte, deswegen war er mal wieder unsicher, aber das würde sich im Laufe dieses Telefonats bestimmt rasch legen.
 

“Ja, ich erinnere mich, Junge. Sie haben nicht gedient!“
 

Genau deswegen war er wohl auch im Gedächtnis des Generals haften geblieben, dachte sich Steve.
 

„Ja, Sir. Und ich möchte Ihnen nun erst einmal danken, dass Sie mir Ihr Vertrauen in dieser speziellen Angelegenheit gewährt haben. Leider muss ich Ihnen auch mitteilen, Sir, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag.“
 

„Cotton?“ kam es aufgeregt aus dem Hörer.

Steve konnte sich schon vorstellen, dass er mit seiner Äußerung einen ziemlichen Tiefschlag in die Geheimhaltung geschlagen hatte, aber er hatte ja nun auch ausreichende Beweise und stützte seine noch gestern nur geäußerte Vermutung nun auf handfeste, greifbare Belege.
 

„Wir haben in einer der Zellen den gesuchten Polizisten gefunden und noch einen anderen Raum, in dem er wohl gefoltert wurde. Da es nicht in mein Zuständigkeitsgebiet gehört und ich Ihr Refugium in dieser Sache nicht umgehen möchte, möchte ich Sie im Namen meines Arbeitgebers darum bitten, Soldaten zu diesem Ort zu entsenden und alle, die nicht dorthin gehören, zu inhaftieren oder zumindest der Polizei zu überstellen. Den Ort der Geheimtür habe ich, aus Sicherheitsgründen, nur einem mir sehr engen Vertrauten mitgeteilt und nur dank diesem waren wir in der Lage, den Entführten zu finden, Sir!“ Steve war sich nicht sicher, ob er alles so richtig formuliert hatte, um den General nicht zu beleidigen oder gar in die Ecke zu treiben, denn das lag ihm fern. Er benötigte einfach nochmals die Hilfe des Militärs, oder er würde den Ort von Ryo’s Pein der Polizei übermitteln, zwecks Spurensicherung.
 

„Ich werde umgehend Maßnahmen in die Weg leiten,“ hörte Steve da schon seine Hoffnung bestätigt.
 

„Sir! Wenn ich Sie noch um etwas bitten dürfte?!“
 

„Nun, Mr. Cotton. Ich denke, ich schulde Ihnen noch etwas. Sofern es auch in meiner Macht steht.“
 

„Nun, ja, Sir! Wir haben den Entführer noch nicht gefasst, deswegen müsste das ganze diskret ausgeführt werden, um ihn möglichst am Ort der Tat zu stellen. Dann wäre da noch die Spurensicherung... Ich müsste eigentlich die Polizei informieren, aber das würde ein streng gehütetes Geheimnis offenbaren. Ich weiß nicht genau, inwieweit die Militärpolizei mit der Spurensicherung vertraut ist.“
 

Vielleicht wagte er nun zu viel, oder er zerstörte gerade die einzigste Möglichkeit, den Entführer anhand von eventuell zurückgelassenen Spuren zu überführen.
 

„Wir werden diese Angelegenheit diskret regeln. Und was Ihre Sorge wegen möglicher Spuren betrifft, kann ich Sie ebenfalls beruhigen. Die MP ist dafür nicht zuständig, sondern das FBI und diese Kerle verstehen etwas von...“
 

„Entschuldigen Sie Sir, wenn ich Ihnen so ins Wort falle. Aber die Einmischung vom FBI wäre... Nun. Wir haben einen Verdächtigen und diese Person gehört dem FBI in New York an. Deswegen möchte ich Sie bitten, mir die Erlaubnis zu geben, das zuständige Forensikteam vor Ort schicken zu dürfen.“
 

Steve redete sich hier gerade um Kopf und Kragen und als er sich umdrehte, sah er sich zu seinem Glück auch noch seinem Chef gegenüber. Na toll, schlimmer konnte es dann wohl auch nicht mehr kommen. Er sprach hier über einen möglichen Verdächtigen und es konnte jeder hören, der gerade vorbeiging, wie leichtsinnig konnte er denn noch werden.
 

„Das ist...“
 

Für einige Sekunden konnte man nichts hören, bis auf das Atmen des Generals.
 

„Gut. Informieren Sie die Forensik. Ein Soldat wird Sie am Eingang empfangen und Sie begleiten,“ kam es dann heiser zurück.
 

Steve war sich bewusst, wie schwer es dem General gefallen sein musste, diese Äußerung und somit den Befehl zu geben, noch weitere in das Geheimnis einzuweihen, aber hier standen möglicherweise wichtige Spuren auf dem Spiel. Sollte es sowieso zu einer Verhandlung kommen, konnte man vielleicht den Ort des ganzen verschweigen.
 

„Ich danke Ihnen, General. Es tut mir leid, dass ich mit so einer Nachricht Ihren Tag trüben muss.“
 

Steve sah förmlich, wie der Schmalz von seinen Worten tropfte, aber er wusste sich auch nicht genau anders auszudrücken. Schließlich sprach er mit einem ranghohen Offizier der Vereinigten Staaten, da konnte man doch nicht einfach Wörter benutzen, die einem gerade in den Sinn kamen.
 

„Schon gut, Junge. Ist ja nicht Ihre Schuld,“ kam es dagegen etwas lockerer zurück. „Ich werde mich persönlich darum kümmern,“ versprach der ältere Mann ihm und beendete sogleich das Telefongespräch.
 

Auch Steve klappte nun sein Handy zu. Erst wollte er das mit Black klären, dann würde er die Forensik informieren.
 

„Sir!“ sprach er seinen Chef diskret aber direkt an.
 

„Steve! Das war gute Arbeit,“ lobte er seinen Mitarbeiter.
 

Eine besondere Auszeichnung, wenn man bedachte, dass Black ansonsten kaum so ein Lob aussprach. Und dies führte dazu, dass Steve nun verlegen lächelte und seine Hand sich ebenso verlegen in seinen Nacken legte. Er wusste nun wirklich nicht, wie er darauf reagieren sollte.
 

„Gibt es schon etwas über Ryo’s Zustand?“ fragte Black.
 

„N...nein, noch nichts. Soll ich Dee Bescheid geben? Er weiß es noch nicht.“
 

„Nein. Damit warten wir, bis wir mehr wissen.“ Black wusste, dass er sich mal wieder zu tief einmischte und es Dee wohl auch wirklich besser gehen würde, wenn er über Ryo Bescheid wüsste, aber wenn er es ihm sagte, dann wollte er mit mehr aufwarten.
 

„Wie hast du ihn gefunden?“ fragte Aaron nach, denn viel wusste er ja selbst noch nicht.
 

„Mick und ich, wir waren eigentlich schon auf dem Rückweg. Wir suchten noch die letzten Zimmer ab, als wir hinter uns ein Scheppern hörten und dies uns zu Ryo führte. Er hatte einen Infusionsständer umgeworfen. Dabei hat er sich die Injektionsnadeln aus den Venen gerissen, als er umfiel. Er sieht nicht gut aus. Gott, so was habe ich noch nie gesehen.“ Stumm schüttelte Steve kurz den Kopf, versuchte sich zu sammeln, damit er mit seinem Bericht fortfahren konnte.
 

„Mick hat ihn dann rausgetragen und ich hatte ihn auf der Herfahrt im Arm. Er ist so leicht, man fühlt jeden Knochen. Ich weiß nicht, was er mitgemacht hat, aber leicht war es bestimmt nicht für ihn.“
 

„Das ist es nie,“ sagte Black, als ob er wirklich wüsste, wie es war, entführt zu werden.
 

„Ja.“
 

Steve wusste wie es war, eingesperrt zu sein. Sich dem Willen eines anderen beugen zu müssen, und wenn man es nicht tat, die Strafen zu kassieren. Oh ja, nur zu genau erinnerte er sich, wie er unter seinem Vater gelitten hatte. Wie er ihn eingesperrt und dazu geführt hatte, dass er noch heute unter Klaustrophobie litt. Nur er hatte nicht diese Qualen durchlaufen müssen, die Ryo aufgezwungen worden waren.
 

„Geh rein, ich komm gleich nach,“ sagte Black sanft, so als ob er wüsste, was in seinem Angestellten vor sich ging.
 

„Ich muss noch bei der Forensik anrufen,“ sagte er, denn es gehörte zu seiner Aufgabe, sich darum zu kümmern und so lange er diese nicht beendet hatte, konnte er nichts anderes tun.
 

„Ich ruf diesen Cambel an. Mach dir keine Gedanken. Wo soll er hinkommen?“
 

„Battery Park ins Castle Clinton. Dort wird er erwartet,” erklärte Steve und ging dann wieder ins Gebäude.
 

Black sah ihm nach. Es war nicht leicht, einen Freund so zu finden, das wusste er nur zu gut. Auch er hatte Narben, unsichtbare Narben, die nur einer kannte.
 

Er zückte sein Handy und wählte eine ihm nicht fremde Nummer.
 

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Steve betrat die Notaufnahme und sah, wie Prescott mit dem Arzt sprach. Rasch beschleunigte er seine Schritte und hörte nur noch, dass sie ihn auf Intensiv legen würden. Noch bevor Cotton etwas fragen konnte, verschwand der Arzt in der Kabine von Ryo wieder und ließ ihn mit all seinen Fragen zurück.
 

„Mick?“
 

Dieser zögerte einen Moment; das, was er gehört hatte, war nicht gut. Es war zwar nicht lebensgefährlich, wie er gehört hatte, aber es würde langwierig werden. Ob Ryo jemals zu seiner alten Form, geschweige denn zu seinem alten ‚ich’ zurückfinden würde, konnte man jetzt noch gar nicht sagen.
 

„Lass uns rausgehen, ich möchte eine rauchen,“ äußerte Mick und somit rief er in Steve erst recht die Angst hervor. Denn eines wusste Steve zu Genüge: Mick rauchte nur, wenn er sich seelisch angespannt fühlte und das auch nur, wenn es wirklich wirklich ernst war.
 

Schweigend folgte er ihm, hörte, wie das Bett von Ryo aus der Kabine geschoben wurde und ging zurück zu seinem Freund, dem er so viel zu verdanken hatte.
 

Infusionen hingen an ihm. Sein rechter Arm war bandagiert und in seiner Nase steckte die Sauerstoffzufuhr.
 

„Warten Sie bitte,“ bat er den Arzt. Nein, er wollte jetzt nichts fragen, die Antworten würde er von Mick erhalten, aber eines musste er tun. Er beugte sich zu Ryo runter und fuhr ihm sacht über die Stirn. „Kämpfe, Dee und Sara warten auf dich, gib nicht auf, nicht so kurz vor dem Ziel,“ befahl er Ryo. Ernst danach trat er einen Schritt zurück, damit Ryo zu weiteren Behandlung auf die Intensivstation gefahren werden konnte.
 

~~~~
 

Mick steckte sich eine der ungeliebten Zigaretten zwischen die Lippen. Warum er ständig eine Packung bei sich trug konnte er keinem sagen, aber so war er nun mal. Ständig in Versuchung, aber nur selten wurde er schwach. Aber genau in so einem Augenblick war er froh, die Glimmstängel bei sich zu haben. Das Feuerzeug ging zischend an, doch bevor die Flamme die Spitze erreichen konnte, hörte er jemanden nahen.
 

„Ist es so schlimm?“
 

Die Flamme erlosch und Mick nahm die Zigarette, welche noch nicht entzündet war, und drehte sich zu dem Mann um, der ihn angesprochenen hatte.
 

„Schlimmer, würde ich sagen,“ seufzte er und steckte die Kippe dann doch wieder ein.
 

„Was sagt der Arzt?“ fragte Black, denn kein anderer war es, der ihn am Rauchen gehindert hatte.

„Lass uns warten. Steve kommt gleich,“ bat er um ein paar Sekunden.
 

Die körperlichen Sachen konnte man ja beheben, jedenfalls so gut wie, doch die seelischen, die noch nicht abzusehen waren, würden wohl lange dauern. Eine Entführung war nicht so ohne, und die Folgen kannte er. Schon allein durch seine langjährige Tätigkeit für Uncle Sam.
 

Nachdem Steve hinzugekommen war, konnte Mick sich nicht davon abhalten und genehmigte sich nun doch eine Zigarette.
 

„Sein körperlicher Zustand ist geradezu desolat. Jedenfalls sagte das der Arzt. Die Vitalwerte liegen gerade mal so am Limit. Zur Zeit bekommt er Infusionen, die ihn künstlich ernähren und das Volumen, sprich Wasser, wieder auffüllen. Er ist an der unteren Stufe des Verhungerns und des Verdurstens. Hinzu kommt, dass sein Zahnfleisch aufgerissen oder wund ist. Der Arzt vermutet eine Vergiftung über einen längeren Zeitraum mit Strychnin, was den Zustand erklären würde.“ Mick machte eine Pause und nahm einen langen Zug. Für ihn war es nicht gerade leicht, das so einfach aufzuzählen. Die inneren Verletzungen konnte man ja noch nicht einmal betrachten, das wurde auf dem Weg zur Intensiv noch gecheckt.
 

„Sein gesamter Körper hat Hämatome in verschiedenen Stadien. Von frisch bis hin zu Wochen alten. Dazu kommen die meist entzündeten Verletzungen, wohl von einer Peitsche oder Gerte an seinem Rücken, die ihm zusätzlich zusetzen. Eine Quetschung im Halsbereich und vermutliche diverse Vergewaltigungen. Jedenfalls wurden Proben entnommen. Die Ergebnisse werden so schnell wie möglich vorliegen,“ beendete er seinen Monolog, drehte sich von Black und Steve, deren Augen immer größer geworden waren, weg. Noch immer sah er ihn dort liegen auf dieser Pritsche, nackt, ausgezehrt, aber mit so einem schlimmen Zustand hatte er persönlich nicht gerechnet.
 

Eine Hand auf seiner Schulter gab ihm die Kraft, sich wieder seinem Freund und Chef zuzuwenden.
 

„Geht schon.“
 

„Was sagen die Ärzte, kommt er durch?“
 

„Wenn im inneren Bereich alles okay ist, haben sie Hoffnung, dass er körperlich wieder wird.“
 

„Das ist doch gut, oder?“ fragte Steve hoffend, denn all das hörte sich zwar schlimm an, aber waren doch auch nur körperliche Makel.
 

„Ich geh hoch zur Intensiv. Vielleicht wissen sie schon mehr. Ihr zwei ruht euch aus. Das ist ein Befehl. Steve, dich will ich vorläufig nicht mehr sehen. Kümmere dich mit deinem Freund um den Wiederaufbau, du bist bis auf Weiteres freigestellt. Was dich betrifft, Mick...“
 

„Mich schickst du nicht weg. Forget it.“ Energisch hob er den Kopf und blickte seinem Lover ernst und herausfordernd entgegen.
 

„Wir halten dich auf dem laufenden, Steve,“ meinte Black in die Richtung von Cotton, der ebenfalls wiedersprechen wollte, doch im Gegensatz zu Mick wohl keine Chance hatte. „Kein Wort zu Dee, bis wir wissen, was mit Ryo’s Werten wirklich ist. Sara ist oben bei ihm, hol sie ab und pass bitte weiter auf sie auf.“
 

So hatte Steve wenigstens etwas zu tun und konnte dennoch regelmäßig hier auftauchen, auch wenn es ihm schwer fallen würde, Dee nichts zu sagen.
 

~~~~ 27. Revier ~~~~
 

Langsam legte er den Hörer zurück. Das alles hörte sich echt übel an. Schon allein die Aufzählungen, die Ryo an äußerlichen Verletzungen aufwies, konnten bei einem anderen schon den Tod bedeuten. Ryo war zäh, das wusste Ross, aber wie lange hätte er noch durchgehalten? Doch das waren Sachen, die er noch keinem hier im Revier mitteilen würde. Vorläufig reichte es, dass sie wussten, dass Ryo gefunden und am Leben war.
 

Gerne hätte er von Black erfahren, wo sie Ryo gefunden hatten, aber da war er gegen eine Wand gelaufen. Lediglich, dass sich Jim Cambel auf dem Weg dorthin befand, hatte er rausgefunden. Gut, Jim würde ihn schon später informieren. Spätestens in seinem Bericht musste er ja den Ort erwähnen.

Doch nun hatte er Zeit. Zeit, sich um etwas zu kümmern, was er den ganzen Morgen vor sich hergeschoben hatte. Er nahm die Akte, welche ihn bereits am frühen Morgen in den Zellentrakt geführt hatte, erneut auf und verließ mit dieser sein Büro. Auf dem Weg dorthin lief ihm Ted über den Weg.
 

„Ich bin unten, falls was ist, piept mich an,“ erklärte er rasch und war auch schon an diesem vorbei, um sich zu dem möglichen Entführer zu begeben.
 

**** TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Momolein
2008-05-23T21:01:08+00:00 23.05.2008 23:01
Endliiich >/////////////<
*fiepz*
*Ryo ankuschelz*
Er ist nun zwar gerettet, muss nicht sterben, aber das schlimmste steht ihm fast noch bevor, wenn er nach diesem Horrortrip mit dem normalen Leben wieder konfrontiert wird >.<
Der arme Ryo >.<
Ich hoffe die Deppen sind nun net su dumm und lassen Patrick wieder gehen ...das habe ich die ganze Zeit befürchtet, als dieser die Polizisten bequatscht hat >___<
Wehe, der sitzt nun net mehr in seiner Zelle oder wickelt die anderen wieder um den Finger..die sollen warten, bis Ryo wieder bei Bewusstsein ist und sprechen kann...dann haben sie doch schon den Täter ey
>______________<
Wehe du haust da nun so nen Mist rein, der mich aufregt *lölz*
Bring den Sack endlich richtig hinter Gittern!!!!!!


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