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Forever Fallen

...but one butterfly will show me the way.
von

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How you left me alone

Der Himmel war rot. Sehr sogar. Doch Tsukasa wunderte sich nicht darüber, während er an einem Fenster des neuen Plattenbaus stand, welcher erst vor wenigen Monaten fertig gestellt worden war. Draußen flatterten etliche gelbe Absperrbänder im aufziehenden Wind. Ihr Anblick trieben dem jungen Mann ein paar Tränen in die Augen. Er machte sich nicht die Mühe, sie hinunter zu schlucken. Vor wem sollte er sie auch verbergen? Hier war er allein. Er war nun generell allein.

Es war nun genau einen Monat, zwei Wochen und vier Tage her. Und seit der Mord stattgefunden hatte, hatte niemand einen Gedanken daran verschwendet, einen Ausbau dieses Gebäudes in die Hand zu nehmen. Tsukasa drehte sich vom Fenster weg und musterte mit traurigen Augen die Betonwände. Da ganz hinten konnte man noch ein wenig Blut erkennen.

Prompt wandte er den Blick ab und sah zu, wie ein Käfer durch ein scheibenloses Fenster hinein geflogen kam.

Warum kam er immer wieder hierher zurück? Wo er doch wusste, dass jede Sekunde, die er länger hier verbrachte, ihn innerlich zerfraß…

Er fasste sich an den Kopf, während er langsam zum anderen Ende des Raumes lief. Direkt auf die feine Blutspur zu.

Er wusste schon jetzt, dass er es nicht verkraften würde, auch nur für wenige Sekunden vor dieser zu stehen, denn schon mit jedem Schritt kündigte sich immer mehr Trauer an, immer mehr Übelkeit die in ihm hoch kroch vor Wut und Verzweiflung. Und immer mehr begann sein Körper zu zittern, immer mehr fragte er sich, ob das alles nicht nur ein schlimmer Traum war.

Tsukasa blieb vor der Wand stehen.

Vielleicht wartete er ja zuhause auf ihn. Ja, wahrscheinlich hatte er gerade Kaffee aufgesetzt, blickte aus dem Fenster und fragte sich, wo denn Tsukasa blieb. Dann würde er ihn auf dem Handy anrufen.

Er würde ihn tadeln, dass er sich Sorgen mache und ihm zehn Minuten geben um endlich zurück zu kommen. Und kurz bevor er auflegt, sagt er ihm, dass er ihn liebe.

Aber Karyu war nicht mehr da.

The days I started to count

Die Sonne begann unnachgiebig durch die heruntergelassene Jalousie zu scheinen. Tsukasa grummelte tief beleidigt und zog sich die Decke über den Kopf.

Es war doch so warm im Bett, er wollte nicht aufstehen. ~Karyu…~ ging es ihm plötzlich durch den Kopf und er lächelte, während er die Decke beiseite schlug und auf der anderen Seite des Doppelbetts herumtastete.

„Schatz, ich-“

Er hielt inne. Mit der Leere neben Tsukasa kam alles wieder zurück: Die Einsamkeit, die Wut, die Verzweiflung, die Angst es nie wieder aus dem dunklen Loch zu schaffen…

„… mache uns Frühstück…“

Auch wenn die Sonne nicht aufhörte durch das Fenster zu scheinen, so legte sich eine schwere Bewölkung um Tsukasas Herz und drohte es zu zerbersten. Seine Augen wanderten langsam zu der Stelle, wo nun eigentlich Karyu liegen müsste.

Er hatte sein Bett nicht gemacht, an dem letzten Morgen. Und seitdem hatte Tsukasa es ebenfalls nicht getan. In der irrsinnigen Hoffnung, dass er gefälligst selbst käme um diese Arbeit zu verrichten.

Tsukasa schlug sich die Hand gegen die Stirn und vergrub kurz darauf sein Gesicht in den Händen. Er konnte nicht kommen. Nie mehr.

~Es frisst mich auf, Karyu.~

Mit von den aufsteigenden Tränen angefeuchteten Augen warf er seine Decke nun vollends und so unwirsch zur Seite, dass sie am anderen Ende in einem Knäuel am Boden landete.

Seine Beine trugen ihn aus seinem und Karyus gemeinsamen Schlafzimmer, in seiner und Karyus gemeinsamer Wohnung.

~Es frisst mich verdammte scheiße noch mal so auf…~

Ohne wirklich zu realisieren vor welche Tür seine Füße ihn getragen hatten, stemmte er jene auf und fand sich im Bad wieder. Sein erster Blick fiel auf die Dusche, die ihm gegenüber stand und laut ‚Wasch dich!’ zu rufen schien. Vielleicht hatte sie recht, Tsukasa war viel zu sehr in seinen Leiden versumpft.

So lautete sein erster Gedanke als er sie sah.

Der zweite war: Er hatte in dieser Dusche einmal Sex mit Karyu. Und zwar ziemlich guten, wenn er das zugab.

Tsukasas Stimme erzitterte unter dem Seufzer den er ausstieß, bevor er sich um hundertachtzig Grad drehte und den Weg in die Küche einschlug.

„Es freut mich Ihnen mitteilen zu können, dass auf uns heute ein wunderbarer Tag wartet! Die Temperaturen liegt bei milden einundzwanzig bis sechsundzwanzig Grad- chrrrz“

Aus.

Tsukasa nahm seine Hand wieder vom Radio und starrte es mit einer geballten Ladung wortlosen Hasses an. Er hatte es schließlich nicht angemacht um zu erfahren wie schön es heute doch werden sollte! Er hatte es-

Tsukasa musste unwillkürlich stutzen. Warum hatte er es dann angemacht, es war doch zu erwarten, was er zu hören bekam. Mit einem Mal merkte er, wie ruhig es um ihn war. Das war ihm in den letzten Tagen, die er sich durchs Leben gequält hatte, nur nebensächlich aufgefallen.

„Gott, diese Stille bringt dich um, Tsuka.“ Ja, das wird es sein. Hier saß, außer Tsukasa selbst, niemand mehr am Küchentisch, mit einer babyblauen Tasse Kaffee vor der Nase und brabbelte Tsukasa mit den noch so kleinlichsten Dingen zu. Jetzt musste das Radio herhalten, welchem Tsukasa noch einmal einen äußerst trotzigen Blick zuwarf.

Nichts und niemand war dazu fähig, Karyus Ersatz zu spielen. Das hieße ja, dass man Tsukasas Leben völlig neu aufbauen musste.

Und wie sollte das bitte möglich sein?

Mit einem weiteren Seufzen, das seinen Körper erschüttern ließ, machte sich eben Besagter mit dem kaputten Leben daran, Kaffee aufzusetzen. Während er das tat, seufzte er noch einmal. Und noch einmal. Das hielt außerordentlich gut vom Weinen ab. Allerdings machte es auch den Eindruck, dass Tsukasa asthmakrank war. Was er um Himmelswillen zum Glück verneinen konnte.

Er angelte nach einer Tasse im Schrank über sich und stellte sie auf der Arbeitsplatte ab. Während er den Kaffee hineingoss, merkte er erst, was für ein wertvolles Stück da vor ihm stand.

Es war die bereits erwähnte babyblaue Tasse, aus der Karyu immer zu trinken gepflegt hatte.

~Hatte~, durchzuckte es ihn.

Tsukasa wusste noch genau, wie er gelacht hatte, als Karyu ihm offenbarte, dass diese Tasse sein Ein und Alles war. Direkt hinter Tsukasa natürlich.

Dieser stellte die Kanne weg, hob Karyus Schatz mit Samthandschuhen an und setzte sich an den Küchentisch. Und da stieß er schon wieder auf etwas, was ihn schmerzliche Erinnerungen bereitete. Oder genauer genommen noch sehr lange bereiten wird. Im Kalender, der ihm gegenüber an der Wand hing, kreuzte er doch tatsächlich tagtäglich an, wie lange es her war, seitdem ES passierte.

„Tsukasa, du Psychopath…“ Er stürzte seinen Kaffee in drei großen Zügen herunter, wobei er sich die Zunge verbrannte, und stellte die Tasse anschließend in die Spüle, vorsichtig natürlich. Dann griff er nach dem grünen Edding, der direkt unter dem Kalender auf einer weiteren Arbeitsplatte lag. Kaum hatte er ihn berührt, da flammte wieder Wut in ihm auf. Grob löste er die Kappe vom Stift und vergewaltigte den siebten Mai brutal mit einem dicken und fetten Kreuz, das er immer wieder nachzog, bis das Papier so feucht wurde, dass es riss.

Das machte Tsukasa noch eine Spur wütender und während ihm wieder Tränen in die Augen stiegen, hämmerte er mit der Stiftspitze auf dem besagten Tag ein, bis diese in den Stift hineingedrückt war. Er setzte dem Edding die Kappe auf und knallte ihn vor sich auf den Boden, sodass diese wieder abflog.

Ein Monat, zwei Wochen und fünf Tage.

Unwirsch stampfte Tsukasa mit bebendem Körper aus der Küche. Eine Dusche wartete.

Sex hin oder her. Auch wenn er gut war.
 

„Yoshida-san?“

„Hai?“

Hizumi blickte von seinem Arbeitsplatz auf, direkt in die Augen seines Vorgesetzten.

Matsubara-san war genauso groß wie er, ziemlich pummelig und hatte eine Halbglatze. Die Brille mit den winzig kleinen Gläsern, die er trug, verwandelte sein Sehwerk in Schweinsäuglein.

Doch Hizumi konnte ihn eigentlich leiden. Er war nicht ungerecht zu ihm, und so würde er seinen Boss auch nicht als ‚Sesselfurzer’ bezeichnen, wie manche seiner Kollegen, die weniger Glück mit ihm hatten.

Hizumi fiel erst jetzt die Mappe auf, die Matsubara ihm nun reichte. Sie war rot und es stand in schwarz ‚Fall Nr. 27 Randgebiet’ darauf.

Hizumi erinnerte sich.

Der Mann in den Neubauten, der sich in die Luft gesprengt hatte.

Er selbst hatte das Gebiet abgesichert.

„Ich möchte, dass Sie den Fall übernehmen, Yoshida-san.“

Hizumi reagierte erst nicht, sondern nahm nur zögerlich die Mappe entgegen.

„Wieso?“

„Weil Sie dort waren.“

„Aber-“

„Hören Sie!“ Matsubara stützte sich mit beiden Händen auf Hizumis Schreibtisch ab.

„Es war kein Selbstmord!“

Verdutzt sah Hizumi seinen Vorgesetzten an. „Aber was hat das damit zu tun, dass-“

„Die Spezialeinheit hat es nicht geschafft, Näheres herauszufinden.“ Er machte eine Pause in der er den jungen Cop musterte. „Sie haben Verstand, und das nicht zu knapp. Das weiß ich, Yoshida-san. Das spüre ich!“

~Kommt der gerade tatsächlich mit der Ich-Spüre-Dass-Du-Was-Draufhast Nummer?...~

„Ich setzte mein Vertrauen in Sie. Wer auch immer dieses Massaker veranstaltet hat, gehört schleunigst hinter Gitter.“

Hizumi erwiderte die Blicke Matsubaras. Dieser Fall schien ihn sichtlich nervös zu machen.

„Aber ich bin nur ein Streifenpolizist. Das hier ist nicht von meinem Kaliber!“ Er deutete auf die Mappe, die er vor sich neben der Tastatur seines PC’s abgelegt hatte.

„Jetzt nicht mehr!“ Matsubara-san richtete sich wieder auf und grinste triumphierend.

„Sie sind hiermit zum Mitglied der Spezialeinheit befördert.“

Hizumi klappte der Mund auf, unfähig etwas zu erwidern.

Matsubara schien zu erraten, was er dachte. „Ich hatte schon länger vor, Sie zu befördern. So wurde es eben ein wenig vorgezogen. Sie nehmen den Fall also an?“

Die Frage klang eher wie eine Feststellung.

„Hai…“

„Fabelhaft!“ Matsubara-san glänzte über sein ganzes, kugelrundes Gesicht, wünschte Hizumi noch viel Glück und verließ ihn mit dem Hinweis darauf, dass er in einer Woche erste Ergebnisse haben wollte.

~Sesselfurzer…~ dachte Hizumi erstmalig.

Nachdem er einige Sekunden auf die Tür gestarrt hatte, durch die sein Boss wieder verschwunden war, widmete er sich erstmalig der Mappe.

Er klappte sie auf und musterte das Foto des Opfers.

„Matsumura Yoshitaka, geboren 1982 in Tokyo“, las er leise und lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Nationalität: Japanisch. Augenfarbe: braun. Familienstand: verlobt…“

~Gott, die arme Frau…~

Hizumi blätterte zur zweiten Seite und ein weiteres Bild, dieses Mal von einem anderen Mann, stach ihm in die Augen.

„Oota Kenji, naher Vertrauter…“

Er blickte auf dessen Adresse und die Telefonnummer, die unten auf dem Blatt angegeben war.

Dann griff er nach dem Telefon und wählte.

Im gleichen Moment, er wusste nicht wieso, begann er zu überlegen, wie lange es jetzt her war, dass dieser Yoshitaka sein Leben gelassen hatte.

~Einen Monat, zwei Wochen und fünf Tage…~

Sure, you wouldn't understand

Tsukasa hatte sich auf dem kleinen Ledersofa zusammengerollt, den Fernseher angeworfen und beobachtete nun ein paar Trottel, die sich in einer lächerlichen Quizshow zum Affen machten.

„Baka desu ne? Der Gott heißt doch nicht Snickers…“ Er verdrehte die Augen und zappte sich durch den Nachmittag den er glücklicherweise ohne allzu viele Schwierigkeiten erreicht hatte. Allerdings hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich eine Socke von Karyu in die Haare zu binden.

Dann wurde ihm aber klar, dass seine Haare dafür viel zu kurz waren. Auch, dass es der Frau in dem Buch, dass er mal gelesen hatte, nicht sonderlich viel brachte, als sie sich mit einem Kleidungsstück ihres verstorbenen Mannes einen Pferdeschwanz gebunden hatte.

Mit einem langen Seufzer schaltete Tsukasa den Fernseher ab, denn es wurde ihm doch zu dusselig, sich die neue Werbung für ‚Aquarius’ reinzuziehen. Dieses Getränk konnte er sowieso nicht leiden.

„Auch das noch!“, zischte er und erhob sich träge. ~Ich sollte mal den Stecker ziehen, dieses ständige Geklingel geht mir auf den hintersten Nerv…~

Mit einer heftigen Bewegung nahm er den Hörer ab. „Es geht mir gut!“, sagte er scharf.

Er hatte es satt dass seine Nachbarn, Leute die er zum größten Teil nicht einmal kannte, ihn ständig nach seinem Befinden Fragen mussten. Das mit Karyu wäre ja ein solch tragischer Unfall gewesen und wenn er etwas bräuchte, könnte Tsukasa sich an sie wenden.

Nur über seine Leiche! Bestimmt wollten sie ihn nur bequatschen wegzuziehen und alles zu vergessen, was definitiv nicht möglich war. Er wusste, dass einige scharf auf nun seine alleinige Wohnung waren.

„Ähm… bitte?“, meldete es sich am anderen Ende. Eine Stimme, die Tsukasa nicht kannte.

„Wer sind Sie?“, fragte er mit einer strengen Note im Ton. ~Wahrscheinlich noch so einer…~

„Yoshida Hiroshi mein Name. Ich bin von der tokyoter Kriminalpolizei. Spreche ich mit Oota-san?“

Pah! Die Polizei! Auf die konnte sich doch heutzutage kein Schwein verlassen…

„Ja. Und was wollen Sie?“

„Ich hätte gerne einige Aussagen von Ihnen, ich bearbeite die Akte von Matsumura Yoshitaka.“

„Ich habe schon dutzende Aussagen gegeben!“, antwortete Tsukasa entnervt.

„Ich bedaure, dass es wohl eine mehr sein muss.“

Bedauert wurde ich schon genug, das können Sie mir glauben!“

Der Mann von der Polizei reagierte nicht, sodass Tsukasa kurz davor war, aufzulegen.

„Sie wollen sich nicht helfen lassen“, kam es dann.

Spielte der Mann jetzt den Psychiater oder was?

„Das geht Sie rein gar nichts an.“

„Das tut es sehr wohl. Ihr verstorbener Freund ist mein Fall. Wollen Sie denn nicht, dass der Täter gefunden und bestraft wird?“

Tsukasa stutzte. Bisher war die Polizei doch siegessicher von Selbstmord ausgegangen, wogegen er sich mit Händen und Füßen zur Wehr gesetzt hatte. Karyu hätte keinen Grund gehabt, sich umzubringen.

Der Polizist schien sein Schweigen als ein ‚doch’ zu deuten. „Wann kann ich vorbeikommen?“

Tsukasas Nackenhaare sträubten sich. Er hatte definitiv keine Lust schon wieder alles vor einem ihm völlig Fremden herunterzurasseln.

„So schnell wie möglich, ich will es bald hinter mich bringen.“ Und ohne eine Antwort abzuwarten legte er auf.

Hizumi betrachtete den Hörer, aus dem ihm ein Freizeichen entgegentutete.

„Gott, was für eine Kratzbürste war denn das?“

~Okay, er hat seine Gründe, schließlich hat er einen wichtigen Menschen verloren…~ Seine Augen wanderten wieder auf das Foto, das den recht karg ausgefallenen Informationen zu Oota Kenji beigelegt war. Er lächelte auf dem Bild. Ein krasser Gegensatz dazu, was Hizumi eben live erlebt hatte. Der junge Cop malte sich aus, wie er sich wohl verhalten würde, wenn ihn etwas derart hartes träfe und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Leichen konnte er sich ohne weiteres ansehen, vor Blut ekelte er sich auch nicht, aber diese Vorstellung, dass im Leben ein riesiges Loch entstünde, war geradezu unheimlich.

„Nun denn.“ Hizumi stand auf, zog sich seinen Mantel über, griff nach seiner Sonnenbrille und klemmte sich die Unterlagen unter den Arm.

„Ab an die Arbeit!“
 

Der Gegenwind blies Hizumi stark ins Gesicht, als er auf seiner Kawasaki-Ninja durch die Straßen von Tokyo jagte. Er fuhr ohne Helm, denn das regte seinen Nervenkitzel an. Allerdings verzichtete er nicht auf den Nierengurt. Ein Streifenwagen wäre ihm für eine einfache Befragung zu lächerlich gewesen. Immerhin wollte er kein großes Aufsehen erregen. Obwohl er mit seinem Motorrad wohl noch viel mehr Aufmerksamkeit bekam.

Hizumi wurde langsamer als er sich dem Viertel näherte, in dem Tsukasa lebte. Es befand sich relativ außerhalb der Innenstadt und ihn wunderte, dass er hier nur Häuser vorfand. Hizumi meinte klar und deutlich unter dem angegebenen Wohnort etwas von Wohnung gelesen zu haben.

Vor dem Haus mit der Adresse, die er in seinen Unterlagen beherbergte, hielt er an, stellte sein Fahrzeug an einer möglichst unauffälligen Stelle ab und widmete sich dann den Klingelschildern an der Haustür.

Was auf dem Unteren der beiden stand, interessierte Hizumi herzlich wenig, denn im gleichen Moment hatte er schon auf ‚Oota’ gedrückt.

~Teilt er sich das Haus etwa mit jemandem?~

„Es ist offen!“ rief jemand, an dessen Stimme Hizumi ihn als diesen Kenji ausmachte, von oben aus einem offenen Fenster hinab.

Hizumi nickte, schob die Tür zur Seite und trat ein. Nachdem er sich seiner Schuhe entledigt hatte, blickte er sich suchend um und kurz darauf fiel ihm eine Person ins Auge, die im Flur der ersten Etage stand. Oota Kenji.

Der Cop schritt die Stufen herauf und nickte ihm freundlich zu, fand es aber zeitgleich ein wenig beunruhigend, wie sein Gegenüber ihn anblickte.

Oder besser gesagt, durch ihn hindurch blickte. Wenn man das denn einen Gesichtsausdruck nennen konnte, dann war er wohl ziemlich entrückt. Die Augen stießen auf Hizumis, bohrten sich bis zur hinteren Schädelwand durch und landeten irgendwo hinter ihm an einer der Wände. Auch wenn es vielleicht nur eine Sekunde andauerte, war es nicht zu übersehen.

Irgendetwas Imaginäres waberte vor den Augen des jungen Mannes, und man konnte in ihnen erkennen, dass er emotional ziemlich am Ende sein musste.

Hizumi blieb vor ihm stehen und zog seine Marke hervor. „Yoshida Hiroshi.“ Dann streckte er ihm die Hand zum Gruß hin.

Tsukasa blickte den Polizisten etwas unglaubwürdig an. Immerhin spiegelte er ein krasses Gegenteil von denen wider, die ihn bereits in seiner Wohnung besucht hatten.

Im Vergleich zu denen, war Yoshida-san in keiner Uniform erschienen. Tsukasa beäugte den Ledermantel, den der Mann trug, dann die generell schwarze Kleidung. Die dunkle Sonnenbrille, die Yoshida-sans Augen verdeckten, verlieh ihm irgendwie eine Alles-Im-Griff Ausstrahlung. Doch er zog sie nun ab, während er Tsukasa noch immer seine Hand hinstreckte. Noch ein Punkt: Der junge Mann war sogar höflich, während sich die anderen mit ihren alten, teils schwabbeligen Hintern an Tsukasa vorbei in sein Reich gedrückt hatten ohne auch nur ein Wort zu sagen.

Nach einer halben Ewigkeit nahm er die fremde Hand in seine und drückte sie flüchtig.

„Oota Kenji. Kommen Sie rein“, sagte er dumpf und schob die Tür zu seiner Wohnung auf.

Es war eine überaus saubere Wohnung. Tsukasa schien sich also nicht dazu verführt gelassen zu haben, wegen dem schweren Verlust Amok zu laufen.

Allerdings hatte das In-Sich-Hinein-Fressen bei neunzig Prozent der Menschen keine gute Wirkung. Tsukasa geleitete Hizumi in die für den spärlichen Platz recht geräumige Küche.

„Setzen Sie sich“, forderte Ersterer auf und ließ sich selbst auf dem Platz unmittelbar neben dem Fenster nieder. Es folgte eine leicht peinliche Stille, in der Hizumi Tsukasa richtig unter Augenschein nahm. Wenn es schon allen Anschein machte, dass sie keine Sympathie teilten, so dann wohl aber den Geschmack:

Oota Kenji trug einen Lederrock, der so lang war, dass Hizumi sich wunderte, warum er nicht darüber stolperte. Tsukasa hatte die Beine übereinander geschlagen, sich zurückgelehnt und die Arme vor der Brust verschränkt, mit seinen Händen griff er nun in seinen schwarzen Pullover, von dem Hizumi meinte, ihn mal in einem Shop in Harajuku gesehen zu haben.

Tsukasas Gesicht war nicht minder geschminkt, besonders seine Augen waren nicht verschont geblieben. Er trug grüne Kontaktlinsen.

So baute man sich also Fassaden auf, doch Hizumi musste zugeben, dass es ihm irgendwie gefiel.

„Wollen Sie nicht beginnen?“, fragte der Gemusterte, und man konnte einen gereizten Unterton vernehmen.

Hizumi schloss kurz seine Augen, um wieder zur Besinnung zu kommen und lächelte höflich.

„Natürlich…“

Langsam legte er Karyus Akten auf den Küchentisch. Dann lehnte er sich wie Tsukasa zurück. „Nun… beginnen wir mal mit den Fakten.“

„Haben Sie die nicht schon zuhauf?“ Tsukasa nickte den Akten zu und verzog den Mund, woraufhin sein Gegenüber den Kopf schüttelte. „Ich meine nicht Matsumura-sans Fakten. Wer sind Sie? Wie standen Sie zu dem Opfer? Woher und wie lange haben Sie sich gekannt?“

Tsukasa hob eine Augenbraue. Die anderen Polizisten waren nach ihren strengen Ausfrageregeln vorgegangen. Frage eins: Was war auffällig. Frage zwei: Gab es Andeutungen zu der Tat, bla bla bla…

„Was ist so wichtig an meinen persönlichen Daten?“, fragte er.

„Vertrauen Sie mir“, erwiderte Hizumi und beobachtete wie sein gegenüber ungläubig blinzelte.

„Ich wurde in Kyoto geboren“, begann Tsukasa nach einer langen Pause. „Dort habe ich auch bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr gelebt. Ursprünglich sollte ich an die Yamashiro Koko gehen, doch die Arbeit meines Vaters wurde dauerhaft nach Tokyo verlegt.“ Wieder machte er eine Pause, zog seine Augenbrauen ein wenig zusammen und blickte aus dem Fenster. „Hier besuchte ich die Mahama Koko. Nun… ich bin Karyu –Yoshitaka –“ fügte er auf Hizumis leicht fragenden Blick hinzu, „das erste Mal begegnet als ich sechzehn war. Er kam neu in die Ni-Nensei. Allerdings verschwand er wieder sehr plötzlich und die Zeit war viel zu kurz, als dass ich irgendetwas über ihn hätte wissen können.“

„Wie kurz?“, warf Hizumi ein.

Tsukasa schien zu überlegen und sah dabei an die gegenüberliegende Wand. „Wir gingen nur rund vier Wochen in die gleiche Klasse. Nach seinem Verschwinden tauchte er vier Jahre später wieder auf. Seitdem blieben wir in Kontakt und haben zusammen hier gelebt. Ich hatte ein Kunst- und Literaturstudium begonnen, aber nach einem Jahr wieder abgebrochen.“ Er machte wieder eine Pause um seine Worte wirken zu lassen. „Vor einem Jahr haben wir uns verlobt“, sagte er dann unvermittelt.

Hizumi, der sich gerade notiert hatte, dass Karyu damals auffälligerweise verschwunden war, hielt inne und hob seinen Kopf an. Er war mit einem Mann verlobt gewesen?

~Soviel zu der armen Frau.~ Hizumi wurde es mit einem Mal klamm in der Brust. Das hieß, dass die Last, die dieser Kenji zu tragen hatte, noch größer war, als er dachte.

„Sie sind…?“

„Ja, ich bin stockschwul.“ Tsukasa verengte seine Augen zu Schlitzen, streckte seine Arme aus und umfing mit den Händen das Knie des übergeschlagenen Beines. „Hat die Polizei ein Problem damit?“, fragte er kühl.

Hizumi erschauderte leicht, bei dem Tonfall, den sein Gegenüber angeschlagen hatte, doch gleichzeitig musste er grinsen.

„Nein, davon bin ich überzeugt. Sonst wäre ich wohl oder übel arbeitslos.“

In Tsukasas Augen blitzte für kurze Zeit etwas Undefinierbares auf und Hizumi meinte zu sehen, wie seine Haltung sich ein wenig entspannte.

„Es ist nie etwas Außergewöhnliches vorgefallen, was man damit verbinden könnte… dass er jetzt tot ist“, fuhr Tsukasa fort, ohne auf die Bemerkung des Cops einzugehen.

„Rein gar nichts?“

Als Tsukasa nachdenklich auf den Tisch sah und keine Antwort gab, runzelte Hizumi die Stirn. „Jede einzelne Kleinigkeit ist jetzt wichtig, Oota-san.“

Der Angesprochene legte eine seiner Hände auf den Tisch und musterte die säuberlich gefeilten und schwarz lackierten Nägel.

„Auf die letzten Tage hin… wirkte er manchmal ein wenig zurückgezogen. Ich habe es auf seine Stimmungsschwankungen geschoben, die er nicht selten hatte, und mir keine weiteren Gedanken gemacht.“

Tsukasa sah wieder auf und blickte Hizumi nun direkt in die Augen. „Ich ließ ihn in Ruhe. Wenn etwas nicht stimmte, war er immer zu mir gekommen, also wollte ich mich ihm nicht aufdrängen.“

Hizumi erwiderte seinen Blick eine Weile, dann senkte er die Augen um sich Notizen zu machen.

Tsukasa wusste nicht so recht, wie ihm geschah. Eigenartigerweise beantwortete er Hizumis Fragen ohne aufzumucken – was er bei den Anderen zur Genüge getan hatte – und schon bald darauf hatte der Cop es schon nicht mehr nötig, überhaupt etwas zu sagen, da Tsukasa in tiefe Erzählungen abschweifte.

Er berichtete davon, unter welchen Umständen er wieder auf Karyu gestoßen war. Es geschah genauso plötzlich wie sein Verschwinden, und fast so, als ob er gezielt nach Tsukasa gesucht hätte. Seitdem sei alles ziemlich schnell gegangen. Etwas später fiel Tsukasa ein, dass sich Karyu ungefähr eine Woche vor ihrer Verlobung extrem eigenartig benommen und sich gänzlich von ihm zurückgezogen hatte. Kurz darauf hatte er ihm den Antrag gemacht, und seitdem sind sie recht glücklich gewesen. In zwei Monaten hätten sie heiraten wollen.

Als er das sagte, überkam Hizumi noch eine Welle von Mitleid.

Nach ungefähr anderthalb Stunden klappte Hizumi die Akte zu. „Ich danke Ihnen vielmals.“ Sein Blick lag weiterhin auf der Mappe, und aus den Augenwinkeln erhaschte er ein leichtes Nicken Tsukasas. „Ich hoffe, es verletzt Sie nicht, wenn ich Ihnen nicht sagen kann, dass es ein Vergnügen war?“

Hizumi sah auf und Tsukasa lächelte leicht säuerlich. Ersterem rang das allerdings ein recht normales Lächeln ab.

„Wissen Sie…“, begann er, blickte wieder auf die Mappe und tippte leicht mit seinen Fingern auf ihr herum, „ich bin nicht der Typ Mensch, der von Anderen Dinge erwartet, die er selbst nicht könnte.“ Als er wieder aufblickte konnte er noch erkennen, wie Tsukasa seine Verwunderung über diesen Kommentar zu verstecken suchte.

Dieser musterte Hizumi mit leicht gehobenen Augenbrauen. Die schwarzen Haare und die dunkelbraunen Augen glänzten dank der Sonne, die durch das Küchenfenster in den Raum fiel. Yoshida Hiroshi sah schon so aus wie ein Mensch, dem der Schalk im Nacken saß. Schon als Tsukasa ihn herein gebeten hatte, bemerkte er, dass der Cop ein wenig kleiner war, was er mit einem Zucken im Mundwinkel honoriert hatte. Das machte er nun allerdings – wie Tsukasa merkte – mit einer ordentlichen Ladung Selbstbewusstsein wett.

Hizumi wurde von den forschenden Augen seines Gegenübers verfolgt. Als der Blick des Ersteren unmittelbar an der Wand links neben der Tür haften blieb und sich die Augen ein wenig weiteten, blickte Tsukasa stur auf den Tisch.

„Glauben Sie etwa, dass es leicht ist?“

Hizumi schüttelte den Kopf und ein Schweigen trat ein.

„Ich denke, ich sollte jetzt gehen“, sagte er dann, erhob sich und ergriff seine sieben Sachen. Tsukasa, sichtlich erleichtert, erhob sich ebenfalls um ihn zur Tür zu geleiten, obwohl das eigentlich nicht nötig war. Hizumi trat durch den Rahmen in den Flur des ersten Stockwerks.

„Ist es nicht besser zu verarbeiten indem man innerhalb von vielleicht drei Wochen ununterbrochen Tränen vergießt, anstatt sich den Verlust über einen Monat und länger jeden Tag aufs Neue vor Augen zu führen?“

Tsukasa, der seinen Kopf gesenkt hatte, sah nun zu Hizumi auf; sämtliche Gesichtszüge waren ihm entglitten.

„Ich vergieße kaum eine Träne“, antwortete er reserviert.

„Warum nicht?“, fragte Hizumi ruhig. Tsukasa musste zugeben, dass ihm diese Geduld ein gewisses Maß an Unwohlsein, wenn nicht sogar Angst, bereitete. Die Angst davor, sich von diesem Verhalten in Raserei treiben zu lassen und sich damit Blöße zu geben.

Die Hand Tsukasas, die die Türklinke umfasste, verkrampfte sich und die Fingerknöchel traten weiß hervor.

„Weinen Sie bei Horrorfilmen?“

Als er diese Gegenfrage hörte, war es nun Hizumi, der dagegen ankämpfte, dass man ihm seine Verwunderung ansah. Allerdings hatte er weniger Erfolg als Tsukasa.

Leicht öffnete er den Mund um etwas zu erwidern, doch kein Wort kam über seine Lippen.

Tsukasas Gesichtsausdruck nahm wieder eine zutiefst erschütterte Gestalt an. Seine Augen glänzten leicht, während er die Tür bereits ein wenig zuschob, sodass er nur noch durch einen breiten Spalt hinaus sehen konnte. Dass der Cop um eine Antwort verlegen war, erfüllte ihn in gewisser Weise mit Genugtuung, doch dieses Gefühl wurde sofort wieder erstickt.

„Diesbezüglich scheine ich allerdings ein Narr zu sein“, fuhr Tsukasa fort und kurz stahl sich ein einsichtiges Lächeln auf seine Lippen.

„Denn ich warte immer noch darauf, dass er endlich zu Ende ist…“

Und mit diesen Worten schloss sich die Tür.

Hizumi verweilte vor dieser, während er das dunkle Holz betrachtete.

„Ich werde Sie benachrichtigen, wenn es etwas Neues gibt…“, sagte er leise, auch wenn er vermutete, dass er der Einzige war, der das hörte. Dann wandte er sich ab und ging die Treppe hinunter. Das Geräusch der Schiebetür, das einige Zeit später erklang, hallte ein wenig im Haus wider.

„Das werden Sie wohl…“ Tsukasa lehnte an der Tür und verschränkte seine Arme vor der Brust. Seine Augen lagen auf einem imaginären Punkt.

~Was war das nur für ein Mensch…?~

Er konnte vernehmen, wie ein Motorrad wendete und die Straße verließ.

Rainbow Bridge

ÜBERRASCHUNG! XDD Irgendwie schein ich es ja doch noch vor den Ferien geschafft zu haben O_o Mich hatte gerade die Schreibwut gepackt und innerhalb von einer Stunde hatte ich dann das Kapi fertig o__o Vielleicht klappt es mit den anderen ja auch so xD also viel Spaß dann o,o *sich am Ende des chaps nochma meld*
 

„AaaaaaaaaAAAAAAAAAAAAAAAH!“

Hizumi begann mit hochrotem Gesicht abwechselnd gegen seinen PC und den Monitor zu hämmern, nach einiger Zeit begann der Bildschirm bereits zu flimmern.

„Äääh… Hizumi?“

„WAS?!“ Er drehte sich mit geballten Fäusten zu seinem Kollegen um und musste sich beherrschen ihn nicht auch noch mit ihnen zu bearbeiten.

„Du bist gerade dabei, deinen Computer auseinander zu nehmen.“

„Ich weiß, Naoko! Hast du sehr schön beobachtet!“

Kumi Naoko war genauso wie Hizumi siebenundzwanzig Jahre alt, hatte schulterlanges, hellbraunes Haar, genauso hellbraune Augen und warf Hizumi einen verständnislosen Blick zu. Dieser erwiderte ihn nur noch immer bis ans höchste Maß gereizt, drehte sich dann weg und versuchte etwas sanfter auf das technische Gerät einzuhämmern.

„Du bist mir ein Rätsel, Hizumi. Eigentlich gibst du die Ruhe selbst, aber sobald die Technik nicht so will wie du-“

„Dann raste ich völlig aus, bla bla bla, ich habs ja verstanden!“ Hizumis Mundwinkel zuckten. „Es ist eben niemand perfekt.“

Naoko kratzte sich am Hinterkopf und widmete sich wieder seiner Arbeit.

~Gott, was der Mann wohl machen wird, wenn seine Kawasaki eines Tages den Geist aufgibt? Tokyo in die Luft sprengen?~

„Wie läufts eigentlich mit deinem Fall?“

Erst reagierte Hizumi nicht auf die Frage, sondern zählte innerlich bis zehn um sich nicht dazu verführen zu lassen, seinem PC erneute Schläge zu verpassen, als dieser schrecklich hing. „Ich war vor drei Tagen beim Verlobten des Opfers“, sagte er dann. „Das was ich gehört habe, hat mir nur geringfügig weitergeholfen.“

„Verlobter?“, fragte Naoko und wandte sich wieder zu seinem Kollegen um.

„Ja, ein schwules Paar“, antwortete Hizumi als wäre es das normalste von Welt. „Der arme Kerl hat innerlich einen ziemlich verwüsteten Eindruck gemacht.“

„Ist das nicht selbstverständlich?“

„Schon…“ Hizumi stützte seinen Kopf auf eine Hand und gab seinem Monitor einen Klaps auf den Bildschirm.

„Aber?“ Naoko hatte sich seiner Arbeit wieder vollends abgewandt, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte Hizumi.

„Er hat nicht so gewirkt, als würde er sich jemals wieder erholen.“
 

~Komm schon, Tsukasa! Du schaffst das! Du bist der Größte! Das ist nur eine Kommode!~

Tsukasas Augen fixierten das Möbelstück, dass direkt neben Karyus Bettseite stand. Seine Hände schlossen sich fest um eine Mülltüte. Mülltüte. Schon dieses Wort im Gedanken an Karyus Wertgegenstände war das reinste Verbrechen.

~Los Tsukasa! Er wird doch Sachen haben, die du entsorgen kannst.~

„NEEEEEEEEEIN!“ Wie in Raserei geraten zerknüllte Tsukasa die Tüte in seinen Händen, warf sie zu Boden und verließ das Schlafzimmer im Eiltempo.

Der schwarze Tee schwappte leicht über, als Tsukasa die Tasse auf den Schreibtisch in seinem Kunstraum abstellte. Allerdings kümmerte er sich nicht darum, sondern setzte sich seine Brille auf, – ein schönes Modell mit kleinen, eckigen Gläsern und einem dicken, schwarzen Gestell – ließ sich auf dem Stuhl nieder und starrte abwechselnd das DIN A 3 Papier vor sich und die unbemalte Leinwand zu seiner Linken an. Eigentlich hatte Tsukasa vorgehabt zu zeichnen, um sich abzulenken, doch das einzige Motiv was ihm in den Sinn kam war wie zu erwarten immer wieder Karyu gewesen. Seit seinem Tod hatte sich Tsukasa gerade einmal dazu imstande gesehen ein einziges Bild zu malen und das war ziemlich erbärmlich. Schreiben konnte er auch nicht mehr, weil er sich dabei daran erinnern musste, wie Karyu ihn versorgt hatte, wenn er stundenlang und pausenlos hinter seinem PC klemmte und auf die Tasten eingehämmert hatte.

~Ich muss irgendwie von ihm loskommen…~

Moment, waren das eben seine Gedanken gewesen? Demonstrativ schüttelte Tsukasa seinen Kopf und nahm einen Schluck Tee. Dieser Polizist war erst einmal hier gewesen und färbte jetzt schon auf ihn ab!

Knurrend begann Tsukasa wild in seinem Tee herumzurühren. Niemand auf der ganzen, beschissenen Welt könnte auch nur geringfügig nachvollziehen was für eine immense Kraft es Tsukasa kostete, sich nicht gleich Heidiwitzka aus dem Fenster und Karyu hinterher zu stürzen.

Einmal war ihm der Gedanke gekommen. Dann hatte er sich leider daran erinnern müssen, dass er nur im ersten Stock wohnte.

Und ganz plötzlich übermannte ihn seine Verzweiflung über seine Lage, zwischen den Welten zu sitzen.

Der Tee verdünnte sich durch Tsukasas Tränen.
 

„Hör mal, Pappnase, es is’ ja schön und gut, dass du dir Gedanken um ihn machst, aber das gehört eigentlich nur höchst nebensächlich zu deinen Aufgaben.“

Naoko hatte sich einen Kugelschreiber gegriffen und spielte multitasking – like damit, während er eine Mappe aufschlug und damit begann einige Sachen zu unterstreichen. Hizumi beobachtete ihn säuerlich, bevor er aufseufzte und sich wieder seiner Arbeit zuwandte.

„Du kannst mir nicht sagen, dass ich gefühlskalt sein soll.“

Eine ziemlich lange Pause trat ein, dank jener Hizumi gar nicht erst daran dachte, dass Naoko dem noch irgendetwas hinzuzufügen hatte, deshalb hakte er das Thema ab. Umso mehr verwunderte es ihn, als sein Kollege nach etlichen Minuten die Stimme erhob.

„Es mag vielleicht sehr grausam klingen, aber… ein Polizist benötigt ein hohes Maß an Gefühlskälte. Er muss lernen, zu verdrängen. Wenn er es nicht tut, dann könnte das sein Ende sein. Eigentlich müsstest gerade du es wissen.“

Mit einem Mal legte sich eine frostige Stille über das Doppelbüro. Naoko meinte zu hören, wie Hizumi tief einatmete und die Luft anhielt.

„Sag das nie wieder. Nie wieder. Verstanden?“

Hizumis Kollege kam nicht umhin zu schlucken und sich stillschweigend wieder seiner Arbeit zuzuwenden.

Den restlichen Tag wechselten die beiden kein weiteres Wort mehr.
 

Dann, als Hizumi nach Feierabend an einer roten Ampel stand, die einfach nicht auf den grünen Bereich umspringen wollte, machte er sich die ersten Vorwürfe für sein Verhalten. Das war eigentlich auch nur eine Frage der Zeit gewesen, denn bei der kleinsten Angelegenheit schob er sich letztendlich die Schuld selbst in die Schuhe, auch wenn er sie nicht zu tragen hatte. Von diesen Gedanken noch missgestimmter, trat er aufs Gas, als es grün wurde.

Langsam und lautlos schob sich die Wohnungstür auf und Hizumi trat aus dem Treppenhaus in sein Heim. Noch während er den Flur entlang schritt, entledigte er sich seines Mantels und hängte ihn elegant über die nächstbeste Türklinke.

Wenn jemand das Chaos beherrschte, dann war das wohl Hizumi, denn er lebte frei nach dem Motto ‚Wer aufräumt, ist zu faul zum suchen’.

Seine Füße, die wohlgemerkt noch immer in den Stiefeln steckten, führten ihn zuerst in das kleine Arbeitszimmer. Gut, es war nicht wirklich ein Arbeitszimmer. Eher ein durch ein großes Regal abgetrennter Teil des Wohnzimmers.

Die Lüfter des Computers begannen zu surren, als Hizumi ihn anwarf und einen Haufen veralteter Akten vom Tisch fegte. Akten von Ladendieben, Leuten, die kleinen Kindern ihre Lutscher klauten und was es da noch für unsinniges Zeug gab.

Er wusste ganz genau, dass er nicht darum käme, Oota-san einen weiteren Besuch abzustatten. Und er befürchtete, dass ihm dies nicht einmal weiterhelfen könnte. Hatte diese Spezialeinheit, zu der er nun ebenfalls gehörte, nicht massenweise Informationen, und kam trotzdem nicht weiter? Nun ja, sie mussten schon schlampig gearbeitet haben, wenn sie nicht einmal in Erfahrung bringen konnten, dass dieser Yoshitaka – oder Karyu, wie Oota-san ihn nannte – eine Beziehung mit einem Mann gehabt hatte.

Diese Gedankengänge führten Hizumi wieder zu den Fakten, dass er damals spurlos verschwunden und ganz plötzlich wieder aufgetaucht war. Darauf war der Cop allerdings schon die letzten Tage herum geritten und es hatte ihm nichts gebracht.

Hizumi ließ sich auf den Stuhl sinken, schnippste einen Plastikbecher weg und stützte seinen Kopf mit den Händen ab, während er den Monitor seines PC’s anstarrte.

Seine Mundwinkel zuckten. Es würde keinen Sinn haben.
 

Mit kritisch gehobenen Augenbrauen betrachtete Tsukasa sein Werk, welches er nach seinem Weinkrampf angefertigt hatte. Nun gut, er hatte es dazu gebracht, wieder zu malen.

Aber es war einfach grauenhaft.

Seufzend erhob er sich, ergriff die Leinwand und drehte sie auf dem Gestell um, damit er den Anblick nicht länger zu ertragen hatte. Immerhin hatte er sich damit drei Stunden seines elenden Lebens vertreiben können. Mit schnellen Fingern begann Tsukasa, die Tuben der Ölfarben zuzuschrauben und wegzuräumen und die Schalen und Pinsel auf das Tablett mit dem kalten Tee zu räumen, den er kaum angerührt hatte.

Langsamen Schrittes ging er in die Küche und begann damit, die Utensilien abzuspülen. Er legte seine Brille ab, lehnte seinen Kopf an den Schrank über sich und beobachtete, wie die verschiedenen Farben über seine schlanken Hände liefen. Tannengrün, Schwarz, Karminrot, Violett…

Tsukasa fragte sich, wie er sein missglücktes Kunstwerk am besten entsorgen konnte. Vielleicht sollte er es zu Akane-san bringen, wenn sie wieder zurück war. Vielleicht könnte sie damit etwas anfangen, es vielleicht verbessern, oder ihm einfach nur sagen, dass er es wirklich aufgeben sollte, oder aber-

Er zuckte heftig zusammen, als es bei ihm an der Tür klopfte. Vor Schreck hatte er seine Hände aus dem Becken empor gerissen, sodass das Wasser einmal quer durch die Küche gespritzt war. Fluchend schnappte er sich ein Handtuch, trocknete seine Hände und ging währenddessen zur Tür um sie unwirsch aufzureißen. Niemand hatte das Recht dazu, ihm in einer seiner depressiven Phasen so einen Schrecken einzujagen!

Tsukasa hatte sich bereits etwas vorgebeugt, tief Luft geholt um seiner Missgunst Ausdruck zu verleihen, doch als er realisiert hatte, wer da vor ihm stand, blieb ihm die Luft weg.

„Was um alles in der Welt…“

„Kennst du diesen Mann, Kenji?“

Tsukasa blickte auf eine kleine, vom Alter gebeugte Frau, mit schlohweißen Haaren, die sie zu einem Knoten gebunden hatte. Ihre Wangen waren leicht gerötet, Tsukasa nahm an, vor Wut, und ihre Augenbrauen hatte sie zusammengezogen.

Seine Augen wanderten ihren linken Arm hinauf, bis zu der Hand, in derer brutalen Griff sich das rechte Ohr Yoshida Hiroshis befand, der nun gezwungen war, gebückt zu stehen.

Schweigen.

Tsukasa stemmte eine Hand in die Hüfte und fuhr sich, noch immer recht ungläubig im Bezug darauf, was er hier vor sich hatte, mit der anderen durch die Haare.

„Hai, Akane-san. Er ist… Polizist.“

Die Frau nickte andächtig und ließ Hizumi los, der sich dankend vor ihr verbeugte.

Tsukasa hätte sicherlich gelacht, oder wenigstens ein Lächeln für diese Situation übrig gehabt, wenn er sich nicht so schlecht fühlen würde.

„Seit wann sind Sie wieder hier, Sensei?“

„Oooh, ich bin gerade gekommen, da habe ich gesehen, wie dieser Herr das Haus betreten hat. Da hat er nur nicht mit mir gerechnet! Hat gemeint, er sei Polizist-“

„Verzeihung, aber ich bin Polizist.“

„Aber Sie haben doch keine Marke dabei.“

~Ich hätte ja auch nicht gedacht, dass mich so eine Kampf-Omi überrumpeln würde…~ Hizumi konnte sich gerade noch zurückhalten, und so blieben ihm diese Worte nur in Gedanken.

„In Anbetracht der Tatsache, dass Oota-san mich bereits kennt, hielt ich es nicht für nötig, meine Marke mitzunehmen.“

Bevor die kleine Frau etwas erwidern konnte, legte Tsukasa ihr eine Hand auf die Schulter. „Es ist alles in Ordnung, Sensei. Ich bin mir sicher, dass Yoshida-san nur ein paar Fragen an mich hat, dann komme ich zu Ihnen nach unten. Ich… muss Ihnen etwas zeigen.“

Akane-san wechselte noch einen letzten Blick mit Tsukasa und Hizumi, bis sie nickte, umdrehte und murmelnd die Treppe hinunter schritt. Hizumi meinte deutlich Satzbruchstücke wie Das ist unerhört und an meinem Schüler vergreifen heraus hören zu können.

Ein Seufzen, stammend von Tsukasa, erinnerte ihn an den Grund seines Besuchs. Hizumi wandte sich zu diesem um und sofort stach ihm der weiße Kittel in die Augen, den Tsukasa sich zum Malen umgebunden hatte. Er war nicht so extraordinär gekleidet wie bei Hizumis letztem Besuch, sein Gesicht war nur leicht geschminkt und außerdem trug er heute keine Kontaktlinsen. Seine Augen waren haselnussbraun.

„Wollten Sie nicht reinkommen?“, fragte Tsukasa mit gehobenen Augenbrauen und trat einen Schritt beiseite, noch immer das Geschirrtuch in den Händen. Hizumi nickte wortlos und betrat die Wohnung.

Es ließ sich wohl kaum leugnen, dass Oota Kenji nicht gerade erfreut über seinen Besuch war. Mit knappen Worten hatte er Hizumi gebeten, in der Küche Platz zu nehmen, während Tsukasa selbst das Tuch zu Boden geschleudert hatte und es nun mit dem Fuß über die Fliesen schob um sein Missgeschick zu beseitigen. Es vergingen etliche Minuten, in denen nichts Anderes außer dem Scheuern auf dem Boden zu vernehmen war.

„Sie waren sich wohl zu schade, mich telefonisch über Ihren Besuch zu informieren, was?“

Hizumi ließ diese bissige Frage über sich ergehen und beobachtete, wie Tsukasa das Tuch aufnahm und auf eine Arbeitsplatte legte. Neben einen Haufen von Schalen und Pinseln.

„Ich hätte angenommen, dass es Ihre Mutter sein würde, hätten Sie sie nicht mit Sensei betitelt.“

„Meine Mutter ist tot“, antwortete Tsukasa, dem es anscheinend nicht zu stören schien, dass Hizumi seine Frage nicht beantwortet hatte. Er drehte sich zu ihm um und lehnte sich an den Herd. Ihre Augen begegneten sich.

„Mein Beileid.“

„Davon kann ich mir nichts kaufen.“ Zu Hizumis Verwirrung umspielte für kurze Zeit ein Lächeln die Lippen seines Gegenübers. „Ich war acht, als sie starb. Und eigentlich hatte ich kein richtiges Verhältnis zu ihr. Sie war meine biologische Mutter, sonst nichts.“ Eine kleine Pause folgte, in der Tsukasa nach seiner Brille griff und an ihrem Gestell herumnestelte.

„Und Ihr Vater?“, fragte Hizumi.

Tsukasa musterte ihn eine Weile prüfend und zog dabei einen Stuhl zu sich heran, auf dem er sich dann niederließ. „Wir stecken schon mitten drin, oder?“, sagte er leise. „In Ihrer scheiß Befragung?“

Über Hizumis Gesicht zuckte ein leichtes Grinsen. „So schnell kann das gehen.“

„Kontakt abgebrochen“, antwortete Tsukasa und senkte den Blick auf seine Brille, die er in den Schoß hatte sinken lassen. „Konzernchef, reich, wohlhabend, ein Arschloch. Es gibt keine Firma hinter der er nicht her ist, um sie aufzukaufen, bevor sie ihm zur Konkurrenz wird… Was will man dann mit einem Sohn wie mir? Einem aus der Szene, wie er es so schön betont, einem vom anderen Ufer. Jemandem mit einem abgebrochenem Studium und seinem tollen Farbkasten, mit dem er so gerne rumspielt. Letztendlich hat er wohl sogar vergessen, dass ich überhaupt existiere.“

Der Ton von seiner Stimme hätte abstoßender nicht sein können.

Hizumi konnte sich sehr gut vorstellen, wie der Mann sich fühlen musste. Er überschlug seine Beine und sah zu, wie Tsukasa seinen Kopf wieder anhob. „Wollen Sie vielleicht noch etwas über ihn wissen? Vielleicht wie viele Huren er sich in der Woche schicken lässt?“

„Kommt ganz drauf an, ob diese Huren etwas mit Ihnen zu tun haben.“

Tsukasa blickte den Cop perplex an, den Mund leicht geöffnet und den Kopf ein wenig auf die Seite gelegt. „Nein!“

Hizumi kam nicht umhin, aufzulachen, weshalb er einen säuerlichen Blick von Tsukasa erntete. „Dann natürlich nicht.“

Hizumi beobachtete wie sich sein Gegenüber zurücklehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. In diesem Moment fragte er sich, ob Oota-san ihn vor ein paar Tagen mit seiner Kostümierung abschrecken wollte, was er ja freilich nicht geschafft hatte.

„Ist ein Polizist nicht immer und überall dazu verpflichtet, seine Marke bei sich zu haben?“

Hizumi faltete die Hände vor seinem Bauch und legte seinen Kopf leicht zurück. An seinem Hals glänzte eine silberne Kette. „Eigentlich schon, ja. Ich muss zugeben, dass ich sie völlig vergessen hatte, weil das meine freie Zeit ist, die ich auf den Besuch hier verwende. Und in meiner Wohnung trage ich sie für gewöhnlich nicht mit mir umher.“

„Sollte ich mich jetzt geehrt fühlen?“

„Nur, wenn Sie es wollen.“

Tsukasa wollte ihm gerade eine bissige Antwort geben, als er bemerkte, wie Hizumi grinste und anscheinend nur darauf wartete.

„Gott“, sagte er stattdessen und ein kurzes und auch nur halbherziges Auflachen ließ seinen Körper erzittern. „Sie sind ein Idiot!“

Eine von unzähligen Schichten des unbeschreibbar dicken Eises zwischen Tsukasa und der Welt schien gebrochen.
 

Seit jenem Tag, an dem Akane-san Hizumi zurecht gewiesen hatte, war nun einiges an Zeit vergangen. Tsukasa hatte noch vier weitere Male von Hizumi Besuch bekommen, und mit jedem Mal schien sich die Unterhaltung zwischen ihnen ein wenig mehr zu entspannen. Tsukasa hatte bemerkt, dass Hizumi ihn zwischen diesen Treffen immer drei bis vier Tage in Ruhe ließ. Wohl, damit sich dieser von ihm erholen konnte, denn ihm schien aufgefallen zu sein, dass Tsukasa zum Schluss hin immer ruhiger wurde, da es ihm letztendlich doch zu viele Fragen wurden. Erst hatte er sich eingeredet, dass er nun ausgeglichener sei, weil Akane-san wieder da war, die für ein paar Wochen bei einer Freundin in Nagoya gewohnt hatte. Doch er musste sich eingestehen, dass es ihm gut tat, wenn Hizumi bei ihm war. Er merkte, dass er sich dann nicht mehr so allein fühlte. Auch wenn er es vielleicht nicht vor Hizumi selbst zugeben könnte.

Das missglückte Bild von der Morgenröte über einem Wald – ein ziemlich dämliches Motiv, wie Tsukasa nachher fand – hatte er bereits an seinen Sensei abgeschoben. Die Frau hatte es sich angesehen, gelächelt und dann meinte sie doch tatsächlich, dass sie es ganz hübsch fände. Daraufhin hatte Tsukasa es ihr sehr bereitwillig geschenkt.

Seine Hand schnellte zur Fernbedienung und schon kurz darauf waren die Geräusche verklungen. Widerwillig stand Tsukasa auf und schritt zur Tür, an der es immer wieder klopfte. ~Meine Fresse, ich komme ja…~

„Oh… Hall…-o“ Tsukasas Augen wanderten über Hizumi, der von Kopf bis Fuß in Motorradkleidung steckte. Etwas, was er noch nie erlebt hatte. Unter einem Arm klemmte ein schwarzer Helm, einen weiteren hielt Hizumi locker in der anderen Hand.

„Guten Abend!“, sagte er erfreut und mit einem Grinsen. Tsukasa warf einen skeptischen Blick auf den zweiten Helm.

„Sie haben zehn Minuten um sich Motorrad-tauglich anzuziehen. Und kommen Sie mir nicht damit, dass sie keine Lederklamotten hätten.“

„Was genau… haben Sie vor?“, fragte Tsukasa.

„Ich zeige Ihnen das Leben.“
 

Zwanghafter Weise umklammerte Tsukasa Hizumis Körper, während sie quer durch Tokyo bretterten. Schon als der Cop an diesem Abend in dem Aufzug aufgekreuzt war, zweifelte Tsukasa an Absichten, die gesund für ihn ausfallen würden. Er war nicht der Mensch für solche Maschinen, deren Motor gerade in diesem Moment unter ihm auf Hochtouren lief. Tsukasa war dankbar, dass eine Ampel vor ihnen auf Rot umsprang, und er sich so – wenn auch nur für kurze Zeit – von dieser unerbitterlichen Geschwindigkeit erholen konnte. Während sie warteten wandte Hizumi seinen Kopf zu ihm um und schien ihn zu fragen, ob er okay wäre. Tsukasa verstand es durch die beiden Helme nicht genau. Er nickte einfach mit einem flüchtigen Lächeln und fragte sich, warum um alles in der Welt er diesem Mann nicht einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte.

Kaum hatte er Atem geschöpft, ging es auch schon weiter. Mit der Zeit merkte er, dass sie in Richtung des Innenhafens fuhren. Und tatsächlich konnte er nur wenige Minuten später eine riesige Brücke vor ihnen ausmachen. Eigenartigerweise war sie kaum befahren.

In Tsukasa kam eine dunkle Ahnung auf, die sich kurz darauf in Form eines aufbrummenden Motors bewahrheitete.

~Nein! Hiroshi, tun Sie das bitte nicht…~

Doch da war es schon zu spät. Hizumi gab Vollgas.

Tsukasa presste sich erschrocken an ihn und im ersten Moment war ihm danach, laut aufzuschreien, auch wenn das wohl niemand gehört hätte. Doch dann blickte er hinab in den Hafen, sah, wie das Wasser von der Abendsonne glitzerte und sich die Perspektive mit jedem Zentimeter verschob, den Hizumi und er zurücklegten. Er sah, wie kleine Wellen an das winzige Stück Strand rollten, wie ein kleiner Fischerkahn seines Weges tuckerte und dort im Hintergrund die Lichter von Tokyo’s Wolkenkratzern aufflammten.

Die weißen Pfeiler der Rainbow Bridge rauschten an ihnen vorüber und mit einem Mal überkam Tsukasa dieses immense Gefühl, frei zu sein.
 

„Wie fanden Sie das?“

Tsukasa stieg wie Hizumi von der Maschine und nahm den Helm ab. Er wankte ein wenig und seine Haare standen zu allen Seiten ab. Mit einer Hand versuchte er sie zu ordnen, während er leicht nickte. „Nicht schlecht…“

Hizumi grinste und nickte dann dem kleinen Strand zu, den Tsukasa schon von der Brücke aus gesehen hatte.

„Das ist ein guter Ort zum Nachdenken“, merkte Hizumi an, da es allen Anschein hatte, dass Tsukasa seine Augen nicht von dem Panorama abwenden konnte. Sie saßen nebeneinander im Sand, die Helme an ihren Seiten. „Besonders um diese Tagezeit, dann ist es hier ziemlich ruhig.“

„Es ist atemberaubend.“

„Ja.“

Beide blickten zu der orangeroten Sonne auf, die sich anschickte, hinter den ersten Hochhäusern zu verschwinden. Der Himmel wirkte wie Feuer und war von violetten Wolken durchsetzt. Die kleinen Wellen rauschten leise und es wehte ein warmer Wind. Es war nicht zu beschreiben wie wunderbar dieses kleine Stück Natur, bestehend aus einigen Bäumen dem Sand und dem Meer, zwischen dieser riesigen Welt der Technik wirkte

„Sie malen doch, oder? Wäre das nicht ein perfektes Motiv?“

Tsukasa warf Hizumi einen Seitenblick zu. Für einige Zeit musterten sie sich schweigend.

„Da haben Sie Recht. Ich wunder mich, warum ich nie auf die Idee gekommen bin, bei Sonnenuntergang hierher zu kommen.“

Hizumi lächelte und blickte wieder aufs Wasser. „Man kann es als so eine Art Insider Tipp sehen.“

„Dann bedanke ich mich herzlich.“ Tsukasa zog seine Beine an und umschlang sie mit seinen Armen. Ein etwas größeres Schiff fuhr an ihnen vorüber.

„Sie meinen also, das hier ist das Leben?“

„Auf jeden Fall erfüllt der Anblick einen mit Leben. Meinen Sie nicht?“

Nachdenklich zog Tsukasa seine Augenbrauen zusammen. „Doch, das tut es. Und bei jemanden wie mir… will das schon was heißen.“

Hizumi erhaschte ein kurzes Lächeln in seinem Gesicht.

„Aber es macht mich gleichermaßen auch traurig. Auf den Moment warten zu müssen, in dem die Sonne verschwindet und alles um uns dunkel wird…“

„Deshalb soll man die Augenblicke genießen, in denen uns die Sonne Gesellschaft leistet, sie froh im Herzen tragen und nie vergessen. Dann ist sie immer bei einem.“

Tsukasa wandte seinen Kopf zu Hizumi und zu jenem Zeitpunkt, da er ihm in die Augen blickte, wusste er, dass ihm nicht verborgen geblieben war, was Tsukasa wirklich meinte. Eine Woge von Zuneigung und Dankbarkeit durchfuhr ihn.

„Tsukasa“, sagte er im leisen Ton und hielt dem Anderen seine Hand hin.

Hizumi, der erst ein wenig später verstand, lächelte und drückte sie.

„Hizumi.“
 

sooo, da bin ich nochma kurz oo' will nich lange stören

also zur Rainbow Bridge, die gibbet wirklich und befindet sich genauso wirklich am tokyoter Innenhafen xDD Ich war da, auch bei Sonnenuntergang, das sind quasi meine Eindrücke die ich widergegeben habe o,o auf Anfrage kann ich ja mal mit ein paar Fotos rausrücken

und: Es war WUNDERSCHÖN *______*
 

P.S.: Wenn man da so im Sand sitzt wird man wirklich traurig, hat aba auch das Gefühl, dass man etwas verpasst hätte, wäre man nich da gewesen

Dear Diary

Jahaaa, ich weiß es hat echt scheiße lange gedauert <_____< Dafür ein dickes Gomen. Nya, ich meld mich am Ende nochmal o..o Ich hoffe, dass das Chap euch gefällt.
 

Leben.

Seimei.

Ja, vielleicht würde es eines Tages wirklich wieder für Tsukasa beginnen. Irgendwann würde er vielleicht akzeptieren, dass es weiter geht. Auch ohne Karyu.

Seine Augen spiegelten sich in der Teetasse, die vor ihm auf dem Schreibtisch stand, der Rahmen seiner Brille verschwamm hin und wieder. Während er seinen Blick hob, tunkte er den Pinsel leicht in die feuerrote Ölfarbe und vermischte sie mit dem Gelb. Tatsächlich hatte er sich daran gewagt, den tokyoter Innenhafen auf die Leinwand zu bringen, allerdings erst zwei Wochen nachdem er mit Hizumi dort im Sand gesessen und ihm das Du angeboten hatte.

Dieser hatte auch gemeint, dass sie sich ja mal außerhalb seines Dienstes treffen könnten, da hatte Tsukasa allerdings nur nachhaltig zugestimmt. Er konnte nicht einmal sagen, wieso. Es wäre doch ein guter Gedanke – definitiv war es einer der Gedanken Hizumis, die zu Tsukasa übergedriftet waren – einen guten Freund zu haben. Das konnte ja nicht verkehrt sein, gerade wenn man wie er emotional bis zum Kinn im Misthaufen hockte.

Der Tag, an dem sie sich treffen wollten, war dieser hier.

Tsukasa schob die Brille auf seinem Nasenbein nach oben, währenddessen bearbeitete er konzentriert die untergehende Sonne.

Ja, wird schon nicht verkehrt sein. Da konnte man sich auch mal über andere Sachen unterhalten, als das man über jeden Fitzel von Tsukasas oder Karyus Vergangenheit hundertmal hinwegrutschte. Sein Mundwinkel zuckte bei dem Gedanken. Unweigerlich musste er sich vorstellen, wie er mit dem Cop in einem in zartrosa gehaltenen Raum saß und Tee aus einem überaus kitschigem Service trank, während draußen kunterbunte Vöglein zwitscherten und sie sich darüber unterhielten ob Tsukasa seinen Flur in babyblau – wie Karyus Lieblingstasse – oder lieber doch in maigrün streichen sollte.

Das waren grässliche Gedankengänge.

Tsukasa setzte seinen Pinsel an der Skyline an und stockte. Das war das erste Mal gewesen, dass er kurzzeitig einen Gedanken an seinen verstorbenen Verlobten verschwendet hatte, ohne direkt in den Erinnerungen an ihn zu versumpfen. Ohne dass er es merkte, verkrampfte sich die Hand, in der er den Pinsel hielt. Jäh überflutete ihn eine Woge von Angst. Er wollte Karyu nicht mit seinem Vergessen strafen. Mit einem Mal begann er sich vor dem Tag zu fürchten, an dem er aufwachen und nicht daran denken würde, dass es Karyu überhaupt gegeben hatte.

~Das ist doch absurd! So weit könnte niemals kommen!~

Das Ticken der Uhr, die direkt über ihm an der Wand hing, holte ihn aus den Gedanken zurück; der Pinsel berührte die Leinwand.

Ja, es war nicht einmal minder absurd! Besser noch, es gab nichts was noch absurder war! Wie um Himmels Willen sollte er Karyu vergessen?

Die nächste Stunde zog wie im Flug dahin, doch das war wohl nur Tsukasas neu entdeckter Gabe zu verdanken, lästige Dinge für einige Zeit aus seinen Kopf auszusperren. Sonst hätte er es wohl niemals fertig gebracht, sein Werk zu vollenden. Und dieses Mal war er mit dem Ergebnis sichtlich zufrieden. Was wollte man mehr? Man erkannte, dass es ein Hafen war, die Rainbow Bridge war auch zu identifizieren, und dass die Sonne gerade unterging, ließ sich eigentlich auch herausfiltern. Ein brauchbares Bild.
 

Tsukasas Befürchtungen hatten sich nicht erfüllt. Er hatte sich weder dazu hinreißen lassen, Tee zu kochen, noch fiel Hizumis Besuch in irgendeiner Weise kitschig oder peinlich aus. Am späten Nachmittag saßen sie beide mit einer Cola bewaffnet in Tsukasas überaus sauberem Wohnzimmer. So sauber, dass es Hizumi direkt peinlich war, wenn er diesen Anblick mit seinem Reich verglich. Seine Augen schlichen von einer Seite zur anderen und er fragte sich, wie man ein Zimmer so perfekt einrichten konnte. Die Wände waren weiß gestrichen, an jeder entdeckte er violette Akzente in Form von Streifen. Der dunkle Boden erinnerte Hizumi mächtig an teuren Steinboden, auf dem sich, quer und elegant, ein weißer Teppich räkelte. Er selbst hatte auf einem schwarzen Ledersessel Platz genommen; Tsukasa hatte es sich auf dem dazugehörigen Sofa bequem gemacht. Sie wurden von einem kurvigen Glastisch mit einer schwarzen Vase voller weißer Lilien getrennt. Der Fernseher befand sich in einer Ecke des Raumes.

Hizumi schaukelte sein Getränk im Glas herum und hob anerkennend die Augenbrauen. Der Mann hatte definitiv Stil.

„Mir gefällts hier auch.“

Gerade als er sich in seine Umgebung einlullen wollte, schreckte Tsukasas Stimme den Cop auf. Seine Augen wanderten zu ihm hinüber. Tsukasa musterte ihn eindringlich und starrte anschließend an die gegenüberliegende Wand. „Du fragst dich bestimmt, wie jemand wie ich sich so etwas leisten kann.“

Hizumi dachte darüber nach, eine Antwort zu geben, wartete dann aber ab, ob sein Gastgeber fortfuhr. Und das tat er auch: „Obwohl ich nie eine feste Arbeit hatte, und auch bis jetzt nur kleine Jobs an Land ziehen konnte, besaß Karyu immer das nötige Kleingeld.“

Er machte eine Pause und sah aus dem Fenster. Ein Schwarm Stare flog laut zeternd vorbei.

„Ich denke, er war nur ein Bankangestellter?“

„Ja. Deswegen habe ich mich nicht minder gewundert.“ Tsukasas Augen wanderten zu Hizumi, wirkten leicht entrückt. „Er sagte, ich solle mir um das Geld keine Gedanken machen. Ich solle ihm einfach vertrauen. Das habe ich auch und-...“

Tsukasa hielt inne und klammerte sich ein wenig fester an sein Glas. Sein Blick schweifte zu den Lilien hinüber. Sein Gast indes beobachtete ihn und lächelte milde.

„Ich glaube, wir driften in die falsche Richtung ab...“

Man hörte, wie sich Tsukasa tiefer in das Sofa sinken ließ. Sein Nicken war schwach, dennoch zu erkennen.

„Ja.“
 

„Gute Nacht...“
 

Tsukasas Blicke schweiften zur Uhr, die über der Tür im Schlafzimmer hing. Es war jetzt 10 Uhr. Hizumi war vor einer Stunde gegangen. Im Nachhinein war es ihm kaum vorstellbar, wie schnell die Zeit vergangen war. Es war abzusehen, dass der Anfang ihres Zusammenseins Schwierigkeiten mit sich bringen würde.

Aber der Tag hatte sich wirklich gelohnt. Allein schon, weil Tsukasa das erste Mal seit langem wieder richtig gelacht hatte (Hizumi hatte sich versehentlich die Cola in den Schritt gekippt).

Während die Erinnerung an diesen ereignisreichen Moment in ihm aufkam, musste Tsukasa erneut grinsen. Der Mann war auf seine Weise schon unglaublich.

Unwillkürlich drehte Tsukasa sich auf dem Bett, blickte auf ein Bild, das auf Karyus Kommode stand. Ein leichter Stich durchzog sein Herz, doch der Schmerz erstarb jäh. „Du hättest ihn bestimmt auch gern kennen gelernt, Karyu-sama.“

Ganz plötzlich bahnten sich Tränen über seine Wangen, und schon kurz darauf verfiel er einem Weinkrampf. Doch er war in gewisser Weise dazu berechtigt. Und das fühlte sich gut an.
 

Seine Augen lagen unentwegt auf der kleinen Kommode aus Rosenholz, die auf Karys Bettseite stand. Obwohl ihn starre Dunkelheit umfing, konnte er die Umrisse klar erkennen. Er versuchte den inneren Drang zu bekämpfen sie zu öffnen und zu durchwühlen. Nach irgendetwas was Karyu wichtig gewesen war. Vielleicht nach Antworten auf all die ungeklärten Fragen. Tsukasa legte sich auf die Seite und umklammerte sein Kissen, sein Blick wollte nicht von diesem Möbelstück weichen. Er fragte sich, wieso er sich davor strebte, dieses Ding zu durchsuchen und erinnerte sich gleichzeitig daran, wie er todesmutig mit einer Mülltüte darauf zugeschritten war, dann aber die Flucht ergriffen hatte.

Er bewegte sich langsam auf sie zu.
 

11.9.1999
 

Liebes Tagebuch,
 

also, ich weiß nicht genau wieso ich das jetzt mache, aber irgendetwas hat mich dazu geritten, so etwas wie dich zu führen. Vielleicht weil in letzter Zeit so viel passiert ist.

Ich besuche jetzt seit einer Woche die Mahama-koko hier in Tokyo. Es ist einfach stinklangweilig und die Lehrer sind einfach der Horror. Gleich am ersten Tag hat mich mein Sensei in Japanisch vor die Tür gesetzt. Ich weiß immer noch nicht genau warum, vielleicht war ich zu intelligent für seinen Unterricht. Naja, jedenfalls habe ich mich direkt mit ihm angefeindet. Genauso wie mit dieser alten Schrulle Nigama Sensei. Seit ich sie kenne, hasse ich Mathe.

Meine neue Klasse ist auch nicht gerade das, was man perfekt nennen würde. Die Mädchen kichern dauernd so komisch rum und zeigen hinter meinem Rücken auf mich. Das kotzt mich an. Bei dem Gedanken daran, dass sie wohl wieder Frischfleisch brauchen, wird mir echt übel. Mit den Jungs kann ich auch nichts anfangen. Entweder es sind totale Spießer oder totale Arschlöcher. Mit dem einen, Makoto Yasuro, hab ich mich nach zwei Tagen geprügelt. Da durfte ich gleich wieder vor der Klasse stehen, obwohl er Schuld hatte! Was klaut der sich auch mein Lunchpaket?

Nur ein Kerl scheint ganz in Ordnung zu sein. Ist ruhig, mischt sich nicht in fremde Angelegenheiten ein, spielt sich nicht auf und vor allem klaut er nicht mein Essen. Ich glaub, er heißt Kenji.

Naja, das wars für heute. Tschüss
 

Oder wie auch immer
 

Yoshitaka
 

Tsukasas Finger zitterten, als er eine Seite in dem kleinen, schwarzen Buch umblätterte. Er musste sich regelrecht beherrschen nicht unverblümt loszuheulen. Es kommt ihm vor, als würde Karyu direkt neben ihm stehen, und genau das sagen, was er selbst gerade in dessen Tagebuch gelesen hatte. Das Licht der Leselampe flackerte leicht, draußen hatte es angefangen zu gewittern.
 

23.9.1999
 

Liebes Tagebuch,
 

da bin ich wieder. War mir schon irgendwie klar, dass ich keine täglichen Einträge machen würde. Dazu bin ich viel zu faul. Eigentlich müsstest du Mistding Wochenbuch oder Monatsbuch heißen. Naja, ist ja jetzt auch egal.

Ich werd mich bestimmt nicht an meiner neuen Schule einleben. Die spinnen doch da echt fast alle. Die Lehrer meinen immer an mir herummeckern zu müssen. Ich wüsste echt langsam gerne, warum. Ich weiß gar nicht was ich falsch gemacht haben soll. Sogar in Kunst und Kalligraphie werfen sie mir vor, das ich mich dringend bessern müsste, dabei fällt das künstlerische Talent eben nicht jedem in den Schoß. Mir zum Beispiel nicht. Dafür aber diesem Kenji, der sitzt in Kalligraphie neben mir. Während ich noch gucke, wie ich am besten diesen dummen Pinsel halte, ist der schon längst mit dem Zeichen fertig. Und dann sieht es auch noch gut aus! Naja, wenn ich das erste fertig habe, dann häufen sich seine Werke bereits in der Mitte des Tischs. Das letzte Mal hat er meine Pinselhaltung korrigiert. Eigentlich hätte mich sowas sauer gemacht, aber mir ist es nur schlichtweg peinlich gewesen. Ich glaub, weil der mir keinen dummen Bemerkungen an den Kopf geworfen hat. Der hat mir nur Tipps gegeben. Ich hab mich gefühlt, wie ein kleines Kind.
 

Yoshitaka
 


 

30.9.1999
 

Liebes Tagebuch,
 

ich werde wohl bald auf eine andere Schule kommen. Meine Mutter meinte, dass wir umziehen. Langsam nervt das, wir sind doch er vor kurzem hier angekommen. Immer wenn ich sie frage warum, gibt sie mir keine Antwort.
 

Yoshitaka
 


 

20.10.2000
 

Liebes Tagebuch,
 

eigentlich weiß nicht, ob ich dich noch weiter führen will. Es sind Dinge passiert, die selbst dich nichts angehen. Es tut nur noch weh.
 

Yoshitaka
 

21.10.2000
 

Liebes Tagebuch,
 

okay, du hast gewonnen. Wem soll ich meinen Kummer andrehen, wenn nicht dir?

Vor einem halben Jahr sind meine Eltern gestorben. Sie hatten nen Autounfall, hat man mir erzählt. Ich hab mir immer vorgestellt, wie so eine Beerdigung ist. Beerdigungen sind schrecklich. Meine Großeltern haben nur geweint. Sie sagten, dass es sehr schlimm sei, wenn die Eltern die Kinder zum Grab tragen müssen. Das kann ich mir gut vorstellen. Es ist aber genauso schlimm wenn das Kind mit 17 Jahren seine Eltern zum Grab tragen muss. Aber ich habe keine Träne vergossen. Bis die letzte Rose ins Grab gefallen ist, hab ich mir vorgestellt, dass ich einen Albtraum habe. Erst als ich gemerkt habe, dass alles echt ist, habe ich mich zuhause im Schlafzimmer eingeschlossen, mich auf ihr Ehebett gelegt und mir die Seele aus dem Leib geheult.

Ich wohne jetzt bei meinem Onkel in Osaka. Aber ich kann nicht sagen, dass es ein Glücksfall war. Er erkennt mich nicht an. Ich weiß nicht wieso. Dabei habe ich schon so viel versucht. Mir einen Job gesucht, um zusätzliches Geld reinzubringen, ich schufte im Haus, ich bemühe mich um gute Noten in der Schule. Es ist zum verzweifeln. Ich weiß nicht, worum ich noch kämpfen soll.
 

Yoshitaka
 


 

12.3.2001
 

Liebes Tagebuch,
 

ich hätte nicht gedacht, dass es noch schlimmer kommt. Mein Onkel ist weg. Sie haben mich aufgegriffen und unter ihre Fittiche genommen. Sie sagen mir, dass er tot ist. Wer soll noch alles sterben? Ich durfte nicht zu seiner Beerdigung. Sie haben mich zurück nach Tokyo gebracht. Ich habe Angst, weil ich nicht weiß, was jetzt passieren soll. Sie sagen, ich würde jetzt für sie arbeiten müssen. Und ich habe nicht das Gefühl, dass sie etwas Legales meinen.
 

Yoshitaka
 


 

2.5.2003
 

Liebes Tagebuch,
 

ich weiß, ich habe lange keine Einträge mehr gemacht. Und auch bei den anderen war der zwischenzeitliche Raum nicht gerade gering. Es geht mir nicht schlecht, auch wenn ich anfangs monatelang mit meinem Schicksal gehadert habe. Sie haben mir jetzt einen größeren Auftrag gegeben. Er hat mit diesem Kenji Oota zu tun, der auf der Mahama in meine Klasse ging. Irgendwie freue ich mich ihn wiederzusehen, obwohl wir nur selten miteinander geredet haben. Ob er sich wohl an mich erinnert?
 

Yoshitaka
 


 

24.5.2003
 

Liebes Tagebuch,
 

ich mag diesen Kenji. Er ist über die Jahre noch sympathischer geworden. Sein Hang zum Sarkasmus hat es mir irgendwie angetan. Als wir uns vor einer Woche das erste Mal wieder begegnet sind, hab ich ihn auf ein Bier eingeladen. Das war vielleicht nicht so gut, Bier scheint er nicht so zu vertragen. Aber immerhin haben wir durch seine Heiterkeit einen netten Abend in der Bar verbracht. Kurz danach hatte ich seine Nummer und seine Adresse. War doch irgendwie einfacher als ich gedacht habe. Wir haben einen guten Kontakt aufgebaut.
 

Achja, übrigens: Er hat sich tatsächlich an mich erinnert!
 

Yoshitaka
 


 

5.7.2003
 

Liebes Tagebuch,
 

ich weiß nicht, was ich tun soll. Sie haben es auf Tsukasas Vater abgesehen, das habe ich jetzt erfahren. Und ich spiele jetzt schon seit knappen anderthalb Monaten den Köder. Sie schienen aber nicht zu wissen, dass er nicht gerade die besten Bande zu seinem Erzeuger knüpft. Tsukasa hat mir gesagt, dass er sehr vermögend ist. Jetzt weiß ich auch endlich, was sie von ihm wollen. Aber ich will da nicht mehr mitmachen. Hätte ich gewusst, dass ich mich in ihn verliebe, dann hätte ich diesen Auftrag niemals angenommen.
 

Karyu
 


 

1.2.2005
 

Liebes Tagebuch,
 

ich habe jetzt schon oft versucht, aus diesem scheiß Geschäft auszusteigen. Und das nicht zuletzt wegen Tsukasas Wohlergehen. Aber der einzige Ausstieg läuft über den Tod. Ich habe ihm noch nichts von alledem erzählt. Und ich glaube, das werde ich auch nicht. Ich will nicht, dass er mich als Verbrecher sieht. Wir sind vor einem halben Jahr zusammengezogen. Ich habe kein gutes Gefühl. Sie wissen, dass ich nicht mehr voll in der Sache drin sein will. Vielleicht werden sie mich töten. Aber schlimmer ist der Gedanke, dass sie vielleicht Tsukasa töten. Das muss ich irgendwie verhindern. Ich liebe ihn.
 

Karyu
 


 

29.4.2006
 

Liebes Jahresbuch,
 

ich lebe noch. Tsukasa lebt auch noch. Und ich habe noch nichts davon gehört, dass man seinen Vater ausgeraubt hätte. Vielleicht sind wir wirklich raus. Ich hatte vor einer Woche meinen letzten Konflikt mit ihnen, weil ich Tsukasa einen Antrag machen will. Ich weiß, dass homosexuelle Pärchen in Japan verpönt sind. Aber der Antrag soll ihm zeigen, dass ich bei ihm bleiben werde. Ich habe etwas gefunden, wofür ich kämpfe.
 

Karyu
 


 

12.5.2006
 

Liebes Tage/Wochen/Monats/Jahresbuch,
 

er hat den Antrag angenommen. Jetzt wünschte ich mir, ich hätte ihn nie gemacht. Sie haben mir eine Mail geschickt. Ich weiß jetzt, dass ich sterben werde. Ich weiß nur nicht wann. Aber das ist okay, solange ich meine verbliebene Zeit in Ruhe mit Tsukasa verbringen kann. Und solange ihm nichts passiert. Es wird eine Erleichterung sein, aus dem Geschäft zu kommen.

Auch wenn mir die Art und Weise nicht zusagt.
 

Karyu
 


 

20.5.2007
 

Liebes Wieder-Jahresbuch,
 

ich muss sagen, dass ich ihnen dankbar bin, dass sie mir mehr als ein Jahr gegeben haben. Es war ein wunderschönes Jahr. Aber heute Abend werde ich sterben. Ich hoffe, dass Tsukasa in Zukunft glücklich wird. Egal mit wem. Ich will ihn einfach lachen sehen, wenn ich vom Himmel auf ihn hinabsehe.

Das Glück kommt zu denen, die lachen, heißt es doch.

Das war mein letzter Eintrag. Jetzt gehe ich zu meinem Henker.
 

Ich glaube, dass du das alles irgendwann lesen wirst, Tsukasa.

Und deshalb etwas, damit du alles besser verstehst (Es tut mir leid, dass ich es dir nie erzählt habe):
 

893
 

Karyu
 


 

Tsukasa klappte das Buch zu und starrte auf das schwarze Leder, in das es eingebunden war.
 

„Verzeihung, ist Yoshida-san in seinem Büro?“

Die rundliche Sekretärin sah von ihrem PC auf, blickte dann auf eine Liste und nickte langsam.

„Ja, er müsste da sein. Er hat heute Nachtschicht. Den Gang da hinten lang, die letzte Tür links.“

Tsukasa lief schnellen Schrittes den langen Bürogang entlang und blickte dabei stur geradeaus. Seine Gedanken hingen noch immer bei dem Buch, das er gerade in seinen Händen hielt und so zusammenpresste, dass seine Finger zu zittern begannen. Am Ende des Ganges griff er nach der Türklinke des linken Büros und riss die Tür auf ohne auch nur anzuklopfen.

Direkt ihm gegenüber befand sich Hizumis Schreibtisch. Der starrte Tsukasa verwirrt an und warf einen Blick auf die Uhr. „Bist du jetzt sehr früh aufgestanden oder noch gar nicht im Bett gewesen?“

„Du hättest mir ja sagen können, dass du nicht zuhause bist, Trottel!“

„Was ist denn los?“, überhörte Hizumi das Trottel mit einem skeptischen Blick auf das Buch und Tsukasas Gesicht. Er konnte sehen, dass er geweint hatte.

Tsukasa schmiss ihm das Tagebuch auf den Schreibtisch, sodass er erzitterte. Er hatte es bereits auf einer Seite geöffnet.

Hizumi nahm einen Schluck Kaffee als er Karyus letzten Eintrag las und spuckte ihn sofort wieder aus. Als er am Ende angelangt war, weiteten sich seine Augen. „893?“

„Was, verdammt noch mal, soll das heißen?“

„Das...“ Hizumi nahm das Tagebuch in beide Hände und kniff die Augen zusammen. Wohlmöglich um bestätigen zu können, dass er sich verlesen hatte.

„Acht, neun, drei. Das ist ein Symbol der Yakuza!“
 

so, es ist raus, muhahahaha o...o Die Tagebucheinträge haben mich wegen dem ganzen Datumsmist nach ner Weile angekotzt, aber irgendwie hats auch Spaß gemacht, Karyus Schreibstil über die Jahre zu verändern o.o Übrigends unterschreibt er mit Absicht bei den letzten Einträgen mit 'Karyu' xD ich find das alles jetzt nicht so berühmt, hätte bestimmt besser werden können, aber solange es euch gefällt *hoff* XDD

P.S.: Ich mag die Stelle, wo sich Hizumi die Cola in den Schritt gießt.

To find oneself

Ja es hat seeeeeeeeehr lange gedauert. o_o Ausreden helfen da nichts mehr XD Aber als Entschädigung bringt euch der Nikolaus das nächste Chap oo

Fehler dürfen gegessen werden.
 


 

„Willst du dich setzen?“

„Was...?“ Tsukasa blickte von den drei unheilbringenden Zahlen auf und musterte Hizumi verwirrt. Doch dann nickte er. „Eh... ja.“

Hizumi stand kurzerhand auf und schob Naokos leeren Stuhl an seinen Schreibtisch. Tsukasa ließ sich mit einem heiseren Danke darauf fallen und starrte wieder Karyus Tagebuch an.

„Was haben die Zahlen da bitte mit der Yakuza zu tun?“

Hizumi musterte seinen Überraschungsgast eine Weile, bevor er sich ebenfalls dem Buch zuwandte. „Die Zahlen stehen für die drei Silben. Ya – acht, Ku – neun und Za – drei. Wie man sieht sind es nicht etwa unsere Zahlen, sondern die chinesischen. Oder man könnte darin die japanischen mit starkem Dialekt entdecken. Kennst du Hanafuda?“

„Hana... was? Ach, dieses... Kartenspiel, oder?“

„Genau das. Die Zahlenkombination acht neun drei gilt in diesem Spiel als wertlos.“

„Meinst du, dass sie sich auch als wertlos sehen?“

„Das wird wohl so sein, ja. Es erfüllt sie mit Stolz, dass sie sich als wertlose Randgruppe der Gesellschaft darbieten.“

Tsukasa schüttelte den Kopf und rieb sich die Stirn. Eigentlich war es ihm egal ob sich diese Pseudo-Mafia in Stolz sonnte oder nicht. Sie hatten Karyu getötet.

„Das ist doch alles total bescheuert“, sagte er leise. „Ich muss träumen. Ich hab ehrlich noch nie so eine Scheiße erlebt. Das kann doch gar nicht wahr sein!“

„Nun, das ist die Sorte von Scheiße, die man definitiv keinem wünscht.“ Es trat eine betretende Pause ein, in der Hizumi sich die Stirn rieb und wieder über das aufgeschlagene Tagebuch beugte. Dass die japanische Mafia in Yoshitaka Matsumuras Tod involviert war, ging ihm gehörig gegen den Strich. Wieder und wieder glitten seine Augen über den letzten Eintrag und versuchten irgendetwas zwischen den Zeilen zu finden.

„Oh, wie nett!“, höhnte Tsukasa und beobachtete den Polizisten, ließ aber einen weiteren Kommentar offen, als Hizumi nicht reagierte, sondern brav seine Arbeit tat. Tsukasa wurde mit einem Mal kalt, und erst jetzt holte ihn richtig ein, was für eine Entdeckung er da gemacht hatte. Eine Entdeckung, die schon viel früher auf den Plan hätte treten können, wenn er nicht zu feige gewesen wäre, um Karyus Privatsachen anzurühren. Bloßer Selbsthass packte ihn und er verschränkte ganz plötzlich die Arme vor der Brust. Seine Fingernägel krallten sich durch seinen leichten Mantel in die Haut seiner Arme.

„Ich will jetzt aufwachen!“, verlangte er laut, sodass Hizumi zusammenzuckte und von Karyus Tagebuch aufblickte.

„Das kann alles nicht wahr sein, das kann es nicht!“

„Du wiederholst dich“, konterte Hizumi ruhig, doch seine Mundwinkel zuckten.

„Und wenn schon! Es ist nicht die Wahrheit, ich träume! Ich wette, du existierst auch gar nicht!“ Mit diesen Worten streckte er seinen Arm aus und zeigte unverblümt auf Hizumi, der beinahe unauffällig seine Hand, die auf seinem Tisch lag, zu einer Faust ballte. Tsukasa war sich sicher, dass dies sehr unwahrscheinlich war, doch das war im Moment egal. „Es... es tut nicht einmal weh, wenn ich mich kneife!“, fügte er nun zunehmend verzweifelt hinzu. Zur Demonstration zwickte er sich in den linken Arm. „Es tut nicht weh, hast du verstanden? Es tut mir nicht weh!

„Redest du überhaupt noch von deinem Arm?!“, fragte Hizumi aufgebracht und schlug mit der geballten Faust auf den Tisch, sodass das Tagebuch einmal kurz in die Luft flog. Sein Blick wirkte gehetzt, als er über Tsukasa hinwegflog, der ihn völlig vor den Kopf gestoßen anstarrte.

„Es ist wahr, verdammt nochmal! Hör auf, so ein dummes Zeug zu reden! Du hast die Yakuza am Hals, da kannst du dir doch nicht mehr einreden, dass alles ein Albtraum ist! Was soll der Mist? Du bist in Lebensgefahr!“

„Ja, schon klar, knall mir das noch einmal ins Gesicht! Mein Verlobter ist tot, er war Mitglied einer kriminellen Organisation, er wurde auf mich angesetzt! Achja, genau! Vielleicht legen mich diese Typen noch um! Ganz vergessen! Gleich nachdem sie meinen Vater ausgeraubt haben! Du weißt doch gar nicht, wie so etwas ist! Wie soll ich das bitte alles in mich aufnehmen ohne einen totalen Schaden davon zu tragen? Sag mir das mal! Sag mir das! Sag mir, was ich-“

„HÖR AUF!“, brüllte Hizumi so laut, dass sein vermeintlicher Gast zusammenzuckte und über den Stuhl stolperte, als er einen Schritt zurückwich. Er wankte ein wenig, fing sich jedoch wieder.

Schnaufend blickte Tsukasa sein Gegenüber an. Er schien nur während seines Redeschwalls aufgesprungen zu sein, um sich zu beschäftigen, und nicht wohlmöglich irgendetwas in diesem Raum arg zu beschädigen. In Hizumis Augen blitzte für einen kurzen Augenblick Hilflosigkeit auf und kurzweilig auch der Schock darüber, dass Tsukasa ihn anstarrte, als sei er ein wildes Tier; der Mund, den er zu einer schlagfertigen Antwort geöffnet hatte, schloss sich wieder. Eine gedehnte Stille folgte, in der sich beide angespannt musterten.

Hizumi fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und seufzte. „Bitte, hör auf. Okay? Es tut mir leid. Ich hab mich da wohl zur falschen Zeit reingesteigert. Es ist nur...“ Während er nach einer richtigen Formulierung suchte, nestelte er an seinen Fingern herum und blickte auf den Boden. Mit einem weiteren, etwas hilflosen Seufzer sah er wieder zu Tsukasa auf. „Ich habe Angst um dich.“

Jegliche Spannung floss aus Tsukasas Körper und er blickte Hizumi völlig perplex an.

„Versteh das jetzt nicht falsch!“, fuhr dieser schnell fort. „Ich habe dich gern, und da ist es naheliegend, dass ich dir nicht den Tod wünsche-“

„Angst“, wiederholte Tsukasa langsam und schenkte Hizumi einen Blick, den dieser nicht einmal im Ansatz identifizieren konnte. Dann ließ er sich wieder auf dem Stuhl nieder und brach in Tränen aus.

Völlig überrascht von der Gemütswandlung sprang Hizumi nun seinerseits auf. Vorsichtig und unwissend darüber, wie er sich jetzt verhalten sollte, legte er Tsukasa eine Hand auf die Schulter, der sein Gesicht in den Händen verbarg.

„Es tut mir leid“, tönte es dann mit gebrochener Stimme zwischen ihnen hervor.

„Was sollte dir leid tun?“, fragte Hizumi sichtlich verwirrt und hockte sich langsam hin.

„Das mit dem Trottel. Und das ich so ausgerastet bin. Ich- du bist kein Trottel, du versuchst mir zu helfen.“

Hizumi erinnerte sich daran, wie er genau das Tsukasa auch noch lautstark hatte verkünden wollen, doch es schien außerordentlich gut gewesen zu sein, es bleiben zu lassen.

„Du bist nur müde“, sagte er stattdessen. „Geh nach hause.“

Tsukasa ließ seine Hände sinken und die verheulten Augen waren zugegebenermaßen ziemlich mitleidserregend. Er musterte Hizumi und für eine Weile geschah gar nichts. Dann, als Hizumi der Meinung war, dass die Stille allmählich peinlich wurde, richtete er sich wieder auf und reichte Tsukasa ein Taschentuch. Sekunden schienen sich in Stunden zu verwandeln, während Tsukasa sich die Nase putzte. Hizumi kam das gleichmäßige Summen seines ausnahmsweise intakten Computers plötzlich eigenartig laut vor.

„Ich kann nicht gehen“, sagte Tsukasa leise und schniefte noch einmal. „Ich könnte doch eh nicht schlafen. Nicht einmal-“

„Geh nach hause.“

Der erneute Vorschlag ließ Tsukasa aufblicken. Hizumi hatte ruhig gesprochen, doch in seinen Worten schwang eindeutiger Nachdruck mit.

„Es wird dir nicht besser gehen, wenn du hier bleibst und dich mit Kaffee voll pumpst. Ich glaube, du willst nur bleiben um direkt das Neuste zu erfahren, aber so schnell geht das nicht. Ich will dich nicht enttäuschen müssen, also geh nach hause. Da kannst du wenigstens versuchen zu schlafen.“

Tsukasa schwieg und beförderte das Taschentuch mit einem gezielten Wurf in den Müll. Er hatte recht. Mit einem erschütternden Seufzen blickte er auf seine Hände, die er im Schoß gefaltet hatte.

„So wie ich deinen Sensei kennen gelernt habe, wird sie sich sicherlich gerne um dich kümmern.“ Hizumi kam nicht umhin leicht aufzulachen, als er an die alte Dame dachte. „Sie hat sich doch sogar auf mich gestürzt, damit ich dir nichts antun kann.“

Tsukasa zuckte mit den Schultern und blickte sich mit leicht getrübten Blick im Raum um, bevor er sich erhob. Akane-Sensei war vielleicht wirklich eine gute Stütze, auch wenn es ihm nicht gefiel, sie um so eine unmenschliche Zeit zu wecken.

Hizumis Blick wanderte zu dem Tagebuch, als er ebenfalls aufstand. Er griff danach, doch Tsukasa schüttelte den Kopf. „Vielleicht brauchst du es noch.“

„In Ordnung...“ Zögerlich legte Hizumi es zurück und blickte auf die Uhr, die hinter Tsukasa an der Wand hing. „Es ist gleich zwei“, merkte er an und schien dann nachzudenken, während er Tsukasa zur Tür folgte, was eigentlich völlig lächerlich war, wenn man bedachte, dass sie vielleicht drei Meter gelaufen waren.

„Hör zu“, setzte Hizumi erneut an und Tsukasa wandte sich zu ihm um. „Es sieht vielleicht so aus, als wolle ich dich loswerden, aber so kannst du Ruhe finden, und ich besser arbeiten-“

„Es ist in Ordnung“, unterbrach er ihn.

„Oh. Wirklich?“

„Ja.“ Tsukasa hob für einen Moment eine Augenbraue und musterte Hizumi, dann veränderte sich sein Blick schlagartig. Er drehte sich zur Tür, legte eine Hand an die Klinke und hielt so lange inne, dass Hizumi schon fragen wollte, was denn los sei. Gerade als er den Mund geöffnet hatte, wirbelte Tsukasa herum und umarmte ihn blindlings, sodass Hizumi zurückstolperte und sich an seinem Tisch abfing.

„Wa-wa...?“

„Danke.“

„Wofür?“ Hizumi ließ die Tischkante los und erwiderte die Umarmung zögerlich. Er fühlte, dass Tsukasas Körper sich langsam entspannte und seine Haare kitzelten Hizumis Nase, weshalb er den Kopf ein wenig auf die Seite legte.

„Für alles. Ich hab mich noch kein einziges Mal bedankt.“

„Naja... also... ähm.“

Zugegeben, es wäre eine mehr als peinliche Situation gewesen, wenn jetzt jemand den Raum betreten hätte, weshalb Hizumi auch starr die Tür beobachtete und darauf hoffte, dass die Klinge nicht nach unten gedrückt wurde. Doch mit der Zeit entspannte auch er sich, obwohl er langsam der Meinung war, dass sie sich wieder loslassen konnten. Tsukasa schien daran allerdings weniger zu denken und Hizumi verkannte ihm nicht, dass er Nähe brauchte. Er konnte sein Herz gleichmäßig gegen seines pochen fühlen, und der Atem ging langsam und ruhig. Gerade als er befürchtete, er könne ein geschlafen sein, zogen sich Tsukasas Muskeln unter Hizumis Händen zusammen, und genau so ruckartig, wie er ihm um den Hals gefallen war, ließ er ihn wieder los. Verwirrt blickte er Tsukasa an, und auch der schien nicht ganz zu wissen, was ihn zu dieser Tat getrieben hatte. Schamesröte stieg ihm ins Gesicht, als er sich wieder der Tür zuwandte und zu ihr zurückschritt. Hizumi indes war noch nicht wirklich fähig sich zu bewegen und sah ihm deshalb lieber nur nach.

„Mata ne“, nuschelte Tsukasa und drückte die Klinke herunter. Kurz darauf war er verschwunden.
 

„Akane-san?“

Tsukasa klopfte noch einmal vorsichtig gegen ihre Wohnungstür. Zu seiner Überraschung hatte er in ihrer Wohnung noch Licht brennen sehen, als er geparkt hatte. Durch das dünne Holz meinte er den Fernseher zu hören.

Schritte näherten sich, und kurz darauf wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet. Die Augen der alten Japanerin lugten hervor und als sie Tsukasa erkannte, öffnete sie ihm mit einem Lächeln. „Kenji! Du bist noch wach?“

„Hai, Sensei. Ich war gerade bei der Polizei.“

Sie sah ihn erst geschockt und dann ein wenig verwirrt an, bevor sie ihm anbot, hereinzukommen. „Hast du etwas verbrochen?“, fragte sie besorgt und verschwand sofort in der Küche. „Egal, das kannst du mir gleich erklären. Willst du Tee?“

„Das wäre sehr nett.“

Tsukasa schloss die Tür hinter sich und blickte den schmalen Flur entlang. Geradezu im kleinen Wohnzimmer brannte Licht, und, wie er erwartet hatte, lief der Fernseher.

„Ich konnte nicht schlafen“, erklärte Akanes dumpfe Stimme aus der Küche, ganz so, als hätte sie Tsukasas Verwunderung bemerkt. „Setz dich, ich bin gleich da.“

Mit diesen Worten ging Tsukasa in den beleuchteten Raum und ließ sich auf dem Sofa nieder. Die ständigen Lacher und ein Blick auf den Fernseher verrieten, dass eine Talkshow lief. Akane-san musste in der Tat ziemlich verzweifelt gewesen sein, denn normalerweise lehnte sie solch einen Quatsch ab.

Tsukasas Augen waren gerade zu der Ecke gewandert, in der Akane-san immer ihre Staffeleien aufbewahrte, als sie schließlich mit einem Tablett bewaffnet das Wohnzimmer betrat, dieses auf dem kleinen Tisch abstellte und sich ihm gegenüber in einen Sessel sinken ließ. Tsukasa erwischte sich dabei, wie er erleichtert aufseufzte, als er merkte, dass es nicht der traditionelle grüne Tee war, den sein Sensei auch gerne reichte. Es war schwarzer Tee mit Zitrone. Vielleicht nicht gerade etwas, was ein Schlafsuchender trinken sollte.

„Nun“, brach Akane die Stille und schenkte Tsukasa ein. „Was hattest du bei der Polizei zu suchen?“

„Ich... ich habe etwas abgegeben.“

„So?“ Akane nahm ihre Tasse und wärmte sich damit die Hände, bevor sie einen Schluck nahm. Ihrer Stimme nach zu urteilen, sollte Tsukasa fortfahren.

„Es war Karyus Tagebuch. Ich habe es am letzten Abend gefunden und aufgrund der Hinweise zu Hizumi gebracht.“

Nun schloss auch Tsukasa seine Tasse in beide Hände und konnte fühlen, wie die Wärme das dünne Porzellan und schließlich seine Haut durchdrang. Bei der Erwähnung seines Namens erinnerte er sich wieder an die Umarmung, und im Nachhinein war er fest davon überzeugt, dass er es lieber hätte lassen sollen. Wer weiß, was Hizumi jetzt dachte? Tsukasas Augen lagen auf der Oberfläche des Tees und er fragte sich, ob er wirklich solche Augenringe hatte, während er rot wurde.

„Wer ist Hizumi?“, fragte Akane-san mit gehobenen Augenbrauen und beobachtete das Farbenspiel auf Tsukasas Wangen.

„Yoshida Hiroshi, Sensei.“

Sie lachte auf und grinste in ihren Tee. „Dieser Polizisten-Schnösel? Ich weiß noch wie ich ihm die Ohren lang-“

„Er ist kein Schnösel, Sensei“, unterbrach Tsukasa sie bestimmt und mir ruhiger Stimme. „Ganz im Gegenteil. Ohne seinen Ratschlag wäre ich vielleicht nicht zu Ihnen gekommen.“

„Uuuh.“ Auf dieses leise Geräusch folgte eine gespannte Stille, und Tsukasa wusste nicht ob er sie unterbrechen sollte. Aufgrund der eigenartigen Blicke, die sein Sensei ihm zuwarf fühlte er sich nicht gerade wohl in seiner Haut.

„Du scheinst ihn ja ziemlich zu mögen!“, platzte sie dann heraus und zwinkerte ihm zu. Erneute Röte stieg Tsukasa ins Gesicht und er ärgerte sich darüber.

„Natürlich mag ich ihn! Wir sind schließlich Freunde! Wir-“

Das folgende Gelächter von Akane-san unterbrach ihn und er schlürfte beleidigt an seinem Tee. Als es schließlich nicht endete, stellte er seine Tasse betont ruckartig auf den Tisch.

„Sensei! Ich bin nicht zu Ihnen gekommen um über belanglose Dinge zu reden, sondern um- Oh, jetzt hören Sie doch auf zu lachen!“

„Was ist denn an der Liebe belanglos?“

Sensei! Wir sind Freunde und das wird sich niemals steigern! Jetzt hören Sie endlich auf!“

„Schon gut, schon gut!“ Akane-san atmete heftig und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Sie blickte zu Tsukasa auf, der bereits aufgesprungen war und wie kleines Kind, das man hänselte, auf dem Boden aufgestampft hatte.

„Es tut mir leid, Kenji. Setz dich wieder.“ Sie räusperte sich und kicherte noch einmal, bevor sie einen weiteren Schluck Tee nahm.

Er tat wie ihm geheißen und griff mürrisch nach seiner Tasse. „Es ist etwas Ernstes geschehen, Sensei. Sie hätten das nicht tun sollen. Nicht jetzt.“

Die Miene Akane-sans änderte sich schlagartig. Wie eine Ampel, so schien es jedenfalls Tsukasa, sprang sie von erheitert auf besorgt um. Sie nickte ihm zu, was bedeutete, dass er erzählen solle.

Tsukasa lehnte sich zurück und blickte ein wenig verstört in seine Tasse. „Nunja, wie gesagt habe ich Hizumi Karyus Tagebuch gegeben. Ich habe es in seiner Kommode gefunden, der Schlüssel lag direkt daneben. Ich kam nicht umhin, es zu öffnen und darin zu lesen. Er hatte nicht viele Einträge gemacht, aber dafür gravierende.“ Er machte eine gedehnte Pause, in der er sich im Raum umblickte und nach etwas suchte, womit er vom Thema ablenken konnte. Aber er fand nichts, und eigentlich war das auch gut so. „Karyu war bei der Yakuza", presste er hervor. „Und er wurde auf mich angesetzt.“

Kinnlade und geleerte Teetasse fielen Akane-san gleichermaßen herunter. Tsukasa zuckte beim Aufprall auf den Tisch zusammen und sah, dass sich ein feiner Riss im Porzellan gebildet hatte. Sein Sensei räumte die Tasse nur mit fliegenden Fingern auf das Tablett und beachtete sie nicht weiter. Sie starrte ihn mit großen Augen an, so als würde sie hoffen, dass er gleich tot umfiele, wenn sie nicht zwinkerte.

„Er ist da nicht aus freien Stücken hineingeraten“, fuhr Tsukasa schnell fort und versuchte ihren Blick zu ignorieren. „Sie... sie haben ihn geholt, und dann hat er einen Auftrag bekommen, der wohl etwas mit meinem Vater zu tun hatte, aber dann wollte er nicht mehr und-“

„Ruhig, nicht so schnell!“ Akanes Blick hatte sich wieder normalisiert, was Tsukasa sehr begrüßte. Sie rieb sich das Kinn und musterte ihn. „Bitte. Tief durchatmen, dann kannst du erzählen.“

Die nächste halbe Stunde verbrachte Tsukasa damit, Akane-san sein Herz auszuschütten, während diese zurückgelehnt in ihrem Sessel saß und lauschte. Einmal hatte ein Lacher aus der Talkshow Tsukasa unterbrochen, weshalb Akane den Fernseher ausschaltete. Die plötzliche Stille empfand Tsukasa zunächst als eigenartig, doch dann fiel es ihm leichter zu reden.

„Nun“, meinte Akane, als er geendet hatte. „An der Sache gibt es definitiv Beunruhigendes.“

„Es gibt Beunruhigendes? Alles daran ist beunruhigend!“

„Ich würde das nicht so eng sehen. Karyu war zwar bei der Yakuza, aber er war kein anderer Karyu als der, den du oder ich kannten. Er wollte dich heiraten, und das war keine Schauspielerei. Wenn du mich fragst, dann sollte man sich eher um deinen Vater Gedanken machen.“

„Aber-“

„Ich weiß, du kannst ihn nicht ausstehen.“

Tsukasa meinte, auf diese Bemerkung würde etwas folgen, doch er irrte sich.

„Wer weiß“, meinte er dann leise und sehr zögerlich. „Vielleicht hat Karyu mich gerettet. Dadurch, dass er...“ Er brach ab und stützte seinen Kopf in die Hände. Es fiel ihm schwer gegen die aufkommenden Tränen zu kämpfen, doch er schaffte es.

„Ja, vielleicht.“ Tsukasa konnte aus ihrer Stimme heraushören, dass Akane-san lächelte. „Aber vielleicht ist es auch besser, diese Gedanken für eine Weile beiseite zu schieben. Du kannst dich nicht darauf verlassen, dass dir nichts geschieht. Noch nicht. Geh in dich, Kenji. Du brauchst Ruhe.“

„Und was soll ich da finden?“, murrte er.

„Nun, das variiert.“ Er sah nicht auf, doch wusste, dass sie nach seiner Tasse griff und wieder auf das Tablett stellte. „Vielleicht begegnest du Karyu. Oder diesem Hizumi. Vielleicht beiden, oder auch mir oder deinem Vater. Aber vor allem wirst du dich selbst finden.“

Ruhe breitete sich über Akane-sans Wohnzimmer aus, während Tsukasa die feinen Holzäderchen auf dem Tisch zu zählen schien.

„Mich selbst...“

Karyu: Wonder what's wrong with me

Endlich fertig das Ding O.o Das fast vollständige Chap hatte ich eigentlich kurz nach dem Upload vom letzten fertig, aber bis dato gammelte es auf meinem PC herum |D Aber jetzt ist es vollbracht

Ich möchte mich übrigends endlich einmal für die lieben Kommis von euch bedanken :D Ich hoffe, es werden weitere kommen ^__^

Jetzt gehts los:

(Fehler dürfen wie immer gegessen werden)
 

19.6.2003
 

Der Bass wummerte unnachgiebig gegen Karyus dünne Schuhsolen und er nahm die eigentliche Musik gar nicht mehr wahr. Er hatte es bereits auch aufgegeben, im richtigen Takt mit seinem Bein zu wippen.

Ihm gegenüber saß Tsukasa, die Arme vor der Brust verschränkt blickte er ein wenig zurückgezogen in die riesige Menschentraube, die sich neben ihnen am Tresen der Bar gebildet hatte. Karyu fragte sich, ob er vielleicht Platzangst hatte.

Mit einem Lächeln kippte er den Rest seines Drinks hinunter. Der Alkohol brannte wie Feuer, aber das tat ihm unheimlich gut.

„Hey“, sagte er laut. Er tippte unter dem Tisch Tsukasas Fuß mit seinem eigenen an. „Geht’s dir gut?“

Dieser wandte sich ihm ein wenig überrascht zu und nickte dann zögerlich. „Alles bestens.“

„Sieht aber nicht so aus“, grinste sein Gegenüber. Tsukasas Drink stand noch beinahe unangerührt vor ihm, während Karyu sich bereits den vierten bestellt hatte. Er schien aus den vorherigen Treffen gelernt zu haben, dass er im Trinken nicht gegen Karyu ankommen konnte, was dieser sehr schade fand. Seine Augen wanderten von dem vollen Glas wieder zu Tsukasa empor und während er ihn musterte musste er sich eingestehen, dass er ihn irgendwie attraktiv fand. Er hatte sich wieder von Karyu abgewandt und blickte erneut in die Menschenmenge zu seiner Rechten. Das dämmrige Licht fiel ihm besonders auf Wangenknochen und Unterkiefer, der einen eckigen Schatten auf seinen Hals warf, was dem ganzen eine eigenartige und irgendwie lächerliche Vollkommenheit verlieh. Karyu kam nicht umhin, zu lächeln, runzelte dabei jedoch die Stirn. ~ Ja, er ist wirklich... schön.~ Schon komisch, dass er das Aussehen gerade jenes Mannes ‚vergötterte’, den er während seiner Schulzeit nur gemocht hatte, weil er sich in nichts einmischte.

Tsukasa wandte sich mit einem Seufzen wieder von den Massen ab und setzte zum Wort an um – wenn auch relativ spät – Karyus Feststellung zu widerlegen, als er merkte, wie Karyu ihn anstarrte. Mit gehobenen Augenbrauen und dem Anflug eines verlegenen Lachens erwiderte er den Blick, doch aufgrund der Tatsache, dass Karyu ihn so offensichtlich und ohne Hemmungen weitermusterte, fühlte er, wie das Blut sich in seinen Wangen sammelte.

„Was ist?“, fragte er.

„Nichts... nichts.“ Karyus Augen huschten noch ein letztes Mal über sein Gesicht, bevor für eine Weile auf sein leeres Glas blickte. Falls es ihm in irgendeiner Weise peinlich war, mehr oder weniger bei seinen gedanklichen Schwärmereien erwischt worden zu sein, dann ließ er sich das nicht anmerken. Er begann ganz plötzlich in der Tasche seiner Hose zu kramen und zog kurz darauf eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug hervor.

„Auch eine?“

Tsukasa schüttelte den Kopf, weshalb ihm die Haare ins Gesicht fielen. „Nicht meine Marke.“

„Gut.“

Der Gefragte beobachtete, wie Karyu eine Zigarette anzündete und für kurze Zeit in einer kleinen Rauchwolke verschwand.

„Immerhin bist du überhaupt Raucher, dafür muss ich dir danken.“ Karyu grinste, zog einmal und stieß den Rauch hervor. „Ich würde in diesen ganzen Anti-Raucherbars kaputt gehen. Sag mal, du bist nicht gern unter Menschen, oder?“

Die plötzlich gestellte Frage verwunderte Tsukasa, der Karyu deshalb mehrere Sekunden nur irritiert anblickte. „So würde ich das nicht sagen“, meinte er dann und überschlug seine Beine. „Es kommt ganz darauf an, wie ich mich fühle. Aber gut, im Allgemeinen bin ich vielleicht doch lieber mit meiner Arbeit allein. Oder mit irgendwem Vertrauten.“

„Bin ich dir etwa nicht vertraut genug?“ Karyu zog eine Schnute und aschte in den dafür vorgesehenen Becher, bevor er sich zurücklehnte und auf eine Antwort wartete.

Ob dieser Bemerkung musste Tsukasa lachen und Karyu gefiel, wie seine Augen dabei leuchteten. „Natürlich bist du mir vertraut genug, aber ich bin nicht mit dir alleine-“ Er brach ab, als er merkte, dass er seine Erläuterung etwas unglücklich formuliert hatte, und ein Blick auf Karyus Gesichtsausdruck verriet, dass er es genauso aufgefasste, wie er eigentlich nicht sollte. Es folgte ein Schweigen, bevor beide in Gelächter ausbrachen. „Wie auch immer, du weißt ja, was ich meine.“

„Natürlich!“ Karyu zwinkerte, was Tsukasa direkt an seiner Antwort zweifeln ließ, doch irgendwie amüsierte es ihn. „Es scheint in diesem Fall am Ort zu liegen. Ich habe immer so meine Hemmungen, wenn ich mich unbekannten Lokalitäten aufhalte.“

„Ach keine Sorge, hier passiert dir nichts. Und falls doch einmal eine Bierflasche angeflogen kommen sollte, dann werf ich mich schützend vor dich.“

„Wie beruhigend.“

„War das Ironie?“

Tsukasa umschloss seinen Drink mit beiden Händen und blickte hinein, bevor er an ihm nippte. Er konnte sich bei der Vorstellung, wie Karyu sich einmal quer über den Tisch warf und eine Bierflasche ihm anschließend eine Beule am Kopf bescherte, ein Grinsen nicht verkneifen.

„Nein.“

Kleine Rauchwölkchen stießen in die Luft, als Karyu ausatmete und Tsukasa dabei nachdenklich musterte. Dieser erwiderte den Blick erwartungsvoll, senkte jedoch seine Augen wieder zum Glas hinab. Dann lachte er einmal kurz und schüttelte den Kopf, während er zusah wie Karyu den Aschenbecher zu sich heranzog. „Komisch, oder?“

Die Zigarette rauschte auf den schwarzen Glasbehälter hinab und hielt inne; Karyu hob eine Augenbraue und blickte fragend zu Tsukasa auf. „Was ist komisch?“

„Alles.“

Tsukasa lehnte sich zurück und vollführte eine leicht hilflose Geste mit seinem Arm, der man deutlich ansehen konnte, dass er nicht so recht wusste, wie er das am besten erklären sollte.

„Als du damals an meine Schule kamst, da dachte ich nur Schon wieder so ein Vollidiot... Ich mein, für mich warst du wie alle anderen. Ich möchte nicht sagen, dass ich mich mit niemandem verstanden hätte, aber ich mochte sie nicht. Und ich weiß, dass sie mich um einige Ecken ebenso wenig mochten.“

Er zögerte ein wenig und nahm dann einen für seine Verhältnisse schier tödlichen Schluck seines Drinks. „Ich denke, es lag an meinem Vater. Sie dachten wohl, nur weil er so reich ist, wird mir alles in den Hintern geschoben.“

Ein weiterer, großer Schluck folgte, und Karyu machte große Augen.

„Manchmal denk ich mir, dass das mal etwas anderes wäre. Mal etwas innen Hintern geschoben zu bekommen. Aber das hab ich nicht. Nie. Er hasst mich und ich hasse ihn.“

Seine Miene verfinsterte sich, als er das Getränk in seinem Glas herumschwang. Karyu zählte die Sekunden, bis er den nächsten Schluck nahm, doch der blieb aus.

„Weißt du, selbst meine Mutter, die wäre besser mit mir umgesprungen, wenn sie denn lange genug gelebt hätte. Acht Jahre sind keine Zeit. Aber ich mochte sie nicht. Komisch was? Irgendwie scheine ich niemanden zu mögen. Liegt das an mir?“

Karyu war der Annahme, dass der Alkohol Tsukasas Zunge lockerte, auch wenn er bis jetzt ziemlich wenig zu sich genommen hatte. Umso mehr war er darüber erstaunt, was er ihm hier alles anvertraute. Das war das vierte Treffen, nachdem sie Kontakt aufgebaut hatten.

„Jedenfalls“, fuhr Tsukasa fort und sah zu wie Karyu an seiner Zigarette zog, „Jedenfalls... Was wollte ich sagen?“ Nachdenklich nahm er einen weiteren Schluck des Getränks. „Achja. Ich habe gedacht, du bist wie all die anderen. Aber das bist du nicht. Du bist ganz anders. Ich hatte mal nen besten Freund, da war ich elf – und ja ich weiß, dass es traurig ist, dass ich nur mit elf einen besten Freund hatte – der ist bei einem Autounfall gestorben. Und meine Tante, bei der ich öfter die Ferien verbrachte, hatte auf einmal Krebs. Er war im Endstadium und alle versuchen mir noch heute weiszumachen, man habe ihn nicht bemerkt. Ich hatte schon beinahe Angst, du könntest auch verrecken, weil ich dich mehr mochte als meinen Vater, was eigentlich kein Kunststück ist. Hm, wenn ich so darüber nachdenke, müsste dann die ganze Welt verrecken...“

Karyus Augenbrauen hoben sich noch ein ganzes Stück weiter und er musterte Tsukasa mit Besorgnis. „Alles in Ordnung?“

Tsukasa winkte ab und starrte wie hypnotisiert in sein beinahe geleertes Glas. „Wenns nur so wäre. Jedenfalls... Nach einer Weile hab ich gemerkt, dass ich dich mochte. Und dann bist du weggezogen. Es klingt vielleicht dämlich, aber da ist mir ein weiteres Mal ne Welt zusammengebrochen.“

Der Rest des Drinks verschwand mit einem Mal in Tsukasas Hals und er blickte Karyu mit einer Mischung aus Dankbarkeit, Hoffnung und etwas Undefinierbarem an. „Du weißt nicht wie froh ich bin, dass du wieder aufgetaucht bist. Das hätte ich nicht gedacht, schon allein, weil wir nie etwas miteinander zu tun gehabt haben. Ich mag dich. Ich mag dich sogar sehr. Und ich wünschte, du könntest mir das Versprechen geben, dass du nie wieder gehst. Aber das ist dämlich, so was geht nicht. Ich will einfach nur, dass mein Umfeld nicht mehr nach Tod riecht. Seien Leute betroffen, die ich mag oder nicht, oder welche, die ich überhaupt nicht kenne. Ich bekomme immer wieder das Kotzen, wenn ich im Fernsehen sehe, wie Menschen getötet werden. Das halt ich nicht aus. Dafür habe ich zuviel davon gesehen. Ich – Gottverdammt, was war da drin?!“

Er umklammerte das leere Glas mit einer Hand und streckte es von sich fort, mit der anderen massierte er sich die Stirn. Karyu war versucht ob dieses Anblicks zu lachen, doch was Tsukasa in seinem angetrunkenen Zustand von sich gelassen hatte, ließ ihn erstarren. Es schien ihm, als wäre er weit weg, und sogar seine Stimme empfand er als leiser, als sie eigentlich war. Schließlich zwang er sich dazu, den kalten Schauer von seinem Rücken zu vertreiben und streckte mit einem Lächeln die Hand nach Tsukasas Glas aus. Er entwendete es ihm elegant und ließ es mehr oder weniger laut auf den Tisch knallen. „Alkohol. Wollen wir lieber gehen?“
 

Besorgt warf Karyu hin und wieder einen Blick auf Tsukasa, der seinen Kopf gesenkt hatte und völlig in Gedanken versunken war. Er hatte beschlossen, ihn lieber nach hause zu bringen. Karyu selbst haderte mit den Dingen, die ihm in der Bar anvertraut worden waren. Er hatte nicht gewusst, wie mies es seinem Begleiter ging. Er hatte nicht gewusst, dass so viele seiner Mitmenschen hatten sterben müssen. Er hatte immer nur diesen Kenji gesehen, wie er im Klassenzimmer saß, ganz still und geschäftig, während die Welt an ihm vorbeizulaufen schien.

Die Straßenlaternen warfen helle Lichtkegel auf den leergefegten Weg, den sie entlang liefen. Für Tokyo ziemlich ungewöhnlich. ~Komisch. Man kommt sich wie abgekapselt vor.~

„Was meinst du, wie morgen das Wetter wird?“, fragte Karyu laut und streckte sich gespielt. Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und ließ seine Augen auf Tsukasa ruhen. Der sah nun endlich von seinen Füßen auf und zuckte mit den Schultern. „Gut. Wir haben Sommer.“

„Aber das heißt doch nichts.“

„Für mich schon.“ Tsukasa blickte zu Karyu empor und bemerkte gerade noch, wie dieser die Zunge rausstreckte. Er freute sich, dass der Kleinere darauf lächelte.

„Vielleicht regnet es ja.“

„Das glaub ich nicht. Ich sehe keine Wolken. Und selbst wenn, ich mag keinen Regen. Da hab ich immer schlechte Laune.“

„So schlimm ist das doch auch wieder nicht. Kommt ganz drauf an, was du draus machst.“

Karyu grinste dumm, wie Tsukasa fand, und ließ seine Arme wieder sinken. Er hingegen hob eine Augenbraue und seufzte. „Ich mache daraus einen Tag vor dem Fernseher.“

„Hm, klingt gut. Wann kann ich vorbeikommen?“

„Bitte, was?“

Tsukasa blinzelte verwundert, Karyu grinste, wie er fand, immer noch dumm. Es verging eine Weile des völligen Schweigens bis Tsukasa lachen musste. „Du... du bist so-“

„Ein Genie?“

„Das meinte ich eigentlich nicht. Aber das irgendwo auch. Hey, ich hab ne Idee.“ Und mit dieser Äußerung rannte er los. Man könnte förmlich das PLÖPP hören, mit dem ein großes, rotes Fragezeichen hinter Karyu auftauchte.

„Wenn du vor mir da bist, dann kannst du gerne vorbeikommen. Wenn nicht-“

Tsukasa kam gar nicht erst dazu, diesen Satz zu vollenden, da stürmte Karyu bereits auf ihn zu und er machte sich lieber daran, zu laufen. Gott sei dank wohnte er zwei Straßen weiter. Eine wirkliche Ausdauer hegte Tsukasa nämlich nicht. Im Gegensatz zu Karyu, der ihn bald hinter sich gelassen hatte. ~Verdammt, was geht denn hier...?~

Die Nacht erfüllte sich vom regelmäßigen Auftritt vierer Füße, und Tsukasa kam dieses Geräusch schon bald reichlich lächerlich vor. Er ärgerte sich darüber, dass er Karyu zwar einholen konnte, aber immer noch einen guten Meter hinter ihm lief. Dann sah er, wie der Größere plötzlich zusammenzuckte und etwas langsamer wurde. Das nutzte Tsukasa aus, sammelte seine letzten Kräfte und spurtete an ihm vorüber. Aus dem Augenwinkel erhaschte er noch, wie sich Karyus Hand in der Hosentasche vertieft hatte.
 

„Erster“, keuchte Tsukasa und ließ sich gegen die Hauswand sinken. Gerade als er sich umdrehte, raste Karyu mit rudernden Arme auf ihn zu, konnte sich aber gerade noch abfangen, bevor er gegen ihn lief. Der Anblick brachte Tsukasa zum Lachen, und er fragte sich, ob Karyu das tat um seine Laune zu heben. Ebenfalls keuchend stützte Karyu sich mit den Händen an der Wand ab und setzte sich dann neben Tsukasa. „Das war unfair“, meinte er atemlos und grinste breit. „Ich war abgelenkt.“

Karyus freier Oberarm berührte den von Tsukasa. Er fühlte sich angenehm warm an.

„Von was denn?“, fragte er genauso grinsend.

„Mein Handy ist losgegangen. Ein Freund hat gefragt, ob ich gleich noch vorbeikomme.“

„Und kommst du?“

„Vielleicht.“

Sie sahen einander eine Weile schweigend an und forschten im Gesicht des jeweils anderen. Karyus Atem roch nach einer Mischung aus Tequila und Bier, aber Tsukasa machte das nichts. Er grinste weiter.

„Du bist so doof“, sagte er dann.

„Warum das denn?“, war die irritierte Reaktion.

„Ich weiß nicht. Ich mag es, wenn du doof bist. Das ist lustig.“

„Oh, jetzt fühl ich mich geehrt.“ Karyu lachte, stand auf und bot Tsukasa seine Hand an. Er nahm sie und wurde auf die Beine gezogen.

„Ich mag dich auch“, sagte Karyu dann unvermittelt und umklammerte Tsukasas Hand als würde sein Leben von ihr abhängen. „Und ich bin froh, wieder in deinem Leben aufgetaucht zu sein.“

Tsukasas Grinsen wandelte sich zu einem normalen Lächeln, dann verschwand auch dieses und er regte mit einem fragenden Blick seine Hand in der von Karyu. Der ließ ihn daraufhin los, wenn auch nur zögerlich.

„Hey“, sagte er dann mit neckendem Ton. „Wo ist das schöne Lächeln hin?“

„Suchs doch.“

Durch diese Aufforderung nur unterstützt, machte er Anstalten Tsukasa durchzukitzeln, doch schon beim bloßen Anblick der Hände musste dieser lachen. Karyu hob beleidigt eine Augenbraue. „Na, schwer war das ja nicht.“

„Habe ich auch nie-“

Tsukasa wurde durch Karyus schwungvolle Umarmung abgewürgt. Sie taumelten beide gegen die Wand, an der sie zuvor gesessen hatten.

„Was war denn das?“, lachte das Opfer dieses Anschlages und krallte sich in Karyus Rücken.

„Ich will mich bloß verabschieden“, nuschelte der Größere gegen Tsukasas Hals und hob den Kopf dann grinsend. „Ich muss langsam los.“

„Okay.“

Sie ließen sich jedoch nicht von Karyus scheinbarer Eile beirren, sondern verharrten noch eine Weile so. Er war warm und das tat gut, und doch bildete sich eine Gänsehaut auf Tsukasas Armen aus. Sekunden schienen zu Stunden zu werden. Er blickte in Karyus Gesicht und nahm hinter ihm trotzdem ganz deutlich den klaren Sternenhimmel wahr.

„Frag jetzt nicht, warum ich das mache“, meinte Karyu gedämpft. „Ich habe keine Ahnung.“

Noch bevor Tsukasa fragen konnte, was er meinte, kam ihm das fremde Gesicht gefährlich nahe. Erneut stieg ihm die Tequila-Bier Mixtur in die Nase, doch das war jetzt nebensächlich. Er wusste, was jetzt passieren würde, aber er konnte ansonsten keinen klaren Gedanken fassen. Es blieb auch nicht genug Zeit, um das zu versuchen. Karyu küsste ihn bereits.

Der Kuss dauerte nicht lange an, aber für diesen kurzen Moment schien die ohnehin schon stille Welt angehalten zu haben. Tsukasas Gesicht fühlte sich heiß an und in ihm machte sich diese dumme und vielleicht auch durch den Alkoholkonsum entfachte Hoffnung breit, dass Karyus Lippen seine nicht mehr verlassen würden. Doch wie gesagt, es war kein langer Kuss.

Der Größere ließ Tsukasa los, und zog seinen Kopf zurück, während er sich fragte, ob es irgendwo auf der Welt jemanden gab, der genauso etwas Dämliches gemacht hätte. Er stand doch nicht einmal auf Männer!

Seine Augen flogen über Tsukasas Gesicht und versuchten sämtliche Regungen zu erfassen, die ihm verraten hätten, ob diese Aktion gut, schlecht oder nicht schwerwiegend in beiderlei Kategorien gewesen war. Er fand nichts.

„Nun... ich geh dann mal“, sagte er darauf lächelnd, als wäre nie etwas geschehen. „Wie’s aussieht, wird’s mit morgen nichts.“

Er entfernte sich rückwärts von der Häuserreihe in einem der Vororte Tokyos und hob seine Hand zum Abschied. Dann drehte er sich um und ging.

„Yoshitaka!“

Überrascht blickte er über die Schulter zurück und wurde langsamer. Tsukasa war ihm ein Stück auf die Straße gefolgt.

„Wenn es regnet“, lächelte er.

Karyu verstand erst nicht, doch dann grinste er erfreut und winkte noch einmal. Vielleicht hatte er doch nur halb so dumm gehandelt, wie er dachte. Er sah gerade noch, wie Tsukasa sich abwandte und das Haus betrat, bevor er nach seinem Handy kramte. Das Licht des Displays brannte ihm ein wenig in den Augen, als er die SMS öffnete.
 

Du bist spät dran, Joker.
 

Er war bereits in einen Dauerlauf verfallen, als er die letzte Ecke überwunden hatte und sich nun in einer verlassenen Gasse wiederfand. Sie war jedoch breit genug für ein Auto, wie Karyu feststellte, denn direkt vor ihm stand ein alter Wagen. Die Scheinwerfer brannten und zwangen Karyu dazu, seine Augen zusammenzukneifen, während er auf das Fahrzeug zueilte.

„Nenn mich nicht immer Joker!“, sagte er mit rollenden Augen, als er die Beifahrertür aufriss und sich auf den Sitz schleuderte.

Der Mann am Steuer hob hinter seiner dunklen Sonnenbrille die Augenbrauen. „Aber so ist dein Deckname.“

„Mein Deckname ist Bloody Joker.“

Der Yakuza ließ den Motor an und seufzte kommentarlos. „Auf dem Rücksitz sind die Waffen. Bereits geladen.“

„Ich nenne dich ja auch nicht Pink Zero, oder so“, führte Karyu die Diskussion bestrebend fort.

„Das ist ja auch nicht mein Name. Außerdem macht es keinen Sinn, den Decknamen auch noch zu verlängern.“

„Aber du sollst mich trotzdem-“

„Aber es ist kürzer, wenn ich- Ach vergiss es, du verwirrst mich!“

Zero trat das Gaspedal durch und fuhr mit quietschenden Reifen aus der Gasse hinaus. Karyu vernahm ein grimmiges Brummen, als er nach rechts abbog und verrenkte sich bei der Aktion, den Koffer mit den Waffen auf seinen Schoß zu ziehen. Er ächzte auf und öffnete ihn.

„Wo warst du eigentlich so lange?“, fragte Zero ohne ihm einen Blick zuzuwerfen. „Ach, setz dir erst mal die Brille auf. Im Mittelfach.“

Karyu kramte im genannten Objekt und zauberte eine Sonnenbrille hervor, die der Zeros ziemlich glich. Er setzte sie auf. „Bei Oota Kenji. Hab mich heut mit ihm getroffen.“

„Aha.“

„Sag doch gleich Fick dich, du Idiot. Du hast mich warten lassen!

„Ich wollte jegliche Anstrengungen vermeiden. Wie ich sehe, hast du auch so kapiert, was das hieß.“

Karyu zog eine Grimasse und wendete sich den Waffen im Koffer zu. Sein Liebling, eine Desert Eagle, lag fein säuberlich direkt neben Zeros 9 Millimeter Halbautomatik Pistole. Er nahm seine Waffe heraus und grinste, als er sich daran erinnerte, wie Zero einmal gemeint hatte, sich sehr gut mit seiner Pistole identifizieren zu können.

„Was hat da so lange gedauert?“

„Hab die Zeit vergessen.“ Karyu erinnerte sich daran, wie er Zeros Nachricht noch während des Wettlaufs bekommen hatte und lud die Eagle. Ein leises Klicken war zu hören.

„Über was denn?“

„Über nichts Außergewöhnliches. Ich hab ihn nach hause gebracht.“

„Weil?“

„Er sturzbesoffen war.“

„Aha.“

Karyu rollte mit den Augen und verkniff sich einen Kommentar. Das Zero bereits genervt war, war nicht zu übersehen, beziehungsweise zu überhören. Seufzend überprüfte er die Menge des Magazins, das im Koffer beigelegt war; Zero bog nun auf eine belebtere Straße ab, weshalb Karyu dem Koffer auch dessen Waffe entwendete, sie ihm auf den Schoß legte und den Koffer schleunigst verschwinden ließ. Anschließend betrachtete er sich im Rückspiegel und schob die Sonnenbrille das Nasenbein hinauf. „Sein Vater scheint steinreich zu sein.“

„Wessen?“

„Kenjis. Ist er deshalb mein Auftrag?“

„Was weiß ich? Ich hab nichts mit diesem Kerl am Hut, da musst du schon Tiger fragen.“

Karyu runzelte bei der Erwähnung ihres gemeinsamen Bosses die Stirn. Siberian Tiger, kalt, herz- und skrupellos. Er würde über Berge von Leichen gehen, nur um an ein Hundert Yen-Stück zu kommen. Dass der Reichtum von Tsukasas Vater der Grund für Karyus Auftrag war, lag nun sehr nahe. Er fragte sich, wieso er nicht darüber informiert wurde.

„Das hab ich schon etliche Male. Und einmal hab ich ihn so genervt, dass er mir schon ne Kugel innen Arsch jagen wollte.“

„Opfer muss man bringen.“

„Sehr witzig. Wo geht’s eigentlich hin?“

Auf diese Frage nickte Zero erneut dem Mittelfach zu. Darin befand sich ein säuberlich gefalteter Zettel, den Karyu zuvor gar nicht realisiert hatte. Er entfaltete ihn und las sich die Daten durch, die sich auf ihm finden ließen. „Ryuusei Shando? Er hat noch Geld zu zahlen, was haben wir damit zu tun?“

„Er hat nicht gezahlt.“

„Ist das Ultimatum abgelaufen?“

Zero ließ das Lenkrad mit der linken Hand los um einen Blick auf seine Uhr zu werfen. „Vor exakt einer Stunde, siebenundvierzig Minuten und vierzehn Sekunden.“

Verwundert hob Karyu die Augenbrauen und blickte auf den beleuchteten Straßenverkehr. „Und wie kommt es, dass man uns schickt, obwohl man nicht genau wusste, ob er zahlt?“

„Man schien wohl doch genau gewusst zu haben, dass er nicht zahlt. Dafür, dass wir kein Geld bekommen haben, holen wir uns sein Leben.“

„Man könnte fast meinen, das machst du freiwillig.“

Auf diese Bemerkung reagierte Zero mit eisernem Schweigen. Karyu sah, wie sich sein Griff um das Lenkrad verkrampfte.

„Wir treffen uns mit ihm auf dem Sportplatz der Mahama-koko“, brach Zero schließlich die Stille. „Er will einen Deal aushandeln. Typisch Drogendealer halt.“

„Das weißt du woher?“

„Während du dich vergnügt hast und ich auf dich warten durfte, hat man mich informiert.“

Karyu sah zu, wie Zero von der dicht befahrenen Straße links in eine Einbahnstraße einbog.

~Mahama-koko... Das ist nicht mehr weit.~

Der Motor hörte sich eigenartig laut an, während sie sich dem Ende der Straße näherten und Karyu bereits das Hauptgebäude seiner ehemaligen Schule erkennen konnte. Ihm schoss plötzlich der Gedanke durch den Kopf, dass er heute Nacht an dem Ort, an dem er Tsukasa kennen gelernt hatte, töten würde. Lächerlicherweise tat ihm das irgendwie leid.

Zero parkte den Wagen in sicherer Entfernung zu der Schule, von dort aus machten sie sich zu Fuß auf den Weg zum Sportplatz, die Waffen gut am Körper versteckt. Sie konnten die Schemen der riesigen Scheinwerfer erkennen, die rund um den Platz aufgestellt worden waren. In der Dunkelheit wirkten sie irgendwie lebendig.

Es dauerte nicht lange, bis sie das Gelände betraten. Der Boden schmirgelte an ihren Schuhsohlen, während sie auf die Mitte des Platzes zuschritten. Karyu erkannte erneut Schemen, doch dieses Mal gehörten sie einem Menschen. Um genau zu sein, vier Menschen.

~Scheiße~, dachte er. Ein Seitenblick auf Zero verriet, dass ihm das gleiche Wort im Kopf herumspukte. Man schien die beiden Yakuza nicht nur erwartet zu haben, sondern auch über ihre Absichten Bescheid zu wissen. Das war eigentlich mehr als ‚Scheiße’.

Karyu sah, wie Zeros Schritt leicht verunsichert stockte, als die vor den vier Personen anhielten. Allerdings brauchte man für diese Regung ein unglaubliche gutes Auge, mit dem Karyu Kami sei dank gesegnet war. Zero war so gut wie nie verunsichert. Und wenn, dann wusste man es nicht.

„Angenehm, Ryuusei-san“, hörte man ihn sagen. Die anderen drei Männer beachteten fürs erste weder er noch Karyu.

„Angenehm“, war die Antwort des Drogendealers und er lächelte etwas hinterhältig. Es folgte eine eher unruhige Ruhe, in der Karyu zu hören meinte, wie die drei Schränke, die hinter Shando standen, ihre Waffen scharf machten. Er ging sogar fest überzeugt davon aus, dass auch Zero das mitbekam. Der ließ sich jedoch nichts anmerken, sondern warf einen Blick auf seine Uhr. „Ihr Ultimatum ist abgelaufen. Ich bin gespannt, wie Sie sich mit einem Deal da raushauen wollen.“

Auf diese Äußerung winkte Shando einen seiner Begleiter vor, der einen großen Koffer bei sich trug. „Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich ein paar Freunde mitgebracht habe“, erkundigte der Dealer sich beiläufig, während sein Komplize den Behälter auf den Boden legte und die Verschlüsse aufschnippen ließ. Karyu und Zero verneinten mit einem höflichen Lächeln und nickten nun den anderen Männern begrüßend zu. Nun wanderten ihre Blicke zum Inhalt des Koffers.

„Ich fürchte, Sie können das Geld leider nicht durch Kokain ersetzen“, sagte Karyu freundlich, ging in die Hocke und fischte eine kleine, mit weißen Pulver gefüllte Tüte hervor, die er Shando entgegenstreckte. Der lächelte jedoch bloß.

„Das habe ich auch nie erwartet. Sehen Sie es als Entschädigung.“

„Entschädigung wofür?“, fragte Zero.

„Für das nicht vorhandene Geld.“

„Dafür gibt es keine Entschädigung.“

Wegen dieser bestimmten Antwort, runzelte Shando für einen Moment die Stirn, blickte dann jedoch wieder freundlich. „Verzeihung, ich verstehe nicht ganz“, stellte er sich dumm.

Karyu warf das Tütchen zurück in den Koffer und richtete sich wieder zur vollen Größe auf. Seine Augen wanderten kurz zu den drei Begleitern, dann weiter zu Shando. „Tiger will das Geld. Und nichts anderes. Und er ist bereit, die Konsequenzen daraus zu ziehen, wenn er es nicht bekommt.“

„Die da wären?“

Karyu und Zero bemerkten wie die drei Schränke von Männern sich rührten und gingen kaum merklich einen Schritt zurück.

„Ich hatte mir das so vorgestellt, mit dem Deal“, begann Shando und schritt näher an sie heran, dich gefolgt von den anderen. Die beiden Yakuza rührten sich jetzt jedoch nicht von der Stelle. „Tiger bekommt kein Geld, aber dieses großzügige Geschenk. Wenn er es annimmt, dann werde ich mich unter seine Dienste stellen. Für eine Weile, versteht sich. Wenn er allerdings darauf scheißt, dann gibt’s keine Drogen, keine Dienste und er wird um zwei seiner Jungs ärmer.“

„Oberflächlich und geschmacklos, das muss man zugeben.“

Shando lachte und verschränkte seine Arme hinter dem Rücken. Er musterte Zero von oben bis unten. „Vielleicht. Aber ziemlich effektiv.“

„Tiger liegt nicht besonders viel an seinen Jungs. Er besorgt sich einfach neue.“

„Dann ist es ja nicht schlimm, wenn man sie ihm wegnimmt.“

Karyu konnte nicht so schnell gucken, wie die Schränke und Zero die Waffen gezogen hatten. In der Zeit, in der er nach seiner eigenen griff, lagen bereits zwei dieser Bodyguards tot am Boden. Man hätte ihnen vielleicht sagen müssen, dass Zero schnell war. Verdammt schnell. Er war so schnell, dass selbst Lucky Luke und sein Schatten Bauklötze gestaunt hätten.

Ein dritter Schuss fiel zusammen mit dem letzten Begleiter Shandos. Das alles hatte sich in so kurzer Zeit und so wenig Umständen abgerollt, dass Karyu sich fragte, warum er überhaupt mitkommen sollte.

Shando zauberte eine Pistole unter seinem Mantel vor und war drauf und dran, sie auf Zero zu richten, doch Karyu zielte nun mit seiner Eagle auf ihn. Sie klickte so unüberhörbar laut, dass Shando inne hielt.

„Fallen lassen“, befahl Karyu dumpf und verzog keine Miene. Der Dealer tat wie geheißen und wandte sich langsam zu ihm um. Zero, der einige Schritte zurückgewichen war, um besser zu zielen, blieb wo er war und beobachtete das Szenario.

Karyu bewegte seine Waffe und richtete sie Shando direkt auf die Brust, während sie sich gegenseitig in den Augen forschten.

„Das werden Sie nicht tun“, sagte Shando leise und seine aufgerissenen Augen wirkten nun leicht psychopathisch.

„Woher wollen Sie das wissen?“

„Ich bin wichtig für Tiger.“

„Hören Sie auf zu träumen.“

Karyu bewegte die Eagle in seinem Griff, um sie besser zu fassen. Sein Zeigefinger glitt leicht über den Abzug. Selbst in der Finsternis schien er die Schweißperlen zu erkennen, die sich auf Shandos Stirn bildeten. Karyu störten sie nicht. Er würde ihn jetzt töten.
 

Ich will einfach nur, dass mein Umfeld nicht mehr nach Tod riecht.
 

Er stockte, als er abdrücken wollte. Seine Augen weiteten sich kurz, und Shando schien dieses Zögern mit unheimlicher Genugtuung auszukosten. In Karyu stieg Wut auf. Auf ihn. Auf sich selbst.

„Sie wurden ausgebildet um zu töten. Und Sie sind davon überzeugt, dass ich nicht mehr wichtig bin. Warum, also, schießen Sie nicht?“

„Schnauze halten.“

Karyus Augen flogen über Shando hinweg, hinter sich konnte er hören, wie Zero mit seinem Fuß über den Boden scharrte, sich aber sonst ruhig verhielt. Dieses Lautsignal sagte Karyu, dass er endlich Schluss machen sollte. Sie hatten schon viel zu viel Zeit für diesen Mann aufgewendet. Karyu war kurz davor, seine Augen zu schließen, um sich zu sammeln, doch dann stellte er fest, dass das eine unheimlich dämliche Idee war.

Er konnte diesen Mann nicht töten. Aber er musste es. Tsukasa hielt ihn davon ab, und das, obwohl er nicht einmal hier war. Erneut machte sich Karyu bereit, den Abzug zu drücken.
 

Ich bekomme immer wieder das Kotzen, wenn ich im Fernsehen sehe, wie Menschen getötet werden.
 

Wieder hielt er inne. Zero scharrte unruhig mit seinen Füßen, Karyu beachtete ihn jedoch nicht. ~Verschwinde aus meinem Kopf. Das ist kein besonders guter Zeitpunkt, um mich heimzusuchen!~

„Oh, ich bitte Sie, sollen wir hier die ganze Nacht stehen?“

„SCHNAUZE, HAB ICH GESAGT!“
 

Das halt ich nicht aus. Dafür habe ich zuviel davon gesehen.
 

Zwei Schüsse fielen und Shando ging röchelnd zu Boden. Karyu ließ heftig atmend seine Waffe fallen, und fühlte nur halbherzig, wie Zero ihm eine runterhaute.

„Bist du bescheuert?!“, fragte er aufgebracht. Er verstaute seine Pistole in der Innenseite seiner Jacke. Dass er nun vier Menschen auf dem Gewissen hatte, sah man ihm nicht an.

„Warum hast du ihn nicht kalt gemacht?“

„Ich weiß es nicht.“

„Toll. Wirklich, ganz TOLL!“ Zero packte seinen Partner unwirsch am Kragen und zog ihn auf seine Höhe. „Seit wann bist du so verweichlicht?“, zischte er. „Ich erinnere mich an Zeiten, wo man mit der Wimper gezuckt hat, und du bereits dein Magazin leer geschossen hast!“

Karyu erwiderte nichts, sondern blickte Zero nur leicht weggetreten an. Wenn er nur wüsste, was ihn vom Schuss abgehalten hatte, dann hätte er ihm wenigstens eine bissige Antwort geben können. Doch die musste ausbleiben. Zero schüttelte ungläubig und sichtlich erbost den Kopf und ließ von ihm ab. „Damit wirst du dich noch eines Tages umbringen, Joker.“

Wieder folgte keine Antwort, und bevor es Zero nun völlig zur Weißglut treiben konnte, dass Karyu anscheinend nicht gewillt war, mit ihm zu reden, boxte er ihm einmal – nicht gerade leicht - in den Bauch und lief in Richtung Tor. „Was solls!“, rief er. „Wir sollten schnell abhauen, komm schon!“

„Ich bin sofort da“, sagte Karyu leise und blickte auf Shandos Leiche. Mit zitternden Händen bückte er sich nach seiner Waffe und versteckte sie in seinem Mantel. Mit einem schweren Seufzen blickte er in den Himmel und beobachtete, wie der halbe Mond hinter einer riesigen Wolke verschwand. Er ballte seine Hände zu Fäusten.

„Ich frage mich, was mit mir los ist.“

Karyu fühlte, wie ihm etwas feuchtes auf die Wangen fiel, während er dem Himmel sein Gesicht entgegenstreckte. Beim nächsten Tropfen schloss er die Augen und allmählich begann er zu lächeln. Der Regen wurde immer stärker, und es dauerte nicht lange, bis er bis auf die Knochen durchnässt war. Es machte ihm nichts aus.
 

Ich mag dich. Ich mag dich sogar sehr.



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von: abgemeldet
2009-01-13T12:22:43+00:00 13.01.2009 13:22
Hey, ich hab deine Ff heute gefunden und finde sie wirklich toll!...Du schreibst alles so, dass man sich ohne Probleme in die Personen hineinversetzen kann und gleichzeitig auch einfach nur ein stiller Beobachter des Ganzen ist...und die Story verliert kein Bisschen an Spannung!
Du hast die Charaktere wirklich gut gewählt und ich find den Verlauf einfach super...^^
Bin schon ganz gespannt wie's weitergeht...^^
GlG
Von: abgemeldet
2008-12-30T19:08:33+00:00 30.12.2008 20:08
Das erste Kapitel hat mich echt gerührt :'D
Du beschreibst die Trauer und den Verlust so real, man versetzt sich selbst in Tsukasas Lage <33

Mir gefällt dein Schreibstill, sehr flüssig und lebendig :3
Von: abgemeldet
2008-12-30T19:03:54+00:00 30.12.2008 20:03
Sehr schön geschrieben <3
Man kann die Emotionen der Beiden regelrecht spüren und trotzdem wirkt es nicht zu kitschig oder übertrieben. :'D

Bin gespannt wie es weitergeht <33

Von:  SevenBlackRoses
2008-12-08T14:47:05+00:00 08.12.2008 15:47
ich find die story total toll =)
von der handlung her, vom schreibstil her...einfach alles ^^
ich finde, man kann sich richtig gut in tsukasa hineinversetzen...und er tut mir so leid *sniff*
naja ich freu mich schon sehr aufs nächste kapitel =)
Von: abgemeldet
2008-12-07T14:04:54+00:00 07.12.2008 15:04
ich mag deine story..deinen Schreibstil..
tsukasa tut mir unendlich lied was er durchmacht..und jetztder Schock mit der Yakuza.
auch wenn ich das zu süß fand mit der umarmung vo ntsukas gegenüber hizumi^^
ich bin gespannnt wies weiter geht<3
Von: abgemeldet
2008-08-15T21:03:59+00:00 15.08.2008 23:03
Ich mag deine FF wirklich sehr.
Ist gut geschrieben und man kann sich richtig hinein versetzen.
Ich bin gespannt wies weiter geht ^^
lg~

Ps.: Kannsu mir eventuell ne ENS schreiben, wenn ein neues Pitel on is??
thx *mich verbeug*
Von: abgemeldet
2008-07-19T20:20:50+00:00 19.07.2008 22:20
Das neue Kapitel is mal wieder genial geschrieben, ich mag die tagebuch einträge von karyu, auch wie er sich zum Schluss hin verändert :'D
bin gespannt was im nächsten Kapitel kommt <3
Von: abgemeldet
2008-05-15T16:19:46+00:00 15.05.2008 18:19
Die kapitel sind genia geschrieben, man kann förmlich spüren wie grausam es für Tsukasa sein muss und trotzdem wirkt es nicht zu depressiv <3
Respekt :'D
Freu mich schon auf das nächste Kapitel <3
Von: abgemeldet
2008-03-04T07:26:56+00:00 04.03.2008 08:26
aaaalsooo~
ich hab deine geschichte heut morgen gelesen und ich muss sagen..
sie is.. verfuckt..
GEILOMATIKO !!!!!!!!!!!!!!!
*umfall*
wie kann man nur so derbe gut beschreiben wie es von der abneigung Tsukasas seit dem Tod von Karyu gegen über zu Hizumi immer mehr zu Symphatie wird ^_____________^
ich hab mir schon ne kleine hoffnung gesetzt in dieser ff (vlt nix neues bei mir XD)
ähm.. ich hab mir gedacht, dass Hizumi und Tsukasa vlt irgend wann einmal ein paar werden ^________^
also irgend wann einmal...
*g*
*anseh*
lieg ich richtig?
oda zumindest freunde ^^
weiter schreiben !!!!!!
*peitsche zück*
Von: abgemeldet
2008-01-14T21:05:43+00:00 14.01.2008 22:05
Kann MurderFreak nur zu stimmen



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