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Ray Ban

FF zur Buchreihe S.T.A.L.K.E.R.
von

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Kapitel 24

Kapitel 24

Ort: die Zone

Gebiet: AKW

Kontrolliert von: Monolith
 

Verrat.
 

Stille.
 

Dunkle Gänge.
 

Stille.
 

Arrest.
 

Stille.
 

Gefesselt.
 

Schmerz.
 

Schritte.
 

Kälte.
 

Die Tür öffnet sich.
 

Licht dringt ein.
 

Höhnisches Lachen.
 

‚Nein…’
 

‚Wo bist du Kim?’
 

Das Kollektiv kontrollierte die Zone . Es kontrollierte die Menschen. Es kontrollierte die Mutationen. Sie sind die Sieben. Einst waren sie Individuen. Jetzt sind sie nur noch durch ihre physischen Körper getrennt. Im Geiste aber Eins. Das Ergebnis jahrelanger Forschung in geheimen russischen Instituten.
 

Es war allgemein bekannt, dass Russland seit Lenins Lebzeiten unter seiner schützenden Hand Versuche mit Menschen durchführten. Um einen Supermenschen zu züchten. Allen anderen überlegen. Die perfekte Welt durch die perfekte Gesellschaft.
 

Anfangs gab es viele Freiwillige. Alle waren sie aus dem gemeinen Volk. Doch die Ergebnisse waren nicht zufrieden stellend. Also fing eine Selektion statt. Leute, männlich als auch weiblich, mit paranormalen Fähigkeiten wurden aufgespürt.
 

Doch arbeiteten die meisten nicht auf freiwilliger Basis mit. Entsprechende Zielpersonen, die sich widersetzten, wurden über Nacht verschleppt und deren Existenz aus sämtlichen Unterlagen gelöscht.
 

Als ihre Forschungen nach vielen Jahren endlich erste Erfolge verzeichneten, wurden andere Länder auf sie aufmerksam. Spionage war an der Tagesordnung. So kam die Frage auf, wo sie in Ruhe ihre Forschungen vorantreiben konnten, ohne dass etwas ans Tageslicht kam.
 

Ob die Katastrophe von Tschernobyl im Jahre 1986 ein tragischer Unfall oder geplant war, kann bis heute keiner sagen. Tschernobyl gehörte ebenso zu den ewig ungelösten Geheimnissen wie die sagenumwobene Area 51 in den USA.
 

Doch für die Wissenschaftler war dieses Gebiet nach der Katastrophe der ideale Ort für ihre Experimente. Verseucht durch die Strahlung, hielt das AKW jeden ungebetenen Gast fern. Mit voranschreitender Zeit wurden die Reihen von Regierung und Militär der Sowjetunion, später Russland und Ukraine, an den richtigen Plätzen von ferngesteuerten Menschen unterwandert. Menschen, die das Ergebnis der Forschung waren. Die Wissenschaftler aus der Zone hatten die Vorherrschaft.
 

Vorerst.
 

Dann begann es.
 

Der erste verzeichnete Blowout. Die Ausdehnung der Zone, die neue Phänomene in diesem Gebiet erschuf. In deren Gebiet physikalische Gesetze ausser Kraft gesetzt wurden und deren Bewohner jeglicher Theorien der Evolution widersprachen. Der erste Eintrag in die Geschichtsbücher. Horrorstoff für Schüler in aller Welt.
 

Das Zeitalter der Stalker wurde eingeläutet. Glücksritter, die sich in die Zone wagten um deren Reichtümer zu plündern. Auf der Jagd nach den sogenannten Artefakten, ein Nebenprodukt der Forschung, die viel Geld einbrachten.
 

Die hiesigen Mutationen hielten die Stalker nicht davon ab, immer tiefer vor zu dringen. Sie waren zu gut ausgebildet. Viele von ihnen hatten jahrelange militärische Ausbildungen genossen. Desertierte Mitglieder der deutschen GSG 9, der amerikanischen Delta Force, der britischen SAS oder der russischen Speznas tummelten sich in diesem unwirtlichen Areal.
 

Es war höchste Zeit zum Handeln. Trotz des noch instabilen Kollektivs, die mit Mühe und Not ihre Schläfer in Politik und Militär, überwachen konnten, wagten die Wissenschaftler es, gefangen genommene Stalker einer Massen-Gehirnwäsche zu unterziehen um sie für ihre Zwecke einzusetzen. Und so wurden sie geboren. Die Monolither. Die persönliche Armee der Herren der Zone.
 

Kontrolliert durch das Kollektiv. ‚Wir sind die Sieben.’ Zu denen auch nun auch Kim Raika gehörte.
 

Doch hatte Verbund die junge Frau noch nicht vollständig integriert. Immer wieder zeigten die Monitore Abweichungen ihrer Hirnströme an. Besonders seit der ultimative Anwärter, der junge Deutsche David Rothe, sich endlich bei ihnen eingefunden hatte. Die Hirnströme der Raika schlugen immer wieder panikartig aus.
 

Professor O.O. Dobrynin, leitender Wissenschaftler des Projekts, stand lächelnd vor jenen Monitoren. „Tja, meine Liebe. Wärst du doch von Anfang an kooperativ gewesen. So würdest du jetzt nicht so leiden. Dir wäre es jetzt egal, dass dein Freund im Zuge der Integration eine, sagen wir mal, ‚Sonderbehandlung’ bekommt. Wenn du dich fügen würdest, würdest du jetzt nicht mit ansehen müssen, was unser Anführer der Monolither, Leuvkov, mit deinem Freund macht.“
 

„Kim.“
 

“David.“
 

Das Kollektiv konnte ihren Geist nicht vernichten. Sie würde bis zum Schluss dagegen ankämpfen. Doch das, was man ihr antat, würde sie noch in den Tod verfolgen. Grausame Bilder, die der kranke Professor ihr vor ihrem geistigen Auge vorführte. Doch ihre ganze Wut, ihre Verachtung, ihr Hass, richtete sie gegen eine einzige Person. Einer Person, von der sie dachte, dass man ihr vertrauen konnte.
 

Igel.
 

Sie mochte ihn von Anhieb an. Jemand, der sich nicht link verhielt, loyal und sogar ein wenig verrückt war. Er hatte ein fröhliches Gemüt und liess sich seine gute Laune nur selten verderben. Sie hatte ihm vertraut. Genau wie David. Ihm konnte man wirklich vertrauen. Und deshalb mussten sie beide nun leiden. Sie hätten es beide wissen müssen. Vertrauen war in der Zone tödlich. Im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Hätte Kim in ihrem jetzigen Zustand weinen können hätte sie es wohl getan. Der bemitleidenswerte kleine Rest ihres Bewusstseins fing Davids Gefühle wie ein Schwamm auf. Der Doktor projezierte sie auf sie über. Abscheu, Verrat, Einsamkeit, Wut, Hass. Aber auch Liebe. Liebe? Für wen? Ihm gegenüber? Sie spürte es. Er liebte ihn. Und dies schmerzte ihn als auch sie mehr als alles andere.
 

Damals, als sie alle noch gemeinsam die Zone durchstreiften, war sie glücklich. Auch bei David spürte sie eine tiefe Zufriedenheit, sogar Freude. Obwohl alle, bis auf Igel, eingeschworene Einzelgänger waren, zogen sie die Gesellschaft des Anderen vor.
 

Kim, die altes Team durch Verrat verloren hatte, stand anfangs der ganzen Truppe misstrauisch gegenüber. Denn keiner von ihnen war ein Chorknabe. Auch sie nicht.
 

David und Igel hatten beide schon im Gefängnis gesessen. Alexander kam etwas glimpflicher davon, war aber dennoch ein durch das Militär korrupt.
 

Und sie? Sie verschwand über Nacht aus ihrem Heimatland. Sie hatte durch Zufall erfahren, dass ihre Mutter, die grosse Volchanova, noch am Leben war. Und sie hier in der Zone. Sie wollte sie suchen.
 

Trotz allem etablierte Kim sich mehr als nur gut in die aussergewöhnliche Gemeinschaft und innerhalb kürzester Zeit kam eine Art Routine in ihr Zusammenleben ein.
 

Das war ein Fehler. Routine war tödlich. Genau das führte dazu, dass jegliche Vorsichtsmassnahmen ausser Acht gelassen wurden.
 

Fataler Fehler.
 

Doch jetzt war es zu spät.
 

Nach Aussen hin machte Kim einen sehr ruhigen Eindruck. Ihr Körper schwebte ohne jegliche Rührung in der grünen Nährstoffflüssigkeit ihres Tanks. Nur tief in ihrem Inneren toste ein Sturm der Wut und Verzweiflung.
 

Sie bekam alles mit.
 

Was ihr vermeintlicher Kamerad ihrem Freund antat.
 

Er flüsterte ihm verachtende Worte ins Ohr. Auch in ihr eigenes. Sie sah es, sie hörte es. Sie glaubte sogar, Davids Schmerzen, physische als auch psychische, zu spüren.
 

„Weißt du wie lange ich darauf gewartet habe das zu tun was ich schon immer tun wollte? Ich habe es gehasst, dir Honig ums Maul zu schmieren. Jede einzelne Sekunde meines verdammten Lebens in deiner Nähe habe ich gehasst. Ich habe es gehasst dir vorzugaukeln, dass ich dich liebe. Jetzt, jetzt endlich kann ich zeigen, was ich wirklich von dir halte.“
 

Hätte Kim schreien können hätte sie es getan. Hätte sie eine Schusswaffe halten können hätte sie abgedrückt. Ohne mit der Wimper zu zucken.
 

Er folterte ihn. Er tat ihm Gewalt an. Er liess ihn bluten. Liess ihn leiden. Sie spürte förmlich seinen Hass, seine Grausamkeit. Seine ätzenden Worte brannten sich in sie ein. Auch Davids Gefühle würden sie auf ewig heimsuchen. Sie fühlte Furcht. Furcht vor ihm. Doch wessen Furcht war es? Ihre eigene oder Davids? Mit jedem Tag, jedes Mal, wenn Schritte im Gang vor der Zelle hallten und die schwere Zellentüre geöffnet wurde, bekam sie Angst. Bekam er Angst. Angst vor dem, was Leuvkov dieses Mal im Sinn hatte. Und leideten zusammen. Doch sie leidete nur stumm mit.
 

„Irgendwie war es eine Herausforderung, dich zu erobern. Du warst ne ziemlich harte Nuss. Doch am Schluss warst du mir doch unterlegen. Manipulation gehörte seit ich Kind war zu meinem Leben. Darin bin ich bestens ausgebildet. Du hättest besser auf deinen Major hören sollen. War ein schlauer, misstrauischer, alter Sack. Bei ihm musste ich sogar noch mehr aufpassen als bei dir."
 

Sie sah wie er um ihn herumschlich und ihn abschätzig beäugte. "Was meinst du? Habe ich nicht für meine Leistung einen Oscar verdient? Kategorie Best Actor?“
 

„Ich hasse dich!“
 

Darauf folgte ein diabolisches Lachen.
 

„Das tust du nicht. Ich sehe immer noch Liebe in deinen Augen. Du hoffst insgeheim immer noch, dass das was ich hier mache ein Trick ist um die Monolither und Wissenschaftler auszutricksen und euch alle hier wieder rauszuhauen. Träum weiter. Weisst du, wen du hier vor dir hast? Ich bin Leuvkov. Anführer der Monolither."
 

Kim sah, wie David zu ihm aufschaute. Waren seine Augen geweitet? Vor Furcht? Vor Erkenntnis?
 

"Du...?"
 

"Genau. Du hast mich heute noch nicht mal gebissen. Wenn du weiterhin so brav bist, bin ich diesmal vielleicht etwas sanfter zu dir. Oder stehst du lieber doch auf…“
 

„Sei still!!“
 

Die Antwort folgte auf dem Fusse. Ein Schlag ins Gesicht. Mit einer Peitsche? Einer Gerte? Kim wusste es nicht.
 

Kim wollte es nicht mehr hören. Wollte es nicht mehr sehen. Doch sie konnte das Szenario vor ihrem geistigen Auge nicht abschalten. Was auch immer sie versuchte, es schlug fehl. Sie wollte schreien. Aus ihrem Gefängnis ausbrechen. Zur Zelle laufen und Igel töten. Auf langsame und grausame Weise. Er hatte es nicht anders verdient.
 

Wenn Alexander noch am Leben war, bekam vielleicht auch er alles mit? Musste alles ohnmächtig mit ansehen? Mit anhören? War er genau so wütend?
 

Vielleicht.
 

Heute. Sie wusste nicht mehr was für ein Tag heute war. Geschweige denn die Uhrzeit.
 

War es Tag? Oder war es Nacht?
 

Aber heute.
 

Heute war er noch nicht bei David gewesen.
 

Hatte er vielleicht die Lust an seinem abartigen kranken Spielchen verloren?
 

Oder war er bereits wieder draussen unterwegs, um ein neues Opfer zu suchen?
 

Dann mussten sie heute vielleicht keine Angst haben.
 

Doch hallende Schritte im Gang machte seine – und ihre – Hoffnungen zu Nichte.
 

‚Warum, Igel? Warum nur?’
 

„Wir haben dir vertraut.“



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