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Sometimes you put walls up not to keep people out, but to see who cares enough to break them down.

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Kazuki hatte sich dann besagtes Oberteil, ein Hemd und das dazugehörige Sakko, sowie eine Hose ähnlich der, die er gerade trug, gekauft. Wobei er die letzteren Dinge hauptsächlich gekauft hatte, weil er sich irgendwie dumm vorgekommen wäre neben Kuina, der tonnenweise Klamotten aus dem Shopping-Center schleppte, während er selbst nur ein Teil gekauft hätte. Der Braunhaarige musste doch auch so schon unheimlich seltsam und langweilig auf seinen älteren Nachbarn wirken.

„Macht’s dir was aus, wenn wir in dem Matsuya da vorne was essen? Ich bin am Verhungern.“, war der erste Kommentar des Blauhaarigen kaum waren sie wieder auf die Straße getreten. Okay, aber sie waren auch fast drei Stunden in dem Center gewesen und ein wenig Hunger hatte der Größere auch. Also nickte Kazuki und folgte dem mal wieder vor sich hingrinsenden Kuina. Ob der andere vielleicht doch Spaß an ihrem Treffen hatte? Aber wahrscheinlich war er eher einfach immer gut gelaunt oder er wollte Kazuki nicht verletzten und tat so, als ob es ihm gefiel. Dabei hatte der Schüler sich doch so viel für heute vorgenommen und er war auch der Meinung, dass er das bis jetzt gut geschafft hatte. Aber genauso war ihm bewusst, dass er noch deutlich mehr tun musste, wenn er wirklich wollte, dass Kuina auch noch nach heute etwas mit ihm machte. Nur was, das wusste Kazuki nicht so genau.
 

„Ich glaub, ich hab schon wieder viel zu viel gekauft. Mein Vater wird mich umbringen.“ Sie saßen mittlerweile in dem kleinen Schnellrestaurant und aßen, dabei war es wieder alleine Kuina, der redete. Wobei Kazuki gerade erst aufgefallen war, dass der Blauhaarige zwar die ganze Zeit redete, dabei aber gar nichts über sich selbst erzählte. Kazuki wusste eigentlich nicht wirklich etwas von dem anderen außer seinen Namen. Vielleicht sollte er ihn etwas fragen, irgendwas Unverbindliches, Nebensächliches. Dann würde er erstens über seinen Schatten springen und auch mal etwas zum Gespräch beitragen und zweitens würde er Interesse an dem anderen zeigen, was er ehrlicherweise ja auch hatte und das wäre doch sicher förderlich für ihre potentielle Beziehung. Denn nach dem bisherigen Verlauf des Tages war der Braunhaarige doch überzeugter davon, dass Kuina ihm freundlich gesinnt war, als dass das Gegenteil der Fall wäre. Unsicher war Kazuki trotzdem, dass lag aber mehr daran, dass er nicht einschätzen konnte, was Kuina von ihm hielt.

„Wo kommst du eigentlich her?“, stellte Kazuki dann also seine Frage, zuckte aber sofort zurück, als er merkte, dass der Blauhaarige ihn darauf nur wie versteinert anstarrte. Hatte er doch was falsch gemacht?

„Kazu, ich wusste, dass aus uns noch was wird. Endlich taust du ein bisschen auf, das find ich spitze.“, kam es nach quälend langen Sekunden endlich von Kuina und dann tat der Ältere etwas, was Kazuki vollkommen aus der Bahn warf: Er umarmte ihn, nur kurz aber es war eine Umarmung und jetzt saß der Blauhaarige wieder da, als wäre nichts gewesen und grinste so breit und fröhlich wie Kazuki es noch nie gesehen hatte. „Ich wusste gleich als ich dich gesehen habe, dass wir bestimmt gute Freunde werden.“

Der Braunhaarige saß nur starr und ein wenig verspannt auf seinem Stuhl. Ihn hatte noch nie jemand einfach so umarmt, außer seiner Mutter, und er konnte das absolut nicht einordnen. Aber irgendwie hatte es ihm gefallen, auch wenn der angstzerfressene Teil in ihm, ihn gerade wieder dazu anhalten wollte, ganz weit weg zu rennen. Von Kuina umarmt zu werden, war wirklich komisch, auf eine angenehme Art komisch, und vor allem hatte der andere gesagt, sie würden ‚Freunde‘ werden und das freute den Braunhaarigen doch mehr als er selbst erwartet hatte. Er wollte unbedingt Kuinas Freund werden und deswegen würde er auch versuchen noch mehr an ihrem Gespräch teil zu haben.

„Hmm, aber die Frage. Also eigentlich komme ich aus Tokyo. Ich hab früher mit meinen Eltern in Asakusa gewohnt.“, begann der Blauhaarige dann zu erzählen und dass Kuina jetzt erst mal mit reden beschäftigt war, half Kazuki auch wieder zur Ruhe zu kommen. „Als ich ungefähr zwölf war, haben meine Eltern sich getrennt bzw. meine Mutter hat meinen Vater in einer Nacht und Nebelaktion verlassen und ist mit mir abgehauen. Wir haben erst kurz auf Odaiba bei einer Freundin von ihr gewohnt, dann sind wir nach Nagoya, nach Toyama, ehm Kanagawa, wenn ich mich richtig erinnere und letztendlich nach Aomori. Als ich 15 war, sind wir dann nach Osaka gezogen. Da haben wir etwas mehr als zwei Jahre gewohnt, bevor wir zu meinen Großeltern nach Saitama gezogen sind. Und naja vor ‘nem halben Jahr ist meiner Mutter eingefallen, dass sie ja eigentlich wieder heiraten will und mich dazu erst mal loswerden muss und dass es meinen Vater ja auch irgendwo noch gibt. Mein Dad hat auch zugestimmt, mich aufzunehmen, hatte aber eine zu kleine Wohnung und so kommt’s, dass ich jetzt neben dir wohne.“

Kuina hatte das alles so emotionslos mit seinem typischen Grinsen erzählt, wie als wäre das nichts, dabei fand Kazuki die Geschichte wahnsinnig schlimm. Alleine wenn er sich vorstellte, seine Mutter könnte ihn irgendwann so abschieben. „Dann hast du deinen Vater so lange nicht gesehen und musst jetzt bei ihm wohnen?“ Es kostete den Braunhaarigen sehr viel Überwindung diese Frage zu stellen, aber einerseits wollte er es gerne wissen und andererseits hatte er das Gefühl, dass Kuina sich darüber freute, dass Kazuki ihm Fragen stellte.

„Jein, also meine Mutter wollte nicht, dass ich Kontakt zu ihm habe, aber ich hab meinen Vater gemocht und von daher hab ich mit 15 wieder heimlich Kontakt zu ihm aufgenommen, aber gesehen hab ich ihn bevor wir nach Saitama gezogen sind wirklich nicht.“, gab der andere bereitwillig weiter Auskunft. „Aber ich bin ehrlich froh, jetzt bei meinem Vater zu sein.“ Kuina schien die ganze Sache wirklich nicht so schlimm zu finden wie Kazuki. Vielleicht war der Jüngere auch nur so geschockt, weil er nicht glaubte, dass man seinen Vater mehr als seine Mutter mögen konnte. Wobei eigentlich konnte er das ja gar nicht beurteilen, er hatte ja nie einen Vater gehabt.

„Und erzählst du mir jetzt auch was über dich?“, riss die Stimme seines Nachbarn ihn nach einer Weile aus seinen Überlegungen. Das war nicht sein ernst? Okay, Kazuki würde schon gerne etwas erzählen, aber er konnte nicht. Es gab so viel, was ihn daran hinderte, immerhin konnte er Kuina doch nicht vertrauen, was wenn der andere ihn doch nicht mochte oder ihn nicht mehr mögen würde, wenn er gewisse Dinge von dem Jüngeren wusste? Und statt irgendetwas zu sagen, begann er nur wieder zu zittern, den Blick zu Boden zu wenden und unkontrolliert auf seiner Unterlippe herum zu kauen. „Du musst nicht, ich will dich nicht bedrängen.“, wehrte der andere auch augenblicklich ab und wieder hatte Kuina diesen schuldbewussten Ton. Dabei war es doch nicht seine Schuld, Kazuki war doch der Komische, Kranke von ihnen beiden, der der ihnen den schönen Tag dauernd wieder ruinierte.

„Irgendwann.“, antwortete der Braunhaarige noch leise, widmete sich dann wieder seinem Essen. Er musste sich erst mal ablenken und wieder normal werden, das hieß so normal wie es ihm möglich war. Er hoffte, dass er wirklich irgendwann in der Lage wäre, Kuina so weit zu vertrauen, dass er offen mit ihm reden könnte.
 

Eine halbe Stunde später hatte Kazuki seine Unsicherheit dann wieder soweit verdrängt, dass er ihren Ausflug wieder als ganz angenehm wahrnahm. Die beiden waren mittlerweile dazu übergewechselt im Tower Records die CD-Regale zu durchsuchen. Wie der Braunhaarige mittlerweile dann auch gemerkt hatte, schienen sie sogar ungefähr den gleichem Musikgeschmack zu haben, nur dass Kuina eine Menge mehr Bands zu kennen schien.

„Und die sind super, die musst du dir unbedingt anhören und… WOW! Das darf nicht wahr sein.“

Etwas verwirrt blickte Kazuki dem davon stürzenden Kuina hinterher, was auch immer der Blauhaarige da auf einem Plakat entdeckt hatte, musste ja wahnsinnig interessant sein, zumindest hatte es dazu geführt, dass er sein Vorstellungsprogramm unterbrochen hatte, denn Kuina hatte es sich die letzten Minuten vorgenommen gehabt, Kazuki alle seine Lieblingsbands zu zeigen.

„Was hast du da?“, fragte der Jüngere also, nachdem er Kuina hinterher gelaufen war.

„Heut Abend bei dem Event im O-East spielen ‚vNeu‘.“, brachte der Blauhaarige nur begeistert hervor, seine Augen leuchteten unheimlich.

„Und?“, konnte Kazuki aber nur fragend erwidern. Er hatte ehrlich keine Ahnung worauf der andere hinaus wollte. Vielleicht war diese Band ja sehr bekannt, aber er hatte von ihnen auf jeden Fall noch nie gehört.

„Das ist eine meiner absoluten Lieblingsbands. Die hab ich schon ewig nicht mehr gesehen. Wollen wir nicht vorbeigehen und gucken, ob wir noch Karten bekommen?“

„Err…“ Kazuki wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Einerseits wollte er nicht zu dem Konzert gehen, er hatte Angst vor solchen Menschenansammlungen, aber andererseits schien Kuina unbedingt hinzuwollen und der Ältere gab sich schon den ganzen Tag solche Mühe, da wollte er ihm gerne den Gefallen tun, hinzugehen.

„Das wird super, die würden dir sicher auch gefallen.“, versuchte Kuina es weiter, aber Kazuki war sich wirklich unsicher, ob er das mit dem Konzert schaffen würde. Wobei es mit Kuina ja wirklich schön war und im Endeffekt waren ja auch den ganzen Tag schon viele andere Menschen um sie herum gewesen. Nur eben auch nicht ganz so eng wie es bei dem Konzert der Fall wäre. „Glaub mir, das wird wirklich gut. Und du brauchst keine Angst zu haben, wenn dir einer blöd kommt, box ich ihn weg.“ Es überraschte Kazuki, dass der Blauhaarige direkt sein Problem bemerkt zu haben schien, wobei wahrscheinlich verhielt Kazuki sich auch einfach nur so auffällig. „Du kannst mir vertrauen, es wird Spaß machen.“ Ja, wenn das nur so einfach wäre, er würde Kuina gerne vertrauen, aber konnte er das wirklich jetzt schon, wo sie sich doch eigentlich noch gar nicht richtig kannten?
 

Eine halbe Stunde später befand der Braunhaarige sich dann doch vor dem Eingang des Shibuya O-East. Er hatte zugestimmt mit Kuina zu dem Konzert zu gehen, was der Ältere wieder mit einer freudigen Umarmung gedankt hatte. Dieses Mal hatte er den Jüngeren regelrecht durchgeknuddelt, aber es hatte den Braunhaarigen doch mehr gefreut als verängstigt, geschafft die Umarmung zu erwidern hatte er zwar nicht, aber zumindest hatte er den Drang, den andere wegzustoßen, erfolgreich bekämpft. Kazuki war sich sicher, er mochte Kuina und er war dabei sich mit dem anderen anzufreunden, auch wenn es sicher noch eine Zeit dauern würde, bis er dem anderen vollkommen vertrauen und sich dem anderen öffnen könnte.

„Oh, das wird so super, ich bin so froh, dass wir noch Karten bekommen haben. Und es ist spitze von dir, dass du mitkommst.“ Kuina war noch aufgedrehter und redete gefühlt noch mehr, seit er wusste, dass er seine Lieblingsband nachher sehen würde. Aber ein bisschen konnte Kazuki das auch verstehen, er hatte sich damals auch darüber gefreut seine Lieblingsband zu sehen, auch wenn ihm die Atmosphäre und die vielen Leute wahnsinnig Angst gemacht hatten.

„Ja, kein Problem.“, antwortete der Größere, während sie die Treppen hinauf und in das Livehouse gingen. Es war nicht ganz so schrecklich groß wie das, wo er mit Yuu gewesen war, aber trotzdem doch groß genug, um Kazuki ein unangenehmes Gefühl zu bescheren. Vor allem da es ziemlich voll war. „Was machen die eigentlich so für Musik?“

„Oh, also es…“, begann der Blauhaarige mit schon richtig leuchtenden Augen bei dem Gedanken jetzt von dieser Band schwärmen zu können, wurde aber durch ein lautes ‚Kuina‘-Rufen unterbrochen. Sowohl Kazuki als auch Kuina drehten sich synchron in Richtung der Stimmen, wobei der Braunhaarige sich ziemlich dumm vorkam, er würde Kuinas Freunde ja sowieso nicht kennen.

„Rui, Hayato, ihr auch hier?“, rief der Ältere aber nur zurück, winkte wild vor sich hin und einen Augenblick später, kamen zwei von Kopf bis Fuß durchgestylte Typen auf sie zu, die Kuina kurz begrüßten und dann Arm in Arm vor ihnen stehen blieben. Kazuki konnte gar nicht anders als die anderen beiden anzustarren. Sie waren sicher Freunde von Kuina, zumindest fing der Blauhaarige gleich an, sich mit ihnen zu unterhalten. Aber sie würden auch gut zu Kuina passen, viel besser als er. Sie passten vom Stil wahnsinnig gut zu dem Älteren und waren keinesfalls so langweilig und unauffällig wie Kazuki, wahrscheinlich waren sie auch nicht so verschüchtert.

Noch hatte sich keiner der Neuen wirklich mit ihm beschäftigt, was dem Schüler aber ganz recht war, so konnte er sie ungestört erst mal genau mustern, denn es ging ihm gerade so wie damals bei seiner ersten Begegnung mit Kuina, er fühlte sich zwar schlecht sie anzusehen, aber die beiden waren so faszinierend, dass er nicht anders konnte. Sie waren beide ein Stück kleiner als Kazuki, aber wohl auch beide etwas älter, wobei er das nicht sicher sagen konnte. Der Größere von beiden hatte silberne, kurze Haare, einen kleinen Stecker an der Unterlippe und wahnsinnig hübsche, warme Augen. Außerdem war zumindest seine eine Hand tätowiert und er trug ein bisschen Make-Up, wobei Kuina das ja auch tat. Seine Klamotten waren mehr oder weniger schwarz, womit er im Vergleich zu seiner Begleitung schon fast normal aussah. Kuinas zweiter Bekannter, der eng an den Silberhaarigen geschmiegt stand und von diesem einen Arm um die Taille gelegt bekam, war blond, er hatte lange, durchgestylte Haare und trug wahnsinnig viel Make-Up, sowie ebenfalls Lippenpiercings. Seine Klamotten stellten auch irgendwie mehr Haut zur Schau als sie verdeckten, sehr kurze Hosen, Strapsen und ein bauchfreies Oberteil, aber es stand dem anderen ausgezeichnet. Er war zwar nicht so mager wie Kuina, aber hatte trotzdem eine sehr viel bessere Figur als Kazuki. Sowieso konnte Kazuki seinen Blick gar nicht mehr von dem Blonden abwenden, er war so hübsch, sie waren beide so wunderschön. Okay, Kazuki sah nicht sonderlich viele andere Menschen, aber er hatte selten so gutaussehende Männer gesehen. Vor allem sahen sie zusammen so gut aus, sie waren sicher ein Paar, zumindest wirkten sie so. Aber in ihrer Nähe wurde Kazuki wieder ganz anders. Kuina hatte sicher viele solcher Freunde, wieso auch nicht, der Blauhaarige passte gut zu ihnen und Kazuki tat das nicht, er passte da nicht rein, er passte nicht zu den anderen Dreien, die sich gerade freudig unterhielten. Die beiden Fremden schüchterten ihn gerade wirklich ein und sie weckten die Unsicherheit ob er und Kuina Freunde werden könnten wieder, von der er doch geglaubt hatte, sie sei weg. Wobei es doch eigentlich eher eine Gewissheit war, dass sie einfach nicht zusammen passten, dass egal was Kuina versuchte und egal wie sehr Kazuki es sich auch wünschte, es einfach nicht funktionieren würde. Er war eben einfach nicht dafür gemacht, mit anderen Menschen befreundet zu sein, selbstbewusst und hübsch zu sein.

„Hey, Kazuki, alles okay?“ Es war Kuinas sanfte Stimme, die ihn aus seinen Gedanken und seiner Starre riss. Wobei ihm jetzt erst auffiel, dass die anderen sicher bemerkt hatten, wie er sie gemustert hatte und daher wandte er erst beschämt seinen Blick ab, bevor er stumm nickte. „Naja, auf jeden Fall sind das Rui und Hayato, Freunde von mir. Und Jungs, das ist Kazuki, ein neuer Freund von mir, wir wohnen seit neustem nebeneinander.“

„Freut mich, Kazuki. Ich bin Rui.“ Der Silberhaarige hielt ihm die Hand hin, was Kazuki seinen Blick heben ließ, aber als er die beiden sah, wie sie ihn ansahen, ihn von oben bis unten musterten, wie er es eben bei ihnen getan hatte, wurde ihm nur noch unwohler. Er konnte das nicht, er konnte hier nicht mit Kuina und seinen richtigen Freunden, denen mit denen er auch Gemeinsamkeiten hatte, bleiben. Dabei wollte Kazuki gerne, aber er merkte, wie sein Körper schon wieder begann, seinen Fluchtreflex auszulösen. Er begann zu zittern, sein Herz raste, unerklärliche Angst stieg in ihm auf. Er musste hier weg.

Also rannte er, raus aus der Halle und die Straße runter. Er hatte es wieder nicht geschafft, sicher würde Kuina jetzt merken, wie seltsam er war und nichts mit ihm zu tun haben wollen, aber vielleicht war es besser so. Er war nicht gut im Umgang mit Menschen, das wusste er und deswegen sollte er wohl einfach keine Freunde haben. Er würde es schon überstehen, er war bis jetzt ja auch alleine klargekommen. Es war dumm gewesen zu glauben, mit Kuina könnte es anders werden. Wahrscheinlich machte er sich auch nur selbst was vor und er wollte in Wirklichkeit gar niemandem, dem er sich öffnen, mit dem er Sachen unternehmen könnte. Ja so musste es sein.

„Kazuki, hey warte mal… so schnell… kann ich nicht laufen.“ Vor Schock wäre der Schüler fast hingefallen als er doch wirklich Kuinas Stimme hinter sich vernahm, blieb so nur ungläubig stehen, drehte sich um und sah den Blauhaarigen auf sich zu rennen. „Mann, ich hab viel mehr Tüten, da kann ich nicht so schnell.“, kam der andere nach Luft schnappend neben Kazuki zum Stehen, lächelte ihn aber nur breit an wie immer.

„Du…“ Kuina war ihm nachgelaufen, aber wieso? Damit hatte Kazuki weder gerechnet noch wusste er, wie er damit jetzt umgehen sollte. „Du bist mir nachgelaufen.“

„Klar, ich meine, wir sind doch zusammen hingegangen und wenn es einem meiner Freunde schlecht geht, kann ich mich doch nicht einfach weiteramüsieren.“ Der Blauhaarige klang so ehrlich und Kazuki wurde ganz warm ums Herz. So sehr hatte sich noch nie jemand um ihn gesorgt, zumindest niemand der nicht mit ihm verwandt war. „Also lass uns heimgehen und wenn du willst, reden wir drüber. Aber wir können auch einfach ein bisschen PlayStation zocken und uns mit Süßigkeiten vollstopfen.“

Kazuki nickte nur als Antwort, war immer noch ein bisschen überfordert von der Situation, wobei überrascht es wohl eher treffen würde und er war glücklich, glücklich darüber dass Kuina bei ihm war und dass alle seine Ängste in Bezug auf den Älteren wohl einfach nur lächerlich gewesen waren.
 

Eine Stunde später saßen sie dann wirklich zusammen in Kuinas Zimmer und spielten Videospiele. Der Blauhaarige hatte ein relativ großes Zimmer, sowieso war die Nachbarwohnung einiges geräumiger als ihre eigene. Kuina hatte sogar einen eigenen, riesigen Fernseher, angeblich ein Geschenk seiner Mutter, weil sie wohl doch ein bisschen ein schlechtes Gewissen hatte, ihn so abgeschoben zu haben.

„Willst du darüber reden, warum du vorhin plötzlich weggelaufen bist? Du musst nicht, wenn du nicht willst, ich würde nur gerne wissen, was ich falsch gemacht habe.“ Kuina hatte bis jetzt zu dem Thema geschwiegen, aber anscheinend hatte er es nicht länger ausgehalten und er hatte ja auch irgendwie ein Recht darauf, es zu erfahren. Außerdem klang er so zerknirscht und dabei hatte der Ältere doch gar keine Schuld.

„Du hast nichts falsch gemacht. Ich fand den Tag sehr schön. Es ist nur…“ Der Braunhaarige stoppte, es fiel ihm so schwer weiterzusprechen, dabei wollte er es Kuina gerne erzählen, er musste jetzt einfach all seinen Mut zusammen nehmen. Immerhin hatte der Blauhaarige sich den ganzen Tag um ihn bemüht, war ihm hinterher gerannt, als er geflohen war und hatte sogar seinen Freunde für ihn stehen lassen. Was brauchte Kazuki eigentlich noch an Beweisen, dass Kuina mit ihm befreundet sein wollte, bis er mal begann dem anderen ein bisschen zu vertrauen? Also fing Kazuki an leise weiterzusprechen. „Ich bin einfach nicht so gut mit fremden Menschen. Ich hab eigentlich überhaupt keine Freunde und bin auch einfach nicht gut im Reden und allem.“ Okay, als ob Kuina das noch nicht gemerkt hatte, aber der Blauhaarige sagte nichts, er nickte einfach nur und blickte den Jüngeren weiter aufmerksam an. „Und naja, dann vorhin deine Freunde… sie haben mir irgendwie Angst gemacht.“

Eigentlich hatte der Schüler fest damit gerechnet, jetzt ausgelacht zu werden. Immerhin fand er ja selber, dass es total albern klang, die beiden Fremden hatten ihm ja nicht wirklich etwas getan, außer aufzutauchen. Aber Kuina sagte nichts, er saß nur weiter da und schien zuhören zu wollen und irgendwie sorgte das dafür, dass der Größere sich wenigstens ein bisschen entspannte. „Naja, die beiden sahen so wahnsinnig toll aus, du siehst auch so cool aus und der Blonde, er war so wunderhübsch. Und ich… ich bin so langweilig, ich pass da nicht dazu. Ich pass als Freund gar nicht zu dir.“

„Oh, Kazu, das…“ Kuina schien wirklich über das Gesagte nachzudenken und er lächelte jetzt auch gar nicht mehr, er sah irgendwie bedrückt aus. Dabei wollte der Jüngere gar nicht, dass sein Nachbar sich wegen ihm schlecht fühlte. „Mir ist vollkommen egal wie du aussiehst. Ich meine, du bist nett und umgänglich, ich hatte super viel Spaß mit dir heute, das ist viel wichtiger. Und ich finde wir passen perfekt zusammen als Freunde, sonst hätt ich mich ja nicht direkt so wohl bei dir gefühlt. Außerdem ich hab Hayato schon ohne Make-up gesehen, also nicht so wie vorhin und du bist viel hübscher.“ Jetzt grinste Kuina wieder und sein Lächeln war so ansteckend, dass Kazuki nicht anders konnte, als seine Mundwinkel auch ein wenig nach oben zu ziehen. „Mal ehrlich Kazu, ich glaub, du hast einfach nur absolut kein Selbstbewusstsein, aber das kriegen wir hin. Wenn du willst, mach ich dich genauso cool wie mich.“ Kuina klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken und dabei schien er wirklich an seine Worte zu glauben.

„Das geht?“ Kazuki wäre gerne wie Kuina, auf jeden Fall, aber er glaubte nicht, dass er so werden könnte, selbstbewusst und cool. Okay, sie könnte ihm neue Klamotten kaufen, aber damit war es ja nicht getan, vor allem weil der Braunhaarige ja heute eindrucksvoll festgestellt hatte, dass er sich in solchen Klamotten nicht wohl fühlte.

„Klar geht das, du bringst doch die besten Anlagen mit, vertrau mir einfach, okay? Du vertraust mir doch oder?“

Tat er das? Nicht hundert Prozent, das konnte er einfach nach so kurzer Zeit nicht, aber zumindest soweit, dass er Kuina glaubte, er könne ihm helfen und das war doch schon mal ein guter Anfang. „Ja, ich denke schon.“
 

tbc

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Ja, da ist mal wieder ein neues Kapitel, nicht dass es laut den Angaben auf dem Word-Dokument schon seit Februar fertig gewesen wäre*hust*... ja ich hab zwar viel zu tun und wenig Zeit zum Schreiben, aber eigentlich bin ich nur zu faul zum Hochladen weswegen das hier so ewig gedauert hat... ich verspreche jetzt nicht, dass das nächste schneller geht, weil vielleicht dauert es auch wieder ewig, weil es gibt zwar durchaus schon so sieben fertige Kapitel, aber da ich seit fast nem halben Jahr auch gar nichts mehr wirklich geschrieben hab, muss ich mich auch erstmal wieder ins Weiterschreiben einfinden(und das gilt auch für meine anderen FFs falls es wen interessiert^-^) und mal gucken, ob mir der momentane Verlauf der Story gefällt. Aber ich mag die Geschichte und daher wird sie irgendwann fertiggestelltxD

So falls sich noch irgendwer der Leser hierher verirrt hat und es noch liest, vielen Dank^-^
 

@Lucel: So, entschuldigung, dass ich dich jetzt wahrscheinlich ganz lange im Mitleiden mit Kazuki gelassen habe, aber ja er hat ein Problem mit seinem Selbstbewusstsein, eindeutig^-^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2013-09-01T13:47:54+00:00 01.09.2013 15:47
aaaah, schön zu sehen, dass es hier doch noch weitergeht~

Kazuki ist wirklich voll eingeschüchtert..
..ich war ja schon überrascht, als er dann tatsächlich noch Klamotten gekauft hat, ehrlich gesagt..
und auf dem Konzert.. mhm.. da war er dann echt total überfordert >-<"
aber toll von Kuina, dass er ihm hinterher gerannt ist und ihn (behutsam) ein wenig ausgequetscht hat.. ich war schon fast beeindruckt, dass Kazuki da wirklich sogar ordentlich drauf eingegangen ist ^^

..mal schaun, wie es dann bis und ab Montag für ihn weiter geht :'/


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