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Sometimes you put walls up not to keep people out, but to see who cares enough to break them down.

von

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Info
 

Samstag wurde Kazuki erst von der Mittagssonne, die warm auf sein Gesicht fiel, wach, fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen erholt und ausgeruht. Und zum ersten Mal hatte er auch keine blauen Flecken, Kratzer oder sonstigen Verletzungen mit denen er ins Wochenende starten würde. Nach Dienstag war die Woche für ihn entspannt vergangen, sowohl Sono als auch Saga waren seit Mittwoch krank gewesen und Ruki hatte ihn, wie immer wenn er alleine war, in Ruhe gelassen. Mit Kuina schrieb er mittlerweile jeden Tag und für heute Nachmittag hatten sie sich zum Gitarre spielen verabredet. Der Braunhaarige hatte extra jeden Abend geübt, um sich nicht ganz zu blamieren, immerhin spielte Kuina ja in einer Band. Normalerweise spielte er ja nie jemandem etwas vor, außer seiner Mutter, aber bei Kuina fühlte er sich von Mal zu Mal wohler und deswegen hatte er auch keine Angst, ihm vorzuspielen.

Noch einmal gähnte und streckte der Braunhaarige sich, bevor er mit einem breiten Grinsen auf den Lippen aus dem Bett hüpfte. Es war schon unwirklich wie sehr ein paar ruhige Tage seine Grundstimmung komplett umdrehen konnten. Wobei er das ja schon von den Ferien kannte, da war er auch immer besser drauf. Gut gelaunt griff er sich also Klamotten aus seinem Schrank und machte sich ins Bad. Er würde erst mal entspannt duschen, kochen und essen und dann wäre es sicher bald soweit, dass er zu Kuina rübergehen konnte.
 

Um kurz nach drei war der Braunhaarige dann auch wirklich mit allem fertig, stand an der kleinen Küchenzeile und spülte sein benutztes Geschirr. Seine Mutter musste dieses Wochenende Doppelschichten schieben, deswegen würde er sie wohl kaum sehen und Yuu hatte er heute auch noch nicht zu Gesicht bekommen, aber wo der Ältere sein konnte, wusste er nicht. Aber er würde jetzt sowieso gleich zu Kuina gehen, also konnte es ihm auch egal sein. Sie waren zwar erst in ungefähr einer halben Stunde verabredet, aber der Ältere hätte doch sicher nichts dagegen, wenn Kazuki früher käme. Also räumte er die Küche fertig auf, packte seine Gitarre zusammen, bevor er sich auf zur Nachbarwohnung machte.

„Oi Kazu, du bist schon da.“, wurde er von einem lächelnden Kuina begrüßt, kaum hatte er geklingelt, folgte dem Älteren auch nach einer kurzen Begrüßung direkt in sein Zimmer. Doch dass sich dort noch jemand befinden würde, damit hatte der Braunhaarige nicht gerechnet und diese Überraschung schockte ihn jetzt mehr als er gedacht hätte. „Rui ist noch da, wir haben ein bisschen an unserem neuen Song gearbeitet.“

„Hi, ich bin Rui.“, stellte der Silberhaarige sich direkt vor, schenkte Kazuki ein freundliches Lächeln, was diesen nur beschämt zu Boden sehen ließ. „Du bist der Junge von dem Konzert letzte Woche, richtig?“ Dass sich der Ältere an ihn erinnerte, ließ die Situation nur noch unangenehmer für Kazuki werden, vor allem da er sicher war, der andere müsste ihn nach Samstag für wahnsinnig seltsam halten.

„Hallo, ich bin Kazuki.“, nahm er all seinen Mut zusammen und antwortete dem Älteren. Ansehen tat er ihn noch immer nicht, einfach weil ihm alles so peinlich war, dass er wohl knallrot im Gesicht war.

„Freut mich.“ Kazuki konnte aus den Augenwinkeln sehen wie der andere ihn noch immer anlächelte, ihn dabei schon wieder von oben bis unten musterte. Aber heute durfte der Braunhaarige nicht weglaufen. Einerseits fühlte er sich nicht so unwohl wie Samstag, bei weitem nicht, aber unangenehm war es ihm trotzdem so angesehen zu werden. Vor allem weil der Silberhaarige wirklich wahnsinnig hübsch war, auch ohne Make-up und gerade war sich Kazuki ziemlich sicher, dass Kuina ihn damals nur hatte aufbauen wollen, dieser Hayato war wahrscheinlich auch in Natur eine wahre Schönheit.

„Kazu, setz dich, wir wollen grad nochmal das Lied durchspielen, okay?“, richtete Kuina das Wort an ihn, schob ihn auch schon Richtung Bett, wofür der Braunhaarige dankbar war, denn er hatte sich ehrlich gesagt wie an Ort und Stelle fest gefroren gefühlt.

„Ja, ist okay.“, gab er seinem Freund nur leise zur Antwort, ließ sich auf dem bequemen Bett nieder und sah den anderen beiden einfach dabei zu, wie sie sich wieder auf der Couchgarnitur niederließen und begannen eine Melodie anzustimmen. Es klang wunderbar, Kuina war wirklich gut, damit hatte der Jüngste aber ehrlicherweise gerechnet und auch Rui wirkte so professionell, wie seine Hände schnell und elegant über die Basssaiten glitten, mit den tiefen Klängen einen Rhythmus erzeugten, der ihn direkt gefangen nahm. Auch wenn es dem Braunhaarigen etwas unwohl war, konnte er nicht anders als Kuina und seinen Bandkollegen zu beobachten.

„Und Kazuki, was sagst du zu dem Lied?“ Es war Rui der ihn irgendwann wieder angesprochen hatte und das brachte den Braunhaarigen kurzzeitig aus dem Konzept, bevor er wild nickte, sich erst im nächsten Moment bewusst wurde, dass das als Antwort ja gar keinen Sinn ergab.

„Gut, es war sehr schön.“, haspelte er also schnell vor sich hin, konnte nicht verhindern, dass er schon wieder leicht rosa um die Nase wurde.

„Cool. Aber du spielst auch Gitarre oder, sag mal…“

„Rui, musstest du nicht zur Arbeit?“, unterbrach Kuina den Silberhaarigen, bevor er seinen Satz beenden konnte und Kazuki war ehrlich gesagt ein bisschen froh darüber. Vor Rui hätte er sicher nicht vorspielen können und sich mit ihm zu unterhalten, fiel dem Braunhaarigen ja auch unsagbar schwer. Auch wenn er gerne dazu in der Lage wäre, einfach um Kuina zu zeigen, dass er doch nicht so abnormal war.

„Ohja, scheiße stimmt.“ Der Silberhaarige hatte wohl vergessen, was er noch sagen wollte, denn er war schon dabei hastig seine Sachen zusammen zu kramen. „Also Kuina bis morgen, Kazuki ich hoffe wir sehen uns. Komm einfach mal mit Kuina mit, wenn wir weggehen oder so.“ Und schon war er verschwunden.

„Sorry Kazu, Rui war mehr spontan da, ich hätte dir Bescheid sagen sollen.“

„Nein, schon okay.“ Der Ältere sah ziemlich geknickt aus, so wie als glaubte er, etwas falsch gemacht zu haben. „Es war nicht so schlimm gewesen, er war ja ganz nett.“ Das war wirklich Kazukis Meinung, natürlich hatte er sich nicht unbedingt wohl mit Rui hier gefühlt und er war auch froh, dass dieser gegangen war, aber er hatte jetzt auch nicht das totale Bedürfnis gehabt, vor dem Älteren wegzurennen. „Also spielen wir?“

„Klar, also wenn du was von ‚and‘ spielen willst, ich kann ‚Blindness‘ und ‚Code B‘. Ansonsten hab ich hier noch eine ganze Menge Lieder, die wir einüben können.“
 

„Sag mal, wie lange spielst du schon?“

Die beiden hatten dann wirklich mit einem Lied von ‚and‘ angefangen, waren später zu einigen Songs übergegangen, die der Braunhaarige nicht kannte, aber relativ schnell raushatte und am Ende hatten sie sogar das Lied gespielt, welches Kuina und Rui vorhin erst geschrieben hatten. Gitarre spielen hatte ja schon immer zu den wenigen Dingen gehört, die dem Braunhaarigen wirklich Spaß machten, aber mit Kuina zusammen machte es noch deutlich mehr Spaß. Einfach weil sie zu zweit die Lieder auch richtig spielen konnten, es sich schon deutlich mehr nach einem richtigen Song anhörte. Damit hatte der Jüngere nicht wirklich gerechnet, aber er hoffte, dem Blauhaarigen ging es genauso und sie könnte noch öfter zusammen üben. „Seit neun Jahren.“, antwortete er, während er langsam seine Gitarre aus Kuinas zweitem Verstärker entstöpselte, um sie wieder weg zu packen.

„Wusst ich’s doch, dass du schon länger spielst.“, meinte der Ältere nur triumphierend, hatte sein Instrument ebenfalls weggeräumt. „Du bist wirklich gut und du lernst ziemlich schnell. Also natürlich bist du nicht so gut wie ich, aber fast.“ Die letzten Worte gingen in lautes Lachen über, während Kazuki etwas überrascht und perplex zu dem anderen blickte.

„Meinst du das ernst?“ Das interessierte ihn jetzt wirklich. Dass Kuina ein guter Gitarrist war, stand außer Frage und dass er sicher einschätzen konnte, ob Kazuki gut war, glaubte er ebenfalls und auch wenn er immer noch ein bisschen der Meinung war, die Sache mit seinem angeblich guten Aussehen hätte Kuina nur aus Höflichkeit gesagt, glaubte er im Gegensatz dazu doch, dass der Ältere ehrlich zu ihm war, was seine Gitarrenfähigkeiten anging.

„Dass du gut bist?“ Ein Nicken seitens Kazuki. „Jap, das meinte ich ernst. Wenn du mich nach eben fragen würdest, ob ich eine Band mit dir gründen wöllte, würde ich sofort ja sagen. Also wenn ich noch nicht in einer wäre.“

„Danke.“ Kazuki konnte jetzt auch nicht mehr anders als breit grinsen, es tat gut, dass Gefühl zu haben, bei etwas gut zu sein, es war ein schönes Gefühl, etwas zu können. Vielleicht war er wirklich nicht so unfähig und nutzlos, wie er immer gedacht hatte. Vielleicht hatte er wirklich nur kein Selbstbewusstsein. Der Braunhaarige glaubte gerade zum ersten Mal, dass Kuina doch recht gehabt haben könnte und dass er ihm wirklich würde helfen können. Immerhin war er auch nie der Meinung gewesen, Gitarre spielen zu können, aber offensichtlich war er gut darin.

„Ich sag nur die Wahrheit.“, gab Kuina noch einen letzten Kommentar dazu ab, bevor er sich zufrieden seufzend auf sein Bett fallen ließ, während Kazuki liegend das Sofa beanspruchte. „Sag mal, Kazu. Was hälst du davon, wenn wir heute Abend noch weggehen? Also in ‘nen Club oder so.“

„Was?“ Okay, diese Frage hatte das selige Grinsen direkt von Kazukis Gesicht gewischt. Das konnte unmöglich der Ernst des anderen sein, immerhin wusste er doch, wie Kazuki auf Menschenansammlungen und solche Sachen reagierte und er glaubte kaum, dass Kuina noch einmal ein Desaster wie letztens bei dem Konzert haben wollte.

„Naja, ich hab doch gesagt, ich arbeite an deiner Selbstwahrnehmung und naja der einfachste Weg, wie du dir bewusst werden kannst, wie gut du aussiehst, ist, wenn du merkst, wie gutaussehend Fremde dich finden.“

„Das heißt?“ Der Jüngere konnte die Erklärung nicht so ganz nachvollziehen und beruhigen tat sie ihn auch nicht. Einerseits hätte er schon Lust mit Kuina auszugehen, weil er etwas mit dem anderen unternehmen wollte, aber andererseits war er nicht sicher, ob er es schaffen würde, in einen Club zu gehen.

„Naja, wir stylen uns ein bisschen, gehen weg und ich bin mir ziemlich sicher, du wirst dich vor Weibern, die dich anmachen nicht retten können… also das heißt…“ Der Blauhaarige stoppte, setzte sich jetzt wieder auf, sodass Kazuki sein grübelndes Gesicht sehen konnte. „Wir haben da noch nicht drüber geredet, aber stehst du auf Frauen oder auf Männer, ich meine, das müsste ich schon wissen, um den Club für heute Abend auszusuchen.“

„Err…“ Mal abgesehen davon, dass er den Plan des anderen überhaupt nicht gut fand, er wollte nicht angemacht werden, weder von Frauen noch von Männern, wobei er ehrlicherweise auch nicht glaubte, dass ihn irgendjemand anflirten würde, wusste Kazuki auch gar nicht, wie er die Frage beantworten sollte. Er hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, es war ja nicht gerade so, dass er schon mal in einer Situation gewesen wäre, wo es eine Rolle gespielt hätte. „Ich weiß nicht.“

„Ach so. Na dann finden wir es einfach raus. Also wenn du nachdenkst, wer ist die attraktivste Person, die dir einfällt.“

„Ich hab keine Ahnung.“ Darüber musste der Größere jetzt wirklich eine Weile nachdenken, wen er attraktiv fand, was er attraktiv fand. Er war noch nie verliebt gewesen, er hatte noch nie jemanden aus seiner Klasse interessant gefunden, vielleicht irgendeinen Star... Doch als er so näher darüber nachdachte, fiel ihm doch jemand ein und er konnte gar nicht verhindern, dass er bei der Erinnerung knallrot wurde.

„Ahja, Treffer. Komm sag schon, an wen denkst du gerade?“ Kuina war das wohl nicht entgangen und jetzt wurde Kazuki nur noch ein bisschen roter. Er hatte noch niemandem davon erzählt, noch nicht einmal seiner Mutter, aber irgendwie hatte er das Gefühl, es wäre richtig, Kuina von der Sache zu erzählen.

„Naja, also als ich vierzehn war und… also der beste Freund von meinem Bruder... Ich hab immer so ein komisches Gefühl gehabt, wenn er da war und ich mochte ihn irgendwie, also irgendwie anders. Weil er war auch immer so nett zu mir und irgendwann als er mal bei uns war und Yuu gerade nicht da, da hat er mich einfach geküsst und…“ Unbewusst fuhr Kazuki sich mit den Fingern über die Lippen, versuchte sich zu erinnern, wie sich die Lippen des anderen auf seinen angefühlt hatten. Es war der erste und einzige Kuss gewesen, denn er je bekommen hatte und es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl gewesen. „Es war schön, aber ich war so geschockt und bin sofort weggerannt und dann bin ich ihm immer aus dem Weg gegangen. Naja, drei Monate später ist er sowieso weggezogen.“

„Och ist das eine süße Geschichte.“ Kazuki konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Kuina sich ihm um den Hals geworfen hatte und ihn durchknuddelte. Aber Kuina tat sowas ja öfter, also Kazuki umarmen und seit dem ersten Mal fühlte es sich auch immer besser für ihn an. „Aber Kerle, du stehst eindeutig auf Kerle, wenn das das Einzige ist, was dir auf die Frage einfällt.“

„Okay.“ Was er darauf antworten sollte, wusste der Jüngere nicht so genau. Aber der einzige, für den er sich je interessiert hatte, war ja wirklich ein Junge gewesen, also hatte Kuina vermutlich recht.

„Gut, dann weiß ich, wo wir hingehen können. Also was sagst du, gibst du meiner Idee eine Chance?“

„Ich weiß nicht. Ich glaube, du würdest mit mir da keinen Spaß haben bei so vielen Fremden.“ Ja so oder so ähnlich waren seine Bedenken. Außerdem wollte er dem Blauhaarigen auch nicht direkt sagen, dass er nicht an das Funktionieren seines Plans glaubte.

„Aber ich bin mir sicher, die Idee ist gut. Du sollst ja auch nur merken, dass du sehr wohl heiß bist. Ich erwarte ja gar nicht, dass du irgendeinen Kerl aufreißt. Und wenn du Angst hast, dich könnte irgendwer belästigen, ich bin den ganzen Abend bei dir und ich spiel zur Not gerne deinen eifersüchtigen Freund, der alle vergrault.“ Kuina setzte wieder sein breitestes Lächeln auf und auch wenn Kazukis Zweifel noch kein bisschen kleiner waren, vor allem die Ungewissheit, was ihn erwarten würde, machte ihm noch Angst, nickte er zustimmend. Er würde es versuchen, mit seinem Nachbarn wegzugehen.

„Super. Dann mach ich dich jetzt ein bisschen hübsch, das heißt ich versuche mal, ob es möglich ist, dich noch hübscher zu machen, als du eh schon bist.“ Und bevor Kazuki protestieren konnte, war der Blauhaarige schon verschwunden. Gerade war der Schüler sich dann doch nicht mehr ganz so sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, dem Plan mit dem Weggehen zu zustimmen.
 

Unsicher zupfte der Braunhaarige am Reisverschluss seiner Jacke herum. Wobei seine nicht ganz richtig war, er hatte sich eine Lederjacke von Kuina geliehen. Sowieso war nur die Hose, die er trug, seine eigene, es war die Schwarze, die Yuu ihm geschenkt hatte. Das Oberteil hatte er auch von Kuina, wobei es mehr ein Fetzen war, der wahrscheinlich nicht mal die Hälfte seines Oberkörpers bedeckte. Und von daher war er auch nicht so sicher, ob es die beste Idee wäre, die Jacke auszuziehen.

„Drin ist es ziemlich warm, ich würde die Jacke ausziehen.“, riss Kuinas sanfte Stimme ihn aus seinen Gedanken und bevor er reagieren konnte, hatte der anderen ihn schon von der Jacke befreit. „Hey, wenn du dich ganz unwohl in dem Shirt fühlst, dann gehen wir es auf Toilette tauschen, versprochen Kazu.“

„Danke. Ich versuch es erst mal.“ Es war schon erstaunlich wie viel mutiger Kazuki alleine dadurch geworden war, dass er den Älteren kannte, dass er mit ihm befreundet sein wollte und dass er ihn irgendwie auch beeindrucken wollte, indem er seine Ängste überwand. Vorhin bei Kuina hatte er sich ja nur für das Outfit entschieden, dass der andere ihm zusammengestellt hatte, weil er Kuina zeigen wollte, dass er seinem Plan zumindest eine Chance gab.

„Gut, dann gehen wir rein.“ Kuina griff Kazukis Hand und zog ihn fröhlich voran in den halbdunklen Clubraum. Der Blauhaarige war offensichtlich jemand, der wahnsinnig auf Körperkontakt aus war, aber Kazuki, der sowas normalerweise verabscheute, störte es bei dem anderen reichlich wenig.

Der Schüler wusste gar nicht, wo er zuerst hinsehen sollte, als sie den Raum betraten, oder ob er überhaupt irgendwo hinsehen sollte. Denn überall wo seine Augen herumschweiften, die seltsamen neuen, völlig fremden Eindrücke des Nachtclubs aufsaugen wollten, trafen sie auf andere Menschen, die ihn ansahen, musterten und das ließ den Braunhaarigen am Ende doch wieder nur den Blick zu Boden senken, still Kuinas Füße beobachten, wie sie sich einen Weg durch die Menschenmenge suchten. „Da ist noch was frei an der Bar.“, vernahm er gedämpft Kuinas Stimme, sowieso war es hier ziemlich laut, fast ein bisschen zu laut für seinen Geschmack, da würde es sicher schwer werden sich zu unterhalten.

„Wollen wir nichts zu trinken kaufen?“, wandte Kazuki sich an Kuina, nachdem sie schon ein paar Minuten saßen, der Kleinere aber noch nichts weiter getan hatte als sich suchend umzusehen. Wenn er ehrlich war, würde er ja auch gerne mal gucken, wie die Leute genau aussahen, die hier normalerweise so herkamen, aber irgendwie wusste er nicht, ob er sich trauen sollte.

„Lass uns noch kurz warten, ich bin mir ziemlich sicher, du brauchst dir nichts selbst zu trinken kaufen.“, antwortete Kuina mit einem Lächeln an Kazuki gewandt, bevor er seinen Blick wieder in die Menge richtete.

„Hey Süßer, hier, von Blondie da drüben.“ Kazuki fuhr erschrocken zusammen, als ihn plötzlich eine fremde Stimme ansprach, konnte nur völlig entgeistert den Barkeeper anstarren, der gerade ein Glas mit einem hübsch angerichteten, bunten Drink vor ihn stellte.

„Hm, der sieht gar nicht schlecht aus und ist er dein Typ?“ Kuina hatte seine Aufmerksamkeit jetzt wieder Kazuki zugewandt, zumindest halb, denn sein Blick richtete sich auf einen Kerl, der am anderen Ende der Bar stand und sie beobachtete. Kazuki fühlte sich nicht ganz wohl dabei den Kerl anzusehen, aber er war ja auch nicht ganz naiv, immerhin sah er Fernsehen, er wusste, dass der andere ihm wohl den Drink ausgegeben hatte und was er damit bezwecken wollte, war auch klar und deswegen konnte er auch nicht anders als wenigstens mal kurz zu gucken, wie der Fremde aussah.

„Oh.“ Kuina hatte Recht, der Fremde sah wirklich gut aus, er hatte mittellange, durchgestylte blonde Haare und soweit er das von hier beurteilen konnte eine gute, leicht durchtrainierte Figur. Sein Gesicht sah auf die Entfernung auch ganz hübsch aus. Kazuki konnte gar nicht glauben, dass so jemand ihm etwas zu trinken ausgegeben hatte.

„Bedeutet ‚oh‘ jetzt, dass er dein Typ ist?“

„Ehm, also er sieht gut aus, aber was soll ich jetzt tun?“ Nur weil der andere gut aussah, hieß das ja nicht, dass Kazuki auch an ihm interessiert war und vor allem nicht, dass er in der Lage wäre mit ihm zu reden. Der Braunhaarige wusste ja nicht mal, ob er überhaupt mit dem anderen reden wollte.

„Freu dich über das Frei-Getränk und darüber, dass du offensichtlich heiß genug bist, um nicht mal zehn Minuten hier sein zu müssen, ohne ein Getränk ausgegeben zu bekommen und naja, wenn du Interesse an dem Typ hast, können wir rüber gehen, wenn nicht, dann bleiben wir einfach hier sitzen.“, war Kuinas Antwort, während er jetzt doch den Barkeeper herbeiwinkte, um sich selbst auch etwas zu bestellen. „Sollte er hierher kommen und dich belästigen, verjag ich ihn.“

„Okay, dann lass uns hier bleiben.“ Kazuki wandte seinen Blick dabei wieder von dem Fremden zu seinem Getränk. Ob es wohl mit Alkohol war, er hatte noch nie Alkohol getrunken? Ob er Kuina das besser vorher sagen sollte?

„Also auf einen schönen Abend.“ Der Blauhaarige hatte mittlerweile ein ähnlich buntes Getränk in der Hand und so stießen sie an und Kazuki war dann doch überrascht wie gut dieses Zeug schmeckt, wie süßer Fruchtsaft. Ja, das konnte er einen Abend lang trinken.

Die nächste Stunde verbrachten die beiden damit an der Bar zu sitzen, sich zu unterhalten und die anderen Gäste zu mustern, Kazuki fand dazu mittlerweile auch den Mut, was aber durchaus an dem bunten Getränk liegen konnte, davon hatte er mittlerweile das zweite vor sich stehen, dieses Mal hatte ein Schwarzhaariger ihn eingeladen, denn Kuina aber glücklicherweise gleich wieder vertrieben hatte. Auf jeden Fall sorgte das Zeug dafür, dass er sich weit weniger Gedanken machte, über das, was er tat, er hatte es sogar geschafft immer mal wieder ein paar Worte mit dem Barkeeper zu wechseln, der wohlgemerkt Kazukis Meinung nach der Bestaussehendste hier war. Seine Unsicherheit war wie auf magische Weise fast verschwunden, wenn das nur immer so sein könnte.

„Kuina, wollen wir tanzen?“, wechselte er irgendwann ihr Gesprächsthema. Er wusste auch nicht so genau, wie er jetzt auf die Idee gekommen war, aber wenn er sich die ganzen tanzenden Gäste so ansah, bekam er unbegreiflicher Weise Lust dazu.

„Gerne.“, kam es auch sofort von dem anderen, der aber doch deutlich überrascht aussah. Dennoch ergriff er direkt Kazukis Hand und zog ihn auf die Tanzfläche. Wobei Kazuki jetzt erst klar wurde, dass er überhaupt keine Ahnung hatte, wie man tanzte. Er würde einfach versuchen, das zu tun, was der Ältere auch machte, also begann er etwas unsicher seine Hüften zu bewegen, stellte aber ziemlich schnell fest, dass das durchaus Spaß machte und so wurden seine Bewegungen immer ausgelassener. Am Anfang hätte er ja nie gedacht, dass er an diesem Abend so viel Spaß mit Kuina haben würde, aber gerade war er verdammt froh, mit dem anderen hierhergekommen zu sein.

Kazuki war noch immer völlig in seinen Gedanken und der Musik versunken, als ihn jemand grob am Arm herum riss und er plötzlich nicht mehr Kuina, sondern einem fremden, braunhaarigen Riesen gegenüber stand. Und jetzt fühlte er sich doch nicht mehr so wohl, der andere war viel zu nah vor ihm, ihre Körper berührten sich fast, außerdem hielt er noch immer Kazukis Arm in seinem Griff und der Blick mit dem er ihn musterte, gefiel dem Schüler am aller wenigsten.

„Lust zu tanzen, mein Hübscher.“ Oh nein, hatte er nicht, aber gerade war Kazuki wieder wie erstarrt. Er würde am liebsten sofort hier wegrennen, aber er konnte sich nicht bewegen, stattdessen ließ er sich von dem Braunhaarigen sogar etwas von Kuina wegziehen. Im nächsten Moment schlangen sich zwei Arme von hinten um ihn, hielten ihn zurück und Kazukis Anspannung war von einer Sekunde auf die andere wie weggewischt. Er wusste nicht warum, aber er hatte sofort gemerkt, dass es Kuina war, der ihn festhielt und als der Kopf des Blauhaarigen sich auf seine Schulter legte, hatte er die Gewissheit, die er eigentlich nicht mehr gebraucht hatte.

„Lass meinen Freund in Ruhe.“, zischte der Ältere und darauf verschwand der Fremde auch wirklich.

„Können wir uns wieder setzen.“ Das wäre Kazuki wirklich lieber, tanzen machte Spaß, aber befummelt werden wollte er nicht. Dann doch lieber rumsitzen, trinken und sich mit dem Barkeeper unterhalten.

Und so fand er sich auch ein paar Minuten später an der Bar wieder. „Na Süßer, da bist du ja wieder, ich hab dich schon vermisst.“ Und kaum saß er, hatte Kazuki auch wieder einen Drink vor sich stehen, dieses Mal aber offensichtlich von dem Barkeeper.

„Danke, hier gefällt’s mir auch besser.“, gab der andere lächelnd von sich, wandte sich dann wieder Kuina zu, der ihn nur fett angrinste, aber keinen weiteren Kommentar dazu abgab. Kazuki wusste ja selber, dass er sich total anders als sonst verhielt.
 

„Weissu Kuina, das war vo~ll der schöne Abend.“, murmelte der Braunhaarige vor sich hin, war ganz froh, dass sein Nachbar ihn schon den ganzen Heimweg festhielt, weil irgendwie hatte er das Gefühl, alleine nicht mehr in der Lage zu sein, zu laufen. Aber es drehte sich auch alles so lustig, da war es schon verständlich, dass es ihm schwer fiel die Straße zu treffen.

„Kazu, du bist hackedicht. Du verträgst echt nichts.“ Der Kleinere klang eher belustigt, aber Kazuki fand gerade auch alles lustig. Er war echt froh, dass Kuina ihn mitgenommen hatte. Das sollte er dem anderen vielleicht sagen.

„Der Abend war voll schön. Danke dassu mit mir gemacht hast.“

„Kazu, das hast du mir mittlerweile schon zehn Mal gesagt.“ Der andere lachte wieder und auch wenn er nicht verstand warum, lachte der Jüngere einfach mal mit. „Aber sag mal, was war das mit dem Barkeeper?“

„Der hat mir seine Nummer gegeben.“, lallte er als Antwort, konnte nicht anders als noch breiter vor sich hingrinsen. Der Kerl war so hübsch gewesen, er konnte immer noch nicht glauben, dass der wirklich an ihm interessiert war.

„Ja, das hab ich gesehen. Und willst du dich mit ihm treffen?“

„Weissi nicht. Ersma will ich schlafen.“

„Okay, wie du willst. Aber du pennst heute besser bei mir.“
 

tbc

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Ja, da ich bei tumblr gesehen habe, dass der Royz-Blog meine FF auf seiner Liste hat, dachte ich, muss ich auch mal weiterschreiben, vielleicht sind ja ein paar neue Leser dazugekommen.
 

@Lucel: ja, für einen Schulwechsel müsste er ja mit seiner Mutter reden, aber das wird auch noch mal aufgegriffen^-^

@Panakeia: dankeschön für den Kommentar^-^ aber das mit Kazukis Schüchternheit wird ja langsam



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Panakeia
2014-01-28T21:01:29+00:00 28.01.2014 22:01
yaay xDD Ein betrunkener Kazuki!!
Sehr süß ûu wirklich...
und wie Kuina Kazuki vor dem Riesen beschützt hat >_< dafür wollt ich ihn knuddeln!
Schön, dass Kazuki ein bisschen aus sich raus kommt! Und ich bin gespannt wie das weitergeht.
Vor allem... ob du nen Zeitsprung machst oder ob wir da noch was über die anstehende Pyjama-party bei Kuina erfahren ûu
Ich freu miiich~ ^__^

PS: Und huch, wie kommt deine ff denn auf den Royz-yade-blog? ;D Schön zu sehen, dass dich das ein bisschen angespornt hat xDD


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