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Biss in die Ewigkeit

von

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Verwandlung

Dort wurden wir stürmisch empfangen. „Wie schön, euch wieder hier zu wissen.“, sagte Esme. Ich stürmte an ihr vorbei zu Mam. Sie schlief. Äh...was?! Sie schlief?! Mein Blick fiel auf Edward. Er schlief ebenso. Ich hörte ihre Herzen schlagen, erblickte ihre rosigen Wangen und spürte ihren regelmäßigen Atem. „Wie? Wo? Was? Ich... verstehe nicht...“, stammelte ich. „ Sie haben sich zurück verwandelt. Sie sind wieder Menschen.“, flüsterte Bella mit brüchiger Stimme. Meine Augen wurden groß. Meine Mum alterte. Das durfte nicht sein. Sie würde alt werden und sterben. Das konnte nicht sein! „Tu was, Florence!“, Dad war richtig verweifelt. „Wie?“, fragte ich. Ungläubig starrten mich alle an. Als wäre ich das Unwahrscheinlichste, was sie jemals gesehen hatten. Sowas, wie ein Alien. So langsam begriff ich: „Ihr meint meine Gabe, oder? Da muss ich euch leider enttäuschen. Sie funktioniert nur bei Vampiren.“ Bella entstieß ein Wimmern und vergrub ihren Kopf zwischen den Knien. „Warum verwandelt man sie nicht zurück?“, fragte Jasper. „Ja, beeil dich Carlisle!“ in Bella keimte ein kleiner Hoffnungschimmer auf. „Ich weiß nicht, ob sie auf mein Gift noch reagieren.“, sein Blick fiel auf mich. „Warum ich?“, fragte ich perplex. „Du dürstest nicht nach ihrem Blut und kannst leichter ablassen. Ich möchte kein Risiko eingehen, jetzt wo wir dich haben. Man muss das Glück ja schließlich nicht überstrapazieren.“ Das versprach ekelig zu werden.

Carlisle nahm nach Blutproben von Edward und Rosalie, um sie zu untersuchen. Schließlich gab er sein okay. Wir hatten die Beiden auf Liegen in die Bibliothek, die als Krankenzimmer umgeräumt wurde, gelegt. Sie schliefen noch immer. „ Wo“, fragte ich tonlos. Carlisle desinfizierte eine Stelle zwischen Hals und Brust. Bei Beiden. Beiden sollte ich Gift in den Blutkreislauf spritzen. Ich musste würgen. Esme stellt sich neben mich. Ich packte ihre Hand und sie strich mir beruhigend über den Rücken. „Atme tief durch.“, riet sie mir. Carlisle stellte die Liegen tiefer und rollte einen Hocker daneben. Jetzt ging es los. Ich sah Esme tief in die Augen und warf ihr einen hilflosen Blick zu. „Ich bleibe bei dir.“, versprach sie mir. Carlisle bedeutete mir anzufangen. Ich tauschte noch einen Blick mit Alice und Jasper, die in der Tür standen. Bella saß neben Edward und Daddy neben Mum. Ich ging zu Edward und zog Esme hinter mir her. Ich brauchte sie jetzt. Wie ein Ertrinkender seinen Rettungsring. Ich setzte mich auf den Hocker, schloss die Augen, legte meine Hände um Edwards warmen Körper, wie Schraubstöcke und legte meine Lippen auf seine Haut, die nach Desinfektionsmittel roch. Noch einmal tief durchgeatmet und dann biss ich zu und spritzte mein Gift in die Wunde. Er hatte Augen und Mund weit aufgerissen und sein Körper wand sich vor Schmerzen meines Giftes. Er tat mir so Leid. Zweimal im Leben diese höllischen Schmerzen ertragen. Ich hatte sie nie ertragen müssen, schließlich war ich bereits als Unsterbliche geboren worden. Schon wieder eine Ungerechtigkeit zu meinem Gunsten...

Ich hielt es kaum aus, wie sich Edwards Brustkorb bog. Nur Esmes Hand auf meinem Rücken hielt mich davon ab, alles abzubrechen. Bitte sag, dass ich ihm genug Gift gespritzt habe!, bat ich Carlisle stumm. Das alles schien eine Ewigkeit zu brauchen. Einzelne Blutstropfen klebten an meiner Zunge. Igitt! Konzentrier dich, beschwor ich mich selbst. An Edwards Mimik hatte sich rein gar nichts geändert und dieser Ausdruck von Qual berührte mich zutiefst. „Es reicht. Du darfst aufhören.“, sagte Carlisle. Endlich! Erleichtert löste ich meine Hände und Mund von Edward. Der lag jetzt reglos mit offenen Augen da, die ins Leere starrten. Schnell fuhr ich mit der Zunge über meine Bissspuren, um die Wunde zu versiegeln. „Gib mir eine Pause!“, stöhnte ich, „Und irgendwas zum Ausspülen. Ich hab sein Blut in den Mund bekommen.“ „Alice, hol doch bitte ein Glas Wasser.“, sagte Carlisle. Wasser klang okay. Es war jedenfalls tausendmal besser, als menschliches Blut. „Einwandfrei.“, lobte mich Jasper. „Es hat sich grausam angefühlt.“, seufzte ich und hielt mir den Kopf. Das ist das verrückte am Vampirsein: Du fühlst dich die ganze Zeit über körperlich fit, aber psychisch fühlst du dich einfach nur kaputt und müde.

Da kam Alice auch schon mit dem Becher angesaust. „Hier.“, sie reichte ihn mir und ich trank gierig. „Deine Augen sind kohlrabenschwarz.“, stellte Esme besorgt fest, „Du solltest erst einmal jagen gehen, bevor du mit Rosalie fortfährst.“ „Aber...“ Carlisle schnitt mir das Wort ab: „Sieh zu, dass du zu Kräften kommst - innerlich natürlich – und geh hinaus auf die Jagd.“ Alle nickten zustimmend. Alice streckte mir ihre Hand hin und ergeben ergriff ich sie. Gemeinsam liefen wir in den Wald. Ohne großen Appetit fing ich zwei Rehe und saugte sie aus. Alice sah mir besorgt zu. „Wann wird Edward zu sich kommen?“, fragte ich. „In ungefähr zwei Tagen.“ „Und Mom?“ „Auch.“ Ich seufzte. Alice musterte mich wieder. Warum nur? „Können wir?“, fragte ich gereizt. Sie nickte und wir rannten los. Erst durch den Wald und sprangen über den Fluss, der quer über das Grundstück verlief. Als wir in der Bibliothek ankamen, überprüfte Carlisle gerade die Herzfrequenz von Edward und notierte sich darauf etwas. „Wozu tust du das?“, wollte Bella wissen. „Ich versuche so viel wie möglich über das Verwandlungsstadium herauszufinden.“, erklärte Carlisle ihr. „Ich... habe dir damals etwas verschwiegen, Carlisle. Ich erzählte dir nicht, was ich sah, während in mir die Hölle tobte. An meinem inneren Auge zogen Ereignisse aus meinem früheren Leben vorbei.“, erzählte, „Ich spürte genau, wo mein Körper das Gift empfing. Immer dort brannte das Feuer am schlimmsten. Es war die ganze Zeit über so, als würde mich etwas nach unten drücken.“ Carlisle notierte sich alles. „Arme Mum. Armer Edward.“, wisperte ich zaghaft. Ich tat ihnen die grausamsten aller Schmerzen an. Was war ich nur für ein Biest?! „Lasst uns fortfahren.“, sagte Carlisle und deutete auf Rosalie. Ich schluckte. Automatisch tastete ich nach Esme. Meinem Pfeiler in der Brandung. Ich schloss die Augen und tastete nach Mom. Wie zerbrechlich sie doch war. „Ich kannes auch machen.“, bot Esme an, doch ich schüttelte nur stumm den Kopf. Wenn ich sie biss, würde sie Menschenblut verabscheuen und musste keine Schmerzen, wenn sie durstig war, erleiden. Ich legte meine Finger an meine Schläfen, um positive Gedanken zu bekommen. „Was ist denn hier los?“, ertönte Renesmees glockenhelle Stimme. Ihr Blick fiel auf Edward: „Dad schläft? Sein Herz schlägt? Er atmet?“ „Beruhige dich, Süße.“, sagte Bella, „Er verwandelt sich gerade wieder zurück. Florence hat ihn gebissen.“ Florence, die Giftspritze, dachte ich. Himmelherrgott! Carlisle wurde unruhig: „Sie wacht gleich auf. Bitte fang an, Florence.“ Ich stöhnte und lehnte mich vor, um gleich darauf meine Beißerchen in Mams Hals zu schlagen. Florence, die Giftspritze, hallte es wieder durch meinen Kopf. Rose Miene war erschreckend: Nach Atem ringend blickte sie hilflos mit aufgerissenen Augen ins Leere. Das traf mich direkt ins Herz. Es tat so weh, Mum, wegen mir, so hilflos zu sehen. Ihr warmer Körper wand sich wie ein Wurm in meinen kalten Händen. Esme stand dicht hinter mir. Hilflos schielte ich zu Carlisle. Der kam heran und stützte Mams Kopf. Er stellte sich so hin, dass ich nicht in ihr verzweifeltes Gesicht blicken musste. Ich sah zu Renesmee, die den Blick unglücklich erwiderte. Auf einmal empfand ich tiefes Mitgefühl. Wir waren irgendwie... verbunden. Ich würde das mit ihr gemeinsam durchstehen. Wir gegen den Rest der Welt.

Wieder blickte ich hoffnungsvoll zu Carlisle. Er konnte es kaum ertragen, in meine ängstlichen Augen zu sehen. Denn das, was ich darin verbarg, waren Trauer, Angst und Schmerz. All das, was sich die Jahre über angesammelt hatte, wurde jetzt frei.

Endlich nickte Carlisle mir zu. Erleichtert ließ ich ab und versiegelte die Bisswunde. Carlisle ließ seine Hand über Mams Gesicht gleiten und schloss damit ihre ausdruckslosen Augen. „Bleib bei mir Mum!“, flüsterte ich Rose ins Ohr. Alice stand bereits mit dem Glas Wasser neben mir. Dankbar ergriff ich es. Ach... wie gut das doch tat. Ich stellte das Glas beiseite und sah dann Nessie an: „Können wir mal kurz gemeinsam reden?“ Sie nickte und bedeutete mir zu folgen. Ich warf noch einen Blick auf Mum und Dad, der hilflos neben ihr kauerte, dann ging ich hinter Renesmee aus dem Raum. Sie führte mich hinaus. Die Sonne schien und meine Haut begann zu funkeln. Nessie lief mit mir in den Wald zu einer Lichtung, auf der Blumen in den schönsten Farben blühten. Sie ließ sich nieder und ich setzte mich neben sie. Renesmee sah mich an und legte mir ihre auf die Wange. Als sich mir verschiedene unbekannte Bilder zeigten, begriff ich, dass auch sie eine Gabe hatte. Sie berührte jemanden und zeigte ihm ihre Gedanken. Und was sie mir da alles zeigte! Bella, völlig erschöpft, nach der Geburt, wie Jacob auf sie geprägt wurde, wie Jake und Rose sich um sie stritten, wie Bella ihr das erste Mal als Vampir begegnete, wie sie die Denalis kennenlernte, wie sie und Jacob am Meer standen und zuletzt, wie sie mich kennenlernte. Berührt sah ich sie aus großen Augen an: „Genial!“ „Findest du? Ehrlich gesagt beneide ich dich, seit du hier bist.“ „Was?!“, ich war perplex, „Renesmee Cullen. Du hast alles: eine Gabe, einen Freund, der dich liebt und das auch immer tun wird, du warst immer mit deinen Eltern zusammen...“ Sie unterbrach meinen nicht enden wollenden Redeschwall: „Du hast eine Kindheit, solange du willst. Ich war innerhalb von sieben Jahren erwachsen.“ Wieder hielt sie mir ihre Hand an die Wange und zeigte mir, wie Carlisle sie jeden Tag gemessen hatte, um zu sehen, wie schnell sie wuchs. „Rosalie liebt dich genauso sehr, wie meine Mum mich. Sie hat dich nur aus Furcht und um dich vor den Volturi zu schützen weggegeben. Was meinst du, was hier los war, als wir erfuhren, dass die Volturi auf direktem Weg hierher waren?“, fügte Ness hinzu. Damit ich es mir vorstellen konnte, zeigte sie es mir. Ich sah das Wohnzimmer voller Vampire, die zusammengekommen waren, um Renesmee zu beschützen. „ Aber sie sind abgezogen ohne zu kämpfen? Die Volturi meine ich.“, fragte ich. Sie nickte: „Alice zeigte Aro, einem der drei Anführer der Volturi, dass er in dieser Schlacht sterben würde. Ich wette, dass es purer Eigennutz für ihn war, den Kampf abzublasen.“ Gedanklich stimmte ich zu. Klar, das klang logisch. Also nickte ich bedächtig. „Können wir uns nicht vertragen? Nicht einen ständigen Zickenkrieg führen? Natürlich könnte ich meine Fähigkeit einsetzen, aber das wär auch kein richtiger, sondern bloß ein erzwungener Frieden.“, sagte ich. „Mum hat mir von deiner Gabe erzählt und dadurch, dass du sie so selten verwendest, erscheinst du mir als die ehrlichste und aufrichtigste Person, die ich kenne.“, sagte Renesmee. Sie legte abermals ihre Hand auf meine Wange und sofort hallte durch meinen Kopf: „Lass uns also Frieden schließen“ Ich nickte: „So sei es.“ Wir ergriffen unsere Hände und richteten uns auf. Strahlend vor Glück rannten wir zurück. Die anderen saßen im Wohnzimmer und rissen die Augen vor Verwunderung weit auf, als sie uns so Hand in Hand hereinkommen sahen. „Hab ich es euch nicht gleich gesagt?“, lächelte Alice den anderen zu. Natürlich hatte unsere liebe Tante die Versöhnung vorhergesehen. „Wie schön euch so vereint zu sehen.“, sagte Bella und nahm uns beide in die Arme. Ich lächelte, genau wie Ness.



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