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Gnadenlos

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zurück!


Schreiben läuft derzeit ganz gut; tatsächlich ist dieses Kapitel so lang geworden, dass ich es teilen musste. Bedeutet also – Achtung, gute Nachrichten – dass es hier bald weitergeht, weil ich quasi wieder vorgearbeitet habe.


Schlechte Nachrichten: Der Titel des Kapitels darf als Warnung betrachtet werden. Vom Wege der Besserung sind wir noch weit entfernt.


Trotzdem bereit für mehr? Auf geht‘s: Komplett anzeigen

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Tragödie

„Darf ich reinkommen?“, fragt Jack und Sam fühlt sich bei seinem Anblick unweigerlich an sich selbst erinnert; daran, wie er am Abend zuvor Cas aufgesucht hat, um ihn um Rat zu bitten, während er sich wie ein Schuljunge vorkam, der auf einen Tadel wartet.

 

Eine Welle aus Mitgefühl und schlechtem Gewissen schlägt über Sam zusammen und er nickt eilig, bietet Jack den bislang noch überflüssigen Stuhl neben seinem Schreibtisch an.

 

Jack ist in den letzten Tagen total untergegangen, denkt er beschämt, als er sieht, wie geknickt der junge Nephilim neben ihm auf der Stuhlkante hockt, und Sam gibt sich alle Mühe, die eigene Erschöpfung bestmöglich vor ihm zu verbergen.

 

„Wie geht‘s dir?“, fragt er mit aller Behutsamkeit, die ihm möglich ist, da ihm ein ‚Alles in Ordnung?‘ überflüssig erscheint – es ist Jack an der Nasenspitze anzusehen, dass eben nicht alles in Ordnung ist.

 

Jack runzelt auf die Frage die Stirn, so als müsse er erst darüber nachdenken und Sam wird auf einen Schlag klar, dass er das wahrscheinlich wirklich muss. Es ist eine Sache, einen Zugang zu den eigenen Gefühlen zu finden, eine gänzlich andere ist es jedoch, die Empfindungen auch beim Namen nennen zu können. Und im Bunker gibt es sicher nicht die größte Auswahl an Vorbildern, die Jack in seiner Unerfahrenheit mit dem Leben und der eigenen Menschlichkeit als positives Beispiel dienen könnten. Es ist für Sam an der Tagesordnung, in einem Gebäude mit Personen zu leben, von denen jeder auf die ein oder andere Art leidet. Vor allem ist es für ihn etwas völlig Normales, dass ein jeder hier seinen Kummer um jeden Preis mit sich selbst auszumachen versucht, am liebsten kein Wort darüber verlieren will. Meistens fällt es Sam schwer, diesen Umgang mit Problemen zu akzeptieren, auch wenn er sich selbst nicht gänzlich davon freisprechen kann. Leider unterdrücken die meisten seiner Mitbewohner auch mit Vorliebe jedes gegenteilige Gefühl; Emotionen wie Zuneigung, Zufriedenheit, Liebe werden niemals beim Namen genannt, um von der eigenen Verletzlichkeit abzulenken, wie es sie das Leben alle miteinander gelehrt hat. In der letzten Zeit gab es natürlich nicht allzu viel, um in Optimismus und Frohsinn zu schwelgen, aber Sam nimmt sich fest vor, dem Nephilim in Zukunft ein besseres Vorbild zu sein. Der erste Schritt, um diesen Weg beschreiten zu können, besteht leider aus der Art von unbequemen Offenheit, die sich Sam in seiner jetzigen Lage eigentlich nicht zutraut.

 

Jack hat dir gesagt, dass du eine Vaterfigur für ihn bist, versucht er, sich selbst gut zuzureden, als von dem Jungen nichts weiter als unsicheres Schweigen zu vernehmen ist.

Mach nicht die gleichen Fehler wie Dad …

 

„Vielleicht hilft es dir, wenn ich dir zuerst sage, wie es mir geht“, beginnt Sam nervös und stellt überrascht fest, dass unmissverständliche Dankbarkeit in den hellblauen Augen aufblitzt. Sein Ansatz kann also nicht der schlechteste gewesen sein, auch wenn er noch nicht weitergedacht hat, als bis zu diesem Punkt.

 

„Cas hat mir erzählt, dass du dazu kamst, als Rowena mich in Hypnose versetzt hat.“

 

Jack nickt und obwohl sein grundsätzlich so offenes Gesicht einen bekümmerten Zug angenommen hat, kann Sam darauf keinen Schrecken feststellen, kein Urteil – nichts, was er bei Crowley, Rowena, Gabe oder Cas gesehen. Es ist eine eigentümlich beruhigende Reaktion, denn sie verrät Sam, dass der Junge nicht allzu viel von dem mitbekommen haben kann, wovor Cas ihn berechtigterweise schützen wollte.

 

„Er hat mir auch erzählt, dass er dich weggeschickt hat, um nach Mom und meinem Bruder zu suchen.“

 

Jack nickt erneut, runzelt abermals die Stirn, als käme ihm dazu ein Gedanke, den er allerdings nicht ausspricht. Er scheint Sam nicht unterbrechen zu wollen, was er mehr als zu schätzen weiß. Es fällt ihm verflucht schwer, schon wieder über den heutigen Tag zu reden, ohne dass er sich dabei zu sehr in dessen Ereignissen verliert. Sam will nichts hervorrufen, was einen weiteren Zusammenbruch provozieren könnte, insbesondere nicht vor Jack.

Trotzdem wird ihm mit einem Mal bewusst, dass niemand, absolut niemand ihn bisher danach gefragt hat, wie es ihm eigentlich geht. Vielleicht haben das bisher alle vermieden, weil es im Bunker so an der Tagesordnung ist. Man spricht nicht über Gefühle; gerade dann nicht, wenn sie über den körperlichen Zustand hinausgehen. Vielleicht sind bisher auch einfach alle davon ausgegangen, zu wissen, wie es Sam geht.

Die Wahrheit ist, dass es eben keiner von ihnen weiß. Die meisten von ihnen sind in der Hölle gewesen, die meisten von ihnen haben unvorstellbar unter Lucifer gelitten – aber ihre Erfahrungen sind nicht Sams. Und niemand hat es bisher für nötig befunden, ihn nach seiner Geschichte und seinen Gefühlen zu fragen. Vielleicht hätte er auf besagte nie gestellte Fragen ohnehin antworten müssen, dass er nicht darüber sprechen will, es nicht kann. Aber darum geht es nicht, nicht im Geringsten. Da spielt es auch keine Rolle, dass er vorhin bei Dean noch für einen kurzen Moment dankbar dafür war, dass dieser ihn nicht über seinen Zustand gelöchert hat. Und wieder ist Sam nach Weinen zumute. Nicht, dass er daran glaubt, dass es helfen würde. Aber es fühlt sich an, wie sein verdammtes Recht. Der Punkt, an dem er endlich einmal Schwäche zeigen darf, ist seit Ewigkeiten überschritten.

 

Reiß dich zusammen, befielt er sich trotzdem, wenigstens vor Jack!

 

„Ich weiß nicht, wie viel du heute von dem mitbekommen hast, was mit mir passiert ist“, setzt er erneut an und hasst sich dafür, wie gebrochen seine Stimme plötzlich klingt. Er zwingt sich, weiterzusprechen, auch wenn er Jack mit einem Mal nicht mehr ansehen kann.

 

„Aber ich bin verdammt erleichtert, dass Cas versucht, dich davor fernzuhalten. Ich habe … Es sind … Weißt du ... Jack.“

 

Etwas Feuchtes landet auf seinem Handrücken und vielleicht ist es ganz gut, dass er den Blick weiter gesenkt hält, so dass ihm der Junge gerade nicht in die überlaufenden Augen sehen kann.

 

„Ich hätte dir gern erspart, dass du überhaupt irgendetwas davon mitbekommst. Ich will nicht, dass du Angst hast – ganz egal, wovor, ob vor mir oder Lucifer. Obwohl Angst vermutlich die einzig gesunde Reaktion ist. Du solltest Angst haben! Vielleicht rettet sie dir das Leben.“

 

Zum Glück weiß Jack nicht, dass ein Jäger, ein Winchester, ein Mitglied von Team Free Will, nicht darüber spricht, wie schlecht es ihm geht. Zum Glück weiß Jack nicht, dass Tränen Schwäche bedeuten; Schwäche, die sich Sam im Moment nicht erlauben kann, ganz gleich, wie sehr es ihn danach verlangt. Aber er kann auch einfach nicht anders. Vielleicht ist das überhaupt erst der Grund dafür, dass sich sämtliche Schleusen unaufhaltsam öffnen, als habe er darüber nicht das geringste Mitspracherecht. Sam muss schniefen, wenn er nicht will, dass sich zu den unaufhörlich tropfenden Tränen, die auf seinem Handrücken und nun auch dunkel auf dem weichen Stoff seiner Jogginghose landen, Schlimmeres gesellt.

 

Wie erbärmlich bist du eigentlich? Brichst zusammen vor einem Kind …

 

Ihm fällt kaum auf, dass er seit einer ganzen Weile abfällige Gedanken in der zweiten Person an sich selbst richtet, fast schon Lucifers Platz in seinem Kopf einnimmt, der ihn in diesem so verletzlichen Moment doch ironischerweise in Ruhe zu lassen scheint. So gut hat ihn der Teufel inzwischen gedrillt.

 

„Ich habe Angst, Jack. Ich … ich glaube, ich kann nicht darüber sprechen, was ich erlebt oder heute gesehen habe und auch nicht, wie es mir deshalb geht. Aber ich habe Angst um dich und um euch, um euch alle. Um Dean, Cas, Mom … Auch um Rowena und Gabriel, sogar um Crowley. Und ich habe Angst vor mir selbst, weil ich das Gefühl habe, dass … dass so viel Böses in mir steckt, dass es inzwischen ein Teil von mir geworden ist. Ich weiß nicht, wo dieser Teil aufhört und wo ich anfange, aber da kann einfach nichts Gutes mehr sein, ich bin … ich bin … weg. Es gibt mich überhaupt nicht mehr.“

 

Das Schrillen in seinen Ohren ist wieder so laut, dass es die Stille im Raum vollkommen übertönt. Sam würde sich selbst hassen, wenn er könnte. Bis zu einem gewissen Grad tut er das ohnehin schon, aber nach dem, was ihm gerade über die Lippen gekommen ist, müsste die Abscheu vor sich selbst eigentlich noch unendlich größer sein. Das Problem daran, das einzige zu fühlen, was er jetzt verdient, nämlich unermesslichen Hass auf sich selbst, ist nur, dass er es nicht kann. Er ist zu leer. Zu ausgelaugt. Einfach nur dumpf, hohl. Selbst Lucifer lässt ihn in Ruhe.

 

Wie konnte ich nur? Vor Jack. Vor überhaupt jemandem …

 

Geblendet von den eigenen Tränen sieht Sam nicht, wie Jack vom Stuhl aufgestanden ist, spürt nur, wie er plötzlich die Arme voll Nephilim hat, die ihn so fest an sich drücken, dass es fast wehtut. Er ist dankbar dafür, dass seine ohnehin schon müden Knochen und ausgezehrten Muskeln zerquetscht werden, während es ihm noch gelingt, aus Jacks Umklammerung mehr als nur willkommenen körperlichen Schmerz zu ziehen.

 

Lässt dich von dem Kind trösten, das du gerade wer weiß wie verstört hast …

 

Das Kind, das dich als einen seiner Väter sieht …

 

Armer Junge.

 

Schmerz bedeutet Realität. Schmerz ist das, was ihm zusteht. Schmerz hält ihn zusammen. Zumindest gerade noch so.

 

„Ich habe auch Angst, Sam“, flüstert Jack. Und: „Ich wünschte so sehr, ich könnte dir helfen!“

 

Und das tut er. Gnade tanzt plötzlich über Sams bloße Unterarme, mit denen er Jack fest umschlungen hält, kriecht unter die kurzen Ärmel seines Shirts, über den Rücken und den Rest seines Körpers, bis sie ihm durch die Haut und bis in die Knochen hinein zu dringen scheint und jedwede Beschwerde seit der Hypnose hinfort wäscht. Es ist ein eigenartiges Gefühl, den eigenen Körper plötzlich als so unversehrt und wohlauf zu empfinden, während sein Innerstes sich anfühlt wie die blutigen Überreste von etwas, das einmal Sam geheißen hat. Kurz zieht er fast in Erwägung, Jack zu bitten, damit aufzuhören, ihn nicht weiter zu heilen – denn er vermisst den Schmerz, das dumpfe Pochen, das ihn noch in der Realität hält. Oder dem, was er zuletzt dafür gehalten hat. Sicher kann er sich nicht mehr sein, schon gar nicht, als das elektrisierende Kribbeln der Gnade verblasst.

 

Er spürt, wie Jack an seiner Schulter zitternd Luft holt und ihn schließlich erstaunlich behutsam aus der Umarmung entlässt. Es ist nun an ihm, nicht zu wissen, was er sagen soll. Viele Worte gewechselt haben sie nicht. Aber nachdem Sam so dermaßen die Fassung vor Jack verloren hat, gibt es vielleicht auch einfach nichts mehr, was man der Situation noch hinzufügen könnte.

 

*

 

 

Jack hat Mary und Dean während der Hypnose im Hauswirtschaftsraum vorgefunden, wie sich schließlich herausstellt. Der Erzählung des Nephilim nach zu urteilen, hat es Mary dorthin verschlagen, weil Sams Laufschuhe in der Waschmaschine im Schleudergang lautstark in der Trommel rumort haben. Außerdem hat der ganze Dreck aus dem Wald den Ablauf der Maschine verstopft, so dass ein Großteil des Raumes wohl bereits während des Waschvorgangs unter Wasser gestanden haben muss. Sams morgendliche Laufrunde hat offenbar noch deutlich weitere Kreise gezogen, als er es sich hätte ausmalen können, hat sie in ihren Folgen doch dafür gesorgt, dass am anderen Ende des Bunkers genug Lärm stattgefunden hat, um von seinen Schreien im Kriegszimmer abzulenken.

Dean muss irgendwann zu Mary gestoßen sein und während sie gemeinsam versucht haben, die in die Jahre gekommene Industriewaschmaschine der Men of Letters zu reinigen und wieder in Gang zu bringen, hat sich Dean offensichtlich in die mehr als willkommene Ausrede gestürzt, sich von Cas fernzuhalten. Arbeit mit den Händen, um dem Tumult in seinem Kopf zu entkommen – ganz das Element seines Bruders.

 

Deans Abwesenheit in einem der schrecklichsten Momente seines Lebens tut nach wie vor weh, aber fairerweise muss Sam sich eingestehen, dass er nicht wissen konnte, dass die beiden Engel nach seiner Flucht aus der Küche sofort zur Tat schreiten und Sam zu Rowena schicken würden. Das schlechte Gewissen, das Dean deshalb plagt, war ihm vorhin in Anwesenheit der Hexe deutlich anzusehen, auch wenn Sam sich nicht erklären kann, was seinen Bruder jetzt noch davon abhält, endlich nach ihm zu sehen. Irgendwann müssen er und Cas schließlich auch fertig sein mit dem, was … was auch immer sie gerade tun.

 

Weil Sams Leben derzeit noch nicht aus genug Traumata und Scherben besteht, kommt zu der (laut Jack nach wie vor) kaputten Waschmaschine und den unrettbar ruinierten Laufschuhen als Krönung auch noch das Problem, dass Mary bis zum heutigen Tage überhaupt nicht wusste, dass Sam in einem anderen Leben Lucifers Spielzeug in einem Käfig in der Hölle war, nicht wusste, dass ihn die Folgen davon vor noch gar nicht allzu langer Zeit bis in eine geschlossene Anstalt gebracht haben. Jack berichtet freimütig, dass Dean die vermutlich alles andere als leichte Aufgabe übernommen hat, Mary in diese Details einzuweihen, während der Nephilim von ihnen beauftragt wurde, Crowley herbeizuholen.

 

Im ersten Moment kommt sich Sam erneut irgendwie verraten vor; Dean hat ihm hoch und heilig versprochen, nicht mit Jack oder Mom über die ganze Angelegenheit zu sprechen und außerdem hat er sich davor schon ohne seine Einwilligung an Gabriel gewandt. Was sich im Nachhinein als gut herausgestellt hat, denn schließlich war Gabe der erste, der Sam bedingungslos geglaubt hat – aber darum geht es nicht. Gleichzeitig muss er Dean wohl aber doch dankbar sein; Sam weiß gut, wie schwer ihm derzeit der Umgang mit ihrer Mutter fällt, dass nichts ihm mehr verhasst ist, als Reden, und dass er vor allem auch selbst immer noch an den Erinnerungen von Sam ohne Seele oder Sam mit Halluzinationen zu knabbern hat. Außerdem sieht sich Sam gerade nicht auch nur im Entferntesten in der Lage dazu, mit seiner Vergangenheit so sehr ins Detail zu gehen, dass er jemanden, der bis dato absolut nichts davon weiß oder mitbekommen hat, auf den neusten Stand seiner Probleme bringen könnte. Genau aus diesem Grund weiß er es auch so sehr zu schätzen, dass Jack seinen Aussetzer von vorhin ruhen lässt, sich seinerseits darum kümmert, Sam darüber in Kenntnis zu setzen, was er in den letzten Stunden alles verpasst hat.

 

Egal, wessen Gnade oder Gene es sind, die Jacks Existenz ins Leben gerufen haben – er ist ein guter Junge. Darüber besteht für Sam nicht der geringste Zweifel.

 

 

*

 

 

Rowena hat den Bunker schon vor einer ganzen Weile verlassen, wie Crowley ihn bei einem äußerst ungemütlichen Zusammenstoß in der Bibliothek wissen lässt. Sie hat sich also entgegen ihres Versprechens nicht von Sam verabschiedet und obwohl es ihm bitter aufstößt, dass sich absolut niemand darum zu scheren scheint, was er braucht oder will, kann er es ihr nicht wirklich verübeln. Unruhig tigert er eine ganze Weile vor den Bücherregalen auf und ab, während er darauf wartet, dass sich Crowley endlich mit seinem Whiskey verzieht. Der Abgang des Dämons sorgt nicht unbedingt dafür, dass Sam mehr zur Ruhe kommt; dazu ist er viel zu kopflos und zu groß ist sein Drang, sich blindlings in Recherche zu stürzen. Wenigstens ist es ihm gelungen, seine Misere auf die vielleicht für ihn spannendste aller Fragen herunterzubrechen:

 

Wie bekomme ich die Rückstände der Gnade aus mir heraus?

 

Vielleicht ist der Gedanke zu einfach, dass das Grauen für ihn ein Ende findet, sobald er nicht mehr unter dem Einfluss des Teufels steht. Vielleicht ist das nicht einmal das dringlichste aller Probleme, denn nur, weil Sam nicht mehr an der Schwelle zum Wahnsinn steht, bedeutet das nicht, dass sie damit automatisch sämtliche von Lucifers Plänen vereiteln.

Und wohin überhaupt mit der Gnade, wenn sie erst einmal extrahiert ist? Beim letzten Mal konnte Cas Gadreels Gnade aus Sam herausholen, weil er sie unmittelbar in sich selbst aufgenommen hat. Das kommt in diesem Fall natürlich überhaupt nicht infrage, denn was wird ein Rest der Gnade des Teufels erst mit einem Engel anstellen können, wenn sie schon Sam so sehr zusetzt? Außerdem hat auch Cas lange genug unter dem Teufel gelitten, deshalb schließlich selbst seine Zeit in der Klinik verbringen müssen, und ein weiteres Mal kann und will Sam ihm nicht einmal die potentielle Möglichkeit dieser Tortur aufbürden. Auch wissen sie immer noch nicht, ob in Cas oder Rowena ebenfalls Rückstände der Gnade stecken und ob Lucifer nicht doch einen Weg finden wird, Jack oder Gabriel für seine Zwecke auszunutzen.

Beschäftigt sich außer ihm eigentlich irgendjemand mit diesen Dingen? Oder sind sie alle viel zu sehr von ihren eigenen Dramen abgelenkt?

 

Würde er Cas nicht immer noch bei Dean vermuten, hätte Sam sich jetzt unmittelbar an seinen besten Freund gewandt. Vielleicht wäre es auch nicht das Schlechteste, einmal nach Mom zu sehen, die gerade schließlich mit einem Haufen fürchterlicher Informationen allein fertig zu werden hat. Sam schämt sich dafür, aber genau das ist der Grund, warum er seiner Mutter jetzt nicht unter die Augen treten kann; es erscheint ihm unmöglich, sich auch noch damit auseinanderzusetzen, was seine Probleme vielleicht bei Mary anrichten. Er hat anderen schon genug Kummer bereitet, was ihn Jack gedanklich direkt als Gesellschaft überspringen lässt, zumal er den Jungen ohnehin nicht um Rat in dieser Angelegenheit fragen würde.

Rowena ist fort, Crowley kann ihm gestohlen bleiben – also bleibt nur noch einer übrig, von dessen Nähe Sam sich jetzt noch etwas verspricht. Übrigens vielleicht auch so etwas wie … Trost.

 

*

 

 

TRAGEDY

When you lose control and you got no soul

It's TRAGEDY

When the morning cries and you don't know why

It's hard to bear

With no one beside you, you're goin' nowhere

...

 

Es ist nicht ganz die Art von Musik, die Sam je erwartet hätte, laut im Bunker zu hören, aber eine willkommene Abwechslung zu all dem ‚80er Jahre Friseursalon Rock‘ ist es allemal. Vielleicht haben ihm Zepp, CCR und Bon Jovi mit der Zeit zu sehr das Hirn durchweicht, vielleicht verbindet er AC/DC, die Stones und Def Leppard inzwischen einfach nur noch mit dem unvermeidlichen Hintergrundgeräusch, das den Fahrtwind, den Straßenlärm und das Schnurren des Motors schluckt, während sie einmal mehr von einem Winkel der USA in in den anderen ziehen.

Nicht, dass die Bee Gees annähernd in die Kategorie ‚zeitgemäße Popmusik‘ fallen würden – in diesem Punkt hat Gabriel Dean offensichtlich nichts voraus (vor allem nicht, wenn man Deans nicht ganz so heimlich Vorliebe für Taylor Swift bedenkt). Auch lässt Sam die Wahl des Songs kurz innehalten, bevor er es wagt, die Hand zu heben und an die Zimmertür des Erzengels zu klopfen.

 

Die Bee Gees haben auch optimistischere Songs gemacht ...

 

Er hört Gabriels beruhigend menschliche Stimme ein knappes „Ja?“ über den Lärm hinweg rufen, bevor die Musik mit einem Schlag verstummt. Achselzuckend öffnet Sam die Tür und tritt ein.

Beim ersten Blick durch das Zimmer kommt ihm etwas seltsam vor, worauf er sich nicht sofort einen Reim machen kann. Beim zweiten schiebt er es darauf, dass das Bett ungemacht ist, so als sei es erst vor kurzem zum Schlafen benutzt worden. Da er weiß, wie gern Gabe es bequem hat, denkt er sich nichts weiter dabei, schiebt die Irritation vorerst beiseite, als er ihn mit einem Kopfnicken und etwas begrüßt, das er für ein freundliches Lächeln hält. Die Motivation dahinter kommt mehr von Herzen als der eigentlich Drang danach, aber er scheint an seinem Versuch einer netten Geste auch nicht völlig zu scheitern. Zumindest ist Gabriels Reaktion darauf ebenfalls ein Lächeln, das allerdings vielleicht eine Spur zu gezwungen wirkt. Sams Begrüßung erstirbt auf seinem Gesicht, aber der Erzengel hat den Blick schon wieder abgewandt. Er sitzt im halben Schneidersitz auf dem Tisch an der Wand. Ein Bein baumelt über der Kante, während er im Schoß eine große Plastikschüssel hält, die mit etwas gefüllt ist, das flüchtig nach gezuckerten losen Maiskörnern aussieht. Sam achtet nicht weiter darauf (Gabes unmenschliche Essgewohnheiten sind schließlich nicht sein Problem), schließt stattdessen die Tür hinter sich, noch bevor er den Erzengel überhaupt gefragt hat: „Störe ich?“.

 

Gabriel schüttelt den Kopf und lässt den körnigen Inhalt seiner Schüssel ohne hinzusehen durch die gespreizten Finger seiner rechten Hand gleiten. Er trägt immer noch die erstaunlich schlichte Kleidung, Jeans und Hemd, vom Nachmittag. Schon beinahe vierundzwanzig Stunden, in denen Sam ihn nicht mehr in obszönen Pyjamas, Unterwäsche mit Lebensmittel-Print oder seinem flauschigen roten Bademantel gesehen hat und allmählich beginnt er fast damit, die Ungezwungenheit hinter diesen Auftritten zu vermissen. Auch will Gabes jetzige nahezu alltagstaugliche Erscheinung nicht recht zu der zerwühlten Bettdecke passen. Sam kann immer noch nicht genau sagen, was es ist, aber da ist noch mehr, was ihn am Anblick des Erzengels stört. Je länger der Eindruck – Gabe in seinem Zimmer – auf ihn wirkt, desto schwieriger lässt sich sein Unbehagen abschütteln.

 

„Was führt dich zu mir, Samantha?“, fragt Gabe, bevor Sam sich dazu entscheiden kann, dem mulmigem Gefühl doch auf den Grund gehen, oder aber auf der Schwelle wieder Kehrt zu machen. Vielleicht liegt es wirklich nur an der Tatsache, wie ungewohnt die Vorstellung eines wahrhaftig schlafenden Engels (minus Jack) für ihn ist.

 

„Hast du mitbekommen, dass Rowena uns verlassen hat?“, will Sam also vorsichtig wissen.

 

Gabes Augenbrauen schießen augenblicklich in die Höhe, kräuseln seine Stirn in Unglauben auf dem Weg über der Nasenwurzel, so als habe er nicht mit Sams Worten gerechnet. Zugegeben, Sam selbst ist ein wenig von dem überrascht, was seinen Mund gerade verlassen hat.

Rowena war nicht der Grund dafür, Gabriel aufzusuchen, und er schlägt sich innerlich die Hand an den Kopf, ausgerechnet jetzt die Hexe zur Sprache zu bringen, da das kürzliche Techtelmechtel doch so offensichtlich für Komplikationen und Unstimmigkeit zwischen den beiden gesorgt hat. Darüber nachzudenken, sorgt außerdem für ein Gefühl wie ein Stein ins Sams Magengrube, der merkwürdig in ihm zu brennen scheint, fast bitter aufstößt. Wenn er sich von Gabes Gegenwart auch nur annähernd so etwas wie Trost versprochen hat, macht er sich gerade nur selbst unnötig das Leben schwer.

 

Klassischer Fall von Eigentor.

 

Am schlimmsten ist, dass Gabe Sams Wehmut zu bemerken und sie nicht gerade zu befürworten scheint, denn seine schmalen Lippen sind plötzlich nur noch eine dünne Linie, weshalb Sam sich so getroffen zu fühlen beginnt, als liege ihm die unausgesprochene Abweisung wie ein weiterer, fast noch schwerer wiegender Stein im Magen.

 

„Stell dir vor, sie hat sich von mir persönlich verabschiedet, Kiddo“, verkündet Gabe schließlich unbekümmert, und sein Tonfall will weder zu seinem skeptisch distanzierten Blick passen, noch zu dem, was Sam seit seinem Eintreten schlicht als bedrückend empfindet. Auch stäubt sich alles in Sam gegen die unweigerliche Vorstellung, wie genau ein Abschied zwischen dem Erzengel und der Hexe ausgesehen haben mag; gleichgültig, wie schlecht sie zuvor auch aufeinander zu sprechen waren.

 

„Rowena hat dir erzählt, was sie bei der Hypnose gefunden hat …?“, fragt Gabriel schließlich, und rettet ihn einerseits davor, sich zu sehr in seiner unerklärlichen kindischen Eifersucht zu verlieren, lenkt das Thema andererseits automatisch mehr in eine Richtung, in die Sam eigentlich genau so wenig gehen will – aber muss.

 

Die gerade noch aufgesetzte Unbekümmertheit hat Gabes Stimme ganz und gar verlassen und plötzlich ist Sam klar, was ihm bisher so merkwürdig vorkam: Es verbirgt sich kein Schalk in den bernsteinfarbenen Augen. Nicht einmal die Andeutung von Witz lauert in Gabriels Mundwinkeln und sein Gesichtsausdruck lässt sich tatsächlich nicht anders als todernst beschreiben. Als todernst und müde – weitaus zu müde für ein Wesen, das keinen Schlaf benötigen sollte.

 

Ist das meine Schuld?

 

Sam würde diesem Blick liebend gern ausweichen. Nachdem Gabriel ihn in die Hölle in seinem Kopf begleitet hat, fällt es ihm nicht leicht, den richtigen Umgangston mit ihm zu finden, was ihm erst jetzt so richtig bewusst wird. Die Sache mit dem Traum hat sich so vertraut angefühlt, dass die plötzliche unerklärliche Distanz, die Gabriel zwischen ihnen aufbaut, nahezu wehtut. Nicht zu vergessen die ganze Angelegenheit mit dem Flügel, dem Gerede von einer Verbindung zwischen ihnen; im Angesicht seines Traumas zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber definitiv einer, der noch im Verdunsten einen gewaltigen Unterschied ausgemacht hat.

 

Vielleicht war ihm das alles zu viel. Wer weiß, was er alles wirklich bei Asmodeus durchgemacht hat. Vielleicht hat ihn irgendwas heute daran erinnert …

 

Vielleicht ist es meine Schuld.

 

Sam versucht, sich nichts weiter anmerken zu lassen, auch wenn es ihm schwer fällt. Er ist immer noch am Ende, hat keine Energie für zwischenmenschliche Spielereien und interaktive Feinheiten übrig. Er nickt also bloß kleinlaut auf die Frage – ja, Rowena hat ihn in ihre Theorie eingeweiht – und sieht mit Schrecken, dass die einfache Geste ausreicht, um Gabriels Ausdruck noch undurchdringlicher werden zu lassen.

 

„Sie sagte zu Crowley, sie hätte alles gesehen“, sagt Sam leise und senkt den Blick jetzt wirklich, um sich nicht länger dem Ausdruck in Gabriels Gesicht stellen zu müssen, den er immer noch als persönliche Zurückweisung empfindet.

 

Gabe hat auch alles gesehen. Vielleicht will er jetzt auch gehen, genau wie Rowena.

 

Der Gedanke überfällt ihn aus dem Hinterhalt und er fühlt sich mit ihm fast so beschämend kindlich, wie mit seinem Wunsch nach dem Traum über den kleinen Prinzen – bloß um eine gehörige Portion hilfloser dabei.

 

Es ist wirklich deine Schuld.

 

Jack mag dafür gesorgt haben, dass er körperlich nicht mehr Leiden als den vertrauten Kopfschmerz, der mit dem anhaltenden Ohrenklingeln einhergeht, zu beklagen hat und auch mag sein Schlaf vor dem Gespräch mit Rowena traumlos gewesen sein, was Sam die Möglichkeit gegeben hat, annähernd so etwas wie Erholung zu finden. Das ändert nichts daran, dass er sich innerlich so zerrissen fühlt, als sei sein gesamtes Nervenkostüm immer noch eine einzige klaffende Wunde, die er nur mit Mühe und Not zusammenhalten kann. Leider scheint er dabei nicht einmal allzu gute Arbeit zu leisten, denn aus heiterem Himmel beginnt Sam sich vorzustellen, wie Gabe die Hypnose-Szenen in seinem Kopf durch seine, Sams, Augen gesehen hat. Als Sams Gedanken das Thema Hölle auch nur annähernd auf dieser Ebene streifen, schießt ihm Säure so schnell nach oben in die Speiseröhre, dass er ein ersticktes Geräusch nicht schnell genug unterdrücken kann, bevor er heftig durch die Nase zu atmen beginnt, um jeden weiteren Würgereiz in Zaum zu halten.

 

Ruckartig und in sichtlicher Alarmierung richtet sich Gabe auf dem Schreibtisch auf, macht Anstalten, sofort zu Sam hinüber zu eilen. Aber Sam hebt die Hand, stolpert röchelnd einen Schritt rückwärts, während er hektisch durch die Nase atmet und versucht, die Contenance zu bewahren – wenigstens zum Schein. Er sieht sich jetzt einfach nicht dazu in der Lage, den Erzengel näher an sich heran zu lassen, so lange er noch nicht durchschaut hat, was es wirklich ist, das auf einmal so unnachgiebig und bedrohlich zwischen ihnen steht. Er fühlt sich zu verletzlich, zu aufgewühlt, um aufgefangen und wieder fallen gelassen zu werden und vor allem kann er den Gedanken nicht ertragen, wieder einmal Opfer zu sein.

 

Es ist schon seltsam: Früher einmal hat der den Begriff ‚Opfer‘ automatisch mit einem Täter assoziiert. Dass Opfer zu sein die unmittelbare Anwesenheit eines aktiv handelnden Täters erfordere. Erst jetzt fällt ihm auf, dass ein Täter weder vor Ort, noch zwingend real sein muss. Um zum Opfer zu werden, reicht es aus, in den Augen eines anderen, eines völlig Unbeteiligten, am Boden zu sein. Und zweifellos sehen sowohl Rowena als auch Gabriel ein Opfer in ihm.

Das Gefühl von Unreinheit, das ihn nun schon so quälend lange begleitet, wird wieder stärker und er kann spüren, wie Gabriel ihn prüfend mustert; kommt sich wieder einmal wie geröntgt durch den Blick eines Engels vor. So viele von ihnen haben für zu lange Zeit auf seiner Widerwärtigkeit beharrt …

 

Weil du es bist. Du bist widerwärtig.

 

Doch Gabriel ist anders. Er scheint Sams unausgesprochene Bitte nach Abstand nicht nur verstanden, sondern auch akzeptiert zu haben. Sie beide tun so, als sei nichts passiert, als wäre Sam nicht kurz davor gewesen, die Fassung und wieder einmal das Bewusstsein zu verlieren, als Sam den Inhalt seiner Frage wiederholt: „Mir hat sie was anderes gesagt. Nur, dass sie genug gesehen hat. Genug, um gehen zu wollen, aber nicht … alles.“

 

„Hat sie nicht“, antwortet Gabe schlicht, bestätigt damit Sams Verdacht.

„Rowena hat nicht alles gesehen. Konnte sie nicht.“

 

Sam fragt nicht, woher Gabriel diese Gewissheit hat. Er räuspert sich einmal, schluckt, um stattdessen um den widerwärtigen Geschmack in seinem Mund herum fragen zu können: „Aber du hast …?“

 

„Alles gesehen? Habe ich.“

 

„Und …?“

 

Gabe seufzt laut auf, unterbricht damit befreienderweise eine Frage, die seine Zunge zu stellen versucht hat, bevor sein Herz auch nur annähernd den Mut oder sein Kopf die richtigen Worte dafür finden konnte.

 

Er wird auch gehen. Er wird dich alleine lassen. So wie Rowena.

 

Wie Dean.

 

Wie Cas.

 

Wie Mom.

 

Wie alle.

 

Du Opfer.

 

„Kiddo“, setzt Gabriel an, schüttelt dann aber kurz den Kopf, als sei er dieses eine Mal nicht ganz zufrieden mit der Wahl seiner Anrede.

 

„Samshi- … Sammich. Ich schäme mich für meine Brüder, für meinesgleichen. Ich wusste immer, dass das, was du erlebt hast, die pure Hölle war – verzeih mir das Wortspiel.“

 

Er macht erneut eine kurze Pause, in der Sam nur das Knistern der Körnchen in Gabriels Hand hören kann, die er wieder durch seine Finger gleiten lässt. Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er gesagt, der Erzengel sei mit einem Mal nervös.

 

„Ich kenne die beiden schon mein Leben lang und mein Leben lang habe ich sie geliebt und mein Leben lang wusste ich, wozu sie fähig sind.“

 

Wieder macht er eine Pause, in der Sam die Körnchen näher betrachtet. Sein erster Eindruck scheint richtig gewesen zu sein; es handelt sich tatsächlich um gezuckerte Maiskörner, die Gabe mit bloßen Fingern in der Schüssel rührt, als habe er vor, damit jeden Moment eine Schar Hühner zu füttern.

 

„Besonders Lucifer habe ich geliebt. Bewundert, sogar. Er war mein Vorbild, ein Vertrauter. Er hat mir Dinge beigebracht und ganz offensichtlich hat er seinen Eindruck bei mir hinterlassen.“

 

Es ist nicht leicht, den Namen aus Gabes Mund zu hören, der das Klingeln in seinen Gehörgängen um mindestens eine Oktave erhöht, doch gleichzeitig ist es fast eine Wohltat. Gabe ist nicht wie Rowena, erzittert nicht vor einem Namen. Gabe läuft nicht davon.

 

Gabe ist anders, denkt Sam wieder.

Und der Gedanke gibt ihm Hoffnung.

 

Aber Lucifer ist auch Sams Trauma, nicht das des Erzengels. Und geflohen ist Gabriel in der Vergangenheit sehr wohl, sogar mehr als einmal.

 

Und nicht nur das …

 

Das Schrillen in Sams Ohren schwillt an, bis es erneut fast unerträgliche Ausmaße angenommen hat.

 

Er hat recht mit dem, was er sagt … Seine Tricks und Illusionen – das, was er für Scherze hält … Er ist nicht so sadistisch wie Lucifer, nicht so hasserfüllt oder voller Zerstörungswut. Aber manchmal ist er wirklich … bösartig.

 

Sam widersteht dem Drang, sich die Ohren zuzuhalten. Ob vor seinen Gedanken oder dem schrecklichen Störgeräusch in seinem Kopf – er weiß, dass es weder gegen das eine, noch gegen das andere etwas ausrichten kann.

 

Er hat dir wehgetan, Sammy“, summt Lucifer plötzlich hinter ihm und Sam fährt zusammen. „Schlimmer, als ich es je getan habe: Er hat dir Deanieweanie weggenommen!“

 

Sam ist sich sehr wohl bewusst, dass Gabe sein Zucken gesehen hat und er ahnt, dass er sich seinen Teil dazu denkt. Der Gedanke, gegen den sich Sam jetzt allerdings mit aller Macht sträuben muss, ist der, dass Lucifer recht hat: Auch Gabriel hat Sam wehgetan – und das ist eine Tatsache, die er bisher meisterhaft verdrängt hat, seit Gabe wieder in seinem Leben aufgetaucht ist. 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, dass es mit Sicherheit nicht so wirkt, aber ich habe ein Happy End geplant. Falls es irgendjemandem weiterhilft, das an dieser Stelle mal zu lesen …

Bis dahin ist es aber noch ein Stückchen und der Rest des Weges sieht leider auch nicht allzu rosig aus.


Passt auf euch auf.


Bis bald!


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