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Der Kreis schließt sich

von

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Im Gefängnis

Sie waren nicht gerade zimperlich, als sie sie die Stufen ins Kellergewölbe stießen. Ihre Hände waren hinter ihrem Rücken mit rostigen Eisenketten zusammengeschnürt. Mit jedem Stoß bemühte sie sich verzweifelt das Gleichgewicht zu finden, doch sie fiel, wurde auf die Beine gezerrt und mitgeschliffen. Das Eisen drückte in die Haut.

Das Chateletgefängnis vereinte mehrere Welten. Da gab es den annehmlichen Teil für die höhergestellten Insassen, wo jegliche Annehmlichkeiten zu kaufen waren. Den praktischen Teil für die Wachen, den Wirtschaftsteil für diese in sich geschlossene Welt und das unterste Kellergewölbe. Wer diesen Teil als Gefangener betrat, sah nie wieder das Sonnenlicht. Die Gefangenen aus dieser Ebene wünschten sich bald den Tod. Wenn er gnädig war, kam er bald. Wer den niedrigen Torbogen zum Hades betrat, hörte auf für die Oberwelt zu existieren.

Immer tiefer ging es in den Untergrund hinab. Es roch nach Moder und verbranntem Fleisch. Schwarze Schatten und Albträume krochen aus allen Winkeln, wo der spärliche Schein der Fackeln nicht hingelangte. Die Seitenwände bestanden aus rohem, unverputzten Stein, feucht, dreckig, schimmlig und alt. Die Decke kaum hoch genug für einen ausgewachsenen Mann. Der Boden so dreckig, dass der schwache Lichtschein gnädig den gröbsten Unrat verbarg. Das Kellergewölbe verzweigte sich in unendlich vielen Gängen.

Ein weiterer Wächter erschien. Groß und bullig, mit einer schwarzen Lederweste bekleidet. Sie stießen sie ihm entgegen und flohen. Zwei fettig glänzende, muskelbepackte Arme packten sie. Er grinste anzüglich und mit schwarzen Stummelzähnen auf sie herab. In seinen Augen lag etwa animalisches, primitiv stumpfsinniges. Aramis zuckte zusammen und würgte, als seine große dreckige Hand über ihr Haar fuhr. Er grunzte zufrieden und zerrte sie tiefer in das Labyrinth hinein. Sie gehörte jetzt ihm.

Aus vergitterten Nischen mit rostigen Eisentoren streckten sich ihr dürre, verkrüppelte, dreckverkrustete Arme entgegen. An einer Weggablung hingen Eisenkäfige mit blutigen Nägeln und schaurigen Inhalt. Irgendwo brannte Feuer. Es zischte, ein Schrei, nicht mehr menschlich, anhaltend, schrill und wahnsinnig. Aramis glaubte sterben zu müssen. Durch das Gewölbe hallte eine Geräuschkulisse aus ständigem Stöhnen, Jammern, Wimmern und Schreien. Ein Schauriges Echo mit grausigem Schall. Sie schloss die Augen, denn der Koloss schlief ungeachtet ihres Zutuns sie durch den Gang. Sie versuchte Bilder und Geräusche auszublenden, doch sie jagten mit ihrem wild klopfenden Herz und der reinen Panik durch ihr Hirn. Sie war in ihrem eigenen Körper und der grausigen Wirklichkeit gefangen und wollte doch Schreien und weglaufen.

Das Ungeheuer nahm ihr die Eisenketten ab und stieß sie in eine der Zellen. Sie waren grob ins Gestein gehauen, wie kleine Felsenlöcher, modrig und muffig von zuviel Feuchtigkeit, Ausdunstungen von Angst und Tod und überquellenden menschlichen Ausscheidungen.

Er fuhr ihr wieder grunzend über die Haare, hob es prüfend hoch und tätschelte ihre Wange. Panikerfüllt drückte sie sich in die Zellenecke. Doch er ging. Als die völlige Dunkelheit sie umfing und die Ratten näher kamen, da begann sie zu schreien.

Gefängnisratten kannten keine Scheu, nur Hunger. Aramis Fuß trat zu, blindlings. Manchmal traf sie, manchmal nicht.

Irgendwann kam der grunzende Wächter wieder. Er hielt eine Fackel über sie und grunzte. Sie kroch tiefer in den Schatten. Er grunzte und deutete auf ihre Stiefel. Er redete nicht. Die einzige Form seiner Artikulation war Grunzen.

Als sie sich nicht regte, griff er grob zu und zerrte an ihrem Bein, dass sie grob über den Boden rutschte. Endlich verstand sie und zog beide Stiefel aus. Er grunzte zustimmend. Seine kleinen boshaften Augen huschten unentwegt über ihre Gestalt. Aramis kroch zurück zur Wand und zog die Beine eng an den Körper. Der Riese runzelte die buschigen Braunen und grunzte erneute. Die gierigen Augen sah sie selbst im fahlen Licht der Fackel. Als sie nicht verstand, griff er in ihren Wams und zog sie hoch. Sie roch seinen fauligen Atem. Schnell wand sie sich aus ihrer Oberjacke und warf sie weit von sich. Er grunzte, tätschelte mit seiner fettig glänzenden, tellergroß und schrecklich behaarten Hand ihr Haar und verschwand mit Wams und Licht.

Die Stunden vergingen. Wahrscheinlich waren es nur Minuten, doch sie dehnten sich zu Stunden, Tage, Jahre, ganze Menschenleben.

Und mit den Schreien, die nie aufhörten und der ständigen Dunkelheit, kam der Wahnsinn. Irgendwann blendete ihr Verstand die Realität aus und sie versank in Lethargie aus Traumbildern und Erinnerungsfetzen. Eine Schüssel schimmligen Brots und trüben Wasser wurde in ihre Zelle geschoben. Unter den dreckigen Bodenbinsen raschelte es und knisterte. Dann verschwand das Brot.
 

Am dritten Tag öffnete sich das schwere Eisengitter, rostig knarrend und jammernd. Schwacher Lichtschein kroch über die Schwelle, doch selbst das Licht wollte nicht hinein.

Eine Ratte huschte durch den Lichtkegel und verschwand im schwarzen Schatten. Was Aramis einmal gewesen war, hockte zusammengesunken in der hintersten Ecke. Vollständig im Dunkel verborgen. Als sich die Fackel näherte kniff sie vor der ungewohnten Helligkeit die Augen zusammen und grub sich tiefer in die Ecke. Jemand hockte sich vor sie hin und zog scharf die Luft ein. Ihr Instinkt durchbrach die Teilnahmslosigkeit mit der sie die Stunden hier über sich ergehen ließ und reagierte mit Panik vor tastenden Händen und grunzender Gier. Sie schlug blindlings nach den Händen die zu ihr wollten.

Zwei Hände versuchten sie festzuhalten, aber sie kämpfte, schlug, kratzte und verletzte, doch die Hände hielten sie fest. Eine sanfte zärtliche Stimme rief ihren Namen, immer und immer wieder, bis sie sich beruhigte und still hielt. Dann sprach die Stimme nicht mehr, sondern kniete dort im Dreck bei ihr und wartete. Endlich ließ sie zu, dass die Hände ihr tröstend über die Arme strichen und sie hochzogen, um sie rauszuführen. Wieder durch die langen Gänge und Treppen, hinauf ans Licht, ins wirkliche Leben zurück.
 

Athos kniete sich nieder. Ein Eisenblock lag auf seiner Brust. Er hatte das Gefühl lebendig begraben zu sein. Die Gestalt vor ihm, von der er annahm, dass sie Aramis war, konnte er in der Dunkelheit nicht richtig sehen. Sie hockte dort, stumm und ohne Regung. Er war so entsetzt über diesen Ort, dass er sich wie gelähmt fühlte. Und für einen Moment hoffte er, dass man sich geirrt hatte und Aramis nicht der Schatten vor ihm war. Er streckte die Hand aus, weil sie sich noch immer nicht rührte. In diesem Moment fing sie an um sich zu schlagen und zu kratzen. Da wusste er, dass es Aramis war und fühlte Verzweiflung und sein Herz brechen. Für dies hier gab er sich die Schuld. Er rief seinen Freund und kämpfte, bis dieser endlich aufgab. Einen Moment kniete er dort mit ihm in der Dunkelheit und versuchte das Grauen und das Entsetzen, was die Sinne seines Freundes getrübt haben musste, mit ihm zu teilen. Er wollte ihn in den Arm nehmen und forttragen und als er ihm über die Arme strich und langsam hochzog, wusste Athos dass er Aramis mehr liebte, als alles auf der Welt und diesmal entsetzte es ihn nicht. Zu groß war sein Bestürzung über diesen Ort.

Er führte ihn hoch, nach Oben ins Licht, zu Porthos und D`Artagnan die ungeduldig auf sie warteten.
 

Sie sprachen nicht, als sie endlich Aramis Entlassung quittierten und auf die Straße traten. Aramis ließ sich wie ein kleines Kind führen. Sie waren betroffen und bestürzt. Selbst Porthos schwieg, die Lippen zu einem schmalen Strich gezogen. Die Sonnen schien, der Himmel war wolkenlos im makellosen Blau. Menschen eilten geschäftig hin und her, in der Hast ihrer Tageswerke gefangen, ein Schwarm Tauben hob sich in die Luft und flog über die wehrhaften Zinnen des Gefängnisses hinaus. Der Kontrast hätte nicht größer sein können. Aramis war schmal, dreckig und vollkommen desinteressiert. Ihre Kleidung war ohne Stiefel und Wams. Drei Tage lang hatte sie vor sich hingedämmert. Nicht geschlafen, nicht gegessen. Die Folgen der Übermüdung spiegelten sich in großen gläsernen Augen. Sie konnten nur hoffen, dass Schlaf, ein Bad und anständiges Essen die Lebensgeister ihres Freundes zurückbrachten.

Eine Kutsche hielt mit scharf angezogenen Pferden. Ein Bettler sprang beiseite und ein saftiger Pferdeapfel landete dampfend zu seinen Füßen.

„Oh, Oliver!“ Die Kutschtür wurde aufgerissen und eine Frauenstimme rief aufgelöst nach ihm. Ein Diener sprang von seinem Trittbrett und warf eine Decke vor die Füße seiner Herrin, um deren Pantoffeln vor dem Straßendreck zu schützen.

„Diana?“ Athos hob verwundert die Braunen. „Was machst du hier?“

„Ich suche dich!“ erwiderte sie. „Du kamst nicht zu mir, obwohl wir verabredet waren.“ Athos Augen wurden hart.

„Ich hatte wichtigeres zu tun“, er abweisend.

Ich weiß“, erwiderte Diana. „Dein Diener sagte mir wo du bist.“ Ihr Blick glitt zu Aramis. Misstrauen schlich sich in die Augen. Athos hielt Aramis noch immer am Arm fest. Sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass sie hier störte. Der Keim den D`Estauville mit seinen Anspielungen gesät hatte, keimte.

„Was ist mit Monsieur Aramis?“

„Oh, er hatte einen Kurzaufenthalt im besten Hotel der Stadt“, wandte Porthos ein und tätschelte seinem Freund unbeholfen auf die schmale Schulter. „Er war im Chateletgefängnis.“

Diana wich einen Schritt zurück, als hätten sie Aussatz. „Was ist mit ihm? Er sieht schlimm aus.“

„Och, das wird schon wieder, wenn er erst einmal gegessen hat.“ Sie riss ihren Blick los, von der schmalen dreckigen, leicht dümmlich blickenden Gestalt, die sicherlich keine Konkurrenz war. Sie runzelte verärgert die Stirn. D`Estauville wollte sie nur ärgern.

Porthos nickte Athos auffordernd zu. „Geh nur mit, wir kümmern uns um Aramis.“

„Ja, Oliver, wir müssen zum Bischoff“, sagte sie sanft und lockend. Athos Augen wurden schmal, die Lippen zum harten Strich. „Kann das nicht warten?

„Er ist ein vielbeschäftigter Mann. Und unser Termin rückt immer näher“, schloss sie bedeutungsvoll an.

„Geh nur“, wandte Porthos ein und nahm ihm Aramis ab. Auch D`Artagnan nickte. Mehrere Gefühle kämpften in Athos und zogen wie ein Wechselspiel über sein Gesicht. „Das hier ist wichtiger“, sagte er rau und sah Aramis zärtlich an. Nur einem guten Beobachter wäre die kurze Innigkeit in seinem Blick aufgefallen. Aber eine eifersüchtige Frau ist scharfsichtig wie ein Adler. Endlich gab er nach und stieg zu ihr in die Kutsche. Fast widerwillig ließ er den Dreckspatz neben sich los. Die Zügel wurden angezogen und Equipage rollte davon.

Porthos seufzte auf und sah seine zwei Weggefährten an. Den Jüngling mit dem sorgevollen Blick und den dritten unter ihnen mit leerem Blick und hängenden Schultern.

„Nimm du ihn bei der Hand, D`Artagnan und wir bringen ihn zu mir nach Hause“, beschloss er.

„Aramis hat keine Stiefel mehr“, wandte D`Artagnan ein. Porthos Blick glitt langsam an Aramis herab.

„Ich glaub nicht, dass sich Aramis um seine dreckigen Socken sorgt“, meinte er und stapfte los.
 

„Was ist mein Liebling?“

Athos hatte gedankenverloren und wortlos aus dem Fenster geblickt.

„Es ist meine Schuld“, murmelte er ohne den Blick zu lösen. Ihre Hand legte sich liebkosend und tröstend auf seine.

„Es ist nicht deine Schuld“, beleerte sie ihm und nahm den Ton zurück, als sie merkte das er verfehlt war. „Aramis wollte sich mit dem Chevalier duellieren. Du selbst hast ihm noch versucht, die Sache auszureden.“

„Es ist trotzdem meine Schuld“, murrte Athos dünnhäutig. Sein Zorn auf Diana wuchs. Er atmete tief durch. Nicht sie trug die Schuld, sondern er.

„Nun ist er doch frei.“

Athos sah sie an und sein Blick erschreckte sie.

„Du hast ihn dort unten nicht gesehen, Diana. Bete zu Gott, das du nie den Ort siehst, an dem er gewesen ist.“

Sie wollte etwas erwidern, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Wäre Athos aufmerksamer gewesen, hätte er bemerkt, dass der Dreck auf Aramis Gesicht kein Schatten eines Drei-Tage-Bartes war.
 

D`Artagnan Hirn arbeitete fieberhaft. Aramis benötigte ein Bad. Jemand der sie auszog, wusch und in neue Kleider steckte. Porthos durfte es nicht sein, damit wäre Aramis Geheimnis in Gefahr. Also überredete er Porthos sie ihm zu überlassen.

Nun stand er mit Aramis alleine auf der Straße, aber er war gewiss nicht der Mann der sie auszog und in die Wanne steckte. Für einen kurzen Moment fühlte er Panik. Er brauchte Martha. Martha würde es tun. Aber wie überzeugte er diese gottesfürchtige Frau, den Mund zu halten? Constance! Constance würde es verstehen und Martha beeinflussen können. Das waren schon zwei, die von Aramis Geheimnis erfahren würden. Würde Aramis ihm das je verzeihen? Wie kam er gleichzeitig zu Martha und Constance und wohin mit Aramis? Schweiß rann ihm von Nacken das Rückrat herunter. Er war ein Kindermädchen und noch dazu ein sehr schlechtes. Erst zu Martha, dann zu Constance. Er drehte sich noch einmal um die eigene Achse, dann rannte er los, Aramis hinter sich herziehend.

Das Schicksal war gnädig zu ihm. Constance war zu Besuch bei ihrem Vater, obwohl dieser Kunden besuchte. Schweißnass und mit erheblichen Wortfindungsschwierigkeiten lieferte er Aramis in der Küche des Schneiders ab.

Aramis schlief derweil auf ihren Armen gebettet am Tisch ein. Sie schlief als D`Artagnan ihre Geschichte Constance und Martha erzählte. Die beiden Frauen verstanden und rückten enger an ihre Schwester im Geiste heran. Ihr Geheimnis würde gewahrt werden. Aramis träumte tief und traumlos, als sie die hölzerne Wanne in die Küche rollten, als Eimer für Eimer dampfend im Wannenbottich landete. Sie stöhnte unwirsch, als man ihr das Gesicht kräftig wusch, aber sie erwachte nicht. Auch nicht, als die Frauen sie auszogen und zum Wasserbecken führten. D`Artagnan war zu Aramis nach Hause geschickt worden, neue Kleider zu holen.

Als er die Küche wieder betrat, saß Aramis, noch immer schlafend, mit nassen Haaren und frischen Sachen am Küchentisch.

„Sie glüht.“ Martha nahm besorgt ihre Hand von Aramis Stirn. „Sie wird noch warm vom Bad sein, aber nach meinem Erachten, hat sie Fieber. Steck sie in ihr Bett. Vielleicht senkt sich das Fieber von allein. “D`Artagnan nickte und rüttelte Aramis wach. Diese sah ihn glasig mit verständnislosem Blick an. Die Lider sackten wieder nach unten. Er zog ihren Arm um seine Schulter und bugsierte sie in Richtung Tür. Auf der Schwelle drehte er sich noch einmal um.

„Und denkt daran. Zu niemanden ein Wort. Nicht einmal Porthos und Athos wissen das sie eine Frau ist.“ Martha stemmte die Arme in die runde Hüfte und sah ihn empört an. „Was denkst du Junge? Das wir dumm sind?“ D`Artagnan ging und Martha brummte leise. „Ich bin mir nicht sicher, ob es besser wäre, wenn sie es wüssten.“
 

Das Fieber sank nicht und als D`Artagnan am darauffolgenden Tag erschien und Porthos von seiner Wache am Bett ablöste, glühte Aramis Gesicht und das Haar klebte schweißnass im Gesicht. Sie kämpfte. Ihr Atem ging rasselnd gegen den Druck im Brustkorb, das Fieber wütete in ihrem Körper.

Bald blieb kein anderer Ausweg mehr, als den Arzt zu rufen.

Es hatte sich schon Dunkelheit über die Stadt gesenkt. Der Herbst kam und die winterlichen Langnächte krochen näher. In der Stadt wurde es langsam ruhig. Der Nachtwächter rief die Bürger in ihre Häuser und entzündete die ersten Fackeln auf den öffentlichen Plätzen. Die Schenken und Wirtshäuser füllten sich, die Kirchen und Plätze leerten sich.

D`Artagnan und Porthos warteten. Endlich kam der Arzt heraus. Beide sprangen auf und gingen dem schwarzgekleideten Medikus entgegen.

„Eins müssen die Monsieurs mir erklären. Ich wurde zu einem Musketier gerufen, aber ich finde eine junge Frau vor.“ D`Artagnan schluckte. Nun gab es kein Zurück mehr. Porthos fiel buchstäblich die Kinnlade aus dem Gesicht.

„Wie bitte?“ fragte er tonlos.

„Ich bitte Euch zu schweigen“, erwidert D`Artagnan. „Ihr Leben hängt davon ab.“ Porthos sah ihn ruckartig und bitterböse an, als ihm klar wurde, dass D`Artagnan nicht überrascht war.

Der Arzt erwiderte trocken und ohne jegliche Spur von Humor. „Ihre Lebenskräfte schwinden rapide. Sie geht ohnehin dem Ende zu.“ Er seufzte, aber geschäftsmäßig ohne Gefühl. „Monsieurs, ich will Ihnen keine Hoffnung machen. Sie hat Schwindsucht und hustet Blut. Binnen dieser Nacht ist sie Tod. Sie sicht dahin.“
 

Der Arzt war gegangen. Doch die beiden schwiegen.

„Nach der Hochzeit sage ich es Athos“, brach Porthos das Schweigen. D`Artagnan nickte und der Kloß in seinem Hals machte es ihm schwer zu sprechen. Er schluckte schwer. „Was wenn …“

„Sprich es nicht aus.“, befahl der Koloss. „Lass uns zu ihr gehen“, meinte er leise. Aramis starb. Aramis durfte nicht sterben. Der Mensch an dessen Seite er zum Musketier geworden war, mit dem er soviel Zeit verbracht und durchgestanden hatte, starb einen Raum weiter. Sie war sein bester Freund. Das Geschlecht wurde bedeutungslos.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  amacie
2008-07-14T08:25:56+00:00 14.07.2008 10:25
Tja, was soll ich noch dazu sagen? *G* Da ich es ja als Beta lese, weißt du natürlich wie sehr es mir gefällt. Spannung bis zuletzt :-) Und sie wird aufrechterhalten, bis wir endlich alle wissen werden, wie du den Anfang des nächsten Kapitels einleiten wirst. Ich hoffe ja persönlich immer noch auf ein Happy End - nunja, ich hoffe ja eigentlich IMMER auf ein Happy End. *G*
Von: abgemeldet
2008-07-12T15:07:11+00:00 12.07.2008 17:07
Es ist ein absolut unglaubliches Kapitel. Ich habe mich gefürchtet, ich habe gebangt, ich habe gedacht, dies wäre das Ende! Und leider scheint es so unglaublich nahe an der Wahrheit zu sein.
Zunächst war ich fest davon überzeugt, dass Aramis ihren Tod im Kerker finden wird, umso größer war die Überraschung, dass sie nach drei Tagen freigelassen wurde und auch noch Athos derjenige war, der in diese *Gruft* hinabgestiegen war. Trotz allem ist ihm sein Verhalten nicht zu verzeihen. Seine Erkenntnis, wen er wirklich liebt, kam zu spät, einerseits für sein Herz, andererseits auch für Aramis selbst. Der Aufenthalt in diesem Gefängnis wird sie ihr letztes bisschen Lebensfreude gekostet haben, was vermutlich ursächlich für den nachfolgenden Todeskampf ist. Manchmal während des Lesens habe ich gewünscht, dass sie endlich von ihrem Leiden befreit werden soll. Doch aus irgendeinem Grund war ihr Wille stärker und überstand diese finsteren Tage im Kerker.
Deine Beschreibung dieses Ortes war so real, dass ich mehrmals schlucken musste. Und während man ihre Inhaftierung verfolgte, wünschte man sich, dass ein Wunder geschehen möge, das ihr diese Qual erspart, aber es passierte nichts... Niemand war da, um ihr zu helfen... Und diese Erkenntnis hatte vermutlich auch Aramis getroffen, was deutlich war, als sie einige Tage später auf Athos traf.
Was ich unglaublich gelungen fand, war deine Einbeziehung von D'Artagnan :) Wie du ja weißt, finde ich seinen Charakter faszinierender als den von Porthos, obwohl ich Porthos nach diesem Kapitel noch viel mehr Achtung entgegenbringe als zuvor. Als er schließlich doch das Geheimnis von Aramis erfährt, hätte man erwartet, dass er vollkommen durchdrehen würde, aber deine Lösung seines Verhaltens war um so vieles ansprechender, als ein Porthos, der darüberhinaus vergessen würde, wieviele Jahre er nun schon mit Aramis befreundet ist. Deshalb fand ich gerade deinen Schlusssatz dieses Kapitels so treffend, dass man nur bestätigend nickt beim Lesen :)
Es war auch hervorragend, dass du dieses Kapitel in Zeitraffer-Art erzählt hast, ohne dabei die wichtigen Ereignisse zu kurz zu halten, wie bspw. dass D'Artagnan Aramis zu Bonacieux' Haus bringt und dort schließlich auch Martha und Constance von ihrem Geheimnis erfahren. Ihre Reaktionen und die gesamten beschriebenen Situationen waren glaubwürdig geschildert und dargestellt ohne dabei oberflächlich zu wirken. Das ist auch ein Talent von dir, was du auch schon in anderen FFs vorgeführt hast.
Ich muss mich Blubbie anschließen und dagegen protestieren, dass Aramis aufgrund einer Krankheit zu Tode kommt. So ganz könnte ich das nicht akzeptieren, da man tatsächlich einen heroischen Untergang von ihr erwartet. Andererseits wäre ein wundervolles Happy-End nun auch nicht mehr vorstellbar, weshalb ich mir schließlich auch so meine Gedanken zu dem/den kommenden Kapitel/Kapiteln (?) gemacht habe:
Zwar schreibst du, dass der Arzt der Meinung ist, dass Aramis diese Nacht nicht überleben wird, dennoch stirbt die Hoffnung ja bekanntlich zuletzt, was mich dazu bringt zu glauben, dass ein Wunder geschehen wird und Aramis sich vielleicht doch erholt, sie aber möglicherweise von Porthos und D'Artagnan verlangen könnte, dass sie ihren Tod inszenieren. Dies würde Aramis die Möglichkeit geben, ein neues Leben zu beginnen in der Art, wie sie es sich augenblicklich wünscht und dadurch vielleicht auch dem Schmerz bezüglich Athos zu entgehen/zu vergessen.
Ob dein Titel der FF einen positiven Wert hat, wage ich zu bezweifeln. Blubbies Interpretation diesbezüglich finde ich überaus gut.
Ein Kreis hat bekanntlich keine Ecken oder Kanten, sodass man dies auch dahingehend interpretieren könnte, dass man stets dasselbe im Leben durchlebt oder aber bei Vervollständigung des Kreises wieder dort steht, wo einmal alles begonnen hat. Wie weit liegen Blubbie und ich mit unseren Interpretationen von dem weiteren Verlauf der FF entfernt? Vielleicht Meter? Oder gar Kilometer??? :)
Auch ich werde wie alle anderen Kommi-Schreiber geduldig auf das nächste Kapitel warten!

LG Milagro

P.S.: Meine Unterschrift bezüglich der Unterschriftensammlung ist schon mal sicher :)
Von:  blubbie
2008-07-10T17:11:55+00:00 10.07.2008 19:11
Also ich denke der Titel "Der Kreis schließt sich" könnte auch darauf anspielen, dass sowohl Athos als auch Aramis mit ihrer Vergangenheit in Einklang kommen...das könnte tragischer Weise so aussehen, dass Aramis stirbt und im Tode mit Francois vereint ist und Athos halt auch seine alte ugendliebe heiratet...was für beide irgendwie teilweise glücklich wäre...nur teilweise natürlich(besonders für Athos), da ja immer noch die gegenwärtige Liebe zueinander da wäre...
Jetzt werd ich konfus...ich hoffe jedenfalls, dass ich mit meiner These komplett falsch liege...steht ja schon alles im vorhergegehnden Kappi...
Von: abgemeldet
2008-07-10T11:34:30+00:00 10.07.2008 13:34
NEIIIIIIIIIIN!!!!!!
Du kannst sie doch nicht einfach sterben lassen??!!
Hm, obwohl... ich denke, dass du das Ganze noch rumdrehen wirst! Oder? Ich meine, der Titel ist so positiv, DU MUSST! (Oder lässt du jetzt alle sterben? Damit sich der Kreis schließt.*spekulier*)
Übrigens, eine Umarmung für Porthos! Im rechten Augenblick weiß er halt was wirklich wichtig ist.
Mach weiter so! War ein wie immer überraschendes und tolles Kapitel.
Von:  Tach
2008-07-10T11:31:00+00:00 10.07.2008 13:31
Tja, mir fehlen die Worte. Ich bin zu schockiert. Von allem, was da jetzt vorgefallen ist.


Bin gespannt, wie das Drama weitergeht... Hoffentlich haut jemand Athos zwischen die Augen!
Von:  blubbie
2008-07-08T19:35:09+00:00 08.07.2008 21:35
Erste!!!!!!!!!!!! ;)
Fastcaranbethrem du bist grausam! Ich bin....schockiert, bestürzt udn zutiefst betroffen! ich hab ja mit eineigem in diesem Kapitel gerechnet...mit großartigen Rettungsaktionen, grausamen Foltern(ok, dazu kam es ja) und heroischen taten, aber das habe ich beim besten Willen nciht erwartet. Das muss ich erst mal verdauen. Machst du eine Tragödie daraus??????????? *heul* *schluchz*
Zum Kappi. Ja ähm...die letzten Zeilen dürften dir sagen, dass es mal wieder fantastisch geschrieben war. Du bist einfach genial! Die Art, wie du das Gefängnis, die Zustände un das Elend beschrieben hast...mir läuft jetzt ncoh ein Schauer über den Rücken! Und dann dieser Lichtpunkt, dieser Hoffnungsschimmer als Athos kam...so schockiert war...und sich endlich eingestanden hat, wie sehr er Aramis doch liebt und das trotz dem Fakt, dass er ncoh cniht weiß, dass sie eine Frau ist!!! Ein kleiner Hüpfer im herzen und dann...krach....fährt dieser Obertrottel doch tatsächlih trotzdem mit Diana zum gottverdammten bischoff! Nein, das verzeihe ich ihm nciht. Was zu viel ist, ist zu viel! Porthos ist süß! Ich musste so bei dem Spruch lachen, von wegen einj bissel essen und alles ist wieder beim alten. Und er hat das ganze so..na ja verhältnismäßig...gelassen hingenommen. Warum ncoh mal will er es Athos erst nach der Hochzeit sagen? Und sag mal, wieviel zeit ist denn bitte nach der Trennung von Athos und Aramis und dem ende vergangen? Wenn Athos so besorgt war, warum ist er denn dann nciht glich nach dem bischöfflichen Termin zurück zu Aramis geeilt? Diana war wohl etwas ungehalten? Na ja, sie hat ja auch allen Grund Gefahr zu wittern...
D'Artagnan macht sich großartig! Ein fantastischer Freund und cleveres Bürschen.
Der Arzt ist ein widerlicher Pessimist. Aber hauptsache er hält die Klappe!
Nun aber zum eigentlichen Anliegen:
Wie bitte schön soll ich das Ende interpretieren? Aramis und sterben? Einfach so? Wegen einer Krankheit? Nicht mal heroisch in enm Kampf Mann gegen Mann und möge der bessere gewinnen? Schon so bald? Ohne ein verbales Liebesgeständnis an Athos und wenigstens eine kurze Aussprache?
DAS KANNST DU DOCH NICHT MACHEN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!H atte sie denn noch nciht genug zu leiden? hatten wir armen mitfühlenden, mitfiebernden Leser denn noch nicht genug zu leiden? Das kannst du ihr und uns einfach nicht antun. *Niagarafälleheult* Suche doch bitte in deiner unglaublich ausgestatteten Inspirationskammer in deinem Gehirn nach einem Wunder, welches Aramis nicht sterben lässt und bringe es mittels deines wunderbaren Schreibstils auf Papier... bitte! *schnief*
Ja...ähm *räusper* wie gesagt, ich bin noch ziemlich mitgenommen und erwarte sehnsüchtig das nächste Kapitel...*zittertundeinbisschenAngstdavorhat*
Und damit gebe ich das wort an Milagro und natürlich alle weiteren Kommischreiber weiter...wenn wir eine Unterschriftensammlung aufmachen würde...wieviele Unterschriften bräuchten wir, damit du es zu einem Happy End kommen lässt? Wieviele Kommis willst du???????????? *bestech*
Ganz liebe Grüße, Romy


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