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Das Märchen vom PIEP (superteuren Edeleis) und der kleinen Yu Eis, Märchen

Autor:  Yu_B_Su
Das Märchen vom PIEP (superteuren Edeleis) und der kleinen Yu

Es war einmal an einem wunderschönen Tag mitten um Juli - STOPP (hier erscheint in Filmen immer das typsische Skretschen, stellt es euch am besten vor) - es war kein wunderschöner Tag, sondern ein verdammt mieser, mal abgesehen vom Wetter, aber dazu später, denn dieser Tag war so miserabel, dass Frustfuttern angesagt war.

Alles begann, als der superteure Werbespot einer bekannten Eisfirma endlich bei mir, der Otto-Normal-Verbraucherin, wie nicht anders zu erwarten war, ankam und mir die Werbebotschaft verklickerte: in meinem ganzen Leben hatte ich nur Billig-Eis genossen, vornehmlich Wassereis ohne Sahne, oder Kugeleis, ohne perfekte Passform, ich war ein Niemand, ich war eine NullAchtFünfzehn-Kundin, ich gehörte zur untersten Liga der Eisgourmets, ich war ein Trauerspiel. Doch mit diesem, ausgerechnet diesem, superteuren, superleckeren und supergehaltvollen Eis würde sich mein Leben ändern. Genauso wie Eva Longoria würde ich leidenschaftlich vor Suche nach der größten Freude meines Lebens, augenscheinlich ein Mann aber dann doch das Eis, durch ein riesengroßes Schloss eilen, ohne ein marineblaues Kleid und erst recht ohne knallroten Lippenstift - beides steht sowohl Eva Longoria als auch mir nicht im geringsten, ich denke grün und rosa Gloss wären besser - ich würde jedenfalls durch die unendlichen Gänge durch die unendlich vielen Zimmer meines alten Schlosses rennen, rasend vor Leidenschaft und der Suche nach etwas, an dem ich sie auslassen könnte, und irgendwann würde ich das Eis entdecken und mich - zuerst - an seiner Zutatenliste laben: Mandeln aus Amerika, Schoki aus Europa, Karamel aus der Eis-Herstellungsfabrik - oh, wie verführerisch klang das! Amerika, das Ausland, das große Amerika - meine Mandeln kommen aus der großen Ferne, dem Land der (Schein-) Glamour-Welt und der Aufgeschlossenheit gegenüber allem und jedem! Und die Schoki - nein, sie kommt nicht aus der schnöden Schoki-Herstellungsfabrik, sondern aus Europa, dem Land der Dichter und Denker und komischen Gesetze, der qualitativ hochwertigen, aber selten kommerziell erfolgreichen Trickfilme, man denke an Tim und Struppi, oder Asterix und Obelix - dieses Eis ist nicht normal, es bringt zusammen, was schon vor ein paar Milliarden Jahren mal zusammen war! Und das alles noch edel in einem Karton verpackt, immer nur Plastikfolie ist ja so langweilig! Auch wenn vom Glanz-Karton eher die Farbe abgeht, aber sieht zumindest edel aus.

Und genauso wie ich den Mann meiner Träume genüsslich aus seinem Klamotten befreien würde, würde ich das Eis aus seiner Glanz-Schachtel packen, sie anpreisen, voller Leidenschaft einmal über seinen Körper lecken, nochmal anpreisen, einen Seufzer der Entzückung von mir geben und ein drittes Mal anpreisen, um mir schlussendlich seinen ganzen Körper und - wenns unbedingt sein muss - auch noch sein Gehirn - das Pendant zur Nährwerttabelle - einzuverleiben. Und es wäre mir egal, ob er nur aus Europa, Amerika oder Deutschland käme. Doch zurück zum Thema:

Der Tag war also total mies, die Sonne schien, aber er war trotzdem mies. Schon lange hatte ich mit dem Gedanken gespielt, es Eva Longoria gleichzutun und das Eis zu kaufen. Bis jetzt scheiterte es am Moment: man wartet immer auf den passenden, aber er kommt nie. Aber an diesem Tag wollte ich es, egal ob es passte oder nicht. Ich klapperte also sämtliche Supermärkte in der näheren Umgebung ab - 10 an der Zahl - und schon hier hätte mir klar werden müssen, dass ich und das superteure Edel-Eis nicht füreinander bestimmt waren: die Hälfte hatte es nicht, die andere Hälfte war zu teuer. Denn als aufmerksame und regelkonforme Marktteilnehmerin halte ich bei jedem Einkauf unauffällig Ausschau nach dem Preis meines must-haves, um dann in das Geschäft mit dem gerinsten zu gehen. Hätte bedeutet: ich hätte mich ausgerechnet an diesem Tag, an dem meine Nerven sowieso schon kurz vor minus-unendlich waren, auf den Weg zum nächsten Kaufhaus machen müssen! Letztendlich habe ich mich doch breitschlagen lassen: erstens hätte der Käse, den ich nebenbei noch kaufte, nicht ewig bei der Hitze in meiner Tasche vor sich hin vegitieren können und zweitens hätte ich ja mal was für das Bruttoinlandsprodukt tun können. Es war so lange her, fast zehn Jahre, dass ich dieser Eis-Herstellungs-Firma zuletzt einen Teil vom meinem Taschengeld gespendet habe, dass ich doch mal nett sein könnte. Trotzdem vermieste mir der Preis noch mehr die Laune. Wieder ein Zeichen dafür, dass heute einfach nicht der richtige Moment war. Zeichen Nummer drei folgte auf dem Fuss: Neugier siegt und so öffnete ich vorsichtig die Pappschachtel - hätte ich es nur gelassen! Denn zum Wohle der Umwelt und meinem Unverständnis hatte man das Eis nicht extra in Folie verpackt - oder die Schachtel wenigistens wiederverschließbar gestaltet. Ok, die Hersteller konnte ja nicht wissen, dass es, Zeichen numero 4, ausgerechnet jetzt anfing wie aus Eimern zu gießen, wie unter Straßenmeißeln zu donnern und wie im Physikunterricht bei der Ladungsmaschine zu blitzen. Mir und dem Eis war einfach kein Happy-End vergönnt. Doch immerhin: es war noch intakt, der Schokomantel unversehrt. Und es blieb unversehrt, bis ich irgendwann mit völlig durchnässter Schachtel zu Hause ankam, Hunger hatte, und herzhaft hineinbiss.

Und abra-kadabra - Mythos entzaubert, Eva Longoria wieder zu Desperate Housewifes geschickt, den netten Typen an mein Bett gekettet und ... ich schweife ab, jedenfalls war mein erster Gedanke: Schmeckt wie Weihnachtsmann-Schokolade.
Zweiter Gedanke: kein Wunder, das ist Vollmilch-Schoki, für einen Zartbitter-Fan wie mich absolutes Neuland - abgesehen von Ostern und Weihnachten.
Dritter Gedanke: Wo stecken mehr Zuckerstücke drin - in einer Flasche Cola oder diesem Eis?
Vierter Gedanke: coole Mandeln! Lecker, mit Schoki umhüllt ...
Fünfter Gedanke: DREI Tropfen Karamell?
Sechster Gedanke: war es das wert?
Siebter Gedanke: Nein.

Und so lebte ich immerhin noch bis zum Ende dieser Kolumne und die Moral von der Geschicht - geschmeckt hat's mir nicht. Aber es gibt ja noch 80 Mio. andere Deutsche. Also: probiert es! (reicht das jetzt, um weder von der Eisherstellungsfirma wegen Verleumdung noch von irgendjemandem wegen Werbung verklagt zu werden?)

cioa, die Yu!